Was ist neu

Gefangen

Seniors
Beitritt
30.06.2004
Beiträge
1.432
Zuletzt bearbeitet:

Gefangen

Gefangen

Das Meer rauschte nicht. Es plätscherte und wisperte, und selbst das schien aus weiter Ferne zu kommen. Ein leichter Wind ging und ließ winzige Sandkörner über ihre bloße Haut tanzen. Teresa lag ganz still auf dem Rücken, die Augen fest geschlossen und fragte sich, woher sie wusste, dass es das Meer war, das sie hörte. Vielleicht wegen dem Sand, vielleicht wegen der Ruhe, die sie empfand. Vielleicht auch, weil das Meer immer ihre Zuflucht gewesen war. Wann immer sie traurig war, das Meer tröstete sie. Wenn sie wütend war, gab es ihr Ruhe und Gelassenheit. Wenn sie sich in ihrem Leben gefangen fühlte, zeigte es ihr die Freiheit. Sie konnte sich keinen schöneren Ort vorstellen, an dem sie aufwachen wollte.
Ein heftigerer Windstoß ließ sie frösteln. Widerstrebend öffnete sie die Augen und setzte sich auf. Grelles Sonnenlicht blendete sie, funkelte über der endlosen Wasserfläche des Ozeans, ließ die ganze Umgebung wirken wie ein überbelichtetes Urlaubsfoto. Teresa war alleine. Um sie herum nur spärlich bewachsene Dünen, rauer Sand und Felsen. Und natürlich das Meer. Es war viel näher, als sie gedacht hatte. Nur einige Meter von ihren bloßen Füßen entfernt zog sich der Spülsaum entlang, umrahmt von winzigen weißen Schnecken und rosigen Muscheln. Über ihr segelte eine einsame Möwe. Teresa beobachtete sie einige Augenblicke lang und musste lächeln. So wild und frei würde sie auch gerne sein.
Doch das Glücksgefühl schwand und machte einer leichten Verwirrung Platz. Langsam wurde ihr bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie hierher gekommen war. Irritiert sah sie an sich herunter. Sie war nackt. Sie konnte auch keine Kleider entdecken, als sie sich umblickte.
Teresa versuchte, sich daran zu erinnern, was sie als letztes angezogen hatte, und wann das gewesen war, und wo. Doch in ihrem Kopf herrschte eine merkwürdige Leere. Keine Bilder, keine Erinnerungen, die ihr erklären konnten, was sie hier machte. Sie konnte sich an ihren Namen erinnern. Teresa. Das war sie. Und sie wusste, dass sie das Meer schon immer geliebt hatte. Und weiter? Ihr Geist schien eine Tafel zu sein, von der man säuberlich alles entfernt hatte. Oder vielleicht war er auch eine Leinwand, auf die jemand noch ihre Erinnerungen malen musste. Doch eines wusste Teresa: sie fühlte sich nicht schlecht. Nur etwas merkwürdig, aber nicht schlecht
Der Wind frischte weiter auf und trieb den schweren, salzigen Tanggeruch des Meeres heran. Von weit draußen klang das Klatschen von Wellen an Felsen. Die feinen Härchen an Teresas Körper stellten sich auf. Der Sand unter ihren bloßen Füßen bewegte sich unruhig. Es wurde Zeit, dass sie sich auf den Weg machte.
Bedächtig setzte Teresa einen Fuß vor den anderen. Ihre Körper schien ihr noch zu gehorchen, auch wenn ihr Geist sie verlassen hatte. Sie steuerte auf eine der Dünen zu, an der eine Holztreppe hinaufführte. Vielleicht konnte sie von dort oben feststellen, wo sie sich befand. Vielleicht konnte sie jemanden um Hilfe bitten. Das alte Holz war rissig unter ihren Füßen, der Handlauf rau und brüchig. Doch wusste Teresa, dass sie sich keinen Splitter eintreten würde, dass ihre Haut unverletzt bliebe. Für heute.
Sie erreichte das Ende der Treppe. Böiger Wind schlug ihr entgegen, kühlte ihre Haut. Das lange Strandgras streichelte ihre Beine. Die Luft schmeckte nach Salz und Freiheit. Vor ihr fiel die Düne wieder ab, genauso steil, wie auf der anderen Seite. Eine Treppe führte hinunter. Und dort unten trieb der Wind Sand über einen Strand. Einen Strand, hinter dem das Meer begann, ewig und endlos.
Teresa setzte sich auf eine Treppenstufe und sah auf den zweiten Strand. Einen Moment lang fühlte sie sich hilflos. Gefangen. Eingesperrt zwischen zwei Ozeanen. Dann schloss sie die Augen und ließ das Meer zu sich kommen. Wie konnte sie denn gefangen sein, wenn das Meer hier war. Das sie beschützte und behütete und immer für sie sorgen würde. Nein, sie war nicht gefangen. Sie legte den Kopf auf die Knie, atmete den Duft der Weite, ließ sich davontragen von dem heiseren Schrei der Möwe.

Teresa träumte.
Sie träumte, sie wäre in einer Stadt. Die Häuser, die Straßen, alles kam ihr unbekannt vor. Drohend und dunkel. Die Luft war schwer von Abgasen, erfüllt von Lärm. Die Kleider auf ihrer Haut schienen Tonnen zu wiegen. Sie drückten schwer auf ihre Schultern und beugten sie. Ihr Kopf war zu schwer für ihren Hals und ihr Blick zu Boden gerichtet. Sie aß etwas, ein Brötchen, aber es schmeckte wie Pappe.
Sie träumte, sie habe einen Mann, er ging neben ihr und hielt sie am Arm. Sein Griff war fest und schmerzhaft, selbst durch den Stoff ihrer schweren, schweren Kleidung. Er sprach, aber sie verstand ihn nicht über den Krach, den die Autos machten. Er sah sie an, aber sie konnte nicht in seinen Augen lesen, denn sie waren hart und kalt.
Sie träumte von einem Gebäude, ganz weiß innen, Desinfektionsmittel stachen in ihre Nase. Der Mann - ihr Mann - zerrte sie voran. Tränen netzten ihre Wangen und sammelten sich salzig auf ihren Lippen. Ihr Körper war so schwer, ihr Bauch schmerzte. Männer und Frauen in weißen Kitteln umschwärmten sie, redeten, lachten, aber auch ihr Blick war kalt. Sie schauderte, wenn sie sie ansah. Sie gaben ihr ein Glas mit einer Flüssigkeit, die sie herunterwürgte. Ihr Mann unterschrieb Zettel, brachte sie in ein Zimmer und ließ sie dann allein. Allein in dem Weißen und Kalten und sie fühlte sich nackt, obwohl sie ein Nachthemd trug. Ihr Arm schmerzte noch immer, wo er sie gepackt gehabt hatte, und das Medikament hatte einen bitteren Nachgeschmack in ihrem Mund hinterlassen.
Sie träumte, sie hätte ein Kind gehabt. Ein kleines Kind, noch ganz hilflos. Aber die Männer in den weißen Kitteln hatten es ihr weggenommen. Sie war nach Hause gegangen, mit dem Mann, der ihr Mann war, zwischen den finsteren Häusern hindurch. Zu einem dunklen Haus mit dunklen, engen Gängen. Mit einer steilen Treppe. Mit einer großen, leeren, schwarzen Wohnung. Eine Wohnung ohne Kinder. Eine Wohnung ohne Lachen. Weit weg vom Meer. Weit weg von ihrem Leben.
Sie träumte, sie stünde am Anfang der Treppe. Die Stufen versprachen ihr etwas, aber sie konnte es nicht verstehen. Sie wollte vorsichtig herunter steigen, aber ihr Schritt ging ins Leere und sie stürzte. Fiel in die Dunkelheit.
Sie träumte, dass sie schlief. In einem weißen Bett schlief. Ihr Kopf war schwer und leer. Eine Maschine wachte über sie, zeigte piepsend, dass sie noch lebte und atmete. Eine Frau in einem weißen Kittel sorgte für sie. Sie war nicht wie die anderen. Sie deckte Teresa zu und sie konnte beruhigt weiter schlafen. Weiter und weiter, bis ans Meer.

Teresa schlug die Augen wieder auf. Ihre Lippen waren rau und salzig, doch es war das Salz des Meeres und nicht der Tränen. Was für ein merkwürdiger Traum das gewesen war. Sie stand wieder auf und blickte sich um. Um sie herum, der Ozean, Dünen, Watt. Rauschen, Klatschen, Möwenschreie. Salz und Tang in der Luft.
Sie war gefangen, gefangen vom Meer. Gefangen in sich.
Langsam stieg sie die Stufen zum Strand hinunter. Spürte den Sand zwischen ihren Zehen, als sie zur Brandung lief. Das Wasser kühlte ihre Füße, streichelte ihre Haut. Sie fühlte sich so leicht. Niemand, der sie niederdrückte. Sie watete zu einem Felsen und kletterte darauf. Der Stein war glitschig vom Tang. Über ihr kreiste immer noch die Möwe. Teresa blickte hinaus aufs Meer. Hier war sie, gefangen. Wollte sie frei sein? Sie wusste es nicht.

 

Ähm... ja, das sollte mal eine Challenge-Geschichte werden. Aus verschiedenen Gründen ist sie das jetzt nicht. Aber ich wollte sie euch trotzdem nicht vorenthalten. Weiß nur mal wieder nicht, wo sie hinsoll.

 

Hi wolf (groß und böse),

ich glaube nicht, dass du mir die Geschichte zerreden kannst. Und du kanns es glauben, oder nicht: deine Kritik finde ich nicht unkonstruktiv.

Es war eben ein Versuch, so ein Gedankenspiel, und außerdem musste ich mal etwas anderes tun, als auswerten. Ich werde beizeiten sehen, ob ich das Ding aufmöbele, oder so lasse. Ich sehe ein, dass es wie eine Skizze wirkt, andereseits weiß ich nicht, ob ich es nicht skizzenhaft lassen will... Ich versuche mich eben ab und zu an anderem Geschreibsel...

Mal sehen, was draus wird...

Man sieht/liest/telefoniert sich ;)

Gruß,

Vroni

 

Hi Felsy!

[Offtopic]Ich muss jetzt endlich mal deine Geschichte online stellen. Es ist echt zum Verzweifeln, aber irgendwie trau ich mich nicht, obwohl sie schon fix und fertig auf meiner Festplatte gammelt. Mal sehen, wie ich das noch löse.[/offtopic]

Zur Geschichte: Stil wie immer sehr gut.
Die Idee an sich interessant, schließlich verdrehst du Traum und Wirklichkeit und das Spannende dabei: du drehst die Empfindungen um, der Traum wird realer erlebt als die Realität selbst. Sehr, sehr interessant.

Die Geschichte ist kurz, nicht zu kurz, aber auch lang genug, verstehst du. Recht viel mehr hätte ich nicht lesen wollen, denn eigentlich bleibt die Geschichte nur eine Idee, sie hat keine richtige Handlung, keine richtige Tiefe. Vor allem stört mich dieses Bild vom Meer, das sich wirklich nach der von dir erwähnten "Postkartenansicht" liest. Ein sehr verbrauchtes Bild in meinen Augen, hier wäre etwas anderes, vielleicht auch befremdliches besser gewesen - finde ich.

In diesem Sinne
c

 

HI Felsenkatze!

Stilistisch schön, man träumt fast, sieht das Meer vor sich. Gefällt mir gut. Was jetzt Traum, was Wirklichkeit ist, wird fast zur Nebensache dadurch. Allerdings ist man von den Beschreibungen so gefangen, dass der Inhalt etwas kurz kommt, mir ging es auf jeden Fall so.
Ich an Deiner Stelle hätte vermutlich die Gegenwart als Erzählzeit gewählt - gerade bei solch intensiven Beschreibungen wird es nochmal besser dadurch - mE.

schöne Grüße
Anne

 

Hi Maus,

freut mich, mal eine positive Rückmeldung zu bekommen. :)
Ja, die Handlung. Ic bin mir sicher, dass ich daran etwas tun werde. Bis jetzt bin ich mir noch nicht ganz sicher, was genau, aber ich werde sie sicher ausbauen.

Hm, Gegenwart als Erzählstil... Hab ich in letzter Zeit eigentlich öfter mal gemacht, ich weiß nicht, warum hier nicht. Wahrscheinlich, weil ich deutlich machen wollte, dass das, was Teresa "träumt" zu dem Zeitpunkt schon vergangen ist.

Danke für's Lesen und die Kritik.

Liebe Grüße,

Ronja

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Felsenkatze,

Zuerst einmal ein großes Lob an deine Geschichte. Schöne, nicht aufdringliche Bilder, und ein prima Schreibstil haben mich überzeugt. Zugegeben ist das Thema Abtreibung nicht sehr leicht zu verarbeiten. Es sind nur wenige Details über Kliniken solcher Art bekannt. Dementsprechend gefällt mir dieser Textabschnitt nicht so sehr. Mir fehlen einfach die bildlichen Beschreibungen, die du davor so vortrefflich eingesetzt hast. Außerdem erwähnst du ein paar Mal die weißen Kittel der Ärzte - das wirkt auf mich etwas ideenlos, ich weiß aber, dass du das besser kannst.

Gleich der erste Satz bricht mit der Realität, und lässt den Leser Düsteres vorausahnen. Das Geschehen wirkt umso beklemmender, als dass die Protagonistin Traum und Wirklichkeit scheinbar miteinander vermischt, und sie im weiteren Verlauf nicht mehr auseinander halten kann. Sie verliert sich in ihrer Sehnsucht, um sich ihrer physischen und vor allem psyschichen Leiden zu entziehen. Das Meer scheint ihr dabei eine neutrale Anlaufstelle, nach pantheistischen Gesichtspunkten eine Möglichkeit, sich ihrer Seelenschmerzen zu entledigen.

Lieben Gruß,
moonaY

 

Hallo Felsenkatze,

Die Idee, den Traum der Protagonistin als Realität zu beschreiben und die Wirklichkeit als Traum finde ich gut. Nur hätte ich den Traum am Meer noch ein wenig bizarrer erscheinen lassen, damit die Protagonisten merkt, dass sie ihre Realität mit der im im Traum vertauscht hat.
Ich hoffe du verstehst, was ich ich meine.
Inhaltlich könnte man denken, die Protagonistin hat Beziehungsstress. Z.B. sie möchte ein Kind, er nicht. Aber das wäre in meinen Augen zu klischeehaft und ist bestimmt von dir auch nicht so gemeint. Da du die bewußte mit der unbewußten Realittät tauschst,
könnte es auch was gänzlich anderes sein, etwas vor dem deine Prot flüchtet. Vielleicht (weil es ein Traum ist und die Geburt eines Kindes einen Neuanfang symbolisiert) läuft die Protagonistin vor einer Entscheidung davon. Sie fühlt sich ferngesteuert. Der Wunsch, selbstbestimmt zu handeln ist vielleicht durch Ängste unterdrückt.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo Felsenkatze,

für mich verpufft dein Text leider ein bisschen. Die Beschreibungen des Meeres sind schön. Man kann es förmlich spüren. Auch die Möglichkeit der vertauschten Traum/Wirklichkeit Sequenzen ist interessant. Dem realen Leben scheint deine Protagonisten nur entfliehen zu können, auch wenn es sie in Albträumen immer wieder einholt. Das Meer als Gefängnismauern zeigt letztlich auf, dass sie darin zwar die Freiheit sieht, es sie aber gefangen hält. Hier entsteht jetzt Interpratations- oder Erklärungsbedarf.
Letzlich ist deine Prot in ihrem Leben gefangene, könnte sich fragen, ob sie das nicht auch sein möchte, ob sie dem Geruch der Freiheit nicht traut und deshalb bei ihrem Mann bleibt, der sie zu misshandeln scheint.
Mit "verpufft" meine ich, dass du die Bilder für mein Gefühl nicht konsequent genug zu Ende führst, dass der Traum zu schemenhaft bleibt, um wirklich darüber in ihre Realität zu schauen.

Zwei Detailanmerkungen habe ich noch.

Vielleicht wegen dem Sand, vielleicht wegen der Ruhe, die sie empfand.
Fragst du auch "wemwegen wusste sie, dass es das Meer war"? Dann ist "dem Sand" natürlich richtig. ;)
keine Erinnerungen, die ihr erklären konnten, was sie hier machte.
würde "was sie hier tat" schöner finden

Lieben Gruß, sim

 

Hallo moonaY, Goldene Dame, sim,

hey, ich freue mich, dass ich noch ein paar Leser gefunden habe. Ich habe den Text inzwischen auf meine Arbeits-Liste gesetzt und werde ihn grundlegend überarbeiten, sobald ich dazu komme. Leider kann ich noch nicht genau sagen, wann das sein wird, da warten auch noch andere Projekte.

Trotzdem lese ich aus eurer Rückmeldung heraus, dass der Text es wert ist. Wahrscheinlich werde ich den Mittelteil irgendwie umschreiben und vielleicht dem Meer etwas mehr Surrealität verleihen. Aber es scheint ja vor allem an dem "Traum" zu kranken.

Danke für eure Vorschläge und Interpretationen. Der Text war für mich ein ziemliches Experiment und ich weiß nun, dass er zwar nicht völlig in die Hose gegangen ist, aber durchaus eine Komplettüberholung braucht. Ich habe aber jetzt auch schon einige Vorstellungen, wie ich das vielleicht angehen könnte.
Ich freue mich auf jeden Fall, dass ihr alle Potential in dem Text erkennt, denn dann bin ich auf dem richtigen Weg. :)

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hi Noel,

danke für's Lesen und die Rückmeldung. Die Geschichte war ein echtes Experiment, das noch nicht ganz geklappt hat, wie ich (unter anderem) auch an deiner Reaktion merke. Sie steht auf meiner To-Do-Liste, allerdings nicht sehr weit oben. Da sind noch ein paar andere Ideen, die raus wollen.
Sicher wird es aber eine neue, etwas verständlichere Version geben.

Danke für deine Mühe ;)

Gruß,

Ronja

 

Hallo Felsenkatze!
Hm, der einzige Grund, der die Geschichte für mich „challengeuntauglich“ macht, ist die Tatsache, dass der Aspekt der Suche nicht ganz deutlich drin ist. Aber ansonsten finde ich, du hättest sie guten Gewissens auch im Challenge posten können.
Eigentlich kann ich dir auch nichts sagen, was nicht vor mir schon jemand erwähnt hätte. Mir hat sie sehr gut gefallen, sie hat mich berührt, ich sitze jetzt mit einem Gefühl von Wehmut und Unruhe vorm Computer. Das Skizzenhafte hat mich dabei nicht gestört. Vielleicht würde es dem Mittelteil wirklich gut tun, wenn du ihn ausbautest – andererseits bekam dieser Abschnitt so, wie er jetzt ist, für mich den dumpfen, düsteren Charakter eines Traums, an den man sich beim Aufwachen nur noch schwer erinnert, und das scheint ja auch die Art und Weise zu sein, auf die Teresa die Realität empfindet.
Interessant war für mich, dass ich, obwohl du von grellem Sonnenlicht und Postkartencharakter schreibst, ich vor mir ein blaugraues Meer unter bewölktem Himmel gesehen habe, und zwar die ganze Zeit. Dieses Meer konnte ich aber auch wirklich rauschen hören und riechen.
Es ist wahr, die Geschichte ist eher „handlungsarm“, aber ich befürchte, wenn du sie in dieser Hinsicht erweiterst, wird das zulasten der Atmosphäre, der Stimmung, des Gefühl gehen. Bin trotzdem gespannt auf die neue Version, die du für irgendwann in Aussicht gestellt hast. :)
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Hi Felsenkatze,

mir hat deine Geschichte so gefallen wie sie ist.

Du beschreibst die vielleicht letzten Gefühle einer Frau, die aus ihrem unglücklichen Leben fliehen will.

Teresa ist schwanger.
Ihr Mann will das Kind nicht. Er bringt sie ins Krankenhaus. Das Kind wird abgetrieben.
Wieder zu Hause, erscheint ihr das Leben noch dunkler, ohne Hoffnung. Ihr Lebenswille ist gebrochen.
Sie steht an der Treppe, lässt sich einfach fallen.
Teresa hat den Sturz überlebt. Sie fällt ins Koma.

Nur manchmal wird ihr bewußt, dass sie in einem weißen Bett liegt, liebevoll zugedeckt wird.
Ihr Geist sucht den Ort auf, den sie im Leben geliebt hat.
Das Meer ist ihre Zuflucht.
Ihr zurückliegendes Leben erscheint ihr als böser Traum. Zurück will sie nicht.
Die Realität lässt sie nicht zu.
Sie spürt, das sie gefangen in ihrem Körper ist, zwischen zwei Welten schwebt.
Teresa wird solange am Meer bleiben, bis sie in den Himmel fliegen kann.

Ich weiß nicht, ob es so gut wäre, deine KG auszubauen.
Es ist ihre Seele, die den Frieden finden will, die mit der Vergangenheit abgeschlossen hat.
Aber das mußt du selber wissen.

Wie gesagt, mir hat deine KG so gefallen wie sie ist.
Ist natürlich alles Geschmacksache und eine Frage der Interpretation.

ganz liebe Grüße, coleratio

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Malinche, hallo coleratio,

es freut mich sehr, dass euch die Geschichte trotz der vorher bekrittelten Mängel gefallen hat.

@ Malinche: Ja, der fehlende Suchaspekt war eine Sache, warum das Ding nicht in der Challenge gelandet ist. Zudem hab ich mich wegen des Experimentalcharakters nicht ganz getraut.
Das wolkenverhangene Meer ;) Da hast du mich ertappt. Oder auch nicht. Ich habe nur Helligkeit erwähnt, keine Sonne, und meine Urlaubsfotos sind meist dann überbelichtet, wenn der Himmel so weißlichgrau verhangen ist. Ích glaube, der Foto stellt sich dann auf diese weiße Fläche ein *schulterzuck* Vielleicht hattest du ein ähnliches Bild vor Augen.

@coleratio: :kuss: Du hast die Geschichte genau so verstanden, wie ich sie geschrieben habe. Ehrlich! Ich freu mich total, dass ich dich damit berührt habe. :)

Wenn ich eine überarbeitete Version schreibe, kommt die sowieso in einen Extrathread, schon alleine, wegen der Unterschiede. Auf jeden Fall wird die "neue" etwas anders vom Stil werden.

Ganz lieben Dank und ganz liebe Grüße,

Ronja

 

Hi Felsenkatze,

ich selbst bin großer Fan des Meeres, aber meist auch nur in meinen eigenen Geschichten. Ich glaub, fast in jeder kommt das Bild des Meeres in irgendeiner Weise vor. Daher ist es kaum verwunderlich, dass mir deine Geschichte gefallen hat. Du hast eine sehr bildreiche Sprache (auch das mag ich) und erzählst mit dieser eine sehr einfühlsame Geschichte, der es vielleicht ein wenig an Inhalt fehlt, ansonsten aber in dieser Art funktioniert.
Fehler, oder Stilbrüche hab ich keine gefunden. Auch dafür gebührt dir Anerkennung. Somit bleibt unterm Strich ein sehr positives Urteil meinerseits...warte mal...muss mal eben deinen Namen notieren...so...;)

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,

was für ein schönes Kompliment ;) Danke schön. Bilder zu erschaffen war für mich eine wichtige Intention in dieser Geschichte. Freut mich, dass es mir gelungen ist.
Dieser Text muss für mich noch ein bisschen liegen, bevor ich mich dran machen kann, ihn zu überarbeiten. Wahrscheinlich am ehesten den "Traum"-Teil, der etwas Ausformulierung verdient.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom