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Gegenstücke

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07.10.2015
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Gegenstücke

Durch den Türspalt zieht kalte Luft. Im Flur geht das Licht an. Der dünne Schein streift über das Parkett und über den Bettvorleger, in dessen Flocken er sich verliert. Die Haustür schlägt zu und der Luftzug stoppt.
Karol geht wie immer ohne Schuhe. Ich kenne seinen Gang genau, er setzt die Ballen auf, dann erst die Ferse. So geht er immer, falschrum. Quer durch den Flur ins Wohnzimmer schleicht er, in die Küche, wieder ins Wohnzimmer. Er macht den Fernseher an.
Ein Messer schlägt auf Holz, Karol schneidet in der Küche.
Ich mache die Nachttischleuchte an, nehme das Buch und schlage es auf. Ich will Karol nicht den Eindruck machen, er habe mich geweckt.

„Man müsste dahin gehen, wo die Erde aufbricht“, sagt er, als er sich zu mir auf die Bettkante setzt. Er deutet mit dem Kopf zum Wohnzimmer, wo der Fernseher zu hören ist. Er bläst die Backen auf, formt mit den Lippen einen Krater und stößt Luft aus. „Island. Das lebt alles, das atmet.“
Auf seinem Schoß legt er das breite Holzbrett ab. Tomaten, Paprika, gewürfelter Appenzeller, Weißbrot, Weintrauben, zwei Gabeln. Ich schaue nicht auf, führe meine Finger über die Seite, während Karol zu mir redet. Dann lege ich das Buch doch weg, es ist nicht höflich. Karol spricht wieder von seinem kommenden Durchbruch. Es fehle nur ganz wenig.
„Hier“, sagt er, „iss.“ Er zieht mit dem Fuß den Tritthocker heran, der Bettvorleger faltet sich über dem Parkett auf. Karol stellt das Brett auf die Sitzfläche. Zu trinken bietet er mir nichts an, weil er weiß, dass ich das spät in der Nacht nicht mehr will. Er schneidet die Tomaten in Viertel. „Mit kurzen Messern sticht man sich in den Finger“, sagt er, „lang und scharf muss ein Messer sein, dann verletzt man sich nie.“ Er schiebt ein Tomatenstück auf die Klinge, streut Salz und Pfeffer darauf, hält es mir hin.
„Du hättest mir damals helfen sollen“, sagt er. „Du bist ein Schisser. Angst um die Karriere, ja? Du könntest einmal auf der richtigen Seite stehen, mit mir groß rauskommen, aber dann Angst um die mickrige Karriere. Wirst du sehen, die blasen dir deinen Posten weg, wenn du dich nicht auf mich berufen kannst.“ Ich sage dazu nichts, er erwartet das nicht.
„Ich habe alles zusammen“, sagt Karol. „Nächste, übernächste Woche, dann schick ich das ein. Wenn das draußen ist, die werden sich umgucken. Ich hau das raus, ein Aufsatz nach dem anderen, ich hab alles zusammen.“ Er kichert. „Ich duck mich nicht weg“, sagt er. „Ich hab das alles ausgehalten, bin auf der Stelle getreten, habe mich nicht umwerfen lassen. Von dir nicht und von meinem Vater nicht.“
Er greift nach mir, legt seine Hand auf die Decke und um mein Bein, ich spüre seine Finger.
Er rüttelt mein Bein mit beiden Händen, knurrt und lacht. „Schisser.“ Ich sage dazu nichts. Er hat recht, ich habe mich nicht für ihn eingesetzt an der Fakultät. Er war krank. Was sollen sie ihn einstellen, damit er sich dort blamiert? Karol war damals raus. Mit seinem Vater hatte das nichts zu tun.

„Ich hätte deine Stelle jetzt“, sagt er, „wenn mein Vater mich nicht hätte einschließen lassen.“ Ich schaue Karol an, wie er kaut mit seinem kantigen Kiefer, und suche den Jungen von früher. Die grauen Bartstoppeln gehören nicht zu ihm.
„Er will verhindern, dass ich gehört werde, dass ich meine Ergebnisse zeige. Ich tu ihm ja nichts.“ Er greift nach meinem Bein. „Dir tu ich auch nichts. Ihr seid Windbeutel, ihr habt keinen Schneid, ihr könnt dafür nichts.“

„Was will er denn hier!“ hat Raina gefragt, damals, als es wieder anfing. „Schick ihn weg.“ Sie blieb allein im Schlafzimmer liegen, bis Karol im Morgengrauen gegangen war. „Sag’s doch, der ist dir mehr wert als ich.“ Das war absurd, das hatte so keinen Sinn. „Du musst ihm doch sagen, dass er krank ist. Wenn du sein Freund bist, musst du ihm das sagen.“
Karol war kein Freund, auch früher nicht.
Sich hinterherlaufen und in den Schwitzkasten nehmen, die Köpfe aneinander drücken und mit der Hand durch die Haare rubbeln: Das ging nicht mit Karol. Er war nicht einmal ein Kumpel. Es wäre so falsch gewesen, ihn einen Freund zu nennen, wie es verkehrt war, Raina zu sagen, dass ich sie liebte. Früher, da saß Karol im Studentenwohnheim bei mir im Zimmer und wir sprachen die Nächte durch. Er saß mit vorgerecktem Leib, die Hände im Schoß übereinander gelegt, nur der Kopf bewegte sich. Ruckartig stieß er den Kopf vor, hob die Augenbrauen und kniff sie wieder zusammen, als visierte er vor sich im Raum seine Worte an. „Wir verharren unbeweglich im Augenblick. Die Zeit vergeht, aber das Ich altert nicht.“ Er kniff die Augen zusammen, reckte den Kopf vor. „Die Zeit selbst muss zwei Dimensionen haben. Wir stehen im Zentrum, sie schlägt ihren Radius um uns herum.“
Über solche Dinge dachten wir nach, hielten sie für neu und glaubten an eine große Zukunft.
„Wie ein altes Ehepaar“, sagten die anderen, und mir gefiel das. Damals hörte ich mich gerne mit Karol zusammen genannt. Einer wie er sein, das wollte ich hören. Aber berühren hätte ich ihn nicht können. Diese blasse Haut. Die kurzen Finger. „Jau“, sagten die anderen, „ihr zwei. Das Gespann!“ So war das damals. Ich konnte ihn nicht wegschicken.

Als Raina nicht mehr kam, habe ich gehandelt. Ich habe das Schloss austauschen lassen. Ohnehin hat es nicht geholfen. In der Nacht stand Karol unten und klingelte. Er stand vor der Tür und ging nicht weg. Er klingelte. Irgendwann muss er gehen, dachte ich. Ich machte kein Licht, saß aufrecht im Bett und wartete. Er klingelte wieder. Ich lehnte mich in die Kissen und schloss die Augen. Wie ein Laut von draußen aus der Natur, der mich nichts angeht, sagte ich mir, ein Rauschen in den Blättern, das nichts bedeutet. Ich stellte mir vor, ich läge im Sturm und der Seegang zog Pfiffe aus der Heultonne. Man kann sich nicht auflehnen und den Wind anhalten. Wie das Martinshorn, sagte ich mir, da habe ich keinen Einfluss. Ganz wie das Martinshorn, das jetzt unten in der Siedlung zu hören war und näher kam. Man hat es nicht in der Hand, man kann die Ohren nicht verschließen, wie man die Augen verschließt. Das Martinshorn tat ganz nah einen Stoß, dann verstummte es. Blaulicht schlug durch die Fenster. Ich sprang vom Bett auf.
„Entschuldigung“, habe ich gesagt. „Mir geht es gut. Sie können weiterfahren. Ich habe Musik gehört.“ Ich tippte mit den Fingern auf die Ohren, um die Kopfhörer anzuzeigen.
„Mensch“, sagte Karol, „ich dachte, dir wär was passiert.“ Er schob die Augenbrauen in Falten und schürzte die Lippen.
„Danke“, sagte ich. „Komm rein.“
„Mensch“, sagte er, „hast du mich erschreckt.“ Er drehte den Schlüssel in den Fingern. „Warum passt der nicht?“
„Ich hab meinen verloren“, sagte ich ihm. „Wie hätte ich dir Bescheid sagen sollen, du nimmst ja nicht ab.“

Seit Raina nicht mehr da ist, brauchen wir nicht mehr ins Wohnzimmer zu gehen, da setzt er sich zu mir an die Bettkante. „Ich bin lange auf der Stelle getreten. Du hast immer an mich geglaubt.“ Wenn er so redet, fühle ich mich wirklich, als hielte ich zu ihm. „Mein Vater will mir nicht schaden“, sagt er, „er hat nur Angst vor der Wahrheit.“
Was der Mensch reden kann. Ich habe Lust, das Licht auszumachen und ihn im Dunkeln sitzen zu lassen. Es würde nichts helfen.
Karol rechnet mir seine Ausgaben vor: Ein paar wertlose Bücher vom Versandantiquariat. Brot, Zwiebeln, Reis, Öl. „Mein Vater gibt mir nicht mehr Geld, wer nicht arbeitet, darf auch kein Geld haben.“ Komm schon, denke ich, wie viel brauchst du. Aber man darf ihn nicht fragen, ob er etwas braucht oder wie viel, dann fängt er von vorn an, dann zählt er auf, warum das alles so gekommen ist, dass er hart arbeite, forsche, dass er nicht betteln gehe, dann hört es wieder nicht auf.
Er weist mir sorgfältig nach, dass er mittwochs ein Taxi nehmen musste, dass es nicht anders ging, er musste sich am Hirschgraben zeigen als einer, der sich das leisten kann.
Ich widerspreche nicht. Man braucht Geduld. Man muss versuchen, an etwas anderes zu denken. „Natürlich“, sage ich, oder „Ich weiß nicht“, wenn er doch einmal eine Frage stellt.

Man darf nicht unterbrechen, sonst dauert es länger. Seine Sätze reihen sich pausenlos, er hat Angst vor der Leere, weil er weiß, dass er von mir keine Antworten bekommt. Es ist wichtig, nichts zu sagen. Wenn man etwas sagt, beißt er zu, dann schnappt er nach dem Bissen wie ausgehungert, dreht sich im Kreis darum herum und scharrt mit den Füßen, als wäre noch etwas herauszuholen. Ein verkehrter Fisch an der Angel, wenn man einmal vergisst loszulassen, kommt er zurück.

„Nur das noch“, sagt er. Wieder der Vater. „Ich rede zu viel, stimmt’s?“, fragt er. Ich bestreite das immer. „Nur noch das eine.“ Man muss hoffen, dass er nicht wieder auf einen neuen Anfang stößt.
Noch etwas -
Und dann geschieht es doch. Dann ist es vorbei. Ein Ruck, und man kommt wieder frei.
Karol steht auf. Man darf nichts sagen, was ihn zurückhält. „Lass ruhig stehen“, sage ich, als er das Brett und das Messer abräumen möchte.
Er steht auf und geht. „Also dann,“ sagt er, und ich lächle ihm zu, winke ihm freundlich mit der Hand. Er geht wirklich, dreht sich um und verlässt das Zimmer. Er zieht die Schlafzimmertür zu. Ich höre, wie er durch den Flur geht. Immer den Ballen zuerst, wie einer, der sich anschleicht. Der Wind summt unter dem Türspalt, dann fällt auch die Haustür ins Schloss. Karol ist weg. Endlich ist er weg. Ich sage es mir vor: Karol ist weg. Dann sehe ich die Uhr. Karol ist weg, und die Zeit, die ist auch weg, immer kommt er her und immer nimmt es kein Ende, und dann kann ich nichts dagegen tun, da kocht die Wut hoch, gegen die Zeit, die ich nicht halten kann, gegen den schleichenden Raub, den Karol an mir verübt, jetzt geht er draußen und lacht, und morgen wird er wieder kommen und übermorgen, und dahin ist die Zeit, und es hört nicht auf, nie hört es auf. Ich schlage mit beiden Fäusten auf das Kissen, kralle mich hinein, hole aus und schlage mit beiden Händen das Kissen auf die Matratze, wieder und wieder, und presse die Fäuste zusammen.
Ich werfe nach dem Hocker und das Brett kippt herunter, so dass die Tomaten und das Brot und die Appenzellerwürfel über das Parkett purzeln, das Messer rutscht über den Boden. Ich trete gegen den Hocker, als ich nach dem Telefon greife, und auch die Lampe reiße ich dabei um. Es ist genug. Sie sollen ihn holen. Sie sollen ihn bloß wieder wegsperren. Ich werde sagen, dass er mich mit dem Messer bedroht hat. Ich werde alles tun, damit sie ihn wegsperren, ich will wieder atmen können wie ein freier Mensch.
Am Telefon meldet sich einer. Ich halte den Hörer und mache den Mund auf und hole Luft. „Hallo?“, fragt der Mann. Ich sage nichts. „Hören Sie?“, fragt der Mann. Ich drücke die Faust in die Wange und sage nichts. „Hallo?“, fragt der Mann, und ich sage nichts. „Ist da jemand?“, höre ich den Mann sagen.
„Ist gut“, flüstere ich am Hörer vorbei. Langsam drücke ich die Gabel nach unten, es knackt in der Leitung, dann ist es still. Ich sitze auf der Bettkante, beuge mich zum Boden und stelle die Lampe auf. Es ist ja vorbei.
Ich werde ihm morgen dreihundert überweisen. Er soll nicht denken, ich lasse ihn hängen, weil er sich wieder ein Taxi genommen hat.

 

Moin Erdbeerschorsch,

nun schleiche ich seit Tagen um Deine Geschichte drum rum, bin einfach sehr unsicher, was ich sagen kann und wie. Aber es ist Challenge, also versuche ich wenigstens eine kleine Eindruck, konstruktiv ist ja auch schon ganz viel gesagt.

Ich hab Deine Geschichte in einem Rutsch gelesen,anfangs tat ich mich mit dem Wechsel von Beschreibungen von "Stilleben" und dann wieder so tolle Beschreibungen wie seinem Barfussgehen schwer. Ich kann es nicht genauer ausdrücken, aber an einigen Stellen kam es mir wie ein Wechsel des Erzählers, der Stimme vor, halt mit unterschiedlichen Blickwinkeln. Aber Deine unglaublich greifbaren Dialoge und die so gut vorstellbare, sehr deprimierende Situation haben mich mitgerissen.

Diese Unlösbarkeit, dieses Ausgeliefertsein, hauptsächlich ja dem eigenen Charakter, Anspruch ans Leben und Verhalten - Klasse eingefangen. Ich grüble jetzt noch, wie ich entscheiden würde, was für mich richtig wäre ...
Toll, wenn eine Geschichte so nachgeht. Sorry, Erdbeerschorsch, es sind nur Brocken und Eindrücke geworden, aber ich kaue noch auf der Geschichte rum. Toll geschrieben, sonst würde das wohl nichts so sein.

Beste Wünsche
witch

 

Hallo erdbeerschorsch,

anfangs wird eine enorme Spannung aufgebaut, ich überlege mir beim Lesen, was das Besondere an der Beziehung zwischen Karol und dem Ich-Erzähler ausmacht, überhaupt frage ich mich, wer Karol ist, wie er aussieht, welches Geheimnis er trägt. Antworten erhalte ich dann im Lauf des Textes nur spärlich, auch indirekt erschließbare finde ich kaum. Da schwingt was zwischen den beiden, klar, ein Wind vielleicht, Schuld, Verpflichtungen, aber was genau, bleibt offen. Aber wie du es schaffst, sprachlich umsetzt, diese Spannung aufzubauen, Neugierde zu wecken, das ist schon ziemlich stark, insofern habe ich den Text genossen.

Stellen aus dem Text:

„Man müsste dahin gehen, wo die Erde aufbricht“, sagt er, als er sich zu mir auf die Bettkante setzt.
ein hübscher msytischer Satz, danach habe ich auf Erklärungen, Bezüge gewartet, vergeblich, oder ich habe sie übersehen.

Man muss wie das hohe Gras sein, das sich im Wind beugt. Man muss sich treiben lassen, bis man auf Land trifft.
wenn du im Wasser treiben ergänzt, fände ich es klarer ausgedrückt, so suche ich nach dem Bezug im Graswind-Satz.

Ein verkehrter Fisch an der Angel, wenn man einmal vergisst loszulassen, kommt er zurück.
das Bild verstehe ich nicht, aber ich angle auch nicht.

Ich werde ihm morgen dreihundert überweisen. Er soll nicht denken, ich lasse ihn hängen, weil er sich ein Taxi genommen hat.
dreihundert ist ganz schön viel für eine Taxifahrt.

Liebe Grüße und Erdbeerhimmelsjahr für dich
Isegrims

 

Hey erdbeerschorsch,

Der dünne Schein streift über das Parkett und (über) den Bettvorleger, in dessen Flocken er sich verliert. Die Haustür schlägt zu und der Luftzug stoppt.

Mal davon abgesehen das ich das doppelte "über" für unnötig erachte, kann ich mit einem flockigen Bettvorleger nichts anfangen. Mir will da kein Bild kommen. In den Flocken des Bettvorlegers :confused:

Ich mache die Nachttischleuchte an, nehme das Buch und schlage es auf. Ich will Karol nicht den Eindruck machen, er habe mich geweckt.

Mir fehlt da ein "auf".

Das ist sprachlich schon alles, was mir sprachlich aufgefallen ist. Ja, ein ziemlich beeindruckender Text irgendwie. Beeindruckend für mich, wie Du dieses Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht einfängst. Dieses, ich muss doch was tun, und man es gegen alle Vernunft aber doch aussitzt, nichts tut, aus welcher Motivation heraus auch immer. Ein Gefühl, was sicher jeder kennt, und was ich nicht mal richtig beschreiben kann, dein Text aber, der kann das.

Es wäre so falsch gewesen, ihn einen Freund zu nennen, wie es verkehrt war, Raina zu sagen, dass ich sie liebte.

Schön. Alles gesagt in dem Satz irgendwie.

Früher, da saß Karol im Studentenwohnheim bei mir im Zimmer und wir sprachen die Nächte durch. ...
Über solche Dinge dachten wir nach, hielten sie für neu und glaubten an eine große Zukunft.
„Wie ein altes Ehepaar“, sagten die anderen, und mir gefiel das. Damals hörte ich mich gerne mit Karol zusammen genannt. Einer wie er sein, das wollte ich hören. Aber berühren hätte ich ihn nicht können. Diese blasse Haut. Die kurzen Finger. „Jau“, sagten die anderen, „ihr zwei. Das Gespann!“ So war das damals. Ich konnte ihn nicht wegschicken.

Für mich bleiben nach diesem Absatz auch keine Fragen offen. Die beiden waren eben keine Kumpel, die Alltag teilten, sondern die konnten super debattieren. Das war ihre Grundlage, und das möchte Karol auch heute noch.Nur hat er sich eben irgendwann in dieser "Kopfwelt" verlaufen, und fand den Ausgang nicht mehr. Ich habe zwei Bekannte, denen ging das auch so. Sie bekamen Medikamente, damit ging es wieder, aber die Nebenwirkungen ließen sie die Medis auch gern wieder absetzen, und das Karussel begann sich von neuem an zu drehen. Die beiden habe ich in Karol wiedererkannt.

Das Martinshorn tat ganz nah einen Stoß, dann verstummte es. Blaulicht schlug durch die Fenster. Ich sprang vom Bett auf.
„Entschuldigung“, habe ich gesagt. „Mir geht es gut. Sie können weiterfahren. Ich habe Musik gehört.“

Auch eine Idee. Zeigt auch schön, dass man einen Typen wie Karol eben nicht so fix aus dem Leben bekommt wie eine Raina.

Seit Raina nicht mehr da ist, brauchen wir nicht mehr ins Wohnzimmer zu gehen, da setzt er sich zu mir an die Bettkante.

Das er ihn bis an sein Bett lässt, ihm den Zutritt zur Wohnung via Schlüssel ermöglicht, das spricht ja auch eine ganz eigene Sprache der Verbundenheit. Schuld? Mitgefühl? Das ist ja schon fast so intensiv, als wäre Karol wie ein Bruder. Die beiden müssen echt viel geredet haben.

Karol ist weg, und die Zeit, die ist auch weg, immer kommt er her und immer nimmt es kein Ende, und dann kann ich nichts dagegen tun, da kocht die Wut hoch, gegen die Zeit, die ich nicht halten kann, gegen den schleichenden Raub, den Karol an mir verübt, jetzt geht er draußen und lacht, und morgen wird er wieder kommen und übermorgen, und dahin ist die Zeit, und es hört nicht auf, nie hört es auf.

Toller Satz. So voll mit Verzweiflung und Wut.

Am Telefon meldet sich einer. Ich halte den Hörer und mache den Mund auf und hole Luft. „Hallo?“, fragt der Mann. Ich sage nichts. „Hören Sie?“, fragt der Mann. Ich drücke die Faust in die Wange und sage nichts. „Hallo?“, fragt der Mann, und ich sage nichts. „Ist da jemand?“, höre ich den Mann sagen.
„Ist gut“, flüstere ich am Hörer vorbei. Langsam drücke ich die Gabel nach unten, es knackt in der Leitung, dann ist es still. Ich sitze auf der Bettkante, beuge mich zum Boden und stelle die Lampe auf. Es ist ja vorbei.
Ich werde ihm morgen dreihundert überweisen. Er soll nicht denken, ich lasse ihn hängen, weil er sich wieder ein Taxi genommen hat.

Finde ich einen sehr gelungenen Abschluss. Es wird so weitergehen. Bis er eben doch in den Hörer spricht. Aber ich weiß nicht, ob er es wirklich übers Herz bringt, Karol eine Bedrohung mit dem Messer anzuhängen, und ohne wird es wohl mit der Einweisung schwierig. Jedenfalls nicht, wenn Karol das nicht will. Ich glaube, das packt der Erzähler nicht. Eher zieht er still und heimlich um.

Hat mir gefallen. Die Story ist ja recht großmaschig gestrickt. Da sind viele Lücken. Aber keine ist so groß, dass man durch sie hindurchfällt. Ich jetzt jedenfalls nicht. Doch, das ist schon ein sehr gut gemachter Text. Respekt dafür.

Beste Grüße,
Fliege

 

Lieber erdbeerschorsch,

ich steige sofort ein.

Karol spricht wieder von seinem kommenden Durchbruch. Es fehle nur ganz wenig.
Das erzeugt Neugier, Spannung. Gut gemacht.

„Was will er denn hier!“ hat Raina gefragt, damals, als es wieder anfing. „Schick ihn weg.“ Sie blieb allein im Schlafzimmer liegen, bis Karol im Morgengrauen gegangen war. „Sag’s doch, der ist dir mehr wert als ich.“ Das war absurd, das hatte so keinen Sinn. „Du musst ihm doch sagen, dass er krank ist. Wenn du sein Freund bist, musst du ihm das sagen.“
Das erste und zweite sagt Raina, aber wer spricht jeweils danach?
Und wer ist "sie", die allein im Schlafzimmer blieb? Raina oder die Erzählerin bzw. der Erzähler?

„Die Zeit selbst muss zwei Dimensionen haben. Wir stehen im Zentrum, sie schlägt ihren Radius um uns herum.“
Hier rate ich herum, was die wohl studieren/studiert haben mögen. Aufgelöst wird es ja nicht.

„Entschuldigung“, habe ich gesagt. „Mir geht es gut. Sie können weiterfahren. Ich habe Musik gehört.“ Ich tippte mit den Fingern auf die Ohren, um die Kopfhörer anzuzeigen.
Aha, der Erzähler/die Erzählerin sietzt Karol. Hm. Mir kam das vertrauter vor.
Später sagt er/sie. "Komm rein." Da stimmt was nicht oder ich habe den Anschluss verloren. (?)

Er weist mir sorgfältig nach, dass er mittwochs ein Taxi nehmen musste, dass es nicht anders ging, er musste sich am Hirschgraben zeigen als einer, der sich das leisten kann.
So, er fährt also mittwochs mit dem Taxi zum Hirschgraben. Was ist da?
Wohin und womit fährt er die anderen Tage in der Woche?

Es ist wichtig, nichts zu sagen. Wenn man etwas sagt, beißt er zu, dann schnappt er nach dem Bissen wie ausgehungert,
Mann, ist das ein anstrengender Kerl. Warum gibt er/sie sich mit ihm überhaupt ab? :D

Ja, was soll ich sagen. Ich glaube, ich habe vieles nicht verstanden.

Ist die Person im Bett Mann oder Frau? (Das habe ich womöglich auch nur überlesen.)
Wohnt Karol auch dort oder hat er nur einen Schlüssel und kommt regelmäßig?
Welche Ideen hat Karol denn? War er deswegen eingesperrt (Irrenanstalt)?
In welcher Verbindung stehen die beiden eigentlich? Da immer vom Vater gesprochen wurde, dachte ich an Geschwister.

Habe die Kommentare nicht gelesen. Vielleicht sollte ich das nachholen, damit ich eingefangen werde.

Ansonsten: Sauber, flüssig, gut geschrieben. :thumbsup:

Schönen Tag noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi greenwitch,

das Schöne an der Challenge ist ja, dass man immer auch ein paar Kommentare abgreifen kann von Leuten, die sonst zu dieser Geschichte nichts sagen würden. Das ist doch gar nicht wenig, was du schreibst.

Den Wechsel der Erzählstimme - da habe ich den Verdacht, ich weiß ungefähr, welche Stellen du meinen könntest. Ich habe da am Anfang ein bisschen herumprobiert, ist hoffentlich noch nicht das Ende.

Schlecht bin ich mit deinem Kommentar nun ja nicht weggekommen, und das ist immer erfreulich :)

Besten Gruß
erdbeerschorsch

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Hi Isegrims,

Schön, dass du hier vorbeischaust!

Antworten erhalte ich dann im Lauf des Textes nur spärlich, auch indirekt erschließbare finde ich kaum.
Das schreibst du erst mal ohne Wertung, ich meine aber herauszuhören, dass dir das nicht so gut gefallen hat? Manche möchten mehr wissen, das ist klar; unklar ist mir aber, ob ich auch mehr Antworten geben will. Was genau zwischen den beiden schwingt, das möchte ich eigentlich nicht weiter ausfüllen bzw. vorgeben. Dagegen - nur so zum Vergleich herausgegriffen - die Stelle, an denen der Ich die Sanitäter wegschickt: Das wäre so eine Stelle, wo es auch schon was geziertes hat, die Sanitäter nicht zu nennen. (Hole ich vielleicht noch nach.) Denn da ist inhaltlich nichts offen, da gibt es genau eine Antwort, und deswegen ist es da fast ein bisschen albern, mit dem Verschweigen zu spielen.

ein hübscher msytischer Satz, danach habe ich auf Erklärungen, Bezüge gewartet, vergeblich, oder ich habe sie übersehen.
Sind mal drin gewesen, hab ich rausgenommen. Karols Ideen sind in einer früheren Version weiter so in die Richtung von Vulkanen gegangen. Der Bezug ist jetzt halt nur noch der laufende Fernseher, da läuft grad eine Island-Doku ...

wenn du im Wasser treiben ergänzt, fände ich es klarer ausgedrückt, so suche ich nach dem Bezug im Graswind-Satz.
Hab ich schon vor Tagen stillschweigend umgesetzt, besten Dank!

dreihundert ist ganz schön viel für eine Taxifahrt.
Nee, die dreihundert gibt's für alles Mögliche. Aber man könnte auf die kommen, dem Karol die Unterstützung zu kürzen, wenn er so verschwenderisch damit umgeht.

Schön, dass du unterm Strich bzw. in bestimmten Hinsichten was mit der Geschichte anfangen konntest!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

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Hi Fliege,

Freut mich, dich hier zu begrüßen!

Mal davon abgesehen das ich das doppelte "über" für unnötig erachte, kann ich mit einem flockigen Bettvorleger nichts anfangen. Mir will da kein Bild kommen. In den Flocken des Bettvorlegers
So ein flockiger Bettvorleger halt ... Ganz so großartig find ich das auch noch nicht, aber der Bettvorleger verortet die Szene halt im Schlafzimmer, den kann ich nicht einfach abräumen, ich müsste ihn ersetzen.


Mir fehlt da ein "auf".
"Ihm den Eindruck machen" - sollte schon ohne "auf" gehen, meine ich.

Ja, ein ziemlich beeindruckender Text irgendwie.
Das lese ich nicht ungern :)

Für mich bleiben nach diesem Absatz auch keine Fragen offen.
Schön, das ist wichtig, zu hören!

Die beiden habe ich in Karol wiedererkannt.
So was ist natürlich besonders erfreulich, wenn die Geschichte gewissermaßen den Reality-Check besteht :)

Aber ich weiß nicht, ob er es wirklich übers Herz bringt, Karol eine Bedrohung mit dem Messer anzuhängen
Also, mal unter uns: ich glaub's nicht!
Eher zieht er still und heimlich um.
Ja, da sagst du was, auf die Idee könnte der wirklich noch kommen.

Schön, dass es dir gefallen hat! Und auch noch einen Dank dafür, dass du mir Stellen gezeigt hast, die dir besonders gefallen haben oder aufgefallen sind. Ist immer schön, so was zu sehen (und ich merke dann auch, dass ich selbst damit wohl häufig etwas zu sparsam bin)

Besten Gruß
erdbeerschorsch

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Hi GoMusic,

von dir kann man immer was mitnehmen, schon deswegen begrüße ich dich sehr gerne hier! Allerdings hast du diesmal an ein, vielleicht auch zwei Stellen doch ein bisschen nachlässig gelesen, das muss ich schon sagen :teach:

Und wer ist "sie", die allein im Schlafzimmer blieb? Raina oder die Erzählerin bzw. der Erzähler?
Lieber GoMusic, da ja der Erzähler bzw. Erzählerin sich mit "ich" bezeichnet, wird "sie" wohl - weiß der Teufel wer sein, sicher aber jemand anderes!

Aha, der Erzähler/die Erzählerin sietzt Karol. Hm. Mir kam das vertrauter vor.
Später sagt er/sie. "Komm rein." Da stimmt was nicht oder ich habe den Anschluss verloren. (?)
Du hast den Anschluss verloren! Erzähler/in siezt die Sanis. Ich nehme die Schuld da im Zweifelsfall allerdings auf mich. Ich hätte ehrlich gestanden zwar nicht damit gerechnet, dass man hier stolpert. Aber es stimmt schon, die Sanis nicht zu nennen ist vermutlich eine etwas alberne bzw. unnötige Rätselhaftigkeit.

Alle anderen offenen Fragen, die du hast, beantwortet der Text aber wirklich nicht. Da kann ich dir nichts anhängen. :schiel:

Hier rate ich herum, was die wohl studieren/studiert haben mögen.
Und, was tippst du? (Muss ja übrigens gar nicht sein, dass die Frage mit dem Studium zusammenhängt.)

So, er fährt also mittwochs mit dem Taxi zum Hirschgraben. Was ist da?
Keine Ahnung. Faule Ausrede, stimmt, aber muss man das wissen? Oder müsste wenigstens ich eine Antwort darauf haben? Mir ist nichts Konkretes eingefallen ... Jeder hat so seine Termine, ich hätte gehofft, das reicht.
Es sollte allerdings besser doch "letzten Mittwoch" heißen, dann würde sich die folgende Frage:
Wohin und womit fährt er die anderen Tage in der Woche?
womöglich weniger aufdrängen.

Ist die Person im Bett Mann oder Frau? (Das habe ich womöglich auch nur überlesen.)
Nee, nicht überlesen, bleibt offen.

Wohnt Karol auch dort oder hat er nur einen Schlüssel und kommt regelmäßig?
Kommt nur regelmäßig. Da wäre ich jetzt auch nicht von alleine drauf gekommen, dass das unklar sein könnte, aber vielleicht hast du recht und das muss deutlicher werden.

Welche Ideen hat Karol denn?
Irgendwelche, mit denen er nicht zu Ende kommt, auch wenn er das selbst glaubt. Das wird nichts mit seinen Publikationen nächste Woche, da leg ich meine Hand ins Feuer.

War er deswegen eingesperrt (Irrenanstalt)?
Ja, zumindest auh deswegen.
In welcher Verbindung stehen die beiden eigentlich? Da immer vom Vater gesprochen wurde, dachte ich an Geschwister.
Darf man denken, wenn es passt.

Tja, jetzt habe ich deine Fragen kaum aufklären können und bin mir auch nicht sicher, ob du auf alle eine Antwort haben möchtest. Aber zumindest in der Masse war dir das Rätseln zu viel. Ob es wohl schon ausreichen würde, die zwei, drei Stellen (die Sanis, der Schlüssel), die wirklich eine definitive Antwort haben, zu verdeutlichen? Viel mehr Antworten wird es jedenfalls nicht geben, das Unscharfe gehört zu der Geschichte dazu und wird im Grunde bleiben. Allerdings: wie die Unschärfen in Szene gesetzt werden, da arbeite ich gerne noch dran!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Gude erdbeerschorsch,

ich frage mich gerade, was ich dir anbieten kann. Bei einem stillen Text wie deinem, der vieles nicht nennt, weiß ich nie, was du bewusst verschweigst und was fehlt - daher kann ich jetzt nur ganz subjektiv den Versuch wagen und sagen, was mir fehlt.

Aber das wichtigste zuerst: ich finde, dir gelingt es, einen starke Atmosphäre aufzubauen. Der Text ist bedrückend, man fühlt sich eingeengt. Dass der Protagonist die ganze Zeit über im Bett liegt, quasi unter der Bettdecke gefesselt, verstärkt das noch. Ein starkes Bild.
Für mich bleibt jedoch zu viel offen und das beginnt mit dem Protagonist ... schwierige Frage, ich weiche vielleicht eher auf "Ich-Erzähler" aus. Protagonist ist ja vielmehr Karol, wie mir scheint.
Für mich ist der Erzähler sehr unklar charakterisiert. Ich weiß nicht, wen ich vor mir habe, bis zu dem Rückblick und folgendem Satz:

Wenn du sein Freund bist
nicht mal, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Hier muss er als "Freund" (nicht Freundin) wahrscheinlich männlich sein. Die zentrale Frage folgt aber noch: warum? Es wird eine bizarre Beziehung angedeutet und man kann sich vieles darunter vorstellen, nur fehlen mir hier letzten Endes die Details, um mir eine eigene Erklärung zusammenbauen zu können. Eine gewisse Faszination ja, aber reicht das für den Terror aus, den Karol ausübt - denn so würde ich das permanente, bedrohliche Eindringen ins Haus, ja direkt ins Schlafzimmer schon bezeichnen.

Hier würde ich für mehr Details plädieren, da es den emotionalen Effekt deiner Geschickte stärken würde. Leser leiden üblicherweise stärker mit, wenn sie sich mit einer Person emotional verbinden können. Diesen Effekt merkt man bereits, wenn bei Nachrichten ein Einzelschicksal herausgegriffen wird statt zu sagen, es starben X Leute bei einem Unfall.
Zentrale Fragen wären dann für mich: Was studieren die überhaupt? Wie alt sind sie? Welche Freunde haben sie noch? Welche Wünsche? Welche Ängste?
Daraus könnte sich ein Bild herauskristallisieren, dass anzeigt, warum der Erzähler Karol nicht wegstößt und mich als Leser in seine Zwickmühle hineinziehen.

Meine nächste Frage wäre dann, was mit Raina passiert ist. Sie ist weg, der Erzähler konnte ihr nie die Liebe gestehen. Ich könnte jetzt vermuten, dass Karol sie "weggeschafft" hat. Sie war eine Bedrohung in dem Sinne, dass sie seinen Freund beansprucht hat. Der Erzähler wollte sie in diesem Szenario schützen, indem er ihr nicht stärkere Nähe offenbarte.
Andererseits könnte ich auch sagen, sie ist einfach irgendwann weg, weil es mit dem Erzähler zu nichts geführt hat und sie sich Dinge wie eine Beziehung usw. wünschte. Bleibt offen - für mich persönlich (!) zu offen. Ich zucke da derzeit eher mit den Achseln, auch wenn das Gedankenspiel zugegebenermaßen Spaß macht. ;) Für das erste Szenario finde ich aber nur unterschwellig eine physische Bedrohung seitens Karol (die ungefragte Berührung am Bein, das "ich tu ja nichts" und das Essen-auf-einem-Messer-präsentieren könnte ich nehmen, aber puhh ... da sehe ich mich doch auf sehr dünnem Eis wandern).

Zum Schluss hin nur noch eine Frage:

„Island. Das lebt alles, das atmet.“
entweder heißt das "Island lebt alles, das atmet", was ein sehr komischer Satz wäre - oder Karol macht hier einen Sprachfehler. Meine Idee wäre ja letzteres, da es mir eine schöne Einleitung für seinen generell recht "groben" Stil zu sein scheint. Ich wollte nur mal fragen, ob das so beabsichtigt war, mir gefällt es nämlich so :D


Damit bin ich mit meinem Gedankenspiel am Ende, vielleicht ist tatsächlich etwas dabei, dass dir auch wirklich hilfreich ist. Ansonsten Dankeschön für die interessante Lektüre und liebe Grüße,

Vulkangestein

 

Hi Vulkangestein,

merci für's Lesen und und für den Kommentar! Wenn du sagst, was dir fehlt, dann ist das doch genau das, was ich hören will. Ob die offenen Fragen Absicht sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Wenn dir was fehlt, ist es ja wuscht, ob ich das absichtlich nicht drin habe, es gefällt dir halt nicht, und wenn ich möchte, dass es gefällt, werde ich nicht umhin kommen, auch über meine Absichten nachzudenken.
Dabei freut es mich sicherlich, dass du trotzdem auch - zumindest in einigen Hinsichten - etwas mit dem Text anfangen konntest.

Die Anregung, den Ich-Erzähler schärfer zu konturieren, würde ich an sich ganz gern aufgreifen, vielleicht tue ich sogar wirklich, aber dazu müsste mir halt erst etwas einfallen :) Zumindest aber bin ich mir in der Folge deines Kommentars womöglich etwas klarer darüber geworden, in welche Richtung ich dabei gehen würde.

Diese Punkte:

Was studieren die überhaupt? Wie alt sind sie? Welche Freunde haben sie noch?
gehören nämlich nicht dazu ... Das erscheint mir irrelevant, das wären meinem Empfinden nach Schnörkel, die zur Ausschmückung vielleicht ganz nett sein könnten, aber - zumindest so, wie ich das umzusetzen fähig wäre - als behelfsmäßige Schnörkel erkennbar blieben.

Dagegen:

Welche Wünsche? Welche Ängste?
- das klingt schon viel reizvoller, allerdings auch weniger konkret, bedeutet also mehr Arbeit für mich, da eine Antwort zu entwickeln. Trotzdem habe ich, indem ich nebenbei so ein bisschen darüber nachgedacht habe, ein paar Ideen bekommen, was ich vielleicht machen könnte. Ganz klar vor Augen habe ich es noch nicht, aber immerhin ein paar vage Ansätze, aus denen vielleicht noch was wird.

Das:

Daraus könnte sich ein Bild herauskristallisieren, dass anzeigt, warum der Erzähler Karol nicht wegstößt
werde ich allerdings aller Voraussicht nicht klarer zeichnen. Dem Ich-Erzähler, vielleicht auch Karol, noch ein paar Dinge mitzugeben, so dass der Leser größere Nähe empfinden kann, das wäre sicher nicht schlecht. Warum er ihn nicht wegstößt - dass wäre sicherlich auch ein Weg den man gehen könnte, das zu vertiefen. Aber ich merke seltsamerweise, dass ich selbst überhaupt nicht daran interessiert bin, das genauer zu wissen oder eben zu bestimmen. Deswegen lasse ich es wahrscheinlich ...

Raina, was mit ihr passiert und so - ja, da dürfte sicher gerne noch etwas mehr Fleisch dran, dass sehe ich selbst auch eher als Lücke.

Die

physische Bedrohung seitens Karol
verstärken - das habe ich mir auch überlegt, oder vielmehr: Ursprünglich hat es zum Plan gehört, sie deutlich stärker zu zeichnen. Aber irgendwie bin ich davon abgekommen. Nicht ganz ausgeschlossen, dass ich da nochmal zulange, aber so ganz sicher bin ich mir nicht, das kann auch schnell effekthascherisch werden )wogegen andrerseits nicht unbedingt etwas zu sagen ist).

entweder heißt das "Island lebt alles, das atmet", was ein sehr komischer Satz wäre - oder Karol macht hier einen Sprachfehler. Meine Idee wäre ja letzteres
Ja, das auf jeden Fall, ob es aber ganz so bewusst als
Einleitung für seinen generell recht "groben" Stil
beabsichtigt gewesen ist, kann ich dir gar nicht mal sagen. Jedenfalls finde ich, der Satz steht ihm ganz gut, und es freut mich, dass du das auch so siehst.

Soviel also zu deinen Überlegungen. Auch wenn ich dir in einigen Fällen nicht entgegen komme, bin ich mir klar darüber, dass du mit deinen Wünschen an den Text nicht allein stehst. Das Teil schmückt sich hier im Rahmen der Challenge ja bisher mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Zahl an Kommentaren, es würde mich nicht direkt wundern, wenn das auch daran liegen sollte, dass es nicht wenigen ähnlich geht wie dir.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hi Bas,

ich danke herzlich für's Vorbeischauen und den Kommentar!

Dass ich nicht gerade der Erste-Sätze-König bin, schwant mir selbst schon seit längerem. Vielleicht rächt sich da, dass ich den ersten Satz insgesamt nicht so feiere, wie manch anderer. Es gibt Geschichten, die von einem ersten Satz leben, und andere, die das nicht tun, finde ich immer. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich keinen guten Anfang zu finden versuche. Hier in diesem Fall ist es womöglich auch die Andeutung zum Thema "Gegenwind", die den Beginn sperriger als nötig macht: Der Luftzug unter der Tür ...

So viele Worte für die ersten zwei Zeilen, tut mir leid, ich versuche mich zu zügeln.
Aber nein, nur zu :)

Das klingt ein bisschen schief, finde ich. Macht man einen Eindruck nicht auf jemanden? Andererseits sagt man ja auch "Der macht mir den Eindruck, als sei er plemplem"
Ja, an solche Formulierungen habe ich gedacht, deswegen habe ich da - obwohl du nicht der erste bist, der "auf ihn" fordert - noch immer nichts geändert. Merkwürdigerweise klingt es für ich in diesem Fall eher schief, wenn ich mir "will auf ihn nicht den Eindruck machen" vorsage. Woran liegt das nur? Ich weiß es nicht.

Das hier empfinde ich allerdings als ein bisschen too much, ich hätte "Es würde nichts helfen" als Ausklang dieser Szene viel stärker empfunden.
Verstehe ich gut. Das sind wieder solche "Gegenwind"-Spielereien. Der Gegenwind ist hier ja insgesamt metaphorisch, aber trotzdem dachte ich, es wäre doch lustig, in auf mehreren Ebenen rauszulassen. Gut möglich, dass ich diese beiden Sätze doch noch streiche.

Mann, was eine Qual, diese Geschichte, wenn man ähnliche Situationen kennt.
Freut mich, ich habe dich gerne gequält. :D

Aber noch mehr freut mich natürlich deine Begeisterung! Ein paar Dinge würde ich schon noch gerne ausmerzen, einige davon sind in den Kommentaren angesprochen worden. Ich komme nur nicht so richtig dazu, mir da mal in aller Ruhe was zu überlegen.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hallo erdbeerschorsch,

nachdem unsere letzte Begegnung aufgrund meiner Hirnbahnverstopfungen von so eigenartiger Natur war, war es mir ein Verlangen, mich hier wenigstens kurz zu Wort zu melden.

Ich habe deine Geschichte von Karol bereits vor einigen Wochen gelesen und noch immer hallt sie nach, sie hat sich auf ganz spezielle Weise bei mir eingenistet - wie Karol selbst, quasi.
Die unterschwellige Manie auf der einen, die kaum ertragbare Anspannung auf der anderen Seite, das sind zwei ganz besondere Gegenstücke, die eine Stimmung hervorrufen, die man nur schwer beschreiben kann. Irgendwas zwischen hypnotisierend und beklemmend, zwischen Hilflosigkeit und Lähmung und kurz-vorm-Vulkansausbruch. Auf jeden Fall aber faszinierend und - so viel mehr.

Ich hoffe, so ein Streichelkommentar löst bei dir kein Unbehagen aus, Textkritik habe ich aber keine parat, wozu auch. Vielen Dank für die Erfahrung!

Liebe Grüße,

Lani

 

Hi Lani,


Ich hoffe, so ein Streichelkommentar löst bei dir kein Unbehagen aus
Neinnein, nur Behagen.
Schön, dass du das Teil ausgegraben hast.

Viel Spaß noch mit Karol :D Aber nicht das Schloss austauschen, wenn er dir zu viel wird, geht schief!

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

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