Was ist neu

Geile Zeit

Empfehlung
Mitglied
Beitritt
19.08.2015
Beiträge
270
Zuletzt bearbeitet:

Geile Zeit

Ständig habe ich Angst. Eine Scheißangst vorm Sterben. Sie sitzt mir im Nacken. Tag und Nacht. Lässt mich kaum zur Ruhe kommen. Es fühlt sich an wie in einem Film, in dem ein Mädchen von einem Kerl verfolgt wird, der ihr an die Wäsche will. Sie rennt und rennt und rennt, und er ist ihr dicht auf den Fersen; sie riecht seinen stinkenden Atem, rennt schneller, hängt ihn ab. Er hetzt nach, holt auf und ist wieder hinter ihr. Die junge Frau, sie läuft um ihr Leben. Schwitzt, keucht, weiß, am Ende wird er sie kriegen.

Doch es gab mal eine Zeit, da konnte ich die Pausetaste drücken und ein ganz normales Mädel sein. Dann stand ich in der Turnhalle. Verteilte Kreidestaub auf meinen Händen, und alles war ruhig. Nur Friede und Stille in meinem Kopf. Oder wenn ich mit Jayden zusammen war – noch viel besser. Wie hunderttausend, ach was, eine Milliarde Sporthallen.
Ich kenne ihn seit meinem ersten Schultag. Nicht der mit der Tüte voller Süßigkeiten und Fotos machen. Nein, der danach, wo es ernst wurde. Der, an dem Herr Fuchs ins Schulzimmer kam. An seiner Seite ein Junge in Turnschuhen. Breitbeinig stand er da, das rechte Knie leicht angewinkelt. Die Daumen in seine Gürtelschlaufen eingehängt. Trug ein T-Shirt mit rotem Ami-Auto drauf. Auf dem Kopf eine Baseballmütze, unter der braune Locken hervorquollen. Sein Blick wanderte durch den Raum. Fing in einer Ecke an und zog sich durch die Klasse, ohne abzusetzen. So, als würde er mit den Augen das Haus vom Nikolaus malen. Zwischendurch zuckten seine Kiefer und ich hätte schwören können, dass er Kaugummi kaute. Ui, ui, ui, der traute sich was. Schon sein Käppchen verstieß gegen die Ordnung.
Er wurde zwischen Carmen und mich gesetzt.
»Hey, ich bin Jay.«
Das werde ich nie vergessen. Ist in mir drin, wie Herzklopfen und Atemgeräusche. Hey, ich bin Jay. Dabei hat er mich angesehen, als wolle er jetzt sofort alles über mich wissen.
Während Carmens Augen fast aus den Höhlen purzelten und sie ´n Ami, ´n richtiger Ami wisperte, fand ich sein Shirt interessant und sagte: »Ich heiß Valle. Corvette is´super.«
Ja, und dann begann das, was wir später geile Zeit genannt haben und weswegen ich jetzt heulend hier sitze und nicht anders kann, als an jenen Tag zu denken. Meinen letzten Tag mit Jayden …

***​

Auf dem Plattenspieler drehte sich eine Scheibe. Bon Scott sang von Jean, deren Lächeln ihn Sterne sehen lässt und von der er weiß, wie sie es haben will.
»Du hättest dort dein Abi machen können«, sagte Jayden. Er saß vor dem Bett. Mein Kopf lag in seinem Schoß, und er begann, sich eine Strähne meines Haares um den Finger zu wickeln. »Mir bei den Viechern helfen. Und dich von meiner Granny verwöhnen lassen.«
Vorsichtig zog er den Finger aus der Locke und legte sie mir zurück auf die Brust.
Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
»Dein Texas ist verdammt weit weg. Wie soll ´n das gehen?«, fragte ich und zeigte auf meinen Brustkorb. »Es fängt an, mich in die Knie zu zwingen – die Turnerei kann ich schon mal an den Nagel hängen.«
Ich ballte meine Hände zu Fäusten. Öffnete sie, schloss sie. Öffnete sie und schob sie mir unter den Hintern.
»Ich weiß. Es ist nur … Fuck, ich hätt dich so gerne dabei.«
»Meine Eltern würden´s eh nicht erlauben«, sagte ich und merkte selbst, wie trotzig das klang.
»Fünf Jahre, Honey. Höchstens. Dann machen wir Nägel mit Köpfen.«
Ich sah zu ihm auf: Seine Locken standen wild vom Kopf ab und umrahmten das schmale Gesicht. »Wird das jetzt ´ne Verlobung, Killinger?«
Jaydens Mundwinkel fielen nach unten. »Was reagierst ´n gleich so angefressen?«
»Weil ich vielleicht tot bin, wenn du zurückkommst.«
Ruckartig zog er die Beine unter mir hervor und sprang auf. »Hör auf, immer so ´nen Scheiß zu reden. Wenn du leben willst, dann quatsch nicht vom Sterben«, schnauzte er, war mit zwei Schritten an der Tür und warf sie knallend hinter sich zu.
Don´t go and leave me. Cause I love, I love you, I love you. Don´t leave me(1) sang Bon und ich musste an mich halten, um nicht gegen den Plattenspieler zu treten.
Was für eine beknackte Woche. Und jetzt war auch noch Jayden wütend. Kam einfach nicht mit der Wirklichkeit zurecht. Verdrängte. Ignorierte. Ließ nichts an sich heran. Mein armer Jayden.

Paar Minuten später war er wieder da. Ich hatte mich auf die Seite gedreht. Lag auf seinem Bettvorleger, schluchzte, und der Plan war, mich in den Schlaf zu heulen.
Jayden legte sich hinter mich, schob mir seinen Arm unter den Kopf und machte: »Sch ... sch.«
Gleichzeitig streichelte er mein Haar. Vom Scheitel bis zu den Spitzen, immer in diese Richtung. Er wusste, wie sehr ich das mag. Jayden kaute, roch nach Wrigley´s Spearmint, und wenn ich dicht an ihn rückte, konnte ich seinen Herzschlag und das Heben und Senken des Brustkorbs spüren. Ich liebte das. Gab mir das Gefühl, seine Lebendigkeit würde auch für mich reichen.
Als ich mich beruhigt hatte, sagte er: »Ich versteh´s nicht, wie man ´nem Kind sowas sagen kann. Nee, ich krieg das wirklich nicht in mein Hirn.«
»Die wollten, dass ich mir keine falschen Hoffnungen mache.«
»Bullshit – du warst da viel zu jung. Scheißweißkittel. Schau dich an. Wann hast ´n das letzte Mal durchgeschlafen, hm?«
Ich zuckte mit den Schultern.
»Und? Können die in die Zukunft gucken? Wissen die, was in zehn, zwanzig Jahren is´? Wissenschaftler pennen doch nicht. Medikamente werden besser …«
Er hatte sich in Fahrt geredet. Jetzt senkte er die Stimme und sagte: »Vielleicht kann man´s eines Tages sogar heilen.«
Ich lachte auf.

Viel hatten wir nicht gewusst, über meine Krankheit. Groß erforscht war die noch nicht. Irgendwas mit den Genen. Husten und Sekret in der Lunge. Und dass die Kinder keine hohe Lebenserwartung hätten. Wie ich es gehasst habe, wenn meine Eltern damit hausieren gingen, Aufklärung betrieben. Selbst vor meiner Lehrerin machten sie nicht halt. Ich malte mir damals aus, wie das Gerede seine Kreise zog. Erst in meiner Klasse, dann durch die Schule, bis am Ende das ganze Dorf Bescheid wusste. Ich fühlte mich gebrandmarkt wie ein Rind auf der Killinger-Ranch. Dachte, alle würden tuscheln, sagen: »He, da kommt die, die nicht lange leben wird.«

»Kann ich mir nicht vorstellen, dass die mal was erfinden und alles wird gut«, antwortete ich ihm.
»Du musst´s endlich zulassen, so zu denken«, sagte Jayden. »Was machst ´n in vier Jahren? Nimmst ´n Strick und hängst dich auf?«
»Also echt, Ki…«
Jayden drehte mich zu sich und legte die Hand auf meinen Mund. »Ich will dich nicht ärgern. Ich wünsch mir nur, dass du deine Einstellung überdenkst. Wirst du das für mich tun?«
Er lächelte mich an. Ich sah seine Grübchen, hob den Kopf und küsste sie. Keine Ahnung, ob ich das konnte, worum er mich bat. Wo ich bis eben nicht mal wusste, dass meine Angst, bald sterben zu müssen, nur eine Einstellung von mir war.
Ich zuckte die Schultern, und Jayden pikste mich. Drückte den Finger in die Stelle über meiner Hüfte, wobei ich immer die Beherrschung verlor, wenn er das tat.
»Wirst du das für mich tu-un?«
Ich gluckste und schüttelte den Kopf.
»Wirst … du … das … für … mich … tun?«
Mit jedem Wort ein Stich. Ich kreischte, Jayden lachte. An seinen Lippen hingen Speichelfäden, und ich spürte Spucke im Gesicht.
»Sag schon, sag schon, sag schon, sag schon!«
Er feuerte eine Salve Pikser auf mich ab; ich strampelte mit den Beinen, schrie, lachte, bäumte mich auf – und dann passierte, was ich mehr hasse als eine Kur im Schwarzwald: Ich musste husten. Laut, lang und heftig. Mit Stechen im Brustkorb und Kanonendonner im Schädel. Um besser Luft zu bekommen, setzte ich mich auf. Dieser Husten war anstrengender als eine Zehn-Punkte-Kür am Stufenbarren, und eines Tages wird er mich in der Mitte entzweireißen – so viel ist sicher.
Jayden rutschte hinter mich, legte die Hände auf meinen Rücken. Fühlte. Mal oben, mal unten, mal an den Seiten. Einmal klopfte er ein bisschen. Mit der hohlen Hand, so tat es am wenigsten weh.
Als es vorbei war, hätte ich auf der Stelle in einen Tiefschlaf fallen können, und lehnte mich gegen Jayden. Mein Bauch schmerzte, die Lunge fühlte sich an, als ob sie jeden Moment platzen würde; ich rang nach Luft.
»Das wollt ich nicht«, sagte Jayden und nahm mich in den Arm.
»Niemals Jaydi … wird mich … der Scheißhusten … davon abhalten, … mit dir zu lachen«, stieß ich hervor.
»Gut so. Du musst das echt ändern, sonst gehst du dran kaputt.«
Jayden zog ein Kissen vom Bett und ließ sich mit mir auf den Fußboden fallen. Er murmelte was von einer ordinären Lache, die ich hätte.
Ich machte es mir auf ihm bequem. Spürte seine Hand, die mir durchs Haar fuhr, hörte auf das Rauschen in meinen Ohren und blies beim Ausatmen die Luft durch die Lippen, bis sich alles in mir entspannte. Dann schloss ich die Augen und dachte nach.
Langsam wurde mir klar, wie sehr ich mich getäuscht hatte. Wie konnte ich mich bloß so irren? Verrennen? Annehmen, Jayden würde etwas verdrängen? Er setzte sich mit meiner Krankheit auseinander und machte sich seine Gedanken. Sie waren nur anders als meine. Viel hoffnungsvoller.
»Ach Jaydi, was mach ich nur ohne dich?«
»Du kriegst das hin. Hundertpro.« Jayden lächelte mich an. »Geht´s wieder?« Ich nickte, und er gab mir einen Klaps auf den Po. »Wir sollten mal los«, sagte er, doch als ich aufstehen wollte, hielt er mich fest. »So viel Zeit muss sein …«
Und dann knutschten wir noch eine Weile.

***​

Lautes Gelächter und das Knallen von Autotüren reißen mich aus meinen Gedanken. Zwei Frauen umarmen sich, laufen über den Parkplatz, und ich überlege, wie sie ausgesehen haben, als wir zur Schule gingen.
Mein Blick schwirrt umher. Streift den Rückspiegel. Eine sommersprossige Frau starrt mich mit verheulten Augen an. Ich seufze und befingere mein Gesicht. Drücke in die Wangen, bis ich den Knochen spüre. Das wird hier bald aufgehen wie ein Hefeteig. Hat mich jedoch nicht davon abgehalten, eine Wochendosis Prednison einzunehmen. Sicher ist sicher. Denn heute mache ich Urlaub. Urlaub von der Krankheit. Heute Abend will ich leben. Will wieder mal eine junge Frau und keine Kranke sein. Da ist mir jedes Mittel recht. Um Spätfolgen mache ich mir wenig Sorgen. Es hat alles seine Vorteile – sogar das Sterben.
Mit den Fingern trommle ich gegen das Lenkrad, die Füße zappeln. Ich stelle mir vor, das Gaspedal wäre die Bass Drum: bumm, bumm, bumm. Meine Medikamente machen mich zu einem Nervenbündel, immer bin ich hibbelig.
Jayden. Meine Hände zittern. Der Mund ist trocken. Da soll es helfen, mit den Zähnen über die Zunge zu schaben. Also kratze und kratze ich, bis es weh tut, und sammle Spucke. Schlucke sie runter und lasse mich in den Sitz zurückfallen; ich weiß nicht, woher ich den Mut nehmen soll auszusteigen. Ob ich stark genug sein werde, ihn wiederzusehen? Ich will ihn sehen, ihn umarmen. Will mit ihm sprechen, ihm was erklären und mich verabschieden. Denn meine Zeit wird knapp. Mir geht der Atem aus.
Jayden. Ich sehe ihn vor mir, seinen dunklen Wuschelkopf. Das grinsende Gesicht. Die verfluchten Grübchen. Jahrelang hat mich sein Lächeln verfolgt; in der Nacht gewärmt und am Tag in die Verzweiflung getrieben. Tränen laufen mir aus den geschlossenen Lidern. Wütend wische ich sie weg.
Jayden. Meine erste Liebe. Meine einzige Liebe.

***​

Die Sonne stand tief. Es roch nach verkohlten Steaks und dem Harz der Fackeln. Ein paar Jungs halfen den Mädchen, einen alten Holzkahn an Land zu ziehen. Danach kletterten alle ins Boot. Bernd ging rum, den Arm voller Flaschen, und verteilte Bier; ein Joint machte die Runde.
Jayden stand daneben und nahm einen tiefen Zug. Behielt den Rauch in der Lunge, bevor er ihn durch die Nase entließ.
Ich hatte mir die ganze Zeit seinen Hintern angesehen. Einfach Bombe, in der engen Jeans, und als Jayden mit Bernd ans Ufer lief, linste ich dem Knackarsch hinterher.
Jayden trank Whiskey aus dem Becher. Ging ein paar Schritte rückwärts, stolperte, fing sich wieder und lachte. Dann legte er eine Hand auf die Schulter seines Freundes. Sie neigten ihre Köpfe, und Jayden hörte nicht auf zu quatschen. Bernd verstrubbelte nur seine Vokuhila-Mähne und grinste den Rasen an.
Ich verstand kein Wort und beobachtete Jayden. Kam ins Träumen. Ich stellte mir vor, wie er seine Bauchmuskeln anspannte. Dachte an den dunklen Flaum, der unter dem Nabel ansetzte und einladend in der Hose verschwand. Ich sah mich mit der Zunge über diesen weichen und zarten …
Jayden schielte herüber, spitzte die Lippen und zwinkerte mir zu. Durch meinen Bauch schoss glühende Lava. Ich lächelte zurück.

»Seit wir ihn kennen, wissen wir, dass er nach der Schule abhauen wird«, sagte Carmen, die mit mir am Lagerfeuer saß. »Tja, morgen isser weg.«
Sie langte nach den Treets, warf eine Schokonuss in die Luft und fing sie mit dem Mund wieder auf.
»Tataa!«, rief ich, trippelte mit den Beinen und reckte beide Arme in die Höhe. »Good News: Kann ihn anrufen. Opa zahlt zehn Mark pro Monat.«
Beseelt von dem unerwarteten Reichtum, leerte ich mehr Bols ins Glas, als gut für mich war. Ich kippte eine Ladung Orangensaft obendrauf und nahm einen kräftigen Schluck von dem jetzt grünen Cocktail.
»Mein Grandpa … also mein Grandpa ist sowas von … great«, sagte ich und kaute, als hätte ich den fettesten Bubblegum im Mund.
»Na siehste. Alles halb so schlimm.« Carmen drehte meine Kappe am Schild nach hinten. Ich grinste sie an. Im Badeanzug hockte sie neben mir und warf ein Holzscheit ins Feuer. Es knackte und krachte; ein paar Funken flogen auf. »Jetzt machen wir schön Sommerferien, danach geht’s auf´s Wirtschaftsgymi und dann isser bald wieder da«, zählte sie an den Fingern ab. »Wirst sehn, wie schnell … Oh, guck mal, wer da kommt.«
Ich fuhr zusammen, drehte den Kopf und sah den fünf Grazien im Bikini entgegen, die sich dem Boot von der Seeseite näherten. Sie schubsten sich und kicherten wie Erstklässler.
»Verdammte Eislauf-Tussis«, sagte ich und starrte die Blonde im Tanga an. »Die provoziert mich nicht mehr – die nicht.«

Miss Schlittschuh stand am See und überprüfte die Schleifen an ihrem Höschen. Dabei stieß sie an Jaydens Arm, der seinen Bourbon über sie kippte, ihr ins Oberteil glotzte und garantiert ihre Möpse mit meinen verglich.
Das fängt ja gut an, dachte ich, setzte mich aufrecht und straffte die Schultern.
Jayden sagte »Sorry« und schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. Er lief zur Hütte, wo seine Kumpel vom Eishockey standen. Per Schulterrempler begrüßte er Eric, einen Typen mit ausgeschlagenem Schneidezahn und Carmens großer Schwarm – ganz großer Schwarm.
Blondie kicherte wie eine blöde Zwölfjährige und rannte hinterher. Ich stand auf, taumelte und musste mich an Carmen festhalten.
»Mir reicht´s. Der drück ich ´ne Kufe in die Visage«, sagte ich und wollte los, doch Carmen zog mich zurück.
»Jetzt relax mal. Die hat Dellen am Arsch. Und stinken tut se auch«, sagte sie und wir prusteten los. Lachten, wie man eben lacht, wenn man beduselt und sechzehn Jahre alt ist: laut und gemein. Ich musste bisschen husten und hörte ein leises Rasseln – alles ganz normal.
Die Blondine sah zu uns herüber, lächelte zuckersüß und rief: »Na Valle, viel Spaß beim Trübsal-Blasen.«
Ich zeigte ihr den Mittelfinger. Carmen grunzte.

Bon sang von der Geburtsstunde des Rock´n´Rolls und Angus quälte die Gitarre, dass die Lautsprecher am Radiorekorder dröhnten.(2)
Ich brauchte eine Pause. Saß japsend auf meinem Gartenstuhl, während alle am Rocken waren. Die Eishockey-Boys grölten und tanzten, als hätte ihr Verein die Meisterschaft gewonnen. Jayden stand in ihrer Mitte, hatte sich das Hemd aus der Hose gezogen und aufgeknöpft. Er spielte Luftgitarre und beim Headbangen flogen ihm seine Locken um die Ohren. Wie schön das aussah. Er schien frei von allem, was Sorgen macht; ich konnte mich nicht sattsehen.
In Momenten wie diesem, in denen ich glaubte, an meinen Gefühlen für ihn zu ersticken, da wünschte ich, mit ihm alt werden zu können. Da träumte ich von einer Zukunft. Sehnte mich nach kleinen, goldigen Lockenköpfen mit braunen Augen und Grübchen in den Wangen. Ich habe das nie jemandem erzählt. Der nächste Husten, das nächste pfeifende Geräusch beim Atmen ließ diesen Traum immer platzen, als wäre er ein verdammtes Lungenbläschen.

»Was für ein Hammersong! Was für eine Stimme. Echt schade um den Kerl«, rief Jayden. Er war kein bisschen außer Puste und kam im Duckwalk zum Feuer. »Geht´s dir gut, Honey?«
Ich streckte ihm die Arme entgegen, und als er sich an mich presste, roch ich seine verschwitze Haut. »Jetzt ja.«
»Dann lass uns abhauen«, flüsterte er und gab mir einen Kuss.
Ich nutzte die Gelegenheit, mit der Zunge durch seinen Mund zu fahren. Hoffte, etwas Hasch abzubekommen und wühlte in einer Pfefferminz-Alkohol-Höhle herum.
Jayden schob mich zurück. »Vergiss es«, sagte er, und im Schein der Flammen glitzerten seine Augen. »Wenn du dir was einpfeifen willst, inhalier Kochsalz. Machst das eh zu wenig.«
»Mensch Killinger, manchmal redest du … Nee, also wirklich.«
Ich verzog den Mund wie ein schmollendes Kind und verschränkte die Arme vor der Brust. »Was hast ´n mit Bernd vorhin ausgeheckt?«
Er ging in die Hocke. Hatte plötzlich nichts Wichtigeres zu tun, als mit der silbernen Kette an seinem Handgelenk zu spielen. Drehte sie, bis das Plättchen mit meinem Namen drauf oben war. Strich mit dem Finger darüber, hauchte es an und kratzte ein bisschen.
»He du.«
»Hey you.«
Ich verdrehte die Augen und stieß ihn am Knie. »Sag, dass es nicht das ist, was ich denke.«
Dieser Augenaufschlag. Mannomann. Der Killinger und sein Hundebabyblick.
»Is´mein Texas-Style. Bin beruhigter, wenn er nach dir sieht.«
»Haha, Texas-Style. Sehr witzig«, sagte ich. »Echt, als wär ich sechs. Das ist voll peinlich.«
Ich lächelte, fuhr über seine Backe und legte ihm eine Haarsträhne hinters Ohr. »Jaydi, Jaydi, Jaydi. Warum wundert mich das nicht?«
Grinsend kam er hoch und riss eine Fackel aus dem Boden. »Willst du weiter quasseln oder können wir endlich?«
»Wohin?«
»Überraschung.«
»Yeah«, rief ich und sprang auf.

Ich schlenkerte mit unseren Armen. Wurde immer heftiger, und als Jayden sagte, ich solle ihm nicht die Schulter auskugeln, hörte ich damit auf. Nun hüpfte ich, um in seinen Takt zu kommen, und ging im Gleichschritt neben ihm her.
»Zum Bootssteg?«, fragte ich, als er den befestigten Weg verließ.
Jayden grinste. »Wart hier, ja? Bin sofort zurück«, sagte er und verschwand neben einer Wand aus Schilfgras.
Ich stemmte die Hände in die Hüften und kicherte. Ein wenig schien der See zu schwanken, der geheimnisvoll und dunkel vor mir lag. Nur vereinzelt helle Stellen, wo der Mond die Wolken durchbrach und sich sein Licht auf der Oberfläche spiegelte. Ich dachte an mein Röntgenbild vom letzten Winter und daran, dass ich im Sommer nicht so leicht sterben werde.
Hinter dem Röhricht hörte ich Jayden rascheln und die Fackel in den Kies rammen. Dann stand er neben mir.
»Mach mal die Augen zu«, sagte er und hob mich hoch.
Ich wog keine vierzig Kilogramm, und wenn ich mich auf die Zehenspitzen stellte, reichte ich ihm bis zur Schulter. Aber er stöhnte und ging in die Knie, als ich in seinen Armen lag.
»Wanna tell you a story(3) …«, sang er und ich hielt ihm schnell den Mund zu, fing an zu kreischen.
»Jaydiii! Du bist voll gemein – ich bin nicht fett.«
Jayden warf den Kopf in den Nacken, lachte in meine Handfläche und versuchte, sich von ihr zu befreien; zerrte an meinem Arm und quetschte ein Fourt´two thirt´ninefiftysix(3) heraus. Ich plärrte »Neiiin!« und »Igitt, du hast gespuckt!«, setzte nach, drückte ihm die Hand wieder auf die Lippen, und wir lachten und rangelten, bis mich Jayden nach unten gleiten ließ und über seiner Hüfte trug. »Never had a woman like you(3) …«
»Das ist entwürdigend!«
Ich lachte. Sabber lief mir aus dem Mund und tropfte zu Boden. Ich spürte Jaydens Unterarm am Bauch, starrte auf braune Erde und niedergetrampeltes Gras; zappelte wie verrückt mit Armen und Beinen, schrie: »Nimm mich hoch, nimm mich hoch!«
Jayden stampfte mit den Füßen – nein, er tanzte. Sang und tanzte wie ein Irrer, mit mir unterm Arm, schüttelte mich durch und lachte sich weiter einen ab.
»Los! Sofort!«
Mit einem Schwung war ich oben. »Whole lotta Vallie(3) …«
Seine Augen waren feucht glänzende Schlitze. Die Grübchen so tief, dass man in ihnen einen Puck hätte versenken können – aber er strich mir sanft übers Haar.
»Du bist so ein Arsch. Und singen kannst du auch nicht«, sagte ich und hämmerte ihm gegen die Brust.
»Au!« Er quietschte vergnügt wie Bon, wenn seine Lady für ihn auf allen vieren kriecht.(4)
Ich schlang die Arme um seinen Hals und presste mich an ihn. Roch herbes Aftershave, Kaugummi, Schweiß; meinen Jayden. Schloss die Augen.
»Diesmal musste ich nicht husten«, murmelte ich. »Nicht ein einziges Mal.«

Unter Jaydens Füßen knirschten Kieselsteine. Dann ein dumpfes Poltern, als er über Holz lief. Ich roch Rauch, wurde auf etwas Weiches gelegt und Jaydens Atem kitzelte, als er seine Nase an mir rieb.
»Kannst wieder aufmachen.«
Das Erste, was ich sah, waren Blütenblätter, die auf mich herunterrieselten; und Jaydens Augen, strahlend wie die Deckenscheinwerfer in der Eishalle. Er kniete über mir. An seinem Schenkel lehnte eine Einkaufstüte, in die er seine Hand tauchte, bevor er es erneut regnen ließ.
»Jaydi«, rief ich. »Das … das ist zauberhaft.«
Ich stütze mich auf die Ellenbogen, lachte und sah mich um. Jede Menge Fackeln entlang des Stegs, deren Flammen in der Nachtluft tanzten und uns Licht und Wärme spendeten. Meine Hände tasteten über den Flokati – er ließ mich glauben, auf Daunen zu liegen.
»Einfach zauberhaft«, sagte ich noch mal und spürte die Hitze des Feuers auf meinem Gesicht. Den Armen und Beinen. In meinem Herz. »Und so romantisch.«
Jayden zupfte mir Rosenblätter aus dem Haar. Atmete durch und sah mich an. Seine Augen waren dunkel und tief wie der See. Ich liebte diesen Blick. Tauchte ein und badete darin. Ganz egal, ob ich Jayden mit Fragen über Amerika löcherte, Urkunden und Medaillen vom Turnier mitbrachte oder zur Krankenhausdecke starrte, weil die Infusionsnadel in einer Fußvene steckte. Immer, immer, immer gab er mir das Gefühl, etwas Besonderes zu sein, und plötzlich erkannte ich, warum: Dieser Blick, das waren wir. Jayden und Valentina. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben könnte. Aber auf einmal hatte ich den Durchblick. Auf einmal wusste ich, dass es nie anders sein würde. Sein konnte. Ich verstand alles an ihm. Alles an mir. Und überhaupt. Wenn jetzt einer käme und was von Vererbungslehre erzählen würde, ich war sicher, auch das zu kapieren. Das fühlte sich fantastisch an. Befreiend. Als hätten mir meine Ärzte gesagt, alles wäre ein großer Irrtum gewesen und ich litt gar nicht unter einer tödlichen Krankheit, sondern an was anderem. Etwas weniger Schlimmem. An Asthma vielleicht.
Ich setze mich auf Jaydens Schoß. Saß so dicht auf ihm, dass mich seine Gürtelschnalle zwischen den Beinen drückte.
»Für dich nur das Beste«, sagte er und legte die Hände auf meinen Hintern. »Weil du mich nicht wie ein Schuft dastehen lässt. Als einen, der sein Mädchen im Stich lässt. Du hättest jedes Recht der Welt …«
»Hab ich nicht«, sagte ich und versuchte, das Wasser in meinen Augen wegzublinzeln. »Aber ich will, dass du mir alles schreibst. Hörst du? Ich stell mir das wie ´n Tagebuch vor. Jeden Abend, bevor du ins Bett gehst oder so. Und wenn du ein paar Seiten …«
»Paar Seiten?«
»Doch, doch, doch«, sagte ich und wedelte mit der Hand. »Ich muss mir das vorstellen können. Weißt du? Und Fotos will ich. Haufenweise. Vergiss das nicht. Und …«
»Meine süße, kleine Valle. Du kriegst alles, was du willst von mir.«
Jaydens Worte waren leise und so zärtlich wie seine Lippen und Hände. Die einen lutschten an meinem Ohrläppchen, die anderen fuhren mir unters Shirt.
Mich überkam ein Frösteln. Nur kurz. Nur für die Länge eines Wimpernschlags. Dann stand ich in Flammen. Die Lava im Bauch brodelte, in meinem Unterleib zuckte es. Ich lächelte Jayden an und ließ mich auf den Wollteppich sinken. Räkelte mich. Öffnete die Schenkel. Zog meinen Slip unter dem Rock hervor und warf ihn zu Jayden; doch bevor der auf ihm landen konnte, war Jayden über mir. Seine Haare fielen mir ins Gesicht, weich wie Federn, und streichelten mich. Unsere Zungen spielten miteinander. Waren nass und rau. Der Atem heiß. Ich spürte Jaydens Hände auf meinen Schenkeln, unter dem Rock und stöhnte auf, als er einen Finger in mich schob und ihn langsam bewegte.
Wir grinsten bis hinter die Ohren, weil es sofort anfing zu schmatzen.

Hinter uns raschelte es im Schilf, eine Ente schrie und flog auf. Dann war es wieder still. Nur hin und wieder Musik und Stimmen, die der Wind zu uns herübertrug.
Jayden lag neben mir, hielt mich und küsste die verschwitzte Stelle zwischen meinen Brüsten; ich spielte mit seinen Haaren und unterdrückte ein Gähnen – an Schlaf dachten wir keine Sekunde.
»Mein Salzmädchen«, flüsterte er, und wir lächelten uns an.
»Was meinst du?«, fragte ich, löste mich aus seiner Umarmung und setzte mich. »Ob wir auch zusammen wären, wenn ich diese Sache nicht am Hals hätte?«
Es kitzelte, und ich bekam Gänsehaut, als Jayden mit dem Finger Kringel auf meinen Rücken zeichnete.
»Du und dein Was-wäre-wenn. Das bringt doch nichts.«
»Vielleicht wär ich ja ´ne Andere.«
»´ne große Dicke?«
»Mann, du weißt genau, was ich meine«, sagte ich und merkte erst jetzt, dass die Kreise Buchstaben waren: Er hatte unsere Namen geschrieben und ein Herz darum gemalt.
»Jaja. Und wenn meine Mom kein Heimweh gekriegt hätte?«
»Hat sie aber.«
Jayden stand auf, suchte meine Klamotten und gab sie mir. Nackt stand er da und sah zu mir runter. Sonnengebräunte Haut, mit einem hellen Streifen zwischen Hüfte und Oberschenkel. »Genau. Und du hast diese Sache am Hals. Es is´ wie es is´– leider.«
Er kniete sich vor mich und sank auf die Fersen.
Junge, Junge, Junge. Ich leckte meine Lippen und konnte nicht aufhören, ihm zwischen die Beine zu starren.
Jayden nahm meinen Kopf zwischen die Hände und richtete ihn auf. »Ich weiß, er macht dich kirre. Kannst mir trotzdem zuhören?« Er grinste, und ich grinste zurück. »Lass dir von keinem Doc was einreden. Egal was die sagen: Hör nie auf dran zu glauben, dass es besser werden kann. Verstehst du?«
Als ich nickte, glitten Jaydens Finger über meine Schläfen; hoch und runter.
»Ich hab´s mir überlegt. Das mit den Medikamenten … wer weiß, vielleicht hast du ja recht.«
Jayden bekam große Augen und rief: »Yes, das ist meine Honey. Man muss sie nur ein wenig schubsen.« Er küsste mich und sprang auf. »Zieh dich an, die Fackeln sind fast runter«, sagte er, stieg in seine Shorts, dann in die Jeans und zog mit einem Ruck den Reißverschluss hoch. Dieses Endgültige ließ mich zusammenzucken. Danach hockte er sich an den Rand des Stegs. Ich hörte es plätschern, als er die Füße in den See tauchte, zog mir schnell meine Sachen über und krabbelte zu ihm; rutschte auf seinen Schoß.
»Wenn ich könnte, wie ich wollte, dann würd ich mit dir gehn.«
Jayden sagte nichts, nickte nur und griff nach der Decke, die Carmen vorhin mal gebracht hatte. Er legte sie sich über die Schultern und hüllte uns darin ein.
»Wir hatten so ´ne geile Zeit. Ich hab Angst, dass nichts mehr sein wird, wie es war. Amerika wird dich verändern. Meine Krankheit mich.«
»Die kriegen wir wieder, dafür werd ich sorgen.« Lange sah er mich an. Ein Kranz schwarzer Wimpern um Augen, die sich immer mehr verdunkelten. »Du rufst mich an, wenn´s dir nicht gut geht, ja? Ich komm jederzeit zurück.«
»Versprochen. Hoch und heilig. Mach dir keine Sorgen«, sagte ich und streckte zwei Finger in die Höhe. »Ich werd alles tun, was die Ärzte verlangen. Schließlich muss ich dabei sein, wenn du Nägel mit Köpfen machst.«

***​

Ein Klopfen an der Fahrertür lässt mich zusammenzucken. Carmen fächelt sich mit der Einladungskarte Luft zu und sagt was von einem gottverdammten Jahrhundertsommer. Ich kurble die Scheibe vollends runter und schiele sie an. Carmen lebt mit Zahnlücken-Eric zusammen, hat einen Sohn und seit der Schwangerschaft Übergewicht – nach dem Klassentreffen will sie zu den Weight Watchers.
»Wo bleibst ´n du?« Carmen greift durchs Fenster, legt die Hand unter mein Kinn und zwingt mich, sie anzusehen. »Herrje, hast du geheult?«
»Nee, Zwiebeln geschnitten«, fahre ich sie an, doch Carmen ist nicht gekränkt, grinst nur amüsiert.
»Jay hat nach dir gefragt. Wollt wissen, wann du kommst.«
»Was hast du geantwortet?«, frage ich und lasse sie nicht aus den Augen.
»Na, du wärst so gut wie da«, sagt Carmen. »Interessiert´s dich, was er noch gesagt hat?« Sie wartet meine Antwort nicht ab, redet ungebremst weiter: »›Wetten, dass sie im Auto hockt und heult?‹«
Ihr Lachen ist so wenig damenhaft wie meines, nur schlage ich mir dabei nicht auf die Schenkel.
»Nie im Leben hat er das.«
»Aber so ähnlich«, sagt sie und tupft sich Tränen aus den Wimpern. »Ehrlich. Der wollt gleich rausrennen und dich suchen. Dann fiel ihm ein, dass er nicht weiß, was für ´n Wagen du fährst.« Sie kichert leise. »Er ist total besorgt, Valle. Lass ihn nicht länger zappeln.«
»Und sonst?«
»Ganz der Alte, keine Sorge«, sagt sie und streicht mir über die verheulten Backen. »Redet wie damals, als er in unsere Klasse kam – wie ´n Ami halt.«
»Das mein ich nicht.«
»Was dann? Sandy-Wendy?«
Ich nicke, verknote meine Finger und murmle: »Wir müssen aufpassen, Jay soll nicht mitkriegen, dass wir uns nie ihren Namen merken wollten.«
»Er ist alleine da. Trägt auch keinen Ring.« Carmen schaut zu Boden, als müsse sie Pflastersteine zählen.
»Echt? Mein Armbändchen hat er nur beim Sport ausgezogen.«
»Da kannste mal sehn – er wird dir sicher sagen, was mit ihr is´.«
»Was soll sein?«
»Weiß nicht. Du hast gefragt.«
»Ich wollt wissen, ob die mitgekommen ist. Nicht was mit der los ist.«
»Wie auch immer.« Sie wendet sich zum Gehen, bleibt dann doch stehen und dreht sich noch mal um. »Schneider ist auch da.«
»Hm.«
»Weißt du noch?« Carmen stützt sich auf den Fensterrahmen und scheint auf einmal alle Zeit der Welt zu haben. »Voll auf die Zwölf, nur weil der Wichser dich blöd angelabert hat.«
»Hm.«
»Jay war schon süß. Und sowas von verknallt. Hab dich immer drum beneidet.«
»Ja, Carmen. War und hab. Merkste was?«
Carmen bläst die Backen auf, und ich klammere mich ans Lenkrad. Ich traue ihr zu, dass sie mich aus dem Auto zieht und an sich drückt. Nur bin ich mir nicht sicher, ob sie mich trösten oder zusammenstauchen wird. Meine Gefühlsduselei geht ihr oft schwer auf den Senkel. Doch ich kann entspannen. Sie seufzt nur und sagt: »Ich geh jetzt.«
»Wart mal«, sage ich und halte sie fest. »Klappt das mit dem Rauchen?«
»Freilich. Die gehen auf die Terrasse.«
»Danke, Carmen. Wenn ich dich nicht hätt.«
»Ey, das wär ja was: Zehnjähriges und du nicht mit von der Partie.« Sie wischt sich über die Augen und läuft vom Auto weg.
»Ich werd Jay aber nicht sagen, dass er mir gefehlt hat«, rufe ich ihr hinterher.
»Fünf Minuten. Dann schick ich ihn raus«, droht Carmen, ohne sich noch mal umzudrehen.

***​

Die Gaststätte ist ein Eckhaus, drei Stufen führen zum Eingang. Beim Betreten halte ich gewohnheitsmäßig die Luft an, aber da ist nichts, was mir den Atem nehmen könnte. Unter dem Rundbogen, der das Foyer vom Gastraum trennt, bleibe ich stehen und verschaffe mir einen Überblick.
»Na endlich«, sagt Carmen, die aus dem Nebenzimmer angeschossen kommt. Sie zieht mich hinter sich her und zeigt mir unsere Plätze. »Du sitzt zwischen Jay und mir. ´s gibt gleich Essen.«
Und weg ist sie wieder. Ich bleibe neben dem Stuhl stehen, den Carmen mir zugeteilt hat, und tippe gegen die Lehne. Aus dem hinteren Teil des Saales dröhnt die Heimorgel; ein Alleinunterhalter sitzt davor und singt einen Evergreen. Das kann heiter werden, denke ich und sehe mich nach Jayden um. Ob er getürmt ist, bei der Musik?
»He, Porzellanpuppe«, säuselt jemand, und mir stellen sich die Nackenhaare.
Schneider greift nach meinem Arm und angelt sich den Stuhl, der für Jayden gedacht ist. Seine schiefe Nase lässt mich kalt.
»Das is´Jays Platz«, zische ich. Mit einem Ruck befreie ich mich aus seinem Griff.
»Ich werd heut neben dir sitzen«, sagt er und fasst erneut nach mir. »Das wollt ich die ganze Schulzeit. Aber da war immer der Ami.«
»Verpiss dich«, kommt es von hinten.
Ich bekomme weiche Knie und drehe den Kopf. Lächle ihn an. Seine Locken fallen ihm bis zum Kinn und zwei schokobraune Augen halten sich an mir fest.
»Na hör mal«, protestiert Schneider, »wärst halt früher …«
»Ich sag´s nicht zweimal.« Jaydens Ton spart ihm die Drohung, sein Blick ist eine Liebkosung.
»Bist immer noch ´n Arschloch, Killinger.« Schneider versetzt dem Stuhlbein einen Tritt und sucht sich einen Platz am anderen Ende des Tisches.
Mein Herz schlägt wild. Ich spüre sein Pochen in Hals und Kopf. Reiß dich zusammen Valentina, denke ich und fühle, wie sich siebzig Augenpaare auf uns richten. Ihre Blicke brennen sich in mein Kreuz. Sie alle kennen unsere Romanze, warten darauf, was passieren wird. Jayden reagiert als Erster. Er zieht mich an sich, hebt mich hoch und lacht dabei. Gemeinsam drehen wir uns im Kreis.
»Mensch Valle, ich dacht schon, du kommst nicht mehr«, sagt er mit amerikanischem Akzent, als er mich zurück auf die Füße stellt. »Ich freu mich so, dich zu sehn.«
Er küsst mir Stirn und Wangen und lässt die Finger durch meine Haare gleiten. Seine Faszination für meine roten Fransen habe ich zwar nie verstanden, aber immer gemocht. Ich stehe da wie eine Puppe, lasse alles über mich ergehen und bin auf einen Schlag glücklich. Jayden.
Er tritt einen Schritt zurück und sieht mich lachend an. Ich verzehre mich nach seinem Lächeln. Seinen Grübchen. Es ist, als wäre kein Tag vergangen, seit wir uns zuletzt gesehen haben, und mir wird endgültig bewusst, dass ich nie aufgehört habe, verliebt in ihn zu sein. Meine Nervosität ist verschwunden – man darf nicht alles auf die Medikamente schieben.
Jayden lässt mir Zeit. Hängt seine Daumen in die Gürtellaschen und mustert mich; von der Haarspange bis zu den Sandalen. Das macht mich verlegen. Ich bin klapperdürr, und mein Hintern ist flach. Nie habe ich mich mehr wie eine Porzellanpuppe gefühlt als in den letzten Monaten, und was ich jetzt am wenigsten ertragen kann, ist von ihm so angesehen zu werden.
Auf einmal wird er unruhig, tritt von einem Bein auf das andere, und sein Grinsen bringt mich um. Dann beugt er sich zu mir und flüstert in mein Ohr: »Hey, ich bin Jay.«
Das erlöst mich aus meiner Starre. Ich spüre, wie etwas in mir nachgibt. Es ist nicht nur mein Körper, der aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Mit einem Freudenschrei falle ich ihm um den Hals, presse das Gesicht an seinen Kopf. Ich rieche unsere Sommer. Sehe Kirschbäume, Spielplätze, Badeseen. Höre unser Lachen. Meine Augen füllen sich mit Tränen, doch diesmal weine ich aus Freude. Die ersten tropfen auf seinen Nacken, kullern ihm ins Hemd. Jayden zuckt nicht mal zusammen, drückt mich stattdessen fest an seine Brust.
»Du hast mir gefehlt«, sage ich und küsse ihn auf den Mund. Sandy hin, Wendy her. Schließlich habe ich ältere Rechte. »Gott, wie du mir gefehlt hast, Jaydi.«
Neben uns kichert Carmen.

Jayden wartet, bis ich Platz genommen habe, ehe er sich zu mir setzt. »Valle, ich muss …«
Weiter kommt er nicht. Unser ehemaliger Klassensprecher steht neben der Bontempi und langt zum Mikrofon. Er bedankt sich, dass so viele aus der Jahrgangsstufe zum Treffen erschienen sind. Begrüßt die drei Lehrer und unterhält uns mit Anekdoten aus der Schulzeit. Jayden rutscht auf seinem Stuhl herum, und ich höre nicht richtig zu, spiele mit dem Saum der Tischdecke und frage mich, was er mir sagen wollte.
Als die Leute im Saal anfangen zu lachen, erschrecke ich. Auch Carmen und Jayden schmunzeln. Ich habe nicht mal mitbekommen, was da Witziges erzählt wurde: Ein Faden am Tischtuch braucht meine Aufmerksamkeit. Jayden greift nach meiner Hand. Legt sie auf den Tisch und hält sie fest. Ich lächle ihn an. Dann findet Tommy ein Ende. Er wünscht allen einen schönen Abend, schaut rüber, sieht unser beider Hände und fängt an, zu zwinkern und zu zappeln, als leide er unter einer Nervenkrankheit. Dann sagt er, wie sehr es ihn freue, dass Jayden in die Heimat zurückgekehrt sei.

Mein Kopf fährt herum. Mit aufgerissenem Mund starre ich Jayden an.
»Fuck«, murmelt der und sieht kopfschüttelnd zu Tommy.
»Du bleibst?«, frage ich und ramme mir die Fingernägel in den Schenkel.
Jaydens Lächeln ist schief. »Ja, ich bin wieder zu Hause.«
»Und deine Frau …? Was will eine Amerikanerin …? Ist Sandy-Wen ...?«
»Cindy. Meine Frau hieß Cindy, und sie …«
»Hieß? Großer Gott, Jay!«
Mir bleibt kurz die Luft weg, und ich spüre, wie Magensäure in meine Kehle hochsteigt. Ich habe nie aufgehört, auf seine Rückkehr zu hoffen, und immer davon geträumt, wie er eines Tages mit dem Koffer in der Hand vor meiner Tür steht. Bis ins kleinste Detail habe ich mir die verschiedensten Beziehungskisten ausgemalt. An den Tod seiner Frau habe ich dabei aber nie gedacht – niemals.
»Das tut mir sehr leid«, sage ich.
Jayden sieht mich mit großen Augen an, dann hebt er die Hand. »Nein. Hey, beruhige dich, es wird nicht immer gestorben. Ich hab mich von ihr getrennt – die Scheidung läuft.«
»Getrennt? Scheidung?« Meine Stimme ist schrill, und ich komme mir wie ein Papagei vor. »Du wusstest davon. Eric und Bernd auch«, schnauze ich Carmen an.
Sie zuckt mit den Schultern. »Aber erst seit gestern.«
»Und hast mir nichts gesagt?« Wütend will ich aufstehen.
»Geh nicht. Bitte«, sagt Jayden.
Sowohl er als auch Carmen krallen sich in meinen Arm. Drücken mich auf den Stuhl.
»Reg dich ab und denk nach«, zischt Carmen und ihre Augen schießen giftige Pfeile auf mich ab. »Außerdem ...«
»… hab ich sie und die Jungs drum gebeten. Ich wollt´s dir selbst sagen.« Jayden starrt auf seine Hand, die mich dort umklammert hält, wo in einem anderen Leben ein ausgeprägter Trizeps war. Er löst den Griff und streichelt die roten Abdrücke, die seine Finger hinterlassen haben.
»Du bist ausgeflippt und wolltest nicht, dass wir über Jay reden. Du hast gedroht, uns die Freundschaft zu kündigen«, sagt Carmen und tippt bei jedem Du auf meine Brust. »Nun sei nicht eingeschnappt, wenn wir uns dran gehalten haben.«
Ich beiße mir auf die Lippe und schiele sie an. Ihr Ausschnitt ist für meinen Geschmack zu gewagt, das Gesicht gerötet.
»Jaja, schon gut«, murmle ich.
»Wie meinen?«, fragt Carmen und hält eine Hand hinter ihr Ohr.
»Du hast recht.«
»Ich raff nur nicht, warum du ihn erst heute triffst«, sagt sie und redet, als wäre ich fünf. »Da heulst du dir jahrelang die Augen nach ihm aus, dann ruft er vom Flughafen an, will dich gleich sehen und du sagst: ›Nö, erst am Klassentreffen.‹ Echt Valle, das kapier, wer will.«
Ich fühle mich wie ein in die Enge getriebenes Tier. Links von mir Carmen, die vieles an mir nie verstehen wird, und zu meiner Rechten Jayden, den ich vor den Kopf gestoßen habe. Ich sehe von ihm zu ihr und von ihr zu ihm und weiß nicht, was ich sagen soll.
»Mach dir keine Gedanken – ´s ist alles okay«, sagt Jayden und lächelt mich an.
»Hätt ich ihn … also bei mir oder bei euch … ich wär nur am Flennen gewesen«, sage ich zu Carmen.
»Ja und? Als wenn wir dich noch nie …«
»Enough of that!«
Jayden legt einen Arm um meine Rückenlehne, den anderen auf den Tisch und beugt sich an mir vorbei zu Carmen. Während ich noch am Grübeln bin, ob es seine Absicht war, mich dabei mit den Haaren zu streifen, pflaumt er sie an: »Ich hab gesagt, du sollst da nicht drauf rumhacken – Valle muss das machen, wie´s gut für sie ist und basta.«
Carmen klimpert mit den Wimpern, sagt: »Also echt, kaum biste zurück, Killinger …«, und stößt mich in die Seite.
Sie ist die beste Freundin der Welt. Nicht nur, dass sie Jaydens Trauung hat sausen lassen, um mich trösten zu können; ohne ihre Hilfe beim Putzen und Einkaufen hätte ich längst wieder bei Mama und Papa unterkriechen müssen, weil ich oft nicht in der Lage bin, meinen kleinen Haushalt alleine zu versorgen.

Die Gardinen blähen sich auf. Im Lokal sind alle Fenster weit geöffnet, doch es ist, als würde jemand heiße Luft hereinblasen. Es riecht nach Gewürzen und Frittierfett; Deodorant und Schweiß.
Während Carmen und Jayden sich mit Appetit über den Hauptgang hermachen, stochere ich lustlos darin herum. Ich habe schon lange einen Weight Watcher. Er nennt sich Ernährungsberater und wird von der Krankenkasse bezahlt. Für ihn protokolliere ich Mahlzeiten und Gewicht; er zählt Kalorien und sagt, ich müsse doppelt so viel essen – mindestens. Bla, bla, bla. Wie soll das gehen, wenn eine Lungenentzündung die nächste ablöst, ein Krankenhausaufenthalt dem anderen folgt und ich an drei Tagen mehr abnehme, als ich im gesamten Monat zunehmen kann?
Aber ich weiß jetzt, was Sache ist: Ich stehe mit dem Rücken zur Wand. Muss mich entscheiden, ob ich leben oder sterben will. Es gibt nur eine Option.
»Erzählst du mir, was passiert ist?«, frage ich Jayden, als er den Teller zurückschiebt.
Er springt so hastig auf, dass sein Stuhl dabei zu Boden fällt.
»Komm«, sagt er und nimmt meine Hand.

***​

Die Straßenlampe ist kaputt, und es dauert eine Weile, bis ich den Autoschlüssel aus meiner Tasche gekramt habe.
Jayden dreht erst die Kurbel fürs Seitenfenster, bevor er sich auf den Beifahrersitz fallen lässt.
»´s kühlt null ab«, sagt er. Die oberen Hemdknöpfe hat er längst geöffnet, den Schlips entknotet. Jetzt zieht er ihn vom Hals und wirft ihn auf die Rückbank. »Hast du noch was vor?«, fragt er und zeigt mit dem Daumen nach hinten, zu meinem Rucksack.
Ich schüttle den Kopf. »Is ´ne Sauerstoffflasche drin – für den Notfall.«
»Oh.«
Ja, »oh«. So weit ist es gekommen, denke ich und lasse mich ins Polster sinken. Mir kommt der Tag kurz nach meinem neunten Geburtstag in den Sinn, als man mir sagte, mit viel Glück könne ich zwanzig werden; und was Jayden mal über die Forschung prophezeite und wie er damit ins Schwarze getroffen hatte, denn als ich zwanzig war, hieß es, die Leute werden inzwischen sogar dreißig, und heute? Ja, heute fühle ich mich um drei Jahre meines Lebens betrogen. Scheiße, Scheiße, Scheiße – wer stirbt schon gern vor seiner Zeit?
Dass ich das Lenkrad ohrfeige, merke ich erst, als Jayden nach meinen Händen greift. »Soll ich fahren?«
»Geht schon. Wohin?«
»Baggersee«, sagt er, und ich spüre seinen Blick auf mir.
Ich nicke und fahre los.

»Silke ist gestorben. Schon gehört?«, frage ich, als wir am Friedhof vorbeikommen. »Vor ´nem Vierteljahr oder so. Hatte Brustkrebs.«
»Silke?«
»Die Blonde aus ´m Eisstadion.«
»Ach die. Nee, wir kannten die ja kaum.«
»Ich war auf der Beerdigung.«
Er knetet seine Finger und sagt: »Du hast sie nie gemocht.«
Ich starre auf die beiden Lichtkegel vor mir. Sie fressen die Dunkelheit auf wie Keime meine Lunge.
»Die war doch immer gesund – immer gesund war die.«

Jayden macht sich am Radiogerät zu schaffen, erkennt, dass eine Kassette im Schacht steckt, und lässt sie heraushüpfen.
»›Jaydis Best of AC/DC‹«, liest er, was ich vor hundert Jahren auf das Etikett geschrieben habe. »Du weißt, dass es die inzwischen als CD gibt?«
»Deine Bänder sind mir lieber.«
Er sieht mich lange an. Doch im Auto ist es dunkel, seinen Blick kann ich nicht deuten.
»Ich hätt nie weggehen dürfen.«
»Wir hatten es fast geschafft, hab mich schon wie Bolle auf dich gefreut. Nee Jay, du hättest nichts mit dem Mädel anfangen dürfen.«
Jayden nickt; mit hängendem Kopf und aufeinandergepressten Lippen. »Das mit Cindy … Es war nicht wie bei dir und mir«, sagt er leise. »Es tut mir leid, ich wollt dir nie Kummer machen.«
»Kummer«, murmle ich und denke daran, wie mein Leben den Bach runtergegangen ist: Ausbildung geschmissen, an nichts mehr Freude gehabt, beim Psychologen gelandet. Man hätte auch Katastrophe dazu sagen können. Aber kleinlich war ich noch nie. »Hauptsache du bist jetzt da – nur das zählt.«
Sein Kopf ruckt hoch. »Wie? So einfach ist das für dich?«
»Nein, nicht einfach. Hab nur keine Kraft für Kompliziertes.«

Ich biege links ab, fahre an ein paar Wochenendhäusern vorbei und parke am Ende der Straße. Mir geht vieles durch den Kopf. Ich will fragen und erklären. Buchstaben und Worte wuseln in meinen Hirnwindungen herum wie Labormäuse in einem Labyrinth; nichts lässt sich greifen. Nichts in Sätze fassen.
»Steck das Band wieder rein«, sage ich stattdessen. »Ich muss die Flippers aus den Ohren kriegen.«
Bon Scott singt Little Lover(5) und unsere Blicke treffen sich; wir grinsen uns an.
»Das war … das war das Verrückteste, was du je mit mir gemacht hast.« Jayden beugt sich rüber und legt die Hand auf meine Wange. Sein Atem ist ein Knoblauch-Pfefferminz-Gemisch und streichelt mein Gesicht.
»Von mir aus hätt das ewig mit uns weitergehen können«, sage ich, und als er seine Hand wegnehmen will, halte ich sie fest. »Es war ja nicht so, dass mich keiner gewarnt hätte. Sogar Carmen hat gefrotzelt und von Ami-Mädels geredet, die dir schöne Augen machen. Aber«, ich kralle meine Nägel in sein Handgelenk, »ich hab nur darüber gelacht. Nie Jay, nie, nie, nie hab ich geglaubt, dass das passiert.« Ich schließe kurz die Augen und flüstere: »Es hat sich angefühlt, als wärst du tot.«
In meinem Hals bildet sich ein Kloß, und Kälte macht sich breit – wie immer, wenn ich es nicht schaffe, die Leere in mir auszublenden. »Nachdem du … Ich wusste nichts mit mir anzufangen. Da war nichts, was mich angetrieben hätte«, sage ich. »Ich war … einsam, ohne dich … und verlassen.«
Jaydens Stimme klingt rau. »Ich weiß, Valle. Konnt mir ja denken, wie du …«
Kopfschüttelnd studiert er mein Gesicht, als sähe er es zum ersten Mal, und ich bekomme eine Ahnung davon, wie sehr auch er gelitten haben muss. »Bernd hat mir viel erzählt. Von Atemnot und Panikattacken. Dem Zoff mit deinen Eltern, und wie du dich eingeigelt hast.« Er nimmt meine Hand, rutscht zurück auf den Sitz und sieht mich von der Seite an.
Ich beiße mir innen auf die Backen, kneife die Augen zusammen und reiße sie wieder auf. Nur nicht heulen. Bitte, nicht heulen.
»Ich hab … mir oft gewünscht, … dass sich … meine Lunge verschlechtert«, sage ich leise. »Mich … nach Ruhe gesehnt … und dass … es vorbeigeht.«
Jayden lehnt sich zurück. Sein Gesicht ist starr und ausdruckslos wie eine Maske. Er hat meine Hand auf seinen Schenkel gelegt und die Finger darum geschlossen, als wolle er sie beschützen.
Tränen laufen mir übers Gesicht. Einfach so. Ich kann nichts dagegen tun. Als flöge etwas durch die Luft, das in den Augen reizt. Mit der freien Hand taste ich zum Seitenfach und fische ein Taschentuch heraus. Vorsichtig, ohne den anderen Arm zu bewegen. Ich will Jayden nicht meine Hand entziehen. Es scheint, als bräuchte auch er etwas, woran er sich festhalten kann. Ich trockne mein Gesicht, schnäuze die Nase. Atme durch.
Jayden streichelt meine Hand und starrt in die Nacht. »Was geschehen ist, kann ich nicht rückgängig machen«, sagt er leise. »Aber wenn du mich lässt, dann mach ich´s wieder gut.«
Wir schweigen und hören von Bon, dass der Lover sich schwer damit tut, jemanden zu finden, der ihm das gibt, was er braucht.
Ich mach´s wieder gut. In fast jedem meiner Gedanken habe ich ihn das sagen hören. Wenn er noch der Jayden ist, den ich mal kannte, dann wird ihm das gelingen. Denn trotz allem bin ich die Valentina, die nichts anderes will, als mit ihm zusammen zu sein.
Ich nicke, zeige auf das Radio und summe die Melodie.
»Hast ´ne knallrote Rübe gekriegt.«
Jayden schnappt nach Luft, als hätte ich ihn vor dem Ertrinken gerettet, und lächelt mich an. »Als wenn das noch möglich gewesen wäre. Echt Valle, kein Mädchen lacht so dreckig wie du.«
Ich grinse und öffne die Autotür. »Gehn wir ein Stück?«
»Wenn´s dir nicht zu viel wird.«
»Heut ist ein guter Tag. Bin gedopt bis untern Pony.«

***​

Schweigend laufen wir zum See. Ich hake mich bei Jayden unter und bestimme das Tempo; er die Richtung. Seine Haare sind am Ansatz feucht, und dort, wo sich unsere Arme berühren, klebt die Haut.
Zu unserer Anlegestelle bin ich nie wieder gegangen. Jetzt bleiben wir davor stehen. Ich löse mich von Jayden, bleibe zurück, während er den Steg betritt. Selbst von Weitem kann ich sehen, dass es nicht mehr der von damals ist. Die Pfähle sind neu, die Planken auch.
Nichts bleibt, wie es war, denke ich. Nicht mal ein blöder Bootssteg.
Ich beobachte Jayden, der über den See starrt. Groß, braungebrannt und muskulös ist er; seine Pobacken immer noch zum Reinbeißen. Breitbeinig steht er da und sieht sich um. Keine Spur von Anspannung, und ich wüsste gerne, woran er denkt. Er schiebt die Hände in seine Hosentaschen, dreht sich um und kommt zurück.
»Ich hätt wirklich die nächste Maschine nehmen können – wär kein Ding gewesen«, sagt er unvermittelt, und ich zucke zusammen. Seinen Blick erkenne ich wieder. Es ist der, der mich mal glauben ließ, es könne nie anders sein zwischen uns. Mir wird erst kalt, dann heiß. Ich weiß nicht, wohin mit meinen Händen und reibe sie an der Hose.
»Ich wusste erst nicht …«, sage ich. » … also ob´s dich … aber ich hab´s dir ja versprochen … und … also … du hast mich mal gemocht … und das Klassentreffen … hätt ich´s nicht vergessen … also …«
»Sch … sch.« Jayden legt die Hände auf meine Schultern, und wäre ich nicht so ein Gerippe, würde er jetzt sicher an ihnen rütteln.
»Das war gut«, sagt er. »Richtig gut, und genau das, was ich gebraucht hab.«
Unruhig spiele ich mit dem Kies. Kicke Steinchen vom linken Schuh zum rechten und wieder zurück. Wie schlimm das war, seine Stimme zu hören. Und wie er sich zuerst gefreut und dann erschreckt hat.
»Gebraucht?«

Der Mond spiegelt sich im See und erhellt die Nacht. Hand in Hand stehen wir am Ufer. Jayden redet über seine Ehe. Erzählt von Schmetterlingen im Bauch und Glückseligkeit. Aber auch von Enttäuschung, Streit und Resignation. Mein Herz fängt an zu rasen, als er sagt, er habe mich vermisst. Die Atmung verändert sich, wird hektischer. Doch ich bewahre Ruhe, gerate nicht in Panik und beglückwünsche mich zu meiner Entscheidung am Morgen. Jaydens Blick ruht auf mir. Ich komme mir vor wie Mutter Teresa oder Lady Di, und meine verrückt gewordene Pumpe jagt das Blut mit einem Druck durch die Venen, der Ohrensausen erzeugt: Ich kann kaum verstehen, was er sagt.
»Dein Anruf hat mich wachgerüttelt. Dran erinnert, zu wem ich gehöre.« Jayden drückt meine Hand, als habe er Angst, ich liefe davon. Es tut weh, aber nur ein bisschen. »Die Zeit war knapp, und Cindy hat … Schwierigkeiten gemacht. Ich wollt nicht, dass du dich noch mehr aufregst. Drum hab ich keinem was gesagt.«
Ich will schreien vor Freude, fühle mich aber zu schwach dazu – mein Herz schlägt noch immer Flickflacks. Lieber lehne ich mich an Jaydens Brust und schließe die Augen; seinen Herzschlag höre und spüre ich gleichzeitig. Er hebt die Hand und streichelt mein Haar. Langsam, von oben nach unten, immer in diese Richtung. Ich rieche den Schweiß auf seiner Haut; Rasierwasser, Pfefferminze, und plötzlich ist mir, als hätte ich einen Schlag bekommen, wie wenn man an ein beschädigtes Kabel fasst. Auf einmal ist da ein Empfinden, ganz intensiv. Ich kann es nicht zuordnen. Es ist fremd, aber irgendwie auch so vertraut, dass mir heiß wird. Dazu noch ein Bild in meinem Kopf: Ich sehe mich vor meinem Turngerät stehen. Die Handflächen weiß gepudert, meine Augen geschlossen; ich bin bereit, warte auf das Zeichen. Und jetzt erkenne ich auch das Gefühl. Es ist Ehrgeiz, und der unbedingte Wille, zu siegen.
Ich seufze. Finde keine Erklärung, warum ausgerechnet diese Erinnerung hochkam, und presse mich an Jayden. Schiebe die Hände in seine Gesäßtaschen. Taste über pralle Rundungen.
»Ey, befummelst du meinen Arsch?«
Ich grinse und schüttle den Kopf.
»Doch, du bist ´ne Grapscherin«, sagt er und zwickt mich in die Seite – sehr, sehr, sehr behutsam. Ich kichere, fasse nach seinen Armen und lege sie mir um die Taille.
»Du darfst mich nachher kitzeln.«
Wie von selbst streckt sich mein Körper. Die Fersen heben ab, bis es in den Waden zieht, der Kopf legt sich zurück. Doch weiter als bis zu seinem Hals komme ich mit den Lippen nicht. »Und bevor du mit Singen anfängst – da gibt´s was, das kannst du tausendmal besser.«
»Ja, ich reite fantastisch Pferde zu. Fange dir jedes Rind mit dem Lasso und schieße …«
»Halt mir keinen Vortrag und küss mich endlich.«
Jayden lächelt, streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und trägt mich zum Steg.

Meine Beine baumeln über dem Wasserspiegel, Jaydens hängen im See. Seine Brust hebt und senkt sich langsam. Während er einen Atemzug nimmt, nehme ich zwei; mein Atemvolumen ist zwar gering, doch der Fluss ruhig und gleichmäßig. Er schwitzt mehr als ich. Taucht sein Hemd ins Wasser, hält es über den Kopf und lässt sich nass regnen. Dass ich ein paar Spritzer abbekomme, ist mir egal. Wenn es kurz vor Mitternacht noch warm wie im Frühjahr ist, werde ich bei sowas nicht hysterisch.
Ich lege den Kopf schräg und sehe zu Jayden. Seine Kiefer sind zusammengepresst, der Blick huscht hin und her. Am Telefon habe ich gesagt, wie dreckig es mir geht, und ich weiß, das macht ihm Angst. Aber er wird mich nicht drängen, auch das weiß ich.
»Hab Kortison intus, das für ´nen Elefanten reichen würde«, beginne ich. »Kein Husten, kein Rasseln, keine Kurzatmigkeit – könnt mich dran gewöhnen. Aber …«
Er legt das Hemd zur Seite. Seine Augen erscheinen mir größer, die gebräunte Haut blasser. »Aber was? Du hast von Untersuchungen erzählt, die gemacht werden sollten.«
»Vielleicht brauch ich das Zeug nicht mehr. Gestern haben wir die Ergebnisse besprochen. Ich glaube, es gibt … gute Nachrichten.«
Mir wird schwindelig, denn wie ich es ausspreche, fange ich an zu begreifen, dass da Hoffnung in mir ist. »Der Doktor sagte, mein Krankheitsverlauf sei untypisch, weil hauptsächlich an der rechten Lungenhälfte Veränderungen sind.«
»Das … das hört sich fantastisch an«, sagt Jayden und legt den Arm um meine Schultern.
»Aber dort ist das Lungengewebe total kaputt, und wenn nichts passiert, werden die Entzündungen auf die andere Seite übergreifen.«
»Transplantation?«, fragt er, und ich höre, wie er den Atem anhält.
»Nein«, sage ich schnell. »Amputation.«
»Was?«
»Sie wollen den Lungenflügel entfernen.«
Ich rutsche auf Jaydens Schoß und lege die Hand auf sein Brustbein. Die Haut ist nass, und darunter fühlt es sich fest an, aber nicht knochig wie bei mir.
»Hier sollen sie voneinander getrennt werden. Und von da …«, ich ziehe mit dem Finger eine Linie von Schulterblatt zu Achselhöhle und fahre weiter zu seiner Brust »… bis da wird aufgeschnitten. Sie müssen mir ein paar Rippen brechen, um an die Lunge zu kommen.«
Jayden räuspert sich. »Was noch?«
»Ich werd viel Blut verlieren, weil man nur im Notfall Konserven kriegt. Vorher spenden würd mich aber schwächen.«
»Hm«, macht er und nickt.
»Das Pipapo mit Medikamenten, Atemgymnastik und Krankenhaus werd ich nie los – meine Lunge ist und bleibt krank. Aber die meinen, wenn ich mich ranhalte, kann ich aus der trotzdem was rausholen und wieder Sport machen.«
»Und tanzen. Wirst sehen, wir spielen die alten Platten und rocken ab.«
Jayden sieht in den Himmel, wo uns ein großer, runder Mond angrinst. Um ihn herum, silbrig glänzend, Tausende von Sternen.
»Wie geht’s jetzt weiter?«, fragt er nach einer Weile. Sein Blick ist ängstlich, und ich schäme mich, auch nur einen Moment an die andere Möglichkeit gedacht zu haben.
»Montag wollen sie Bescheid, dann wird der Termin gemacht. Die Operation - das wird ´ne große Sache. Hab ´nen Riesenbammel davor.«
»Ich auch. Aber ich will nicht dran denken, was sonst passiert.«
Ich küsse seine Brust. Höre seinen Herzschlag und Atem und seufze. Mein Jayden. Tausendfach verstärkt nehme ich alles an ihm wahr und stelle fest, wie sehr sich mein Leben in den letzten Stunden verändert hat.
»Es hat … es hat nie aufgehört weh zu tun«, sage ich leise und reibe mir den Unterarm. Die Narbe ist klein, sie hat keinen stutzig werden lassen.
Er vergräbt das Gesicht in meinem Haar. »Ich weiß. Aber jetzt ist´s vorbei, das garantiere ich dir.«
Ich lehne mich zurück und sehe ihn an. Da sind feine, fächerförmige Linien um seine Augenwinkel und dunkle Stoppeln an Wangen, Kinn und über der Oberlippe. Seltsam, erst jetzt fällt mir auf, dass er in meiner Vorstellung immer ein Teenager gewesen ist.
»Hört sich gut an«, sage ich und lächle. »Es ist schön, eine Zukunft zu haben. Eine mit dir.«

Wir sitzen eng beieinander, und ich wünsche mir, die Nacht möge nie zu Ende gehen. Morgen wird wieder alles beim Alten und doch ganz neu sein.
Jayden schüttelt seine Haare wie ein Headbanger und spritzt mich nass. Ich lache, fühle mich leicht und schwerelos und denke an die Kinder und Jugendlichen, die ich im Krankenhaus kennengelernt habe – viele von ihnen leben heute nicht mehr. Wie glücklich sie gewesen wären über die Chance einer lebensverlängernden Operation.
Mit einer Entschlossenheit, wie ich sie lange nicht hatte, stehe ich auf und ziehe an Jaydens Arm. »Wo wohnst ´n du eigentlich?«
»Daheim. In meinem alten Zimmer.« Er grinst und springt hoch.
»Deine Mom ist sicher froh, dich wiederzuhaben.«
»Das kannst du laut sagen.«
»Deine Mom ist sicher froh …«, schreie ich in die Nacht, und Jayden wirbelt mit mir herum, bis ich um Gnade bitte. Unser Lachen ist das von übermütigen Kindern.
»Meinst du, sie kann auf dich verzichten?«
»Sie wird´s müssen, Honey.«
Ein Wassertropfen löst sich von seiner Stirn und rinnt die Schläfe entlang. Ich wische mit dem Finger darüber und lecke ihn ab. Jaydens Lippen an meinem Hals sind angenehm kühl.
Kichernd ziehe ich ihn hinter mir her. »Auf geht´s, Killinger. Du hast uns eine geile Zeit versprochen. Sieht aus, als hättest du jede Menge zu tun.«

Quellenangabe

Wer nun Lust zum Rocken bekommen hat, die in der Geschichte genannten Songs und Songtexte stammen aus der Bon-Scott-Ära der australischen Hard-Rock-Band AC/DC.


Im Einzelnen sind das:

1 Love Song aus High Voltage (1975 Australien)
2 Let There Be Rock aus Let There Be Rock (1977 Australien)
3 Whole Lotta Rosie aus Let There Be Rock (1977 Australien)
4 She´s Got Balls aus High Voltage (1975 Australien)
5 Little Lover aus High Voltage (1975 Australien)

 

Hallo Tintenfass,

ich muss ja zugeben, dass ich nach deiner Erklärung des Alters ein bisschen auf dem Schlauch stand.
Immerhin sagst du, dass die Charaktere damals alle sechzehn waren, hast aber in der Geschichte folgenden Satz stehen:

wie zwei beduselte Sechzehnjährige
Das suggeriert, dass sie eben nicht sechzehn sind; ansonsten hätte ich einen Satz erwartet wie z.B.
"wie zwei beduselte Sechzehnjährige, die sie nun einmal waren."

Die Fachhochschulreife, oder auch fachgebundenes Abitur, erreicht man nach der 11. bzw. 12 Klasse (bei G9) und somit würde das in etwa vom Alter her passen. Manche mögen dann auch schon achtzehn sein, je nachdem wann man Geburtstag hat und eingeschult wurde, aber das führt hier vielleicht schon zu weit. ;)

Danke jedenfalls für die Erklärung. In der Hoffnung, dich jetzt nicht auch noch kirre gemacht zu haben, :D

Liebe Grüße
Jana

 

Hallo @Anne49,

Das hab ich schon verstanden.
Ob Laborwert oder Blutwert, das Wording war mir egal. Hat auch nix mit der Magensäure zu tun.
Trifft ZF-Patienten wirklich ein schlechter Laborwert so sehr? Oder trifft es einen nicht eher, wenn man nicht genug Luft kriegt und außerstande ist, das zu tun, was man gerade gerne tun möchte?

Klar, aber die Entzündungswerte sorgen auch immer für Herzklopfen.

In dieser Situation ist Valle betroffen, weil sie denkt, er sei verwitwet. Ich habe zumindest Zweifel, dass sie in diesem Moment an Laborwerte denkt.

Okay. Die Blutwerte sind raus. Jetzt steht da:
Mir bleibt kurz die Luft weg und ich spüre, wie Magensäure in meine Kehle hochsteigt.

Mutter Teresa oder Lady Di - als Bild dafür, etwas Besonderes zu sein. Da wär ich im Leben nicht drauf gekommen. Dazu zwei so unterschiedliche Frauen, die eine in den Slums, die andere im Königspalast. Da dreht sich das Gedankenkarussell in meinem Kopf und ich überlege, was was was will sie mir damit sagen.

Die beiden Frauen standen für Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe. Slums oder Palast ist dabei egal. Als ich über diesen Teil der Geschichte nachdachte, hatte ich diese Bilder vor Augen.
Für mich ist das nicht soo abwegig, die als jemanden Besonderen anzusehen. Aber ich lass auch das mal sacken, vllt fällt mir noch etwas ein, das deutlicher macht, was gemeint ist.

Die zeitliche Trennung zwischen Turnerei und Voranschreiten ihrer Erkrankung ist für mein Gefühl mindestens an zwei weiteren Stellen missraten: In dem Satz mit der "Zehn-Punkte-Kür am Stufenbarren" und in dem Satz mit "Urkunde und Medaille vom Turnier".

Als sie das sagte, war noch nicht lange Schluss mit turnen. Aber sie trauerte dem ja nach und in ihrem Kopf war die Turnerei noch allgegenwärtig.
Ich sehe mir die Stelle(n) noch mal an.

Davon abgesehen: Von einer chronisch-progredienten, stark lebensverkürzenden Erkrankung zu etwas, was mittels einer Op gut in den Griff zu kriegen sein wird, das ist ein Deus ex machina, nix für ungut, aber da bin ich raus.
Fehldiagnose oder ein außergewöhnliches medizinisches Phänomen?
Ich würde nur ersteres akzeptieren. Und dann müsste das viel deutlicherer herausgearbeitet werden, um glaubhaft zu wirken.

Okay, ich habe dich jetzt verstanden und sehe den Fehler, den ich gemacht habe.
Es ist weder Fehldiagnose noch ein medizinisches Phänomen, sondern eine mildere Form der CF, mit einem langsameren Voranschreiten – was man damals aber noch nicht wusste.
Ich habe die betreffenden Passagen geändert:

»Der Doktor sagte, mein Krankheitsverlauf sei untypisch, weil hauptsächlich an der rechten Lungenhälfte Veränderungen sind.«
»Aber dort ist das Lungengewebe total kaputt und wenn nichts passiert, werden die Entzündungen auf die andere Seite übergreifen.«
»Meine Lunge ist krank, klar. Aber die meinen, wenn ich mich ranhalte, kann ich aus der halben Lunge trotzdem was rausholen und wieder Sport machen.«

Ist noch nicht die endgültige Version, aber in diese Richtung wird es gehen. Ich hoffe, es ist jetzt verständlicher. Danke, dass du drangeblieben bist.

Oh oh oh, verlorener Lebensmut - das hab ich da nicht rausgelesen!

Ja, ja, ja, kann ich gut verstehen – da besteht auch Handlungsbedarf meinerseits :-)

Und aus Affinität wurde Begeisterung.

Vielen Dank, Anne und liebe Grüße
Tintenfass

wird fortgesetzt

 

Hallo Tintenfass,

ich nochmal ... Ist dir denn ein Fall bekannt mit diesem Verlauf und dieser Therapie?? Würde mich wirklich interessieren! Nach meinem Kenntnisstand halte ich das für ausgeschlossen, aber ich lasse mich gerne belehren.
Ich weiß, das ist hier kein Medizinforum. Aber das ist ein wesentlicher Bestandteil deines Plots. Ich finde es immer unschön, wenn medizinische Sachverhalte falsch dargestellt (und im Einzelfall falsche Hoffnungen geschürt) werden.

LG, Anne

 

Hallo @Chai und @Jana-Retlow,

bitte entschuldigt die lange Wartezeit.
Ich habe in den letzten Tagen viel am Text gearbeitet: Rückblenden gelöscht, Passagen hin- und hergeschoben, Abschnitte aus ältere Versionen kopiert und eingefügt, Neues dazugeschrieben, Schmachtendes getilgt. Haare gerauft, am Ende alles verworfen und von vorne angefangen :-)

Doch nun im Einzelnen:

Hallo Chai,

Deinen Schreibstil finde ich gut, Du vermittelst mir wie Valle fühlt, erwähnst Details aus der Umgebung und lässt Valle&Jayden durch authentische Dialog lebendig werden.

Dankeschön, das ist schon mal sehr, sehr viel :-)

Der Einstieg und auch, wie die Krankheit eingeführt wird, ist Dir mMn auch gut gelungen.
Nur finde ich, dass der Text oft zu sehr auf der Stelle tritt. Immer und immer wieder wird gezeigt, was für eine innige Verbindung die beiden haben, und falls es der Leser immer noch nicht kapiert hat, wird noch eine Sequenz aus der Verganfenheit eingeschoben.

Zuerst auch hier ein Dankeschön.
Was die Sequenzen aus der Vergangenheit betrifft schreibe ich unten etwas, wo du sagst, dass du nicht weißt, wie sehr Valle gelitten hat.

Manchmal passt es, aber mir ist es zu viel, die Szene mit dem Schwimmbad z.B. hätte es mMn nicht gebraucht.

Die habe ich geschrieben, weil ich nicht wusste, ob der Leser ohne weitere Erklärung etwas mit »Mein Salzmädchen« anfangen kann. Du hättest es nicht gebraucht? Okay, ich habe darüber nachgedacht – ist gestrichen.
Ich finde es immer schwer auszuloten, was der Leser als Hilfe braucht und was nicht.

Auch finde ich die Vergleiche, wenn sich die beiden anschmachten, too much.
"Seine Augen waren wie Schokokugeln mit der Wirkung von Magneten" ist so ein Satz, der mich total raushaut. Das klingt in keinster Weise poetisch für mich, eher als wäre hier krampfhaft nach einem Vergleich gesucht worden.

Ich sehe mir diese Stellen mal an. Geändert habe ich bis jetzt die von dir genannte in:

Seine Augen waren dunkel und tief wie der See.

Trotzdem war es bis zu dem Wiedersehen der beiden noch ganz spannend, aber dann flacht es ab, finde ich.Das geht mir alles zu glatt plötzlich und ich verstehe die beiden auch nicht. Okay, sie sind erst ganz dicke, dann geht er weg und trifft 'ne andere. Kann passieren. Aber dadurch, dass das nur angerissen wird, wirkt es so, als wär' er mal kurz weg gewesen und dann ist wieder alles gut. Ich weiß nicht, wie sehr sie gelitten hat wegen ihm, und er kommt dadurch auch total oberflächlich rüber. Irgendwas fehlt da. Es ist, als hättest Du den Konflikt erst aufgebaut, aber dann nicht ausgetragen, sondern einfach in sich zusammenfallen lassen.

Das kann ich gut verstehen, dass dir etwas fehlt. In der alten Version habe ich geschrieben, wie es Valle erging, nachdem Jay sich in eine andere Frau verliebt hatte. War mir aber viel zu erklärend. Ich habe dann lange überlegt und experimentiert und kam zu dem Entschluss, dass, wenn ich genug davon zeige, wie schön die beiden es hatten, der Leser ein Gefühl für die Einsamkeit der Prota bekommt. Ich denke jetzt, nach deiner Anmerkung, dass da die Ausgewogenheit fehlt und habe mal angefangen nachzubessern. Einmal in einer Szene, wo sie zum Baggersee fahren und dann, bevor sie aussteigen und zum See laufen. Den Spielplatz-Rückblick (erster Kuss) habe ich dafür gelöscht. Ich kopiere das mal großzügig, falls du nicht mehr genau weißt, worum es ging:

Er sieht mich lange an. Doch im Auto ist es dunkel, seinen Blick kann ich nicht deuten.
»Ich hätt nie weggehen dürfen.«
»Du hättest nichts mit dem Mädel anfangen dürfen.«
Jayden nickt; mit hängendem Kopf und aufeinandergepressten Lippen. Dann sagt er leise: »Es tut mir leid – ich wollt dir nie Kummer machen.«
»Kummer«, murmele ich und denke daran, wie mein Leben den Bach runtergegangen ist: Ausbildung geschmissen, an nichts mehr Freude gehabt, beim Psychologen gelandet. Man hätte auch Seelenqual, Pein oder einfach Scheiße dazu sagen können. Aber kleinlich war ich noch nie. »Ich weiß. Hauptsache du bist da – nur das zählt.«
Sein Kopf ruckt hoch. »Wie? So einfach ist das für dich?«
»Nein, nicht einfach. Hab nur keine Kraft für Kompliziertes.«


Bon Scott singt vom little Lover, der wie elektrisiert ist, als er erkennt, dass es neben dem Gitarre spielen noch andere schöne Dinge für einen Mann gibt. Unsere Blicke treffen sich; wir grinsen uns an.
»Das war … das war das Verrückteste, was du je mit mir gemacht hast.« Jayden beugt sich rüber und legt die Hand auf meine Wange. Sein Atem ist ein Knoblauch-Pfefferminz-Gemisch und streichelt mein Gesicht.
»Von mir aus hätt das ewig mit uns weitergehen können«, sage ich und als er seine Hand wegnehmen will, halte ich sie fest. »Es war ja nicht so, dass mich keiner gewarnt hätte. Sogar Carmen hat gefrotzelt und von Ami-Mädels geredet, die dir schöne Augen machen. Aber«, ich kralle meine Nägel in sein Handgelenk, »ich hab immer nur darüber gelacht. Nie Jay, nie, nie, nie hab ich geglaubt, dass das passiert.« Ich schließe kurz die Augen und flüstere: »Es hat sich angefühlt, als wärst du tot.«
Jaydens Stimme klingt rau. »Ich weiß, Valle. Ich weiß was ich dir angetan habe. Wenn mir das früher einer gesagt hätte …« Kopfschüttelnd studiert er mein Gesicht, als sähe er es zum ersten Mal, und ich bekomme eine Ahnung davon, wie sehr auch er gelitten hat. »Bernd hat mir viel erzählt. Von Atemnot und Panikattacken. Den Zoff mit deinen Eltern und wie du dich eingeigelt hast.« Er nimmt meine Hand, rutscht zurück auf den Sitz und sieht mich von der Seite an. »Was geschehen ist, kann ich nicht rückgängig machen«, sagt er leise. »Aber wenn du mich lässt, dann mach ich`s wieder gut.«
Mit einem Seufzer lehnt er sich zurück, streichelt meine Hand und starrt in die Nacht. Wir schweigen und hören von Bon, dass der Lover sich schwer damit tut, jemanden zu finden, der ihm das gibt, was er braucht.
In meinem Hals bildet sich ein Kloß und Kälte macht sich breit – wie immer wenn ich es nicht schaffe, die Leere in mir auszublenden. Unsere Zuneigung ist für mich ein Fundament gewesen, auf das ich mein Leben gebaut habe. Sie hat mich jeden Morgen aus dem Bett hüpfen lassen, gestützt, wenn ich krank war und bei Traurigkeit getröstet. Das wurde mit einem Schlag zum Einsturz gebracht. Meine Hoffnungen, Träume und Sehnsüchte zerstört. Davon habe ich mich nie richtig erholt. Ich sehe mich noch immer unter den Trümmern unserer gemeinsamen Zeit liegen.
Ich mach´s wieder gut. In fast jedem meiner Gedanken habe ich ihn das sagen hören. Wenn er noch der Jayden ist, den ich mal kannte, dann wird ihm das gelingen. Denn trotz allem bin ich die Valentina, die nichts anderes will, als mit ihm zusammen zu sein.
Ich nicke, zeige auf das Radio und summe die Melodie.
»Hast `ne knallrote Rübe gekriegt.«
Jayden schnappt nach Luft als hätte ich ihn vor dem Ertrinken gerettet und lächelt mich an. »Als wenn das noch möglich gewesen wäre. Echt Valle, kein Mädchen lacht so dreckig wie du.«
Ich grinse und öffne die Autotür. »Gehn wir ein Stück?«
»Wenn´s dir nicht zu viel wird.«
»Heut ist ein guter Tag. Bin gedopt bis untern Pony.«

Ist noch nicht in Stein gemeißelt, ich muss das erst mal eine Weile ruhen lassen. Der Text klingt mit den neuen Passagen irgendwie fremd für mich. Vielleicht fällt mir noch etwas Besseres ein oder ich lass es wie es ist. Oder ich nehme die ursprüngliche Fassung wieder rein – keine Ahnung. Ich blicke noch nicht so richtig durch.

Die Stelle, an der Valle denkt, dass Jaydens Frau gestorben ist, fand ich witzig.
Der Satz: "Das trifft mich mehr ist ein schlechter Blutwert" ist so richtig schön sarkastisch.

Oh je, bitte halte mich jetzt nicht für gehässig, aber Witz und Sarkasmus passen nicht an dieser Stelle. Pures Entsetzen wollte ich hier zeigen. Den Satz habe ich inzwischen, auch wegen der Anmerkung von @Anne49, gelöscht.

Insgesamt hapert es für mich am Aufbau. Zu viele Beispiele, wie gut sie miteinander sind und dann flacht die Handlung ab. Dabei finde ich die Idee mit den Rückblenden gar nicht schlecht, sie müssten nur spärlicher dosiert werden.

Nur wenn du Lust dazu hast: Könntest du mir Stellen nennen, die du für überflüssig hieltest? Die Schwimmbad-Szene hast du ja schon genannt.

Und durch das Ende nimmst Du der Geschichte jegliche Tiefe, die Du am Anfang aufbauen wolltest.

Ich weiß nicht, ob ich dich hier richtig verstehe. Meinst du, weil es ein Happy-End gibt? Oder weil eben etwas in der Geschichte fehlte, das dem Ende mehr Tiefe gegeben hätte?

Wie gesagt, ich finde die Änderungen noch nicht ganz gelungen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob das was dir fehlte, nachgereicht wurde. Ob Jayden weniger oberflächlich rüberkommt, der Konflikt etwas besser ausgetragen wurde und ob die Geschichte jetzt am Ende dadurch mehr Tiefe bekommen hat.

Ich danke dir sehr herzlich fürs Lesen und Kommentieren, Chai. Du hast wichtige Sachen angesprochen und mir einiges zum Nachdenken dagelassen. Ich sehe schon, es gibt noch sehr viel zu tun :-)

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Tintenfass

Hallo Jana,

ich muss ja zugeben, dass ich nach deiner Erklärung des Alters ein bisschen auf dem Schlauch stand.
Immerhin sagst du, dass die Charaktere damals alle sechzehn waren, hast aber in der Geschichte folgenden Satz stehen:
wie zwei beduselte Sechzehnjährige
Das suggeriert, dass sie eben nicht sechzehn sind; ansonsten hätte ich einen Satz erwartet wie z.B.
"wie zwei beduselte Sechzehnjährige, die sie nun einmal waren."

Tut mir leid, wegen der Verwirrung und danke, dass du mich auf den Fehler hingewiesen hast. Dein Vorschlag hat mich inspiriert. Jetzt heißte es:

»Jetzt relax mal. Die hat Dellen am Arsch. Und stinken tut se auch«, sagte sie und wir prusteten los. Lachten, wie man eben lacht, wenn man beduselt und sechzehn Jahre alt ist: laut und gemein.

Ein Stück weiter oben habe ich das mit der Schule anders formuliert:

»Jetzt machen wir schön Sommerferien, danach geht’s auf´s Wirtschaftsgymi und dann isser bald wieder da«, zählte sie an den Fingern ab. »Wirst sehn, wie schnell … Oh. Guck mal, wer da kommt.«

Macht jetzt hoffentlich deutlicher, dass sie die neue Schule noch vor sich haben.

Danke jedenfalls für die Erklärung. In der Hoffnung, dich jetzt nicht auch noch kirre gemacht zu haben,

Nee, nee, alles gut. Mich machen andere Sachen kirre :-)

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Tintenfass


wird fortgesetzt

 

Hallo @Anne49,

ich habe mich schon gefragt, wie du die Änderungen in der Geschichte wohl aufgenommen haben magst.

Ist dir denn ein Fall bekannt mit diesem Verlauf und dieser Therapie?? Würde mich wirklich interessieren! Nach meinem Kenntnisstand halte ich das für ausgeschlossen, aber ich lasse mich gerne belehren.
Ich weiß, das ist hier kein Medizinforum. Aber das ist ein wesentlicher Bestandteil deines Plots. Ich finde es immer unschön, wenn medizinische Sachverhalte falsch dargestellt (und im Einzelfall falsche Hoffnungen geschürt) werden.

Ja, mir ist solch ein Fall bekannt, sonst hätte ich diese Geschichte nie geschrieben und ich musste, was das Medizinische anbelangt, auch nichts recherchieren.

Vor dem Hochladen im vergangenen Sommer habe ich mir lange überlegt, ob ich das überhaupt wagen soll. Das letzte was ich wollte war, bei von der Krankheit betroffenen Lesern falsche Hoffnungen zu schüren. Ich habe es dann aber getan, weil ich denke, Betroffene sind meist gut informiert und wissen, dass es verschiedene Mutationen und daher auch unterschiedliche Krankheitsverläufe gibt. Außerdem war es mir wichtig, eine andere, weniger bekannte Seite der CF zu zeigen.

Was die OP und ihre Folgen betrifft, da war es ein Fehler, dies zu sehr aus der rosaroten Sicht der realen Valle zu schreiben. Ich bin dir sehr dankbar Anne, dass du da nachgehakt hast, denn das konnte wirklich falsch aufgefasst werden. Inzwischen habe ich das noch mal geändert:

»Das Pipapo mit Medikamenten, Atemgymnastik und Krankenhaus werd ich nie los – meine Lunge ist und bleibt krank. Aber die meinen, wenn ich mich ranhalte, kann ich aus der trotzdem was rausholen und wieder Sport machen.«

Ich hoffe, es ist jetzt deutlicher: Keine Heilung nach der Operation, aber eine gute Prognose für die Zukunft.

Danke für deine Hilfe und dein Interesse, Anne.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo Tintenfass,

gerade hab' ich die neueste Fassung nochmal gelesen und ich finde, sie ist Dir gut gelungen. Nun kann ich mich natürlich nicht mehr so genau daran erinnern, was da vorher stand, aber wenn mich nichts täuscht, hast Du die Szene im Auto, als die beiden nochmal über ihr Verhältnis sprechen, hinzugefügt (?)

Jedenfalls wirkt es dadurch jetzt viel runder auf mich, ich kann beide besser nachvollziehen. Dadurch wirkt auch das Ende anders.

Einige Rückblenden hast Du ja schon rausgenommen, meintest Du, aber mir fiel noch die Stelle mit dieser Schlittschuhprinzessin auf. Ich weiß nicht recht, was sie für eine Bedeutung für die Geschichte hat. Ist das Silke? Falls ja, fände ich das nebensächlich, denn Silke hat mit der Geschichte der beiden ja nicht wirklich was zu tun.

Ansonsten finde ich die Überarbeitung sehr gelungen.

Liebe Grüße,

Chai

 

Hallo @Chai,

vielen Dank, dass du dich nochmals gemeldet hast.

gerade hab' ich die neueste Fassung nochmal gelesen und ich finde, sie ist Dir gut gelungen. Nun kann ich mich natürlich nicht mehr so genau daran erinnern, was da vorher stand, aber wenn mich nichts täuscht, hast Du die Szene im Auto, als die beiden nochmal über ihr Verhältnis sprechen, hinzugefügt (?)

Diese Szene gab es bereits. Ich habe nur den Dialog geändert. Davor sprachen die beiden über etwas aus ihrer Vergangenheit (wie Valle Jay umtanzt hat) das dann in den Spielplatz-Rückblick über ging.

Jedenfalls wirkt es dadurch jetzt viel runder auf mich, ich kann beide besser nachvollziehen. Dadurch wirkt auch das Ende anders.

Super, mir fällt ein Stein vom Herzen, wenn das jetzt für dich passt.

Einige Rückblenden hast Du ja schon rausgenommen, meintest Du, aber mir fiel noch die Stelle mit dieser Schlittschuhprinzessin auf. Ich weiß nicht recht, was sie für eine Bedeutung für die Geschichte hat. Ist das Silke? Falls ja, fände ich das nebensächlich, denn Silke hat mit der Geschichte der beiden ja nicht wirklich was zu tun.

Ja, Silke. Sie ist eine Randfigur dich ich brauchte, denn am Ende stirbt sie sehr früh, obwohl sie 'immer gesund war'. Meine Geschichte beginnt mit: 'Ständig habe ich Angst. Eine Scheißangst vorm Sterben.' An Silke wollte ich zeigen, wie schlecht Valle auch als Erwachsene mit dem Sterben-müssen umgehen kann. Wie tief da die Angst in ihr sitzt.
Silke rausstreichen? Hm. Wäre dann nicht mehr die Geschichte, die ich erzählen wollte. Ich kann mir das im Moment nicht vorstellen. Auch nicht, wie ich das, was ich mit ihr zeigen wollte, anders lösen könnte. Dazu brauche ich erst etwas Abstand. Aber Danke, dass du mir das geschrieben hast. Ich mache mir eine Notiz, mal gucken, was wird.

Ansonsten finde ich die Überarbeitung sehr gelungen.

Das freut mich total, Chai. Ich bin, was die Überarbeitungen an meinen Texten betrifft, sehr befangen und kann nur schlecht einschätzen, ob die gelungen sind oder alles schlimmer machen. Von daher freue ich mich immer riesig, wenn danach noch mal ein Feedback vom Leser kommt.

Herzlichen Dank, auch für die Zeit, die du dir dafür genommen hast.

Lieber Gruß

Tintenfass

 

Hallo @Bas,

oh Mann, was kann man sich mehr wünschen, als so einen Kommentar zu bekommen. Ich bin noch ganz geplättet.

ich schrecke vor so langen Geschichten immer zurück und lasse das mit dem kommentieren dann meist gleich sein, aber irgendwie habe ich hier ein gutes Gefühl ... Hoffentlich täuscht mich das nicht, sonst steige ich wahrscheinlich irgendwo zwischendrin aus.

Da habe ich noch gezittert …

Hachja, mein Gefühl ist schon ein verlässlicher Kerl, immerhin überzeugt mich der Einstieg auf ganzer Linie. Weiter so bitte.

hier auch …

Und dann diese Vorrückblende oder Rückvorblende oder wie auch immer man das nennen mag, einen Kniff, den ich - gut umgesetzt - super finde. Und hier wurde es definitiv gut umgesetzt. Ich bin jetzt nicht mehr skeptisch, mache mir einen Tee und freue mich auf den Rest deiner Geschichte …

jetzt erst kann ich aufatmen – nein aufschreien :-)
Mann, du hast es aber drauf, einen Kommentar spannend zu schreiben.

Er feuerte eine Salve Pikser auf mich ab; ich strampelte mit den Beinen, schrie, lachte, bäumte mich auf – und dann passierte, was ich mehr hasse wie eine Kur im Schwarzwald: Ich musste husten. Laut, lang und heftig. Mit Stechen im Brustkorb und Kanonendonner im Schädel. Um besser Luft zu bekommen, setzte ich mich auf. Dieser Husten war anstrengender als eine Zehn-Punkte-Kür am Stufenbarren und eines Tages wird er mich in der Mitte entzweireißen – so viel ist sicher.

War ja leider klar, dass das Glück nicht lange halten wird ... Wieder super umgesetzt.

Danke. Diese Stelle lag mir sehr am Herzen, weil sie zeigt, wie schnell es bei Valle von hui auf pfui gehen kann.

Ich bedanke mich auch fürs Auflisten der fehlenden oder falsch gesetzten Kommas. Mit zwei, drei deiner Vorschläge war ich nicht einverstanden, den Rest habe ich geändert.

hätt' und wär' wahrscheinlich - ich muss mir das unbedingt noch mal angucken mit den Apostrophen, wann wie wo ...

Also:
Lt Duden entfällt ein Schluss -e bei bestimmten Verbformen.
Das hör (höre) ich gern.
Ich lass (lasse) das nicht zu.
Leg (Lege) den Mantel ab.

Da mir das nicht ausreichend war, habe ich jmd gefragt, der als Lektor in einem Werbezentrum arbeitet. Ich dachte, wenn einer es weiß … :-) Es scheint demnach so zu sein, dass man Apostrophe setzen kann, sie jedoch in den meisten Fällen fakultativ seien. Das heißt, bei »wollt« in der direkten Rede zum Beispiel, könnte man das Apostroph auch weglassen, da das weggelassene »e« die Eindeutigkeit des Wortes nicht schmälert.
Beim Imperativ ist das Weglassen des Apostrophs beim »e« jedoch die Regel. Egal wie man sich entscheidet, wichtig ist nur, dass es einheitlich ist.
Ich hab mich also einheitlich fürs weglassen entschieden :-)

säuselt jemand und mir stellen sich die Nackenhaare.

auf

stellen reicht da mMn aus

Plötzlich wird er unruhig, tritt von einem Bein auf das andere und sein Grinsen bringt mich um. Dann beugt er sich zu mir und flüstert in mein Ohr: »Hey, ich bin Jay.«

Oh Mann - du hast das aber echt drauf mit der Gänsehaut

:-) Hat aber ewig gedauert, bis ich´s hatte wie ich´s wollte.


So weit ist es gekommen

Ah ja, keine Konjunktion. Ist geändert, dankeschön

Erstmal einen riesen Respekt, Tintenfass. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie viel Arbeit in dieser Geschichte steckt und bin sehr froh, dass du sie mit uns teilst - die hätte es nämlich verdient, abgedruckt zu werden und lang genug wäre sie dafür ja auch.

Vielen Dank für das tolle Lob.
An dieser Version schreibe ich seit 20.01. Habe die Geschichte allerdings immer mal wieder für zwei, drei Wochen zur Seite gelegt, um den Kopf frei zu bekommen. Danach ging es frisch ans Werk. Man sollte nicht glauben, was sich dabei noch rausholen lässt. Und das mit dem abdrucken – ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemals dazu kommt. Aber ich kopiere meine Texte immer auf den Reader, spendiere ihnen ein schönes Cover mit meinem Namen drauf und erfreue mich dran. Das mach ich übrigens auch mit Wortkrieger-Geschichten die mir super gut gefallen. Natürlich mit deren Namen und als Coverbild gibts das WK-Logo :-)

Immer wieder hat mich die Gänsehaut übermannt und ich habe keine Sekunde daran gedacht, abzubrechen. Mir gefällt das offene Ende, ich hatte anfangs noch mit dem Tod der Protagonistin gerechnet und damit, heute heulend ins Bett gehen zu müssen, aber deine Variante gefällt mir definitiv besser. Oder sollte ich sagen Jaydens Variante, er war es, der den Funke der Hoffnung immer am Glühen erhalten hat.

Finde ich sehr schön, wie du das siehst und ich bin froh, dass ich dich nicht traurig gemacht habe.
Ja, Jayden, sie hat ihn nie wirklich loslassen können – zum Glück.

Eine wunderbare Geschichte, sehr viel mehr kann ich nicht sagen, sie hat mich verzaubert.

Mehr ist auch nicht nötig, Bas. Du hast mich reich beschenkt mit deinem Kommentar und ich freue mich sehr, dass meine Geschichte so viele Gefühle in dir wecken konnte.

Vielen Dank fürs Lesen, Fehlerauflisten und den super Kommentar.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo Tintenfass ,

Die KG hat mir echt gefallen. Manchmal habe ich aber Stellen überflogen. Ich finde, einige Stellen können ruhig gekürzt werden. Aber das ist meine eigene Meinung. Wenn du gerne in manchen Kapiteln über Dinge erzählst, die für die Handlung nicht relevant sind, dann mach das ruhig weiter xD

Mädel
Ist das eine aus Bayern oder was? Geil!

Nicht der mit Tüte voller Süßigkeiten und Fotos machen.
Ich verstehe den Satz nicht.

Ja, und dann begann das, was wir später geile Zeit genannt haben und weswegen ich jetzt heulend hier sitze und nicht anders kann, als an jenen Tag zu denken. Meinen letzten Tag mit Jayden …
Vermutlich eine der besten Stellen in der KG.

»Fünf Jahre, Honey.
Muss er so klischeehaft amerikanisch reden?

ich musste an mich halten
An mich halten?

Was für eine beknackte Woche.
Dieser Satz macht die Prota sympathisch.

Jayden kaute, roch nach Wrigley´s Spearmint
Muss der Typ sogar nach Amerika riechen?

Jayden schielte herüber, spitzte die Lippen
Macht er da einen Duckface oder was?

Die einen lutschten an meinem Ohrläppchen, die anderen fuhren mir unters Shirt.
Voll cool beschrieben :D

Jaydis Best of AC/DC
Ich glaube, da sollte man englische Grammatik verwenden. Also "Jadi's".

Seine Haare sind am Ansatz feucht
Kann man das so leicht sehen, wenn nur der Ansatz feucht ist?

Groß, braungebrannt und muskulös ist er
Der Typ ist viel zu perfekt. Warum soll so ein Mann sich in eine dürre, kranke Frau verlieben. Ich meine, am Anfang könnte man ja noch denken, es wäre ein One-Night-Stand.

Morgen wird wieder alles beim Alten und doch ganz neu sein.
Man kann diese Textstelle in fast jede KG reinschreiben. Das ist nicht gut.

Sieht aus, als hättest du jede Menge zu tun.
Jaa ... das Ende passt schon. Ne krase Wende wäre schön gewesen :D

Also:
Die KG fand ich wirklich schön. Die Empfehlung hast du echt verdient. Diesen Killinger fand ich aber zu klischeehaft und unrealistisch. Aber naja, man kann ja an fast allem irgentwie rummeckern.

Herzlichen Glückwunsch für die tolle KG,
Alexei

 

Hallo Tintenfass,

jetzt empfinde ich deine Geschichte als rund. Deine Sprache ist lebendig und kraftvoll.

Sein Blick wanderte durch den Raum. Fing in einer Ecke an und zog sich durch die Klasse, ohne abzusetzen. So, als würde er mit den Augen das Haus vom Nikolaus malen. Zwischendurch zuckten seine Kiefer und ich hätte schwören können, dass er Kaugummi kaute. Ui, ui, ui, der traute sich was. Schon sein Käppchen verstieß gegen die Ordnung.

Hier nur ein Beispiel und du hältst diesen Schwung auch gut durch. Das liest sich alles spritzig.

Es ist eine sehr, sehr romantische Geschichte, die fest an die große Liebe glaubt, die alle Widrigkeiten des Lebens einfach wegfegt. Dabei haben die beiden haben ja nun einige Baustellen, ihre Krankheit, seine Schuldgefühle, dass er sich auferlegt, alles wieder gut zu machen, ihre übergroße Abhängigkeit.

»Es hat … es hat nie aufgehört weh zu tun«, sage ich leise und reibe mir den Unterarm. Die Narbe ist klein, sie hat keinen stutzig werden lassen.
Er vergräbt das Gesicht in meinem Haar. »Ich weiß. Aber jetzt ist´s vorbei, das garantiere ich dir.«

Oh Oh.

Toll, wie sich die Geschichte entwickelt hat und herzlichen Glückwunsch zur verdienten Empfehlung, Tintenfass.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo @alexei,

sorry, dass ich dich warten ließ. Im realen Leben ist gerade mehr los als gewöhnlich und ich habe es nicht eher geschafft, dir zu antworten. Deinen Komm gelesen und mich darüber gefreut, habe ich aber schon am Montag.

Die KG hat mir echt gefallen. Manchmal habe ich aber Stellen überflogen. Ich finde, einige Stellen können ruhig gekürzt werden.

Danke. Ich werte es als Kompliment, dass dir die Geschichte trotz ihrer Längen gefallen hat.
Ja mal gucken, habe mir bereits Gedanken gemacht, wo ich evtl. kürzen könnte und werde mich demnächst dahintersetzten.

Mädel

Ist das eine aus Bayern oder was? Geil!

Wo auch immer du sie haben möchtest :-)

Ja, und dann begann das, was wir später geile Zeit genannt haben und weswegen ich jetzt heulend hier sitze und nicht anders kann, als an jenen Tag zu denken. Meinen letzten Tag mit Jayden …

Vermutlich eine der besten Stellen in der KG.

Mir gefällt die Stelle auch – nein, eigentlich mag ich den ganzen Anfang richtig gern.

»Fünf Jahre, Honey.

Muss er so klischeehaft amerikanisch reden?

Ist das ein Klischee, wenn ein Junge seine Freundin »Honey« nennt? Ami hin oder her? Nö, finde ich nicht.

ich musste an mich halten

An mich halten?

Kennste nicht? Ich hätte auch schreiben können: … und ich musste mich beherrschen, um nicht gegen den Plattenspieler zu treten.

Jayden kaute, roch nach Wrigley´s Spearmint

Muss der Typ sogar nach Amerika riechen?

Nein, er roch nach Minze. Früher haben wir alle wie krank Wrigley´s gekaut, auch die Nicht-Amerikaner.

Jayden schielte herüber, spitzte die Lippen

Macht er da einen Duckface oder was?

Er macht ´nen Kussmund. Jayden wirft seinem Mädel ein Küsschen zu :-)

Die einen lutschten an meinem Ohrläppchen, die anderen fuhren mir unters Shirt.

Voll cool beschrieben :D

Es freut mich, wenn du damit was anfangen konntest :-)

Jaydis Best of AC/DC

Ich glaube, da sollte man englische Grammatik verwenden. Also "Jadi's".

Danke für den Hinweis. Ich habe mir das überlegt, denke aber, dass Valle den Namen in der deutschen Schreibweise geschrieben hat.

Seine Haare sind am Ansatz feucht

Kann man das so leicht sehen, wenn nur der Ansatz feucht ist?

Ja, das geht. Sie läuft dicht neben Jayden, zudem sind seine Haare gelockt und stehen ihm wild vom Kopf ab. Das kann sie gut sehen.

Groß, braungebrannt und muskulös ist er

Der Typ ist viel zu perfekt. Warum soll so ein Mann sich in eine dürre, kranke Frau verlieben. Ich meine, am Anfang könnte man ja noch denken, es wäre ein One-Night-Stand.

Aber Hallo! Schon mal was von inneren Werten gehört?
Ich lass das mal durchgehen, weil ich in deinem Profil gelesen habe, wie jung du bist :-)

Morgen wird wieder alles beim Alten und doch ganz neu sein.

Man kann diese Textstelle in fast jede KG reinschreiben. Das ist nicht gut.

Hm. Ich finde sie aus der Sicht meiner Protagonistin aber sehr passend.

Sieht aus, als hättest du jede Menge zu tun.

Jaa ... das Ende passt schon. Ne krase Wende wäre schön gewesen :D

Die wird es hier nicht geben.

Die KG fand ich wirklich schön. Die Empfehlung hast du echt verdient. Diesen Killinger fand ich aber zu klischeehaft und unrealistisch. Aber naja, man kann ja an fast allem irgentwie rummeckern.

Dankeschön, und als ich das mit der Empfehlung, die ich verdient hätte, las, bin ich ausgeflippt. Das ist irgendwie an mir vorbeigegangen. Du warst also mein Überbringer der guten Nachricht.
Schade, dass dir Jayden zu klischeehaft war, aber man kann es eben nicht allen recht machen :-)

Danke alexei, fürs Lesen und Kommentieren. Hat mich gefreut.

Lieber Gruß
Tintenfass


Hallo @Chutney,

jetzt empfinde ich deine Geschichte als rund. Deine Sprache ist lebendig und kraftvoll.

Dankeschön. Es freut mich sehr, wenn du das sagst.

Sein Blick wanderte durch den Raum. Fing in einer Ecke an und zog sich durch die Klasse, ohne abzusetzen. So, als würde er mit den Augen das Haus vom Nikolaus malen. Zwischendurch zuckten seine Kiefer und ich hätte schwören können, dass er Kaugummi kaute. Ui, ui, ui, der traute sich was. Schon sein Käppchen verstieß gegen die Ordnung.

Hier nur ein Beispiel und du hältst diesen Schwung auch gut durch. Das liest sich alles spritzig.

Auch hier, vielen Dank. Ich habe beim Schreiben sehr darauf geachtet, dass sich dieser Schwung bis zum Ende durch die Geschichte zieht. Es ist schön zu hören, dass dir das positiv aufgefallen ist.

Es ist eine sehr, sehr romantische Geschichte, die fest an die große Liebe glaubt, die alle Widrigkeiten des Lebens einfach wegfegt. Dabei haben die beiden haben ja nun einige Baustellen, ihre Krankheit, seine Schuldgefühle, dass er sich auferlegt, alles wieder gut zu machen, ihre übergroße Abhängigkeit.

Schön, wie du das beschreibst. Danke, Chutney.

»Es hat … es hat nie aufgehört weh zu tun«, sage ich leise und reibe mir den Unterarm. Die Narbe ist klein, sie hat keinen stutzig werden lassen.
Er vergräbt das Gesicht in meinem Haar. »Ich weiß. Aber jetzt ist´s vorbei, das garantiere ich dir.«

Oh Oh.

Ja, sie war verzweifelt und am Ende.

Toll, wie sich die Geschichte entwickelt hat und herzlichen Glückwunsch zur verdienten Empfehlung, Tintenfass.

Vielen Dank.
Nach deinem Komm vor einem Jahr, habe ich die Geschichte noch mal durchdacht. Auch was die Figur Jayden Killinger betraf, der für dich ja nicht als romantischer Held rübergekommen ist. Da habe ich schwer nachgebessert und so ist eins zum anderen gekommen. Insofern hast du dazu beigetragen, dass die Geschichte wurde, wie sie jetzt ist.

Ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut. Danke für deine Zeit.

Lieber Gruß
Tintenfass

 

Hallo Tintenfass,

die Geschichte ist lang, vielleicht eine Spur zu lang, aber sie berührt mich, weil Valentina mit ihren Ängsten, ihrer Liebe zu Jay, ihrem Willen, die Krankheit zu besiegen, klar hervortritt. Einzelne Stellen sind wunderbar wahrhaftig. Jay tritt ein wenig zurück. Für mich bleibt er teilweise eine Hülle, mehr die Vorstellung, die Valentina von ihm hat. Du wählst ein offenes Ende, finde ich perfekt, um die Geschichte nicht ins Weinerliche abgleiten zu lassen. Die Sprache bleibt geschmeidig und passt zu dem Inhalt. Okay, du könntest so ein bis fünf Seiten einsparen, würdest ein wenig Schärfe gewinnen, aber das ist mein einziger Einwand.

Textstellen:

Sein Blick wanderte durch den Raum. Fing in einer Ecke an und zog sich durch die Klasse, ohne abzusetzen. So, als würde er mit den Augen das Haus vom Nikolaus malen.
bisschen krumm, der Vergleich, aber schön

Jaydens Mundwinkel fielen nach unten. »Wir mögen uns seit der ersten Klasse. Was spricht ´n dagegen, mal zu heiraten?«
mm, klingt hölzern

Ich hatte mich auf die Seite gedreht. Lag auf seinem Bettvorleger, schluchzte und der Plan war, mich in den Schlaf zu heulen.
gut beschrieben

Dieser Husten war anstrengender als eine Zehn-Punkte-Kür am Stufenbarren und eines Tages wird er mich in der Mitte entzweireißen – so viel ist sicher.
das mit dem Turnen erfahren wir so nebenher, dabei wäre ein Turnszene sprechend.

Jayden schielte herüber, spitzte die Lippen und zwinkerte mir zu. Durch meinen Bauch schoss glühende Lava. Ich lächelte zurück.
:Pfeif:

Und überhaupt. Wenn jetzt einer käme und was von Vererbungslehre erzählen würde, ich war sicher, auch das zu kapieren. Das fühlte sich fantastisch an. Befreiend.
warum ausgerechnet Vererbungslehre?

Wir grinsten bis hinter die Ohren, weil es sofort anfing zu schmatzen.
zerstört irgendwie die zuvor so gelungen beschriebene Erotik

dann in die Jeans und riss mit solch einem Ruck den Reißverschluss hoch, dass ich zusammenzuckte.
warum'n?

Ich rieche unsere Sommer. Sehe Kirschbäume, Spielplätze, Badeseen. Höre unser Lachen.
sehr schön :Pfeif:

Bon Scott singt vom little Lover,
deutsche Rechtschreibung für einen englischen Ausdruck?

Jaydens Stimme klingt rau. »Ich weiß, Valle. Ich weiß, was ich dir angetan habe. Wenn mir das früher einer gesagt hätte …«
redet der echt so trocken?

Lieben Gruß
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Wenn du leben willst, dann quatsch nicht vom Sterben
[...]
Scheiße, Scheiße – wer stirbt schon gern vor seiner Zeit.

Schöne Geschichte,

liebes Tintenfass,

quasi wie eine Tragikomödie um die Liebe und was sich um die einleitenden Zitate herum abspielt, hat Michael Thalheimer, ein Theaterregisseur, im Dezember 2013 bereits im Zeitmagazin kommentiert, ohne dass er prophetische Gaben hätte. Nicht auszuschließen, dass sie eine kleine Ewigkeit bestehen bleibt - diese eine Liebe und, nicht weinen, diese Geschichte. Und weil ich grundsätzlich keine Geschichte hierorts nacherzähl - Nacherzählung sollte man zum Gedächtnistraining in der Schulbank betreiben, statt den lieben Kleinen schreiben nach Gehör beibringen zu wollen -, sie soll ja ihr Publikum bekommen und nicht mit Kurzfassungen sich abspeisen lassen, referier ich eben Thalheimer (im folgenden gekenntzeichnet durch "Th"), der die Liebe für einen utopischen Ort hält wie etwa auch die Vorstellung eines Gottes und ich füge hinzu, dass die Liebe gegenseitigen Vertrauens bedarf bis hin zum Gottvertrauen auf den anderen, an das man buchstäblich glauben (= nicht wissen - wie der Volksmund schon richtig definiert), im ahd. gilouben, mhd. "gelouben" (= gutheißen, "für lieb halten") an denen noch die Nähe zum geloben ersichtlich ist.

Und tatsächlich kreist ja Deine feine Geschichte um die drei Worte (in alphabetischer Reihenfolge) Glaube, Hoffnung, Liebe, wie sie schon im Korintherbrief zusammengeführt und erklärt werden.

"Die Liebe ist sehr launisch. Das einzig Beständige an ihr ist der Wandel. Man sollte
sich sicher sein, dass es kein dauerhafter Zustand ist. Deshalb ist der größte Feind der Liebe der
Versuch, sie zu konservieren. Das Gegenteil von Freiheit ist der Feind der Liebe. Das Begrenzende."* Wobei das Ausgrenzende - räumliche und/oder zeitliche Trennung, kurz das Unerreichbare - diesen Feind eher stärken und das Gefühl für den Andern, Freundschaft eher schwächt (manchmal mit dem heoisierenden Attribut "Liebe des Lebens" versehen, obwohl man dergleichen erst in seinen letzten Tagen bestimmen kann). "In Michael Hanekes Film Liebe gehen zwei Menschen so weit, dass ich an die Existenz ihrer Liebe glaube", nimmt Th als Beispiel, dass Liebe gelingen kann, denn diese zwo Alten "geben sich das Versprechen über den Tod hinaus.
Aber es ist eben nur ein Film, in der Wirklichkeit kenne ich niemanden. Das finde ich nicht traurig,
nur realistisch. Eine solche Liebe in der heutigen Zeit zu leben wäre provokant, denn damit stellt
man sich außerhalb der Gesellschaft, des Kontextes. Der Mensch, der glaubt zu lieben, ist schnell in
Gefahr, durch die Liebe, die er gibt, etwas einzufordern. Über meine Kinder habe ich eine neue Art
von Liebe kennengelernt: Als Vater [und - Einschub von mir - Großvater] spüre ich eine viel reinere Qualität. Diese Form von Liebe ist das Selbstloseste, was ich kenne. Weil ich erst mal nichts erwarte. Liebe ist gänzlich altruistisch, sie sollte nur geben und schenken."*

Als Regisseur ist Th Geschichtenerzähler, wie Du und ich und nicht gerade wenige andere hierorts auch und plötzlich kommt der Satz, der bei mir wie der Blitz schon vor nahezu vier Jahren eingeschlagen hat:"Aber es ist wahr: In den Klassikern, vor allem in den bürgerlichen Trauerspielen, stehen meistens Individuen im Zentrum, die versuchen, ihre Liebe zu erhalten oder zumindest gegenüber der Gesellschaft zu verteidigen. Meist verliert die Liebe. Oder sie bleibt als Utopie. Der Liebende geht fast immer zugrunde."* Nicht aber hierorts, nicht nur, dass Du heftig kratzt an den realtivierenden Worten "meist/ens", "versuchen", "fast immer", wenn gezeigt wird, dass auch junge Leute Utopien leben können. Utopia ist ja nicht das Schlaraffenland (oder man lebte in Hungergebieten dieser am westlichen Standard kindliches Vergnügen habenden Welt).

Zum trivialeren Nähkästchen

... – und dann passierte, was ich mehr hasse wie eine Kur im Schwarzwald:
[...]
Dieser Husten war anstrengender als eine Zehn-Punkte-Kür am Stufenbarren ...

Manche Leute helfen sich aus der Falle der vergleichenden Partikel/Konjunktionen als und wie durch die abwegige Konstruktion "als wie" (etwa, ich missbrauch mal den Satz von Dir, "was ich mehr hasse als wie eine Kur im Schwarzwald"). "Wie" drückt dabei i. d. R. Gleichheit aus ("er ist wie du" z. B.), "als" Ungleichheit ("er ist größer als du", "mehr als genug"). Versuch's mal oben mit "als" ...

Hier sollte noch ein Komma eingefügt werden

Echt Valle, das kapier[,] wer will.«
"wie" auch hier:
»Ich auch. Aber ich will nicht dran denken[,] was sonst passiert.«

Bei einem Text dieser Länge lässt sich von niemand ausschließen, dass nun auch die letzte Fluse gefunden sei.

Gern gelesen,
Glückwunsch zur Empfehlung und
einen schönen Restsonntag vom

Friedel

* Nr. 3 aus "'Mit allen Stürmen' / Wir wollten wissen: 'Was ist Ihre Wahrheit über die Liebe?' Wir bekamen 44 Antworten – und eine halbe. Alle so unterschiedlich und spannend wie die Liebe selbst" aus der Zeit Nr. 52/2013
19. Dezember 2013, 7:00 Uhr Editiert am 25. Dezember 2013, 9:36 Uhr unter "http://www.zeit.de/2013/52/was-ist-liebe" von Matthias Kalle

 

Hallo Tintenfass

Das ist ja schon fast so ein kleiner Miniroman. Mit Rückblende und Achterbahn der Gefühle und so. Ja gut, auch wenn ich jetzt eigentlich nicht zur Zielgruppe gehöre. Hm, das soll jetzt nicht dispektierlich klingen, hab ich doch schon Jojo Moyes gelesen und den Film auch noch gleich dazu und ja, ab und zu brauch der dot mal was romantisches. Du schaffst es jedenfalls, nahe bei deinen Protagonisten zu bleiben und die Dialoge sind süffig zu lesen. Das Unausgesprochene zwischen den Zeilen setzt du gut ein, also das hat richtig Fahrt und hat mich jederzeit bei Laune gehalten, weil da Platz für eigene Gedanken bleibt.

Hier bin ich gestolpert, deshalb wird es erwähnt

Lautes Gelächter und das Klappern von Autotüren reißen mich aus meinen Gedanken.
Wie wenn das alles Klapperkisten wären. :D

Was mir sehr gut gefällt, wie du AC/DC beiläufig zum Soundtrack machst.

Ab und zu greifts du in die Klischeekiste, sei's jetzt der Wrigley-Ami oder die Bacardi-Feeling-Szene:

Die Sonne stand tief. Es roch nach verkohlten Steaks und dem Harz der Fackeln. Ein paar Jungs halfen den Mädchen, einen alten Holzkahn an Land zu ziehen. Danach kletterten alle ins Boot. Bernd ging rum, den Arm voller Flaschen, und verteilte Bier; ein Joint wurde reihum gereicht.
Hier dachte ich erst, wie kann Bernd in einem Holzkahn "rum gehen". Aber beim zweiten Blick wird klar, nur die vier am Ufer steigen ein.

Doch man darf da gar nicht zuviel mit Verstand dran gehen, eher mit dem Herzen und da gefällt mir halt der allgemeine Sound, der da zwischen leidendem Blues und treibendem Rockhin und herpendelt, um letztendlich in einem offenen, irgendwie schon glücklichen Ende zu münden, ja, warum nicht. Wohlfühlkino eben. Die geile Zeit nimmt ihnen auf jeden Fall keiner mehr, egal, was da kommen mag ...

Gute Unterhaltung, souverän geschrieben, Empfehlung eindeutig verdient!

Liebe Grüsse
dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tintenfass,

ich habe gerade zum ersten Mal deine Geschichte gelesen, kenne also keine vorherige Version oder so.
Bevor ich angefangen habe, deinen Text zu rezipieren, habe ich mir die Kommentare mal angeschaut und gedacht: Hm, klingt gar nicht mal so toll. Die Geschichte sei zu lang, es gäbe Dialoge, die scheinbar nur für den Leser geschrieben worden seien und langatmige Rückblenden wären an der Tagesordnung - Dinge, die ich nur allzu gut von meinen eigenen Kurzgeschichten kenne, die mich als Leserin jedoch nicht sonderlich ansprachen.
Im letzten Kommentar hast du allerdings erwähnt, du hättest dein Werk komplett überarbeitet und hättest die Kritik der anderen Wortkrieger berücksichtigt. Das hat mich echt umgehauen. Respekt für deine Mühen und deinen Ehrgeiz, deine Geschichte zu perfektionieren.
Habe die Geschichte dann doch gelesen und ich muss sagen...
Ich fand sie toll!
Es mag daran liegen, dass ich ein Faible gerade für die Liebesgeschichten habe, die im Volksmund auch "Schnulzen" genannt werden. Nichtsdestotrotz muss der Schreibstil stimmig und fesselnd sein, die Geschichte darf nicht offensichtlich fiktiv oder klischeehaft daherkommen.
Diese Anforderungen erfüllt deine Story auf jeden Fall.
Hinzu kommt, dass sie mich gefühlsmäßig total mitgenommen hat: Wenn Valle die Luft wegbleibt, weil sie Jay so begehrt, wenn sie im Auto heult, weil sie Angst hat, ihn wieder zu treffen, wenn sie nicht glauben kann, dass ihr Leben sich auf einen Schlag ändert, als sie mit Jay nach vielen Jahren wieder am Steg sitzt. Mein Herz wurde ständig schwer, ich konnte die Sehnsucht spüren, habe mitgefiebert.
Das kann dann doch gar keine Schnulze mehr sein, niemals würde mich deine Geschichte dann so mitnehmen!

Ich habe allerdings gehofft, dass du auf Jays Leben in Amerika noch etwas mehr eingehen würdest - vor allem auf das, was mit ihm und dieser Cindy wann gelaufen ist. Klar, ist es für den Leser auch sehr reizvoll, nur eine Ahnung zu haben, wie das abgelaufen sein könnte, doch in diesem Fall hätte ich mir mehr Klarheit gewünscht.
Es mag wohl an meinen mangelhaften medizinischen Kenntnissen liegen, aber ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie Valle eine so hervorragende Turnerin mit ihrer Lungenkrankheit sein konnte?
Stellen die Kunststücke, die sie da vollführt hat nicht auch eine gefährliche Belastung dar?
Und durch die Kommentare, die ich ja zuvor gelesen hatte, wusste ich zumindest vage, aus welchem Grund Jay nach Amerika geht, das bleibt ja in der neuen Version total offen. Das ist schade, denn ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie lange Jay vorhat, in Amerika zu bleiben. Und warum er überhaupt weggeht. Das Gefühl Valles, nach dem Schulabschluss ihren Lebensinhalt zu verlieren, war zwar überdeutlich, doch warum das alles geschehen muss, erscheint mir gar nicht logisch: Wenn Jay Valle so sehr liebt - wieso geht er dann nicht beispielsweise nur ein Jahr in die USA und kommt dann zurück? Vor allem weiß er doch, dass sie krank ist und die beiden somit die Zeit, die sie zusammen haben, nutzen sollten.

Das waren jetzt die kleinen Schwachstellen, die mir aufgefallen sind. Für andere Leser stellen sie vielleicht gar kein Problem da, aber ich wollte meine Beobachtungen trotzdem mal anmerken.
Und dir sagen, dass ich deine Geschichte sehr gelungen finde - daran ändert auch meine kleine Kritik nichts.
Ich war sehr gefesselt und bin froh, dass ich heute Abend nach langer Zeit mal wieder auf Wortkrieger vorbeigeschaut habe. Dein Schreibstil ist super, mach' weiter so :)

Liebe Grüße,
Mia

PS: Sorry, wenn mein Kommentar etwas unstrukturiert ist. Ich habe noch nicht oft hier kommentiert und muss mich erst dran gewöhnen.

PPS: Habe gerade gesehen, dass ich die Kommentare zur neuen Version noch gar nicht gelesen habe. Ups, dann wird das alles nicht neu für dich sein.

 

Hallo @Isegrims,

ehrlich gesagt bekam ich Magenschmerzen, als ich sah, wer mir geschrieben hat. Aber nicht, weil du so ein furchteinflösender Mensch bist, sondern weil ich nach deinem Komm zu 'Bandit' die Arme hochgekrempelt äh, die Lesebrille aufgesetzt, mich kreuz und quer durchs Forum gelesen und geguckt habe, wie andere es machen. Ich wollte das unbedingt hinkriegen mit der Atmosphäre, den Sinneseindrücken und den Blicken von außen zum Inneren, um Gefühle zu zeigen. Während des Schreibens habe ich mich oft gefragt, ob du wohl zufrieden mit dem Ergebnis sein würdest. Und was lese ich da?

die Geschichte ist lang, vielleicht eine Spur zu lang, aber sie berührt mich, weil Valentina mit ihren Ängsten, ihrer Liebe zu Jay, ihrem Willen, die Krankheit zu besiegen, klar hervortritt. Einzelne Stellen sind wunderbar wahrhaftig.

Yeah!!!

Jay tritt ein wenig zurück. Für mich bleibt er teilweise eine Hülle, mehr die Vorstellung, die Valentina von ihm hat. Du wählst ein offenes Ende, finde ich perfekt, um die Geschichte nicht ins Weinerliche abgleiten zu lassen. Die Sprache bleibt geschmeidig und passt zu dem Inhalt. Okay, du könntest so ein bis fünf Seiten einsparen, würdest ein wenig Schärfe gewinnen, aber das ist mein einziger Einwand.

Dankeschön. Das ist richtig toll, was du da schreibst.
Jay, ja er nimmt nicht so viel Raum ein, wie Valle, ist richtig. Ich fand es eine Herausforderung, ihn, der jahrelang weg ist, überhaupt greifbar zu machen. Allerdings passt es für mich so, wie es ist.
Mir ist bewusst, dass die Geschichte lang geworden ist. Aber sie war mal länger - habe sie immerhin so peu à peu noch um sechs A4-Seiten kürzen können. Ich verbuche das als persönlichen Erfolg :-)

Sein Blick wanderte durch den Raum. Fing in einer Ecke an und zog sich durch die Klasse, ohne abzusetzen. So, als würde er mit den Augen das Haus vom Nikolaus malen.

bisschen krumm, der Vergleich, aber schön

:-) Danke. Auch für die anderen Stellen, die du zitiert und gelobt hast. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

Jaydens Mundwinkel fielen nach unten. »Wir mögen uns seit der ersten Klasse. Was spricht ´n dagegen, mal zu heiraten?«

mm, klingt hölzern

Ich habe es geändert. Jetzt steht da:
Jaydens Mundwinkel fielen nach unten. »Was reagierst ´n gleich so patzig?«
»Weil ich vielleicht tot bin, wenn du zurückkommst«

das mit dem Turnen erfahren wir so nebenher, dabei wäre ein Turnszene sprechend.

Ich wollte das nebenbei einfließen lassen, obwohl es mir Spaß gemacht hätte, eine Turnszene zu schreiben. Ich denke mal darüber nach. Aber du weißt ja, die Geschichte würde dadurch nicht kürzer werden :-)

warum ausgerechnet Vererbungslehre?

Valle träumt insgeheim von einer Zukunft mit Jay; sehnt sich nach Kindern. Aber sie ist auch chronisch krank und weiß um ihre schlechten Gene. Das Thema hat sie beschäftigt, wie alles andere, das mit ihrer Krankheit zusammenhängt.

Wir grinsten bis hinter die Ohren, weil es sofort anfing zu schmatzen.

zerstört irgendwie die zuvor so gelungen beschriebene Erotik

Ui, das ist aber schade. Ich habe nach einem Abschluss für die Erotikszene gesucht. Dachte, die sind sehr jung und oft gemacht haben sie es noch nicht. Für mich passt das gut zu den beiden.

dann in die Jeans und riss mit solch einem Ruck den Reißverschluss hoch, dass ich zusammenzuckte.

warum'n?

Hier wollte ich zeigen, wie nervös sie ist, weil der Countdown läuft, dass sie selbst dieser Ruck zusammenzucken lässt. Aber ja, das klingt nicht so gut. Ich habe es geändert:
»Zieh dich an, die Fackeln sind runter«, sagte er, stieg in seine Shorts, dann in die Jeans und zog mit einem Ruck den Reißverschluss hoch. Dieses Endgültige ließ mich zusammenzucken.

Bon Scott singt vom little Lover,

deutsche Rechtschreibung für einen englischen Ausdruck?

Ach so, ja. Ginge es, wenn ich Bon Scott singt vom Lover, schreibe? Lover ist ja eingedeutscht.

Jaydens Stimme klingt rau. »Ich weiß, Valle. Ich weiß, was ich dir angetan habe. Wenn mir das früher einer gesagt hätte …«

redet der echt so trocken?

Ich finde die Stelle ist nicht der Bringer. Aber trocken?
Auf die Gefahr hin, es nicht besser gemacht zu haben heißt es jetzt:
Jaydens Stimme klingt rau. »Ich weiß, Valle. Konnt mir ja denken, wie du …«
Kopfschüttelnd studiert er mein Gesicht, als sähe er es zum ersten Mal, und ich bekomme eine Ahnung davon, wie sehr auch er gelitten hat.

Ich danke dir herzlich fürs Lesen der Geschichte und diesen schönen Kommentar, Isegrims.

Lieber Gruß
Tintenfass


wird fortgesetzt …

 

Hallo @Isegrims,

ehrlich gesagt bekam ich Magenschmerzen, als ich sah, wer mir geschrieben hat. Aber nicht, weil du so ein furchteinflösender Mensch bist, sondern weil ich nach deinem Komm zu 'Bandit' die Arme hochgekrempelt äh, die Lesebrille aufgesetzt, mich kreuz und quer durchs Forum gelesen und geguckt habe, wie andere es machen. Ich wollte das unbedingt hinkriegen mit der Atmosphäre, den Sinneseindrücken und den Blicken von außen zum Inneren, um Gefühle zu zeigen. Während des Schreibens habe ich mich oft gefragt, ob du wohl zufrieden mit dem Ergebnis sein würdest. Und was lese ich da?

ach, das freut mich sehr, Tintenfass. Ich meine, wenn ich als Kritiker dabei helfen kann, eine lesbare Entwicklung herbeizuführen, das ist jede Zeile wert und zeigt mir, dass es sich lohnt, den Finger in die Wunde zu legen, also bildlich gesprochen. Auch wenn es mir manchmal weh tut. (Leider lege ich ja die selben Maßstäbe an mein eigenes Zeig an und weiß sehr gut, was es bedeutet, das eigene Schreiben zu überdenken und den Willen zu entwickeln, sich zu verbessern)

Dankeschön und einen wunderbaren Abend
wünscht
Isegrims

 

Hallo @Friedrichard,

was für ein Kommentar. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie lange du daran geschrieben hast. Vermute aber, deine Sechzig-Minuten-Forumszeit werden nicht ausgereicht haben. Hoffentlich gab es keinen Ärger deswegen :-)
Du bist belesen und hast dir sehr viele Gedanken zum Thema Liebe gemacht. Ich danke dir, dass du mich daran teilhaben lässt.

Nicht auszuschließen, dass sie eine kleine Ewigkeit bestehen bleibt - diese eine Liebe und, nicht weinen, diese Geschichte.

Oh ja, beides würde ich mir natürlich wünschen. In meinem Herzen bleibt es jedenfalls für immer.

Und tatsächlich kreist ja Deine feine Geschichte um die drei Worte (in alphabetischer Reihenfolge) Glaube, Hoffnung, Liebe, wie sie schon im Korintherbrief zusammengeführt und erklärt werden.

Mein Protagonistin hat geliebt, geglaubt, gehofft. Am Ende ließ sie das einen mutigen Schritt wagen und dafür wurde sie belohnt; nichts passiert einfach so im Leben.

"Die Liebe ist sehr launisch. Das einzig Beständige an ihr ist der Wandel. Man sollte
sich sicher sein, dass es kein dauerhafter Zustand ist. Deshalb ist der größte Feind der Liebe der
Versuch, sie zu konservieren.

Wie übrigens alles, was einem von Bedeutung ist im Leben. Man ist zu schnell gesättigt und allem überdrüssig.

"In Michael Hanekes Film Liebe gehen zwei Menschen so weit, dass ich an die Existenz ihrer Liebe glaube", nimmt Th als Beispiel, dass Liebe gelingen kann, denn diese zwo Alten "geben sich das Versprechen über den Tod hinaus.

Den Film kenne ich nicht, aber es klingt interessant, was du zitierst. Ich habe eben mal nachgesehen, er kommt diesen Monat (21.) in der ARD. Werde ich mir aufnehmen. Danke, dass du das angesprochen hast.

Der Mensch, der glaubt zu lieben, ist schnell in Gefahr, durch die Liebe, die er gibt, etwas einzufordern. Über meine Kinder habe ich eine neue Art von Liebe kennengelernt: Als Vater [und - Einschub von mir - Großvater] spüre ich eine viel reinere Qualität. Diese Form von Liebe ist das Selbstloseste, was ich kenne. Weil ich erst mal nichts erwarte. Liebe ist gänzlich altruistisch, sie sollte nur geben und schenken."

Ja, 'reinere' Qualität – das Wort drückt schon sehr viel aus; selbstlos auf jeden Fall. Da gehört die Liebe der Kinder/Enkel zu Eltern/Großeltern für mich auch dazu. Sie ist jedoch nichts Ungewöhnliches. Mich hat es gereizt, über die Liebe in einer schwierigen Lebenssituation zu schreiben. Wenn die Liebe ganz anderen Belastungen standhalten muss, mehr gefordert wird. Das Thema finde ich spannend.

… "Aber es ist wahr: In den Klassikern, vor allem in den bürgerlichen Trauerspielen, stehen meistens Individuen im Zentrum, die versuchen, ihre Liebe zu erhalten oder zumindest gegenüber der Gesellschaft zu verteidigen. Meist verliert die Liebe. Oder sie bleibt als Utopie. Der Liebende geht fast immer zugrunde."* Nicht aber hierorts, nicht nur, dass Du heftig kratzt an den realtivierenden Worten "meist/ens", "versuchen", "fast immer", wenn gezeigt wird, dass auch junge Leute Utopien leben können. Utopia ist ja nicht das Schlaraffenland (oder man lebte in Hungergebieten dieser am westlichen Standard kindliches Vergnügen habenden Welt).

Danke Friedel, das hast du sehr schön gesagt.


Zitat:
... – und dann passierte, was ich mehr hasse wie eine Kur im Schwarzwald:
[...]
Zitat:
Dieser Husten war anstrengender als eine Zehn-Punkte-Kür am Stufenbarren ...

Manche Leute helfen sich aus der Falle der vergleichenden Partikel/Konjunktionen als und wie durch die abwegige Konstruktion "als wie" (etwa, ich missbrauch mal den Satz von Dir, "was ich mehr hasse als wie eine Kur im Schwarzwald"). "Wie" drückt dabei i. d. R. Gleichheit aus ("er ist wie du" z. B.), "als" Ungleichheit ("er ist größer als du", "mehr als genug"). Versuch's mal oben mit "als" ...

Ich wollte hier die Wortwiederholung vermeiden und dachte, im Umgangssprachlichen ginge das durch. Habe deswegen schon einen Rüffel von meinem Mann bekommen, der meinte, das könne ich so nicht bringen :-)
Ist geändert und die beiden Kommas habe ich auch eingefügt. Danke fürs Auflisten.

Gern gelesen,
Glückwunsch zur Empfehlung

Dankeschön. Ich bin immer noch hin und weg vor Freude, dass meine Geschichte die Herzchen bekommen hat.
Danke auch fürs Lesen und die Zeit, die du dir für diesen Kommentar genommen hast.

Lieber Gruß
Tintenfass

Hallo @dotslash,

Das ist ja schon fast so ein kleiner Miniroman. Mit Rückblende und Achterbahn der Gefühle und so. Ja gut, auch wenn ich jetzt eigentlich nicht zur Zielgruppe gehöre. Hm, das soll jetzt nicht dispektierlich klingen, hab ich doch schon Jojo Moyes gelesen und den Film auch noch gleich dazu und ja, ab und zu brauch der dot mal was romantisches.

Von Jojo Moyes habe ich noch nichts gelesen, aber den Sparks habe ich mir diesen Sommer angetan. Ich kannte ihn bislang nicht, wurde erst durch den Film »The Best of Me« auf ihn aufmerksam. Den Film habe ich mir aufgenommen, zuvor aber erst drei Bücher von ihm gelesen. Gefallen hat mir nur eines davon. Der Film war spitze :-)

Du schaffst es jedenfalls, nahe bei deinen Protagonisten zu bleiben und die Dialoge sind süffig zu lesen. Das Unausgesprochene zwischen den Zeilen setzt du gut ein, also das hat richtig Fahrt und hat mich jederzeit bei Laune gehalten, weil da Platz für eigene Gedanken bleibt.

Dankeschön, dot.

Hier bin ich gestolpert, deshalb wird es erwähnt
Zitat:
Lautes Gelächter und das Klappern von Autotüren reißen mich aus meinen Gedanken.

Wie wenn das alles Klapperkisten wären. :D

Aus heutiger Sicht sind sie das :-) Aber ich danke dir für den Hinweis, du hast natürlich recht. Ich habe aus 'Klappern' 'Knallen' gemacht.

Was mir sehr gut gefällt, wie du AC/DC beiläufig zum Soundtrack machst.

Schön, dass du das ansprichst. Ich hatte da bisschen Sorgen, dass das nervig sein könnte. Freut mich sehr, wenn es dir gefallen hat.

Ab und zu greifts du in die Klischeekiste, sei's jetzt der Wrigley-Ami …

Hm. @alexei hat Jayden auch als Klischee empfunden. Ich verstehe das aber nicht. Was ist daran ein Klischee, wenn ein Junge Wrigley´s kaut? Das war doch der Kaugummi, den man kaute, wenn man dazu gehören wollte. Das ist kein Klischee, das sind die 70er/80er Jahre :-) Jayden war sowas wie ein Trendsetter. Er hat sich schon als Kind nicht darum geschert, dass man auf dem Schulgelände nicht Kaugummi kauen durfte.

… oder die Bacardi-Feeling-Szene:
Zitat:
Die Sonne stand tief. Es roch nach verkohlten Steaks und dem Harz der Fackeln. Ein paar Jungs halfen den Mädchen, einen alten Holzkahn an Land zu ziehen. Danach kletterten alle ins Boot. Bernd ging rum, den Arm voller Flaschen, und verteilte Bier; ein Joint wurde reihum gereicht.

Hier dachte ich erst, wie kann Bernd in einem Holzkahn "rum gehen". Aber beim zweiten Blick wird klar, nur die vier am Ufer steigen ein.

Auch hier, wo ist das Klischee? Die machen Party am See. Mit Fackeln, Steaks, Musik, Bier, Zigaretten. Valle trinkt Bols (Blue Curacao keinen Bacardi). Das hat man damals getrunken. Ich wollte in dieser Szene das 80er-Jahre-Flair zeigen. Daher auch Bernd mit der Vokuhila-Mähne.
Ja, im Kahn könnte Bernd nur schwer 'rumgehen', das stimmt. Ich bin froh, dass es dann doch noch verständlich war.

Doch man darf da gar nicht zuviel mit Verstand dran gehen, eher mit dem Herzen und da gefällt mir halt der allgemeine Sound, der da zwischen leidendem Blues und treibendem Rockhin und herpendelt, um letztendlich in einem offenen, irgendwie schon glücklichen Ende zu münden, ja, warum nicht. Wohlfühlkino eben. Die geile Zeit nimmt ihnen auf jeden Fall keiner mehr, egal, was da kommen mag …

Wie schön du das formuliert hast, dot. Ich habe Gänsehaut bekommen.

Gute Unterhaltung, souverän geschrieben, Empfehlung eindeutig verdient!

Herzlichen Dank. Auch für den schönen Kommentar. Hat mich sehr gefreut.

Lieber Gruß
Tintenfass


wird fortgesetzt …

 

Hallo @MiaWallace,

Bevor ich angefangen habe, deinen Text zu rezipieren, habe ich mir die Kommentare mal angeschaut und gedacht: Hm, klingt gar nicht mal so toll. Die Geschichte sei zu lang, es gäbe Dialoge, die scheinbar nur für den Leser geschrieben worden seien und langatmige Rückblenden wären an der Tagesordnung - Dinge, die ich nur allzu gut von meinen eigenen Kurzgeschichten kenne, die mich als Leserin jedoch nicht sonderlich ansprachen.

Diese Kommentare laden einen Leser nicht ein, die Geschichte zu lesen, da stimme ich dir zu. Für mich waren sie aber weltklasse, denn ich habe meinen Text noch mal ganz neu durchdacht. Sicher wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin, ohne diese ersten Beiträge.
Ich bin sehr froh, dass du weitergescrollt und meinen Post gelesen hast :-)

Im letzten Kommentar hast du allerdings erwähnt, du hättest dein Werk komplett überarbeitet und hättest die Kritik der anderen Wortkrieger berücksichtigt. Das hat mich echt umgehauen. Respekt für deine Mühen und deinen Ehrgeiz, deine Geschichte zu perfektionieren.
Habe die Geschichte dann doch gelesen und ich muss sagen...
Ich fand sie toll!

Herzlichen Dank, Mia. Darüber freue ich mich sehr.

Es mag daran liegen, dass ich ein Faible gerade für die Liebesgeschichten habe, die im Volksmund auch "Schnulzen" genannt werden. Nichtsdestotrotz muss der Schreibstil stimmig und fesselnd sein, die Geschichte darf nicht offensichtlich fiktiv oder klischeehaft daherkommen.
Diese Anforderungen erfüllt deine Story auf jeden Fall.

Puh, noch mal Glück gehabt :-)

Hinzu kommt, dass sie mich gefühlsmäßig total mitgenommen hat: Wenn Valle die Luft wegbleibt, weil sie Jay so begehrt, wenn sie im Auto heult, weil sie Angst hat, ihn wieder zu treffen, wenn sie nicht glauben kann, dass ihr Leben sich auf einen Schlag ändert, als sie mit Jay nach vielen Jahren wieder am Steg sitzt. Mein Herz wurde ständig schwer, ich konnte die Sehnsucht spüren, habe mitgefiebert.
Das kann dann doch gar keine Schnulze mehr sein, niemals würde mich deine Geschichte dann so mitnehmen!

Wow, was für ein Lob. Vielen Dank. Es berührt mich sehr, wenn dich meine Geschichte emotional so mitgerissen hat. Ich habe im Januar mit der neuen Version begonnen und bis Anfang/Mitte Juli, nur mit kleineren Pausen dazwischen, geschrieben. Am Ende konnte ich den Text zwar auswendig aber ich war nicht mehr in der Lage, ihn einzuschätzen. Habe sogar mal überlegt, ihn in die Tonne zu werfen, weil ich nichts mehr 'gespürt' habe. Ich brauchte Distanz zum Text und da hat dann eine dreiwöchige Zwangspause ganz gutgetan. Jetzt bin ich natürlich sehr froh, die Geschichte gepostet zu haben und überwältigt von dem, was sie ausgelöst hat.

Ich habe allerdings gehofft, dass du auf Jays Leben in Amerika noch etwas mehr eingehen würdest - vor allem auf das, was mit ihm und dieser Cindy wann gelaufen ist. Klar, ist es für den Leser auch sehr reizvoll, nur eine Ahnung zu haben, wie das abgelaufen sein könnte, doch in diesem Fall hätte ich mir mehr Klarheit gewünscht.

Oh ja, das kann ich gut verstehen. Darüber habe ich auch lange nachgedacht. In der ersten Fassung steht dazu auch etwas mehr. Da gab es einen meterlangen Dialog zwischen Valle und Jay in der Szene am Steg, in der Jayden erklärt, wann und was mit Cindy war. Mir gefällt es jedoch, anzudeuten. Den Leser sich seine Schlüsse ziehen zu lassen.

Es mag wohl an meinen mangelhaften medizinischen Kenntnissen liegen, aber ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie Valle eine so hervorragende Turnerin mit ihrer Lungenkrankheit sein konnte?

Die Geschichte beginnt, da sind Valle, Jay und ihre Freunde gerade mit der Schule fertig, also etwa sechzehn Jahre alt. Man erfährt in der Szene in Jaydens Zimmer, dass Valle die Turnerei an den Nagel hängen muss, was heißt, ihre Krankheit fängt erst jetzt an, sie einzuschränken.

Stellen die Kunststücke, die sie da vollführt hat nicht auch eine gefährliche Belastung dar?

In Valles Fall: Nein, sofern sie es nicht übertreibt. Was geht, das geht. Die Ärzte predigen so was auch immer. Wer medizinisch interessiert ist weiß, unter welcher Krankheit Valle leidet und es gibt leider sehr viele Kinder und Teenies, die nicht in der Lage sind, überhaupt Sport zu machen. Aber mir war es wichtig, über eine weniger bekannte Seite der Erkrankung zu schreiben.

Und durch die Kommentare, die ich ja zuvor gelesen hatte, wusste ich zumindest vage, aus welchem Grund Jay nach Amerika geht, das bleibt ja in der neuen Version total offen. Das ist schade, denn ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie lange Jay vorhat, in Amerika zu bleiben. Und warum er überhaupt weggeht.

Das wird alles angedeutet: »Mir bei den Viechern helfen. Und dich von meiner Granny verwöhnen lassen«, heißt es. Man hört mal was von der 'Killinger-Ranch'. Über den Zeitraum weiß man: »Fünf Jahre, Honey. Höchstens« und über das Warum erfährt man von Carmen, wenn sie sagt: »Seit wir ihn kennen wissen wir, dass er nach der Schule abhauen wird.« Es war sein Kindheitstraum mal bei seinen amerikanischen Verwandten zu leben und zu arbeiten. Er wollte sie richtig kennenlernen.

Das Gefühl Valles, nach dem Schulabschluss ihren Lebensinhalt zu verlieren, war zwar überdeutlich, doch warum das alles geschehen muss, erscheint mir gar nicht logisch: Wenn Jay Valle so sehr liebt - wieso geht er dann nicht beispielsweise nur ein Jahr in die USA und kommt dann zurück? Vor allem weiß er doch, dass sie krank ist und die beiden somit die Zeit, die sie zusammen haben, nutzen sollten.

Gegenfrage: Wenn Valle Jay so sehr liebt, warum sollte sie dann gegen seine Pläne sein? Ich hatte gehofft, es deutlich gemacht zu haben, dass sie felsenfest hinter ihm steht, sich für ihn freut. Dass sie es ihm gönnt, seinen Traum leben zu können. Ein Jahr ist sehr schnell vorbei, wenn du deine Familie kennenlernen und im Betrieb mitarbeiten willst. Geplant hatte er fünf Jahre, mit der Option, jederzeit zurückzukommen, falls es ihr schlecht geht oder sie das Alleinsein nicht aushält.

Das waren jetzt die kleinen Schwachstellen, die mir aufgefallen sind. Für andere Leser stellen sie vielleicht gar kein Problem da, aber ich wollte meine Beobachtungen trotzdem mal anmerken.
Und dir sagen, dass ich deine Geschichte sehr gelungen finde - daran ändert auch meine kleine Kritik nichts.

Dankeschön. Für das Lob und das benennen der Schwachstellen. Über deine Kritikpunkte werde ich jedenfalls weiterhin nachdenken. So rasch habe ich aber keine Lösung gefunden, wie ich dir da gerecht werden könnte. Und ob ich überhaupt einen Weg finden werde, weiß ich natürlich auch nicht. Tatsache ist, dass mir die Geschichte jetzt eigentlich ganz gut gefällt. Aber deine Gedanken sind mir sehr wichtig, auch für meine künftigen Texte. Kritische Anmerkungen sind ja auch immer etwas, womit man arbeiten und sich weiterentwickeln kann.

Ich war sehr gefesselt und bin froh, dass ich heute Abend nach langer Zeit mal wieder auf Wortkrieger vorbeigeschaut habe. Dein Schreibstil ist super, mach' weiter so :)

Danke Mia, werde mich ranhalten. Ich bin auch sehr froh, dass du reingesehen und meinen Text gelesen hast. Nicht nur wegen deiner wohlwollenden Worte, versteht sich :-)

PS: Sorry, wenn mein Kommentar etwas unstrukturiert ist. Ich habe noch nicht oft hier kommentiert und muss mich erst dran gewöhnen.

Nö, ich fand den gut und verständlich. Und Übung macht den Meister. Wenn es deine Zeit erlaubt, dann schau doch wieder öfter rein. Ich habe mir dein Debüt angesehen und finde es schade, dass du dich rar gemacht hast. Würde mich sehr freuen, mal was von dir zu lesen.

PPS: Habe gerade gesehen, dass ich die Kommentare zur neuen Version noch gar nicht gelesen habe. Ups, dann wird das alles nicht neu für dich sein.

Es war eine weitere wichtige Lesermeinung, wofür ich dir herzlich danke.

Lieber Gruß
Tintenfass

wird fortgesetzt ...

 

Hallo @Isegrims,

ach, das freut mich sehr, Tintenfass. Ich meine, wenn ich als Kritiker dabei helfen kann, eine lesbare Entwicklung herbeizuführen, das ist jede Zeile wert und zeigt mir, dass es sich lohnt, den Finger in die Wunde zu legen, also bildlich gesprochen. Auch wenn es mir manchmal weh tut. (Leider lege ich ja die selben Maßstäbe an mein eigenes Zeig an und weiß sehr gut, was es bedeutet, das eigene Schreiben zu überdenken und den Willen zu entwickeln, sich zu verbessern)

Ein wenig tat es schon weh, muss ich zugeben. Aber so was spornt mich an :-)
Wieso 'leider'? Anders wäre es ja total schade.

Übrigens, ich habe noch mal etwas verbessert, was du angemerkt hattest, nämlich:
Bon Scott singt vom kleinen Liebhaber, der wie elektrisiert ist …

Danke und alles Gute für dich.

Tintenfass

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom