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Geisterstunde

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10.05.2007
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Geisterstunde

Kurt und Elvira Bremer hatten sich während des Landausfluges in jener warmen Sommernacht mit ihrem Chevrolet verfahren. Die Uhr zeigte fast auf Mitternacht, als plötzlich der Motor streikte.

Die Gegend war nur dünn besiedelt. Doch sie schienen Glück zu haben. Kaum hundert Meter entfernt entdeckten sie hügelaufwärts die Umrisse eines Hauses. Kurt Bremer hastete zu dem gespenstisch im Dunkel eingehüllten Gehöft. Seine Frau wartete im Auto. Er hoffte, jemanden anzutreffen, der eine Werkstatt mit Notdienst verständigen könnte.

Elvira beobachtete, wie im Haus Licht anging, die Tür wurde geöffnet. Im Lichtkegel erblickte sie die vertraute Gestalt ihres Mannes. Er sprach mit jemandem und verschwand kurz darauf im Haus. Es erschien ihr endlos. Plötzlich stürzte Kurt aus der Tür heraus. Sie hörte seine Schritte im Dunkeln schnell näher kommen. Er riss die Autotür auf und ließ sich seufzend auf den Sitz fallen. Elvira betrachtete ihn im schwachen Licht des Armaturenbretts. Schweigend saß er da. Die Augäpfel quollen weit aus den Höhlen. Er sah unwirklich aus, wie eine Wachsfigur, die Lippen blutleer, das Gesicht leichenblass und seine Hände zitterten. Elvira bestürmte ihn zu sagen, was sich in dem Haus abgespielt habe.

Schließlich fasste er sich und begann zu erzählen: „Da hat eine Leiche gelegen, blutverschmiert. Es war grässlich.“ Elvira legte ihre zarte Hand auf Kurts Schulter. „Kurt, erzähl mir alles von Anfang an.“ „Okay. Eine ältere, etwas rundliche Frau bittet mich also freundlich ins Haus. Ich erzähle ihr von unserer Autopanne. Sie sagt: `Mein Mann wird Ihnen helfen. Er versteht nicht nur was vom Tischlern, sondern auch von Autos. Sie müssen sich etwas gedulden. Er ist gerade beschäftigt`. Sie bietet mir ein Glas Portwein an. Ich lehne höflich ab: „Meine Frau wartet im Wagen. Ich kann sie nicht solange allein lassen.“ `Das verstehe ich`, erwidert sie und führt mich durch einen langen, dunklen Korridor zum Wohnzimmer.

Sie tritt ein. In dem dumpfen Licht sehe ich, wie sich eine lange, hagere Gestalt, offenbar der Mann der Alten, über einen offenen Holzsarg beugt, während ich steif vor Entsetzen auf der Türschwelle verharre. In dem Sarg hat ein Junge gelegen, das T-shirt blutverschmiert, die Augen starr. Als der Alte dann gellend anfing zu lachen und seine Augen dabei gruselig funkelten, bin ich verstört davongerannt.“

„Wir müssen sofort die Polizei alarmieren, Kurt.“ „Bis zum nächsten Gehöft sind es mindestens 3 Kilometer. Wenn wir zu Fuß dort angelangt sind, haben sie die Leiche wahrscheinlich längst fortgeschafft und die Polizei findet keine Spur.“ „Ja, Kurt. Du hast recht. Man wird uns für verrückt halten.“ Im Haus auf dem Hügel ging Licht an. Es musste in der Wohnstube sein.

Sie stiegen aus dem Wagen, und Kurt fasste Elvira bei der Hand. So schlichen sie auf das erleuchtete Fenster zu, das einen Spalt offen stand. Plötzlich brannte auch das Hoflicht. Kurt und Elvira sprangen pfeilgeschwind hinter einen der Holunderbüsche. Der hagere Mann und die kleine Frau schleppten keuchend den Sarg in einen großen Schuppen, verriegelten ihn und verschwanden wieder im Wohnhaus. Aus dem Fensterspalt drangen helle Stimmen. „Das müssen Buben sein, die da lachen“, flüsterte Elvira. „Ja, die ahnen noch nichts von dem, was ihnen blüht.“ „Du meinst, sie müssen auch noch dran glauben?“ „Na klar. Hier geht’s doch schlimmer zu, als bei Graf Dracula.“

Kurt und Elvira tasteten sich näher an das Fenster heran. Gerade, als sie hineinschauen wollten, wurde das Licht gelöscht. „So’ n Mist“, fluchte Kurt. „Die scheinen schlafen zu gehen. Ja, dann nehmen wir den Schuppen unter die Lupe.“ Er leuchtete mit seiner Taschenlampe durch eine der Butzenscheiben. „Schau, Elvira. Dort stehen drei Särge. Ebensoviel Knaben mögen gelacht haben. Wir brechen den Schuppen auf. Ich muss sehen, wo der tote Junge ist.“ Die Fenster waren jedoch vergittert, die Eisentür mit einem robusten Sicherheitsschloss versehen. „Es hat keinen Zweck“, knurrte Kurt. „Warten wir, bis es hell wird. Dann sehen wir weiter.“

Sie versteckten sich weiterhin hinter einem Holunderbusch. Seitlich davon entdeckten sie ein Schild mit der Aufschrift: Tischlerei Foss. In klein darunter: Sämtliche Tischlerarbeiten - Särge. Später dann schlummerten Kurt und Elvira in ihrem Fahrzeug ein. Am nächsten Morgen weckte sie fröhliches Kindergeschrei. Drei Knaben rannten vergnügt auf dem Hof umher. Sie flitzten durch die Pforte, den Hügel hinunter. Neben dem kaputten Auto blieben sie stehen und betrachteten es neugierig.

Kurt stutzte: „Elvira, der eine dort mit den Sommersprossen, das ist der Junge aus dem Sarg. Ja, ich erkenne ihn wieder. Das gibt’s doch nicht.“ „Bist du sicher?“ „Ja, es sei denn, er hatte einen Zwillingsbruder.“ Kurt fragte den Jungen: „Wo warst du letzte Nacht um zwölf?“ Der Junge grinste: „Ich lag im Sarg.“ „Was?!“ „Und Sie sind bestimmt der Mann, der entsetzt fortgelaufen ist. Oder?“ „Ja.“ Die Kinder kicherten lauthals. „Wir spielen immer in den Ferien mit Opa und Omchen Geisterstunde. Aber dass wir so überzeugend waren...“

 

Betula schrieb unter seine Geschichte:

Vorgabe: Mitternacht, verfahren, Auto defekt, Haus auf Hügel, Frau beobachtet ihren Mann bis er in der Haustür verschwindet. (Diese Aufgabe zum Weiterspinnen hatte mir eine Bekannte von einem VHS-Schreibkurs mitgebracht.)

 

Hallo Betula!

Auch auf die Gefahr, dass du wieder überhaupt nichts mit meinem Kommentar anfangen kannst - hier muss ich einfach meinen Senf dazugeben.

"Es erschien ihr endlos. Plötzlich stürzte Kurt aus der Tür heraus." => In diesem ganzen Absatz reihst du einfach lustlos Satz an Satz. Damit kannst du Leser nicht gerade bei der Stange halten.

"Schließlich fasste er sich und begann zu erzählen: „Da hat eine Leiche gelegen, blutverschmiert." => Ja, sicher. Er wird in Haus gebeten, damit er eine Werkstatt anrufen kann. "Natürlich, kommen Sie rein. Das Telefon steht gleich neben der Leiche. Stolpern Sie nicht drüber."

"blutverschmiert. Es war grässlich." Elvira legte ihre zarte Hand auf Kurts Schulter. „Kurt, erzähl mir alles von Anfang an." => Ja, Kurt, und lass bloß keine blutiges Detail weg. Quollen die Gedärme aus dem Bauch? Das muss ich unbedingt wissen.

"der Mann der Alten, über einen offenen Holzsarg beugt" => Hier sehen sie einen Killer, der nur mordet, weil er sonst seine hübsch getischlerten Särge nicht belegen kann.

"Als der Alte dann gellend anfing zu lachen und seine Augen dabei gruselig funkelten, bin ich verstört davongerannt." => Und jetzt sitze ich nur ein paar Meter entfernt im Auto und erzähle in Seelenruhe diese Geschichte.

"Wenn wir zu Fuß dort angelangt sind, haben sie die Leiche wahrscheinlich längst fortgeschafft und die Polizei findet keine Spur." => Tja, die alten Leute zaubern die Blutspuren weg u.s.w. Die Polizei ist ja ohnehin doof.

"Du meinst, sie müssen auch noch dran glauben?" => Klar. Sie haben dabei zugesehen, wie Junge Nummer eins abgeschlachtet wurde. Nun rufen sie lachend: "Bitte, alter Mann, das war ja so spaßig. Darf ich die nächste Leiche werden? Bitte!"

"So' n Mist", fluchte Kurt. „Die scheinen schlafen zu gehen" => Die Mörderbande geht ins Bett. Mist! Jetzt kann ich gar nicht zusehen, wie der nächste ermordet wird!

"Schau, Elvira. Dort stehen drei Särge. Ebensoviel Knaben mögen gelacht haben." => Einschließlich des schon toten Jungen, versteht sich.

"Ich muss sehen, wo der tote Junge ist." => Die alten Leute haben seinen Sarg in den Schuppen getragen. Dort stehen jetzt drei Särge. Wo mag bloß der tote Junge sein?

"Warten wir, bis es hell wird. Dann sehen wir weiter." => Die alten Leute sind schlafen gegangen. Dass deine beiden Helden vorhin schon die Polizei rufen wollten, haben sie natürlich vergessen. "Lass uns hierbleiben, ja? Vielleicht werden wir dann auch noch abgemetzelt. Das wäre so interessant!"

"In klein darunter: Sämtliche Tischlerarbeiten - Särge." => Wow! Der macht auch Särge? Das hätte ich nun überhaupt nicht erwartet.

"Später dann schlummerten Kurt und Elvira in ihrem Fahrzeug ein." => Welches sich auch hinter dem Busch versteckt hat. Es wollte die beiden ja nicht allein lassen.

"Wir spielen immer in den Ferien mit Opa und Omchen Geisterstunde." => Es macht ja so einen Spaß, bewegungslos in einem Sarg zu liegen. Das sollten Sie auch mal probieren. Ist irre entspannend.

Ich habe selten so einen unglaubwürdigen Text gelesen. Nee, das ist nichts.

Grüße
Chris

 

Chris, die Anfangssätze könnten lebendiger sein, ja. Warum aber sollte Kurt, nachdem seine Frau ihn beruhigt hatte, nicht in der geschilderten Art sprechen? Das Telefon brauchte Kurt nicht, die Alte führte ihn ja zu ihrem Mann, der etwas von Autos verstand. Ich habe mir auch die Frage gestellt, ist es denkbar, dass Kurt Bremer geängstigt davon läuft. Ich sage ja. Helden gibt es im Fernsehen. Dem vermeintlich toten Jungen hätte er nicht mehr helfen können, sein eigenes Leben wähnte er in Gefahr. Schließlich bleibt er mit seiner Frau in der Nähe des Geschehens, um zu beobachten und aufzupassen, dass nicht noch ein Mord geschieht. Wenn er so sicher gewesen wäre, dass der tote Junge in dem Sarg liegt, den die Alten rausgeschleppt hatten, hätte er nicht versucht den Schuppen aufzubrechen. Die Feststellung von drei lachenden Jungen bekommt erst am Schluss der Geschichte die Auflösung, als die Drei morgens neben dem Auto stehen. Da hast du nicht folgerichtig gedacht in deinem Eifer, was soll sonst die zynisch gemeinte Bemerkung „einschließlich des toten Jungen“ betreff der drei Särge im Schuppen. Zu dem Zeitpunkt war dies alles noch unklar, die Bremers konnten es nicht wissen. Ja, Chris, warum du die Glaubwürdigkeit dieser Geschichte gegen die Wirklichkeit geschickt verdrehst, verstehe ich nicht. Du hast ja alles ins Negative gekehrt. Aber gute Autoren wie ich sind es gewohnt, mit solchen mißgünstigen Kritiken bombardiert zu werden.

LG Betula

 

Zitat von Betula:

Aber gute Autoren wie ich sind es gewohnt, mit solchen mißgünstigen Kritiken bombardiert zu werden.

Entschuldige bitte, aber darüber kann ich nur lachen.

Kurt Bremer hastete zu dem gespenstisch im Dunkel eingehüllten Gehöft.

Ein Beispiel für viele ausgelutschte, langweilige Formulierungen von der Groschenromanstange.

Elvira bestürmte ihn zu sagen, was sich in dem Haus abgespielt habe.

Das liest sich kitschig und viel zu dick aufgetragen.

„Da hat eine Leiche gelegen, blutverschmiert. Es war grässlich.“ Elvira legte ihre zarte Hand auf Kurts Schulter. „Kurt, erzähl mir alles von Anfang an.“ „Okay. Eine ältere, etwas rundliche Frau bittet mich also freundlich ins Haus. Ich erzähle ihr von unserer Autopanne. Sie sagt: `Mein Mann wird Ihnen helfen. Er versteht nicht nur was vom Tischlern, sondern auch von Autos. Sie müssen sich etwas gedulden. Er ist gerade beschäftigt`. Sie bietet mir ein Glas Portwein an. Ich lehne höflich ab: „Meine Frau wartet im Wagen. Ich kann sie nicht solange allein lassen.“ `Das verstehe ich`, erwidert sie und führt mich durch einen langen, dunklen Korridor zum Wohnzimmer.

Sie kommen natürlich nicht auf die Idee, erstmal das Weite zu suchen, sondern plaudern in völlig unglaubwürdiger Weise über das gerade passierte.

„Wir müssen sofort die Polizei alarmieren, Kurt.“ „Bis zum nächsten Gehöft sind es mindestens 3 Kilometer. Wenn wir zu Fuß dort angelangt sind, haben sie die Leiche wahrscheinlich längst fortgeschafft und die Polizei findet keine Spur.“

Was für ein Blödsinn. Sollen sie statt dessen lieber dort warten? Wenn man Leichen so schnell verschwinden lassen kann, und die Polizei keine Spur mehr findet, gäbe es in Deutschland vermutlich eine Mordaufklärungsrate von unter einem Prozent.

Kurt und Elvira sprangen pfeilgeschwind hinter einen der Holunderbüsche.

Wieder so eine Stilblüte.

„Na klar. Hier geht’s doch schlimmer zu, als bei Graf Dracula.“

Öhm ... haha?

„Ja.“ Die Kinder kicherten lauthals. „Wir spielen immer in den Ferien mit Opa und Omchen Geisterstunde. Aber dass wir so überzeugend waren...“

Tolle Pointe *gähn*

Also: Dein Stil ist schwülstig bis zum Umkippen, die Dialoge absolut unglaubwürdig, ebenso, wie deine Charaktere.
Bevor du dich hier über andere lustig machst und dich selbst als guten Autor bezeichnest, dessen Genie verkannt wird, schlage ich vor, du übst ersteinmal, wie man mit Kritik umgehen sollte.
Und anschließend kannst du immer noch die Schreiberei erlernen.

Grüße

Cerberus

 

Lieber Cerberus, wer ist ein verkanntes Genie? Und wer macht sich über andere lustig? Und warum sollten die Bremers das Weite suchen? Ist jemand hinter ihnen her?

Du scheinst unter Realitätsverlust zu leiden. Aber nett, dass du Chris in Schutz nehmen willst. Hoffentlich empfindet sie es nicht als Beleidigung.

Gruß Betula

 
Zuletzt bearbeitet:

Man sagt „danach“ doch auch zu den Frauen: „Meingott, war ich wieder gut!“ :-))) Warum sollte ein Autor es nicht von sich behaupten. Und lieber Illu, kann ich von einem Kritiker nicht ebenfalls einen fairen Umgang fordern? Lass hier doch nicht jede Niedertracht durchgehen. Selbstverständlich könnte man viel mehr in wörtliche Rede auflösen, hier muss im Einzelnen jedes Mal abgewogen werden.

... und Chris, Cerberus, was hätte denn wohl die Polizei gemacht, wenn Kurt sie verständigt hätte. Sie wären gewiss nicht gleich mit dem Erkennungsdienst angerückt. Sie hätten die alten Leute gefragt, ob sie sich bei ihnen mal umschauen könnten und was sie um Mitternacht gemacht hätten. Und wie in diesem Fall hätte sich der vermeintliche Mord wie so oft einmal mehr als harmlos entpuppt.

Gruß Betula

 

Hallo Betula!

"Aber gute Autoren wie ich sind es gewohnt, mit solchen mißgünstigen Kritiken bombardiert zu werden." => Tja, ich frage mich nur, warum du nicht Bestseller veröffentlichst und stattdessen deine Texte bei Kg.de postest, wo du von Missgunst umgeben bist.

"Aber nett, dass du Chris in Schutz nehmen willst. Hoffentlich empfindet sie es nicht als Beleidigung." => Mich braucht niemand in Schutz zu nehmen, aber gut zu wissen, dass ich mit meiner Meinung nicht allein stehe.
Und, doch, dass du mich als missgünstig bezeichnest, finde ich schon beleidigend.

"kann ich von einem Kritiker nicht ebenfalls einen fairen Umgang fordern?" => Was wäre an meinem Kommentar unfair gewesen?

"und Chris, Cerberus, was hätte denn wohl die Polizei gemacht, wenn Kurt sie verständigt hätte."
=> "Hallo, Polizei? Ich habe die Leiche eines kleinen Jungen gesehen."
"Gut, wir sind sofort da."
Sie kommen, sehen sich um, und das einzige, was dir, Betula, daran nicht passt, ist, dass dann deine Pointe im Eimer wäre.

Grüße
Chris

 

Chris, deinem letzten Satz kann ich nicht folgen. Aber was soll es. Zum Schreiben: ist für mich eine ziemlich belanglose Angelegenheit. Aber die Reaktionen darauf finde ich geil.

LG Betula

 

Na, ralfchen, mit dieser Geschichte, die nach einer VHS-Aufgabe mit vorgegebenem Anfang entstanden ist, werde ich keinen Verleger behelligen. Wäre sicher auch vergeblich. Ist doch okay.

Gruß Betula

 

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