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Gelobtes Land...
Gelobtes Land...
Auf einer Anhöhe stehend, schaut ein hagerer, älterer Mann in die weite, vor ihm liegende Landschaft hinein. Ringsherum sieht man satte grüne Bäume, schöne weite Felder, die sich bis zum Horizont erstrecken, wo sie sich schließlich in dem blauen, klaren Himmel verlieren. Auf der linken Seite dieser lebensspendenden gelben Felder sieht man den roten Mohn blühen, auf der anderen Seite der Felder sieht man eine ebenfalls grüne und satte Weide, auf der Hunderte von Lämmern grasen und ihr monotones Leben führen bis zum nächsten Schlachttermin. Während der Alte nun auf diesem Hügel steht und in das vor ihm liegende Land hineinblickt, fängt ein kleiner lauer Wind an zu wehen. Sanft streichelt dieser die Blätter der Bäume und das gelbleuchtende Korn der Felder. Durch diesen Wind scheint die Natur auf einmal in Bewegung zu kommen. Wogleich vorher alles still und ruhig war, fängt man an, Stimmen zu hören, die Stimme der Natur. Das Ächzen der Bäume, das Flüstern der Felder....
Es erscheint einem diese nun verbreitete Stimmung sonderlich, geheimnisvoll, ja sogar majestätisch.
Auch der Alte auf der Anhöhe spürt diesen tanzenden Wind, wie er nun sanft seine Wangen streichelt und versucht, mit ihm zu sprechen Ja, es erscheint einem so, als würde der Wind dem Alten etwas ins Ohr flüstern. Die Augen des Alten, die stets auf das Feld hinausblickten, die alten Augen fingen auf einmal an glasig zu werden. Der Mann fing an zu weinen. Er weint bittere, klare Tränen, die auf den hier verstaubten Boden fielen. Der Boden war sonst überall so saftig, frisch und lebendig, doch dort wo der Mann stand, auf der Anhöhe, war der Boden karg und trocken. Die Tränen vermischten sich mit dem Staub und so entstanden bittere Erdklumpen.
Dieses Schauspiel erscheint einem in dieser herrlichen Landschaft skurril.
Über all dem thront die Sonne. Mächtig strahlt der langsam rot werdende Riese auf diese so eigenartige Natur. Die von der Sonne geworfenen Schatten verdunkeln immer mehr die Felder, die Bäume, den Mohn. Der Wind legt sich ebenfalls und all das ganze Leben dieser Naturlandschaft verschwindet langsam. All das Phantastische, das man vorher gesehen hat, verdunkelt sich.
Dies nimmt auch der Alte auf der Anhöhe wahr, der noch immer am gleichen Platz steht und alles noch zu beobachten versucht. Doch irgendwann kann man rein gar nichts mehr sehen.
Der Blinde geht...