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Geschichte einer Konfrontation

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22.03.2005
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Geschichte einer Konfrontation

Da fahre ich also mit meinem nagelneuen Auto durch die Stadt, um ein bisschen anzugeben. Opel Astra. Kann sich ja nicht jeder leisten.
Als ich an einer roten Ampel gepflegt das Tempo verlangsame, passiert es: Der rote Golf, der mir die ganze Zeit so dicht gefolgt ist, als wollte er mich anschieben wie eine lahme Ente, versucht sich doch tatsächlich noch neben mich zu quetschen. Plötzlich ein hässliches Quietschen. Ein eisiger Schock durchfährt mich. Eine Schramme! Er hat mir eine Schramme gemacht!
Ich reiße die Tür auf und stoße dabei an den anderen Wagen. Zwänge mich hinaus und renne zum Heck, um den Schaden zu begutachten.
Meine Hände zittern, als ich die einen halben Meter lange Schramme sehe. Heiße Wogen gerechten Zorns lassen meinen Körper erbeben. Na warte! Wenn ich etwas hasse, sind es gedankenlose Rowdies, die ohne Sinn und Verstand in der Gegend herumbrettern und anderen Schaden zufügen. Gehört so etwas denn auf die Straße? Einsperren sollte man das Gesindel. Einsperren und dann täglich eine Lektion mit dem Stock! Am Besten einen Sack über den Kopf und immer mit dem Knüppel drauf. Ja, das wäre eine Sprache, die dieses Pack versteht! Damit werde ich jetzt gleich anfangen.
Dieser Dreckskerl ist ja immer noch nicht ausgestiegen! Dem werde ich Beine machen. Ich werde ihm einheizen, dass ihm Hören und Sehen vergeht…
Jetzt öffnet sich doch die Fahrertür. Im allerletzten Moment, Bürschchen. Aber jetzt kannst du trotzdem was erleben. Das wirst du so schnell nicht vergessen…
Ein martialisch tätowierter Hinterkopf und ein riesiger Stiernacken in grünem Unterhemd schälen sich mühsam aus dem Wagen. Ein wahrer Musterrowdy. Aber ich lasse mich nicht einschüchtern. Wollen doch mal sehen, ob sich der Kerl entschuldigt…
Der Stiernacken stampft mit seiner gewaltigen, bebenden Körpermasse in meine Richtung. Bundeswehrhosen, Tätowierungen auf den speckigen Oberarmen, kleine Augen in tiefen, wulstigen Höhlen, Boxernase. Man soll nicht zu voreilig über einen Menschen urteilen. Viele, die auf den ersten Blick wie die Rüpelhaftigkeit in Person erscheinen, sind in Wirklichkeit nette Leute. Die Boxernase könnte das Resultat eines Unfalls sein. Da ist schon ein bisschen Verständnis angebracht. Unerbittlich muss ich natürlich trotzdem bleiben…
„Eh, Mann, dat is’n Scheiß, wa?“ Sein breites Kumpelgrinsen entblößt zwei Reihen schmutziggelber grabsteinförmiger Zähne. „Mensch, das wollt’ ich echt nicht, du. Ich hab’ gedacht, dass da noch genug Platz is’, ne. Na, sieht ja auch halb so schlimm aus, eh? Hab’ ich auch mal gehabt. Ein kleiner Anstrich, und dat Ding is’ wieder wie neu.“
Er wälzt sich ganz an mich heran und klopft mir kameradschaftlich auf den Rücken. Der Geruch von Schweiß, Bier und Zigarettenqualm drängt in meine Nase, und das nasse Unterhemd befeuchtet mein Gesicht. Na bitte, er hat sich doch entschuldigt – auf seine Art. Im Grunde ist er doch kein schlechter Kerl. Ich spüre, wie ich vor Befangenheit und Verlegenheit rot werde.
Das Kumpelgrinsen strahlt weiter aus schwindelerregender Höhe auf mich herab, ich muss mir fast den Hals verrenken, um es zu erwidern. „Brauchst ja nich’ gleich rot zu werden. Bin auch nur’n Mensch, auch wenn ich nich’ so aussehe. Willst ne Zigarette?“
„Danke, nein, ich rauche nicht.“ Es ist mir richtig peinlich, sein freundliches Angebot abzulehnen.
Er zuckt nur mit den Schultern. Das Vibrieren der Muskeln muss noch zwei Straßen weiter zu hören sein. „Na ja, dann wollen wir mal wieder. Is’ ja auch schon wieder grün. Man sieht sich, ne.“
Sprach’s und braust wieder davon. Nicht mal seine Versicherungskarte hat er mir gegeben. Elender Drecksack! Meint wohl, er kann sich alles erlauben. Ja, wenn es nach mir ginge, da würden wir in diesem Land ganz andere Saiten aufziehen. Dann hätte ich es ihm aber richtig gezeigt!

 

Hoi Megabjörnie

Ich fands ganz witzig!

Ab dem „tätowierten Hinterkopf“ war der Rest zwar ziemlich vorhersehbar, aber da du es gut rübergebracht hast, musste ich gerade ab dieser Stelle ab und zu grinsen. Vorallem als du beschrieben hast, dass sein nasses Unterhemd dein Gesicht befeuchtet, stellte ich mir das bildlich vor und sah deinen Prot schon beinahe strampelnd in den Klauen des „Monsters“.

Lustige, kleine Geschichte. Zwar ohne Ueberraschungen. Aber trotzdem irgendwie gelungen.

Gruß Rolf

 

Hi Megabjörnie!

Finde deine Geschichte auch sehr witzig! Nur eines stört mich: Der Name. Da ließe sich doch noch etwas hübscheres finden, oder?

Gruß

 

Hallo, zwar absolut nichts Neues - aber seeeehr komisch rübergebracht. Habe mich echt amüsiert! Mein persönliches Highlight: "und das nasse Unterhemd befeuchtet mein Gesicht" - allein das ist wirklich ein megawitziges Bild. Ich sehe die beiden vor mir und grinse mir einen ab!

Grüße

 

Tut mir Leid, dass ich jetzt wieder meine häufigste Kritik bringen muss: Das ist doch Satire, oder?

 

Hallo Megabjörnie!

Der rote Golf, der mir die ganze Zeit so dicht gefolgt ist, als könnte er mich damit anschubsen
Womit könnte er ihn anschubsen? Mit seiner Dichtigkeit? :susp:

als ich die einen halben Meter lange breite Schramme sehe
Was nun, lang oder breit?

Ganz nett zu lesen, aber mein Fall war's nicht. Die Story ist, wie auch schon rolfschoeneberger erwähnt hat, vorhersehbar. Den Stiernacken hast du durch seine Sprache aber gut charakterisiert.

Gruß

 

Hallo Leute!

Erst mal schönen Dank für die rege Resonanz! Unnötig zu erwähnen, dass ich nach den Kritiken garantiert einige Zentimeter gewachsen bin. Ich wusste doch, ich habe Talent! :rotfl:
Tja, was die von euch allen bemängelte Schwäche der Story angeht - die Vorhersehbarkeit und dass es nun wirklich nichts Neues war - da habt ihr natürlich Recht. Hier ging es mir auch nicht so sehr um Originalität, sondern darum, wie gut ich die Komik der Situation rüberzubringen vermag. War wohl doch gut, dass ich nach dem Rüberkopieren in den Thread noch ein paar "perfektionierende" Änderungen vorgenommen habe ( das mit dem "nassen Unterhemd" gehört dazu ) ;).

@Peter Pan:

Nur eines stört mich: Der Name. Da ließe sich doch noch etwas hübscheres finden, oder?

Wenn du den Titel meinst, der gefällt mir auch nicht so richtig. Bin im Kopf einiges durchgegangen: "Chronik einer Konfrontation", "Begegnung auf der Straße", dann wieder "Konfrontation", und einiges mehr, aber nichts wollte so richtig passen. Und "Dem hätte ich's gezeigt" nimmt das Ende vorweg. Ich werd' mir gleich trotzdem was Neues überlegen... :comp:

@Tserk:

Tut mir Leid, dass ich jetzt wieder meine häufigste Kritik bringen muss: Das ist doch Satire, oder?

Zuerst wollte ich das auch in diese Rubrik reinstellen. Aber dann hab' ich die Kriterien durchgelesen und mich gefragt: Worauf wäre meine Geschichte eine Satire? Da dachte ich, bringst du es lieber in die Humor-Rubrik.

@flashbak:

Womit könnte er ihn anschubsen? Mit seiner Dichtigkeit?

Hmmm... :hmm: Irgendwie gefiel mir der Satz auch nicht so recht, aber ich fand nichts Besseres. Ich versuch's trotzdem noch mal.

Was nun, lang oder breit?

Einen halben Meter lang und ein zwei Zentimeter breit. Konnt' ich ja so nicht schreiben. Aber auch hier hast du Recht. Ich lasse das Wort "breite" weg.

Ich überlege auch, ob ich daraus eine Serie machen soll, in der die beiden Figuren in immer absurderen Situationen aufeinandertreffen. Vor meinem geistigen Auge habe ich dabei die klassische Sketch-Dramaturgie, von der ich aber nicht weiß, wie gut sie auf Kurzgeschichten übertragbar ist.
Was meint ihr dazu?

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo Megabjörnie (netter Nick)!

Ich fand deine Geschichte nett zu lesen, aber leider nicht wirklich lustig. Wie meine Vorredner schon sagten, sie ist sehr vorhersehbar. Zwar sind die Charaktere gut beschrieben (David u. Goliath), aber irgendwie fehlt m.E. der Witz/Pfiff. Auch wenn ich keine Verbesserungsvorschläge hab: Sieh's mal als Meinungsbekundung :D .

Was man dir aber lassen muss ist, dass du einen Handlunsstrang in deiner Geschichte hast und den auch hälst. Das ist das was mir z.B. nicht so liegt.

Gruß. Kaktus

 

hi,

tut mir leid, aber lachen habe ich bei deiner geschichte nicht können.
schade um die vielen buchstaben, die du verwendest, um zu sagen, was mike krüger, zu dem man wie auch immer stehen mag, kurz und prägnant auf den punkt bringt: 'wenn das so ist, daß das hier ein polizeiauto ist, kleb' ich die antenne halt wieder an.'

mit gruß
Kyselak

 

1. Häh?! Wo ist da der Zusammenhang mit der Geschichte?

2. Wieso holst du die älteste meiner Humorgeschichten wieder nach oben, nur um einen unkonstruktiven Kommentar dazu abzulassen?

 

Hallo Megabjörnie
Ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen und auch gelacht. Obwohl vorraussehbar, fand ich sie trotzdem sehr unterhaltsam und kurzweilig.

Ich überlege auch, ob ich daraus eine Serie machen soll, in der die beiden Figuren in immer absurderen Situationen aufeinandertreffen. Vor meinem geistigen Auge habe ich dabei die klassische Sketch-Dramaturgie, von der ich aber nicht weiß, wie gut sie auf Kurzgeschichten übertragbar ist.
Was meint ihr dazu?
Also ich finde die Idee super und denke du solltest es einfach mal ausprobieren. ;)

Gruß Phoenix26

 

Hätte ich bloß die Klappe gehalten! :D

Das war noch meine Anfangszeit auf kg.de und meine Ideen-Sammelkiste war noch nicht so überbordend voll. ;)

Aber die eine oder andere Idee dazu hätte ich schon. Muss die nur noch zu Geschichten formen *g*.

 

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