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Geschichte eines Boxers

Seniors
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22.03.2005
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Geschichte eines Boxers

Jetzt johlt ihr wieder. Füllt den ganzen Saal mit eurem hässlichen, affenartigen Geschrei.
Ich kann kaum glauben, wie sehr mich das früher getragen hat. Dass ich seine wahre Bedeutung nicht schon viel früher erkannt habe.
Für Jubel habe ich es früher gehalten, der mich anfeuert, den Kampf zu gewinnen. Ich glaubte, ich sei so etwas wie ein Idol für euch. Dass ihr mich als Vorbild brauchtet und nicht als Deppen, der über eure Mattscheibe hopst und sich das Hirn aus der Rübe schlagen lässt, damit euch richtig einer abgeht.
Jetzt wollt ihr mich also wieder gewinnen sehen. Mein Gegner steigt in den Ring, versucht sich die Buhrufe nicht anmerken zu lassen. Aber ich weiß, wie er sich fühlt. Auch ich habe mich damals zusammenreißen müssen, um nicht gebeugt zu gehen.
Ich weiß nicht einmal, warum ich mich wieder auf dieses Spiel eingelassen habe. War es mein Stolz? Wollte ich es allen noch mal so richtig zeigen? Aber wozu?

Ich bin Boxer geworden, weil ich den fairen Kampf liebte. Der Bessere gewinnt und sieht sein Können bestätigt. Der Verlierer bekommt eine Lektion, von der er in späteren Kämpfen profitiert. Der Beste schafft es nach oben. Die Lust an der Auslese gibt den Menschen Auftrieb. Ohne die Auslese wäre das Kräftemessen eine ungewürzte Mahlzeit.
Ihr brauchtet jemanden, der die Dinge so sieht. Jemanden, der ganz nach oben will. Der sich durch nichts aufhalten lassen würde, auch durch keine Probleme, die mit dem Boxen nichts zu tun haben. Der nicht nach links und nicht nach rechts schaut. Oder innehält, um über sein Leben nachzudenken.
Der seine Aufmerksamkeit nicht abschweifen lässt und so auch keine Dinge sieht, die seiner Motivation schaden.
Wäre ich nicht so gewesen, hätte ich viel früher erkannt, dass es euch nicht um den Sport ging, auch wenn ihr mich noch so sehr angetrieben habt.
Was für ein Scheißtag, wenn das Publikum vor lauter Begeisterung vergisst, Wetten abzuschließen! Was ist der schönste Sieg schon wert, wenn danach kein neuer Sponsor kommt und euch mit einem warmen Regen beglückt? Soll ich heute lieber gewinnen oder verlieren? Vielleicht ist der Sponsor ja ein Fan meines Gegners.
Und wo kämt ihr hin, wenn euer Gorilla sich nicht dressieren ließe? Ihr habt mich so zugeschnitten, dass ich möglichst vielen gefalle. Klar, mehr Fans, mehr Zuschauer, mehr Quote, mehr Werbegelder, mehr Wetteinsätze. Das leuchtete mir ein. Die wirtschaftliche Vernunft. Wovon wollt ihr denn sonst leben?
Und außerdem: Vertrag ist Vertrag. Hast du das Kleingedruckte nicht gelesen? Wir haben deine Seele schriftlich. Ganz freundlich habt ihr mir das ins Gesicht gesagt. Lächelnd. So wie an dem Tag, als ihr mich eingewickelt habt. Und genauso scheißfreundlich konntet ihr mich wieder kegeln.
Ihr hattet mich in der Hand. Denn es ist Naturgesetz, dass der Mensch erfolgreich sein will. Und gekegelt zu werden ist ein Misserfolg.
Ich durfte in der Öffentlichkeit nicht mehr sagen, was ich dachte, weil jedes meiner Worte auf die Goldwaage gelegt wurde. Ich sollte für Produkte werben, die ich nicht kannte, und für politische Programme eintreten, die mich nicht interessierten, damit wir Unterstützung erhielten, von der ich nicht verstand, warum wir sie brauchten.
Euer Gorilla hat es gut gemacht. Stell dich vor den Golf, sagten sie, und ich tat es. Wenn die Kamera läuft, lächle. Schön breit. So ist es gut. Und jetzt für die Babynahrung. Perfekt. Und immer schön weiterlächeln, gleich kommen die Reporter. Heute Abend kriegst du ne Banane.
Das Lächeln wurde zu meiner Maske, die alles, was darunter lag, langsam ersticken ließ.
Auch ein moralischer Lebenswandel war euch wichtig.
Es wäre ja schlecht fürs Image, wenn ich irgendwelche Affären hätte, auch wenn ich von meiner Frau getrennt lebe und meine Kinder kaum noch sehe.
Es wäre ja schlimm fürs Geschäft, wenn ich mir etwas anderes reinpfeifen würde als eure verdammten Masthormone, die euren Gorilla schön groß und kräftig und aggressiv machen sollen.
Denn euch ist alles recht, was mir den Sieg bringt, man darf sich nur nicht erwischen lassen.
Aber was beklage ich mich? Ich habe ja kräftig mitgemacht bei eurem Spiel und eingesackt, was das Zeug hielt. Ich habe keinen Widerstand geleistet, weil ich selbst geglaubt habe, dass es sich für mich lohnt. Ich bin ganz nach oben gekommen, habe mich auch am Erfolg berauscht, keine Frage. Ich tat alles für den Erfolg, denn das ist nun einmal der große Urinstinkt des Menschen, dass er immer und überall gewinnen will. Mich dagegen zu wehren, wäre gegen die Natur gewesen. Außerdem brauchte ich den Erfolg, um den nächsten Moment der Klarheit möglichst lange aufzuschieben. Und dann gab es ja noch meine Fans.
Ich wusste natürlich, dass sie nicht wirklich mich verehrten. Sie liebten das Abziehbild, das sie als Poster an die Wand hängen konnten.
Aber es reichte, um mir eine Art Pflichtgefühl einzuimpfen, damit ich im Ring immer mein Bestes gab. Ja, ich wollte euch ein Vorbild sein, euch, dem Publikum. Und dafür habt ihr zu mir gehalten. Dachte ich.

Aber als ich diese ständige Heuchelei und das ewige Brüllen meiner Antreiber nach mehr Leistung nicht mehr aushielt, mir Koks durch die Nase zog und dabei erwischt wurde, da war auf einmal das Geschrei groß. Da rochen sie Blut, stürzten sich auf mich, forschten akribisch nach weiterem Schmutz. Plötzlich wurde öffentlich, dass ich mich gedopt hatte. Dass ich als junger Bursche ein ziemlicher Schläger war. Dass ich als Kind Walkmans im Laden hatte mitgehen lassen.
Der Dammbruch kam, als ruchbar wurde, wo ich überall illegal eingesackt hatte. Ein Insidergeschäft hier, eine Steuerhinterziehung da - was kümmert das einen, wenn es alle anderen auch machen? Und man macht es ja nicht selber, man hat kompetente Leute, die das für einen erledigen und einem scheinbar die Verantwortung aus der Hand nehmen. Da gab es für sie kein Halten mehr. Alle stürzten sich plötzlich auf mich, und diesmal nicht um der Sensation willen, sondern um mich zu zerstören.
Nicht nur meine Karriere. Ich hatte das Gefühl, als wollten sie mich als Menschen vernichten. Eine Hinrichtung, um einen Rivalen aus dem Weg zu räumen. Um den Pöbel zu unterhalten. Um nicht selbst in der Arena zerrissen zu werden.
Ich wollte es an mir abgleiten, vorüberziehen lassen. Ich war sträflich unachtsam gewesen und musste die Konsequenzen tragen. Das akzeptierte ich. Aber irgendwie war da die Hoffnung, jemand würde noch zu mir halten, mir helfen, diese schwere Zeit durchzustehen. Und dieser Jemand, dachte ich, würdet ihr sein, die Fans.

Und dann der Schock, als ich eines Tages in das Stadion kam und mir statt Jubel nur noch Buhrufe entgegenschlugen. Eure Buhrufe.
Dieses Geschrei, als mein Gegner hereinkam. Zeig’s diesem Arschloch! Mach ihn alle! Hau ihm die Rübe ein. Urplötzlich war ich nur noch das Objekt für euren neuen Star, auf das es einzuprügeln galt. Und in diesem Moment habt ihr geschafft, was die ganze Hetzkampagne nicht vermochte: Ihr habt mir endgültig das Gefühl genommen, ein Mensch zu sein. Ich war nur noch ein Stück Fleisch auf dem Tranchiertisch.
Da wollte ich nicht mehr kämpfen. Ich stieg in den Ring, aber meine Niederlage war besiegelt. Nach drei Schlägen ging ich zu Boden, begleitet von eurem Gejohle.

Ich wusste nicht, was eure Meinung so plötzlich wieder geändert hatte. Wieso mich auf einmal wieder alle haben wollten. Ich hatte gehört, die Antreiber wären als Hauptverantwortliche hinter Gittern gelandet. Ich hatte nur eine Bewährungsstrafe bekommen. Man hatte mir erzählt, dass viele meiner "Fans" wieder zu mir "zurückgekehrt" wären. Was auch immer das heißen mochte. Aber meine Verantwortlichkeit war doch immer noch da, wieso dieser Sinneswandel?
Da begriff ich, dass es bei dieser Rufmordkampagne genausowenig um mich gegangen war wie bei meiner Boxkarriere.
Ich hatte als Boxsensation nicht mehr genug abgeworfen. Also versuchten die Sensationsverwerter mich noch schnell als kriminelle Attraktion auszuschlachten, bevor ich endgültig uninteressant wurde. Jetzt war ich wieder als Boxsensation gefragt. Und die Menschen machten die Wende mit, denn wenn ich auf der Mattscheibe wieder der Gute war, wie konnte ich im wirklichen Leben schlecht sein?
Was wollt ihr, habe ich gefragt, als die neuen Antreiber vor meiner Tür standen. Habt ihr wieder eine Banane dabei für euren Gorilla? Banane gegen Kette? Eine schön kurze diesmal, einen Gorilla muss man im Griff haben.
Ich bin trotzdem wiedergekommen. Ich wollte es euch allen noch einmal beweisen. Ich wollte es mir selbst beweisen. Was für eine Schnapsidee.
Da sehe ich meinen Gegner, wie er seine Lockerungsübungen macht und versucht, die Buhrufe und Beschimpfungen nicht wahrzunehmen. Genau wie ich damals.
Weshalb hassen sie dich? Bist du verheiratet und hattest eine Affäre mit einer Frau? Warst du auf Drogen wie ich? Haben deine Antreiber unmoralisch Geld an dir verdient wie an mir? Hast du selbst unmoralisch verdient wie ich, ohne darüber nachzudenken?
Der Ringrichter gibt die Runde frei. Das Gejohle wird lauter. Sie freuen sich riesig darauf, dass ich dich mit einem rechten Haken zu Boden schicke. Und deine Technik ist so erbärmlich, ich werde bestimmt leichtes Spiel haben.
Da trifft mich zufällig ein Blick aus deinen Augen. Nur für einen Moment, dann senkst du den Blick wieder und richtest ihn auf meinen Hals.
Plötzlich ist mir, als würde mich etwas tief drinnen einschnüren. In diesem Bruchteil einer Sekunde hat sich dein Blick in mir eingebrannt.
Ich habe so etwas wie Hass oder Wut erwartet. Auf der Boxschule lernen wir, unsere ganze Frustration, auch unsere Angst in Aggression umzuwandeln und auf den Gegner zu projizieren. Ich hätte dir nicht verdenken können, wenn du so gefühlt hättest.
Aber da war nichts dergleichen. Nicht einmal die natürliche Rivalität stand in deinen Augen.
Nur Müdigkeit und Angst. Aber das war es nicht, was mich so getroffen hat. Es ist noch etwas anderes darin gewesen.
Verletztheit.
Eine Verletztheit, von der ich bisher dachte, nur ich könne sie fühlen. Auf einmal weiß ich, ich bin nicht allein.
Ich bin wie erstarrt. Nur mühsam wehre ich deine halbherzigen Schläge ab. Was mache ich hier eigentlich? Ich soll dich niederstrecken? Wieso? Um ihren Sadismus zu befriedigen? Damit ich mir beweisen kann, dass ich der Bessere bin? Wozu? Damit das Spiel wieder von vorne losgeht? Das Spiel, bei dem jeder von uns nur verlieren kann?
Aber was soll ich denn tun? Ich stecke doch schon mittendrin. Der Kampf hat begonnen, und da gewinnt nun einmal der Bessere. Es ist zu spät, umzukehren und es sich anders zu überlegen.
Und plötzlich weiß ich, wie ich das alles beenden kann. Die einzige Möglichkeit, dem Ganzen zu entkommen. Die einzige Möglichkeit, dass wir es ihnen beide zeigen können. Dass wir den Platz beide als Sieger verlassen können. Jeder auf seine Weise.
Ich öffne meine Deckung für dich, Bruder. Schlag zu. Bereite ihnen die Enttäuschung, die sie verdienen.

 

Okay, ich bin normalerweise kein Freund von Monologgeschichten. Aber wie heißt es so schön: Einmal ist keinmal. ;)

Viel Spaß beim Auseinandernehmen. :jesus:

 

Hm, hm. Eine Geschichte von:
Selbstbetrug
Ehre
Verstoßensein und zurückkehren
Einmal sterben, zweimal sterben
Wiederauferstehung

Klingt toll, was?
Es bleiben aber Fragen offen für mich.

Dein Stil ist still und unauffällig; wohl gewollt. Vor allem der abwechselungsreiche Satzbau macht ihn so lesbar.

Details:
"Ich bin Boxer geworden, weil ich den fairen Kampf liebte. Der Bessere gewinnt und sieht sein Können bestätigt. Der Verlierer bekommt eine Lektion, von der er in späteren Kämpfen profitiert. Aber mir ging es gar nicht um das Gewinnen oder Verlieren. Es ging um den Kampf an sich, das Kräftemessen, den gegenseitigen Respekt, und auch darum, die Angst vor dem Verletztwerden zu überwinden."
Das ist ja die Schlüsselstelle: das Ideal wird vorgestellt, die ehlrihce Welt der Krieger, die gute alte goldene Zeit, Walhalla und so. Klar, dass Ideale Illusionen sind.
Ich weiß nicht, ob das realistisch ist. Ob Henry Maske wirklich sowas denkt. Das sind ja schon hochgestochene, abstrakte Gedanken. Aber wenn ich mir die Geschichte etwas parabelhafter denke, etwas idealisierter, philosophischer, stimmt es schon. Du hast ja eben keine Geschichte von wirklichen Boxern geschrieben- dann hätte da mehr Schweiß sein müssen und Schmerz, Narben, hässliche Gesichter, Doping und Krankheiten, Zusammenbrüche, Folgeschäden. Sondern du hast über Krieger geschrieben und über eine bestimmte Weltsicht.
Am wichtigsten vielleicht das kleine "t" bei lieben.

"Ich redete mir ein, die Boxkämpfe auszukämpfen, um den Menschen ein Vorbild zu sein und, klar, sie auch zu unterhalten."
Also nicht mehr hauptsächlich wegen des "ehrlichen Kampfes"? Oder wie? Kämpfe doppelt. Vielleicht Fights, Matches oder was man da so sagt, ich kenne kein Boxen. Vielleicht austragen, ausfechten, machen.

"Der Neid hatte plötzlich ein Ventil."
Ich glaube, es ist ein Vorurteil, dass der Missgunst der Massen aus Neid herrührt. Ich glaube, da irrt sich dein Boxer.

"Und dieses Geschrei, als mein Gegner hereinkam. Zeig’s diesem Arschloch! Mach ihn alle! Hau ihm die Rübe ein. Urplötzlich war ich nur noch das Objekt für euren neuen Star, auf das es einzuprügeln galt. Und in diesem Moment habt ihr geschafft, was diese ganze Hetzkampagne nicht vermochte: Ihr habt mir meine Menschlichkeit genommen."
Wieso? Entmenschlicht sich nicht gerade die tobende Meute dadurch, dass sie Blut fordert? Das verstehe ich nicht. Wieso da so wenig trotz, so wenig jetzt-erst-recht ist, kann man sich ja vorstellen- er ließ sich von Massen tragen, also konnten sie ihn auch fallenlassen. Aber wieso verliert er jetzt seine Menschlichkeit? Dadurch, dass er nur noch "Gegner" ist?

"Ich öffne meine Arme für dich, Bruder. Schlag zu. Bereite ihnen die Enttäuschung, die sie verdienen."
Ich finde den Stimmungsumschwung der manipulierten Massen etwas unmotiviert.
Ausserdem: Jetzt haben wir also ein Opfer. Der Schläger glaubt, sich masochistisch "reinigen" zu können, indem er abweist, was man ihm anbietet, und annimmt, was ihm droht. Die Strafe ist die Belohnung. Ein altes Thema (Jahrtausende). Die geöffneten Arme (Kreuz) machen es für meinen Geschmack etwas ZU christlich-messianisch. Jesus war kein Boxer, sach ich ma.

Die Geschichte beschreibt, äh... Einen aufrechten Mann, der glaubt, ehrlich und direkt leben zu können. Die Welt ist nicht fähig, für offene, ehrliche Krieger Raum zu bieten. Er fällt. Auch die, denen der Krieger sich verpflichtet fühlte, verraten ihn. Der Krieger zweifelt- wie kann man leben?, wie kann man Krieger sein in einer unehrlichen, hinterhältigen Welt? Die Antwort ist: man kann Krieger sein, wenn man verliert. Es reicht nicht, sich zu verweigern, man muss sich bestrafen lassen. Wie dieses Opfer die Welt beeinlfusst, ob es nur die Kriegerehre heilt oder auch ein wenig die Welt, bleibt offen.

So weit, so gut. Das alles ist natürlich irgendwie anachronistisch; das ist eine idealisierte Geschichte, die sich aber auch auf das jetzt, auf das Reale anwenden lässt. Ich konnte sie gut lesen und, wie du siehst, darüber nachdenken.
Jona

 

Hmmmm ... :hmm:

Joh, ist mal danke für die Kritik. Wusste gar nicht, dass die Geschichte sich auch mit Hilfe des Kriegerethos interpretieren lässt. :D

Die Idee hatte ich eigentlich bei der Schlussszene von Will Smith's "Muhammed Ali"-Film. Das Publikum tobte, der Moderator sprach den Satz: "Keiner im Stadion will, dass Foreman gewinnt."
Ich beobachtete die Körperhaltung des Foreman-Darstellers ( Namen weiß ich leider nicht ), und irgendwie glaubte ich zu erkennen, dass etwas auf ihm lastete.
Da kam mir der Gedanke: Was wäre, wenn ein Boxer ( oder auch jeder andere Kämpfer ) Mitleid mit seinem Gegner hätte und nicht mehr gewinnen wollte?
Was wäre, wenn jemand erkennen würde, dass ihm sein Konkurrenzdenken letztendlich keinen Vorteil bringt, auch nicht, wenn er gewinnt? Wenn er den natürlichen Antrieb, gewinnen zu wollen, überwinden würde? Wäre das nicht ein moralischer Fortschritt, nicht nur für ihn, sondern auch, indirekt, für die Gesellschaft?

Vielleicht sollte ich den Aspekt des Konkurrenzdenkens noch etwas mehr betonen, damit am Ende klar wird, welche Bedeutung die Geste am Ende wirklich haben soll.


"Ich redete mir ein, die Boxkämpfe auszukämpfen, um den Menschen ein Vorbild zu sein und, klar, sie auch zu unterhalten."
Also nicht mehr hauptsächlich wegen des "ehrlichen Kampfes"? Oder wie? Kämpfe doppelt.

Na ja, ich dachte, "Schlachten schlagen" geht ja auch. :D Äh, stimmt, das sind zwei verschiedene Wörter. Ist mir noch nie aufgefallen. :o
Denke mir eine neue Formulierung aus.
Nein, das mit dem "ehrlichen Kampf" hat sich ja erledigt, wenn er Dopingmittel nimmt und sich alles nur noch um Kommerz dreht. Das Letzte, was übrig bleibt, ist die Unterhaltung der Massen - den Anspruch hatte der Sport schon immer, und dagegen hat er nichts einzuwenden.

"Der Neid hatte plötzlich ein Ventil."
Ich glaube, es ist ein Vorurteil, dass der Missgunst der Massen aus Neid herrührt. Ich glaube, da irrt sich dein Boxer.

Kann schon sein. Aber das ist eben die subjektive Sicht eines Menschen, der im Konkurrenzkampf erfolgreich ist und nun erleben muss, wie er den Rückhalt verliert - glaube ich zumindest.

"Und dieses Geschrei, als mein Gegner hereinkam. Zeig’s diesem Arschloch! Mach ihn alle! Hau ihm die Rübe ein. Urplötzlich war ich nur noch das Objekt für euren neuen Star, auf das es einzuprügeln galt. Und in diesem Moment habt ihr geschafft, was diese ganze Hetzkampagne nicht vermochte: Ihr habt mir meine Menschlichkeit genommen."
Wieso? Entmenschlicht sich nicht gerade die tobende Meute dadurch, dass sie Blut fordert? Das verstehe ich nicht. Wieso da so wenig trotz, so wenig jetzt-erst-recht ist, kann man sich ja vorstellen- er ließ sich von Massen tragen, also konnten sie ihn auch fallenlassen. Aber wieso verliert er jetzt seine Menschlichkeit? Dadurch, dass er nur noch "Gegner" ist?

Klar, die Masse entmenschlicht sich auch selbst. Aber das sollte als Assoziation zwischen den Zeilen stehenbleiben, denke ich. Nimmt man einem Menschen seine Menschlichkeit, ist man selbst unmenschlich, das weiß auch der Leser.
Im Mittelpunkt stehen die unmittelbaren Gefühle des Boxers. Außerdem ist er ja kein Vollzeit-Philosoph. ;)
Ich dachte, diese Empfindung wird deutlich durch das Wort "Objekt". In diesem Moment fühlt er sich nicht als Gegner, sondern als Opfer. Er dachte wirklich, dass die Massen - für ihn waren es "Fans" - ihn aufrichtig lieben und unterstützen würden. Eine schiefe Wahrnehmung, die durch den "Erfolgsrausch" bedingt war.
Die "Fans" waren sein letzter Rückhalt in einem Rundumkampf gegen alle möglichen Feinde, die ihm schaden wollten. Dieser Kampf wirkte auf ihn bereits teilweise entmenschlichend, auch weil sein moralisches Selbstbewusstsein bereits ausgehöhlt war und er sich nur mit halber Kraft wehren konnte. Und jetzt auch die Fans - das ist zuviel für ihn.
Das Gefühl, man hätte ihm seine Menschlichkeit genommen, resultiert daraus, dass niemand anerkennen will, dass auch er ein Mensch mit eigenen Gefühlen und eigener Würde ist ( ich meine, dass dies durchaus nicht unrealistisch ist: Wenn wir in der Zeitung von Promis lesen, die solche Gefühle äußern, reden Journalisten von "Selbstmitleid" ).
Ich werde diesen Zusammenhang wohl noch deutlicher herausarbeiten müssen.

"Ich öffne meine Arme für dich, Bruder. Schlag zu. Bereite ihnen die Enttäuschung, die sie verdienen."
Ich finde den Stimmungsumschwung der manipulierten Massen etwas unmotiviert.
Ausserdem: Jetzt haben wir also ein Opfer. Der Schläger glaubt, sich masochistisch "reinigen" zu können, indem er abweist, was man ihm anbietet, und annimmt, was ihm droht. Die Strafe ist die Belohnung. Ein altes Thema (Jahrtausende). Die geöffneten Arme (Kreuz) machen es für meinen Geschmack etwas ZU christlich-messianisch. Jesus war kein Boxer, sach ich ma.

Hehe. :D Also das Öffnen der Arme war eher simpel gedacht: Er öffnet seine Deckung, damit der Gegner zuschlagen kann.
Den Stimmungsumschwung der Massen glaubte ich nicht weiter begründen zu müssen. Massen sind halt wankelmütig. Kann ja sein, dass die ganzen Vorwürfe gegen ihn entkräftet werden konnten und stattdessen die Manager hinter Gitter gekommen sind. Dann sind die, die wieder vor seiner Tür stehen, andere "Antreiber".
Das bringe ich wohl noch rein.
Das mit der masochistischen Reinigung war so eigentlich nicht gedacht. Der Grundgedanke war, dass jemand es schafft, das Selbstbildnis des Konkurrenzsubjekts zu überwinden. Indem er den Kampf verliert, steht er letztlich als moralischer Sieger da.
Deshalb hatte ich fast erwartet, dass Lukas_Iskariot sich als Erster melden und mich mit Lob überschütten würde *g*.
Aber damit die Intention deutlicher wird, sollte das mit dem Gewinnenwollen wohl besser rauskommen. Ich werde die Geschichte entsprechend ändern.

Ciao, Megabjörnie

 

Hi Megabjörnie,

natürlich erzählst du über diesen Monolog eine Geschichte, die liest sich aber eher selbstmitleidig als reflektiv. Sogar die teilweisen Schuldeingeständnisse fügen sich da ein. In sofern verpufft bei mir leider das andere Potential der Story ein bisschen. Die Faszination am Boxen als ehrlichen Kampf Mann gegen Mann, lese ich zwar, aber sie kommt bei mir nicht an. Die Ausbeutung einer Seele, die an diesen Kampf geglaubt hat, aber für das Marketing und das Geld eines besseren belehrt wurde lese ich zwar, aber sie kommt bei mir nicht an. Höchstens als abgeklärtes Schulterzucken. Ja, das ist so, na und?
Der Fakt alleine sollte natürlich ausreichen, sich zu ärgern, er wird aber unter der Nabelschau deines Boxers verkleistert, er es nicht schafft, ehrlich zu sich zu sein und so auch nicht, mich in seinen Monolog mit einzubeziehen.
Nun interessiert mich der Boxsport ohnehin wenig bis gar nicht. Vielleicht liegt es auch daran.

Zum Ende hin, versucht sich dein Prot mit einem Trick selbst zu schlagen. Er öffnet die Arme, um offen und wehrlos die Schläge des anderen zu empfangen und die Massen zu enttäuschen. Bildlich kann man in Frage stellen, ob man mit Offenheit auf Dauer enttäuschen kann, deine Intention muss also woanders liegen. In der absichtlichen Niederlage steckt aber kein moralischer Sieg. So wie du sie beschreibst, schmeckt sie eher nach Feigheit. Der Prot hat keine Lust mehr, also läuft er davon, lässt sich noch einmal vermöbeln. An den Gegner denkt er dabei noch nicht einmal, nur die miserable Technik fällt ihm auf. Und ein bisschen Mitleid hat, er, weil er dieses Mal auf der anderen Seite des Spiels ist.

Wie gesagt, mir erscheint es zu egomanisch und selbstmitleidig. Aber vielleicht hast du ja genau das gewollt. Einen Mann charakterisieren, der sich über Siege grämt und Niederlagen umstilisiert.

Dass ihr mich als Vorbild braucht.
brauchtet

Lieben Gruß, sim

 

Hi sim!

Tja, schade, eigentlich war das Selbstmitleid nicht meine Intention. Ich wollte, wie oben schon gesagt, Verletztheit rüberbringen. Dass die nicht so rüberkommt, könnte vielleicht auch damit zusammenhängen, dass man sich einen Boxsportler als Kämpfernatur vorstellt und er sich gefälligst auch danach zu verhalten hat.

Es wäre schon gut, wenn ich den Text reflektiver hinkriegen könnte. Aber das ist schwierig, denn Reflexion setzt einen nüchternen Verstand voraus, den der Prot in diesem Moment einfach nicht haben kann. Er steht im Ring, die Spannung des Publikums überträgt sich auf ihn, er ist noch aufgewühlt von dem, was er durchgestanden hat.
Ich bin mit der Überarbeitung noch nicht ganz fertig. Ich wollte an mehreren Stellen den Aspekt des Konkurrenzdenkens, des Gewinnenwollens noch stärker hervortreten und den Prot am Ende erkennen lassen, dass das sein eigentliches Problem ist. Dass er dieses Denken nur zu überwinden braucht, um aus der Sache rauszukommen. Dadurch geht die Assoziation "Selbstmitleid" nicht weg, aber der Leser kann aus der Story etwas mitnehmen.

Wenn du einen Vorschlag hast, wie sich noch mehr Reflexion reinbringen ließe, ohne dass der Text emotional unplausibel wirkt, nehme ich ihn dankbar an. :)

Übrigens: Der Boxsport interessiert mich eigentlich auch nicht. Ich hatte die Geschichte als Parabel gemeint. ;)

Ciao, Megabjörnie

 

Hi Megabjörnie,

so aufgeheizt wäre der ganze Rückblick ja im Grunde kaum logisch. Die aufgeheizte Atmosphäre ist also kein wirkliches Hindernis.
Mein Vorschlag war etwas zu versteckt, deshalb wiederhole ich ihn noch mal direkter.

Lasse deinen Prot den Gegner mehr betrachten, mehr ins Kalkül ziehen, Mitleid mit ihm bekommen. Es kann ein junger Gegner sein, der das alles noch vor sich hat. Und lasse den Prot eher darüber gehen, wie er die Zukunft des Gegners sieht.
Der selbstmitleidige Aspekt ist so dominant, weil die Gedanken des Boxers fast nur um sich selber kreisen. Wenn du diesen Blick etwas erweiterst, wird es auch reflektiver.

Ich weiß natürlich nicht, ob deine Parabel dann noch funktioniert. Allerdings sind auch die Bilder des Boxens so dominant, dass ich die Parabel dahinter nicht gesehen habe.

Das liest sich nun, als fände ich deine Geschichte völlig mies, dem ist aber nicht so. Ich hatte eben nur das Gefühl, dass der Ton deiner weiter untern beschriebenen Intention zuwiderläuft.

Lieben Gruß, sim

 

Konkurrenzdenkens
Ich bin Boxer geworden, weil ich den fairen Kampf liebte. Der Bessere gewinnt und sieht sein Können bestätigt. Der Verlierer bekommt eine Lektion, von der er in späteren Kämpfen profitiert. Aber mir ging es gar nicht um das Gewinnen oder Verlieren. Es ging um den Kampf an sich, das Kräftemessen, den gegenseitigen Respekt, und auch darum, die Angst vor dem Verletztwerden zu überwinden.
Ich sehe da jetzt nicht so direkt Konkurrenzdenken irgendwie...

Also das Öffnen der Arme war eher simpel gedacht: Er öffnet seine Deckung, damit der Gegner zuschlagen kann.
Ob du es so gemeint hast oder nicht, ist nicht so wichtig, aber es bleibt: das Bild ist das Kreuzmotiv. Archetypisch.
Ich weiß nicht- was sind traditionell so die Untwerwerfungsgesten? Die geöffneten Arme sind für mich eher Verbrüderung oder segen. Die sind Zeichen für Gemeinschaft, für Verbundenheit.
Unterwerfung: den Hals anbieten; die leeren Handflächen zeigen; knien oder so...
Ich finde soetwas wichtig:)

Sach bescheid, wenn der Text überarbeitet ist.

Jona

 

Hehe. Tja, während ihr alle diese Beiträge geschrieben habt, habe ich den Text überarbeitet.

Und siehe da: Ich hatte die Idee, die das Ganze doch noch zu einem richtig guten Text werden lassen könnte. War ungefähr das, was sim vorgeschlagen hat.

@Golio:
Äh, deine Deutung mit dem tumben Gladiator ist nicht ganz richtig, dafür ist sein Sprachniveau zu hoch.
Der Prot ist zwar kein Vollzeit-Philosoph, aber er kann durchaus eloquent sein. Und die kurzen Sätze sprechen nicht gegen seine Intelligenz, sondern für mein Empfinden sogar dafür, dass er mit Worten umzugehen versteht. ;)
Das mit dem "Show, don't tell" ist berechtigt. Deswegen sagte ich ja, dass ich Monologgeschichten normalerweise nicht mag. Aber bei dieser hier stand für mich von Anfang an fest, wie ich sie erzählen würde. Es erschien mir als die beste Form. Das war auch der Grund, weshalb ich peinlichst darauf geachtet habe, dass die Sätze kurz und keine Holperstellen im Text sind und sich alles flüssig liest. Wenn man schon "tellt", dann sollte man es so lebendig wie möglich tun.
Fasse das jetzt nicht als Rechtfertigungsrede auf. Ich wollte es nur einfach mal gesagt haben. :D

@Jona:
Okay, du hast in beiden Punkten recht. Das Öffnen der Arme war auch tatsächlich doppeldeutig gemeint: Einerseits als Geste der Einladung und andererseits, um die Deckung aufzuheben. Nur mit dem christlichen Leidensethos habe ich es nicht assoziiert. ;)
Die "Schlüsselpassage", die du zitierst, ist tatsächlich nicht in Einklang mit meiner Intention zu bringen. Der Leser wird gedanklich auf falsche Pfade geführt. Das werde ich ändern.

Der Text ist jetzt "vorläufig" überarbeitet. Ich lasse den Prot mehr Empathie zeigen und aus seinem Selbstmitleid ausbrechen.
Allerdings habe ich das Gefühl, dass zur Perfektion noch ein gutes Stück fehlt. Deswegen ist mir eure Rezeption sehr wichtig *schleim*.

Freue mich auf eure Rückmeldungen.

:cool: Megabjörnie :cool:

 

Mönsch, Golio, du hast Recht! :sconf:
Ich habe fast das Gefühl, du hast etwas von meinen analytischen Fähigkeiten geklaut. Da muss ich mich ja ranhalten, um meinen Ruf als Meisterkritiker Nummer eins zu verteidigen. :D

Du musst mir aber ein paar Beispiele anführen, die für das Symptom stehen, das du beschreibst:

Er erzählt die Sachen leicht verständlich, fast zu klar. Schon fast, als ob er es einem Kind erklären würde. Deshalb kommt bei einem das Gefühl auf, er selbst sei nicht so schlau, weil er einfache Zusammenhänge so ausführlich darstellt, als seien sie schwierig. Ja, die Ausführlichkeit ist schuld. Du solltest öfters A und C erzählen und B auslassen, damit sich der Leser selber B denkt.

Du weißt ja, du hast mir etwas von meinen analytischen Fähigkeiten geklaut, da musst du mir auch beim Denken helfen. :silly: *tröt*

 

Hallo Megabjörnie,

wofür die Parabel steht, entdecke ich leider immer noch nicht. Das Ende ist schon besser, aber wenn ich versuche, es auf das Leben zu übertragen, komme ich nicht weiter. Nach wie vor erweckt es den Eindruck, als ob "sich öffnen" ein Verlust ist, auch wenn du explizit das Gegenteil beschreibst. Vielleicht liegt es an den Schlägen, die dein Prot einstecken müssen wird, bevor er durch die Niederlage siegt. Und letztlich betrügt er ja sogar den Gegner, wenn er sich absichtlich ausknocken lässt.
Okay, vielleicht bin ich einfach auf einem völlig falschen Weg.

Innerhalb der Geschichte wirkt es mir immer noch ein bisschen selbstmitleidig. Ich habe mal versucht, zu markieren, woran das liegt.
Die Zeitform finde ich unglücklich, da du in der rückblickenden Vergangenheit die Konjunktive im Präsens hast und ich das Verwirrend finde.

Jemanden, der ganz nach oben will.
Tempus einhalten: nach oben wollte
Dass ich keine Ahnung von solchen Geschäften haben konnte, weil ich immer andere diese Arbeit hatte machen lassen, interessierte keinen. Der Neid hatte plötzlich ein Ventil.
Ich wollte es an mir abgleiten, vorüberziehen lassen, dachte, es würde sich schon alles aufklären. Ich war mir sicher, wenigstens ihr würdet hinter mir stehen, hinter eurem Idol.
Diesen Absatz würde ich vollständig streichen. Für den Mechanismus den du beschreibst, ist es nämlich völlig egal, ob er Ahnung hatte oder nicht. Aber dieses Beharren auf der Unschuld erzeugt zum Beispiel die selbstmitleidige Kontonation des Textes.
Ich weiß nicht, was eure Meinung so plötzlich wieder geändert hat. Wieso mich plötzlich wieder alle haben wollen. Ich habe gehört, dass sich nun alles aufgeklärt hätte und die wahren Schuldigen nun am Pranger stünden. Dass sich die Journalisten und viele sogenannte "Fans" entschuldigt hätten.
Entsprechend natürlich auch diesen. Die Medien hätten sich genau so auf ihn gestürzt, wäre es das Come Back eines Geläuterten, der noch mal in den Ring steigt um seine Schulden aus den Prozessen zu bezahlnen
Hattest du eine Affäre mit einer Frau?
solange er nicht verheiratet ist und sogar Kindern hat, stört das nun wirklich niemanden.
Hast du selbst unmoralisch verdient wie ich, ohne dass du dir dessen bewusst warst?
Auch hier wieder das Beharren auf der eigenen Integretät. Immer sind die anderen Schuld, nie dein Prot selbst. Auch das erzeugt das Gefühl von Selbstmitleid im Leser.

Noch mal einen lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Leute!

Meine Güte, ich hätte echt nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde, diese Geschichte richtig wirken zu lassen.

Schuld ist m. E. ein Widerspruch zwischen dem, was mich an dem Grundgedanken fasziniert hat ( dass jemand absichtlich verliert und sich dadurch aus der Tretmühle befreit ) und der selbstmitleidigen Grundstimmung des Textes. Sie sollte die Entscheidung des Prots am Ende plausibel machen und schaffte das wohl auch, aber die mögliche Wirkung auf den Leser habe ich gedanklich vernachlässigt.

Was deine Streichvorschläge angeht, sim, so werde ich sie in Betracht ziehen und wahrscheinlich weitestgehend befolgen.
Vielleicht verschwindet dann der selbstmitleidige Grundton. Das Beharren auf der eigenen Integrität rührt eigentlich nur daher, dass ich das strafrechtliche Davonkommen des Prots plausibel machen wollte. Wenn er im Gefängnis landet, kann er ja kein Comeback schaffen, weil dann nur eingefleischte Fans zu ihm halten würden, und die hatte er bei seinem Abgang ja nicht mehr.
Wenn du meinst, das muss nicht sein, glaube ich dir einfach mal und schiebe dir die Schuld zu, wenn der Text dann auf alle nachfolgenden Kritiker unplausibel wirkt. ;)

Was die Übertragung der Geschichte auf das Leben angeht: Versuch mal, dir eine Firma vorzustellen, die verschiedene Teams miteinander konkurrieren lässt.
Team A sagt: Wir gewinnen 90 neue Kunden. Team B sagt: Wir schaffen 100.
Sagt die Firmenzentrale zu Team A: Warum schafft ihr nur 90, Team B schafft 100.
Team A lässt sich nicht lumpen und sagt: Okay, wollen doch mal sehen, wer hier mehr Leistung bringen kann. Wir schaffen 110.
Auf diese Weise schaukeln sich beide Gruppen in den Leistungsanforderungen hoch, beide verdienen vielleicht mehr Geld, aber irgendwann nehmen sie sich Arbeit mit nach Hause, können nicht mehr abschalten, ihr Privatleben geht den Bach runter, weil ihr Bewusstsein sich auf die Arbeitswelt verengt hat. Sogar wenn die Gesundheit ruiniert ist, denkt jeder Einzelne, dass nur er allein ein Problem mit dem ganzen System hat, das nur er alleine lösen kann, indem er einen Weg findet, sich den ständig steigenden Anforderungen anzupassen. Was logischerweise nicht funktionieren kann, weil nach seiner Anpassung noch mehr Leistung gefordert wird - nicht von der Firmenzentrale, sondern von seinem Team und vielleicht von seinem eigenen Ehrgeiz.
Irgendwann gibt der Markt kein Wachstum mehr her, deshalb dreht der Konkurrenzkampf sich nicht mehr um mehr Leistung, sondern um das Behalten des Arbeitsplatzes.
Hätten nicht alle mitgeholfen, an der Leistungsschraube zu drehen, hätten vielleicht sogar mehr Beteiligte ihren Job behalten, weil ohne die Produktivitätsschübe mehr Leute gebraucht würden.
Wenn die Teams sich gegen die subtil aufgezwungene Konkurrenz gestellt hätten, z. B. durch wechselseitige geheime Absprachen, wer denn diesen Monat die Prämie kassieren soll oder mit anderen Mitteln, hätten sie im Prinzip mehr gewonnen. Aber dazu hätten sie aufhören müssen, sich als Konkurrenten zu begreifen.
Ich habe an der Uni von solchen Praktiken gehört. Explizit habe ich nicht daran gedacht, als ich die Geschichte schrieb, aber im Hinterkopf war dieses Wissen sicher die ganze Zeit präsent ( Entschuldige, wenn ich so weit ausgeholt habe, aber du hast angefangen ;).


Um jetzt wieder zur Geschichte zu kommen: Die ist im Grundgedanken natürlich ein Stück radikaler.
Was den von dir gefühlten Verlust angeht: Die Niederlage des Boxers ist beabsichtigt, aber eine Niederlage bleibt es natürlich trotzdem. Das Publikum wird es ihm nie verzeihen, das Management auch nicht. Er wird mit Schimpf und Schande aus dem Ring gejagt werden und in der Versenkung verschwinden, ohne die Möglichkeit, wieder zurückzukehren. Es ist der Trotz, der den Verlust in einen gefühlten Sieg verwandelt. Und wenn dieses Gefühl bleiben soll, muss er seine Wertvorstellungen ändern, also praktisch die Mentalität eines Aussteigers annehmen.
Wenn der gefühlte Verlust aber in den Schlägen begründet ist: Ich denke, Boxer sehen einen Schlag vom Gegner sportlich und haben keine Angst davor.
Ich finde auch nicht, dass er den Gegner betrügt; denn der hat ja ohnehin keine Motivation und seine Technik ist erbärmlich. Und er erhält die Chance, dem missgünstigen Publikum eins auszuwischen. ;)

Was deinen Vorschlag angeht, den Stil beizubehalten, Golio: Das sollte ich wohl auch. Ich habe bewusst kein allzu hohes Sprachniveau gewählt. Der Prot sollte nicht dumm sein, aber auch kein Intellektueller ( ist aber rührend, dass du mir erst Vorschläge machst, wie ich einen aus ihm machen könnte, um sie dann zurückzunehmen :D ).

So, jetzt verpasse ich meiner Geschichte den letzten Feinschliff. Bis denne.

Ciao, Megabjörnie

 

So, Feinschliff fertig. Der Prot ist jetzt nicht mehr so ahnungslos wie vorher ( das ist mir gerade eben erst richtig klar geworden, was Golio meinte ) und auch nicht mehr so selbstgerecht.

Ich gebe aber zu, dass der ahnungslose Prot schon ziemlich putzig war *killekille* :D

Außerdem habe ich die Zeitformen in Ordnung gebracht, aber an anderen Stellen als von euch angegeben. :p

Denn, sim:

Jemanden, der ganz nach oben will.

Tempus einhalten: nach oben wollte


Der Vorwurf stimmt nicht ganz. Ich habe bei der Selbstcharakterisierung durchgängig die Gegenwartsform benutzt, weil ich meine, dass das in solchen Fällen üblich ist. Er macht allgemeine, nicht zeitgebundene Aussagen, und die stehen für gewöhnlich in der Gegenwart, auch wenn die Handlung in der Vergangenheit stattfindet.

Aber vielleicht hat ja der eine oder andere noch was zu mäkeln.

 

Hui! Bei so viel Lob werd' ich ja richtig verlegen. :o ( Hm, er fällt doch wohl nicht wieder in seine Schleimerphase zurück? :susp: )

<--- :D Prust! Also wirklich! Du bist süß.

Danke, Schnuckelchen! :D ( Hmmm, wie frage ich ihn am dezentesten nach seiner sexuellen Orientierung? :hmm: Natürlich ohne in falschen Verdacht zu geraten )

 

Hi Megabjörne. Da sging aber schnell!

Beim Lesen sind mir sofort so viele Sachen aufgefallen, dass ich mit eienr Deatilliste beginnen muss.

Aber dass ich auch jemanden brauchte, der zu mir hält, daran habt ihr nicht gedacht.
Heulsuse.

Jetzt wollt ihr mich wieder gewinnen sehen.
Ich würde vorschlagen, sowas wie "auf einmal" oder "plötzlich" einzusetzen. Oder: Und jetzt? Jetzt wollt ihr mich (doch) wieder gewinnen sehen.
Später sagst du ja auch: "Ich weiß nicht, was eure Meinung so plötzlich wieder geändert hatte. Wieso mich plötzlich wieder alle haben wollten."

Ihr Antreiber wolltet mal eben schnell viel Geld an mir verdienen, ordentlich Wetteinsätze und noch viel mehr Sponsorengelder abkassieren.
Kapitalismus ist schlimm, ja! Äh... Etwas unsubtil. Wäre durch etwas mehr show (statt tell) vielleicht erträglich.

Ich sollte für Produkte werben, die ich nicht kannte und für politische Programme eintreten, die ich nicht verstand, damit wir Unterstützung erhielten, von der ich nicht verstand, warum wir sie brauchten.
Absicht?

Es wäre ja geschäftsschädigend, wenn ich irgendwelche Drogen nehmen würde, die nicht die Kräfte maximieren, so wie eure Dopingmittel.
Denn ja, Dopingmittel sind für euch legitim, sie sind gut für meine Karriere und damit für euren Geldbeutel.
"Die Kräfte maximieren" finde ich stilistisch unpassend. Und der Satz danach... Ihr liebt mich garnicht wirklich! Eigentlich nutzt ihr mich nur aus! Ihr, ihr... Ihr BÖSEN MENSCHEN! ... Das ist mir eindeutig viel zu unsubtil. Kommt dann ja gleich noch dicker:
Euch ist völlig egal, dass sie verboten und unfair sind, solange man sie nur nicht im Blut nachweisen kann. Wie ich mich fühle, wenn ich weiß, dass ich meine ganzen Siege nur erschwindelt habe, interessiert euch natürlich auch nicht.
Wie geht denn der Tränensmilie? Der ist hier nämlich angebracht.

Ich tat alles, um nach oben zu kommen, denn das ist nun einmal der große Urinstinkt des Menschen, dass er immer und überall gewinnen will. Mich dagegen zu wehren, wäre gegen die Natur gewesen. Außerdem brauchte ich den Erfolg, um den nächsten Moment der Klarheit möglichst lange aufzuschieben. Und dann gab es ja noch meine Fans.
Das hier ist zitiert, weil es wohl der neue "Kern" der Geschichte ist. Interessant, nqtürlich. Natur - Fans.

Das hier:

Ich redete mir ein, die Boxkämpfe auszutragen, um den Menschen ein Vorbild zu sein und, klar, sie auch zu unterhalten. Dafür sind Schaukämpfe ja da. Und ich redete mir ein, dass ich diesen Menschen etwas geben würde, jemanden, zu dem sie halten können.
Hast du meiner Meinung nach weiter oben (Anfang zweiter Absatz, "Ich bin Boxer...nachzudenken") deutlich besser schoneinmal gesagt.

Ich wusste natürlich, dass sie nicht wirklich mich verehrten. Sie liebten das Abziehbild, das sie als Poster an die Wand hängen konnten.
Aber es reichte, mich verpflichtet zu fühlen, im Ring immer mein Bestes zu geben. Ja, ich wollte euch ein Vorbild sein, euch, dem Publikum. Und dafür habt ihr zu mir gehalten. Dachte ich.
Das finde ich viel besser als Aussage als dieses superflache "Die fiesen Kapitalisten nutzen mich nur aus! Was ich fühle, ist denen völlig egal!" Das ist nicht so arg schwarz - weiß. Hier schilderst du eine Beziehung, die verfahren ist, unehrlich, pervertiert; aber trotzdem hält dein Boxer daran fest, obwohl er die Lüge durchschaut. Das ist viel, viel besser. Weil es echter ist- und weil es nicht so flach ist.

das Objekt für euren neuen Star,
...meine Gefühle sind dir völlig egal, ich bin für dich nur LUSTOBJEKT!

Und das Publikum machte die Wende mit, weil es nun einmal alles glaubt, was es in der Zeitung liest und im Fernsehen sieht.
Jetzt hast du diese schöne doppelseitige Beziehung zu den Fans leider mit dem Holzhammer der Unreflektiertheit zerschlagen.
Wobei das ja eigentlich gut ist- diese perverse Beziehung brutal enden zu lassen, sich rächen zu lassen. Aber die Art, wie du es machst, ist einfach flach. Ich meine, komm- die Medien BESTIMMEN die Massenmeinung? Hallo?

Ich bin trotzdem wiedergekommen.
Er macht ein Comeback - die Facetten und Nuancen, das Doppelseitige in deiner Geschichte machen ein Comeback. Nicht nur: Die Medien sagen A, deshalb denken die Massen A, sondern: Ihr wollt A, ich will B, mache trotzdem A - oder C. Gefällt mir xmal besser.

unmoralisch
Finde ich stilbrüchig. Son Boxer sagt doch eher "schmutzig" oder so. Ich stelle mir das eher derartig vor... "Und der Schlips hat dann seine Champagners mit meiner Rechnung bezahlt, hat meinen Arsch verkauft, hat meine Eier versoffen. Ich bin immer getreten worden, habe immer im Dreck gelegen, während der da mich abgezogen hat, bestohlen, mein ehrliches Geld gestohlen hat." Denk an Bushido - oder Sido - Texte.

Es ist noch etwas anderes darin gewesen.
Verletztheit.
Eine Verletztheit, von der ich bisher dachte, dass nur ich sie fühlen kann.
Wiederspricht das nicht dem hier:
Da sehe ich meinen Gegner, wie er ... versucht, die Buhrufe und Beschimpfungen nicht wahrzunehmen. Genau wie ich damals.
Weshalb hassen sie dich? ... Warst du auf Drogen wie ich?
Ich verstehe den Umschwung nicht - warum er plötzlich doch Mitleid fühlt. Und weißt du, warum? Weil er die ganze Zeit nur über seine eigenen verletzen Gefühle flennt. Da passt es nicht, dass er die fast identischen Gefühle des Anderen zuerst nicht wahrnehmen soll. Hm, er ist in exakt der selben Situation wie ich, über die ich die letzten Minuten nachgedacht habe- möglicherweise fühlt er sich sogar ähnlich wie ich damals? NEEEEIN, bestimmt nicht.

Bereite ihnen die Enttäuschung, die sie verdienen.
Das gibt als Motiv unendlich viel mehr Sinn: Rache. Rache am Partner in dieser perversen Beziehung. Dieser trotzdem- und obwohl-Beziehung. Das ist gut.

Ok. Die Richtung, in die ich kritisiere, sollte deutlich sein. Ernstnocheinmal zur Sprache:
Jetzt, finde ich, entblößt dein sehr nüchterner Stil mehr Holperiges, als dass er die Geschichte angenehm zu lesen macht. Deine sprach eist immer noch so einfach, dass sie klar ist. Aber an vielen, vielen Punkten (ich habe einige gequotet) tut dein telling weh. Man sagt nicht, "Ihr habt mich ausgenutzt", man sagt, "Ich, ganz Schweiß, Schmetterschädel und zerrissene Haut, schreie meine Frau an, fordere Loyalität, fordere Ehrlichkeit, Liebe. Ihr, Gucci und Armani, frisch aus den Managmentkursen oder den Edelpuffs, sprecht leise, gewählt, wenn ihr fordert: Mach dafür Werbung. Trete da auf. Erzähle diesem Sender erlogene Promostorys. Ich, gebrochene Rippen, erschöpft und fast geschieden, kann nicht anders, denn ihr habt meine Seele schriftlich. Habt dabei aufgepasst, dass ich meine drei Kreuze auch an die richtige Stelle mache. Brav, Halbaffe! Kriegst auch eine Banane! Früher habe ich gedacht: Jeder kämft auf seine Art, so will es Mutter Natur, so will es unser Herz; ich mit Fäusten, ihr mit der Zunge. Heute denke ich nur noch: wo ist mein Schlafmittel, wo ist mein Koks. Ganz Schweiß, ganz verheilende Knochenbrüche sitze ich vor der Glotze und sehe mein Gesicht falsch Grinsen und eine Automarke preisen. Die Glotze so laut wie möglich, damit ich meine Frau nicht weinen hören muss." Würde ich mal sagen.
Nochmal: Das dein Text so einfach zu lesen ist, gleicht meiner Meinung nach nicht aus, wie weit hier jede Flachheit erbarmungslos bloßgestellt wird. Da kann doch ehct ein bisschen Farbe und Konkretheit rein. Man nimmt keine "Drogen", sondern Koks oder Pillen, man wird nicht "ausgenutzt", sondern kriegt "vom Manager die Werbeeinnahmen abgezogen für angebliche Spesen".
Ach, und- dieses Geflenne. Diese rBoxer ist so ein Weichei. Du schreibst keinen gekrönkten Zorn, wie man ihm von einem Krieger erwartet, sondern klischeehaftes Gejammere. Beispiele oben zitiert.

Inhaltlich... Das Gute oder das schlechte zuerst? Hm... das Gute. Ich mag die beiden neuen Schwerpunkte auf Fans und Natur. Die Natur... darüber sagst du ja irgendwie aus: Es gibt Urinstinkte, Gesetze, denen wir irgendwie unterowrfen sind. Der Krieger will kämpfen, will besser sein. Das Publikum sucht Vorbilder. Der Kapitalist (auch ein Gesetz) Gewinn. Und wenn jemand gezwungen wird, seine Natur wieder und wieder zu verleugnen, muss er irgendwann reagieren- der Krieger etwa muss verlieren, um zu gewinnen.
Und die Fans... die, für die man kämpft. Sie folgen ihren eigenen Gesetzen, und sie sind grausamer, so viel grausamer als die Gesetze der Krieger. Trotzdem brauch man sie. Kann nicht ohne sie. Selbst wenn man sich von ihenn abwendet, braucht man sie noch- um eben etwas zu haben, von dem man sich abwenden kann. Der Krieger kämpft im Endeffekt nicht für sich selbst. Für sich selbst kann er nur verlieren. Oder für andere.

Das Schlechte... Nun ja, ersteinmal die Flachitäten. Ausnutzen, Drogen und Doping, Medienmanipulation. So, wie du das darbietest, sind das leere, schwarzweiße Klischees. Dann das Gejammere. Abgesehen davon, dass es nervt, steht es in diese rForm nicht in Einklang mit der sonstigen (selbst)Charakterisierung des Boxers.
Die Pointe regt in dieser Form meiner Meinung nach weniger zum Nachdenken an als vorher, funktioniert aber noch.

Kommen wir zum Schluss, es ist nach Mitternacht. Ein wichtiges Detail, dass ich ehrlich gesagt nicht mehr wirklich zu würdigen weiß jetzt (Hirn vernebelt):
Das ist eine Geschichte von Selbstverwirklichung.
Von Individualismus.
Vom Ich-Sein.
Ich bin müde
Hoffe, du kannst was damit anfangen
Jona
(Kritik nicht Korrekturgelesen, sorry für eventuelle Rechtschreibfehler)

 

Kuckuck, da bin ich wieder!

Hmmm, auf einmal stören dich die vielen Flachheiten. :hmm:
Na ja, bin selbst Schuld, weil ich den Anspruch so hoch geschraubt habe.

Ich denke, dass da was dran ist, zumal mich manche Formulierungen selbst stören. Die ganze Zeit wartete ich auf den Vorwurf, dass hier eine Menge Klischees bedient werden und dass das keinen Leser mehr vom Hocker reißt, sondern nur noch langweilt.
Tja, jetzt ist er da. Jetzt, wo ich kaum noch damit gerechnet habe. :crying:

Wenn ich deine negativen Kritikpunkte betrachte, scheint das Selbstmitleid immer noch ein Störfaktor zu sein. Und leider muss ich sagen: Scheiße, du hast Recht.
Nein, mein Prot soll keine Heulsuse sein. Er soll verletzt und frustriert sein, er soll erkennen, dass in der Welt, in der er lebt, etwas schrecklich falsch läuft, aber die Egozentrik muss einfach raus.
Der Bequemlichkeit halber werde ich mich an den von dir zitierten Stellen halten. :D

Allerdings werde ich mich lieber nicht an die Asi-Rapper halten, da verkrampft sich meine Hand, wenn ich das versuche ... *hüstel* :D

Das Telling versuch' ich mal ein bisschen durch mehr Bildhaftigkeit aufzulockern. Wenn es mein Stolz zulässt, bediene ich mich auch bei deinen Vorschlägen. :Pfeif:

Man sieht sich,

Megabjörnie

 

Allerdings werde ich mich lieber nicht an die Asi-Rapper halten, da verkrampft sich meine Hand, wenn ich das versuche ... *hüstel*
Das wollte ich dir, ehrlich gesagt, auch nicht wirklich zumuten, mein lieber. Ich bin Humanist. Aber weißt du was? Ich schaue mir jetzt einfach mal drei, vier Aggro - Berlin . Singles an und suche ein paar nette Zitate raus. Wenn du dann einen Literaturnobelpreis bekommst, kannst du sagen: Fler hat meinen Arsch über die Ziellinie gebumst! Oder sowas.
Äh.

Er soll verletzt und frustriert sein, er soll erkennen, dass in der Welt, in der er lebt, etwas schrecklich falsch läuft,
Ja! JA! Mach das. Wenn du das so schreibst, dass man das deinem Boxer abnimmt, ist es bestimmt eine geile Geschichte.

Bewahre dir auch deine Wiedersprüche - Immer im Hinterkopf:
Quod nutrit, me destruit - das ist es. Das ist mit jeder Kunst so und mit jeder Liebe. Das Doping, die Fans, sie pushen und sie zerstören. Der Sieg ist meine Julia, der KO meine Mona Lisa.
Oder mein Guernica.

Gehe jetzt Aggrotexte lesen.
Jona

 

Sou Loide, feddich is das!

Hoffe, meine Überarbeitung war keine Verschlimmbesserung. Wenn euch noch Unstimmigkeiten auffallen, dann sagt es ruhig.
Das nochmalige Lesen lohnt sich. Ich habe in nahezu jedem Absatz etwas verändert.

 

Hi Megabjörnie!

Der Monolog liest sich etwas abgehackt und hat so ein Flair von Selbstmitleid:
Ich bin Boxer geworden, weil ich den fairen Kampf liebte dann kommt die böse Umwelt und verdirbt ihn.
Die Sache da mit der Beziehung zwischen Sportler und Publikum ist eine gute Idee für ´ne Geschichte, bleibt aber ohne Drive, klingt nach Abhandlung.

aquata

 

Hi aquata!

Ja, für ein richtiges Drama hätte der Platz auch nicht gereicht *g*. Eigentlich ging es mir eben nur darum, aufzuzeigen, warum der Boxer am Ende absichtlich verliert. Die "Abhandlung" war also schon Absicht.
Inzwischen bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob die tumbe Erstversion des Boxers nicht doch die bessere war. Da hat er noch weniger reflektiert und sich noch mehr in Selbstmitleid ertränkt. Vielleicht wäre das im künstlerischen Sinn sogar besser gewesen, weil dann der Leser über die Charakterschwächen des Boxers nachgedacht hätte. Aber dann hätte ich mir auch einen Haufen Arbeit umsonst gemacht. :dozey:

Ciao, Megabjörnie

 

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