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Gesellschaftskritik
Sie packte ihre Sachen zusammen. Sie war wütend. Auf wen? Auf alle. Ihre Schwester, welche sie nicht unterstützte, ihren Bruder, welcher sie nicht verstand und ganz besonders auf ihre Eltern, die ihre Entscheidung nicht akzeptierten. Sie wollten ihr das verbieten, was sie sich ihr ganzes Leben lang gewünscht hatte. Sie wollte doch nur jemanden haben, den sie liebt und der sie genauso liebt. Aber was sie bekommen hat war Streit.
Mit 15 Jahren fing alles an. Sie fand Mädchen netter als Jungen. Sie fand Mädchen attraktiver als Jungen. Sie verliebte sich in ein Mädchen. Da merkte sie, sie war anders als viele andere. Als sie eines Tages feststellte, dass sie immer mehr zu Mädchen zugeneigt war, musste sie sich gestehen, dass sie lesbisch war.
Sie fragte sich lange, ob so etwas in ihrer Gesellschaft zugelassen war. Sie kämpfte eine lange Zeit mit sich selber. Stellte sich vor Mädchen zu lieben, stellte sich vor Jungen zu lieben. Dabei konnte sie vergleichen zu welchem Geschlecht sie mehr zugeneigt war. Sie merkte, dass sie beim Versuch Jungen zu lieben ein ekeliges und abneigendes Gefühl hatte. Da entschloss sie sich nicht mehr ihr eigener Rivale zu sein und das zu tun was ihr Herz ihr sagte.wobei sie mehr Vergnügen empfand.
Sie hat sich lange überlegt, ob sie es ihrer besten Freundin erzählen sollte. Schließlich war sie das Mädchen in die sie sich verliebt hatte. Aber ihre Liebe ihr gegenüber hatte sie nie gewagt zu zeigen, da sie befürchtet hatte abgelehnt oder sogar weggestoßen zu werden. Aber sie dachte sich, wenn sie jemand versteht, dann ihre beste Freundin. Denn sie kannten sich schon im Kindesalter. Sie waren zusammen im Sommer schwimmen und im Winter haben sie zusammen Schneemänner gebaut. Wenn jemand ihre Gefühle versteht, dann sie. Sie erzählte ihr ihr großes Geheimnis, dass sie lesbisch war. Das Mädchen war einfach nur sprachlos. Aber im nächsten Moment küsste sie sie auf den Mund und ab dann waren sie zusammen.
Sie dachte sich, dass es doch gar nicht so schlimm gewesen war, wie sie anfangs gedacht hatte. Statt ihren Befürchtungen empfand ihre Freundin genau das selbe und war froh, dass beide das gleiche fühlten.
Aber sie wusste es wird viel schwerer sein der eigenen Familie ihr Geheimnis zu sagen, als es der Freundin zu sagen.
Sie hat alles getan was Eltern von einer guten Tochter verlangen. Sie hat die Schule abgeschlossen, etwas Geld gespart, hat ein Auto gekauft und ihre Liebe gefunden. Nur eins störte, die Liebe zu einem Mädchen. Sie wusste das passte nicht in das Bild, welches sich ihre Eltern hart erarbeitet hatten. Aber das ist ihr Leben und ihre Entscheidung und sie war sich sicher, dass ihre Eltern sie unterstützten werden, welchen Weg sie auch immer gehen wird. So haben sie es schließlich immer gesagt.
Sie lebte schon lange unter diesem Druck, den Eltern es einmal zu sagen. Und ihre Eltern fragten sie schon lange, warum sie keinen Freund hat, schließlich hat sogar die jüngere Tochter seit langen einen Freund.
Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und sagte es. Aber die Antwort war deutlich:” Wie bitte, ich verstehe wohl nicht recht!!” Deutlicher ging es nicht. Sie packte ihre Sachen zusammen. Sie war wütend. Auf wen? Auf alle. Ihre Schwester, ihren Bruder und ganz besonders auf ihre Eltern, die ihre Entscheidung nicht akzeptierten. Sie wollten ihr das verbieten, was sie sich ihr ganzes Leben lang gewünscht hat. Sie wollte doch nur jemanden haben, den sie liebt und dieser sie genauso liebt. Aber was sie bekommen hat war Streit.
Sie nahm ihren Autoschlüssel, verabschiedete sich nicht von ihren Eltern und ging raus. Erst jetzt bemerkte sie, dass es an diesem Tag schneite. Sie war den ganzen Tag so angespannt, wie ihre Eltern reagieren werden, sodass sie nicht den Schnee, den sie so liebte, bemerkte. Sie stieg ins Auto und fuhr los. Sie war immer noch sehr durcheinender und merkte nicht, wie vereist die Strasse war und wie schnell sie fuhr. An einer Kurve konnte sie ihr Auto nicht mehr kontrollieren, rutschte von der Strasse, überschlug sich drei mal, fiel aus dem Auto und landete mit Schmerzen in allen Gliedern und blutendem Kopf im Schnee. Sie blickte sich in alle Richtungen um aber nirgendwo war jemand zu sehen. Nur links von ihr, in etwa 15 Meter Entfernung, stand ein Schneemann. So ein ähnlicher welchen sie und ihre Freundin im Kindesalter zusammen gebaut hatten. Sie erinnerte sich an ihre Geliebte und war glücklich einmal im Leben geliebt zu haben als nie die Liebe zu spüren nur um den Normen der Gesellschaft zu entsprechen. Zufrieden und stolz auf sich selber schloss sie ihre Augen.