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Gestrandet - Ein Abschiedsbrief

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19.11.2002
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Gestrandet - Ein Abschiedsbrief

Liebste Sara

Ich weiß nicht recht, wie ich diesen Brief beginnen soll. Wir werden uns wohl nie wiedersehen. Es ist ja nicht einmal sicher, ob du ihn jemals finden wirst, oder was mir überhaupt den Kopf zerbricht, WANN du ihn findest. Bislang hast du ihn jedenfalls nicht gefunden, oder jemand anders. Ich denke schon mal, dass du mich drauf angesprochen hättest. Ich werde mich bemühen, den Brief so zu plazieren, dass man ihn finden MUSS, nur die Frage ist wann. Es ist noch so verdammt lang hin, bis es soweit ist. Es kann soviel passieren. Meine Hoffnung ist ja, meine kleine, geheime Hoffnung, dass du ihn in einigen Tagen nach meinem Verschwinden findest. Ich kenne die Zukunft in groben Zügen, und ich weiß, dass es viele Umbrüche geben wird. Alles ist so ausweglos, unkalkulierbar. Ich weiß nicht, ob dieses kleine Dörflein unbeschadet durch den 30 Jährigen Krieg kommt, und der findet in rund 150 Jahren statt. Ich werde dann nicht mehr leben.

Ich vermisse Dich sehr, und ich weiß dass du immer etwas gegen dieses Projekt hattest. Du mochtest mich nicht dafür, nanntest mich einmal einen Wahnsinnigen.

Die Farbe des Himmels erinnert mich im Moment stark an das Blau deiner Augen. So ein tiefes, klares Blau, so wie deine Augen strahlen.
Die Luft ist so sauber, so klar und so rein. Es würde dir hier gefallen.

Wenn Du nur bei mir sein könntest. Es ist still hier, ich höre nur die Vögel zwitschern, spüre den Hauch dieser klaren, sauberen Luft über meinen Körper fahren, nur aus der Ferne dringt das Schlagen des Amboss aus der Schmiede zu mir.
Ab und zu wiehert ein Pferd. Du liebst Pferde über alles, und der Bauer hat eines in der Art, wie du es in deiner Kindheit hattest. Du hast es mir einmal auf einem Foto gezeigt.

Du hattest Angst vor unserem Projekt. Du hattest Angst, es könnte die ganze Welt aus den Angeln heben. Alles zerstören. Nun hat es unsere Liebe zerstört. Ich bin hier, und kann mich dir nicht mitteilen, dass ich lebe, das es mir verhältnismäßig gut geht. Du denkst wohl, ich hätte einen Unfall gehabt, telefonierst wohl in diesem Augenblick mit den Krankenhäusern in der Umgebung. Warst vielleicht schon bei der Polizei.

Doch ich lebe, und sehne mich so sehr nach dir.
Ich werde dich nie mehr wiedersehen. Das ist es, was mich am meisten schmerzt. Ich wünsche, es hätte nie funktioniert. Ein Berechnungsfehler in der Feldmodulation.

Ich weiß nicht, wie ich mich hier verhalten soll. Jeder Handgriff könnte ein Fehler sein, das Gefüge aus den Angeln heben.

Ich kenne nur die Richtlinien, die wir uns selbst gaben, während wir an diesem Projekt arbeiteten.

Ich liebe Dich so sehr!

Keine Interaktion, nur beobachten. Das beinhaltet auch, dass wir nicht einmal mit jemandem sprechen dürfen. Jede Interaktion kann unabsehbare Folgen haben. Man müßte sich mit den Sitten und Gebräuchen der jeweiligen Epoche und Region vertraut machen. Sich entsprechend kleiden. Aber es war alles so spontan, ich wollte nur für fünf Minuten bleiben. Hätte mich jemand gesehen, hätte ich schnell den Rücksprung angetreten. Doch ich bin nun seit Tagen hier.

Ich habe Angst. Man hat mich hier in das Dorf aufgenommen, ich kann bei einem Bauern mitarbeiten, dafür bekomme ich Kost und Unterkunft. Dir würde es gefallen, wie hier Landwirtschaft betrieben wird. Kein Dünger, keine Pestizide. Du legtest immer so großen Wert auf die Natürlichkeit unserer Nahrung, auch wenn mir das Zeug aus dem Reformhaus nicht schmeckte. Hier wird demnächst der Dinkel geerntet, mit Sicheln abgeschnitten und von Hand auf der Tenne ausgedroschen.
Du warst schon immer für ökologischen Landbau. Auch wenn es sehr anstrengend ist. Wenn du jetzt hier wärest, dann könnten wir Hand in Hand durch den Wald laufen, der hier noch ein richtiger Urwald ist. Hier gibt es Eichen, deren Stämme fünf Männer ringsum mit ausgstreckten Armen nicht umfassen können. Hier gibt es unberührte Natur, wie Du sie liebst.

Sara, ich rede von Dir schon in der Vergangenheit, während dir beim Lesen wohl die Tränen über das Gesicht laufen. Ich fühle mich so leer innen drin, so schuldig.

Du hattest recht. Das Projekt ist gewaltig in die Hose gegangen. Vor ein paar Tagen war es abgeschlossen. Die Maschine ging ans Netz und baute ihr Feld auf, das es ermöglichen sollte. Den Traum, den wir alle hatten.
Ich erspare dir die technischen Einzelheiten, aber es hat funktioniert, ja verflucht, es ging. Der Bleiwürfel tauchte tatsächlich eine Stunde später auf dem Projektionsteller auf, so wie es geplant war. Wir haben den Bleiwürfel um eine Stunde vorwärts in die Zeit geschickt. Es hatte geklappt.

Hätte ich nur früher schon auf Dich gehört, es einfach nur im Kreise meiner Kollegen bei den Theoretischen Überlegungen belassen.

Und dann ging es so schnell. Ich wollte es nun selbst ausprobieren. Einmal etwas ursprüngliches tun. Neuland betreten. Nie habe ich mit dir darüber gesprochen, du wärest wohl sehr wütend geworden, hätte ich dir erzählt, das Ich den Versuch wagen wollte, als der Erste Zeitreisende in die Geschichte einzugehen. Meine Kollegen hatten allesamt nicht den Mut dazu gehabt, und ich kann jetzt mit Fug und Recht behaupten, dass sie alle richtig gelegen haben mit ihren Entscheidungen. Ich verstand mit einem Male, wie sich Juri Gagarin fühlte, als erster Mensch im Weltall, und Walter Rotenberg als erster Mensch auf dem Mars. Auch sie und zahllose andere Leute, die als Pioniere in ihrem Gebiet in die Geschichte eingingen müssen mutige Menschen gewesen sein. Auch sie müssen es verdrängt (Oder auch nicht) haben, dass es eventuell mit großem Risiko verbunden ist.

Vielleicht hättest du den Traum nie verstanden. Es vielleicht als männliches Macho - Gehabe abgetan. Du sagtest, wir wollten Gott spielen. Wenn es in falsche Hände geriete.

Klar, man könnte in die Zukunft reisen bis zu jenem Moment, an dem die Lottozahlen gezogen würden. Man könnte den Kapitän der Titanic noch rechtzeitig vor dem Eisberg warnen. Man könnte ins Israel im Jahre Null zurück reisen, und Live bei der Geburt Jesus dabei sein. Oder den Bau der Pyramiden mitverfolgen.
Die ganzen Rätsel der Vergangenheit lösen. Man weiß ja bis heute noch nicht, wie man es vor 3000 Jahren zustande gebracht hat, all diese tonnenschweren Felsquader geometrisch exakt aufeinander zu schichten.

Es darf nie in falsche Hände geraten, das war uns klar.
In falschen Händen könnte es Chaos stiften. Man könnte es für ideologische oder finanzielle Zwecke missbrauchen. Das ganze kosmologische Gefüge ins wanken bringen. Du kennst ja auch das Großvater - Paradoxon, das du mir immer vorgehalten hast, als wir noch im Anfang unserer Arbeit waren.

Aber das alles habe ich Dir ja schon so oft erklärt. Dass wir aufpassen wollen. Nur dieses Eine Mal sollte es stattfinden. Auch wenn es traurig stimmt, dass vielleicht Großartigste zu leisten, was Menschliche Hände je vollbrachten, und es im Verborgenen bleiben muss. Zu groß ist der Schaden, den es anrichten kann.

Doch jetzt ging etwas schief, und ich sitze hier fest. Das Gerät, das mich im Zeitstrom lokalisieren sollte funktioniert nicht.

Es ist ein hochkompliziertes Gerät, und wie es mit solchen immer so ist sind sie sehr störanfällig. Als ich auf die Projektionsfläche stieg, um meine Reise anzutreten ging es noch. Ich habe es selbst entwickelt und gebaut,und mich darauf verlassen. Es ist ein simpler 300 uF Kondensator, der durchgeschmort war. Ich habe das Gerät noch mit meinem Taschenmesser aufgeschraubt, und musste nicht lange nach dem Fehlerteufel suchen. Vielleicht durch das Quantenfeld beim Zeitsprung. Eine elektronische Überladung vielleicht, aber auf jeden Fall ein elektronisches Bauteil, welches man in jedem Elektrofachhandel kaufen kann, für 15 Cent. Hier werde ich Zeit meines Lebens keinen 300 uF Kondensator bekommen.

Vorhin erfuhr ich, das wir das Jahr 1495 schreiben.
Du wirst erst in 525 Jahren geboren werden.
Es macht mich traurig, dass es nichts gibt, keinen Ort, an dem Du schon einmal gewesen bist. Nichts was mich an Dich erinnern wird. Gar nichts. Alle Frauen hier haben langes Haar, und ich denke immer an deinen Bubikopf, deine randlose Brille, mit der du noch klüger ausgesehen hast als du es ohnehin schon bist.
Du bist eine fantastische Frau. Ich ertrage Deine Trauer nicht, ich sitze hier und kann nichts tun, ich kann nicht zu Dir, wo ich doch so gern wollte. Du wirst mich für tot erklären lassen irgendwann.

Der Bauer bei dem ich mich verdingt habe könnte einer deiner Vorfahren sein. Jedenfalls hat er deine Augen.
Auch vieles an seiner Art erinnert mich an Dich. Es ist ein einfacher Mann, dafür aber voller Güte und Warmherzigkeit, so wie Du.

Wenn du geboren wirst, bin ich schon lange tot. Zu Staub zerfallen ruhe ich irgendwo, während du das hier liest. Du wirst mich in 561 Jahren in der Mensa der Universität kennen lernen, wo du damals immer in deiner Mittagspause zum Essen gekommen bist, mich in 572 Jahren um eine Verlobung bitten. Dass kam spät, aber wir wußten vorher schon, das wir füreinander bestimmt sind. Mir fehlt der Duft deiner Haare, dieses nach Aprikosen duftende Haar. Hier gibt es nicht einmal Seife. Nie werde ich mehr diesen Duft in der Nase haben.

Ich werde hierbleiben und das Beste machen, und mich auf ewig selbst verfluchen für das was ich getan habe. Ich habe alles abgelegt was fremd für die Menschen hier sein könnte, selbst von deiner Armbanduhr musste ich mich trennen. Es tut mir sehr leid, aber auch dein Foto welches ich immer bei mir trug musste ich vergraben. Findet man es, wird man es für Hexerei halten. Ich hoffe, du verstehst es. Ich habe meine Sachen, die ich am Leibe trug vergraben. Aber ich werde in ruhigen Stunden immer wieder hierher zurück kehren und es hervorholen. Es wird im Laufe der Jahre verblassen, aber in meinem Herzen wirst du nie verblassen. Niemals, Sara, das schwöre ich Dir.

Auch der Kugelschreiber und der Notizblock liegen hier vergraben. Es fiele hier nur auf. Du weißt ja auch, wie abergläubisch ängstlich die Menschen zu dieser Zeit sind. Du weißt von der Inquisition, und wie schrecklich sie im Mittelalter gehaut hat. Ich muss sehr aufpassen, hier nicht aufzufallen. Ich weiß Dinge, die für Dich und mich völlig alltäglich sind, die aber hier ein ganzes Weltbild ins Wanken bringen könnten.

Ich hoffe, du wirst mir eines Tages verzeihen, und vielleicht erfüllt es dich mit Stolz, das ich der erste und letzte Zeitreisende bin.

Vergiss mich nicht.
Lebe wohl.

In ewiger Liebe.

Dein Rainer W. Hauprich

 
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Oh, eine Zeitreisengeschichte - Überraschung. :D

Äh, nur ein Scherz, weil sich diese Stories hier in letzter Zeit anscheinend häufen, wie ich vernommen habe, zum Missfallen mancher User.
Macht mir aber nichts, ich les' sie gern.

Deine Geschichte hat eigentlich keine Pointe. Das gefällt mir in dem Fall. Der Schwerpunkt liegt nicht auf einem Aha-Effekt, den gibt's nämlich nicht, sondern auf der ausweglosen und verzweifelten Situation des Ich-Erzählers.
Aber: Genau diese empotionale Lage, in der er steckt, kommt nicht stark genug rüber. Die Geschichte ist für mich bis jetzt eher Grundgerüst. Ein gutes Grundgerüst, was zu einer für mich faszinierenden Story führen könnte (ja, auch die x-te Zeitreisengeschichte kann mir noch gefallen) - aber es wirkt noch unfertig.
Damit meine ich nicht, dass der Text länger werden muss. Das nicht. Aber irgendwie .... intensiver.

Diese Sara, an die der Brief geht, sie bleibt mir ein bisschen zu blass. Mir fehlen Erinnerungen des Erzählers an sie. Ich kann mir gut vorstellen, wie bestimmte Szenen vor seinem Auge ablaufen während er diese Zeilen verfasst, wie er sie vor sich sieht, wie groß sein Schmerz ist ... Ein paar Kleinigkeiten halt. So etwas wie:

Der Bauer bei dem ich mich verdingt habe könnte einer deiner Vorfahren sein. Jedenfalls hat er deine Augen.
meine ich.
Ich weiß nicht, vielleicht ein paar persönliche Erinnerungen mehr. Ein paar Rituale seiner Freundin, die er vermissen wird, bestimmte Gesten, Worte, Handlungen ... Da kann meiner Meinung nach noch etwas kommen. Mir ist der Brief noch etwas zu steril für diese unglaubliche Lage. Noch etwas zu gefasst. Ich kann's nicht gut beschreiben. :-/

Sehr nette Stelle:

und Walter Rotenberg als erster Mensch auf dem Mars.
Hehe.

Was mir noch auffiel:

Denn die Batterien sind alle. Wegen vier C - Zellen, die man sonst an jeder Ecke kaufen kann, wegen vier lächerlichen leeren Batterien hänge ich hier fest.
Wie kann so etwas geschehen? - Ich komme mir ja schon wie ein Trottel vor, wenn mir auf einer Zugfahrt die Batterien meines Walkmans ausgehen und ich keinen Ersatz dabeihabe ... wie kann dann ein Wissenchaftler bei solch einer Mission an so etwas dämlichen scheitern?! Klar, das sind auch nur Menschen, aber trotzdem ... das erscheint mir zu unrealistisch.
Viel lieber wäre mir, da fände sich ein anderers Problem, etwas, das sie vorher nicht bedacht haben, oder etwas unkalkulierbares ... dass die Maschine kaputtgegangen ist, dass sie bei der Expedition beschäfigt wurde und man keine Möglichkeit hat sie ohne Spezialwerkzeug zu reparieren, irgend so etwas.
Dass es an den Batterien scheitert, ist mir viel zu willkürlich.

Ansonsten gefällt mir Dein Umgang mit em Thema "Zeitreise" ganz gut.Vielleicht liegt das auch daran, dass ich sehr wenig SF lese und mich längst nicht so schnell langweile, wie Experten auf diesem Gebiet, aber mich hat die Story soweit unterhalten - auch wenn ich da noch Verbesserungspotential sehe.

Zur Rechtschreibung: Leider sind mir einige Fehler der Groß-/Kleinschreibung aufgefallen und etliche Male wendest Du "das/dass" verkehrt an. Heute Nacht fehlt mir die Muße, das alles im Einzelnen rauszusuchen, aber wenn's bis morgen Nachmittag noch keiner gemacht hat, erledige ich das gerne.
Die Dass/das-Sache ist übrigens gar nicht schwer: Immer, wenn man statt dem "das(s)" ein "dieses", "jenes" oder "welches" einsetzen kann, gehört ein einfaches "das" dahin.

P.S.: Klingt die Verabschiedung mit den Titeln im Namen nicht etwas zu förmlich? - Dass der Verfasser Professor ist, kann sich der Leser ja eigentlich denken.

Ginny

 

Danke für deinen Kommentar.

Ich habe ihn mir zu Herzen genommen und einiges abgeändert, und auch noch einiges an Gefühl versucht hinein zu bekommen.

Es würde mich freuen, wenn du es dir nocheinmal durchlesen könntest und mir deine Meinung hierzu sagst.


Liebe Grüße

B. Reuter

 

Hallo nochmal,

die Veränderungen gefallen mir sehr gut. Schön, was Dir noch eingefallen ist, um "Sara" etwas plastischer zu gestalten.
Bei einer Geschichte die nur auf eine Pointe zielt kann man mM nach Charakterisierung etc eher vernachlässigen. Hier gibt es diesen Effekt zum Schluss nicht, es passiert nichts was den Leser überrascht. Hier sind es die Emotionen des Briefeschreibers, die fesseln sollen, seine Lage muss den Leser interessieren. Das wirkt jetzt besser als in der ersten Version.

Wenn ich dazu komme (und wenn es Dir Recht ist) such ich nachher mal alle Fehler raus die mir aufgefallen sind und schicke sie Dir in einer PM.

LG
Ginny

 

Danke dafür, das du es nocheinmal gelsen hast.
Gern kannst du mich auf meine Schnitzer hinweisen, ich weiß, das ich mit der Groß - Kleinschreibung nicht so Sattelfest bin. Und das mit dem Das - Dass habe ich noch nie so recht begriffen. Meiner Meinung nach sowieso eine unsinnige Regelung, warum kann man nicht einfach alles mit DAS schreiben?

Vielen Dank.

Liebe Grüße

Ben

 

Eine Frage zum Inhalt hat sich mir gerade noch aufgetan:

Meine Hoffnung ist ja, meine kleine, geheime Hoffnung, das du ihn in einigen Tagen nach meinem Verschwinden findest.
Der Zettel bleibt aber in seiner Zeit, richtig? Ist damit jetzt gemeint, dass er hofft, dass er ein paar hundert Jahre überdauert bis Sara ihn irgendwie findet, oder verstehe ich da etwas miss? :confused:

 

Hallo, Ginny.


Ich würde jedenfalls an alles denken, wäre ich in dieser Situation. Ich würde mich hoffnungsvoll an jeden Strohhalm klammern, der sich mir in Gedanken bietet. Er verdrängt den Gedanken, das es abstrus ist, das man jemals etwas über seinen Verbleib erfahren wird. Billiges Recyclingpapier aus einem kleinen DIN A 5 Notizblock ist so säurehaltig, das es sich im Laufe der Jahre von selbst auflöst. Dazu kommen 500 Jahre Weltgeschichte mit all ihren Kriegen und Umbrüchen.

Vielmehr kann es auch einfach nur sein, das er mit diesem Brief sein trauriges Herz ausschüttet. Er kann sich mit seinem tiefen Kummer doch niemandem anvertrauen außer diesem Notizblock, den er verstecken muss. Es ist wohl nur ein Wunschgedanke, das er denkt, das der Zettel gefunden wird. Diese kleine Hoffnung gibt ihm die Kraft, das alles zu überstehen.

Liebe Grüße

Ben

 

Hi!

"Ein Berechnungsfehler in der Feldmodulation." Sowas dummes aber auch, hm. Hier ist der von Ginny-Rose angedrohte User, der in letzter Zeit keine Zeitreise-Geschichten mag :D

Ich will gar nicht wieder damit anfangen, dass in der SF schon so viele Menschen in der Vergangenheit gestrandet sind, dass es nur logisch wäre, wenn wir alle von denen abstammen würden :D

Deine Geschichte hat erfreulicherweise den Schwerpunkt klar auf den Emotionen, was sie für mich ein bisschen rettet, weil Du eben nicht eine der beliebigen, konstruierten Zeitreisen-Pointen aufwärmst.

Andererseits: Ist für eine Geschichte über den Verlust eines geliebten Menschen durch einen eigenen Fehler (den in der Feldmodulation halt) eine Zeitreise erforderlich?

Ich denke: Nein.

Ich möchte noch weiter gehen: Wenn wir uns in dieser Geschichte die Zeitreise wegdenken, was bleibt dann übrig? Ein Typ, der einem Menschen, den er vermisst, eine Nachricht zukommen lassen will, und aus seinen Emotionen keinen Hehl macht. Das ist alles. Immerhin bringst Du viele Aspekte wie (zu) späte Einsicht, Erinnert-werden. Aber insgesamt bleibt die Geschichte flach, ohne Überraschungen, ohne Spannung, ohne Witz; und wenn von Tränen und Warmherzigkeit die Rede ist, denn werden zumindest Leser, die gerade (im Gegensatz zu mir) nicht total verliebt sind, es einfach nur kitschig finden.

Sprachlich habe ich nichts einzuwenden, und ich finde es gut, dass Du so offen und unverkrampft über Emotionen schreibst. Das ändert aber nichts daran, dass Du zwei (ehrlich gesagt) banale Ideen zu einer (ehrlich gesagt) unspannenden Geschichte vereinigt hast.

Fazit: Sprachlich okay, emotional, inhaltlich schwach.

Uwe
:cool:

 

Hallo Benjamin!
ICh habe schon sehr viele Zeitreisegeschichten gelesen. Deshalb bin ich vorbelastet und erwarte irgend einen Funken einer Pointe. Deine hat keine.
Ist da wichtig? Ich fürchte, ja. In dieser Form wirkt die Geschichte unfertig, als hättest du das Ende weggelassen. Ich finde die Idee nett, dass ein verlorener Zeitreisender sich mit seinem Schicksal abfindet und nur noch einen Brief an seine Geliebte schreiben will. Nur fängt da schon das Problem an: Wie soll sie den jemals lesen können??? An diesem Punkt würde ich an deiner Stelle anknüpfen, da ich hierin die einzige Chance sehe, die Story zu retten, ja, sie originell zu gestalten! Lass dir was einfallen, wie sie den Brief finden könnte und vielleicht tatsächlich findet! Nein, ich gebe dir kein Szenario vor - meine Ideen behalte ich schön für mich! :D

Sprachlich finde ich die Geschichte ziemlich schwach. Mir kommt das Ganze sehr "runtergeleiert" vor. Kein Pepp, keine Spannung. Ich meine, da landet einer in dieser Zeit und weiß einfach NICHTS zu erzählen? Es gibt auch heute noch Gegenden, wo Pferdefuhrwerke fahren und mit der Hand geerntet wird. Da hätte ich mir doch irgendwas gewünscht, das mir den Lokalkolorit deutlicher vor Augen führt.

Fazit: Durchschnittliche Geschichte mit vergebener Plotchance.

 

Sehr interessant - mich würde folgenedes Szeneraio interessiere: er schreibt in seinem Brief das Sie sein Jüngere Ich davon abhalten soll die Zeitreise zu beginnen - voila: sie sind zusammen!

interessantes Thema :) es wäre schon eine echte Katastrophe würde man irgendwo stranden :)

thks.

david. im september 2003 (sicher?)

 

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