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Gewöhnlich reise ich nicht unbegleitet

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08.02.2006
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Gewöhnlich reise ich nicht unbegleitet

Gewöhnlich reise ich nicht unbegleitet, aber diesmal ging es nicht anders. All jene, mit denen ich reisen kann, die ich ertrage und die irgendwie eine Beriechehrung darstellen, hatten keine Zeit oder mochten einfach nicht nach Südindien. So reiste ich halt allein. Ich will keinen Reisebericht geben, sondern einfach ein Bild dessen, was geschah, zeichen, mein Bild zeichnen. Wenn ich Bars betrete, denke manchmal vorher darüber nach, was ich mir davon erwarte. Dabei entdeckte man oft Höchstinteressantes. Diesmal tat ich es nicht, ich versuchte nur die kleinen Dealerjungen mit den hornhautbesetzten Füße fortzuscheuchen. Morgen in der Frühe, so nahm ich mir noch vor, würde ich noch den Käfig reinigen.

In dem Lehmbau gab es nur Elefantenbier, ich kostete. Ich, Mann von nicht unbeachtlicher Größe saß mit einer bulldoggenartigen Schnauze auf dem Kissen neben mir. Ich murmelte sachte und bedächtig. Es mag ein Gebet gewesen sein. Ich wusste nicht, was es war genauso, wie ich einfach nicht wusste, was das war, das mich so Trieb, aber ich fragte plötzlich den Bierzüchter und Bargewalter nach der Ursache des so tiefen Grüns im Glas. Normalerweise tue ich so etwas nicht, aber Normalerweise schien mir gerade so fremd, wie einem Norweger eine Kamelgeburt am Neujahrsmorgen. Doch dieses Grün in dem Glas bezauberte und es tat meinen sonderbar kribbelnden Fingern unglaublich gut. Ich kühlte meine Finger am Glas lüsternen Lippenzuckens. Man antwortete mir nicht wie ich es gewohnt war. Ich kenne es, das man mich, der die Zerknirschtheit einer überfahrenen Coladose ausstrahlt, komisch behandelt. Rottweiler auf Speed werden netter hofiert. Diesmal antwortet man mir unglaublich ruhig und eine frisch gewaschene Hand fuhr über mein Herz. Ganz klar roch ich die schlecht abgespülte, billige Pfirsichseife darauf. Ich bräuchte nicht zu fragen, weil mir die Elefanten nachher alles noch viel schöner erklären würden. Ich glaubte der Versprechung, strich noch einmal über das wellenförmige Relief des Glases. Ich wusste darum, dass das alles soweit in Ordnung ging und denn nun, Elefantenbier trinkend, fiele mir auch sicher bei der weiteren Routenplanung leichter. Bei Reinbeißen noch saftige Blumen standen um mich herum. Bei tieferem Reinbeißen empfand ich Aprilsonne und Biodünger. Ruhiger kann man sich kaum fühlen. Zutiefst und vollendet betrunkene Fischer am Ende der Welt sind nachdem sie von seelenreinen Inselköniginnen ohne Sport-BH beglückt worden nicht ruhiger. Bis hier her hatte ich kaum wohlschmeckendere Blattwichse gegessen. Selbstkritischen Grübelns ließ ich mich von dem Nachbarkrokodil am Sack kraulen. Es fragte mich sogar, ob ich bei meiner Zeitung für die Sexquote pro Artikel zuständig sei. Ich sagte ihm, ich würde nicht überwachen, das wäre nicht meine Stärke. Nachdem ich verstreut alle Anleitungen des Lebens angelesen hatte, hatte ich schon ganz schön Lust, eine eigene zu verfassen, für so ne ich richtig fetzige Wachmaschine. Noch mal strichen meine Finger über das Glas. Als ich zum Höhlenausgang spähte, krähenfußfördernd, entdeckte ich es. Es war wohl so gekommen, dass ich mich fühlte wie eine Informatikstudentin, die ihren ersten Orgasmus auf dem neuen Joystick hat. Was für ein Zustand! Das Krokodil winkte prustend. Und als ich mich so gegen das Fenster schmiss, gehen bringt es nicht immer, sah ich, dass die Elefanten nicht unbedingt mit mir sprechen würden. Ich trank zwar ihr Bier, aber wo sind sie denn nun, die Dickhäuter, die Rüsselbesitzer und Stoßzahnschwinger? Ich wollte sie sehen, aber dann fasste ich doch noch mal das Glas an. Eigentlich hatte ich noch nicht einmal ernstzunehmend angefangen mit irgendeiner Bedienungsanleitung. Dauernd war ich betrunken, das tue ich immer auf Reisen, eigentlich sowieso immer, also mich betrinken. Betend mit Krallen an den grabschenden Fingern hielt ich den Barwärter an, mir doch eine schöne Zigeunerbraut für die Nacht zu besorgen, das Krokodil hätte auch gern eins. Er stimmte zu, verzog seinen Mund, seine Augen und plötzlich verzieht es sich. Er fragte eine Frage. Ich gab ihm zu verstehen, ich hätte gern große Brüste. Er gab mir zwei Koskosnüsse und raunte, ich solle es damit probieren. Ich sagte, ich meine die Zigeunerfrau und außerdem wolle ich die noch etwas größer. Das Krokodil wurde immer höhnischer. „Vorzüglich!“, zischte es, „Ich, ich, ich!“ Ich schob es etwas weg von mir. Es meinte, ich solle lieber noch etwas an den Blumen kauen. Es musste noch etwas weiter weg. Dann, so gegen Ölf, Ich zerschnitt ein Buch und versuchte später, auch so gegen Ölf, es wieder zusammenzusetzen. Wie dämlich! Aber wenn doch die Schere juckte?! Es ist war noch nicht spät, aber Indien war anstrengend. Die Hand auf meinem Herz war schwitzig und sie krallte sich zu fest. Im Hintergrund schrie kaum hörbar ein kleiner Rentner. Ich nahm mir vor, etwas zeichnen zu üben, interessante Einzelheiten, die Pickel vom Krokodil oder den Schatten der Elefanten zum Beispiel. Und dann, dezent weiterbetend (ich wollte es noch zuende bringen bevor es rot wird) nahm ich mir auch vor ab und zu etwas Tee zu trinken. Oder es gibt etwas zu dressieren?

Ich hoffe, ihr schreibt mir jetzt nicht wieder besorgte Briefe. Das hoffe ich ernsthaft. Ich gehe jetzt den Käfig reinigen, der Goldlack ist etwas fleckig geworden und es ist noch nicht spät.

 

Du schreibst bemüht kafkaesk aber in Wirklichkeit schlichtweg unbeholfen. Zusammenhanglose Substantive werden zwischen blasse Satzfragmente gepresst.

Mir gefällt es nicht :thdown:

"Schlechte Kritik ist gar nicht so schädlich, wie oft behauptet wird. Sie ist sogar sehr verkaufsfördernd, wenn ein anderer Kritiker dagegenhält und damit die sogenannte Plus-Minus-Spannung entsteht."
Reich-Ranicki, Marcel

 

All jene, mit denen ich reisen kann, die ich ertrage und die irgendwie eine Beriechehrung darstellen
Bereicherung. Und ich stolpere jedes Mal über das „reisen kann“, müsste da nicht ein „reisen könnte“ stehen?

So reiste ich halt allein.
Zu deiner Erzählstimme würde „eben“ besser passen als „halt“.

sondern einfach ein Bild dessen, was geschah, zeichen, mein Bild zeichnen.
Sondern einfach ein Bild zeichnen. Ein Bild dessen zeichnen, was geschah. Ich möchte mein Bild zeichnen.
Wenn du schon so einen Stil verwendest, dann muss er sitzen. Richtig sitzen. Präzise, genau, melodisch.

denke manchmal vorher darüber nach,
denke ich

Ich, Mann von nicht unbeachtlicher Größe
Wenn du die Apposition anführst, musst du sie auch abführen. Also Komma nach Größe.

Normalerweise tue ich so etwas nicht, aber Normalerweise schien mir gerade so fremd, wie einem Norweger eine Kamelgeburt am Neujahrsmorgen.
Das 2. normalerweise gehört in Anführungszeichen, weil es meta-sprachlich verwendet wird.
Und solche absurden Vergleiche müssen auch sehr genau sitzen, das tut deiner nicht.

und es tat meinen sonderbar kribbelnden Fingern unglaublich gut.
Empfindet der Erzähler das Kribbeln als sonderbar, oder kribbeln die Fingern auf sonderbare Weise?

Ich kühlte meine Finger am Glas lüsternen Lippenzuckens.
So was würde mich zum nachdenken anregen, wenn der Text ansonsten präzise wäre. So verbuche ich es unter „Unsinn“ und tue dem Text damit vielleicht unrecht.

Man antwortete mir nicht wie ich es gewohnt war.
Antwortet man ihm nicht auf gewohnte Weise? Oder antwortet man ihm nicht und der Erzähler ist ohnehin daran gewohnt?
Wenn du ein Komma gesetzt hättest, wäre es schon klarer (Version 1), ansonsten müsstest du ein Semikolon setzen oder so etwas. Auf jeden Fall eine von vielen „unklaren“ Stellen, nicht weil sie surreal wäre, sondern weil sie nachlässig formuliert wurde.

Ich kenne es, das man mich, der die Zerknirschtheit einer überfahrenen Coladose ausstrahlt, komisch behandelt.
dass – und eine überfahrene Coladose ist nicht „zerknirscht“, sondern „zerquetscht“. Ich hab damit noch nie „Zerknirschtheit“ verbunden.

Diesmal antwortet man mir unglaublich ruhig und eine frisch gewaschene Hand fuhr über mein Herz.
Antwortete – ich sag’s noch mal: Es ist nicht klar, ob du bewusst so formulierst oder aus Unvermögen. Eine Hand kann ja konkret nur über die Brust fahren. Übers Herz können nur Psychopathen oder Besucher der Körperwelten-Ausstellung fahren.

Ich bräuchte nicht zu fragen, weil mir die Elefanten nachher alles noch viel schöner erklären würden.
brauchte

Weiter hab ich’s nicht geschafft.

Tut mir leid
Quinn

 

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