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Gingels mochte Schnecken

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30.07.2005
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Gingels mochte Schnecken

Gingels mochte Schnecken


Blub..., blub... Langsam stiegen die kleinen Luftbläschen an die Oberfläche, als Gingels, ein kleiner Karpfen, mit seinem Rüssel den schlammigen Boden nach Schnecken durchwühlte.
Die Sonne war gerade erst aufgegangen und die ersten Sonnenstrahlen des Tages durchschnitten das dunkle Wasser in purpurnem Rot. Bis auf das leise Blubern der Luftbläschen und das von Zeit zu Zeit hörbare Schnattern der Enten lag der See in völliger Stille. Es war die einzige Zeit in der wirklich Ruhe herrschte. Die Räuber schlummerten mit vollgeschlagenen Bäuchen in ihren Verstecken, während die silbernen Schwärme hunderter kleiner Fischchen im Dickicht der Seerosen Schutz suchten, um sich von den Strapazen der Jagd zu erholen. Auch der Rest der Fische verbarg sich irgendwo in den dunklen Ecken des Sees.
Gingels war der einzige auf einer Lichtung im Seerosenfeld. Hier war der Boden viel zu weich und die Pflanzen fanden einfach keinen Halt. Dafür lebten, tief im Schlamm verborgen, die leckersten Schnecken. Nur Gingels wusste das und so hatte er sich die frühen Morgenstunden zur Gunst gemacht um ordentlich satt zu werden.
„Wenn die Großen, Fetten, erst einmal anfangen sich in ihrem Fressrausch an allem Essbarem zu vergehen, werde ich doch den ganzen Tag lang nichts bekommen und bleibe für immer klein und schmächtig“, dachte er und versenkte seinen Rüssel tiefer und tiefer im Schlamm, als er endlich auf den harten Panzer einer Schnecke stieß, die sich unter dem Druck seiner Lippen langsam bewegte. Voll Glück über die erste Beute des Tages saugte Gingels die Schnecke mit einem Mal ein, während er gleichzeitig einige Meter weiterschwamm. Zurück blieb nur eine kleine Wolke feinster, aufgewirbelter Sedimente.
Das Wasser war hell, vom Licht durchflutet. Die Pflanzen und Algen strahlten jetzt in einem jungen, zarten Grün und verwandelten den See in ein harmonisches Aquarell. Auch die Vögel waren erwacht. Ihre schrillen Gesänge schallten in den unterschiedlichsten Tönen an der Oberfläche. Gingels war immer noch allein unterwegs, immer noch wühlte er in der Lichtung nach Schnecken und immer noch waren die anderen Bewohner des Sees im Verborgenen.
Gingels war glücklich darüber. Er verstand zwar nicht wirklich, warum sich niemand hier rührte und es kam ihm ein wenig seltsam vor, doch er konnte sich in Ruhe mit sich selbst beschäftigen. Seine golden farbigen Schuppen blitzten von Zeit zu Zeit kurz auf, als er vergnügt mit dem Kopf durch den Schlamm fuhr.
Plötzlich waren die Vögel verstummt. Kein einziges Geräusch drang mehr in Gingels Ohren und er richtete den Kopf aus dem Schlamm auf. Alles wie vorher, nur die Stille war neu.
„Warum sangen die Vögel nicht mehr?“, dachte der Karpfen, „Schon ein wenig merkwürdig: erst bin ich hier ganz alleine und jetzt sind auch noch die Vögel verstummt (weg?). Er fühlte sich auf irgendeine Weise beobachtet. Nicht, dass es ihn erschrecken würde, denn er wusste ja, dass man ihn schon, seit er heute früh auf diese Lichtung schwamm, im Auge hatte. Jedoch schien es ihm jetzt, als wäre wirklich die ganze Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet und die Vögel hätten aufgehört zu singen, damit nichts diese Aufmerksamkeit störte. Es war wie bei einer Theateraufführung, wenn der erste Schauspieler auf die Bühne tritt und das Gemurmel und Geraschel der Zuschauer einer absoluten Ruhe weicht.
Gingels verhaarte einige Augenblicke regungslos und überflog mit seinen Augen rasch die Umgebung. Nichts! So etwas hatte er noch nie erlebt. Zum zweiten Mal wanderten seine Blicke nochmals über das Pflanzenreich, das die Lichtung säumte, und nun sah er das, was er erwartet hatte zu sehen: die ausdruckslosen Augen der anderen Fische, welche mit dem Grün der Pflanzen zu verschmelzen schienen. Gingels wusste nicht, was er machen sollte. Vielleicht einfach weiter nach Schnecken suchen, vielleicht etwas sagen oder sollte er sich genau wie die Anderen verstecken? Warum? Genau in diesem Augenblick, als er versuchte, Gedanken zu fassen, hörte er, wie etwas an der Oberfläche aufplatschte. Völlig unbewusst wanderte sein Blick aus der Leere nach oben und Gingels, sah wie eine kleine gelbe Kugel langsam, leicht taumelnd auf den Grund sank. Er sah wie gebannt auf das gelbe Ding, während er merkte, dass sich ein süßer Duft überall auf der Lichtung verbreitete. Er stieg Gingels verführerisch in die Nase und löste die Verwirrung in ihm. Er vergaß die anderen, die ihn unaufhörlich anstarrten, den Geschmack von Schnecken, den er immer noch in seinem Mund hatte. Seine Schwanzflosse fing an sich zu bewegen und er fuhr langsam auf die gelbe Kugel zu. Der Duft wurde intensiver und Gingels wollte nicht anderes mehr, als ihn für immer in seiner Nase zu haben. Er schwamm an die Kugel heran, streckte seinen Rüssel nach ihr aus. Seine Lippen umhüllten sie fast schon zärtlich, dann zog er den Rüssel wieder ein. Der Geschmack war noch viel angenehmer als der Duft und Gingels ließ sich mit der Kugel im Mund treiben. Er drehte sich zur Seite und die Sonne strahlte ihm in die Augen.
Plötzlich durchfuhr ihn ein heftiger Ruck, etwas löste sich aus dem Ding in Gingels Maul und bohrte sich tief in das Fleisch seines Rüssels. Der zuckersüße Geschmack mischte sich mit dem von Blut. Dann zog ihn eine ungeheure Kraft in Richtung der Oberfläche. Gingels war von Panik ergriffen. Intuitiv kämpfte er gegen den Zug an. Wieder ein Ruck! Diesmal fuhr ihm eine Welle von Schmerz durch die Wirbelsäule, so stark, dass es ihm dunkel vor den Augen wurde. Trotzdem wehrte sich Gingels weiter. Er wurde aber trotz größter Anstrengung langsam und sicher an die Oberfläche gezogen. Der Rest des Sees blieb immer noch still. Die Fische tarnten sich weiterhin zwischen den Pflanzen. Sie schauten zu, wie Gingels um sein Leben kämpfte (und wussten, dass er keine Chance hatte).
Gingels Kräfte schwanden langsam dahin. Seine Muskeln brannten, als die vielen kleinen Gräten ins Fleisch stachen. Der Kampf war sinnlos. Verzweifelt und vom blankem Entsetzen erfüllt, gab er schließlich auf. Mit Gewalt wurde er aus dem Wasser geschleudert, seine Luftblase platzte und er verlor das Bewusstsein.
„Papa, Papa! Ich habe einen! Komm her, schnell.“ Ein kleiner Junge stand am Ufer des Sees und hielt Gingels in den Händen, dessen Schwanzflosse noch leicht zappelte.
„Was hast du denn, Markus? Lass mal sehen“, sagte der Vater des Jungen und ging zu seinem Sohn rüber. Glücklich hielt der Junge den Fisch in die Sonne.
„Ohh.... Schön, Markus. Aber der ist noch viel zu klein für uns. Wir wollen doch die großen, stimmt´s? Also lass ihn jetzt weiterschwimmen. Soll er groß und fett werden.“
„Na gut, aber versprich mir, dass wir noch einen fangen, ja?“
Der Junge griff mit der ganzen Hand in Gingels Maul und zog den Haken heraus. Dann packte er den Karpfen am Kiemendeckel und schleuderte ihn wieder ins Wasser.
Als Gingels das Bewusstsein wiedererlangt hatte, trieb er kraftlos im Wasser. Sein Kopf dröhnte wie verrückt. Unter sich sah er die sonnige Lichtung in mitten der Pflanzen. Sie war voll von Fischen, die nach Schnecken suchten. Gingels versuchte sich zu bewegen, nach unten zu schwimmen und die anderen davor zu warnen. Doch der Schmerz in seinem Rücken ließ es nicht zu. Er versuchte Laute von sich zu geben, den anderen zu sagen, dass sie nicht nach Schnecken suchen sollten, doch seine Luftblase war geplatzt und er brachte keinen einzigen Ton heraus. So trieb er dahin, versuchte zu begreifen. Was hatte er falsch gemacht? Warum ist all das passiert? Was ist passiert?
Es verging einige Zeit und Gingels glaubte wieder zu Kräften zu kommen. Er wollte endlich abtauchen, da sah er einen schwarzen Schatten von oben auf sich zukommen. Der scharfe Schnabel eines Kormorans vergriff sich in seinem Rücken und rissen ihn aus dem Wasser. Der Vogel verschwand zusammen mit Gingels irgendwo in der Ferne.

 

Hi Barbaros und herzlich willkommen auf kg.de (Juchhu, endlich kann ich auch mal jemanden begrüßen ;-) )
"Wenn die Großen, Fetten, erst" kein Komma nach Fetten
"verstummten(weg?)" was soll die Klammer? Kommt für mich so rüber, dass du entweder hier schon einen Interpretationsansatz machst oder dass du die Leser fragen willst, was besser ist.
Zum Inhalt:
Flüssig geschrieben, leicht zu lesen, also alles in allem nicht schlecht.
Aber gehört er nicht vllt in die Kategorie Kinder? Da würde es mMn besser hinpassen.

 

Hallo Barbaros,

Hartes Schicksal für den Fisch, wat? :)
Erstmal hab ich ne Frage: Haben Karpfen Rüssel? *grübel* HAb ja noch nie Fische gefangen, aber Rüssel klingt mir doch sehr elefantisch.

„Warum sangen die Vögel nicht mehr?“ = singen, ist ja wörtliche Rede.
KLammer und weg muss weg, da geb ich Tserk Recht.
Du schreibst auch mal, dass der Gingels "fuhr", das klingt in meinen Ohren albern.
"Gingels war von Panik ergriffen" = wurde.

Die Beschreibungen im Text finde ich recht gelungen, einige Sätze sind aber sperrig und Kommafehler gibts ein paar, das solltest du nochmal durchschauen.
Sonst gut zu lesen.

Liebe Grüße
ardandwen

 

Erst mal danke für die faire und objektive Beurteilung der Geschichte, ich freue mich wirklich eine gescheite Kritik zu bekommen.
Die Kommafehler sind mir wirklich ein Dorn im Auge, da muss man noch dran arbeiten.
Und Ardandwen, so ulkig es auch klingen mag, Karpfen haben tatsächlich einen Rüssel. Natürlich nicht so "elefantisch", wie du vielleicht denkst, aber sie haben einen. Musste mal ein Bio Referat über die Viecher machen!

Schönen Gruß Barbaros

 

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