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Glück ist Familie

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19.04.2008
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Glück ist Familie

Der Himmel weinte und sie auch. Irgendwie passte das Wetter zu Ihrer Situation. Sie hatte einen grossen Fehler begangen, den grössten ihres Lebens, Ihre Existenz und die ihres Mannes aufs Spiel gesetzt und alles verloren. Durch ihre Schuld standen sie nun vor dem Nichts, hatten keine Zukunft mehr. Aus ihrer Sicht gab es keine Lösung für ihr Problem, sie wusste nur noch einen Ausweg.

Sie stieg in ihr Auto. Alles lief mechanisch ab. Ihr Kopf war leer, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Automatisch startete sie den Wagen, legte den Gang ein und fuhr an. Monoton bewegten sich die Scheibenwischer als sie losfuhr, planlos, ziellos.

Irgendwann hielt sie irgenwo an und starrte in den Regen hinaus. Wie in Trance öffnete sie die kleine Flasche Mineralwasser und trank sie halb leer. Sie öffnete die Schachtel mit den Tabletten und begann diese langsam in die Flasche zu füllen. Hin und wieder schraubte sie die Flasche zu und schüttelte diese um die Tabletten aufzulösen. Als die Packung leer war legte sie den Kopf zurück und schloss die Augen:

Das kleine Mädchen, so hilflos und schutzbedürftig, von den Eltern umsorgt und wohlbehütet, die Schule, der Beruf - sie wurde eine Frau.

Die erste Liebe, die auch ihre grosse Liebe wurde. Es begann ganz zart und wurde immer stärker und stärker. So stark, dass es manchmal weh tat und so stark, dass es oft ein unbeschreibliches Glücksgefühl gab. Die Liebe die vor so vielen Jahrzehnten begann und bis heute anhielt.

Der Tod ihrer Mutter. Die erste bittere schmerzliche Erfahrung einen geliebten Menschen zu verlieren.

Die Geburt ihres ersten Kindes: "Mami, wenn ich gross bin heirate ich dich." Der kleine Mann, der sie umsorgte wie ein Erwachsener als es ihr während ihrer zweiten Schwangerschaft schlecht ging.

Die Geburt ihres zweiten Kindes. Ein blonder Engel, der in manchen Dingen seinem Grossvater so ähnlich war. Um ihn brauchte sie sich keine Sorgen zu machen, er machte seinen Weg. Auch wenn er zart erschien, er hatte einen starken Willen.

Weitere zwei Jahre später wurde der dritte Sohn geboren. Er war nicht geplant aber willkommen und geliebt. Ein liebenswertes Menschenkind mit einem weiten Herzen. Das Glück schien volkommen zu sein, es war unheimlich.

Der Tod ihres Vaters, der zweite schmerzliche Verlust.

Ab und zu gab es Streit mit ihrem Mann weil sie unterschiedliche Auffassung in der Frage der Erziehung hatten oder weil sie einfach Dinge ganz anders betrachtete als er.

Die Kinder kamen in die Schule, wuchsen heran und wurden erwachsen. Einer nach dem Anderen stand auf eigenen Beinen und zog aus dem Elternhaus aus. Die normalen Konflikte zwischen Kindern und Eltern traten auf, Generationsprobleme. Kräche die eskalierten und dazu führten, dass ihr Mann uns sie zeitweilig keinen Kontakt zu dem einen oder anderen ihrer Söhne hatten. Sie spürte nocheinmal den Schmerz den sie durch die zeitweiligen Trennungen erlitten hatte.

Dann, zu ihrem 30. Hochzeitstag die Überraschung, Die Versöhnung. Sie alle waren sehr glücklich, aber auch etwas hilflos und ängstlich. Ängstlich davor das neugewonnene Glück könnte wieder zerbrechen.

Zum erstenmal tauchte der Begriff FAMILIE auf. Da war sie, die Familie, sie waren eine Familie. Sie gaben sich gegenseitig Halt und Hilfe.

Der zweite Sohn heiratete und sie bekamen eine zauberhafte Schwieger-tochter. Der jüngste Sohn heiratete und sie bekamen eine ebenso liebens-
würdige Schwiegertochter. Das erste Enkelkind wurde geboren. Sie waren dankbar und glücklich. Eine grosse glückliche Familie, zwar auch mit Fehlern und Ecken, aber sie waren eine Familie.

Das alles hatte sie nun aufs Spiel gesetzt. Egal aus welchen Gründen oder Hintergründen. Hatte sie überhaupt noch ein Recht auf Familie? Wie ein Film spulte sich dies alles vor ihren Augen ab.

Plötzlich ging es wie ein Ruck durch ihren Körper. Es hallte in ihren Ohren Familie, Familie....

Ihr Blick wurde klarer. Sie öffnete die Wagentür und goss den Inhalt der Flasche auf den Boden. Mit fester Hand startete sie den Wagen und fuhr los. An einer Telefonzelle hielt sie an, stieg aus und bemerkte, dass der Regen aufgehört hatte. Sie wertete dies als gutes Zeichen. Nach nur einem Rufzeichen wurde der Hörer abgenommen. Sie sagte nur "ich bin es" und wartete mir klopfendem Herzen auf seine Antwort. Sie hörte wie er sagte "komm nach Hause, wir lieben dich".

Das Leben war doch schön, es würde einen Ausweg geben und sie würden es schaffen. Zusammen sind sie stark, sie sind eine Familie.

Sie fuhr nach Hause und da waren sie alle, ihr Mann, die Kinder und Schwiegerkinder und alle zeigten ihr, dass sie geliebt wurde und sie hoffte nur, dass sie in der Lage sein würde all der Liebe gerecht zu werden und sie dachte - meine Familie. Danke.

 

Hallo heimen und herzlich Willkommen hier auf kg.de,

na, da war ich ja froh, dass die Geschichte nicht mit Selbstmord endete. Nicht wegen der Protagonistin; sondern, weil das schon soviele Male hier zu lesen war.

Tatsächlich wäre es mir egal gewesen, ob sich diese Frau nun das Leben nimmt oder ob sie wieder Mut faßt. Das bedeutet, dass mich die Geschichte nicht mitgenommen hat. Du spulst hier eine Vita herunter, ohne spannend zu werden.

Man bekommt keinerlei Einblick in die Personen, noch erfährt man etwas über die Konflikte. Das ist ja auch klar: Das wäre sonst in Romanlänge ausgeartet.

So bietet sich die Kurzgeschichte im Allgemeinen an, eine bestimmte Situation oder einen Lebensabschnitt näher zu beleuchten. Lebendigkeit entsteht durch Dialoge, durch Handlungen der Personen - das ist hier alles leider nicht zu finden.

Somit liest man sich immer unwilliger von Absatz zu Absatz, weil man leider vermuten muss, dass es in diesem Trott weitergeht. Pack dir eine Szene heraus - zB einen Konflikt, betrachte den nah, ganz nah, dass man mitfiebert, mitleidet. Lass sich die Personen gegenseitig anschreien, anschweigen, irgendwas. Aber lass sie etwas tun. Das drumrum deutest du in ein paar Sätzen an. Dann wirds sicher interessanter für mich als Leser.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Heiman,

ist das Deine eigene Geschichte? Es könnte real sein, so monoton ist es. Es fehlt an Spannung, an Protagonisten, an Plot! Leider kommt dieser Text nicht als Geschichte durch. Als innere Rückschau, ja, aber nicht als Geschichte. Versuch's nochmal, vielleicht mit einem Thema, das ferner von Deiner eigenen Geschichte ist, das schreibt sich manchmal leichter. Spiel mit den Figuren! Du hast alle Macht der Welt!

Lg
catlucy

 

Hallo heimen,

ich kann mich da bernadette nur anschließen. Als Geschichte mag das zwar durchgehen, aber was du da erzählst, erreicht mich nicht. Ich lese von einer Frau, der es in jeder Hinsicht gut geht. Tolle Eltern, toller Mann, tolle Kinder und sogar tolle Schwiegertöchter. Kleine Krisen werden auf der Stelle überwunden. Das einzige wirkliche Problem, vor dem die Protagonistin steht - ja, das bleibt im Dunkeln. Wir erfahren nicht, was sie - salopp gesagt - für Mist gebaut hat. Wir werden nur mit der Lösung des Problems abgespeist und dann heißt es: Friede, Freude, Eierkuchen. Und wie bernadette sagt: Die Charaktere bleiben mir fern, und wie soll ich auch Anteil an ihnen nehmen, wenn ich nichts über sie erfahre, außer dass es ihnen normalerweise extrem gut geht.
Das war nichts, da solltest du noch einmal ran, den Figuren Tiefe geben, direkt in die Handlung einsteigen, nicht so viel erzählen, sondern die Dinge aus der Handlung klar werden lassen. Erzähl uns, was ihr Problem ist, und mach vielleicht Rückblenden auf Szenen aus ihrem Familienleben. Indem du uns z.B. Situationen zeigst, in denen ihre Söhne sich so und so verhalten, ersparst du dir die Beschreibung à la "Er war ein guter Junge".

Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

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