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Glück

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30.10.2004
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Glück

Glück​

Ich weiß nicht, wie lange es her ist. Wann die Suche begann, habe ich längst vergessen. Seit ich denke jage ich Dich. Warum? Stets glaubte ich Dich gefunden, doch Du hieltest mich zum Narren. Ausgetrickst. Von Dir. Wie erbärmlich. Wenn Du mich jetzt sehen könntest. Nicht einmal in diesem Augenblick würdest Du mir deine Unterstützung zugestehen. Lächerlich.

Er blickte gen Himmel.​

Lachhaft, sich mit Dir darüber zu unterhalten. Poetische Ironie würde ich sagen.

Ein Schmunzeln beflügelte seine Mimik.

Aber Du bist ja eh nicht da. Lachen ist angesagt. Warum? Weil ich des Weinens müde bin, ganz einfach. Du hast keine Ahnung. Hast Du jemals darüber nachgedacht, was deine Handlungen verursachen? Meinem besten Freund hast Du dich zugewendet. Und meiner Geliebten gleich dazu. Was nun? Beide liegen zwei Meter tief unter der Erde. Natürlich war ich es! Wer denn sonst? Warum? Siehste.
Oh Mann. Schau Dich um. Das Ergebnis siehst Du hier. Ein Stein mit Zeichen darauf, die in tausenden von Jahren als Runen entdeckt werden. Ein Wetter, das so charakteristisch für meine Stimmung ist wie für diese Jahreszeit.

Eine Träne lief ihm die linke Wange hinab.​

Überall habe ich Dich gesucht. Wirklich überall. Fliehst Du vor mir? Was soll das? Ich habe Dir nichts, aber auch gar nichts getan! Meine Freunde sagten immer, ich solle Dich in Ruhe lassen, dann würdest Du von ganz allein zu mir kommen. Einfach genial, dieser Widerspruch in sich.

Er spürte, wie seine Knie vom nassen Schlamm befeuchtet wurden.​

Jetzt reicht es. Scheiß auf Dich. Brennen sollst Du. Ich werde Dich finden. So wahr mir Gott helfe. Oder der Teufel. Oder sonst wer. Egal, dich krieg ich, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Es gibt nur noch einen Ort, wo ich nicht gesucht habe.

Seine rechte Schläfe wurde kalt.​

Gleich weiß ich, ob es Dich überhaupt gibt. Gleich werde ich sie wieder sehen. Gleich…hab…ich….dich.

Regen und Tränen benetzten sein Gesicht, die Augen kniff er zusammen.
Er drückte ab.​

Blandon

 

Hallo Blandon,

die Form deiner Geschichte ist sehr ungewöhnlich und erinnert mich an einen Nachruf. So gewollt?

Deine Geschichte handelt wohl von enttäuscher Liebe. Junge wird von Mädchen betrogen, Mädchen wendet sich dessen bestem Freund zu.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sich dein Prot. nach einem solchen Erlebniss fühlen muss. Er fühlt sich benutzt, schmutzig, ausgenutzt, verarscht, verletzt...
So wie ich es verstanden habe, bringt er seinen Freund und dessen Ex um.

In dem Zusammenhang habe ich diesen Satz nicht ganz verstanden:

Siehste, kein Motiv.

Ich finde die zerbrochene Beziehung ist sehr wohl ein Motiv. Ich nehme an, dass jeder zuerst auf die Idee käme, dein Prot. wäre der Mörder gewesen. Schließlich muss es genug Freunde und Ermittler gegeben haben, die irgendetwas über dieses Beziehungschaos erfahren haben.

Ab hier habe ich das Gefühl, dass dein Prot. verrückt geworden ist. Das er die Realität nicht mehr richtig erkennt:

Überall habe ich Dich gesucht. Wirklich überall. Fliehst Du

Und hier hat der Wahnsinn wohl seinen Höhepunkt erreicht.

Jetzt reicht es. Scheiß auf Dich. Brennen sollst Du. Ich werde Dich finden. So wahr mir Gott helfe. Oder der Teufel. Oder sonst wer. Egal, dich krieg ich, und wenn es das letzte ist, was ich tue. Es gibt nur noch einen Ort, wo ich nicht gesucht habe.

An manchen Stellen hatte ich das Gefühl, es gäbe das Mädchen gar nicht und sie wäre nur ein Hirngespinst des Prot.!

Ob mir die Geschichte gefallen hat?
Eigentlich eher nicht. Aber ich fand sie faszinierend. Ich habe sie mehrmals gelesen und nach jedem Lesen immer noch etwas Neues entdeckt, dass das Gelesene wieder in ein neues Licht rückte.

LG
Bella

 

Hallo Blandom,

stilistisch durchaus interessant, ist der Plot trotzdem für mein Gefühl nur durchschnittlich. Das mag einfach daran liegen, dass mir diese Stories über die letzten Minuten vor dem Suizid schlicht mittlerweile auf die Nerven gehen.
Dein Prot zählt auf, wie ihn das Glück an der Nase rumführte, für mich bleibt der Selbstmord als letzte Konsequenz trotzdem eher unbegründet. An Tiefe gewinnt die Geschichte dadurch keineswegs. Das hätten für mein Gefühl eher eine rituelle Beerdigung einer Puppe namens Glück, oder ein in anderer Weise fantasievolleres Ende erreicht.

Er spürte, wie seine knie vom nassen Schlamm feucht wurden.
Knie

Lieben Gruß, sim

 
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Hallo Blandon,

Auch mein Geschmack lehnt Suizid-Geschichten ab. Trotzdem hat mir deine Geschichte aufgrund der Kürze und der interessanten Perspektive gefallen. Sie liest sich flüssig und ohne Schnörkel. Von Schmerz und Verrat gezeichnet, klagt ein Mann das Glück an, das ihn verlassen hat. Nach dem Mord an seiner Freundin und ihrem Freund bietet sich ihm nur noch ein Weg, selbiges wieder zu finden - nämlich durch den Freitod mittels eines Kopfschusses.
Wie so häufig in Selbstmord-Geschichten bietest du keine alternative Lösung des Problems an. Das Ende ist dadurch vorausschaubar. Die Geschichte wirkt stereotyp.
Ich habe mir etwas Zeit genommen, und aus meiner Sicht einige Korrekturvorschläge herausgearbeitet:

Wann ich die Suche begann, habe ich längst vergessen. Seit ich denken kann, jage ich Dich.

Sinnlos, sich mit Dir darüber zu unterhalten.

Weil ich es satt habe, zu weinen, ganz einfach.
- das Genetiv-Gerundium stört sonst den Lesefluß

Du hast keine Ahnung. Dachtest du jemals darüber nach, was deine Taten anrichten?
- Wortwiederholung von "hast" & "Du"

Meinem besten Freund hast Du dich zugewendet. Und gleichsam meiner Geliebten.

Beide liegen sie zwei Meter tief unter der Erde.

Natürlich war ich es! Wer denn auch sonst? Wieso? Dir fällt nichts ein, also kein Motiv. Oh Mann. Schau Dich um. Das Ergebnis siehst Du hier.
- Wortwiederholung von "siehst(e)"
- sehr merkwürdige Textstelle, sie gefällt mir wiederum nicht

Ein Stein voller Zeichen, die in tausenden von Jahren als Runen gelten werden.

Meine Freunde sagten immer, ich solle Dich in Frieden lassen, dann kämest Du von selbst zu mir.

Einfach genial dieser Widerspruch.

Er spürte, wie seine Knie vom nassen Schlamm feucht wurden.
- wie sim anmerkte

Mein Vorschlag: Er spürte, wie der nasse Schlamm seine Knie erweichte/durchweichte.
- Vorteil: Vermeidung der Wiederholung von "nassen" und "feucht"

Jetzt reicht es aber.

Egal, dich krieg ich, und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Es gibt nur noch einen Ort, wo ich nicht gesucht habe.
- Hier fehlt mir persönlich eine Überleitung zum zweiten Satz. Du weisst vielleicht, was ich meine.

Die Tränen flossen immer zahlreicher, die Augen kniff er zusammen.

Liebe Grüße,
moonaY

 
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Hallo ihr freudigen Kritiker!

Herzlichen Dank dafür, dass Ihr euch meiner Geschichte angenommen habt, die Kritik ist nun soweit ich es mit meinem Gewissen vereinbaren konnte umgesetzt.

Zu euren Kommentaren:
Ich weiß, ich weiß. Ich kann diese ewigen Selbstmordgeschichten ohne plietsche Lösung auch nicht mehr sehen. Aber hier dreht es sich nicht ernsthaft um den Selbstmord an sich, sondern nur um das Glück (wenn auch überzeichnet), ob man es glaubt oder nicht. Er hat es sein ganzes Leben lang gesucht, und versteht nicht, warum er es nicht finden konnte, obwohl es die ganze Zeit vor seiner Nase war. Der einzige Ort, an dem er es noch vermutet, ist der Tod. Obwohl er furchtbare Angst vor dem Sterben hat, so ist der Wille, das Glück zu finden, doch stärker. Seine Ex wiederzusehen ist dabei ein, sagen wir: netter Nebeneffekt. Dieses durch und durch tragische Streben nach Glück (dem in real vielmehr verfallen als man denkt, nur nicht so extrem) treibt ihn in die Verzweiflung, und er nimmt sich halt das letzte Versteck vor, das ihm einfällt.
Ob das Wahnsinn ist, keine Ahnung, legen wir es einmal als Definitionssache beiseite. Das mit dem Vorausschaubaren ist relativ simpel zu erklären: in einem linearen Handlungsstrang (mit beabsichtigtem Nachruf ^^) ist die Reihenfolge bei verwandten Thematiken relativ festgelegt. Aber ich denke das schmälert den Lesespaß minimal, wenn er ihm nicht grad eine gewisse Note verleiht wie hier versucht).

Ich hoffe ich habe euch mit meinen Antworten nicht enttäuscht bzw. eure Kreativität gehemmt, eure Ideen und Gedankenwendungen (war geplant^^) haben mich sehr gefreut.

Blandon

 

Moin Blandon,
ich hatte auf Anhieb mit deiner Geschichte meine Probleme und musste sie mehrfach lesen, bis ich sie mit deinen Erklärungen verstanden habe. Ansonsten gefällt mir der Stil des Textes gut.

Gruß keizunakatame

 
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Danke für deine Stellungnahme, Keizu!

Ich weiß nicht, ob die Biegungen und Wendungen der Interpretation diese Geschichte schlechter machen! In meinen Augen liefert es die Würze, die diese Geschichte lesenswert macht. Denn wir wollen ja nicht immer alles vorgekaut haben, oder? ^^

Blandon

 

Hey Blandon,
ich bin zwar noch neu hier, habe nicht die Erfahrung und vielleicht auch nicht eine gewisse Perfektion, die ihr an den Tag legen könnt, aber ich finde deine Art zu schreiben klasse. Sicherlich muss man deine Geschichte vielleicht mehrmals lesen, damit man sie verstehen kann. Weiß auch nicht, ob ich ohne deine Erklärung, auf den Schwerpunkt deiner Geschichte gekommen wäre. Aber in Einem stimme ich dir auf jeden Fall zu. Man sollte der Leserschaft nicht alles vorkauen. Es sind doch die Kurzgeschichten, die von jedem verlangt, etwas aus der Geschichte heraus zu interpretieren.
Zeco

 

Herzlichen Dank für die Überschüttung mit Lob!

Aufgrund deines Posts gehe ich davon aus, dass diese komplexe Struktur Anklang findet, so dass ich mich in Zukunft auf diesen Stil zwar häufiger einlassen, jedoch nicht versteifen werde!

Vielen Dank für all eure Kritik!

Blandon

 

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