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Goldgrube
Goldgrube
Du gräbst dir eine eigene Grube dort draußen. Fällst rein. Oder nein, nein. Noch besser ist es, wenn du rein kletterst. Ganz bequem und voller Ruhe. Die Grube ist golden und geschmückt mit Edelsteinen, sie ist groß und gefüllt mit all den Dingen, die du schon immer wolltest. Einladend. Und du fühlst dich sicher, denn du hast sie dir selber gegraben. Eine schöne tiefe, gemütliche Grube, in die du kletterst. Und der Weg dort hin ist gefüllt voller Aufregung und positiver Erwartung, denn schließlich ist diese Grube golden und geschmückt mit Edelsteinen. Du magst das. Welch eine Aufregung deinen Körper durchdringt mit jedem Schritt, den du tiefer hinein machst. Wie deine Gedanken von all dem, was dich erwartet dominiert werden, was du dort drinnen findest. Schöne Sachen, nur schöne Sachen und du hast sie dir selbst gegraben die Grube. Du hast dir diesen Ausweg selbst gegraben aus dem dunklen Wald, indem sie sich befindet. Ein dunkler, nasser Wald bei Nacht. Man sieht keinerlei Wege, keine Auswege, man scheint im Kreis zu gehen. Deshalb hast du sie gegraben, die Grube aus Gold. Um hinein zu gehen und deinen Ausweg zu finden. Eine schöne Grube in dunklen Wald, die du erschaffen hast. Mit jedem Schritt gehst du tiefer hinein und vergisst immer mehr das, was über dir war. Was ist das über dir schon? Du hast eine neue Dimension betreten. Weit unter dem dunklen, nassen Wald. Weit unter den Schrecken, die er birgt. Weit unter all dem Übel. Du bist unten. In deiner goldenen Grube. Und wenn du unten angekommen bist, dann lächelst du breit. Du atmest die Luft. Du schließt deine Augen und drehst dich im Tanz. Es leuchtet ein Licht, welches du dir oben niemals hättest erträumen können. Du berührst die goldenen Wände. Gold. Versuchst die Edelsteine anzufassen. Ja das sind sie, Edelsteine. Edelsteine. Es sind Edelsteine und die Wände aus Gold. Und als du ein letztes Mal sicher gehen willst, bemerkst du, dass das Gold doch nicht so grell leuchtet wie zu Anfang. Es leuchtet nicht so hell. Die Edelsteine in deiner Hand glänzen nicht so sehr. Der Smaragd ist doch in keinem leuchtendem grellen, blendendem Grün. Er hat mehr die Farbe von einem matten grün, er geht schon fast ins Erdige. Der Rubin scheint in keinem königlichen Rot zu erstrahlen, es ist vielmehr ein bräunliches Rot. Rostig. Du drehst dich und nicht einmal die Wände sind mehr aus Gold. Sie sind nicht golden. Sie leuchten nicht. Und du läufst umher mit offenen Augen. Was siehst du? Du glaubst es kaum. Leichte Panik ergreift dich. Aber nur leicht, denn eigentlich fühlst du dich sicher. Du hast dir die Grube selbst gegraben. Die Wände sind dunkel. Keine Edelsteine. Keine Edelsteine. Einfach Steine. Überwachsen mit Moos und überdeckt mit Blut. Deinem eigenen? Deinem eigenen vertrockneten Blut. Denn du schürftest dir die Hände auf als du hinunter geklettert bist. Und dann warst du hier. Lange. Nicht sehr lange. Nein, das nicht. Aber lange genug, dass dein Blut trocknet. Du hast geblutet, aber es war dir egal, denn das Gold blendete dich. Welches Gold? Du warst es selbst. Nun siehst du dich um. Du setzt dich in die Ecke. Eine Grube. Eine dunkle, nasse Grube. Natürlich. Wie sollte es auch anders sein? Im kalten Wald. Es ist noch schlimmer als dort. Kälter, nasser, dunkler. Du siehst fast nicht. Es ist so kalt, du kauerst. Was hast du getan? Ein beklemmendes Gefühlt durchdringt dich. Hast du dich jemals so gefühlt? Leer. Als hätte dir jemand etwas versprochen, was du nicht bekommen hast. Doch es gibt keinen, der es dir versprochen hat. Du warst es selbst. Du wünscht dir, es gäbe etwas zu fassen, damit du raus kommst. Doch natürlich ist die Leiter nicht da. Nein, natürlich nicht. Denn du fielst rein. Selbstverständlich. Alles ist weg. Es war doch nie da. Du kannst keinen klaren Gedanken fassen. Leer. Du bist leer. Die Grube ist leer, du bist alleine da. Du kannst herumlaufen, dich bewegen, aber es nützt nichts. Es ändert nichts. Du kommst nicht raus und am Ende landest du immer alleine in der Ecke, zusammengekauert. Das bizarrste an dieser Situation ist doch, dass du es selbst warst. Du hast dir die Grube selbst geschaufelt, bist hineingefallen. Von einer Kälte in die noch viel schlimmere. Es ist so kalt. Du willst, dass es aufhört und du kommst nicht mehr raus. Du hast es dir geschaufelt, dein eigenes Grab.