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Gonzales

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22.12.2004
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Gonzales

"Kann ich mich auf dich verlassen, Gonzales?", fragte O'Brian. Er war ein hagerer Mann mit unauffällig kurzem Haarschnitt, der stets ein Trikot der Boston Celtics trug. "Du hast mein Wort", wandte ich mich zum Gehen, doch O'Brian hielt mich am Ärmel fest.

- "Denk daran, dass es noch andere Interessenten gibt. Dass es gefährlich ist, dürfte für dich kein Problem sein, oder?"
- "Was springt für mich dabei heraus?"
- "Komm aus der Sache lebend heraus und 30 Prozent sind dir sicher!"

Damit wandte sich O'Brian seinem Leibwächter zu und reichte mir eine schwere Handfeuerwaffe. "Das beste, was ich in so kurzer Zeit auftreiben konnte. Jedes Magazin hat 20 Schuss. Ich gebe dir drei Magazine mit. Du wirst sie brauchen." Ich nickte, nahm die Waffe und ging aus der dunklen Gasse heraus. "Gonzales!", rief O'Brian mir hinterher und ich drehte mich um. "Sei um 1 Uhr wieder hier!"

Natürlich war ich nicht scharf darauf, bei dieser Aktion draufzugehen, aber nach dem Tod meiner beiden Eltern war ich praktisch ungebunden und als einziger aus O'Brians Gang Manns genug, mich auf diesen Raubzug einzulassen. Das Syndikat lässt dir für gewöhnlich 15 Prozent. O'Brian hatte für mich den doppelten Anteil herausgeschlagen, 30 Prozent. Wenn der Plan gelänge, würden 300.000 Scheine mir gehören.

Tony Curtis' Gang hatte von der Sache ebenfalls Wind bekommen. Zwei seiner Adjutanten, Finward und Becker, warteten in einem schwarzen Wagen am Hinterausgang der Bank. So dummdreist muss man erst einmal sein, den Wagen direkt da zu parken, wo der Geldtransport anhalten würde. Kein Mensch war weit und breit. Mein Vorteil war, dass man einen Passanten im Dunkeln erst zu spät erkennt und nicht gleich erschießen kann. Ich ging auf die beiden zu und ehe sie mich erkannt hatten, hatte Finward schon zwei Kugeln im Herzen. Becker, der auf dem Beifahrersitz döste, war sich nicht einmal sicher, ob er den Schalldämpfer überhaupt gehört hatte. Gesehen hatte er nichts. Erst als er Finward auf die Schulter klopfte und der gegen das Lenkrad kippte anstatt zu antworten, geriet Becker in Panik und versuchte seinen Anschnallgurt zu lösen. "Brauchst du Hilfe?" fragte ich durch das geöffnete Seitenfenster und hatte ihm schon die Kehle durchgeschnitten, ehe er antworten konnte. Tony Curtis würde darüber gar nicht zufrieden sein.

Ich verzog mich in die hintere Ecke der Seitenstraße und beschloss zwischen zwei Mülltonnen zu warten, als plötzlich zwei graue Wagen auftauchten. Sechs Männer verließen schnell, aber nicht hektisch den Wagen und schwärmten aus. Drei ließen sich in der Nähe der Bank nieder, zwei inspizierten den schwarzen Wagen von Tony Curtis' toten Schergen. Der sechste Mann stand unbeirrt in Nähe seines Wagen. Ich glaubte ziemlich sicher, Alfred Warns zu erkennen, den Anführer der Westgang. Einer der beiden Männer, die den Wagen von Tony Curtis inspizierten, hatte sich offenbar davon überzeugt, dass die Männer tot waren und schüttelte den Kopf in Richtung Warns. Warns nickte und schickte die beiden Männer in meine Richtung.

Mein Glück, dass gerade ein Transporter in die Straße einbog und versuchte, Warns über den Haufen zu fahren, als seine beiden Männer direkt vor mir an den Mülltonnen antrafen. Warns wich in letzter Sekunde aus und seine drei Gehilfen durchsiebten den Transporter mit ihren Maschinenpistolen. Die Schießerei lenkte die beiden Männer ab, die auf der Suche nach mir waren. Dem ersten versetzte ich einen so herben Tritt in die Magengrube, dass er aufjapste. Mit voller Kraft warf ich ihn mit dem Kopf voran gegen eine Hauswand, dass es krachte - entweder der Schädel, das Genick oder die Wand - und der Typ mausetot zwischen den Mülltonnen liegen blieb. Der andere schaltete aber blitzschnell, wetzte ein Messer und hieb es mir in den linken Oberarm. Ich holte aus und trat ihn gegen den linken Oberschenkel. Er schrie auf und stieß mir das Messer in die Seite, als ich auf ihn zugestürmt kam. Eine Kopfnuss, ein deftiger Kinnhaken und ich hatte ihn am Boden. Er warf sein Messer nach mir, verfehlte mich aber. Noch bevor er wieder auf den Beinen stand, hatte ich ihm schon zwei Kugeln verpasst: eine ins Herz, die andere in sein hässliche Visage.

Vier der Typen im Transporter schienen die Gewehrsalven überlebt zu haben. Die Schiebetür ging auf und Kugeln flogen in Richtung Warns und seiner Männer. Eine streckte Warns nieder, auch einer der Typen im Transporter ging drauf. Ich hörte die Männer im Transporter in einer fremden Sprache, es klang nach Jugoslawisch, fluchen. Die anderen Jugos schickten eine Gewehrsalve in Richtung Bank, wo Warns Männer noch immer in mäßiger Deckung standen. Die Kugeln verfehlten sie und Warns Männer flüchteten in Richtung Hauptstraße.
Die Jugoslawen warfen ihren toten Mann aus dem Transporter und parkten das Auto ungeachtet der Leichen unauffällig am Straßenrand.

Etwa drei Minuten lang passierte gar nichts. Ich kauerte in meinem Versteck, die Jugoslawen gingen in ihrem Transporter in Stellung, als plötzlich ein Lieferwagen und weiteres Auto in die Straße einbogen: der Geldtransport. Die Jugoslawen warteten bedächtig, bis die vier Wachen aus dem Beiwagen den Lieferwagen sicherten, ihn von den beiden Fahrern öffnen und zwei schwere Geldkassetten herausnehmen ließen. Dann eröffneten sie das Feuer. Die beiden Fahrer und zwei Wachen fielen auf der Stelle um. Die anderen beiden gingen in Deckung und feuerten aus Leibeskräften zurück. Ein Jugoslawe ging mit einem gellenden Schrei zu Boden, als ein weiterer in gebrochenem Englisch plötzlich "Stop!" rief. "Ergebt euch und wir lassen euch laufen!" Die Wachen riefen sich einen Moment lang etwas zu, dann warfen sie ihre Pistolen weg und kamen mit erhobenen Händen aus ihrer Deckung. Die drei Jugoslawen, die noch übrig waren, taten so, als würden sie die Wachen gefangen nehmen, doch als sie nur noch fünfzehn Schritt von den Jugos entfernt waren, zog einer eine Maschinenpistole und nietete die Wachen um.

Diese feigen Schweine, dachte ich, und war selbst über meinen Anfall von Moral überrascht. Haltlos marschierte ich mit gezogener Waffe auf die Jugoslawen zu, feuerte einmal, zweimal, dreimal in ihre Richtung. Schüsse, die auf mich zugingen, ignorierte ich und ich feuerte und feuerte, bis das Magazin leer war.

Die beiden Geldkoffer unter dem Arm, rannte ich aus der Seitenstraße heraus. So schlau war ich dann doch, dass ich den Inhalt erst in Sicherheit brachte und ihn dann erst prüfte. Selbst die Hauptstraße war fast menschenleer, im Hintergrund hörte ich die Sirene mehrerer Polizeiwagen. Offenbar hatte doch jemand die Schießerei gemeldet. Ich flüchtete in eine Seitenstraße und hatte mich schon darauf eingestellt, die ganze Kohle für mich zu behalten. Eine so heikle Mission war verdammt nochmal mehr Wert als läppische 30 Prozent, und wenn O'Brian sich auf den Kopf stellte. Ich sägte das Schloss des ersten Geldkoffers auf. Er war leer. Vielleicht eine Attrappe. Ich sägte am Schloss des zweiten herum. Hörte ich da Schritte? Nein, das waren Passanten auf der Hauptstraße. Mit mehr Mühe bekam ich auch das Schloss des zweiten Koffers auf. Er war ebenfalls leer. Das ganze war nur eine Finte gewesen. Das würde auch erklären, warum nur vier Wachen den Millionentransport bewacht haben. Die echte Lieferung war wahrscheinlich am Vordereingang der Bank eingegangen.

Wütend ließ ich die beiden Koffer fallen, als ich hinter mir die Worte "Dreh dich dich um", vernahm. "Aber langsam, ganz langsam." Ich drehte mich um und sah zwei von Warns Männern; die beiden, die nach der Schießerei von den Jugos getürmt waren. Sie mussten mir hierher gefolgt sein.

Verdammt, die sind selbst die leeren Koffer nicht wert, dachte ich und zog meine Pistole. Ein Knall, ein Funken, ein Schmerz in meiner Brust. Dann sah ich mich tot zusammensacken.

 

Hi Jay!

Es gibt meines Erachtens ein paar Dinge, die stören und deine Geschichte runterziehen. Eine Auswahl:
- So viele Gangs auf einem Haufen, die sich alle gegenseitig umbringen. Fast schon ein wenig zu überzogen.
- Warum benutzt Gonzales nicht seine Pistole mit Schalldämpfer, als er den zweiten Mann im Wagen tötet und etwas später beim Kampf in der Gasse?
- Seine moralischen Bedenken sind recht unglaubwürdig.
-

Dann sah ich mich tot zusammensacken.
Klingt irgendwie seltsam.

Nicht so ganz überzeugend. ;)

Beste Grüße

Nothlia

 

Hi Nothlia,

danke fürs Lesen!
Schade, hab mir solche Mühe gegeben. ;)
Aber okay, ganz glaubwürdig ist das vielleicht wirklich nicht.
Na ja, dann vielleicht beim nächsten Mal...

Grüße
Jay

 

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