Was ist neu

Gott würfelt nicht

Mitglied
Beitritt
06.02.2010
Beiträge
4

Gott würfelt nicht

„Los Gott, du bist dran“ ermunterte der Teufel. Seine Augen blitzten erwartungsvoll. In seiner Hand blinkten zwei Würfel, die er nervös zwischen seinen Fingern hin und her gleiten ließ.

Gott strich sich durch seinen Bart. „Gut, ich werde Huhn 91, in der Legebatterie 17 von ihrem Leid erlösen und ihr zu einem besseren Leben verhelfen, dabei wird sie 20 glückliche Freilandküken groß ziehen.“

Beide beugten sich gespannt über das Erdenspiel. „Hervorragend!“, sprach der Teufel. Ballte zugleich seine Hand zu einer Faust und wedelt mit ihr in der Luft hin und her. Ein Grinsen huschte ihm über sein rotes Gesicht, als er die Würfel ‚Schicksal‘ und ‚Entscheidung‘ auf das Spielfeld sausen ließ. Der Blick des Teufels zuckte, als sie zum stehen kamen. Er zog die Mundwinkel nach oben und klopfte mit seinem Fingernagel auf den Tisch. „Ach ja“, säuselte er. “Chuck Tompkins wird Geld von einem Anverwandten erben, dies wird ihm ermöglichen zu studieren und seinen Weg zu gehen. Er entscheidet sich jedoch, das übrige Geld in eine Chromfabrik zu investieren, welche 759 Tiere und 5987 Pflanzen qualvoll verenden lässt, allerdings wird auch die Lebenserwartung von 32 Arbeitern halbiert.“

„Oh, das ist ein harter Schlag.“ Gott strich sich nachdenklich über die Stirn und raunt aus seinem Bart. „Warum hast du denn auch die Menschen übernommen, mit deiner Art zu spielen hat man ja kaum eine Chance.“ Der Teufel lehnte sich triumphierend zurück und streckte genüsslich seine Glieder. „Tja, was ich erschaffen hab, das kann ich auch verwalten, außerdem spiele ich, mit meinen Würfeln, zumindest fair, im Gegensatz zu dir. Nun beschwere dich nicht, immerhin gehören dir die Tiere und Pflanzen und alles.“

Ein Luftzug wehte durch die Halle, in der sie sich niedergelassen hatten. Gott nickte zustimmend und lauschte nach Antworten. „So, nun rette schon eins deiner Geschöpfe“ zischte sein Gegenüber ungeduldig, in Erwartung auf Gottes stets rechtschaffenden Zug, grinste er siegessicher.

Der alte Mann fing an etwas vor sich hin zu murmeln, den Blick stets auf das Spiel gerichtet. Wenn der Teufel doch nur diese Würfel nicht hätte, dachte er bei sich, so wäre er auf sich gestellt und müsste eigene Entscheidungen treffen.

Kaum hatte er diesen Gedanken ergriffen, da regte sich auch schon, fast lautlos, etwas aus einer dunklen Ecke des Saales, es näherte sich mit hastigen Flügelschlägen und noch ehe der Teufel sich versah, stürzte ein Vogel auf das Würfelfeld hinab und stahl ihm einen seiner Entscheidungsträger.

Es war Bernd, die Elster, Gottes erstes Geschöpf, welches er so lieb gewonnen hatte, das er ihn bei sich aufnahm. Schier Zufällig schien er auf der Suche nach einem Hochzeitsgeschenk zu sein. Der Teufel tobte vor Wut. „Das war dein Werk! Gib es zu! Solch Taten sehen dir doch gar nicht ähnlich.“ Mit seinen Hufen stampfte er immer wieder auf den steinigen Boden.

Gott aber blieb ruhig, als wäre nichts geschehen und erwiederte mit gewohnt freundlicher Stimme: „Du bist dran.“
Er aber ergriff voller Zorn den übrig gebliebenen Schicksalswürfel und warf ihn Gott gegen die Brust, so, dass er hinunterrollte und auf seinem rechten Knie zum Stehen kam. Dieser überlegte kurz, hob seine Hand und ließ Bernd zu sich kommen.

Bereitwillig übergab der Vogel ihm den anderen Würfel. „So, nun tu etwas mit einem deiner Geschöpfe“, trieb er seinen etwas verwirrt dreinblickenden Spielgefährten an, in Erwartung auf des Teufels nun stets niederträchtigen Zug, lächelte er, seines Sieges sicher.

 

Kann man natürlich tun. Mir war so nach experimenteller Geschichte ;)

lg Kswn

 

Ich finde Sie gut. Also das mit der Ausführlichkeit und Klarheit hätte ich mir auch gewünscht, aber im großen und ganzen find ich Sie gut zu lesen und spannend.

LG Marry

 

Ganz nett, aber wo ist das Experiment?
Aus dieser Geschichte hättest du viel mehr machen können, schade.

Er entscheidet sich jedoch, das übrige Geld in eine Chromfabrik zu investieren, welche 759 Tiere und 5987 Pflanzen qualvoll verenden lässt, allerdings wird auch die Lebenserwartung von 32 Arbeitern halbiert.“
  • warum "allerdings"? Diese Konjunktion ist für mein Verständnis ein Quasi-Synonym für "aber", das an dieser Stelle nicht passt, besser also >> ... Pflanzen qualvoll verenden lässt, auch wird die Lebenserwartung von ... halbiert.

Ich vermisse ja durchaus einen Hinweis auf die Spielweise Gottes. Wie spielt er?


Herzlich Willkommen auf KG.de!
-- floritiv.

 

Nun, dass es ein Experiment nur sein kann, ergibt sich schon zweifelsfrei aus der Thematik, gilt doch die Schöpfungsgeschichte insgesamt als (wenn auch natürliches) Experiment, das schon wenigstens dreimal seit Auftauchen dieser nackten Primaten schief gegangen ist und immer in der gleichen Gegend: Sündenfall mit Verteibung aus dem Irak, Sintflut und dem Neubeginn mit der Familie Noah und letztlich Saddam & Gamarrah - oder so ähnlich ...

Grüß Dich Kswn,

da hastu Einstein und allen andern zum Trotz den Volksmund zitiert, und warum sollte das nicht möglich sein, was da geschildert wird, wenn schon Hiob und Faust Opfer von Wettspielen wurden? Jedenfalls zeigt schon allein der Teilsatz >allerdings wird auch die Lebenserwartung von 32 Arbeitern halbiert<, dass ein Bewusstsein über auch menschliche Halbwertszeiten vorhanden ist.

>„Los Gott, du bist dran“ ermunterte der Teufel< und >„So, nun rette schon eins deiner Geschöpfe“ zischte sein Gegenüber<
wäre mit einem Ausrufezeichen vorm auslaufenden Gänsefüßchen zu versehen, aber bestimmt mit'nem Komma nach besagter Spur. - Weiter unten ist das Modell: >„Hervorragend!“, sprach der Teufel.<

>Gott strich sich durch seinen Bart.< und später >raunt aus seinem Bart<. Kann nicht sein, letztens hatte er noch einen grünnen Hut auf, war glattrasiert und pirschte hier mit Jüngern des heiligen Hubert hier um den Heidesee.

>„Gut, ich werde Huhn 91, in der Legebatterie 17 von ihrem Leid erlösen und ihr zu einem besseren Leben verhelfen, dabei wird sie 20 glückliche Freilandküken groß ziehen.“< Gott kennt noch nicht die Vorteile, die ein Strichcode bietet? Na so was! Sollte die Finanzverwaltung mit den Idenfikationsnummern (Urteil des Volksgerichts: lebenslänglich!) weiter sein als ihr indirekter Schöpfer? Gerade der arbeitet noch per Hand? Unsd die Nummern: so was von unglaubwürig niedrig! Das kann nur ein landwirtsch. Kleinbetrieb sein, der da be/getroffen ist/wird.

>Ballte zugleich seine Hand zu einer Faust und wedelt mit ihr in ...< gönn dem wedeln ein e oder einen Apostroph zum Zeichen einer Auslassung.

>Der Blick des Teufels zuckte, als sie zum stehen kamen.< Stehen

>„Tja, was ich erschaffen hab, das kann ich auch verwalten, außerdem spiele ich, mit meinen Würfeln, zumindest fair, im Gegensatz zu dir...< Ja, das sind Folgen dessen, dass er nicht erlaubt, dass ein Bild von ihm gemacht werde (unter den Hubertusjüngern streckte er über tausend Katzen und Hündchen nieder, weil sie die Regeln der Jagd nicht einhielten und keine Distanzwaffen mit sich trugen.). Kann aber auch zum sozialen Tod Gottes führen. Immer so allein. Da ist das Spiel vom Teufel doch ganz nett ... oder?

> ... Nun beschwere dich nicht, immerhin gehören dir die Tiere und Pflanzen und alles.“< Mich interessieren in himmlischen Gefilden mal die ordnungspolitischen/rechtlichen Bezüge.

>Gott nickte zustimmend und lauschte nach Antworten.< Souffliert man ihm? Wenn ja, wer?

> ..., welches er so lieb gewonnen hatte, das er ihn bei sich aufnahm.< Gönn dem das noch'n s!

>Mit seinen Hufen< hat er nicht EIN' Huf oder gar nur Ziegenfuß?

> ... und erwiederte ...< ist Schreibweise des 19, Jhdt., käme im heutigen sinn einem zurück gleich, gemeint ist aber eine Gegenrede, ein Widerwort, also "erwidern".

Ob das mit dem sicheren Sieg was wird ... siehe die kleine sozialpsychologische Studie oben.

Ansonsten: interessanter Gedanke eines würfelnden Gottes.

Gruß

Friedel

 

Hallo!
Also ich finde diese Geschichte echt klasse- dieses ganze Rumgenöle in einigen vorigen Kommentaren nach Klarheit finde ich ziemlich unpassend. Ich find die Geschichte gut so wie sie ist.
Ich hab das jetzt so interpretiert, dass der Teufel, also das Böse einfach so passiert (die Würfel sind ja etwas, das nach Zufälligkeit fällt), während der Widersacher, das Gute sehr wohl ein Bewusstsein und eine Kontrolle hat, und den Zufall viel mehr steueren kann, während das Böse ein bisschen Kopflos ist.
Und alle die immer rumgreinen, und sagen, sie verstünden was nicht: Leute, ein Text ist nicht sein dazugehöriger Interpretationsaufsatz...

 

Da fällt mir dann noch Donovan's (Philip Leitch) Cosmic Wheels ein (1973) mit den Anfangsversen "

"God is playing marbles
With his planets and his stars
...",

was zwar keine Würfelei bedeutet, aber doch einen ähnlich Effekt hätte.

Schöne Tage diese Tage

Friedel

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom