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- 25.11.2009
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Gott
Gott
„Ich bin Gott. Das meine ich jetzt nicht im biblischen Sinne. Allmächtig zu sein hat im Grunde nichts mythisches, tatsächlich spielt sich aus dieser Perspektive heraus alles in sehr geordneten Bahnen ab. Wissen, nicht Glauben. Wissenschaftlich wäre dafür allerdings auch kein passender Begriff, denn auch diese Anschauung ist in ihrem Horizont leider sehr begrenzt. Ich habe natürlich keine Grenzen. Was wiederum nicht bedeutet, dass meine im Grunde unbegrenzten Möglichkeiten sich in Form von Feuersäulen und Regenbögen manifestieren. Ich verhelfe auch niemandem zur Erleuchtung. Ein Mensch ist im Laufe seines kurzen Daseins ohnehin nur befähigt, ein gewisses Maß an Verständnis zu erlangen. Ein Leben reicht nicht aus, um zu fassen, was ich alles sehe. Wiedergeboren wird man nicht, wozu also die Mühe?
Selbst ich als Gott bin nicht ewig. Mich hat es nicht von Anfang an gegeben, ich bin lediglich das finale Ergebnis einer endlos langen Entwicklung, das Non Plus Ultra der Evolution sozusagen. Ich überblicke alles Existente und weiß, dass alles enden und wieder neu beginnen wird. Dann, wenn die Welten ihrem Ende schon nahe sind, wird es wieder so etwas wie mich geben. Und wieder. Und wieder.“
„Manfred?“
„Allmacht ist nicht so spektakulär, wie es klingt. Ich kann nicht einfach durch Willenskraft etwas entstehen lassen. Jedenfalls fast. Wenn man nur weiß, wie alles funktioniert, wie alles aufgebaut ist und was passiert, ist es allerdings kein Problem, alles nach Belieben zu verändern, hier und da ein paar Handgriffe. Allerdings mache ich so etwas nicht. Im Ganzen ist alles in Ordnung. All das chaotische Streben der einzelnen Teile, das Durcheinander im Kleinen bildet eine perfekte Ordnung im Großen. Ich bin so etwas wie das Bewusstsein des Universums.“
„Manfred!“
„Keine Ziele, nur Wirken. Kein Körper, nur Geist. Kein Handeln, nur Sein.“
„Manfred, hallo? Jetz is aba Schluss, ich mach zu.“
„In meinem Dasein...äh hä?“
„'s is schon 6 Uhr. Has eh schon genug intus.“
„Mwäh?“
„Manfred, man, sin alle schon heim, nur du hockst hier rum und murmelst dir in 'en Bart. Komm, auf, Jacke angezogen, dein Hosenstall is auf, mach den ma zu. Un jetz aba raus. Tschö!“