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Grammatik Indirekte Rede

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01.09.2005
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Grammatik Indirekte Rede

Das Problem:

X sagt: Ich habe Verständnis für Ys Entscheidung.

In der indirekten Rede schreibe ich: X (sagte, er) habe Verständnis für Ys Entscheidung.

Ich kenne jemanden, der sagt, das geht (gehe?!?) so nicht. Es würde bedeuten, dass ein Dritter über X sagt, der habe Verständnis für Ys Entscheidung.

Hat dieser Jemand recht? Und wenn ja, warum?

 
Zuletzt bearbeitet:

X sagte, er habe (Konj.I) Verständnis für Ys Entscheidung.
ist vollkommen korrekt.

X, sagte er, habe (Konj.I) Verständnis für Ys Entscheidung.
ist auch vollkommen korrekt.
Allerdings ist es hier nicht mehr X der das sagt, sondern wer anderer (wegen der Stellung der Kommas), und bedeutet in etwa das, was dein Bekannter offenbar meint:

Z sagte, X habe Verständnis für Ys Entscheidung.

 

Danke!

Aber nochmal zur Verfeinerung: Was ist, wenn da nur steht "X habe Verständnis für Ys Entscheidung"? Ohne Hinweis darauf, wer spricht. Ist das dann falsch, wenn man rüberbringen möchte, dass X spricht?

 

... X habe Verständnis für Ys Entscheidung.
Wie soll man berurteilen können, ob das falsch oder richtig ist, wenn man den Kontext, in dem der Satz steht, nicht kennt?

Ohne Hinweis darauf, wer spricht ...
... kann das ja wirklich alles Mögliche bedeuten.

Vielleicht stellst du hier einfach die betreffende Stelle, wo du dir unsicher bist, ein. (Zumindest ein paar relevante Sätze.) Dann könnte ich dir vermutlich eine konkretere Antwort geben.

 

Es handelt sich um einen journalistischen Text, nicht um einen literarischen. Der Zusammenhang in etwa:

X hatte das Gelände bereits im Oktober gekauft. Y will nun entgegen der vorherigen Vereinbarung doch nicht einziehen. X habe aber Verständnis für Ys Entscheidung.

Wer spricht? X oder ein Dritter? Oder könnte beides sein und der Konjunktiv ist nur eben deswegen unglücklich gewählt?

 

Bevor offshore seinen fundierten Kommentar abgibt, hier mein Bauchempfinden:
Für mich redet hier ein Dritter (Erzähler) über eine vierte Person (Z).

Für mich hört es sich so an:

Gestern erzählte mir Z: "X hatte das Gelände bereits im Oktober gekauft. Y will nun entgegen der vorherigen Vereinbarung doch nicht einziehen. X habe aber Verständnis für Ys Entscheidung."​

Aber wenn Z der Erzähler ist, sollte es dann nicht einfach "X hat Verständnis für Ys Entscheidung" heissen?

Wie gesagt, nix fundiertes, nur aus dem Gefühl heraus.

 
Zuletzt bearbeitet:

X hatte das Gelände bereits im Oktober gekauft. Y will nun entgegen der vorherigen Vereinbarung doch nicht einziehen. X habe aber Verständnis für Ys Entscheidung.

Wer spricht? X oder ein Dritter? Oder könnte beides sein und der Konjunktiv ist nur eben deswegen unglücklich gewählt?

So, wie du es ausdrückst, hat ein X definitiv gekauft, Y hat definitiv abgesagt und X wird nun in seiner Aussage (vom Schreiber des Artikels) wiedergegeben, dass er damit keine Probleme habe.
X hat gesprochen, der Schreiber des Artikels hat seine Rede wahrgemommen und gibt es wieder. Die Aussage von X wird aber im Unterschied zu den Wiedergaben vorher (die alle im Indikativ ware) als indirekte Rede wiedergegeben. Und damit auch distanziert. So, als könnte man da nicht ganz sicher sein. Das kann man natürlich so machen, gesprochen hat trotzdem immer X und wiedergegeben wird seine Rede von der schreibenden oder ermittlenden Person. Warum du die ganze Zeit den Indikativ benutzt und nur hier den Konjunktiv I, das ist deine Entscheidung. Aber du färbst damit die Aussage: Du gibst damit die Aussage von X einerseits wieder, aber dadurch, dass du das im Konjunktiv I machst kriegt das einen etwas zweiflerischen oder zumindest distanzierteren Touch. Musst du wissen, ob du das willst. Aber gehen tuts natürlich.

dot: So, wie du das geschrieben hast, kann das natürlich auch sein.

Aber wenn Z der Erzähler ist, sollte es dann nicht einfach "X hat Verständnis für Ys Entscheidung" heissen?
Du hast da natürlich einen Z dazugemuschelt. Das wäre dann nicht der Schreiber des Artikels, sondern eine ganz neue Person. Und dann drückst du mit dem Indikativ auch eine Tatsache aus und keine Wiedergabe einer Aussage mit einer gewissen Distanz.

 

Hallo nochmal und danke euch, aber ihr merkt, das ist eine quiselige Nuss. Jedenfalls besteht dieser Kollege von mir darauf, dass in der Version "X habe Verständnis" X nicht selbst spricht, und tatsächlich ist diese Interpretation ja möglich (denke ich, ich habe allerdings auch schon einen Knoten im Hirn von der Sache), aber dieser Mensch insistiert eben auch, dass die andere Lesart - X spricht - falsch ist. Und wenn er's erklären soll, muss er immer gerade aufs Klo oder hat seinen Schirm beim Bäcker liegenlassen. Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich mich gegen diesen Wahnsinn wehren soll.

"gesprochen hat immer X" ist eine dankenswert klare Aussage (auch der "distanzierte Touch" leuchtet mir ein) - aber gibt es da eine Stelle im Duden oder sonst in irgendeinem Grammatik-Buch, mit der man das belegen könnte? So wie man zeigen kann, dass die Erde sich um die Sonne dreht, wenn man den ganzen Formelkram draufhat?

 
Zuletzt bearbeitet:

Himmel nein, jetzt hab ich so rumerklärt, dass es unklarer geworden ist.

"gesprochen hat immer X" ist eine dankenswert klare Aussage
Natürlich hat X in deinem Beispiel gesprochen, aber irgendwann früher oder vorher. Und in dem Satz unten, um den es ja ging,
X hatte das Gelände bereits im Oktober gekauft. Y will nun entgegen der vorherigen Vereinbarung doch nicht einziehen. X habe aber Verständnis für Ys Entscheidung.
da wiederholt eine dritte Person das früher von X Gesprochene. In dem Satz spricht X nicht mehr selbst, sondern wird von einem Bericgterstatter wiedergegeben. Da hat dein Kollege also Recht.

Das hat aber nichts zu tun mit den Beispielen ganz am Anfang, wo der offshore drauf geantwortet hat.
Natürlich kann man schreiben:

In der indirekten Rede schreibe ich: X (sagte, er) habe Verständnis für Ys Entscheidung.
Das ist vollkommen richtige, korrekte indirekte Rede. X hat etwas gesagt, nämlich, dass X Ys Entscheidung okay findet. Und nun gibt der Artikelschreiber oder Erzähler oder Berichterstatter die wörtliche Rede des Herrn X wieder. Dazu musste X was gesprochen haben und ein Berichtender gibt diese Rede wieder.
Das ist also vollkommen richtig, auch wenn da ein Berichterstatter (also Dritter) dazwischen geschaltet ist.
Das hat die indirekte Rede so an sich, also so ziemlich generell, dass sie nicht unmittelbar wiedergibt, sondern vermittelt.
Ich hab also echt keinen blassen Dunst, was dein Kollege da meint, wenn er sagt, man könne das nicht benutzen, weil das dann ein Dritter sagen würde. Es sei denn, er meint offshores zweiten Fall.

Hab jetzt selbst mal geguckt, ob ich im Duden was finde oder so, aber nee, nichts.

Hab nur sowas gefunden. Vielleicht hilfts ja.
Hier aus dem Duden
http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/quellenangaben-mit-laut-zufolge-nach-gemaess-etc

Und hier noch woanders:
http://richternews.de/sprache/Indirekte%20Rede,%20Bedeutung%20des%20Konjunktivs.html

Viel Spaß noch mit dem fisseligen Zeug.

 

Und wenn er's erklären soll, muss er immer gerade aufs Klo oder hat seinen Schirm beim Bäcker liegenlassen.

Kann es sein, dass der Typ in Wahrheit irgendwo hingeht, um dort einen Pudding an die Wand zu nageln?

 

Fisseliges Zeug macht kurzes Leben gefühlt noch kürzer. Vielleicht schick ich das mal an ein paar germanistische Lehrstühle, als Vorschlag für den Topf mit Dissertationsthemen für Leute, denen nichts eigenes einfällt. Ich danke euch für eure Geduld. Jetzt will ich Ernst folgen und einen Pudding nageln.

 

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