Überall, wo die Römer waren, gibt es die gleiche Herkunft für das Wort Zeuge/n, nur in Deutschland soll es anders gewesen sein?
Wie naiv muss ich eigentlich sein, so’n Zeugs zu glauben, der Imperativ zeuch! (= zieh!), die Redewendung „jemandem am Zeug flicken“, Zeuge eines Vorfalls zu sein und ein Kind zu zeugen und im Gegensatz dazu, dessen Geburt zu bezeugen, sei aus - vermutlich wegen optischer und lautlicher Ähnlichkeit) einer Wurzel entstanden, einer lateinischen zudem? Das Wort „Zeuge“ taucht frühestens im 12. Jh. auf („geziuc/geziuge“, worinnen „ziehen“ noch zu erkennen ist). Reichert [, Hermann: Nibelungenlied-Lehrwerk. Sprachlicher Kommentar, mittelhochdeutsche Grammatik, Wörterbuch. Passend zum Text der St. Galler Fassung („B“)] bildet die Reihe „ziehen – ziuhe – ziuhest- ziehent – zôh – züge“ oder
„zuge – zugen – gezogen“,
lieber Dion,
aber den Zeugen gab es vordem schon, denn im Niederfränkischen (das, was an der Rheinschiene gesprochen wurde und heute noch im Rheinischen und im Niederländischen weiterlebt) bezeichnete „urkundo“ den Zeugen (Peter Paul Schweitzer: Altdeutscher Wortschatz. Ein sprachgeschichtliches Wörterbuch), im ahd., wie schon erwähnt, „urkundi“ (Gerhard Köbler: Chronologisches Wörterbuch des Althochdeutschen). Jahrhunderte zuvor brauchte Wulfila auch schon keine lateinische/griechische Entlehnung, weil selbst die Goten ein eigenes Wort für den Zeugen hatten: weitwoþs, fürs erzeugen – um nur ein Beispiel zu nennen - „usatjan“, wo selbst wir noch das „aussetzen“ drin erkennen können. Das Verb „ziehen“ schrieb sich bei den Goten „tiuhan“ (Köbler: Chronologisches Wörterbuch des Gotischen), das dem „ziohan“ („h“ wahrscheinlich wie unser „ch“ ausgesprochen) im ahd. sehr nahe kommt.
Ich werde aber nun keinen Mundraub unterstellen und behaupten, die westgermanistische Zunge habe es von der ostgermanistischen übernommen.
Zweifellos haben die Römer uns das Fenster gebracht und das Testat und den Testamentsvollstrecker, nicht aber die Urkunde und den Zeugen und erst recht nicht den Hoden. Dass sie vor den Runen schon eine Schrift kannten und ein nahezu schon bürgerliches Recht mit einer eigenen Rechtsprache entwickelten, als die Bärtigen jenseits des Rheins und nördlich der Donau noch mit Holzklötzchen spielten, ist doch gut.
Man muss ja auch nicht immer wieder das Rad neu erfinden, meint der
Friedel
Kurz: Welche Quellen gibt den wer unter Wikipedia an?