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Gras drüber

Seniors
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06.08.2005
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Gras drüber

Mit einem Klicken schließe ich den Wagen ab und schaue auf die Uhr. Eine knappe Stunde, dann muss ich Linda wieder vom Handball abholen. Ich habe auf der Straße geparkt, gehe jetzt die schräge Auffahrt hoch und merke mit einem Seitenblick, dass etwas nicht in Ordnung ist.
„Die Hecke ist nicht geschnitten“, murmele ich und drücke auf den Klingelknopf. Niemand antwortet, noch nicht mal Lumpis Gebell ist zu hören. Ein Druck in meinem Magen, und ich schelle noch einmal.

Wieder nichts! Ich gehe weiter über das Grundstück und drücke die Klinke der Tür zum Garten hinunter. Nicht abgeschlossen. Leise quietschend lässt sich das Tor öffnen, und ich gehe über die Terrasse. Die wirkt ganz grün, zwischen den Steinplatten wuchern Gras und Klee. Ein braunes Bündel springt um mich herum, begleitet von heftigem Gebell.

„Lumpi“, unsere Hunde heißen immer so, „da bist du ja!“ Ich gehe weiter ins Grüne und erstarre. Nur drei Wochen, doch alles ist verändert. Nichts ist mehr so, wie ich es schon ewig seit meiner Kindheit kenne. Aus dem gepflegten, kurz geschorenen Rasen ist eine bunte Wiese geworden, von farbigen Tupfen durchsetzt. Lumpi hüpft wie ein Kaninchen in einem Comic, um in dieser grünen Wildnis voranzukommen, und seine langen Ohren schwingen dabei auf und ab.

Fast zum Lachen, doch der sich steigernde Druck in meinem Magen und eine beklemmende Starre lassen meine Mimik gefrieren. Unruhig schaue ich: in der Mitte der Grünfläche eine Figur, reglos, auf dem Liegestuhl, eine leere Liege daneben. Wie in meinem Traum! Nur da waren sie noch zu zweit.

Ich weiß nicht, ob meine Eltern es je erwogen haben, damals, als meine Mutter ihre Krebsdiagnose erhielt. Aber dreimal habe ich es im Traum erlebt, wie sie sich gemeinsam in den Garten gelegt haben nach ihrem Schierlingsbecher, Hand in Hand, inmitten dieser Natur.

Inzwischen hat Lumpi so viel Lärm gemacht, dass mein Vater aufgewacht ist und sich langsam zu mir umdreht.
„Martina“, sagt er erstaunt, und ich weiß nicht, ob er sich wirklich freut. „Du hättest doch anrufen können, dann hätte ich jetzt Kuchen.“
Ich stapfe auf ihn zu und schlinge meine Arme um seinen schmächtigen Körper. Vergangen ist die Fülle, die in meiner Kindheit zu ihm gehörte. Während meine Mutter Pfund um Pfund verlor, so löste sich auch seine Statur auf, als Pfand für die tägliche Pflege.

„Sag bloß, du hättest gebacken“, entgegne ich und grinse.
„Ich lasse backen, das weißt du doch!“ Er lacht genauso wenig fröhlich. „Ich hätte ihn ausgefroren.“ Ausgefroren sagt man in unserer Familie immer zu aufgetaut, aber gekauften Kuchen hat es bei uns früher nie gegeben. Darauf weise ich ihn nicht hin.

Ich setze mich auf die zweite Liege, lehne das angebotene Getränk ab und mustere ihn. Schließlich ist meine Zeit begrenzt, und ich will doch sicherstellen, dass es ihm gut geht. Es ist jetzt über ein halbes Jahr her, dass meine Mutter uns verlassen hat, und nie finde ich den richtigen Ton zum Reden. Auch für mich war ihr Tod eine schlimme Erfahrung, und immer noch kann ich es an manchen Tagen nicht begreifen, dass sie für immer weg ist. Doch ich habe meinen Mann und meine Kinder, meine Arbeit und Routinen, alles geht weiter wie zuvor.

Für meinen Vater ist das völlig anders: sein täglicher Ablauf, seine Lebensplanung, all das zerbarst im Augenblick der Diagnose, und aus einem ruhigen, genussvollen Renteneintritt wurde ein täglicher Kampf um Mutters Lebensqualität, den er letztendlich verlor.

Ich blicke wieder auf die Uhr an meinem Handgelenk, dann auf die Gräser um uns herum und frage:
„Hast du es nicht geschafft zu mähen?“ Ohne die Antwort abzuwarten, überlege ich, wen ich am besten dazu verpflichten kann, meinen Mann oder meinen Sohn. Im Geist höre ich sie stöhnen; nein, sie haben keine Lust und andere Dinge zu tun, und ich gehe meinen Zeitplan durch, suche eine Lücke, in der ich wenigstens den Vorgarten schaffe.

„Du siehst nicht aus, als hättest du zugehört“, stellt mein Vater fest. Ich sehe in sein Gesicht und erkenne keinen Vorwurf; stattdessen dieselbe Sorge wie in meinem. Ich schlucke, wende mich Lumpi zu, der es sich neben mir gemütlich gemacht hat und jetzt versucht, mein Kinn zu lecken, streichele ihn sorgsam.

„Du wirst Ärger mit den Nachbarn bekommen“, setze ich wieder an.
„Jeder kann doch machen, was er will.“
„Aber die Reimanns haben gerade neuen Rollrasen legen lassen. Meinst du, sie wollen deine Samen darin haben?“ Der Druck im Magen ist einem Krampf gewichen, Wut steigt in mir auf, was soll das Ganze? Früher war mein Vater doch auch für das Mähen und Heckeschneiden zuständig. Er hat doch Zeit genug, warum funktioniert er nicht?

„Über kurz oder lang haben sie die Blumen eh wieder drin. Haben wir doch alle in der Straße.“ Ich sehe meinem Vater ins Gesicht, suche nach einer Spur von kindischem Trotz. Aber er wirkt nur sachlich.
„Das klingt ja, als wenn du gar nicht versuchst, deinen Rasen rein zu halten!“ Ich schaffe es nicht, meine Stimme frei von hilfloser Empörung zu halten. Jetzt kommt bestimmt das Muster von früher: verletzt durch meinen Vorwurf wird er zurückschlagen, mich klein und dumm erscheinen lassen. Doch ich täusche mich.
„Ja, da hast du recht“, ist alles, was er sagt.

Jetzt bereue ich, den Saft ausgeschlagen zu haben, hätte gern ein Glas in der Hand, einen Schluck im Mund.
„Ich sehe dem Gras beim Wachsen zu“, sagt mein Vater leise.
Redensarten gehen mir durch den Sinn, das Gras wachsen hören oder ins Gras beißen. Panik packt mich beim Letzteren, mein Herz rast, ich spüre ein Pochen an meinem Hals. Ich schnappe nach Luft, schlucke wieder, schaffe dann ein:
„Was meinst du damit?“ Und plötzlich stimmt es, ist es kein als Frage getarnter Vorwurf, ich will wirklich verstehen.

„Ist das nicht eine Pracht, mit der das alles wächst?“ Er macht eine ausladende Armbewegung, und ich folge mit meinem Blick über die grüne Wildnis. Eine Bö streift durch die überkniehohen Halme, lässt mich an ein Grasmeer denken.
„Hast du bemerkt, wie unterschiedlich diese Gräser sind?“ Mein Vater lässt die Finger durch die filigranen Enden streifen. „Kurz sind sie eine grüne Masse, aber so ... Komm, mach das auch einmal.“
Etwas widerwillig greife ich neben mich, berühre Ähren und Rispen. Flughafer, Quecke ...sortiert mein Verstand, doch das wirklich Wichtige fange ich damit nicht ein. Wie ein Streicheln nehme ich die Berührung auf, Zärtlichkeit überwältigt mich, eine bodenlose Sehnsucht macht sich in mir breit. Wenn ich jetzt nicht aufpasse, breche ich in Tränen aus, werde ich nicht pünktlich sein, kann ich meinen Alltag nicht mehr durchstehen! Ich spanne meine Muskeln an, reiße mich zusammen, versuche, zu retten, was zu retten ist.

Der Blick meines Vaters ruht auf mir, seine Arme offen als mögliche Zuflucht. Doch er drängt mich nicht.
„Ja, sie haben was, diese Gräser“, stoße ich hervor. Er lächelt, greift in den Korb unter seiner Liege und holt einen kleinen Computer heraus. Ich wusste gar nicht, dass er ein Tablet hat.
„Ich habe wieder mit Fotografieren angefangen“, erklärt er und reicht es mir nach ein paar Klicks. Ich sehe abgebildet ein Strukturengeflecht an Halmen, dann ein aufrecht stehendes Büschel, dann wieder eine undurchdringlich grüne Matte ...

„Ich kann den Bruno jetzt verstehen.“ Ich bin kurz verwirrt, doch dann fällt mir die Geschichte ein, die auf Familienfesten immer wieder mal erzählt wird. Mit Bruno ist der Studienfreund von meinem Vater gemeint, der als Grasmaler Gasser in Basel Berühmtheit erlangt hat. Anders als mein Vater, den ich nur als technischen Zeichner kenne.

„Deine Bilder gefallen mir“, sage ich und merke erst beim Sprechen, dass ich es ernst meine. „Und schön, dass du wieder Fotos machst!“
„Ja, weißt du“, setzt mein Vater an und stockt ... Auch ihm scheinen die richtigen Worte schwer zu fallen. „Das Leben ist nicht selbstverständlich, wenn jemand stirbt, den wir lieben.“
Ich wage kaum zu atmen, zu nah ist er an meinen Ängsten.
„Ich hatte nie vor, mich umzubringen, aber vor Unfall oder Krankheit ist man nicht gefeit. Da muss man sich wirklich entscheiden, ganz bewusst Ja sagen zum Weiterleben.“
„Das hast du gemacht?“
Er nickt bedächtig und macht wieder diese Armbewegung über die Wiese. „Das ist mein neues Leben, diese Fülle.“

Ich spüre, wie eine tonnenschwere Last von mir gleitet, und ich springe hinüber zu ihm, so dass Lumpi vor Schreck von meiner Liege purzelt und aufgeregt zu bellen beginnt. Vaters Arme legen sich um mich, und auf einmal spüre ich wieder ihre Stärke, kann mich wieder einkuscheln wie früher. Ich fühle, wie erschöpft ich bin, wie sich jeder Muskel, jede Zelle nach Erholung sehnt, wie ich endlich, endlich auch zur Ruhe kommen will. Mir fällt der Bus ein, den Linda gern nehmen wollte, und ich weiß, auch bei mir wird sich einiges ändern.

„Möchtest du jetzt etwas zu trinken?“, fragt mein Vater und sieht mich freundlich an.
„Dann muss ich nur noch kurz telefonieren.“ Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, weil ich es ganz bewusst sage. „Ja, gern.“

 

Hallo Elisha,

mir gefällt diese sehr ruhige, sehr alltägliche Geschichte gut. Es geht nicht darum, die Prots in möglichst große Katastrophen zu stürzen, sie nach allen Möglichkeiten, die der Charakter bietet, abzuchecken, ihnen weh zu tun, um damit möglichst viel Drama zu erzeugen, sondern Menschliches festzuhalten. Sehr Menschliches sogar, wenn ich darüber nachdenke, dass die größte Sorge der Tochter erst mal ist: oh weh, die Nachbarn :).

Mir gefällt, wie die Tochter denkt, sie habe ihr Leben in den Griff bekommen, indem sie an ihrem Alltag festhält, weitermacht, funktioniert. Funktioniert trifft es sehr gut. Während ihr Vater sich auf den ersten Blick gehen lässt, nichts mehr wie früher in seinem Leben ist, er für sie und die Außenwelt kraftlos erscheint. Dabei ist es ihm bereits geglückt, die Lücke ein wenig aufzufüllen, etwas neuem Platz zu machen, etwas "Schönes" zu finden. Und das Ende, wenn sie dann doch bleibt, das ist sehr versöhnlich. Ich hätte die Geschichte auch gern über ein paar Seiten mehr gelesen, aber eigentlich ist auch alles gesagt.

Feine, kleine Geschichte finde ich.
Beste Grüße, Fliege

 
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„Das klingt ja, als wenn du gar nicht versuchst, deinen Rasen rein zu halten!“

Das ist für mich ein ernsthafter Sieganwärter bei der Wahl zum „gruseligsten deutschen Satz ever“.

Spaß beiseite, Elisha,
ich möchte ganz anders anfangen:

Der Blick meines Vaters ruht auf mir, seine Arme offen als mögliche Zuflucht.

Dieser Satz gehört eigentlich an den Beginn meines Kommentars, den fand ich einfach wunderbar, ja, und auch wunderbar traurig irgendwie, weil der traf mich wirklich ins Herz, der ließ mich kurz schlucken, obwohl er im Grunde ja nur eine Binsenweisheit erzählt, für mich aber dennoch sehr schön ein Thema (die Seele?) deiner Geschichte auf den Punkt bringt:
Ganz egal wie alt und erwachsen wir sind, ganz egal, wie sehr sich mit der Zeit die Rollen ja eigentlich ins Gegenteil verkehren, immer bleiben wir unseren Eltern gegenüber Kind.
Und damit habe ich es eh schon vorweggenommen: Mir gefiel die Geschichte wirklich gut, ja, die ist einfach schön, und so optimistisch letztendlich, trotz der tragischen Alltäglichkeit, der alltäglichen Tragik, die uns ja im Grunde allen ins Haus steht, auf diese oder jene Art halt.
Mag sein, dass es auch mein Alter ist, das mich besonders empfänglich für die Thematik der Geschichte macht, und mich den Text nicht ganz unbefangen lesen ließ, aber das soll mein Lob jetzt nicht schmälern.

Ich gehe davon aus, Elisha, dass du wirklich jede Formulierung ich weiß nicht wie oft in die Hand nimmst, bevor du sie endgültig In einen Text einfügst, trotzdem möchte ich dir ein paar Stellen zeigen, die mir, wenn auch nicht gerade falsch, doch zumindest ein wenig eigenartig, also nicht hundertprozentig perfekt erschienen. Aber vielleicht bin ich jetzt auch nur deshalb so pingelig, weil ich dich einfach als Routinier (oder heißt es Routinieuse? Routinieristin?) schätze und du mir möglicherweise erklären kannst, warum du dieses und jenes gerade so geschrieben hast:

Mit einem leisen Quietschen öffne ich das Tor,
Das klingt für mich, auch wenn ich natürlich weiß, wie’s gemeint ist, unfreiwillig komisch. Als wäre es deine Protagonistin, die quietscht.

Ich gehe weiter ins Grüne und erstarre. Nichts ist mehr so, wie ich es von meiner Kindheit kenne.
An dieser Stelle wusste ich als Leser zwar noch nicht, dass es sich um das Elternhaus handelt, aber dieser Satz vermittelte mir das Gefühl, als sei die Prota schon seit Ewigkeiten nicht mehr hier gewesen, und dieses Gefühl wurde ich über ein ganz schön langes Stück des Textes nicht los sozusagen. Und mit dem Wissen darum, dass Tochter und Vater offenbar im selben Ort wohnen (sie hat ja gerademal eine Stunde Zeit, ihn zu besuchen), war ich irritiert, weil ich mir dachte, verdammt noch mal, wieso besucht ihn die nur alle paar heiligen Zeiten einmal?
Ja, irgendwann löste sich das dann eh auf, und möglicherweise hab nur ich das so gelesen, sagen wollte ich es dir trotzdem, dass mich diese Stelle das Verhältnis der beiden irgendwie falsch einschätzen ließ.

Unruhig sehe ich zu der Figur in der Mitte der Grünfläche, reglos, auf der Liege, eine leere neben ihm.
Zu dem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass es sich um ihren Vater (maskulin) handelt, also erscheint mir das Pronomen „ihm“, das sich auf die "Figur" bezieht, erstmal falsch.
Überhaupt finde ich den Satz ein wenig missglückt, das „reglos“ scheint sich nämlich, auch wegen des Kommas danach, auf die Erzählerin zu beziehen. Der Satz zwang mich förmlich dazu, ihn zweimal lesen zu müssen.

Während meine Mutter Pfund um Pfund verlor, so löste sich auch seine Statur auf,
Abgesehen davon, dass das hier eigentlich im Plusquamp stehen müsste, gefällt mir das „so“ nicht, weil es nicht zum „während“ passt
edit: Plusquamp, so ein Blödsinn! Tschuldige, Elisha

und ich will doch sicher stellen,
sicherstellen (das gehört definitiv zusammengeschrieben)

überlege ich, wen ich am besten dazu verpflichten kann, [ … ] suche eine Lücke, in der ich wenigstens den Vorgarten schaffe.
Hier fände ich den Konjunktiv besser.

für das Mähen und Hecke Schneiden
besser: das Heckeschneiden? Keine Ahnung, aber so wie du es schreibst, geht’s glaube ich nicht.


Wir sehen uns beim Fechten ...

offshore

 

Hallo Fliege,
danke für dein schnelles - und dann auch noch positives - Feedback. :)

Mir gefällt, wie die Tochter denkt, sie habe ihr Leben in den Griff bekommen, indem sie an ihrem Alltag festhält, weitermacht, funktioniert. ... Während ihr Vater sich auf den ersten Blick gehen lässt, nichts mehr wie früher in seinem Leben ist, er für sie und die Außenwelt kraftlos erscheint.
Genau. Es sind zwei Konzepte, um mit Trauer umzugehen.


Hallo Offshore

Ich gehe davon aus, Elisha, dass du wirklich jede Formulierung ich weiß nicht wie oft in die Hand nimmst, bevor du sie endgültig In einen Text einfügst
Endgültig ist relativ - habe bestimmt schon zehnmal den Text auch hier verändert ... Und es ist bestimmt noch nicht vorbei ...

vielleicht bin ich jetzt auch nur deshalb so pingelig ...
:huldig:
weil ich dich einfach als Routinier (oder heißt es Routinieuse? Routinieristin?) schätze
:kuss:
Danke dafür. Das sind genau die Stellen, an denen ich noch feile. Ich habe dann auch schon wieder was geändert:

Mit einem leisen Quietschen öffne ich das Tor => Mit einem leisen Quietschen lässt sich das Tor öffnen

Ich gehe weiter ins Grüne und erstarre. Nichts ist mehr so, wie ich es von meiner Kindheit kenne. => wie ich es schon ewig seit meiner Kindheit kenne

Unruhig sehe ich zu der Figur in der Mitte der Grünfläche, reglos, auf der Liege, eine leere neben ihm. => Unruhig schaue ich: in der Mitte der Grünfläche eine Figur, reglos, auf der Liege, eine leere daneben.
Ertappt :Pfeif: Bezug stimmte natürlich nicht. Mit leere bin ich immer noch nicht zufrieden, Liege wiederholen will ich aber auch nicht
Während meine Mutter Pfund um Pfund verlor, so löste sich auch seine Statur auf,
mir ist die Betonung des Verlaufs wichtig, deshalb kein Plusquamperfekt

überlege ich, wen ich am besten dazu verpflichten kann, [ … ] suche eine Lücke, in der ich wenigstens den Vorgarten schaffe.
Die Prot ist gewohnt, andere in ihr Funktionsschema zu pressen. Da finde ich den Indikativ mächtiger.

Beim Spiel zusammen oder auseinander steht es (nach meiner Recherche) 1:1 zwischen uns:

sicherstellen - Hecke schneiden
;)

Hallo Morphin,
schön, dass du auch wieder regelmäßig da bist. Du erinnerst dich sicher nicht an mich, aber für mich bleibst du in Erinnerung als Superkoch vom Gathering in Heidelberg. :)

Über was dann später vielleicht mal langsam und spärlich ein "wenig Gras wächst", war zu diesen Zeiten verwüstetes Ödland.
Schön, dass du das Thema Gras aufgreifst. Genau das ist es, diese Latenz zwischen da wächst kein Gras mehr und da muss Gras drüber wachsen

@ all,

Zitat von Offshore
Mag sein, dass es auch mein Alter ist, das mich besonders empfänglich für die Thematik der Geschichte macht, und mich den Text nicht ganz unbefangen lesen ließ, aber das soll mein Lob jetzt nicht schmälern.
Fliege schleicht da ja gerade erst drauf zu, aber ich finde unser Alter so reich zum Schreiben. Es gibt so viele Stoffe und Erlebnisse. Als Sandwich-Generation haben wir Erfahrungen in beide Richtungen. Vor ein paar Jahren wollte ich noch möglichst jung sein, aber z.Zt. bin ich - zumindest beim Schreiben - mit meinem Alter versöhnt. Und im realen Leben bin ich meistens in altersgemischten Gruppen unterwegs.

Vielen Dank euch allen.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

ein schöner Text, soviel Gefühl, soviel schlichte Wahrheit. Ich hatte kurz die Hoffnung, du würdest uns alle Geheimnisse der menschlichen Gefühle offenbaren, zunichtegemacht leider vom unvermeidlichen Ende.

Kritik üben möchte ich lediglich an einem Aspekt. Ernst hat es auch schon angesprochen - man hat das Gefühl, Prot. und Vater hätten sich ewig nicht gesehen, was aber dann doch nicht zu stimmen scheint.

Von

Nichts ist mehr so, wie ich es von meiner Kindheit kenne.

nach

Nichts ist mehr so, wie ich es schon ewig seit meiner Kindheit kenne.

finde ich hast du es verschlimmert.


Ich glaube am Anfang musst du nochmal ran, den Inhalt leicht verändern. Aber bitte nichts dazwischen pfuschen, der Text hat etwas besseres verdient ;-).

Unruhig sehe ich zu der Figur in der Mitte der Grünfläche, reglos, auf der Liege, eine leere neben ihm.

Ernst hat diesen Satz kritisiert, ich möchte dazu sagen, dass ich ihn gut finde. Da weiß man, worum es geht, ohne, dass du es sagen musst.

Ernst sagt:

überlege ich, wen ich am besten dazu verpflichten kann, [ … ] suche eine Lücke, in der ich wenigstens den Vorgarten schaffe.
Hier fände ich den Konjunktiv besser.

Ich nicht.


Du merkst es vielleicht schon, ich habe an den Formulierungen eigentlich fast garnichts auszusetzen, finde sie sogar sehr gelungen. (Bis auf einige Kleinigkeiten, die Ernst aber schon gefunden hat und die mir eigentlich auch erst beim Lesen seines Kommentars aufgefallen sind.)


Gruß
Niklas

 
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Joho, Elisha,

kennst du die Melancholie, die ein Kater mit sich bringt? Da hat deine Geschichte heute schön bei mir reingegrätscht. Passgenau. Altersmäßig bin ich auch an dem Punkt, an dem ich kopfschüttelnd feststelle, dass ich inzwischen ein breiteres Kreuz habe als mein Vater, und es macht schon Angst, zu wissen, dass das nicht nur am Training liegt.

"Schließlich ist meine Zeit begrenzt", das ist für mich ein Schlüsselsatz. Keine Ahnung, ob die Doppelbödigkeit in der Bedeutung Absicht ist, aber das Teil finde ich ganz toll, sehr elegant. Im Gegenteil zu kurz vor Schluss, als der Vater sagt: "Man muss sich für das Leben entscheiden", da fängt die Geschichte an, ein bisschen aufdringlich zu werden und sich zu erklären. Das ganze Gespräch in dem Absatz, da würde ich nochmal gucken, ob du das nicht ein bisschen lebensnaher und weniger philosophisch hinbekommst.

An einer Stelle steht was von Drink, den würde ich rauspfeffern. "Kann ich Ihnen einen Drink anbieten?", das fragen Leute in Filmen. Ist innerer Monolog der Protagonistin, aber trotzdem. Mein Vater sagt: Wolltsten Kaffee? Oder lieber Wasser?

von meinem Vater = meines Vaters

... und dann noch zwei Sachen, die ich vergessen habe. Kleinigkeiten. Geschichte ist schön.


Grüße
JC

 
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Noch einmal ich, Elisha


Elisha schrieb:
Unruhig schaue ich: in der Mitte der Grünfläche eine Figur, reglos, auf der Liege, eine leere daneben.
Mit leere bin ich immer noch nicht zufrieden, Liege wiederholen will ich aber auch nicht.

Ja, ich bin mit diesem Satz auch noch nicht recht zufrieden. Aber warum ist es dir so wichtig, erst mal nur von einer „Figur“ zu reden? Wen willst du hier noch auf die Folter spannen? Ich nehme mal an, dass die Erzählerin ihren Vater als solchen erkennt, wenn sie ihn sieht.
Weil da haut‘s einen beim Lesen ja auch wieder drüber:

eine Figur, reglos, auf der Liege, eine leere daneben

Wenn du gleich „Vater“ schreibst, hättest du im folgenden Satzteil, weil sich der Vater und die Liege im Genus unterscheiden, freiere Hand.
Was weiß ich, z.B. so: … in der Mitte der Grünfläche Vater, reglos auf der Liege, daneben die andere, leer.
(Und über das Komma hinter „reglos“ will ich jetzt gar nicht mit dir streiten, das scheint dir ja sakrosankt zu sein. Mir allerdings gefällt es ohne Komma besser.)


offshore schrieb:
Abgesehen davon, dass das hier eigentlich im Plusquamp stehen müsste, gefällt mir das „so“ nicht, weil es nicht zum „während“ passt
edit: Plusquamp, so ein Blödsinn! Tschuldige, Elisha

Tja, und dass ich da einen Tempusfehler irrtümlich beanstandete, hab ich eh bemerkt und in meinem Kommentar entsprechend geändert, allerdings scheinst du mein nachträgliches edit nicht mehr gelesen zu haben. (Ich hab die Stelle extra nicht gelöscht, sondern nur durchgestrichen, damit der Beweis für meine Blödigkeit auch der Nachwelt erhalten bleibt …)

Elisha schrieb:
Beim Spiel zusammen oder auseinander steht es (nach meiner Recherche) 1:1 zwischen uns:

Ich bin offenbar zu dämlich, um sowas seriös zu recherchieren, ich verlass mich da gern auf mein Sprachgefühl.

Das Hecke Schneiden, das Kohle Schaufeln, das Geld Verdienen usw.

Bist du dir sicher, Elisha, das man das so schreibt?
Ich lass mich gerne belehren.

offshore

 

Hallo Elisha,

mir hat deine Geschichte gut gefallen. Wie schon angemerkt, habe auch ich geglaubt, dass der letzte Besuch Martinas schon lange her ist.
Du beschreibst Hecke und Wiese vor sich hinwuchernd. Das dauert schon eine Weile. Und wie du Martina so schilderst, ist sie doch sehr besorgt um ihren Vater. Deswegen erscheint es mir unwahrscheinlich, dass zwischen den Besuchen so viel Zeit fürs Wachsen der Pflanzen vergangen ist.

Meine letzte Geschichte setzt sich auch mit dem Thema Alter, Vergänglichkeit und Einsamkeit auseinander. Dein Text hat mich berührt und es war schön, deine Gedanken diesbezüglich zu lesen. :)
Grüße vom mamamauzi

 
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Hallo Malgus,
nachdem ich in meiner letzten Antwort ein Loblied auf das mittlere Lebensalter gesungen habe, freue ich mich besonders über deinen Kommentar.

Neuer Versuch mit einem zugefügten Satz:

Nur drei Wochen, doch alles ist verändert. Nichts ist mehr so, wie ich es schon ewig seit meiner Kindheit kenne.

Hallo Proof,

Im Gegenteil zu kurz vor Schluss, als der Vater sagt: "Man muss sich für das Leben entscheiden", da fängt die Geschichte an, ein bisschen aufdringlich zu werden und sich zu erklären.
Es geht nicht darum, dem Leser das einzubläuen, sondern, dass Vater und Tochter ins Gespräch kommen. Es ist soviel Falschheit und Unehrlichkeit zwischen ihnen,
„ ...“, entgegne ich und grinse.
„ ...“ Er lacht genauso wenig fröhlich. ... Darauf weise ich ihn nicht hin.
aber hier spricht der Vater es wirklich aus.

Danke mit dem Drink. Getränk war mir vom Wort her zu unhandlich, aber was Spezielles zu nehmen war eine gute Idee. :idee:

Jetzt bereue ich, den Saft ausgeschlagen zu haben

Hallo Offshore,

Ja, ich bin mit diesem Satz auch noch nicht recht zufrieden. Aber warum ist es dir so wichtig, erst mal nur von einer „Figur“ zu reden? ... Wenn du gleich „Vater“ schreibst
Nein, das geht gar nicht! Zum einen: Sie ist in dem Moment unsicher, ob ihr Vater lebt. Figur ist mir wichtig, weil es für Leiche stehen könnte.
Zum anderen: Sie redet immer von meinem Vater, das direkte Vater ist erst möglich bei der Annäherung
Vaters Arme legen sich um mich
.
Neuer Versuch mit der Szene, aus Mangel an Synonymen für Liege jetzt so:
in der Mitte der Grünfläche eine Figur, reglos, auf dem Liegestuhl, eine leere Liege daneben.

Zum Grammatikfechten
aus einer PM von Offshore:

mein Gefühl hat mich nicht getrügt..
Man schreibt „beim Heckeschneiden“ genauso zusammen, wie z.B. „während des Autofahrens“ (nicht „während des Auto Fahrens“)

http://artikel.schuelerlexikon.de/De...v_und_Verb.htm

Jetzt steht es also doch 2 : 0 für mich.

:teach: Also für alle:
Verbindungen aus Substantiv und Verb werden in der Regel getrennt geschrieben, z. B. Auto fahren Aber: Sind die Verbindungen substantiviert, werden sie zusammen- und großgeschrieben, z.B. Das Autofahren
Das stimmt soweit. Allerdings steht es 2:1.

http://de.wiktionary.org/wiki/tr%C3%BCgen_%28Konjugation%29
:lol:


Hallo mamamauzi,

Du beschreibst Hecke und Wiese vor sich hinwuchernd. Das dauert schon eine Weile.
Meinst du. :Pfeif: Was meinst du, wie ich auf die Idee für diese Geschichte gekommen bin?
Ist das jetzt auch für dich in Ordnung mit dem zugefügten Satz?

Deine latente Werbung hat funktioniert. ;) Ich habe deine gelesen, Kommentar kommt später.


Vielen Dank für eure Kommentare und Anregungen.

Gruß, Elisha

 

Elisha!
Du ruinierst hier leichtfertig mein so mühsam erarbeitetes Image als Orthografie-Koryphäe!
Du hörst von meinem Anwalt.

 

Hallo Elisha,

also ich bin sehr schwer in deinen text reingekommen. Da sind leider so viele unglückliche Formulierungen drin, die haben mich da rausgekantet. Irgendwann aber hattest du mich und ich fand das richtig stark, wie sich da dieses Drama zwischen den beiden anbahnt. Eine gute Beobachtung, dieses Triviale wie das Mähen als Puffer zwischen die beiden z setzen. Auch, weil es nachher ja richtig symbolträchtig wird. Die Fülle, das neue Leben. Dane auch für das positive Ende, das schaffen die wenigsten, das mal mit der Farbe der Hoffnung ausklingen zulassen, ohne dass es im Kitsch versackt. Ja, das mochte ich wirklich. Die Tragik ist da, aber ohne sie auszuschlachten. Und das, was wirklich zählt, das kitzelst du hier schön raus.

Aber nach dem ganzen Lob kommt jetzt meine Meckerei.

„Die Hecke ist nicht geschnitten“, murmele ich und drücke auf den Klingelknopf. Niemand antwortet, noch nicht mal Lumpis Gebell ist zu hören. Ein Druck in meinem Magen, und ich schelle noch einmal.
auf den Klingelknopf drücken. Das find ich generell schon etwas stelzig. Niemand antwortet. Ist auch eine missglückte Formulierung. Das Schellen ist mir dann auch ein sehr aufgezwungenes Synonym.
Wieder nichts! Ich gehe weiter über das Grundstück und drücke die Klinke zum Garten hinunter.
hier wird eine Klinke hinuntergedrückt. Auch so gestelzt. Reicht denn drücken nciht? Was bringt denn das hinunter?
Mit einem leisen Quietschen lässt sich das Tor öffnen, gehe über die Terrasse.
hier das ich wegzulassen fällt völlig aus dem Stil

Die wirkt ganz grün, zwischen den Steinplatten wuchern Gras und Klee. Ein braunes Bündel springt um mich herum, begleitet von heftigem Gebell.
Die Reihenfolge will nicht stimmen. Zuerst nimmt man doch wohl den Hund wahr, dann kommen die Details
Nichts ist mehr so, wie ich es schon ewig seit meiner Kindheit kenne.
ewig und seit meiner Kindheit. Das beißt sich
Ich weiß nicht, ob meine Eltern es je erwogen haben, damals, als meine Mutter ihre Krebsdiagnose erhielt.
das klingt auch schräg. Eimal je und dann das damals.
Ich schlucke, wende mich Lumpi zu, der es sich neben mir gemütlich gemacht hat und jetzt versucht, mein Kinn zu lecken, streichele ihn sorgsam.
wieder dieses elliptische auslassen vom ich. Das passt auch hiernicht, da ist eh der Bezug schon sehr wacklig mit den ganzen Verben da drin
hätte gern ein Glas in der Hand, einen Schluck im Mund.
einen Schluck im Mund? Was für ein Bild soll denn da aufkommen. Der erst Teil reicht doch und das ist n dem Moment auch total nachvollziehbar.
Panik durchströmt mich beim Letzteren, mein Herz rast, ich spüre ein Pochen an meinem Hals. Ich schnappe nach Luft, schlucke wieder, schaffe dann ein:
abgenutzte Phrasen, die du nicht brauchst. Und bei Panik, die einen durchströmt, also bei mir leuchten da rote Lichter auf.
holt einen kleinen Computer heraus. Ich wusste gar nicht, dass er ein Tablet hat.
„Ich habe wieder mit Fotografieren angefangen“, erklärt er und reicht es mir nach ein paar Klicks.
naja, das ist alles nciht falsch, aber auch ein bisschen ungeschickt ausgedrückt. Klar ist ein Tablet auch ein Computer, aber man hat ein anderes Bild vor Augen und deswegen würde ich da keine Vermengung bringen. Auch das Phänomen mit den Klicks passt nicht zum Tablet.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

Eine gute Beobachtung, dieses Triviale wie das Mähen als Puffer zwischen die beiden z setzen. Auch, weil es nachher ja richtig symbolträchtig wird. Die Fülle, das neue Leben.
:)

Insgesamt habe ich viel über deinen Kommentar nachgedacht, bin erstaunt, wie unterschiedlich wir die Geschichte (und die Sprache allgemein?) wahrnehmen. Das war mir noch gar nicht aufgefallen, aber vllt ist es ja auch nur hier. :confused:

Besonders, was du als stelzig bezeichnest.

„Die Hecke ist nicht geschnitten“, murmele ich und drücke auf den Klingelknopf. Niemand antwortet, noch nicht mal Lumpis Gebell ist zu hören. Ein Druck in meinem Magen, und ich schelle noch einmal.
Die Szene finde ich völlig in Ordnung, das drücke auf den Klingelknopf sehe ich plastisch vor mit, dann ihr Horchen, dann der reagierende Magen. Und mit dem Wort schellen bin ich aufgewachsen, das habe ich zeitlich eher benutzt als klingeln.

hier wird eine Klinke hinuntergedrückt. Auch so gestelzt. Reicht denn drücken nciht?
Das habe ich gestern überlegt, und die Antwort ist: nein. Ich drücke die Klinke erzeugt in mir ein anderes Bild als Ich drücke die Klinke hinunter. Ein Quietscheentchen würde ich drücken oder einen Gummiball.

Mit einem leisen Quietschen lässt sich das Tor öffnen, und ich gehe über die Terrasse.
überzeugt ;)

Die wirkt ganz grün, zwischen den Steinplatten wuchern Gras und Klee. Ein braunes Bündel springt um mich herum, begleitet von heftigem Gebell.
Die Reihenfolge will nicht stimmen. Zuerst nimmt man doch wohl den Hund wahr, dann kommen die Details
Eben nicht! Zuerst nimmt sie das Grün der Terrasse wahr, dann nur das braune Bündel (das sie umkreist), hört das Gebell. Der Hund ist doch nicht von Anfang an da (der ist doch bei seinem Herrchen) und in Bewegung.

Ich weiß nicht, ob meine Eltern es je erwogen haben, damals, als meine Mutter ihre Krebsdiagnose erhielt.
das klingt auch schräg. Eimal je und dann das damals.
Ich wollte dir erst zustimmen, aber: Während ich an anderer Stelle die Diagnosenbekanntgabe als Zeitpunkt beschrieben habe (Augenblick der Diagnose), bezeichnet die Diagnosenstellung einen ganzen Zeitraum, der mit der Bekanntgabe nicht abgeschlossen ist (also erst die Untersuchungen, später die Bewältigung).

hätte gern ein Glas in der Hand, einen Schluck im Mund.
einen Schluck im Mund? Was für ein Bild soll denn da aufkommen. Der erst Teil reicht doch
:bonk: Nein. Das Glas für die Hand, der Schluck, um nicht sprechen zu können.

Und bei Panik, die einen durchströmt, also bei mir leuchten da rote Lichter auf.
jetzt: Panik packt mich

Auch das Phänomen mit den Klicks passt nicht zum Tablet.
Muss ich nochmal recherchieren. :hmm:

Also danke für deine Mühe! Hat mich weiter zum Nachdenken gebracht, auch wenn ich nur zwei Sachen übernommen habe. Ich hoffe, demnächst kommen wir in der Bewertung wieder näher zusammen.

Gruß, Elisha

 

Hallo,

Zitat:
Zitat:
hätte gern ein Glas in der Hand, einen Schluck im Mund.
einen Schluck im Mund? Was für ein Bild soll denn da aufkommen. Der erst Teil reicht doch
Nein. Das Glas für die Hand, der Schluck, um nicht sprechen zu können.
(Bin zu blöd das richtig zu zitieren ;-))

Ich glaube, dir geht es mehr darum, ein Glas in der Hand zu halten, an dem man sich festhalten kann und darum, dieses langsam an die Lippen zu heben, kurz zu nippen, garnicht wirklich ums trinken, einfach um eine Pause zu erzwingen - würde auch sagen, formuliers anders. Der Schluck ist irgendwie nur ein Nebenprodukt.

Gruß
Niklas

 

… und ich weiß, auch bei mir wird sich einiges ändern.

Ja, Gras drüber, alles schon gesagt, und – wie radebrach seinerzeit der Trainer der zum x-ten Mal abgestiegnen Frankfurter, Stepanovic, so einträchtig wie richtig - Läbbe geht weiter! Endlich hat der alte Herr seine Unabhängigkeit von den benachbarten Rei- und andern Saubermännern und -männinnen der Nachbarschaft gefunden, kann auf englisch-kurzgeschnittnen Rasen verzichten und gegen Farbigkeit eintauschen und findet zugleich die buchstäbliche Nähe zur Tochter –

eine schöne Geschichte,

liebe Elisha,

da kommt trotz der Beschwernisse und Bedenken zu Anfang eine rheinische Leichtigkeit zum Vorschein (was ja nicht gleichbedeutend sein muss mit der vollständigen Aufgabe der Volksweisheit „was Du heute kannst besorgen …“, sondern ein Näherrücken ans „kommdet heut nich’, kommdet morgen“).

Dennoch muss ich mich bei Ernst einklinken (wobei ich nix gegen Komik habe), aber es erinnert mich an ein Sesam-öffne-Dich!

Mit einem leisen Quietschen lässt sich das Tor öffnen, und ich gehe über die Terrasse.
Nein, mit der Hand, vielleicht auch mit einem andern Körperteil, nicht durch Quietschen öffnet die Icherzählerin das Tor, da hat sich seit Ernst Einwand nichts geändert …
Vllt. besser
[Leise quietschend] lässt sich das Tor öffnen und ...

Und das hier schreibstu doch mir zu Liebe, gelt?

Inzwischen hat Lumpi soviel Lärm gemacht, …
Du weißt schon ...

Wie immer gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Offshore,
... das wähnte ich auch mal mein eigen ...
aber s.u.

Hallo Malgus noch einmal,

hätte gern ein Glas in der Hand, einen Schluck im Mund.
Es heißt ja: Kill your darlings. Hierbei bin ich nicht dazubereit, weil der Schluck genau das sagt, was ich meine und Assoziationen freisetzt: von der Hand zum Mund,Fülle (statt Leere) im Mund, nicht sprechen können, kein trockener Mund (ich gehöre zu den Leuten, die ständig Pfefferminz oder Hustenbonbaons dagegen mitschleppen) ...


Hallo Friedel,

[Leise quietschend] lässt sich das Tor öffnen und ...
übernommen

Und das hier schreibstu doch mir zu Liebe, gelt?
:bonk:

:teach: So viel wird nur dann in einem Wort geschrieben, wenn es sich um eine Konjunktion handelt.
:teach: So viel wird nur dann in einem Wort geschrieben, wenn es sich um eine Konjunktion handelt.
:teach: So viel wird nur dann in einem Wort geschrieben, wenn es sich um eine Konjunktion handelt.

So, dreimal geschrieben; mal sehen, wie lange es diesmal reicht!

Vielen Dank für eure Kommentare!

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

als ein Verteidiger der Wiese in meinem Garten haben die Erzählerin beziehungsweise ihr Vater mir Rückendeckung gegeben, die Schönheit von Wiesen zu genießen.
Fein kombiniert ist Deine Geschichte, subtil, zurückhaltend und überzeugend. Man möge sie vielen Witwern/Witwen zu lesen geben.

Winzigkeiten

drücke die Klinke zum Garten hinunter.
Ich würde schreiben drücke die Klinke der Tür

ist eine bunte Wiese geworden, von farbigen Tupfen durchsetzt
Ist eine bunte Wiese nicht immer von farbigen Tupfern durchsetzt?

Feinsinnige psychologische Beobachtungen, ein kleiner Schatz, deine Geschichte,
Herzlichst
Wilhelm

 

Hallo Wilhelm,

drücke die Klinke der Tür zum Garten hinunter.
übernommen

Ist eine bunte Wiese nicht immer von farbigen Tupfern durchsetzt?
Wenn ich hätte kürzen müssen, wäre das meine erste Wahl gewesen. So gönne ich es mir. ;)

Man möge sie vielen Witwern/Witwen zu lesen geben.
Ich werde sie an meine Trauergruppe weiterleiten.
Feinsinnige psychologische Beobachtungen, ein kleiner Schatz, deine Geschichte,
Und schon habe ich wieder eine Träne im Auge.

Danke für deinen Kommentar.

Gruß, Elisha

 

„Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut,
das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art,
und Bäume, die da Früchte tragen, in denen
ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art.
Und Gott sah, dass es gut war.“ 1. Mose 1.12*​

„ich hôrte ein wazzer diezen
und sach die vische fliezen,
ich sach swaz in der welte was,
velt walt loup rôr unde gras“​
erzählt uns Walther, und wirklich, Gras wächst nahezu überall, dass Ernst Bloch einmal meinte, nahezu alle Probleme wären gelöst, würde der Mensch Gras fressen, was er ja letztlich bildlich tut, wenn er Getreideprodukte isst und schließlich ins Gras beißt, dem Antipoden – wenn’s so was im Sprachglobus gibt - zu der von Dir gewählten Wendung,

liebe Elisha -
eigentlich hätte ich ja hundertmal so viel erwartet, um den Doktorhut zu erwerben, sehr geehrte Frau Dr. -

denn von den ungezählten Wendungen übers Gras wählstu die des „Gras über etwas wachsen lassen“ – verdrängen oder gar vergessen können, oder – wie das Grimm’sche dt. Wörterbuch sagt „Gras über etwas wachsen lassen, an eine Sache nicht rühren, eine Zeit über sie verstreichen und sie in Vergessenheit geraten lassen“, oft verknüpft mit seinem genauen Gegenteil „da wächst kein Gras mehr!“, da ist wüstes Land (was Bloch impliziert) und da nach einem biblischen Vergleich Fleisch gleich dem Grase sei, das welk wird und dürr, den Verfall, den die Vaterfigur der Geschichte überwinden kann durch Lässigkeit, was die Rei- und Saubermänner und –männinnen – (schönes Wort, find ich, muss mich mal wieder loben, tut ja sonst keiner). Aber auch für den gewandelten Vater findet die Etymologie zum Gras, wenn’s im Duden (Bd. 7) heißt, dass das Wort „Gras“ „ursprünglich den frischen Wuchs, das grünende Gras“ meinte.

Von Narzissus und Tulipan sich abwendend singt Paul Gerhardt („Herr höre, was mein Mund spricht“):

„Betrachte,wer ich bin,
Im Hui fahr ich dahin,
Zerbrechlich wie ein Glas,
Vergänglich wie ein Gras,
Ein Wind kann mich fällen.“​

Gruß von der Ruhr in Love & schön ruhiges Wochenende vor allem ohne elektronischem Gepiepse wünscht der

Friedel

* Hier die Luther Übersetzung von 1534 von Moses 1.12, die ein wenig anders aussieht „Vnd die Erde lies auffgehen Gras vnd Kraut das sich besamet ein jglichs nach seiner art vnd Bewme die da Frucht trugen vnd jren eigen Samen bey sich selbs hatten ein jglicher nach seiner art.Vnd Gott sahe das es gut war.“

 

Liebe Elisha,

so, nun habe ich auch ein bisschen gestöbert und bin auf diese Geschichte von dir gestoßen.

Sie gefällt mir. Eine sehr gefühlvolle Momentaufnahme.
Ich hatte beim Lesen unterschiedliche Gefühle. Einerseits habe ich mich über die Protagonistin gewundert - warum ist es ihr so wichtig, das der Rasen kurz ist? Gibt ja schließlich auch noch etwas Anderes im Leben.
Zugleich dachte ich natürlich auch, dass der Vater sein Leben nicht mehr so recht im Griff hat und nur noch phlegmatisch herumsitzt.
Und am Ende stellt sich heraus, dass es eigentlich die Tochter ist, die den Tod der Mutter nicht verarbeitet hat und sich einfach in Alltägliches flüchtet.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich am Anfang nicht so gut reingekommen bin. Die Protagonistin, mit ihrer Sorge um die Nachbarn, war mir da einfach noch zu fremd und ein kleines bisschen übertrieben.
Aber danach hast du mich dann eingefangen. :)

Das ist eine Geschichte, mitten aus dem Leben heraus.
Eine Geschichte, die eben auch zeigt, das jeder mit Trauer und Schmerz anders umgeht und seinen eigenen Weg finden muss. Ein Weg, der für Außenstehende nicht immer nachvollziehbar oder sogar verkehrt aussehen kann.

Sehr gerne gelesen.

Viele Grüße
von Lau

 

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