Hallo!
Nochmal Entschuldigung für die lange Wartezeit; ging bei meiner Zeitplanung leider nicht früher, und ich wollte mir unbedingt ordentlich Zeit für eure Kommentare nehmen.
@Novak
Vielen lieben Dank dir fürs Lesen & Kommentieren, du weißt, ich freue mich immer besonders, wenn ich deinen Namen als Kommentatorin lese, weil du mich praktisch hier eingeführt hast und immer noch am Ball bist.
sehr sehr eindringlich, wie du diese Mutter-Sohn-Beziehung schilderst. Es schnürt einem den Hals zu, weil einerseits ist das so liebevoll, andererseits so unendlich verzweifelt, so erstickend.
Cool!
Mal zurück zum Text: Ich hoffe nur, der junge Mann kann sich irgendwie und irgendwann doch aus dem Gefühl von schwerer Verantwortung, die ihm eigentlich keine Luft zum Leben und zur eignen Entwicklung lässt, befreien. Es ist die Melange aus Trauer um den Tod des Sohnes/Bruders und die Herzkrankheit der Mutter, ihre extreme Hilflosigkeit, die dieses Verhältnis zwischen beiden so furchtbar schwer, so unerträglich macht. Sie kann mit dem Verlust und der Verzweiflung nicht umgehen, die Trauer nicht verarbeiten und zieht ihn, den Sohn mit hinein in diesen Sumpf aus eigener Trauer, hohem Verantwortungsgefühl, Mutterliebe, hält ihn fest, macht ihn hilflos und klein. Und furchtbar auch, dass das Verhältnis bei aller Enge und Intensität und Abhängigkeit so hilflos und distanziert bleibt.
Ich bin erstaunt, wie genau hier viele den Text gelesen und auch genau so verstanden haben, wie ich ihn gemeint habe. Das hatte ich gar nicht so erwartet; also, was die Beziehung zwischen Sohn und Mutter angeht, die Abhängigkeit usw., ich kann das unterschreiben, so wie du es schilderst. Toll!
Ich gehe mal durch, muss aber dazu sagen, dass ich die anderen Komms nicht lesen konnte. Aber manchmal ist doppelt Gesagtes ja auch okay.
Das ist sogar sehr okay. Das würde mir zeigen, dass an besagter Sache etwas dran sein müsse.
Als ich den ersten Abschnitt las, war ich erst mal neugierig. Ich fand diesen Blick von außen so auffällig.
Ok
Er beschreibt sie so genau, als wollte er sie vorstellen.
Ja, AWM hat das interessant beschrieben, als "Derealisation", und so habe ich mir das auch (unbewusst?) vorgestellt beim Prot, dass er die Mutter so sieht in diesem Augenblick. Nichtsdestotrotz muss ich gestehen, dass aber auch etwas Autor darin steckt, denn ich wollte die Figuren beim Schreiben schon "vorstellen", sie dem Leser zeigen beim ersten Auftritt.
Und tatsächlich gewinnt man zunächst einmal den Eindruck, sie ist wirklich eine aktive, starke Frau, die mit allem umgehen kann. Später merkt man, dass das gar nicht stimmt. Und dann versteht man, der Sohn will sie so stark sehen.
Super! Wie gesagt, ich bin fast erstaunt, ich hätte nicht gedacht, dass der Text so vielschichtig verstanden wird, sind ja auch nur ein paar Seiten
Aber zurück, manchmal ist es so, dass gerade die Hilflosigkeit eines nach außen hin stark wirkenden Menschen den anderen in einer Beziehung so abhängig machen. Der andere stellt sich ja eigentlich gar nicht an, der ist nicht weinerlich oder jammerig, wenn dieser Mensch zusammenbricht, weil die Lebensverluste an ihm genagt haben, dann muss dieser Mensch tatsächlich so leiden, dass man da sein MUSS. Das ist wie so ein moralischer Imperativ.
Sehr interessant! Ja, da fließt meine eigene Beobachtung in den Text ein, ich schätze das so ein, wie du es sagst
»Ja, klar«, sagt sie. Mit dem Schlüssel in der Hand läuft sie zur Fahrertür. »Steig ein«, sagt sie. Sie ist immer so stark. »Wir fahren«, sagt sie.
Ja, es ist, als müsste er ihre Kraft und Stärke betonen. Gut gemacht.
Ich frage mich gerade bei der Überarbeitung auch, ob der Text ohne den Satz "Sie ist immer so stark" genauso oder besser funktioniert, oder ob dieser Satz eigentlich sehr wichtig ist, da man die eindeutige "Einschätzung" des Prots ggü. seiner Mutter mitbekommt, die ja später gebrochen wird
»Hi, Mutter«, sage ich. Auf dem Gehsteig umarmen wir uns. Sie ist einen halben Kopf kleiner als ich. Eine kräftige Frau; kräftig in ihren Umarmungen. Ich bin ihr sechsundzwanzigjähriger Sohn.
Auch hier wieder. Ist komisch, wie er sich fast selbst vergewissert, wer er ist. Also nicht komisch im Sinne von schlecht, sondern sehr auffällig, sehr aufmerksam machend.
Hmm. Wie gesagt, da steckt wohl auch etwas viel Autor drin. Ich finde, es passt im Zuge einer Derealisation, aber da war auch ich beim Schreiben in dem Satz, der wollte, dass man weiß, wer der Prot ist, weil ich das angenehmer beim Lesen finde als eine Uneindeutigkeit
Sie streift sich durch die kurzen, rot getönten Haare. Sie wird 59 dieses Jahr. Sie steht auf dem Gehweg neben dem Wagen und trägt noch ihre Arbeitsklamotten: das blau-weiße Namensschild von Decathlon, das an ihre Bluse gepinnt ist. Sie arbeitet halbtags als Verkäuferin, wenn sie nicht gerade krankgeschrieben ist.
Obwohl mir das später nicht mehr so aufgefallen ist, hier erinnert mich das an deinen alten Text. Die vielen sich wiederholenden Satzanfänge. Weißt noch, wo ich so geschimpft hab.
Natürlich, ist doch erst 5 Wochen her

Toll, dass es diesmal nicht auf die Füße tritt.
»Heb mich hoch«, sagt meine Tante.
Ich stelle den Geschenkkorb ab, umarme meine Tante lächelnd und hebe sie dabei hoch.
»Ja«, sagt meine Tante. »Noch mal«, sagt sie.
Ich umarme sie noch mal und hebe sie hoch.
Goldig. Ich hätte aber den letzten Satz gestrichen. Kriegt was Leichteres dann. Und so empfinde ich das Verhältnis zur Tante, als gut und leichtfüßig, auch wenn der Zettel später ... der spricht schon auch das schlechte Gewissen an.
Super
Ich weiß gerade nicht, ob ich mich von dem Satz trennen kann, oder ob mir dann etwas fehlen würde. Aber danke für die Anmerkung, ich notiere sie mal
Meine Mutter und meine Tante gehen schwer mit den Geschenkkörben beladen die Treppenstufen hinauf zur Haustür.
War doch nur ein Geschenkkorb.
Ah, das stimmt. Klingt es zu konstruiert, wenn ich sage, vielleicht lag noch ein Korb im Kofferraum? Ich mochte dieses Bild, dass die beiden Damen schwere Körbe in das Haus tragen, ich weiß auch nicht ganz, wieso. Es spricht auch das schlechte Gewissen des Prots an und tut ein wenig weh, wenn man später weiß, dass die Dame ja herzkrank ist. Aber mal sehen.
»Lass die Frauen mal reden«, sagt mein Onkel. Er trinkt einen Schluck seines eigenen Bieres, zieht an seiner Zigarette, blickt in die Grillwanne und schiebt mit der Zange halbweiße Kohlstücke hin und her.
Da ich mindestens zweimal gedacht habe, die machen da mal was ganz Neues und grillen Kohlwickel, bin ich doch jetzt schwer dafür, dass du
Kohlestücke schreibst. Und wenns nur für mich ist.
Ist ausgebessert. Ich hab es zu "einen Schluck seines Bieres" gekürzt; vielleicht kürze ich noch mal drüber
Ich sehe, wie sie an die Arbeitsfläche anlehnen: Wie sie nah beieinander stehen, nicken, die Arme verschränkt, und Worte zueinander sagen.
Arg übertrieben und verwinkelt ausgedrückt. Ich finde, die Situation kommt auch zum Tragen, wenn du nur schreibst: und miteienander reden, Vielleicht sogar besser.
Ja, ah, ich verstehe es. Ich muss für die Stelle leider ein wenig zeitlichen Abstand bekommen, meiner Selbsterfahrung nach. Das ist so eine Stelle, die mir zu gut gefällt gerade, und dann gefällt sie noch einem ánderen Kommentator, und schon kann ich sie nicht mehr streichen.

Vielleicht bin ich im Sommer klareren Kopfes.
»Wie geht’s dem Herz?«, frage ich leise.
»Es pocht«, flüstert sie.
Das meinte ich vorhin mit der Stärke einer leidenden Person, die einen dann noch mehr in den Sog zieht, sich zuständig fühlen zu müssen. Die klagt ja nicht offen über ihr Herz, sie reagiert scheinbar tapfer mit dem Spruch "Es pocht". So nach dem Motto, was soll es sonst machen. Dabei hat sie das Kühlpad auf der Brust. Erinnert einen an den Ausspruch vom gebrochenen Herzen. Vielleicht ja wirklich Folgen einer Stress-Kardiomyopathie?
Schön, dass du es so liest. Für mich war die Herzkrankheit auch ein Symbol für das gebrochene Herz. Es ist ja seltsam, wie symbolisch die Leiden der Menschen manchmal im wirklichen Leben tatsächlich zu ihrem "Wurzelleiden" in ihrere Seele sind
Sein Zimmer ist unangerührt. Der Teppich gesaugt, kein Staub auf Spiegel oder Oberflächen. Fernseher, Schreibtisch, ein paar seiner Marketing-Bücher. Sein Bett voll mit Kissen, Fotos und kleinen Dingen, die ihm meine Mutter und Tante von Ausflügen mitgebracht haben: Eine Postkarte aus Koh Samui, ein Schlüsselanhänger von einer Betriebsfeier. Mit Wachsstiften gemalte Bilder von Sonne und Stränden. Ich setze mich auf den Schreibtischstuhl.
Hier erfährt man das erste Mal Genaueres von dem verlorenen Menschen. Anfangs dachte ich, es sei der Mann der Mutter gewesen, den sie vermisst. Hier ist es der Sohn. Die Mutter hält das Zimmer sauber, lässt alles, wo es war. Kein Altar, kein Denkmal einer Erinnerung, aber auch schon auffällig.
Ja, vielleicht ist das noch so eine Sache, wo der Text nachholen könnte. Dass man über lange strecken nicht genau weiß, wer ist denn nun gestorben. Ehrlich gesagt dachte ich mir, es ist gar nicht so wichtig, wer das jetzt nun war über lange Strecken, sondern das Ausmaß und die Beziehung zwischen Sohn und Mutter ist das, worüber es gehen soll.
Der Rasen ist hoch gewachsen. Wir setzen uns in die weißen Plastik-Stühle neben der Hecke. Stapel von Pappkartons und Dinge wie das alte Aquarium meines Vaters und der kaputte Wäschetrockner stehen schulterhoch gestapelt auf der Terrasse.
Das kann man fast überlesen, ich finde es sehr geschickt, wie du das machst, dass fast anbei Details eines auseinandergefallenen Lebens auftauchen. Der Rasen wird nicht mehr gemäht, Zeugs, was vielleicht auf den Sparrmüll soll, ist hochgestapelt auf der Terrasse. Du beschreibst da eigentlich eine zunehmende Verwahrlosung der Mutter. Besonders gruselig finde ich das im Kontrast zu dem staubfreien Zimmer des Bruders.
Toll, danke
»Das hätte ihm auch gut gefallen«, sagt sie. »Dass wir das hier gemacht haben.«
Ja, was haben sie schon gemacht. Zusammen eine Zigarette geraucht und gemeinsam an den Toten gedacht. Eigentlich was Gutes, das beide in der Trauer vereint. Aber gleichzeitig wird, keine Ahnung, ob du das extra gemacht hast, ich empfinde es jedenfalls so, noch eine Verantwortungsfessel ausgeworfen. Der überlebende Sohn ist es nicht nur der Mutter schuldig, bei der Mutter zu sein, sondern auch noch dem Andenken des toten Bruders.
Interessant, dass du das als noch mehr Verantwortung empfindest. Muss ich mal drüber nachdenken. Ich hatte das gar nicht bedacht, aber man kann es natürlich auch so lesen
Oh zigga, du drehst immer noch eine Schraube höher, gell?
Natürlich!
Aber ich erzähle dir doch alles«, sage ich. »Ich weiß nicht, was ich dir sonst noch erzählen soll. Ich erzähle dir alles, was ich mache. Ich mache nicht mehr«, sage ich. »Ich bin ein langweiliger Mensch«, sage ich.
»Ja«, sagt meine Mutter. Sie fährt sich über die Augen.
Scheiße. Meine Güte, diese Stelle. Normalerweise heben Mütter da immer die Stimme und widersprechen, wenn einer sagt, er sei ein langweiliger Mensch. Diese Mutter ist so weg von allem. Es wirkt wie ein Aufgeben, als wolle sie nicht weiter in ihn dringen. Aber gleichzeitig stimmt sie auch zu. Vielleicht ist das so, dass für manche Menschen die Toten spannender sind als die lebenden.
Danke!
Beeindruckender letzter Satz.
Wirklich sehr sehr guter Text, zigga.
Vielen Dank, Novak!
@jimmysalaryman
Servus Jimmy, danke auch dir fürs Lesen, Zeitnehmen, Kommentieren. Sehr interessant, was du schreibst, und bringt mich wieder einmal weiter.
»Das hätte ihm auch gut gefallen«, sagt sie. »Dass wir das hier gemacht haben.«
»Ja«, sage ich. »Das hätte ihm auch gut gefallen. Solche Sachen hat er immer gerne gemocht.«
Der Bruder tritt hier aus der Leerstelle heraus. Ich fände es besser, wenn es hier nicht so Holzhammer-mässig kommt. Die Trauer, diese unsichtbare Schleier aus Schmerz und Hilflosigkeit, der wird auch so sehr deutlich. Vielleicht raucht er die gleiche Marke, und dann wird der Bruder nur in einem Nebensatz erwähnt, wie beiläufig, aber diese Beiläufigkeit, diese Sprachlosigkeit, die geht dann tief. So wirkt mir das zu sehr wie eine Konstruktion. Der Text hat das nicht nötig.
Sehr interessant. Das "Holzhammer-mässig" kann ich nachvollziehen und sehe es jetzt auch; es stimmt schon, wenn das feiner, leiser daher kommen würde, wäre es noch intensiver; ich bin da schon sehr dran, du hattest mir das unter Bullshit schon mal geschrieben, und ich denke häufiger beim Schreiben daran, dass ich das "Drama" irgendwo im Leisen suchen möchte, es entspricht auch meinem Geschmack, dass ich in die Richtung gehen möchte
Also danke für den Hinweis. Ich glaube aber leider, dass ich es bei diesem Text nicht mehr schaffen werde, das in die Richtung umzuschreiben. Ich glaube, das wäre ein anderer Text und ich hätte zu viel Schiss, ihn kaputt zu schreiben. Aber ich weiß, wie du das meinst.
»Alle feiern«, sagt meine Mutter. »Ich verstehe nicht, wie alle feiern können.« Sie sagt: »Ich verstehe nicht, wie alle so tun können, als ob nichts gewesen ist.«
Ich habe mit dieser Szene am Bett meine Probleme. Die wirkt so, als müsstest du dich jetzt vergewissern, dass diese Geschichte auch die nötige Tiefe hat, dass es alle verstehen. Ich habe hier auch große Schwierigkeiten mit den Dialogen - ich denke immer, so redet keiner, und zu so einer Reaktion, Mutter geht ans Bett ihres erwachsenen Sohnes und spricht so, das glaube ich nicht. Ich finde, der Grundtenor ist so still, so ruhig, da wirkt diese Szene gegensätzlich, unsubtil, fast laut - hier bekomme ich das Gefühl, der Leser soll es jetzt richtig gezeigt bekommen. Wie gesagt, der Text hat das meiner Meinung nach nicht nötig. Ich fände es viel stärker, wenn du nach dem gemeinsamen Rauchen der Zigarette rausgehst, weil das wie eine Andacht wirkt, wie eine Art Ritus, der eine Erinnerung beschwört. Und da wirkt dann auch die Leerstelle intensiver, sie sind alle da, nur der Bruder eben nicht, dass muss nicht erwähnt werden, es oszilliert zwischen den Zeilen, es ist herauslesbar, im Text.
Guter Punkt. Ja, es stimmt schon, die Szene kommt auch aus einer Konstruktion daher, weil der Text jetzt noch mal das ganze Drama ohne Maske zeigen will. Ah, ich weiß grad nicht. Ich hab das Gefühl, das schreibe ich gefühlt unter jede Geschichte, aber ich stecke da noch zu tief mit dem Kopf drin, als dass ich gerade eine eindeutige Position einnehmen könnte. Nach dem Rauchen rausgehen ist auf jedenfall eine interessante Idee, die funktionieren könnte. Ja, die Bettszene ist wirklich irgendwo "laut" im Vergleich zum Rest. Ich muss mal sacken lassen und drüber nachdenken. Ich muss aber auch sagen, dass mir die Bettszene irgendwo gefällt, in ihrer Ungeschöntheit, dadurch, dass man die Mutter in ihrer ganzen Schwäche und Traurigkeit sieht. Für mich ist das so eine Art Maskenfallen bei Nacht, wo das, was sich aufgestaut und vllt. nur durch die Herzprobleme tagsüber zutage getreten ist, ungeschönt hervor bricht. Aber kann sein, dass genau das zu viel ist. Da hast du schon Recht. Ist jedenfalls gut, dass du den Text so in Frage stellst, das bringt mich immer weiter. Vielleicht baue ich ihn noch mal komplett um, und gestalte ihn leiser, unaufdringlicher, aber intensiver. Mal sehen.
Ich fahre ihr über den Rücken.
Haha, ich stelle mir vor, wie er ihr mit einem
Defender über den Rücken fährt. Da müsste noch so was wie Fingerspitzen etc hin, sonst wirkt es anders, als du intendiert hast.
Oh Mann, ja, haha, stimmt
Wäre ein krasser Plottiwst
Ja, ich glaube, du könntest den Text noch leiser machen, noch zurückhaltender, wie gesagt, diese Szene am Bett, die finde ich fast unnötig, und die ist auch relativ nah am Kitsch, da würde ich aufpassen, das wird schnell gefühlsduselig und rührselig. Ich finde, dieser Text ist auf jeden Fall viel stärker als der letzte Challenge-Text. Hier ist mehr von dir drin.
Ja, so sehe ich es auch. Ich muss mal schauen, ob ich das hinbekomme. Ist jedenfalls ein guter Anstoß für Kommendes. Danke dir. Ich finde das nach wie vor interessant, dass man das so merkt, wie viel von jemandem in einem Text steckt.
Sie arbeitet halbtags als Verkäuferin, wenn sie nicht gerade krankgeschrieben ist.
zigga schrieb:
Sie ist immer so stark.
Das liest sich wie so ein Anhängsel.
Du könntest das mit den Krankschreibungen in einem Dialog lösen, oder er findet einen gelben Schein auf dem Küchentisch. Hier wird mir zu offensichtlich der Effekt gesucht, das was du sagen willst, wird auch sowieso klar.
Ich bin da hart am Überlegen, danke für die Anmerkungen. Ich hab mal testweise die Sätze gestrichen und bin mir nicht sicher, ob ich das umsetzen kann bzw. ob es stärker wirkt. Aber es hat seinen Reiz für mich. Es ist wirklich so plakativ in den Raum gestellt, irgendwo auch pures Tell. Mein Problem ist, wenn ich letzteren Satz kicke, weiß ich nicht, ob der Leser das so eindeutig kapiert, dass der Prot seine Mutter als sehr starke Persönlichkeit sieht, und man als Leser nach und nach merkt, wie schwach und bedürftig die Mutter eigentlich ist. Also dieser Twist, ob der ohne den Satz noch funktionieren würde. Ich denke mal drüber nach, ist jedenfalls notiert.
Dann auch: Sie ist immer so stark. Also, entweder der Erzähler kennt seine eigene Mutter nicht, oder er muss sich immer wieder vergewissern und wird später eines Bessern belehrt, als sie am Bett sitzen und die Mutter sich ihm öffnet. Er belügt sich im Grunde selbst. Der Text ist dann die Beobachtung, wie diese Sichtweise zerfällt, sich auflöst. Dann muss ich die Stärke dieser Frau aber entweder sehen, der Text muss sie beweisen - oder jedoch die Unzuverlässigkeit des Erzählers in irgend einer Art und Weise angedeutet bekommen. Es wird also offensichtlich, dass seine Wahrnehmung nicht die richtige ist. Am Ende wird ihm das bestätigt.
Ja, das ist wohl ein Problem des Textes: Ist er ein unzuverlässiger Erzähler oder ist das eine fahrige Erzählperspektive? Da hast du Recht. Ich wollte in die Richtung unzuverlässiger Erzähler
Ich fände es, glaube ich, besser, das Ende, was diese grundsätzliche Aussage betrifft, offen zu lassen.
Das wäre interessant auszutesten, das offene Ende bezüglich der Aussage und oben genannte Aussagen "Sie ist immer so stark" zu kürzen. Ich teste das mal aus, ob ich das hinkriege.
Mir fehlt in dieser Konstellation auch der Vater. Zuerst habe ich das Gefühl gehabt, die Leerstelle ist der Vater. Mir scheint der eben dadurch, dass er nie richtig erwähnt wird, sogar überpräsent. Du stellst hier die Mutter total in den Fokus, klar, aber ganz kannst du auf den Vater nicht verzichten (oder ich habe da was überlesen), denn es wären ein Ehepaar, Eltern, die trauern, und insofern sie sich nicht getrennt haben, ist das ja auch eine gemeinsame Trauer.
Auch ein guter Punkt. Ich hatte ursprünglich was zum Vater drin, aber hab es dann gekickt, weil ich mir dachte, das führt irgendwie weg, ich möchte mich auf Sohn und Mutter konzentrieren. Das Letzte, was im Text ist, ist der gestapelte Schrott auf der Terrasse vom Vater. Aber ja, vllt. sollte ich ihn ein wenig erwähnen, zumindest andeuten. Dann denkt man auch nicht über Strecken, der Tote könnte der Vater sein.
Der Tod des Bruders kann ja auch der Grund der Trennung sein, aber dann würde ich das wenigstens in einem kurzen Nebensatz oder einem Dialog erfahren wollen. Die Mutter wirkt sonst arg alleine, und dann bekomme ich als Leser das Gefühl, ihr wird zuviel aufgeladen, das ist zuviel Leid, sie wird zu einem Opfer, zu einer Art Märtyrer. Es muss nicht viel sein, wie gesagt, aber ich empfinde es so, dass der Vater da irgendwie, irgendwo, irgendwann in den Hintergrund gehört
Ok! Ich probiere es mal. In meiner Konstellation ist die Mutter schon alleine, getrennt vom Vater, auf welche Art auch immer. Das ist viel Leid, das stimmt. Hmmm
So, das ist ein Nachtrag, weil ich nochmals über den Text nachgedacht habe und ihn dann nochmal gelesen habe.
Merci
»Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich gar nicht weiß, was du machst. Dass ich gar nicht mehr weiß, wer du bist.«
Da steckt für mich der narrative Kern drin, in dem Satz. Die Mutter hat bereits einen Sohn verloren, der ihr anscheinend sehr viel näher gewesen, ich meine das jetzt örtlich, sie hatte mehr Kontrolle, mehr Aufsicht, mehr Einfluss, und jetzt spürt sie dieses Entgleiten, eine diffuse Entfremdung, die ihr Angst macht, und die ihr aufzeigt, dass sie eben auf keinen Fall immer alles unter Kontrolle hat, hatte und auch nicht haben wird. Das ist natürlich sehr stark, ein starkes Motiv. Ich denke, es würde mehr Wirkung erzielen, wenn du diese Tatsache, dass sie nicht mehr weiß, wer ihr Sohn ist, da steckt ja sehr viel drin, die eigene Verunsicherung, das Entfremden, die soziale Isolation, die Überschneidung und Projektion mit dem verlorenen Sohn, dem Bruder, um den getrauert wird, wenn du die nicht so direkt löst. Wenn das subtiler ginge. Sie könnte zum Beispiel fragen, ob er immer noch die gleiche Arbeit hat, ob er immer noch mit der gleichen Frau zusammen ist, und der Bruder antwortet:
Aber ja, das weißt du doch, das hast du mich schon letzte Woche gefragt. Oder:
Das fragst du mich jede Woche!
Das ist auf jeden Fall ein guter Punkt. Es geht in die Richtung mehr Show. Das kann ich unterschreiben. Es ist schon sehr direkt gelöst, wie es jetzt dasteht.
Ich denke immer, solche Momente, wo der Mensch seine ganz Verwundbarkeit zeigt, seine ganze Hilflosigkeit, Handlungsunsfähigkeit ist vielleicht besser, dieser totale Stillstand, das kann man gar nicht so sehr in die richtigen Worte fassen, das sind doch auch sehr diffuse, unfassliche Emotionen, die meistens sogar über das Sagbare hinausgehen, für die man keine Worte findet. Ich selbst zum Beispiel begreife viele Dinge, die emotional überaus wuchtig und krass waren, teilweise erste Jahrzehnte später in ihrer Gänze, den Zusammenhang, die Handlungen. In diesem, dem aktuellen Moment war es einfach wie in einem reißenden Fluss, so vielleicht die beste Beschreibung; du stehst mittendrin und wirst mitgerissen. Man weiß nicht so richtig, was man tut, und warum man tut, was man tut. Natürlich bin ich jetzt nicht das Maß der Dinge, aber du weißt sicher, was ich sagen will: auf diesen Text bezogen würde eine eher tastende, vage, vermutende Erzählweise diese unsichere, tragische Position der Mutter meiner Meinung nach noch amplifizieren. Und auch der letzte Satz, wo er sagt, er weiß nicht, ob es stimmt - ich finde, du solltest den Leser mit genau dieser Empfindung entlassen, mit dieser Fragestellung: Erzählt er ihr wirklich alles? Das ist so eine Emotion, die ich beim Lesen von guten Stories sehr oft habe, ich will es mal Unbehagen nennen; der Autor schafft es, mich emotional mit den Geschehnissen zu verknüpfen, er zieht mich in die Tiefe der Fiktion, aber dann entlässt er mich mit diesem Gefühl des Unbehagens, wo ich mir nie sicher bin, wie es tatsächlich weitergeht, wo die Wirklichkeit wird, wie sie ist - unberechenbar.
Ja stimmt, ich kann absolut unterschreiben, was du sagst. Für mich - so zumindest mein Versuch, es steht ja nicht ausdrücklich im Text - ist diese Situation jetzt auch nicht direkt nach dem Todesfall, sondern vielleicht ein paar Jahre danach. Ich kenne das, das Gefühl, das Leben passiert einfach, und man will es gar nicht, aber man schwimmt da einfach mit, wie in einem Fluss, das ist ein gutes Bild. Komischerweise überstehen viele Leute sehr schlimme Momente relativ unbeschadet und funktionieren, manövrieren durch solche Situationen, meiner Erfahrung nach, und das Zerfallen und die schmerzende Leere, die einen verändert und irgendwie aushöhlt, kommt erst einige Zeit später, ganz leise und langsam, vielleicht wie eine tektonische Verschiebung, gegen die man wieder nichts tun kann.
Also für mich war das Gespräch mit der Mutter in so einer Phase der Trauer/des Danach, wo man bereits versucht, an-/einzuordnen und das Ganze in Worte zu fassen. Vielleicht kommt das auch falsch rüber, nicht so, wie ich es gemeint habe, aber ich kann mich gut in deiner Auffassung wiederfinden und wollte es eigentlich in die Richtung schreiben/anordnen
Jimmy, das waren viele sehr gute Punkte, danke wie immer für deine Zeit. Ich nehme einiges mit, auch für kommende Texte, ich bastle auf jeden Fall noch an dem Text herum und versuche, Dinge umzusetzen, ich hoffe, es kommt nicht undankbar rüber, wenn ich dir zustimme und das gleichzeitig für Kommendes mitnehmen werde, da ich mir nicht sicher bin, ob ich einige Punkte hier noch umsetzen kann, aber wie gesagt, muchas gracias.
Moin @Analog,
danke dir fürs Lesen + Kommentieren!
Ich steig direkt ein und verlier zwischendurch den einen oder anderen Gedanken.
Yes!
»Hi, Mutter«, sage ich. Auf dem Gehsteig umarmen wir uns. Sie ist einen halben Kopf kleiner als ich. Eine kräftige Frau; kräftig in ihren Umarmungen. Ich bin ihr sechsundzwanzigjähriger Sohn.
Die Größe des Sohnes wird nicht thematisiert. Trotzdem habe ich da jetzt eine große und kräftige, sehr männlich wirkende Frau vor Augen.
Interessant ... ok
»Ja, klar«, sagt sie. Mit dem Schlüssel in der Hand läuft sie zur Fahrertür. »Steig ein«, sagt sie. Sie ist immer so stark. »Wir fahren«, sagt sie.
Hier geht das gerade so durch, das "sagt sie". Eine spätere Stelle werde ich dahingehend stark kritisieren.
ok
Meine Tante wohnt eine Dreiviertelstunde die Landstraße entlang durch Wälder, im Bauernhaus meiner Großeltern und neben einer geschlossenen Metallwaren-Fabrik.
Metallwarenfabrik?
You are right
Schönes Bild, das mit der Landstraße, den Wäldern, das Ziel ein Bauernhaus. Habe sofort etliche solcher Routen vor Augen.
danke
Deutschland-Fahnen auf den Dächern der Nachbarhäuser.
Deutschlandfahnen?
auch geändert
Auch: Ist gerade WM oder ist das eines von diesen doofen Klischees? Landbevölkerung und so, Deutschlandfahnen und so.
Ist das ein Klischee? Ich weiß das gar nicht. Ist nur so, dass es zumindest hier in Franken auf den Dörfern genau so aussieht. Also, in den Städten findest du eigentlich an Privathäusern - abgesehen von Gartenlauben oder sowas - nie Deutschlandfahnen, 0.05% der Häuser haben vielleicht Frankenflaggen. Auf den Dörfern sieht das anders aus, auch wenn es vielleicht etwas klischeehaft ist
Wir stehen mit dem Geschenkkorb vor dem rostbraunen Hoftor und drücken die Klingel. Meine Tante öffnet das Tor, sieht mich, lacht und ruft: »Du bist dabei!«
Der Ausruf hat mich erst irritiert, dann aber gerührt. Das ist echte Freude, was die Tante da zeigt.
super
Und das Verhältnis der beiden
»Ja«, sage ich und lächle.
»Heb mich hoch«, sagt meine Tante.
Ich stelle den Geschenkkorb ab, umarme meine Tante lächelnd und hebe sie dabei hoch.
»Ja«, sagt meine Tante. »Noch mal«, sagt sie.
Ich umarme sie noch mal und hebe sie hoch.
Sehe da keinen Zwang oder was Unangenehmes. Eine schöne Sache, das. Menschlich.
Mein Onkel steht im hinteren Teil des Hofes, neben dem Hundezwinger, am Grill. Er trägt abgeschnittene Jeans und ein warnwestengelbes Tanktop. Das Tribal-Tattoo an seinem Hals ist verlaufen. Seine Augen sind eisblau und sein Haar blond und halblang.
Modell Preisboxer, okay. Finde ich gut.
Er hebt lächelnd die Hand. Wir schlagen miteinander ein.
Haben die beiden sich da gerade High-Five gegeben. Nice
Yes!
Mein Onkel blickt mich einen Moment auf diese Art an: als ob ihm etwas lange Vergessenes wieder eingefallen wäre.
Hätte erwartet, dass er jetzt irgendwas Rührseliges sagt, nicht:
»Lass die Frauen mal reden«
Aber passt, Modell wortkarger Krieger:
Er trinkt einen Schluck seines eigenen Bieres, zieht an seiner Zigarette, blickt in die Grillwanne und schiebt mit der Zange halbweiße Kohlstücke hin und her.
Zuhause läuft meine Mutter sofort ins Wohnzimmer und legt sich in ihren Sessel.
Ein Zeitsprung. Hat mir nicht so gut gefallen. Hätte gerne noch ein wenig (namensgebende) Grillfest-Atmosphäre aufgesogen. Mehr schrullige Charaktere kennen gelernt. Aber gut, es ist eine Mutter-Sohn-Geschichte, du bist der Boss.
Ich fand das irgendwie den Reiz an der Geschichte, dass es irgendwo schon um das Grillfest und seine Auswirkungen geht, aber der Text reißt das nur kurz an und eigentlich sieht man gar nichts von dem Grillsfest, nur eben die Auswirkungen
Meine Mutter sitzt einen langen Moment so da; in ihrem Sessel, die Füße hochgelegt, mit dem Kühlpad in der Hand auf ihrer Brust. Ihr graues, faltiges Gesicht. Die braunroten, getönten Haare. Ihre Bluse, ihre Stoffhose.
Die roten Haare sind jetzt braunrot, ihr kräftiger Körper schwächelt, ihr (in meinem Kopf rosiges, eher weniger faltiges) Gesicht grau und faltig.
Kurz: Eine alte, schwache und erschöpfte Frau.
Schön, dass du es so vor Augen hast
In der Küche schalte ich die Klimaanlage ein, dann den Ventilator. Die Hitze staut sich an solchen Sommertagen. Durch das gekippte Küchenfenster höre ich Grillen zirpen.
Es ist heiß? Kam für mich überraschend.
Stimmt, das wird vorher nicht thematisiert
Ich gehe wieder ins Wohnzimmer, zum Sessel, und lege meiner Mutter vorsichtig von hinten meine Arme um den Hals. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Backe und sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
Das hat mich im ersten Moment irritiert. Hat nicht zum Bild des Protagonisten gepasst. Du beschreibst ihn bis dahin kaum. Also habe ich schon ein Bild von ihm im Kopf. Ein eher distanzierter Charakter. Die Aktion ist dann aber eher so "inniges Verhältnis". Da ich da auch noch nicht weiß, dass der Bruder verstorben ist, eckt das bei mir an.
Hmm ... ok. Ich denke mal drüber nach, ob ich an der Stelle etwas ändern kann, was es eingängiger macht
»Endlich ist mal wieder jemand da«, sagt meine Mutter, mit dem Kühlpad an ihrer Brust. Sie sitzt im Sessel, regungslos und mit geschlossenen Augen.
»Wie geht’s dem Herz?«, frage ich leise.
»Es pocht«, flüstert sie.
Das ist sehr, sehr schön.
Danke
»Ich war hier, wo waren Sie, mein Herr? Deine Tante«
Habe das, denke ich, so verstanden, wie der Autor es sich gedacht hat. Passt absolut zur Figurenzeichnung!
Danke!
Wir setzen uns in die weißen Plastik-Stühle neben der Hecke.
Plastikstühle?
geändert
Nachts wache ich auf, weil meine Mutter an meiner Bettkante sitzt. Sie hält meine Hand und blickt mich an. Durch das Fenster sehe ich den schwarzen Nachthimmel grauen. Grillen zirpen so laut, dass ich sie für ein Relikt meines Traumes halte; aber sie sind hier, sie sind echt.
Sehr stark.
danke
»Alle feiern«, sagt meine Mutter. »Ich verstehe nicht, wie alle feiern können.« Sie sagt: »Ich verstehe nicht, wie alle so tun können, als ob nichts gewesen ist.«
»Ja«, sage ich.
Sie weint weiter und hält meine Hand.
»Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich mit ihm auch dich verloren hab«(, sagt sie.)
»Aber ich rufe dich doch jede Woche an«, sage ich. »Ich bin doch fast jedes Wochenende hier«, sage ich.
»Ja«, sagt meine Mutter. »Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich gar nicht weiß, was du machst. Dass ich gar nicht mehr weiß, wer du bist.«
»Aber ich erzähle dir doch alles«, sage ich. »Ich weiß nicht, was ich dir sonst noch erzählen soll. Ich erzähle dir alles, was ich mache. Ich mache nicht mehr«(, sage ich.) »Ich bin ein langweiliger Mensch«, sage ich.
Hm, ein Experiment. Finde ich nur zum Teil gelungen. Habe mal die markiert, die ich definitv streichen würde und die, die ich nur nicht schön finde.
Danke für deine Einschätzung. Auch hier bin ich mir noch unsicher, ob ich das streichen sollte oder nicht. Ein anderer Kommentator hat geschrieben, für ihn hat das den Charakter, dass der Prot ihm die Geschichte selbst erzählen würde; so war das auch intendiert ein wenig. Ich weiß, es ist ein wenig experimentell und vllt. ungewöhnlich und vllt. streiche ich es noch mal, deswegen danke für die Einschätzung, das bringt mich immer weiter
Finde es auch komisch, dass sie seine Hand hält. Es sollte andersrum sein.
Das ist interessant. Ich dachte, sie hält seine Hand, weil sie eben die Schwache ist und ihn braucht in dem Moment
Ich würde kürzen und es so machen:
»Alle feiern«, sagt sie. »Ich verstehe nicht, wie alle feiern können. Ich verstehe nicht, wie alle so tun können, als ob nichts gewesen ist.«
»Ja«, sage ich und halte ihre Hand.
»Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich mit ihm auch dich verloren hab.«
»Ich rufe dich doch jede Woche an«, sage ich. »Ich bin doch fast jedes Wochenende hier.«
»Ich weiß nicht«, sagt sie, »manchmal hab ich das Gefühl, dass ich gar nicht weiß, was du machst. Dass ich gar nicht mehr weiß, wer du bist.«
»Ich erzähle dir doch alles«, sage ich. »Ich weiß nicht, was ich dir sonst noch erzählen soll. Ich bin ein langweiliger Mensch.«
Liest sich sehr gut! Gib mir etwas Zeit, darüber nachzudenken
Tragisch, wie er sich für sie um 180° dreht und es doch nicht reicht.
Ja sehr interessant, wie ihr das lest, also, ich hab es genau so gemeint, aber irgendwie nicht erwartet, dass man es genau so wahrnimmt bzw. so viele Kommentatoren es so nachempfinden können. Das freut mich
Ich weiß nicht, wieso, aber ich wiege sie hin und her.
Das er das nicht weiß, finde ich komisch. Den Satz an sich. Wirkt konstruiert, wie in Form gepresst, damit das mit dem Wellengang kommen kann. Was man dir aber lassen muss ...
Ha, guter Punkt. Ich denk mal drüber nach ...
Wie schwerer Wellengang. Wie meine Mutter, die in der Dunkelheit im Ozean schwimmt. Wie ich, an den sie sich klammert, damit sie nicht ertrinkt.
... das ist verdammt gut geworden!
ok danke!
Sehr schöne kleine Geschichte. Auch wenn ich viel gemeckert habe: Du hast es schon echt drauf! Hatte amerikanisches Flair. Finde das grundsätzlich gut.
Danke, Analog! Freut mich sehr.
Hallo @petdays,
danke dir fürs Lesen und Kommentieren!
Eine feine Geschichte, hat mir gefallen. Besonders Stellen wie diese beiden:
danke!
»Wie geht’s dem Herz?«, frage ich leise.
»Es pocht«, flüstert sie.
>>> das hat mich berührt.
schön
Und dein Herz?« Ich blicke zu ihr.
»Ist mir egal«, sagt meine Mutter, schneidet ihr Steak und führt sich die Gabel in den Mund.
>>> Der Schmerz sitzt tiefer, als man denkt. Oberflächlich funktioniert die Mutter, schafft es, den Alltag zu bewältigen, zu putzen, auch wenn sie oft krank geschrieben ist. Wahrscheinlich haben die Herzprobleme etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun, dass das Leben für sie keinen richtigen Sinn mehr macht, seitdem er weg ist, dass sie vielleicht latent depressiv ist, vielleicht schon lange in ihrer Trauer verharrt, die etwas Statisches, Einfrierendes bekommt, etwas Bedrückendes, das den Sohn auf Abstand gehen lässt, auch wenn er sie einmal die Woche besucht und auf seine Weise doch sehr mag.

Vielen Dank und schön, dass du es so nachempfinden konntest
Ich weiß nicht, wieso, aber ich wiege sie hin und her. Wie schwerer Wellengang. Wie meine Mutter, die in der Dunkelheit im Ozean schwimmt. Wie ich, an den sie sich klammert, damit sie nicht ertrinkt.
>>> für mich die schönste Textstelle.
Merci!
Danke noch mal für deine netten Worte, petdays.
Wird fortgesetzt ...