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Große Pause

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01.12.2004
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Große Pause

Es ist ein grauer Morgen. Im Grunde ist jeder Morgen grau, an dem ich diese vergammelte und langweilige Schule besuchen muss, aber dieser Morgen ist auch noch vom Wetter her grau.
Ich ziehe genüsslich an meiner Kippe, mein einziger Trost in der ersten großen Pause.
Nach den 2 Stunden Mathe erwarten mich jetzt 2 Stunden Chemie. Schlimmer kann es eigentlich gar nicht kommen. Als ich aufschaue muss ich sehen, dass es doch schlimmer kommt. Besser gesagt; er kommt.
Benjamin.
Immer muss er mit mir reden. Jede Pause kommt er zu mir und lässt alle vermuten, wir wären Freunde. Ich glaube, dass er meinen Beliebtheitsstatus nach unten zieht, wenn die Leute mich mit ihm sehen.
Dieses lächerliche, aufgesetzte Grinsen auf seinen Lippen allerdings, das fehlt heute.
„Hallo“ sagt er und reicht mir die Hand „Wie geht es dir?
Ja, tu nur so als wären wir Freunde, jeder will ja cool sein, keiner Wunder, dass du dich vor allen anderen auf den Hof in meinem Licht zu zeigst.
„Ja, ja passt schon, könnte besser sein.“ sage ich.
Wäre Benjamin nicht die einzige Person, die mir Mathe und Chemie erklären kann, könnte ich ihm endlich mal sagen, dass er mir tierisch auf die Nerven geht.
Benjamin, du hast ne Scheiß-Friseur, geh doch endlich mal zum Friseur...
Benjamin, warum wäschst du dich nicht, es ist unerträglich, auch nur 10 Meter in deiner Nähe zu sein...
Benjamin, warum machst du keinen Sport, mit so einem Wanst kriegst du nie ein Mädchen ab!
„Weißt du eigentlich, was für ein Glück es ist, gute Freunde zu haben?“ fragt Benjamin mich.
Wie lächerlich, du Volltrottel, wir sind keine Freunde, du bist für mich nur eine kostenlose Nachhilfe!
„Ja, natürlich weiß ich das, warum fragst du?“ sage ich und schnicke meine Kippe in weitem Bogen von mir weg.
Benjamin sieht mich finster an.
„Was’n los?“ frage ich.
„Vielleicht kannst du es mir ja sagen.“
Keine Ahnung, was der hat!
Ich zucke mit den Schultern.
„Ne, kann ich nicht.“
Benjamin sieht mich immer noch so bescheuert an und sagt:
„Ich möchte dir jetzt mal was erklären: Ich weiß, dass ich hier nicht der hübscheste und bestimmt auch nicht der beliebteste Schüler bin, damit muss ich leben. Aber wenn du dich schämst, wenn ich hier mit dir auf dem Hof spreche, dann sag es wenigstens, du scheinst dich nämlich nicht zu schämen, wenn ich mein Wochenende damit verbringe, dir sämtliche Enzymreaktionen zu erklären.“
Ich muss husten.
„Benjamin! Was geht denn plötzlich mit dir ab, wie kommst du den auf so was?“
Verdammt, ich glaube die zwei geilen Mädels aus der 12b kriegen mit, wie ich von Benjamin dumm angemacht werde.
„Weißt du, der Daniel, darunter verstehe ich einen guten Freund, was der mir alles von dir erzählt hat... Weißt du, was dir fehlt? Ehrlichkeit“, sagt Benjamin, er hat sich gerade vor mich hingestellt.
„Benjamin, lass uns in Ruhe ein anderes Mal über so Kleinigkeiten reden“, sage ich leise, die zwei Mädels schauen leider immer noch neugierig zu uns herüber.
„Ich glaube, ich lasse dich jetzt mal in Ruhe, und lernen werde ich dieses Wochenende auch mit jemand anderem“ sagt er, dreht sich um und geht.
Ich glaube, der hat sie wohl nicht mehr alle... ist ihm überhaupt bewusst, mit wem er da gerade geredet hat?
„Hey Benjamin, weißt du, was du mal machen solltest? Kauf dir Seife und wasch dich, du stinkst!“ rufe ich ihm möglichst weit hinterher. Einige lachen laut. Benjamin geht weiter, ohne sich umzudrehen.
Ganz elegant drehe ich mich zu den Mädchen hin, die eine grinst schadenfroh, die andere sieht mich mit unmissverständlicher Abneigung an.
Es blinkt und leichter Nieselregen setzt ein.

 

Hi Thomas O.,

ich könnte jetzt auch erzählen, wie ich bei Kaufland einkaufen gehe, wie ich alles fein geordnet in meinen Warenkorb lege, wie die Kassiererin so tut als wäre sie freundlich oder glücklich, weil sie dafür bezahlt wird. Aber ich tue es nicht. Warum? Weil wir hier auf einer Kurzgeschichten-Seite sind.

Also leider kein Ort, um die alltäglichsten Alltäglichkeiten als Literatur zu proklamieren.
Mehr ist dein Text nicht, sorry. Ein dezenter moralischer Zeigefinger hilft da auch nichts.

Gruß,
Neph

 

Um mich kurz zu fassen:

Die Pointe fehlt. Der Konflikt müsste wirklich auf die Spitze getrieben werden und folglich eine außergewöhnliche Situation hervorrufen. :)

 

Hallo Nephelyn, Hallo Tezet,

vielen Dank, dass ihr meine Geschichte gelesen habt und euch Gedanken darüber gemacht habt.
@Nepheleyn: Ich verstehe aber nicht, wie du ein solche Handlung mit einer Einkaufsituation vergleichst?
@Tezet: DAnke, dass du wenigstens einen Konflikt erkennst, dass hilft mir schon mal weiter :-) Du meinst, die Geschichte würde mehr hermachen, wenn die Handlung insgesamt ein dramatischeres Ende nimmt, oder meinst du; der Konflikt müsste sich erst längerfristig aufbauen, damit mehr Spannung entsteht?

Grüße
Thomas O.

 

Nein, kein weitläufiger Aufbau der Spannung wegen.
DIe Kurzgeschichte zeigt für gewöhnlich einen kurzen Ausschnitt aus dem Leben einer Person, der für sie einschneidend war. Nephelyn hat schon irgendwie recht mit seinem Einkaufsbeispiel.
Bis jetzt beschreibst du eine recht alltägliche Angelegenheit. Ein kleiner Streit, wie er häufig vorkommt. In wenigen Jahren wird sich diese Person, setzen wir für einen Moment voraus, dass sie wirklich existiert, an diesen Vorfall nicht mehr erinnern. Das passt in einen Roman, aber keineswegs in eine KG, dafür ist die Moral zu schwach, Folge ist die fehlende Pointe. Das lässt deine Kg bis jetzt sehr flach wirken. Wie du deinen Text genau ändern solltest, das kann ich dir im Detail nicht sagen. :)
Versuche nur irgendwie, den Plot zu intensivieren. Es muss eine Situation entstehen, die nicht alltäglich ist. Das erreichst du, indem du entweder den bereits bestehenden Konflikt auf die Spitze treibst, ihn eskalieren lässt, oder indem du eine unerwartete (eben nicht alltägliche) Wendung der Geschehnisse einbaust. Versuche dich in die Charaktere zu versetzen und überlege dann, ob du die geschilderten Ergebnisse bald vergessen würdest, oder ob du sie lange im Gedächtnis behalten würdest. :)

 

@Thomas:
Wie ziehmlich alles im Leben ist das Ansichtssache, aber du kannst Einkaufen mit 'Handlung' betiteln, genau so gut wie man deiner Geschichte selbige andichten kann.
Du kannst aber auch einsehen, dass deine Geschichte sich im alltäglichen (Schul-)leben so oft wiederfindet wie das Einkaufen.

Sie bietet mir überhaupt keinen neuen Einblick in rein gar nichts. Kassiererinnen lächeln dich auch nie ehrlich an, und nicht alltäglich, ja gerade zu wert eine Geschichte darüber zu schreiben, wäre es, wenn sie es doch tun würden, eines Tages.

Gruß,
Neph

 

Hi Thomas!

Also ich fand die Handlung gar nicht so schlecht. Ich finde, es muss nicht alles immer auf die Spitze getrieben werden. Auch unspektakuläre Begebenheiten können eine sehr interessante Kurzgeschichte hermachen.

Leider ist deine Sprache noch ein wenig unausgefeilt, das stört den Lesefluss teilweise schon erheblich.

Wenn du wirklich ein bisschen mehr - ich weiß nicht, wie ich's nennen soll - Relevanz (?) in deine Handlung einbauen willst, warum nutzt du nicht die beiden Mädchen aus der 12b.
Er könnte ausgerechnet in die eine verliebt sein, die ihn am Ende so angewidert anguckt. In diesem Augenblick könnte dein Prot bemerken, dass er - gerade WEIL er so cool und überlegen vor ihr rüberkommen wollte - sich alles mit ihr verbaut hat. Sie könnte dann noch demonstrativ weggehen oder so. Mm.
Na ja, nur so eine Idee.

Schöne Grüße,
Feline

 

Hallo nochmal an alle,

Vielen Dank, dass ihr euch nochmals die Mühe gemacht habt die KG (oder das Geschriebene, wenn ihr damit nicht einverstanden seid) zu lesen und mir detailiert erklärt habt, was ihr bemängelt.
@Feline:
Danke für deine Kritik. An dem Schreibstil werde ich arbeiten, ich denke, da kann man ja sowieso nie auslernen!
Die Idee mit der Verliebtheit finde ich eine interessante Idee, die würde das Ganze wharscheinlich noch etwas anheizen :-)

Schöne Grüße an alle
Thomas

 

Hi...

Ich finde so wie @Tezet, das die Pointe fehlt. Vielleicht fällt dir noch irgendwas nettes ein.

Gutes gelingen.

Joy

 

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