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Höllische Delikatesse

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01.01.2004
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Höllische Delikatesse

Meine Katze schleicht mir um die Füße. Die lernt wohl nie, dass sie im Bad nichts zu suchen hat. Ich putze mir die Zähne, als ich im Spiegel sehe, dass sich eine Kapuzengestalt hinter mir aufgebaut hat, mit einer Sense. Das Gesicht liegt im Schatten, ich kann nur ein knochiges Kinn erkennen. Scheint von Magersucht erfasst zu sein, der Arme. Ich drehe mich um. Niemand da.
Als ich mich wieder dem Spiegelbild widme, sehe ich ihn erneut. Ich spucke den Zahnpastaschaum aus, um sprechen zu können, ohne anschließend den Spiegel von weißen Pünktchen säubern zu müssen.
„Bist du ein umgestülpter Vampir? Oder warum kann ich dich nur im Spiegel sehen?“
„Ich bin Gevatter Tod!“, krächzt er mit Rabenstimme.
„Aha.“ Als ob das meine Irritationen aufdröseln würde. Ich putze mir also weiter die Zähne, will schließlich nicht zu spät kommen, zu meiner Geliebten. Ihr Mann dürfte nur für wenige Stunden weg sein.
„Interessiert dich denn nicht, wie du gestorben bist?“, krächzt der Sensemann.
„Ich und gestorben? Mädchen …“, sage ich zum Tod. „… nie war ich lebendiger!“
„So?“ Mir ist, als höre ich einen Raben lachen.
„Hör mal zu …“, sage ich und sehe, dass ich als Toter wenigstens nicht den Spiegel weiß punkten kann. „Ich hab’s eilig. Kannst du nicht einem anderen Menschen auf den Geist gehen?“
Das Spiegelbild wandelt sich zu einem Bildschirm. Mein eigenes Leben flimmert darin. Bei den peinlichen Szenen gucke ich verschämt hinter mich, nicht dass noch jemand anderes zuguckt. Sehr aufregend ist es ja nicht, was ich da sehe. Doch plötzlich kommt Spannung auf. Ein Graumelierter betritt meine Wohnung. Ersatzschlüssel? Das ist ja der Ehemann meiner Geliebten! Er sieht sich um, das Schwein. Riecht an meiner Unterwäsche. Leicht bisexuell, der Versager? Mich schüttelt es. Als er ins Bad geht und die Zahnpasta vom Spiegelschrank holt, geht mir ein Licht auf. Ich sehe, wie er eine Flüssigkeit in die Tube spritzt.
„Gift?“
„Ja“, krächzt der Tod.
„Toll.“ Und wie ich mich so im Leichenhaus liegen sehe, höre ich, wie jemand in diesem Moment die Wohnungstür öffnet. Meine Geliebte – und ihr Ehemann. „Das Geld ist in einem Tresor hinter einem Bild versteckt“, sagt sie zu ihm. Ich stelle mich ihnen in den Weg, doch sie laufen einfach durch mich hindurch.
Tot sein kann hinderlich sein. Aber ich hab da so einen Film in Erinnerung, wo ein Toter mit Hilfe einer Katze eine Vergewaltigung verhindert.
„Mutschi? Wooo bist du?“ Da liegt sie im Eck, das verschlafene Teil. „Aufwachen!“, rufe ich, doch die lässt sich in ihren Mäuseträumen nicht stören.
Als ich plötzlich auf der gegenüberliegenden Wand ein Licht wahrnehme, sind mir die beiden egal. Mich zieht es zum Licht. Allerdings habe ich das schwarze Loch übersehen, das sich vor dem Licht geöffnet hat.
Ich rutsche durch ein rußgeschwärztes Rohr und komme bald vor einem rothäutigen Gesellen zum Stehen. Hörner sind ihm aus der Stirn gewachsen.
"Wo bin ich hier?"
"Wonach sieht es aus?", fragt mich das Wesen, das aussieht, als wäre es flambiert worden.
Hinter ihm brodelt ein Kessel über einem lodernden Feuer.
„Hilf mir, die Brühe abzuschmecken“, sagt er. „Da werden nachher der Graumelierte und deine Geliebte gar gekocht.“
Und als er das so sagt, spüre ich plötzlich den Drang, in den Kessel zu pinkeln.

 

Hallo Quidam,
hm, ich weiß nicht so ganz, was ich von der Geschichte halten soll. Teilweise ist sie recht skurril, aber... Für mich liest es sich wie nichts Halbes und nichts Ganzes. Der Plot springt dahin wie ein Stein übers Wasser, es gibt keinen wirklichen Handlungsverlauf, sondern die einzelnen Stationen werden nur angedippt... mir ist das so zu skizzenhaft. Vielleicht legst du ja nochmal nach?

gruß
vita
:bounce:

 

Aber natürlich möchte ich nachlegen, liebe Vita, und gebe dir uneingeschränkt Recht. Diese Geschichte ist ja erst einen Tag alt, und sie schreit nach mehr!

Quiddy

 

Hallo Quidam!

Mir hat diese biestige-verworrene, witzige Geschichte gefallen. Bei der Pointe musste ich ur lachen. Vielleicht wäre sie aber in einer der Rubriken "Humor" oder "Seltsam" besser aufgehoben?

Korrekturvorschläge:

- "... ein umgestülpter Vampir?" klingt zwar lustig, aber was ist das?

- "Hör mal zu ...", sage ich..."

- "Plötzlich wandelt sich das Spiegelbild zu einem Bildschirm, und ich sehe darin mein eigenes Leben abspielen."

- "Da liegt sie im Eck, das verschlafene Ding." Also sag mal, eine Mietze ist doch kein "Teil".

- "... sagt das Wesen vor mir, das aussieht..."

Lg, kleiner :silly:

 

Hallo Quidam,

mir hat deine Geschichte auch gefallen. Teilweise vielleicht etwas arg dumm aufgesetzt, also von Seiten des Prots, aber dadurch nicht weniger amüsant.

Die Idee, dass er im Spiegel sein Leben ablaufen sieht, finde gut, aber das Wort Bildschirm klingt in diesem Zusammenhang irgendwie albern.

gerne gelesen
weltenläufer

 

Hallo ihr Beiden,

eure Kommentare hatte ich wohl überlesen. Danke fürs Eindrücke schildern!

kleiner Rasta - ein Vampir spiegelt sich nicht. Und da sich der Tod 'nur' spiegelt, ist er ein umgestülpter, oder eben ein verkehrter Vampir.. *g*

weltenläufer - welches Wort würde dir anstelle Bildschirm gefallen?

Grüße
Quidam

 

Herzlich gelacht

Hallo Quidam,

ein kleiner Fehler sprang mich an:
Mir ist, als höre ich einen Raben lachen. - Hier gefiele mir der Konjunktiv besser: als hörte ich.

Direkt holprig empfinde ich den Plot nicht, jedoch stolpert der Protagonist von der nicht zu verhindernden Tresorausräum-Aktion über die träumende Mutschi zu unvermittelt zum Ziel seiner Reise, um sich seiner perfiden Zutat zur Delikatesse zu entäußern (leider nur dem Wunsche nach, zugegeben!). Irgendeine Brücke ('Zur Hölle mit ihm' oder so, nur als Beispiel) ließe ein Gleiten zwischen den Welten (und innerhalb des Plots) vielleicht besser gelingen.

Na ja, Kritteln ist immer einfacher, weil man das mit anderen Augen betrachtet. Ich habe auf alle Fälle herzhaft lachen müssen und viel Spaß an der Geschichte gehabt.

Gruß Pied Piper :)

 

Freut mich, Piper, dass du schmunzeln konntest. Andererorst wurde ich wegen der Geschichte ziemlich beschimpft und niedergemacht.-) Thats life.

Grüße
Quidam

 

Ja, diese Geschichte ist lustig und nicht ohne Witz – wenn man die Logik außer acht läßt. Tut mir Leid, Quidam, aber den Tod als umgestülpter Vampir zu bezeichnen, um das Rätsel des Spiegelbilds nicht auflösen zu müssen, das ist nicht gut. Und warum der Prot plötzlich zum Licht will und das schwarze Loch übersieht, dafür gibt es auch keine Erklärung, außer daß es eben in der Hölle weitergehen muß, denn da wartet bereits eine Brühe, die schon vor dem Kochen des Fleisches abgeschmeckt werden muß.

Fazit: Gute Einfälle, auf die Schnelle zusammen- und hingeworfen. Schade.

Dion

 

Das hast du gut erkannt, Dion.

Und ich kann nicht einmal widersprechen. Bin nicht sehr stolz auf diese Geschichte und hatte eigentlich schon überlegt, sie zu killen. Aber vielleicht treiben mich deine Anregungen ja an, sie zu verbessern.

Grüße
Quidam

 

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