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Copywrite Habit, Habitat und Habitäter

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12.04.2007
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Habit, Habitat und Habitäter

Habit,
Habitat und Habitäter

oder

Die Geburt der Nibelungenstrophe


Jonathan Swift zum 350. Geburtstag!​

„Auch die Stimme der Frau gilt im Islam als eine Schamzone, weil sie, auch
wenn die Frau vollkommen verhüllt ist, dem Manne den Kopf verdrehen kann.“
Hamed Abdel-Samad: "Ein Abschied vom Himmel"​

"Auf, auf!
Geregt und schwärmt, ihr Tauben -
Wer von nichts weiß,
nix wissen will, muss glauben!
[...]
Der Falke fliegt
versetzt von hinten's Täubchen an,
im blinden Winkel
es nichts und niemand sehen kann.
..."

Aus dem Zyklus "Schwarmintelligenz", Verse 1 - 4 und 2.014 - 2.017,
des Vroidenreich Steinweg vom Weinsteg, ca. 21. Jh.​


So also steht's ums Heilige Römische Reich!,

denkt inmitten des Stromes der Reisende, da der Ferge des Stiftes Mainz die Fähre anhält und abdriften lässt, abwärts gen Cuba und Katz und Maus, da, wo die Fähre keine Chance hätte, nicht zu zerschellen, "lauret doch dorten die Lay", wie Schiffer, Lotse und Fischer manchmal sagen.

Noch einmal verlangt der Fährmann den Preis, der bereits am Heimbacher Ufer für zwo Personen und vier Pferde samt Last für die einfache Überfahrt vom linken aufs rechte Ufer vereinbart, gezahlt, gewogen und für gut befunden wurde. Kurz:

Ein weiterer Höhepunkt einer Odyssee für den vom Kürenberg am Ende einer Reise nach Jerusalem.

+++​

Sechs Jahre zuvor geriet Antiochia an Byzanz und unter die orthodoxe Ketzerei.

Kurz darauf fiel die allerchristlichste Grafschaft Edessa durch den Emir von Mossul an die Heiden, weshalb vor nunmehr fünf Wintern jeder rechtgläubige und waffenfähige Mann zum Zug ins Heilige Land aufgefordert wurde. Zunächst kurz vor Weihnacht per Bulletin vom Papst und dann, als es wärmer wurde und der Bauer die Rosse - sofern er welche hatte - einspannte, persönlich durch den Heiligen Bernhard von Klärwo, auf dass der fränkische wie auch der römische König sich zunächst entrüstete, um dann aufzurüsten.

Der Ruf, abendländische Werte auch im Morgenland zu verteidigen, erreichte auch die Edlen des bairischen Markt- und Zollorts Linz. Und nicht nur dort folgte man dem Ruf freudig, sofern einem das väterliche Erbe durch ein älteres Familienmitglied gleichen Geschlechts verwehrt bliebe. Nicht jedermanns Sache ist eine Tonsur vor der natürlichen und hormongesteuerten Zeit des kreisrunden Haarausfalls und das eintönige Habit - gleich welchen Ordens - oder auch nur, weit vor dem ersten Hahnenschrei für ein Gebet aufstehen zu müssen.

Zudem versprachen die Namen der fernen Azagouk und Zazamank reiche Beute.

+++​

Also machte sich auch auf der vom Kürenberg.

Eigentlich wollte der sich allein der Minne und dem Sange hingeben, doch statt Frauen, Laute, Leier, Stift und Pergament nahm er nun Schild, Schwert, Lanze und Kreuz auf und Abschied von seinen geliebten Wäldern um den Kürenberg, dem Flecken Linz und der Ostmark, um sich bei Regensburg mit tausenden Befreiungskriegern unterm römischen König Konrad anzuschließen auf beschwerliche Kreuzfahrt über Land, vorbei an Linz, durch die Ostmark, Ungarn und den Balkan.

Valco, so wollen wir unseren Helden nennen, ist doch der von Kürenberg der Sänger des Federspiels und der edlen Damen - speziell des "valken" und der "frouwen" - freilich mit dem Makel des Stilbruchs, gelegentlich auch einer Frau die Worte in den Mund zu legen.

Valco wurde in den nach Alkohol und Schweiß stinkenden Zelten der Kreuzfahrer bekannt und beliebt - vor allem wegen seiner frivolen Verse, von denen vier hier wiedergegeben seien

"Der tunkel sterne, der birget sich,
als tuo dû, vrouwe schoene, sô du sehest mich,
sô lâ du dîniu ougen gên an einen andern man.
sôn weiz doch lützel ieman, wiez under uns zwein ist getân."

("So wie der Abendstern sich verbirgt,
so halt du es auch, schöne Frau, wenn du mich siehst,
und lass deine Augen zu einem andern gehn,
dass niemand weiß, wie es um uns beide steht."

Übersetzt und an die neuere deutsche Rechtschreibung
angepasst durch den von der Emscher)

+++​


Nichts denn Prügel hatten sie bezogen, als sie Byzanz verließen, um dann nicht einmal Edessa zu erreichen, geschweige denn, die Reichtümer Azagouks oder Zazamanks je gesehen zu haben. Gesehen hatten sie vor allem auf dem Weg durchs Emirat auf dem Wege nach Damaskus das antike Beroia, das Halep der Turchia und's Helep der Kurden, das Halab der Armenier und Aramäer, deren Sprache die des Gekreuzigten war, dessen Name als Prophet und Menschensohn auf dem irrsinnigen west-östlichen Wahn noch mehrmals geopfert und missbraucht wurde und wird.

Viel zu unbeweglich waren die hochgerüsteten Panzerreiter auf ihren schweren Schlachtrossen gegen die flinken Araberhengste.

So blieb die Beute gering, sofern man überhaupt mit Beule und Schramme davonkam oder auch nur den einen oder andern Arm unter der reichen Ernte der großen Sicheln Seldschuks und seiner Söhne abgeben musste.

Allemal besser, als ein eingeschlagener Schädel oder den Kopf zu verlieren auf noch so geheiligtem Boden. Hat doch ein jeder ohne Zagen, Murren und Jammern sein Kreuz selbst zu tragen ohne irgendeine Garantie zur Auferstehung. Zudem schlug der Blitz im Kürenberger ein, als vor den geballten Pfunden potentiellen rheinischen Sauerbratens ein schlanker Araber scheute, stürzte und seinen Reiter unter sich begrub. Und während der Araber versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, erklang eine hohe und weiche, unerschrockene Stimme in der Sprache der Ostmark:

"Könnt's er mir bittschön aufhelfen, der edle Herr?!"

Verblüfft und doch galant, wie es nur ein Mann seines Standes heute noch sein kann, stieg Valco vom hohen Ross, half dem nervösen Gaul wieder auf die Beine, beruhigte ihn und erblickte auf dem Boden des Schlachtfestes eine in schwarz vermummte, schlanke Gestalt, die im heftigen Tone rief:

"Bittschön -
wenn's geht, heut noch ... Bitte!"

Und also zog er wohl ein halbes Dutzend schwarzer Tücher von dem Gestürzten und erschrak mit jedem Tuch um so mehr, als schon die alten Griechen Amazonen nur von ihrem Vasenschmuck her kannten und doch fürchteten. So hatte der Frivole noch nie ein weiblich' Wesen gesehen, keine Magd, kein Weib, keine Frau und Herrin ...

Und der Blitz schlug ein!

Da konnte der vom fernen Kürenberg nur noch die Leitkultur Baierns und Umgebung retten, indem er mit verdrehtem Kopf und weich werdenden Knien der Amazone wohl tat, indem er einfach nichts tat, nichts tun konnte, außer recht verlegen ihr zunächst aufzuhelfen und zu fragen, ob sie sich weh getan hätt' ...

Hätt's ihr natürlich nicht, hörte er aus der Antwort heraus, dass er gleich nachschob:
"Sag mir, woher kannstu so gut diutisc sprechen?"

Da lachte die Amazone laut:
"Haha! Diutschiu, das klingt komisch!

Fast chinesisch oder wie eine Kindersprache ... -
Nennt der Alman seine Sprache so? -

Bei uns wird's in den Schulen immer schon eure Sprache gelehrt, wenn wer sie lernen will - seit Harun al ... -
is' auch egal .
und Salman Alman ..."

Da staunte der Herr nicht schlecht: "Du bist eine" - schluckte er - "Nonne?"

Nun ziehen wir das Tuch der Diskretion übers Geschehen, denn zudem galt es, das Schlachtfeld aufzuräumen, bevor die Geier auf ihre Weise aufräumten und ihr Werk verrichten konnten. Allein Geier, die das Feld plünderten, machten fette Beute. Jene am Aas und diese an Metallen.

Ana Maria hieß das Mädchen und - da musste der Degen lachen, als es ihm seinen zweiten Namen nannte und in seiner Sprache als einen "guten Tag" deutete. Der gute Tag blieb die einzige Beute Valcos und gar bald stellte sich heraus, dass beide der schönen Literatur zugeneigt waren, was den kühnen Recken wieder zu einer gewagten und eigentlich frivolen Behauptung verführte:

"Wîp unde vederspil diu werdent lîhte zam.
swer sî ze rehte lucket, sô suochent sî den man.
als warb ein schoene ritter umbe eine vrouwen guot.
als ich dar an gedenke, sô stêt wol hôhe mîn muot."

("Frau und Federspiel sind leicht zu zähmen,
versteht einer, sie richtig zu locken, suchen sie den Mann.
So warb ein ansehnlicher Reiter um eine edle Dame.
Wenn ich nur dran denke, schlägt's Herz mir hoch."

Übers., a. a. O.)​


Vor allem aber war Ana es leid, sich immer wieder und immer wieder ihres Wesens verstellen und den Leib hinter Tüchern verstecken zu müssen, dass sie das Schicksal als Beute gelassen hinnehmen konnte.

"Weg mit allem Fummel!", rief sie und dachte zugleich, wehe dem, der an mir herumfummelt! Denn sie versteht heute noch das krumme und zweischneidige Schwert zu führen wie das geradlinige und scharfe Wort, dass selbst die Amazonen auf den griechischen Vasen erblassen.

+++​

Mitsamt den gebeutelten Resten des römischen Heeres zogen beide nach Speier, genossen die freie Luft der Stadt und die Toleranz ihrer Bewohner gegeneinander, was nach einer Kreuzfahrt nicht selbstverständlich war und sein wird.

Nach dem Gottesdienst zur Heimkunft König Konrads aber drängte es Valco nach dem Klang der Heimat und bairischer Zunge, den Lederhosen und Bratwürsten nebst Knödeln und so brachen auf der von Kürenberg und Ana Maria Guten Tag.

Fünf Tage oder auch sieben dauere der Ritt nach Linz, immer stromabwärts - so hieß es zu Speier.

+++​

Es raunet der Rhein und es luret der Lei mit siebenfachem Echo dem Rufe der Vogelwelt, die im ersten Morgenrot über den dampfenden Wäldern erwachte am vierten Tage der Rheinfahrt und Valco sprach alsogleich einen Schiffer an bei dessen Boot, wie weit's noch sei zum Kürenberg.

Der Mann zuckte die Schultern: "Kenn ich net. Wo soll des sein?"
"Westlich von Linz", präzisierte Valco.
Da horchte der Mann auf: "Ja Linz, den Nam' kenn ich. -
Zwo, drei Taach noch all die Schleifen vom Strom runner auf'er annern Seit."

"Die Stelle hier sieht mir nach der schmalsten des Flusses aus, die wir bisher gesehen haben, guter Mann ..."
"Mach sing", bestätigte der Schiffer und lenkte sofort ein: "Alleweil isset zugleich de tiefste Stell und reißendste überhaupt. Meddenem schwer Schwall Wasser vorm Kopp taugt och keen Wahrschau ummet Eck. -

Da sollt' de Gäul schong schön als Flussperd nach Goar kumme und dat Frollein ohn Stobbesack wird Nix' und muss de Lore layern", und dann schaut der Mann aufs Boot und winkt der Frage ab, die da lauert: "Manno, nee, mit mein enkelt Boot müsst ich vierma' überfah'n und acht ma' hin und her - dat gibt nix und met nur enem schwer Schwall Wasser vorm Kopp heddet sich ausgegoart!"

Er warnte auch, im Angesichte Cubas die Falkenau im Fluss zu nutzen. Die Strömung sei die gleiche wie hier, als auch beim einen oder andren Wehr weiter nördlich. "De Nebenflüss' machen dat bis Niederlant, Nortmeer und Zuiderzee - bin'ch von überzeucht!"

Stattdessen riet der Schiffer, einen halben Tagesritt flussaufwärts gebe es am Heimbach einen Fergen in Diensten des Stiftes Määnz, der die Gebiete des Bischofs diesseits und jenseits des Flusses verbinde. "Uff de annern Seit find' sich dat Loch, dawo de olle Kanzler vonne Wurmser dat Vermögen von unser Siechfried undet Hildche versenkt hätt'.
Vielleicht findset ja ...
Wär schön, wenne an mich denkest, wenne wat finds'!"

Und also musst' und ist's gekommen.

Die kleine Karawane zog einen halben Tag wieder zurück bis Heimbach und kam mit dem Fergen ins Geschäft, nach Lorch übergesetzt zu werden.

18 Stück byzantinische Solidi zahlte Valco bar auf die Hand des Fergen.

+++​

So also steht's ums Heilige Römische Reich, denkt inmitten des Stromes Valco, da der Ferge des Stiftes Mainz die Fähre anhält und abdriften lässt, abwärts gen Cuba und Katz und Maus, da, wo die Fähre keine Chance hätte, nicht zu zerschellen, "l'uret doch dorten de Lay", wie Schiffer, Lots' und Fischer im künft'gen Weltkulturerbe manchmal sagen.

Noch einmal verlangt der Fährmann den Preis, der bereits am Heimbacher Ufer für zwo Personen und vier Pferde samt Last für die einfache Überfahrt vom linken aufs rechte Ufer vereinbart, gezahlt, gewogen und für gut befunden wurde.

Ana, verkleidet und vermummt wie am ersten Tag in einem schwarzen Tuch, regt heillos sich auf in ihrem Temperament, hat schon ihren Säbel bei der Hand, dass Valco zum ersten und letzten Male überhaupt ihr in die Hand fällt und ohne jede Metrik brüllt: "Lass es oder wir kentern und ersaufen elendig noch weit vor Goar!" und der grausame Name schüttelt ihn, bis er dem Fergen zugewandt sagt:
"Drei byzantinische Solidi oder vier Gulden oder elf Mark Silberkupfer je Kopf, alternativ vier Pfund Kupferpfennig und die Sache gilt!"

Und die Sache gilt als abgemacht.

Der Recke könnt' einfach Solidi in die Hand des Fergen zählen, wählt aber den aufwendigsten Weg überhaupt, fummelt in der Last eines Gaules herum, während der Ferge die Waage bereitet.

Eine Handvoll Pfennige wird in die Schale geschüttet und der Ferge setzt die kleinen Gewichte dagegen.

Aber während er gewissenhaft Pfennige wiegt - sofern von Gewissen an Bord überhaupt die Rede sein kann - und das Auge fest und konzentriert auf der Waage lastet, lässt Valco aus dem Ärmel seines Gewandes einen Dolch gleiten, will eigentlich zustechen und spürt sein Gewissen und den Blick von Ana, dass er den durch Gier abgelenkten Fährmann durch einen festen Tritt von der trocknen Ponte zu Wasser befördert.

Wie der wieder auftaucht, schlägt der Idiot hilflos und panisch mit den Armen aufs Wasser und schreit: "Gott, hilf mir armen Sünder!", und als nicht alsogleich der Herr eingreift, ans Publikum sich wendet: "So helft mir doch -

ich kann nicht schwimmen!"

+++​

Vom Kürenberger wissen wir nicht einmal, ob er die Ostmark je wiedersah. Aber wir haben ein Gedicht, dass eine stille Revolution bedeutete dreiundeinhalbes Jahrhundert, bevors Mönchlein Dr. Luther und sein Weib, die gewesene Nonne Katharina revoltierten gegen das Geschäft Kirche:

Das erste Mal wurde von einem Fron(herrn) die Minne einer Frouwe in den Mund gelegt:

„Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr.
dô ich in gezamete, als ich in wolte hân,
und ich im sîn gevidere mit golde wol bewant,
er huop sich ûf vil hôhe und floug in anderiu lant.

Sît sach ich den valken schône fliegen:
er fuorte an sînem fuoze sîdîne riemen,
und was im sîn gevidere alrôt guldîn.
got sende si zesamene, die geliep wellen gerne sîn!“

("Ich zog mir einen Falken
länger als ein Jahr,
Und da ich ihn gezähmet,
wie ich ihn wollte gar,
Und ich ihm sein Gefieder
mit Golde wohl umwand
Stieg hoch er in die Lüfte,
flog in ein anderes Land.
Seither sah ich den Falken
so schön und herrlich fliegen,
Auf goldrotem Gefieder
sah ich ihn sich wiegen,
Er führt’ an seinem Fuße
seidne Riemen fein:
Gott sende sie zusammen
die gerne treu sich möchten sein!“

Übersetzt von Gottfried Keller, aus dem "Hadlaub")

+++

Ein oder zwo Generationen später entstehen im Raume Passau diese Zeilen:
"In disen hôhen êren tróumte Kriemhíldè,
wie si züge einen valken, starc, scóen und wíldè,
den ir zwêne arn erkrummen. daz si daz muoste sehen,
ir enkúnde in dirre werlde leider nímmér gescehen."

("Im Glanze dieses Lebens träumte Kriemhild,
sie [er]zöge einen Falken, stark, schön und wild.
Den schlugen ihr zwo Adler und sie musst's mitansehn
dass ihr in dieser Welt kein größ'res Leid könnt' geschehn,"

Übers. mit freundlicher Unterstützung von Helmut de Boor)​


+++​

Zu Heimbach in den Kneipen hocket seit ewigen Zeiten der Orden der Stammtischler beisammen und sehnt sich nach der starken Hand für des Reiches Heil. Früher, ja, da war alles besser. Da konnt' man sogar nächtens südlich des Lochs durchs Höllental ohne Gefahr schreiten und vom Teufelskadrich drohte nicht der Steinschlag, konnt' man friedlich den Stein ernten.

Zeit wäre, dass der Große Karl vom Unterberg wiederkäme, da herrschte Friede, Freude, Eierkuchen.

Einsam hocket abseits ein Schiffer aus Goar oder doch Cuba, um das Fährgeld mit dem Fergen des Mainzer Stiftes zu teilen.

+++

„Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen.
Den Vorhang zu und alle Fragen offen!“
(Brecht)​

 

Hallo Isegrims,

schön, dass Du in die Hexenküche hineinschaust. Und

die Forschungsergebnisse
Haha, hab ich im Labor zusammengebraut.

Wirklich fein finde ich die Mundartpassagen
Trau Dich doch auch mal - Du weißt schon ...
Schreiblust kehrt zum Winter hin wieder, ja?
Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon!
Wenn du das ein wenig reduzierst, die Texte noch szenischer schreibst, mit ein wenig Tant ((Sinneseindrücken) versiehst, o ja, das verfeinerte sie noch mehr.
Kann bei Änderungen durchaus geschehn.

Handwerklich ist der Text souverän geschrieben. Wahrhaft gottfried-kellerig versteckst du eine ganze Menge zwischen den Zeilen, manches könntest du besser markieren, sonst bleibt es allzu verborgen.
Wie gesagt: Schau'n mer ma'. Ändern wird sich sicherlich das eine oder andere.

Textstellen:
Zitat von Friedrichard
Aus dem Zyklus "Schwarmintelligenz", Verse 1 - 4 und 2.014 - 2.017,
des Vroidenreich Steinweg vom Weinsteg, ca. 21. Jh.
genaues Zitat?
Mit eigener Hand gefertigt!

Zitat von Friedrichard
Übersetzt und an die neuere deutsche Rechtschreibung
angepasst durch den von der Emscher)
wer is’n das?
c'est moi und die Emscher ist die Kackbecke des Potts
Zitat von Friedrichard
"Hadlaub")
Hartlaub?
Nee, Hadlaub ist korrekt, wie auch das verkürzte "gilt (als abgemacht)!"

einer Schnitzeljagd gleich schickst du uns auf die Reise durch die Tiefen und Höhen des mittelalterlichen Ambientes.
Ein schöner Vergleich,

liebe barnhelm,

aber den Bewohner vom zweiten Planeten - kein Scherz! - kenn ich nicht.

Linz über Byzanz ins besetzte heilige Land und zurück an den Rhein begleitet, obwohl mir nicht ganz klar geworden ist, warum er diesen Umweg wählt und nicht gleich, frustriert wie er vermutlich war, zurück nach Linz strebt. Zu holen gab es am Rhein wohl weniger, allenfalls ein kleines Âventiurschen zu bestehen.
Das wird wohl auf immer uns verschlossen bleiben und auch die Ostmark ist so real wie das ferne Zazamank. Gleichwohl kommt bei mir der Gedanke auf, aus der Figur des von Kürenberg einen Wiedergänger zu machen.

Mal schau'n, wie sich die Überarbeitung entwickeln wird ...

Was bleibt mir am Ende? Auf jeden Fall ein Schmunzeln über dieses Schelmenstück verrückter, abstruser und witziger Ideen.

ich glaube, um deinen Text in vollen Zügen genießen zu können, bedarf es 'ner Menge historischen Vorwissens
Nee, glaub ich nicht, hell

Allein das Datum des Kreuzzuges und Speyer als der Hauptsitz der Salier sind konkret (und natürlich der Mittelrhein). Und genau deshalb bin ich auf den Kürenberger verfallen, weil man nichts über ihn weiß und doch 15 Gedichte ihm zugeschrieben werden. Wobei natürlich nicht nur - wo barnhelmschon drauf hingewiesen hat, die Ostmark wie die Bezeichnung der "Salier" (König Konrad war Schwager des letzten Saliers), aber auch "Kreuzzug" gabs Mitte des 12. Jh. noch gar nicht.

Und von

Tante Google
und Wiki... und Konsorten halt ich nix. Die Idee ist gut, aber welche Interessen dahinter stecken, wäre genauso wichtig zu wissen. Unternehmer sind i. d. R. keine Wohltäter der Menschheit.

Mich hält dein Text auf Distanz, ...
So soll es auch sein

Hast mich jedenfalls in deinen Bann gezogen, Friedel, und ich finde es toll, dass deine Handschrift hier im Forum wohl einzigartig ist. Chapeau!
Ach, da bad ich schon wieder in Milch und Honig ...

Dank euch dreien Isegrims, barnhelm und hell

Bis bald

Friedel

 

Lieber Friedel,

jetzt aber! Hat ja lang genug gedauert, dass ich Dir meinen Besuch abstatte.

Weißt, in deinen Texten komme ich mir immer vor wie in einem Museum für Sprache. Und nicht nur Sprache, auch sonst kommt dieser Text ja mit einer Menge historischem Material daher. Da kann man drin rumlaufen und gucken und sich freuen und staunen (oder auch nicht), ganz nach Belieben.
Zum einen wie in einem Museum, zum anderen wie in einem Theaterstück von Frank Castorf. Weiß nicht, ob Dir der Name was sagt, ist auch egal, aber der unterlegt seine Stücke auch immer mit jeder Menge Fremdtexte, hat Querbezüge nach rechts und links und als Zuschauer sitzt man so da, versteht es oder auch nicht, nicht jeder hat die selben Quellen gelesen, ist gleichsam vorgebildet. Da wird auf der Bühne auch mal ein Monolog in Latein oder Französisch oder Russisch gesprochen, da bin ich raus. Wie hier in deinem Text, wenn Du nicht neuhochdeutsch schreibst. Aber Du bist nett, Du lieferst mir die Übersetzung wenigstens mit. Okay, Castorf lässt auch manchmal übertiteln, aber eben nur manchmal. Was ich in all diesen Theaterabenden aber gelernt hab, ist gar nicht wichtig, alles zu verstehen. Verstehe was Du willst und kannst, erfreue dich daran, die Perlen die mir entgehen, daran freuen sich andere, ich finde meine eigenen, jeder findet die seinen. Und mit dieser Einstellung lese ich deinen Text und muss sagen, ich habe mich stellenweise wirklich hervorragend amüsiert.

... auf dass der fränkische wie auch der römische König sich zunächst entrüstete, um dann aufzurüsten.

Und so ist es auch heute noch. Ach, dieser Mensch!

Valco wurde in den nach Alkohol und Schweiß stinkenden Zelten der Kreuzfahrer bekannt und beliebt - vor allem wegen seiner frivolen Verse, ...

Schon klar. Gab ja noch keine Bildchen :D.

So blieb die Beute gering, sofern man überhaupt mit Beule und Schramme davonkam oder auch nur den einen oder andern Arm unter der reichen Ernte der großen Sicheln Seldschuks und seiner Söhne abgeben musste.

Böse! Aber hübsch.

"Bittschön -
wenn's geht, heut noch ... Bitte!"

hehe

Da konnte der vom fernen Kürenberg nur noch die Leitkultur Baierns und Umgebung retten, indem er mit verdrehtem Kopf und weich werdenden Knien der Amazone wohl tat, indem er einfach nichts tat, nichts tun konnte, außer recht verlegen ihr zunächst aufzuhelfen und zu fragen, ob sie sich weh getan hätt' ...

Sehr, sehr schön. Und lustig.

Nun ziehen wir das Tuch der Diskretion übers Geschehen, denn zudem galt es, das Schlachtfeld aufzuräumen, bevor die Geier auf ihre Weise aufräumten und ihr Werk verrichten konnten. Allein Geier, die das Feld plünderten, machten fette Beute. Jene am Aas und diese an Metallen.

Der Tod, die Geier, ja, dafür sind Kriege da. Eigentlich komisch, dass sie nie in Europa heimisch wurden.

Ana Maria hieß das Mädchen und - da musste der Degen lachen, als es ihm seinen zweiten Namen nannte und in seine Sprache als einen "guten Tag" deutete. Der gute Tag blieb die einzige Beute Valcos ...

Und schon wieder lachte ich.

"Weg mit allem Fummel!", rief sie und dachte zugleich, wehe dem, der an mir herumfummelt! Denn sie versteht heute noch das krumme und zweischneidige Schwert zu führen wie das geradlinige und scharfe Wort, dass selbst die Amazonen auf den griechischen Vasen erblassen.

Und nochmal!

... drängte es Valco nach dem Klang der Heimat und bairischer Zunge, den Lederhosen und Bratwürsten nebst Knödeln und so brachen auf der von Kürenberg und Ana Maria Guten Tag.

Ich finds toll. Ich will auch so heißen! Und ja, ohne seine Wurscht ist der Kürenberg nur halb. Das Schicksal teilt er mit vielen.

Vielleicht findset ja ...
Wär schön, wenne an mich denkest, wenne wat finds'!"

Aber während er gewissenhaft Pfennige wiegt - sofern von Gewissen an Bord überhaupt die Rede sein kann - und das Auge fest und konzentriert auf der Waage lastet, lässt Valco aus dem Ärmel seines Gewandes einen Dolch gleiten, will eigentlich zustechen und spürt sein Gewissen und den Blick von Ana, dass er den durch Gier abgelenkten Fährmann durch einen festen Tritt von der trocknen Ponte zu Wasser befördert.

Ich fand das auch eine sehr schöne Lösung des Problems.

Wie der wieder auftaucht, schlägt der Idiot hilflos und panisch mit den Armen aufs Wasser und schreit: "Gott, hilf mir armen Sünder!", und als nicht alsogleich der Herr eingreift, ans Publikum sich wendet: "So helft mir doch -

ich kann nicht schwimmen!"


Tja, das nennt man dann wohl Pech gehabt.

„Ich zôch mir einen valken mêre danne ein jâr.
dô ich in gezamete, als ich in wolte hân, ...

Danke dafür! Das finde ich schön.

Und gleich wirst Du wieder böse:

" ... den ir zwêne arn erkrummen. daz si daz muoste sehen,
ir enkúnde in dirre werlde leider nímmér gescehen."

Nein, ist auch schön, nur eben so gar nicht romantisch.

So hoffe ich doch, dass Herr von Kürenberg und Frau Guten Tag mit scharfer Zunge und spitzem Dolch nicht im Fluss versanken und noch recht viel deftige Kost zu sich nahmen, es immer noch tun, sofern sie nicht gestorben sind.

Es war mir ein Vergnügen!
Liebe Grüße, Fliege

 

Lieber Friedel,

jetzt aber! Hat ja lang genug gedauert, dass ich Dir meinen Besuch abstatte.

Ach wo - kommt Dir nur [zo::::::] lang vor,

beste Fliege hierorts und Umgebung!

Klar ist Frank Castorf ein Begriff. Interessant ist überhaupt, mit wem ich schon seit kg.de-Zeiten hierselbst verglichen wurde oder an wen ich erinnerte - zuletzt Walter Moers und ganz am Anfang sogar mit Joyce und Sebastian Brant ... das bringt mich dann von einer Verlegenheit in die nächste ... Wobei mir dergleichen gar nicht unangenehm ist.

Nur weiter so!

Bin alles zugleich, Museum und wandelndes Lexikon. Kein Wunder, dass keiner mehr Trivial Persuit mit mir spielen will. Dabei gibt es Fragen, wo ich Lady mit Radio Gaga verwechsel.

Ein schweres Los!

Der Tod, die Geier, ja, dafür sind Kriege da. Eigentlich komisch, dass sie nie in Europa heimisch wurden.
Frage der Zeit, denk ich. Der Klimawandel wird für sorgen, dass die paar europäischen Altweltgeier von der ferneren Verwandtschaft besucht wird ... Und genug Geier mit weißer Weste gibt's doch immer schon.

Ana Maria hieß das Mädchen und - da musste der Degen lachen, als es ihm seinen zweiten Namen nannte und in seine Sprache als einen "guten Tag" deutete. Der gute Tag blieb die einzige Beute Valcos ...
Und schon wieder lachte ich.
Ich lass mich überraschen, ob Frolein Guten Tag sich traut, vorbeizuschauen ...

Es war mir ein Vergnügen!
So soll es auch sein!

Dank Dear fürs Vorbeischau'n, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite!

Tschüss

Friedel

 

"lechts und rinks kann man nicht velwechsern
werch ein illtum." Ernst Jandl

Noch einmal verlangt der Fährmann den Preis, der bereits am Heimbacher Ufer für zwo Personen und vier Pferde samt Last für die einfache Überfahrt vom rechten aufs linke Ufer vereinbart, gezahlt, gewogen und für gut befunden wurde. Kurz:

Großer Gott,

da wird historisches Bemängelt, wo die Geographie mir direkt zu Anfang das Bein stellt: Lo(r)ch liegt noch heute rechtsrheinisch, und wer da glaubt, die Überfahrt von welchem Ufer auch immer zum gegenüberliegenden des Rheins müsse gleich viel kosten, der kennt den Lheinränder nicht.

Erste Änderung auf jeden Fall ...

Tschüss

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

was für eine herrlich zum Wandteppich gesponnene Stichelei! So ein Text hätte mir den Geschichtsunterricht in der Schule mindestens gerettet!

Viele Grüße

Willi

 

Friedrichard:

Kurz vor dem Zubettegehn liest es sich besonders schön ...​

dass Valco zum ersten und letzten Male überhaupt ihr in die Hand fällt und ohne jede Metrik brüllt: "Lass es oder wir kentern und ersaufen elendig noch weit vor Goar!," und der grausame Name schüttelt ihn, bis er dem Fergen zugewandt sagt:

Nabend Friedel,

ganz kurz, schubs doch mal das Komma eins weiter ...

Und nun gut Nacht! :)
Anne

 

was für eine herrlich zum Wandteppich gesponnene Stichelei! So ein Text hätte mir den Geschichtsunterricht in der Schule mindestens gerettet!

Hallo Willi,

ein größeres Kompliment kann's für mich gar nicht geben ... weil es anno Tobac mir während einer Kneipenlesung zu einer anderen Geschichte, die hierorts eingestellt ist (die "Selpherriade") schon einmal gemacht wurde - und die betr. Person trank Wasser (ich natürlich nur angereichertes)

Dank Dear fürs Lesen und Loben!

Mit welcher Gute-Nacht-Geschichte Du Dear aber schon wieder die Zeit vertreibst!,

liebe Anne49,

das muss ja schlaflose Nächte geben ...

Dem Komma werd ich die Leviten lesn!

Dank, tschüss und bis bald euch beiden!

Friedel

 

Lieber Friedrichard

sehr witzig, sehr belesen und für mich ein kleiner Parcours durch Zitate, Hinweise, Anspielungen und andere versteckte kleine Perlen. Man muss sich einlassen, sich deinem Geschichtenweg überlassen, sonst verliert man sich.

Angetan hat es mir schon der Titel. Der machte mich neugierig und ist in seiner Wortspielerei von der Gewohnheiten zum gewohnten Lebensraum und dem Täter, der den Lebensraum glaubt retten zu müssen. Wie auch immer, er wird zum Täter und ist so eine kleine Kritik an einem dumpfen Heimatgedanken oder auch Eroberungsgedanken, das schließt sich ja manchmal so gar nicht aus. Und das gefiel mir einfach.

Du machst eine Rahmenhandlung, beginnst mit der Situation auf der Fähre und dem sehr geschäftstüchtigen Fährmann, begleitest dann den vom Kürenberg auf seiner Odysee und führst die Handlung der Geschichte am Ende wieder auf der Fähre fort.

Und da gibt es so viele Seitenhiebe auf damalige gesellschaftliche Verhältnisse, aber die hiesigen dürfen sich ruhig auch ein paar Scheibchen abschneiden. Da wimmelt es von kleinen, funkelnde Frechheiten. Das ist schon sehr schön und frech gemacht. Ich zitier mal einfach paar Stellen, die es mir angetan haben:

Der Ruf, abendländische Werte auch im Morgenland zu verteidigen, erreichte auch die Edlen des bairischen Markt- und Zollorts Linz. Und nicht nur dort folgte man dem Ruf freudig, sofern einem das väterliche Erbe durch ein älteres Familienmitglied gleichen Geschlechts verwehrt bliebe. Nicht jedermanns Sache ist eine Tonsur vor der natürlichen und hormongesteuerten Zeit des kreisrunden Haarausfalls und das eintönige Habit - gleich welchen Ordens - oder auch nur, weit vor dem ersten Hahnenschrei für ein Gebet aufstehen zu müssen.
Super, die Freude ist groß, denn wenn schon von der Erbfolge ausgeschlossen, kann man wenigstens dem Kloster entfliehen. Da gibts doch gleich keinen Grund zur Klage mehr.
Eigentlich brauchts auch schon gar nicht mehr den wunderbar lapidar nachklappernden Satz: Zudem versprachen die Namen der fernen Azagouk und Zazamank reiche Beute.

Zudem schlug der Blitz im Kürenberger ein, als vor den geballten Pfunden potentiellen rheinischen Sauerbratens ein schlanker Araber scheute, stürzte und seinen Reiter unter sich begrub. Und während der Araber versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, erklang eine hohe und weiche, unerschrockene Stimme in der Sprache der Ostmark:

"Könnt's er mir bittschön aufhelfen, der edle Herr?!"

Friedel, das ist albern. Und so lustig.

Da konnte der vom fernen Kürenberg nur noch die Leitkultur Baierns und Umgebung retten, indem er mit verdrehtem Kopf und weich werdenden Knien der Amazone wohl tat, indem er einfach nichts tat, nichts tun konnte, außer recht verlegen ihr zunächst aufzuhelfen und zu fragen, ob sie sich weh getan hätt' ...
:D

Ana Maria hieß das Mädchen und - da musste der Degen lachen, als es ihm seinen zweiten Namen nannte und in seine Sprache als einen "guten Tag" deutete.
Stimmt das vom Kasus her? In seiner doch eher.
Erst hatte ich das nicht kapiert, dann hab ich nachgeschlagen und siehe da. So wird ein guter Tag zu seiner Beute und zum Schluss fragt man sich, wer ist da wessen Beute geworden.

"Weg mit allem Fummel!", rief sie und dachte zugleich, wehe dem, der an mir herumfummelt! Denn sie versteht heute noch das krumme und zweischneidige Schwert zu führen wie das geradlinige und scharfe Wort, dass selbst die Amazonen auf den griechischen Vasen erblassen.
Oh je. :D Ich weiß schon, sie ist ein Prachtweib.

Nach dem Gottesdienst zur Heimkunft König Konrads aber drängte es Valco nach dem Klang der Heimat und bairischer Zunge, den Lederhosen und Bratwürsten nebst Knödeln und so brachen auf der von Kürenberg und Ana Maria Guten Tag.
so nett

Und dann der Schiffer, da hätt ich jetzt am liebsten alle zitiert. Das ist sprachlich so witzig.

Ana, verkleidet und vermummt wie am ersten Tag in einem schwarzen Tuch, regt heillos sich auf in ihrem Temperament, hat schon ihren Säbel bei der Hand, dass Valco zum ersten und letzten Male überhaupt ihr in die Hand fällt und ohne jede Metrik brüllt: "Lass es oder wir kentern und ersaufen elendig noch weit vor Goar!" und der grausame Name schüttelt ihn, bis er dem Fergen zugewandt sagt:
"Drei byzantinische Solidi oder vier Gulden oder elf Mark Silberkupfer je Kopf, alternativ vier Pfund Kupferpfennig und die Sache gilt!"
Das hab ich mir gedacht, einfach mal kalt machen wollen, und wer rettet dann die Fähre? Und dass der Valco ohne Metrik brüllt. Einfach nur schön.

Warum die den Fergen dann doch vom Boot schmeißen, das hab ich nicht ganz verstanden. waren die denn dann schon von der Lorelei genügend weit entfernt und der Fährmann abgebracht von seinem schändlichen Zeitvertreib? Ich habs nicht verstanden.

So und jetzt will ichs mal gut sein lassen. Wunderschön und lustig und trotzdem auch kritisch. Ich habe es sehr genossen.

Viele Grüße von Novak

 

"Könnt's er mir bittschön aufhelfen, der edle Herr?!"
Friedel, das ist albern. Und so lustig.

Hallo Novak,

ja, mein vierter Vorname ist eigentlich Albert, womit unsereins bei Enkel und Nichten ein Stein im Brett hat. Aber schön, dass Du vorbeischaust und warm wird mir beim Lesen ums Herz.

Du meinst

Eigentlich brauchts auch schon gar nicht mehr den wunderbar lapidar nachklappernden Satz:
Zudem versprachen die Namen der fernen Azagouk und Zazamank reiche Beute.
Unigentlich braucht es das schon, denn beide imaginären Orte tauchen im Hochmittelalter in den - wenn man so will - ersten deutschsprachigen Anti-Kriegsromanen auf: Zu erst im Nibelungenlied, das ja ältere Sagen auf den Kreuzzug des Neffen König Konrads bezieht, weshalb die Burgunder auch nicht in die römischen Provinezne Belgien und Germania eindringen, sondern in Ungarn. Zuvor aber auch noch ein Seitenhieb auf die Welfen und Heinrich, den Vetter Barbarossas, wenn im Hessischen ein Löwe gefangen wird und jeder, zumindest der elitären Hörer des Liedes, weiß, dass in Hessen keine Löwen im Mittelalter lebten (Zoos gab es m. W. noch nicht mal als Idee). Wie das Nibelungenlied bedauert auch Wolfram, dass die Ideale des edlen Ritters nie erreicht werden. Gleichwohl spricht er sich für Versöhnung aus, was schon im Parzival in der ersten Begegnung der Halbbrüder Feirefiz und Parzival anklingt. Zudem ist - abgesehn davon, dass wir alle aus Afrika stammen - schön, dass die Genetik selbst bei einem Gauleiter 1/8 bis 1/7 orientalischen Ursprungs ist (nicht wegen der Kreuzfahrer, sondern schon wegen des importes von Metallbearbeitung, Viehzucht und Ackerbau. Wer das leugnet, wird wahrscheinlich seine Vorfahren im Museum Neandertal finden ...

Ana Maria hieß das Mädchen und - da musste der Degen lachen, als es ihm seinen zweiten Namen nannte und in seine Sprache als einen "guten Tag" deutete.
Stimmt das vom Kasus her? In seiner doch eher.
Richtig. Wird korrigiert!

"Weg mit allem Fummel!", rief sie und dachte zugleich, wehe dem, der an mir herumfummelt! Denn sie versteht heute noch das krumme und zweischneidige Schwert zu führen wie das geradlinige und scharfe Wort, dass selbst die Amazonen auf den griechischen Vasen erblassen.
Oh je. Ich weiß schon, sie ist ein Prachtweib.
Ächt? Warten wir's ab ...

Warum die den Fergen dann doch vom Boot schmeißen, das hab ich nicht ganz verstanden. waren die denn dann schon von der Lorelei genügend weit entfernt und der Fährmann abgebracht von seinem schändlichen Zeitvertreib? Ich habs nicht verstanden.
Die Frage ist schon berechtigt. Aber ein Mord wäre endgültig ... und ich lass ja das Schicksal des Paares offen. Tatsächlich ist bis zur Loreley ja noch ein ganzes Stück und im Ernst: Warum traut keiner einem Krieger oder einer Amazone zu, das Ruder selbst in die Hand zu nehmen, selbst wenn die Strömung arg ist ...

So und jetzt will ichs mal gut sein lassen. Wunderschön und lustig und trotzdem auch kritisch. Ich habe es sehr genossen.
So soll'sauch sein!

Dank Dear und einen guten Tag noch vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Merhaba!,

liebste

maria.meerhaba
,

schön, dass Du trotz schwerster und auch negativster Erfahrungen mit meiner Art zu schreiben in dies kleine Werk hineingeschaut hast! Mit Bestürzung les ich dann, dass Dir die kleine Reise nicht gefällt.

Übertreiben nicht alle Religion um eine Spur zu viel?
Ja, aber die Literatur doch auch - oder? Aber ich weiß, was Du meinst. Hat auch halt mit Macht und Gewalt zu tun. Wichtig ist allein, wie einer sich gegenüber dem andern verhält. Da hat Erich Kästner das m. E. genialste Gedicht des vorigen Jahrhunderts geschrieben: "Es gibt nichts Gutes / außer man tut es."

Aber auch mal ne Gegenfrage, weil ich wohl zig Söhne Osmans kenne und mit manchem befreundet bin, aber keiner ist Hodscha oder hätte mir je einen vorgestellt

Manche moderne Hodschas sind der Meinung, dass eine Frau sich im jetzigen Zeitalter nicht mehr zu verhüllen braucht (außer beim Gebet), ...
wissen die denn nicht, dass man sich nicht verstecken kann vor welchem Gott auch immer. Der hat einen Röntgenblick und kann ja sogar durch meinen Geichtsteppich das Gesicht erkennen (morgen oder übermorgen kommt der ab - Vietnamnahkampfschnitt, sozusagen, sonst muss ich noch den Nikolaus geben. Ich erschreck keine Kinder!)

Siehste, jetzt schweifen wir beide ab. Ist ja ganz einfach ...

abwärts gen Cuba
Ich habe das schon immer als das hässlichste deutsche Wort empfunden: gen
Warum? Gesprochen könnte man da ein genuscheltes "gehn" raushören, es ist halt eine alte Form des Verbs gegen, dass ja eigentlich wie stottern klingt ...
Also machte sich auch auf der vom Kürenberg.
Fehlt da nicht irgendetwas?
Nicht, dass ich es sähe ... Möglich wäre ein umständlicheres "der von dem Kürenberg(e)"


Und also zog er wohl ein halbes Dutzend schwarzer Tücher von dem Gestürzten
Du hast mich mal kritisiert, dass man einen Satz nicht mit Und beginnen sollte :3
Echt? Da müsst ich mal schauen ... Okay, ohne schadet nicht.

Ana Maria hieß das Mädchen
Wie süß Du hast mich auch in deine Challenge eingebaut.
So bin ich halt ...

Ich bin mir sicher, ich bin hier nicht die einzige Leserin, die einen gewisses Problem mit deinem Stil hat und sich nur schwer in deine Geschichten einleben kann.
Da sind wir wieder am Anfang, bei der Übertreibung: Du sollst Dein Leben leben und Literatur lesen. Ich halt mehr von Distanz (deshalb stehen ja auch die Verse zur Schwarmintelligenz am Anfang. Man erkennt außerhalb der Masse mehr, als nur seinen Vordermann und die Leute an der Seite ... So hat es auch schon Gottfried Keller gehalten, der ach ein 48-er war und immerhin der Nationaldichter der Schweizer.

Und weil ich so ehrlich bin: Bis zu diesem Satz, bis hierhin war für mich alles BLABLABLAundHistorikundZeug.
Ist es doch auch. Und Historik ist der Anfang aller Geschichten - bis hin zum Wort, eine substantivierte Partizibildung des Verbs "geschehen".
Erst hier, wo die beiden Figuren aufeinandertreffen, erst hier kriegt die Geschichte etwas Leben und wird interessant.
Immerhin!

"Weg mit allem Fummel!", rief sie und dachte zugleich, wehe dem, der an mir herumfummelt!
Und das ist eine schöne Beschreibung!
Ja, ein Kommentator fühlte sich daran erinnert, dass so eine Wortkriegerin beschrieben werden könnte (mein J, das ist mal wieder gezwierbelt ...) Muss ich nachschauen, wer_s war. Mach ich gleich auch ... aber erst hier zu Ende.*

Ich komme nicht klar, lieber Friedl. Für einen Moment habe ich einen Lichtstrahl in der Geschichte gesehen, eine Handlung, die wirklich Leben in alles gebracht hat, doch dann verirrst du dich wieder in diesen Erzählungen von dies und jenes und ich kann dem nicht folgen, sondern verliere mich in den Wörtern und weiß am Schluss nicht wirklich, was ich da gelesen habe. Dein Stil, deine Erzählweise, ich werde mich wohl niemals damit anfreunden können und deshalb mache ich hier einen Punkt, weil ich mich wohl nur noch wiederholen werde.
Ich glaub nicht, dass ich mich "verirr", aber dass ich verwirren kann, wusst ich schon seit der Einsatzgeschichte. Ich will halt alles, von der Kindersprache bis zur alten Sprache können ...

PS.:
Wir haben doch hier an Bord die Fachfrau: "Deutsch" Alman oder besser Almani, liebe @maria.meerhaba ...
Alman ist besser. Almani kenne ich gar nicht.
Siehste, lieber alexei
alexei: Diese Stelle ist schön. Almani finde ich aber schöner als Alman. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass du auch Salman Rushdie anspielst, ich verstehe aber nicht, wieso ich das denke.

Ich dank Dir für Deine Mühe/n

liebe maria,
aber im wirklichen Leben bin ich an sich pflegeleicht und zugleich schwierig.

*

chutney: Die Amazone könnte hier glatt eine Wortkriegerin sein. Sowas ähnliches habe ich auch gedacht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedrichard,

schon lange schleiche ich um einen Kommentar zu Deiner Geschichte herum, wie die Katze um den heißen Brei, wobei ich nicht weiß, ob der Kommentar der Brei ist und ich der Kater oder umgekehrt.

Mir geht es letztlich ähnlich wie meinen Vorkommentatoren. Eine assoziative Reise bietest Du, für mich eine Art historisches Wimmelbild, bei dem man immer wieder Neues entdecken kann und man das Gefühl hat, hinter jedem Bild im Bild steckt ein tiefgründiger Humor.

Aber deswegen schreibe ich nicht, denn das haben meinen Vorkommentatoren in ähnlicher Weise auch schon gesagt. Was mich umtreibt ist etwas, das ich nicht so recht in Worte fassen kann, weil es schwer explizit am Text festzumachen ist und daher eher meinem Bauchgefühl entspricht.
Ich lese den Text auch als eine Satire oder eine Gesellschaftskritik mit durchaus aktuellem Bezug. Ich versuche das mal an einem kleine Auszug festzumachen:

... schlanker Araber scheute, stürzte und seinen Reiter unter sich begrub. Und während der Araber versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, erklang eine hohe und weiche, unerschrockene Stimme in der Sprache der Ostmark:

"Könnt's er mir bittschön aufhelfen, der edle Herr?!"

Verblüfft und doch galant, wie es nur ein Mann seines Standes heute noch sein kann, stieg Valco vom hohen Ross, half dem nervösen Gaul wieder auf die Beine, beruhigte ihn und erblickte auf dem Boden des Schlachtfestes eine in schwarz vermummte, schlanke Gestalt, die im heftigen Tone rief:


Man kann den Araber (im Text ist damit das Pferd gemeint) durchaus auch mehr im Wortsinne nehmen und den "Araber" als Symbol für die Araber oder - weiter gefasst - das "Islamische Volk" nehmen, wobei dann der edle Herr zum Symbol des Westens wird und die Amazone zum Symbol für die (emanzipierten) Frauen.

Das ist natürlich nur ein kleiner Textschnipsel, aber diese Art von Symbolik zieht sich für mich durch den ganzen Text, weswegen ich auch an der folgenden Stelle, zum Beispiel einen Bezug zur aktuellen "metoo"-Debatte ausmachen kann:

Vor allem aber war Ana es leid, sich immer wieder und immer wieder ihres Wesens verstellen und den Leib hinter Tüchern verstecken zu müssen, dass sie das Schicksal als Beute gelassen hinnehmen konnte.

"Weg mit allem Fummel!", rief sie und dachte zugleich, wehe dem, der an mir herumfummelt! Denn sie versteht heute noch das krumme und zweischneidige Schwert zu führen wie das geradlinige und scharfe Wort, dass selbst die Amazonen auf den griechischen Vasen erblassen.


Vielleicht ist das auch eine Lesart, die schon einer der anderen Kommentatoren angesprochen hatte und ich war nur blind und habe es übersehen.

Ich könnte jetzt noch weitere Stellen herausgreifen, um diese Art von Symbolik/Interpretation zu untermauern (siehe alleine den Titel und die Zitate am Anfang, welche ebenfalls in eine solche Richtung weisend verstanden werden können), aber darum geht es mir nicht (wer weiß, ob diese Symbolik auch überhaupt beabsichtigt ist), sondern mir geht es nur darum aufzuzeigen, dass es (für mich) eine solche Lesart gibt und wenn man diese Symbolik in den Text hineinliest, sich noch weitere Facetten mit aktuellem Bezug ergeben.

Diese Facetten könnten eventuell auch die Frage nach der (bewussten oder unterbewussten) Intention des Autors beantworten, die sich barnhelm gestellt hat (

Auf der anderen Seite hakt es bei mir immer ein wenig bei der Frage nach der Intention des Autors.
).

Für mich ist das daher ein sehr starker Text, der viel mehr Pulver enthält als "nur" eine historische Reise.

Bester Gruß

Geschichtenwerker

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Geschichtenwerker,

schön, dass Du dich in die gute Stube traust. Aber warum "herumschleichen", wenn doch neben der Historik - die bei mir immer mitspielt, wurd ich doch schon in der Realschule gefragt, wenn der Geschichtslehrer nicht mehr weiter wusste - und das nicht nur bei Sinnsprüchen wie "drei drei drei,vor Issos Keilerei", ich wusste auch vom großen Alexander und dem unterliegenden Dareius zu erzählen und finde etwa in Erdogan, Putin, Trump (in alphabetischer Reihenfolge, ich weiß nicht, wer von den dreien mir der unsympathischere ist) sowas wie den wiederauferstandenen Napoleon III., wobei diese neueren Treppenwitze viel gefährlicher sind als ihr demokratisch gewähltes Vorbild - warum schreib ich eigentlich nicht vor, dass meine Sätze ein bisschen kürzer werden? Zurück zum Anfang! - neben Historik neige ich zur Satire, die dann auch vorneweg als Schublade dient, wenn ich Historik und Satire angebe. Dass da keiner - zumindest hab ich es jetzt nicht parat - vor dir darauf kam - keine Ahnung.

Aber jetzt ist ja neben der Frau Guten Tag auch das geklärt.

Ich lese den Text auch als eine Satire oder eine Gesellschaftskritik mit durchaus aktuellem Bezug. Ich versuche das mal an einem kleine Auszug festzumachen:
... schlanker Araber scheute, stürzte und seinen Reiter unter sich begrub. Und während der Araber versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, erklang eine hohe und weiche, unerschrockene Stimme in der Sprache der Ostmark:
"Könnt's er mir bittschön aufhelfen, der edle Herr?!"
Verblüfft und doch galant, wie es nur ein Mann seines Standes heute noch sein kann, stieg Valco vom hohen Ross, half dem nervösen Gaul wieder auf die Beine, beruhigte ihn und erblickte auf dem Boden des Schlachtfestes eine in schwarz vermummte, schlanke Gestalt, die im heftigen Tone rief:
Man kann den Araber (im Text ist damit das Pferd gemeint) durchaus auch mehr im Wortsinne nehmen und den "Araber" als Symbol für die Araber oder - weiter gefasst - das "Islamische Volk" nehmen, wobei dann der edle Herr zum Symbol des Westens wird und die Amazone zum Symbol für die (emanzipierten) Frauen.
Und in der Tat, die Überheblichkeit des Abendlandes setzt sich ja im kapitalistischen Imperalismus fort und nehmen wir die Urkatastrophe des 20. Jh., wenn die Vöker der arabischen Halbinsel zum Aufstand wider das Osmanische Reich (Verbündeter der Achsenmächte) angestachelt wird mit dem Versprechen der Unabhängigkeit und nach Interessenlagen in Kolonien willkürlich zusammengeschustert werden. Thomas Edward Lawrence, bekannter als Lawrence von Arabien, der leitende militärische Kopf der Guerilla, nahm sich nach den Erfahrungen sowohl negativ auf arabischer Seite, wie auf Seiten der Siegermächt, das Leben. (Nur nebenbei: Seine "sieben Säulen der Weisheit" sind ein Stück unterschätzter Weltliteratur) und schon da, nicht erst durch die Bushranger, ist der Sündenfall.

Ich könnte jetzt noch weitere Stellen herausgreifen, um diese Art von Symbolik/Interpretation zu untermauern (siehe alleine den Titel und die Zitate am Anfang, welche ebenfalls in eine solche Richtung weisend verstanden werden können), aber darum geht es mir nicht (wer weiß, ob diese Symbolik auch überhaupt beabsichtigt ist)
, Isset, will ich nur mal einwerfen
sondern mir geht es nur darum aufzuzeigen, dass es (für mich) eine solche Lesart gibt und wenn man diese Symbolik in den Text hineinliest, sich noch weitere Facetten mit aktuellem Bezug ergeben.
So soll es auch sein. Für reine Unterhaltung bin ich nur für Enkel und Nichten zu haben. Die dürfen mich dann auch Albert nennen.

Für mich ist das daher ein sehr starker Text, der viel mehr Pulver enthält als "nur" eine historische Reise.

Dank Dir und bis bald!

Friedel

 

Das stille Gespräch mit Geschichtenwerker lässt mich zu einem radikalen Schnitt am Anfang führen - denn wie der Zufall halt so spielt, hat einer der Größten unserer Zunft heute Geburtstag und der hat gewiss KEIN Kinderbuch geschrieben und schon gar nicht in einer kindgerechten Sprache:

Vor 350 Jahren wurde zu Dublin, der vielbesungenen Stadt, Joanthan Swift geboren. Ihm schenk und widme ich diesen kleinen Text, dass auch neben der Historik das weitaus wichtigere Genre kenntlich werde!

Dank Dir, Geschichtenwerker!

Friedel

 

Gern geschehen Friedrichard! Schön, dass es sich gelohnt hat, das Schleichen zu beenden und doch ein wenig Senf dazu zu geben.

Lieber Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo Sisorus,

schön, dass Du vorbeischaust, nachdem die kleine Geschichte als Satire erkannt ist, rechnetete ich gar nicht mehr mit einem Beitrag - wobei Du wissen musst, dass ich nie fertig werde, nicht nur wenn ich Vorschläge einbau, sondern weil die Zeitenläufte sich ändern (Beispiel, die Geschichte über die Loveparade zu Duisburg wird durch das/die Gerichtsverfahren eine Änderung erfahren. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Der Text wird im neuen Jahr geändert, nicht ausgeschlossen dass neben den Vorschlägen von erdbeerschorsch.(zeitl. Verschiebung des Vortrags der NL-Strophe), Isegims (szenischer Aufbau) Deine Anregungen berücksichtigt werden.

Aber das lückenhafte liegt in der Satire selbst, die nicht erklären will, sondern zubeißen. Z. B. hier

Der arme Valco muss das personifizierte Abendland abgeben, sich in dessen Namen erst mittelalterlich verprügeln und dann modern ausbeuten lassen - wobei er sich freilich gegen letzteres mit eher mittelalterlichen Methoden wehrt!
Wie sollt ein Kreuzfahrer sich anders als seiner Zeit gemäß verteidigen? Vor allem lässt der Tritt anstelle von Säbel oder Dolch ein Türchen offen. Was Valco nicht wissen kann, der Ferge hat - wie die neuen Kindergenerationen heutzutage durch die Bank - nicht schwimmen gelernt, da ist ein Gott keine großartige Hilfe.

Ja, was Ana Maria Guten Tag betrifft, so soll damit ein emanzipatorischer Vorgang symbolisiert werden, der darum auch freiwillig zurückgenommen werden kann, indem man sich freiwillig die Kleidung wieder anzieht, die man vordem verflucht hat. Vielleicht wird es ja mal Mode, sich zu vermummen. Sicherlich lassen sich Verkleidung und Vermummung synonym verwenden und der Mummenschanz erspart eine unschöne Häufung eines einzelnen Wortes.

Da steckt eine schöne Liebesgeschichte drin.
Mal schau'n, aber da wird das lebende Original hierorts wenig Freude dran haben - tipp ich mal ...

Fragen die mir jedoch bleiben:
"Weg mit allem Fummel!", rief sie und dachte zugleich, wehe dem, der an mir herumfummelt!
Ein witziges Wortspiel natürlich, aber mir kommt die Handlung zu plötzlich und zudem hinterlässt sie bei mir den bitteren Nachgeschmack eines abendländischen Retterkomplexes. Weg von den Osmans hin zu den Almans und dort endlich frei von dem unnützen „Fummel“. Ich glaube, die Stelle würde mich nicht (oder weniger) stören, wenn im Text eingehender auf die Motivation zu diesem sehr symbolischen Befreiungsakt eingegangen werden würde.

Also: Mehr! Länger! Die Spielereien zum Zierwerk degradieren und die Menschen hinter ihnen hervorholen!
Klingt gut, aber das Motiv der Geschichte ist aufzuzeigen, dass wir - wie Karl Kraus es gerne sagte - immer noch die alten Troglodyten sind, wenn auch auf technisch höherem Niveau.

Dank Dir fürs Lesen und Kommentieren und die Anregungen, von denen sicherlich das eine oder andere mit den Änderungen im Januar/Februar berücksichtigt wird.

Bis bald und schöne Tage zwischen den Jahren"

Friedel

 

Aus unserer Jugendzeit tönen doch immer noch das „HaHaHa“ des lachenden Vagabunden und die Meerheimat des Seemanns, der Sehnsucht sät und auf große Fahrt geht, um zu gewinnen, was auch immer, Gold, Weisheit oder Frauen, um endlich bei Heidi Kabel vor Anker zu gehen.
Aber wo ist heute der Ankergrund, den Reisende und Dichter anstreben könnten?
Die Tauben fliegen nach Helgoland, wo auch nur noch das Glauben hilft oder das Fernsehen.
Gefährlich waren,
lieber Friedel,
Reisen nach Jerusalem ja immer schon, probiert es doch gerade die amerikanische Botschaft, um eine Botschaft zu verkünden, die alles andere schafft, nur keine frohe.
Was sucht der Frankemann beim Muselmann?
Deus vult!
Die Brüste der Maria lactans brachten Bernhard nur die schwarze Milch der Frühe.
Wie also steht‘s ums Heilige Römische Reich?
Es verteidigt Werte, abendländische naturgemäß, vor allem die um Linz und um Linz herum und als Entschädigung für die Anstrengung ein bisschen Beute und so.
Unser Valco scheint heute eher als Vertreter von Waffenfirmen den Zug der Kreuzfahrer zu ziehen als als Poet. Also steht’s gut um die die Heilige-Römisches Reichwirtschaft: Dass er dann auch eine Dame, die offensichtlich ein Goetheinstitut besucht hat, mit sich schleppt und textilfrei macht, birgt einen Höhepunkt der europäischen Aufklärung in sich.
Immerhin kämpft Valco für die neue Bescheidenheit und lässt den geldgierigen Fährmann ins Wasser fallen.
Also das Verhältnis Mann/Frau: Männer sind nicht erziehbar und hauen einfach ab. Nur Kriemhild verlor den erzogenen Mann im Kampf mit Adler.
Schön, liebe Friedel, der Ausflug ins Mittelalter, aber Mittelalter ist immer Gegenwart. So bleibt die Überschrift zu untersuchen: Habit, trivial Kleidung, substantiell: Einheit, „Selbst“, dann also Habitat: die Heimat, folglich sind die Habitäter diejenigen, die mit dem Begriff Heimat zu Tätern werden: AfD? CSU?
Beschwörst du ein neues Nibelungenlied herauf? Du am Rhein, ich an der Donau. Stellen wir uns ans Ufer, um den Zug der deutschen Helden gen Ost zuzuwinken? Wer soll das bezahlen? Wir!
Aber dass Unter[s!]berg mit Friede, Freude, Eierkuchen kommen sollte, scheint sachsenvergessen zu sein: Mögen mal die Herrscher da bleiben, wo sie sind: weit von mir entfernt.
Alle Fragen offen?
Sind die richtigen gestellt?
Wie schön ist dein Spiel mit Wissen, eine Jagd durch die Bildungsandschaft, ein Hüpfen von Aufklärungsinselchen zu Aufklärungsinselchen in einem Sumpf von Gefühlsbrei, aus dem das wächst, was sich versteckt dort. Da wird das Lesen zum Vergnügen.
Dreimal darfst du raten, was da im Sumpf drinne hockt. In Linz lernte nicht nur Bruckner, schrieb nicht nur Stifter, sondern es machte sich ein Lohengrin auf, das Unheilige Römische Reich deutscher Nation zu gründen.
Leider fehl mir nun die Erfüllung des Untertitels: Wo bleibt die Strophe für die neue österreichische Regierung?
Und zu Brecht: So lange du so schreibst, bleibt der Vorhang offen.
Es gibt etwas zu sehen: einen bunten Christbaum von deinen Gedanken
Fröhliche Weihnachten
Wilhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Schön, mal wieder von Dir zu lesen,

lieber Wilhelm Berliner,

Aus unserer Jugendzeit tönen doch immer noch das „HaHaHa“ des lachenden Vagabunden und die Meerheimat des Seemanns, der Sehnsucht sät und auf große Fahrt geht, um zu gewinnen, was auch immer, Gold, Weisheit oder Frauen, um endlich bei Heidi Kabel vor Anker zu gehen.
Aber wo ist heute der Ankergrund, den Reisende und Dichter anstreben könnten?

Eine interessante Frage, und näherungsweise bin ich bei Schiller, wenn ich mich selbst zitier "Nur Gast auf Erden sind wir von sehr bescheidenem Verstand, / der Mutter Sprache soll uns werden zu Himmel, Erd' und Vaterland!" (Chanukka) weiß ich eine Antwort.

Was sucht der Frankemann beim Muselmann?
Deus vult!
Gott wollt' und will es, wo Macht im Spiel ist und das tumbe Fußvolk seinen Hass aufs Fremde und den andern ausleben darf mit päpstlichen Segen. Insofern wäre nächstens ein Auszug aus dem Leben des Barbarossa Enkels als Kreuzfahrer zu erzählen, der Jerusalem ohne Blutvergießen per Vertrag für ALLE öffnete und so den Unwillen des Heiligen Vaters - schon die Bezeichnung zeigt organisierte Balsphemie an, nicht nur in bewegten Zeiten.

Immer schon haben die Waffenschmiede hohes Ansehen genossen, so hoch, dass die Namen der Schmiede nicht nur mit den Namen der langen Messer verknüpft wurden, sondern gar zum Sagenkreis um Wieland den Schmied wuchsen (wäre mal interessant, Daedalus mit dem germanistischen Wieland zu vergleichen. Schließlich war das Labyrinth auch eine Todesfalle, wenn auch als Opfer verbrämt.

Zufall, dass Linz zwo Spitzen der NS-Zeit einige Zeit beherbergte: Hitler wie Eichmann. In die Geschichte ist es auf zweifache Weise geraten, wegen des Kürenbergers und weil es den gleichnamigen Ort am Rhein gibt. Natürlich wäre das viel schräger, wenn ein Routenlaner oder das Navi einen mal wieder an der Nase herumführt.

Also das Verhältnis Mann/Frau: Männer sind nicht erziehbar und hauen einfach ab. Nur Kriemhild verlor den erzogenen Mann im Kampf mit Adler.
Nun ja, unter metoo würde Brunhilde aber wider Siegfried gewettert haben (versteht unter uns vielleicht noch eine handvoll User hierorts, was das meint. Und nicht grundlos hab ich mal hierorts 9/11 mit dem NL verglichen).

Schön, ... Friedel, der Ausflug ins Mittelalter, aber Mittelalter ist immer Gegenwart.
Oder,wieÄs Karl Kraus sagt: Wir sind immer noch die alten Troglodyten, nur eben auf höherem technischen Niveau.

Beschwörst du ein neues Nibelungenlied herauf?
Gefallen würd's mir ...

Leider fehlt mir nun die Erfüllung des Untertitels: Wo bleibt die Strophe für die neue österreichische Regierung?
Schöner Gedanke,nach dem ersten Kanzler auf teutschem Boden - Hagen/Högni - den jüngsten Kanzler auf teutschem, pardon, ostmärkischem Boden.
Über Kurz oder Lang schau ich mal, mich zu entscheiden. Bei den anstehenden Änderungen sicherlich nicht ausgeschlossen, wenn ein Name schon für eine Redewendung herhalten kann. Und wie sagt der olle Brecht schon so richtig über die Bauart langwährende Eerke - solange sie dauern ...

Danke fürs Lesen und Kommentieren und

einen feinen zwoten Weihnachtstag und einen Guten Rutsch (den man in unserm Alter nicht mehr allzu buchstäblich nehem sollte)

Tschüss

Friedel

 

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