Also, ich denke erstmal, das eine KG im Grunde meistens eine bestimmte Situation erzählt, in de ein Charakter involviert ist.
Sprich, meistens hat man es mit Charakteren zu tun, die sich schnell für den Leser entfalten solten, sonst kämpft er am Ende immer noch mit den Figuren und die Geschichte ansich geht über Bord. Klar gibt es auch Gegenbeispiele, aber meiner Meinung nach liegt das Ziel (m)einer Kurzgeschichte(n) darin, existierende Charaktere in einem Moment ihres Lebens zu beschreiben, der sich dann auf die Lebensansicht/Lebensweise des Charakters oder im ersteren Fall auf die Lebensansicht des Lesers auswirkt (das wäre dann auch der optimale Fall...).
Dabei muss der Charakter so beschrieben werden, daß er
a) glaubhaft und
b) emotionserweckend wirkt.
Die Story in KGs muss, glaube ich, im Gegensatz zu Romanen, schon in den ersten Zeilen fesseln (sei es z.B. durch Beschreibung des Handlunsortes, einem Vorgriff auf das folgende Geschehen oder ev. einem kurzen Rückblick auf des Charakters Vorleben...oder Umwerfungen der Moralvorstellungen des 'normalen' Menschen, etc.).
Jetzt habe ich mir gerade noch mal die Fragen angeschaut:
1.: Durch die Art, wie der Charakter die Handlung erlebt, auf sie reagiert und wie sie sein Leben/seine Einstellung verändert, wirkt sich die Handlung auf den Charakter aus. Deswegen würde ich der Handlung den Vorzug geben, auch wenn ich nie eine Handlung zugunsten eines blassen Archetypen verhunzen würde wollen.
2.:
Was genau verstehst Du unter einem offenem Ende? Dieses kann sein:
a) "Die Kugel traf sie/ihn in die Brust. Er/Sie sank in die Knie. Langsam, gleich dem stetigem Rascheln der Blätter sank er/sie zu Boden."
b) wie a) und dann: (Absatz)---"Sie/Er war nicht der/die Erste/r, die/der den Dschungel überlebt hatte. Im Hubschrauber sah er/sie dem nach Schweiß stinkenden Sanitäter in die Augen und sagte: "Es waren nicht die Russen( Amerikaner, Chinesen, Deutschen, Hindus, Alpha Centauren, etc...), es waren diese...."Noch während seine/ihre blutverkrusteten Lippen die Worte herauszupressen vesuchten, wirkte die Injektion, die durch die schnell gestochene Kanüle floß, und von den Augenrändern her überzog Dunkelheit die Welt.
Danke, dachte er/sie, während der Hubschrauber stetig gen Heimat flog."
Beides ist irgendwo offen. Bei a) ist nicht klar, daß der Protagonist überlebt, bei b) ja, aber wer war es, was sollt über diese Lippen kommen? Wer es schafft, KGs ohne irgendeine Auflösung zu schreiben, so, daß der Leser trotzdem zufrieden ist, braucht - denke ich gerade - mehr Arbeit, als einer, der eine wie auch immer geartete Auflösung schreibt (wobei zumindest b einen Ansatz geben könnte).
Aber da es jetzt fünf Uhr morgens ist und ich gerade von einem Geburtstag komme, mag ich hier noch drunter schreiben, daß ich dummerweise unter extremen Alkoholeinfluss stehe und deswegen erst morgen Verantwortung für diesen Text übernehme.
Aber bis jetzt gefällt er mir.
Gruß, baddax
[Beitrag editiert von: baddax am 03.02.2002 um 05:20]