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Hans-Joachim Klevert

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24.01.2003
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Hans-Joachim Klevert

Ich möchte diesen Menschen vergessen. Seit dreißig Jahren möchte ich Hans-Joachim Klevert vergessen, überwinden, loswerden. Aber ich kann nicht. Hans-Joachim Klevert hat sich in meinem Hirn festgebrannt, und schlimmer noch: Er regiert meine Psyche. Ich bin in seiner Hand.

Ein Beispiel nur. Letztes Wochenende räumt meine Frau die Küche auf. Sie stellt die Reibe dekorativ an eine Stelle neben dem Herd, legt den Kopf schief, betrachtet die Reibe, erwägt ihre Wirkung auf die Gäste, die an diesem Abend kommen. Sie kratzt sich und schüttelt den Kopf. Sie lässt die Reibe im Küchenschrank verschwinden und zieht stattdessen den Gewürzmörser heraus. Sie untersucht, wie sie diesen geschickt platzieren könnte, probiert unterschiedliche Stellen aus, ist aber mit der Wirkung nicht zufrieden. Nun zieht sie den Nussknacker hervor. Als sie nach einer Position für diesen sucht, hält es mich nicht länger am Küchentisch. Ich springe auf, reiße ihr den elenden Nussknacker aus den Händen und schmeiße ihn zurück in die Schublade.

Sie sehen, wie angegriffen meine Nerven in solchen Situationen sind. Normalerweise bin ich ein ruhiger Mensch; nur ganz selten einmal reißt mir der Geduldsfaden. Aber manchmal kann ich mich einfach nicht zurückhalten, und ich glaube, dass das mit Hans-Joachim Klevert zu tun hat. Vielleicht hilft es mir, wenn ich Ihnen von ihm erzähle.

Vor dreißig Jahren war ich in einem Architekturbüro beschäftigt. Es war meine erste Anstellung nach der Universität. Ich gewöhnte mich schnell an die neue Umgebung; schon nach kurzer Zeit fühlte ich mich recht wohl. Ich saß mit einem schon etwas älteren, ruhigen Architekten in einem kleinen Büro. Ich verstand mich sehr gut mit ihm.

Die Firma expandierte, und so wurden bald neue Leute gebraucht. Ein Bewerber nach dem anderen stellte sich vor. Eines Tages kam dann Hans-Joachim Klevert. Er bekam den Platz neben mir.

Ich kann nicht sagen, dass er mir vom ersten Tag an den Nerv tötete. Eigentlich weiß ich nicht genau, wann das anfing. Zu Beginn lief alles ganz normal ab. Am Vormittag des ersten Arbeitstages rief ihn der Chef zu sich, und Klevert kam mit einem dicken Ordner voller Akten zurück. Klevert legte den Ordner in die rechte obere Ecke des Schreibtisches und begann seinen Platz aufzuräumen. Die Rechenmaschine schob er an den linken Rand des Tisches. Dann besorgte er sich von der Sekretärin drei Bleistifte, einen Locher, eine Rolle Tesafilm, einen Spitzer, ein Paket Büroklammern, einen Klammerapparat und zwei Schreibblöcke, einer kariert, der andere liniert. Mein Kollege und ich sahen uns an. Wir waren immer mit einem Bleistift ausgekommen.

Als wir in die Mittagspause gingen, waren die fabrikneuen Bleistifte frisch gespitzt und lagen parallel, die Spitzen nach oben in einer Reihe neben der Rechenmaschine. Der goldfarbene Aufdruck lag obenauf, so dass Klevert auf einen Blick erkennen konnte, welcher Stift welche Härte besaß, wie er mir erklärte. Der Locher, der Klammerapparat, der Spitzer, die Büroklammern und der Tesafilm waren am rechten Rand von Kleverts Schreibtisch aufgebaut, während die beiden Schreibblöcke zwischen diesen und dem Ordner lagen.

Als wir vom Mittagstisch zurückkamen, saß unser neuer Kollege immer noch an seinem Platz. Offenbar hatte er dort gegessen, jedenfalls war eine Brotzeitdose zu den Gegenständen auf dem Tisch gekommen. Den Nachmittag verbrachte Klevert damit, die Gegenstände in seinen Schreibtischschubladen zu ordnen, die Schubladen mit säuberlich beschrifteten Etiketten zu versehen und danach die benutzten Bleistifte erneut zu spitzen.

Um 17 Uhr 30 verabschiedeten wir uns von Klevert und wünschten ihm einen schönen Feierabend. Als wir gingen, lag der Ordner immer noch unberührt in der rechten oberen Ecke seines Schreibtisches.

Die Sekretärin musste für den Chef noch Briefe tippen und machte Überstunden. Wie sie uns am nächsten Tag erzählte, war Klevert um 19 Uhr 30, als sie ging, noch immer im Büro.

Am folgenden Tag machte sich Klevert daran, den Inhalt der Schubladen genauer in Augenschein zu nehmen, die Funktionsfähigkeit des Klammerapparats und des Tesarollers zu überprüfen und schließlich, nach einem Arbeitstag von elf Stunden, die Bleistifte für den nächsten Tag säuberlich zu spitzen. Am dritten Tag nahm sich Klevert den Ordner vor. Zuerst sichtete er den Inhalt. Dann nahm er sämtliche Blätter heraus und verteilte sie auf etwa zehn Stapel über seinen Schreibtisch. Am Nachmittag begann er, die Blätter, durch beschriftete, verschiedenfarbige Einlagekartons getrennt, wieder in den Ordner einzulegen - eine Arbeit, die am Mittag des folgenden Tages beinahe abgeschlossen war.

Natürlich waren wir beide, mein Kollege und ich, neugierig, wie der Chef auf Klevert reagieren würde. Wir kannten unseren Chef: Er würde auf die Erledigung der Arbeit dringen, er würde auf Kliententermine verweisen, Klevert unter Druck setzen. Er würde bald merken, wie der Hase lief, immer ärgerlicher werden und Klevert noch in der Probezeit wieder hinauswerfen, ja wahrscheinlich schon nach einem Monat.

Drei Wochen vergingen, aber nichts Außergewöhnliches geschah. Klevert wurde einmal wöchentlich zum Chef befohlen, wie wir auch. Wir machten uns manchmal den Spaß, seine Bleistifte in Unordnung zu bringen, oder den Tesaroller auf dem Tisch zu verschieben. Nach ungefähr einer halben Stunde kam Klevert jedesmal seelenruhig zurück und ordnete zunächst einmal seinen Schreibtisch. Nichts ließ darauf schließen, dass es zu einer Auseinandersetzung mit dem Chef gekommen wäre. Als der Chef dann im zweiten oder dritten Monat nach Kleverts Einstellung einmal beiläufig seinen lobenswerten Einsatz erwähnte, stand es schließlich fest für uns: Klevert würde bleiben.

Der Chef hatte einfach zu viel zu tun, um abschätzen zu können, wer von seinen Angestellten gut arbeitete. Die einzige Möglichkeit bestand darin, festzustellen, wie lange ein Mitarbeiter im Büro war. Und da ließ Klevert nichts auf sich kommen. Er saß Tag für Tag zehn bis zwölf Stunden im Büro, und er achtete peinlich darauf, immer als letzter zu gehen. Wenn einer von uns Überstunden machen musste, dann blieb er auch einmal vierzehn Stunden. War dagegen der Chef einmal für zwei Tage außer Haus, so kam er oft erst gegen elf Uhr, erledigte umfangreiche Einkäufe in der Mittagszeit, vertrieb sich den Nachmittag mit privaten Telefongesprächen und ging zeitig.

Ich habe Klevert im Verdacht, dass er regelmäßig spätabends, wenn alle gegangen waren, den Terminkalender des Chefs durchsah, um immer über die optimale Anwesenheitszeit informiert zu sein. War der Chef morgens beim Frisör, dann kam auch Klevert später. Kam der Chef außer der Reihe einmal schon um Sieben ins Büro, war Klevert schon vor ihm da.

Vielleicht verfügte Klevert auch über einen sechsten Sinn, was die Absichten des Chefs betraf. Einmal saßen wir zum Beispiel bis spät in die Nacht zu zweit im Büro, Klevert und ich. Alle anderen waren längst gegangen, denn der Chef war auf Reisen und nicht vor Ende der Woche zurück zu erwarten. Aber ich musste eine Arbeit fertigmachen, und so brummte ich wohl oder übel ein paar Überstunden ab. Während ich arbeitete, durchstreifte Klevert die Büros oder spitzte seine Bleistifte.

Um zehn Uhr abends klingelte das Telefon. Klevert war sehr schnell am Apparat und hob ab. Es war der Chef. Klevert freute sich offensichtlich wie ein Schneekönig, dass er seine Anwesenheit und seinen überdurchschnittlichen Einsatz wieder einmal beweisen konnte, indem er sich zu so später Stunde noch am Telefon meldete. Eigentlich wollte der Chef aber mit mir sprechen. Er wusste, dass am nächsten Tag verschiedene Unterlagen fertig sein mussten und hielt mir eine Gardinenpredigt: dass die Zeichnungen noch nicht in Auftrag gegeben waren, dass die statischen Berechnungen noch nicht fertig waren und so weiter. Ich musste zugeben, dass ich die Arbeit unterschätzt hatte, und dass ich einiges schlicht vergessen hatte. Ich gab alles zu, was der Chef mir vorwarf. Ich kannte ihn, es hatte keinen Sinn, ihm zu widersprechen, wenn er in Fahrt war. Ja, ich hatte Fehler gemacht. Natürlich: Nur wer nichts tut, macht keine Fehler. So wie Hans-Joachim Klevert.

Lange war ich dann nicht mehr bei meinem ersten Chef. Schon mehrere Male habe ich seit damals den Arbeitgeber gewechselt, und Klevert ist schon längst aus meinem Blickfeld verschwunden. Ich weiß nicht, was aus Klevert geworden ist. Ich versuche, ihn zu vergessen. Aber noch heute sehe ich ihn an seinem Schreibtisch sitzen und Bleistifte spitzen.

 

Howdy leixoletti,

das ist mir ja einer, der Herr Klevert! :D

Du kitzelst die ganze Sache sehr schön an, ich konnte mir immer besser vorstellen, was dieser spezielle Herr für ein Typ ist (und auch, was so ein Typ aus und mit seinen Kollegen machen kann), gar köstlich. Knochentrocken, ohne Holpern und rund erzählt, dafür mit jeder Menge gespitzter Bleistifte, kommt die Story bis kurz vor den Schluß sehr unterhaltsam daher.

Dort allerdings geriet ich ein wenig ins Schleudern.. nach der Anmache hatte ich irgendwie mit einem etwas spektakuläreren Ende gerechnet, nachdem laut Einleitung der Protagonist ja bis zum heutigen Tage unter den Nachwirkungen der Allüren und Eigenheiten des Herrn Klevert leidet. Das ist nicht recht schlüssig.. da fehlt mir ein gewisser Clou, ein Höhepunkt oder eine Auflösung.

Ansonsten habe ich mich sehr amüsiert und habe nix zu meckern! :D

LG Die Trainspotterin

 

Hallo leixoletti,

erstmal, wie hier so üblich, herzlich willkommen auf kg! :)
Feinen Einstand haste da gegeben.:thumpbsup:
Deine Geschichte gefällt mir vom Thema her sehr gut und die Art wie du Geschichten erzählst mag ich auch.

Was mir gefehlt hat, war eigentlich dasselbe, was bereits Frau Trainspotterin angemerkt hat.
Ich würde es so umschreiben, dass mir mehr Tiefengründigkeit gefehlt hat.
Was mich auch etwas gestört hat, ist die Verbindung zwischen der Ehefrau des Protagonisten und Herrn Klevert. Da hab ich nur mit Mühe eine Verbindung herstellen können, die wohl darin liegt, dass die Frau Gegenstände an bestimmten Stellen platziert oder?

Damit begrenzt du die üblen Eigenschaften des Herr K. aber deutlich und setzt den Leser (also mich Doofchen :D) glatt auf die falsche oder einseitige Fährte. Kleverts besonderes Image liegt ja in seiner widerwärtigen Faulheit, die noch nicht einmal vom Chef bemerkt wird.
Übrigens gibts diese Sorte Mensch sehr oft, ich fürchte, die haben bei aller Faulheit immer noch Zeit, sich kräftig zu vermehren. ;)

Wie auch immer, ich möchte hiermit deine Geschichte keineswegs runtermachen, denn sie ist wirklich gut geschrieben. Es geht mir nur immer so, dass ich bei einer guten Geschichte mir frecherweise erlaube, den Autor zu noch höheren Höchstleistungen anzutreiben, also die Messlatte ein Stückchen höher setze. Vermessen nicht wahr? ;)

Lieben Gruß
lakita

Übrigens, wenn auch offtopic, aber bitte schreib doch mal was zu deinem höchstinteressanten Nick, was bedeutet er?

 

Hallo Trainspotterin,

danke fürs kritische Lesen des langen Textes und dein Lob. Ich glaube, ich verstehe, was du meinst. Eine Pointe ist es wohl nicht, die da fehlt. Eher eine "Auflösung", wie du es bezeichnest, ein Gegenstück zum ersten Absatz. Da ist was dran. Vielleicht so: "Ich versuche ihn zu vergessen, aber ich fürchte, ich werde mit ihm leben müssen."

Ich könnte auch versuchen, zu beschreiben, wie der Ich-Erzähler versucht, mit dieser Klevertschen Lebensart zurecht zu kommen - die ihm bei anderen Menschen immer wieder begegnet. Meditation, Geschichten schreiben oder so. Werde mal drüber nachdenken.

Danke und Grüße aus dem trüben München,
dein Leixoletti

 

Hallo lakita,

danke für das warme Willkommen und die Ermunterungen - die kann jeder Hobbyautor gut brauchen.

Zum Thema Tiefgründeln: Mir ging es zunächst um die Beschreibung eines Menschen, eine Charakterstudie. Ich glaub, das ist ein gutes Thema für Kurzgeschichten. Sol Stein :teach: meint in seinem Buch "Über das Schreiben": Im Kern jedes interessanten Charakters finden wir Exzentrizität. Die wollte ich darstellen.

Zur Sache mit der Ehefrau: Da magst du recht haben. Mir haben schon andere in meiner Offline-Literaturgruppe (Ibis in München) gesagt, ich sollte das rausstreichen. Jetzt weiß ich auch, warum es stört. thx. Werde das verbessern, auch in Zusammenhang mit dem, was die Trainspotterin gesagt hat.

Mein Nickname ist eine Verfremdung meines Nachnamens Leichsenring. Entstanden ist er als in Rom mal an einem Tag etwa 500 Gramm Pralinen (tartuffi) und genausoviel Eis verspeist habe. Haben mich damals "Leixoletti il grande tartuffo" getauft, obwohl ich gar nicht dick bin. :bonk:

Je höher du die Messlatte setzt, desto besser. Brauchst mich nicht mit Samthandschuhen anfassen, ich bin Kritik gewöhnt und habe mehr davon, wenn mir jemand sagt, wie ich etwas evtl. besser machen kann.

Genauso liebe Grüße von deinem
leixoletti

 

Hallo lexioletti,

mit großem Vergnügen habe ich Deine Geschichte, die mir mehr wie eine Satire vorkommt, gelesen. Ich denke eher an eine Satire, weil ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, dass ein solches Individuum über so viele Jahre seinen Chef an der Nase herumführt....

Deine Art zu schreiben hat mir sehr gefallen, flüssig und pointiert formuliert, und - und das habe ich sehr genossen - fast keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler!!!

Drei Kleinigkeiten sind mir allerdings doch aufgefallen:

"platzieren" plazieren

"Ich saß mit einem schon etwas älteren, ruhigen Architekt in" mit einem Architekten

"stand es schließlich fest für uns: " das finde ich etwas unbeholfen, ich würde schreiben: "stand es schließlich für uns fest" doch das ist vielleicht Geschmackssache.

An der Pointe der story habe ich nichts auszusetzen. Ich finde es muß nicht immer spektakulär sein. Mir reicht schon, dass Hans-Joachim Klevert (ich liebe diesen Namen) sich in seiner Stellung hält!

Liebe Grüße
Barbara

 

Buongiorno al-dente,

danke für dein Lob und die Rächtschreipfähler. Ich korrigiere das sofort.

Den Kollegen gab es wirklich in der Firma, in der ich arbeite, nur halt nicht so extrem. "So viele Jahre" - davon steht aber nix in der Geschichte. Der Ich-Erzähler schreibt nur, dass es 30 Jahre her ist...

Ciao,
il tuo leixoletti (radebrech)

 

Ach? Hat er sich nicht in der Firma gehalten? Da hab ich wohl was in den falschen Hals gekriegt.
Nichts desto trotz bin ich froh, dass der Faulpelz es nicht geschafft hat, den Chef einzuwickeln!
:bounce:

Grüße von Barbara

 

Hallo,

noch mal ich, denn diese alte Geschichte hatte ich eigentlich auf der Agenda. Bin aber nun, nach dem Lesen der Vorgängerkommentare nicht mehr sicher, ob es noch was bringt, hier reinzuschreiben.

Inhalt:
Der Prot. erinnert sich an einen Kollegen, dessen Trick er durchschaut, aber hinter dessen eigentliches Geheimnis er nie kam. Nämlich wie es der Kollege schaffte, im Unternehmen zu bleiben.

Und damit sind wir bei der Kritik, die schon Trainspotterin ausgedrückt hat:
Du steuerst auf einen Höhepunkt zu, den Du nicht erreichst.

Sehr schön schilderst Du die Entwicklung vom ersten argwöhnigen Beoabchten, über Skepsis und Unzufriedenheit bis fast zur Verzweiflung. Aber dann brichst Du ab. Abgesehen davon, dass Du damit nicht hältst, was Du versprichst „seit 30 Jahren will ich H.J. Klevert vergessen“, läßt Du eine halbfertige Geschichte zurück.

Ich brauche keine Auflösung, was Klevert dem Chef erzählt hat oder ob er ihn mit seltenen Pralinen oder Massage bestochen hat. Ich brauche einen Grund für die Geschichte. Ich brauche etwas, warum Dein Prot. es mir erzählt. Denn diese Kleverts gibt es in jeder Firma. Auch bei uns.
Alle regen sich auf, alle schauen entgeistert zu, wie er alle Aufgaben weiterdelegiert, aber der Chef mag ihn.
Irgendwann findet man sich damit ab, dass es Leute gibt, die sich selbst so gut verkaufen können, dass es nicht zählt, was unterm Strich rauskommt. Diese Leute sind beim Rest der Belegschaft nicht sehr geachtet, aber das macht nichts.
Aber wie gesagt, es gibt zwei Möglichkeiten
a) man findet sich damit ab und dann brauchst Du die Geschichte nicht zu erzählen
b) man versucht, ihm ein Bein zu stellen und könnte daran scheitern

Wie wär´s also, wenn Klevert irgendwann die fällige Beförderung bekommt und das eher, als der Prot. und dieser es zum Anlaß nimmt, zu kündigen. Oder wenn Dein Prot. und Klevert ein Team bilden müssen, für einen Auftrag. Und Dein Prot. die Arbeit macht, während Klevert die Lorbeeren einsammelt, was am Ende in der Beförderung endet. Du kannst auch noch Versuche des Prots. einbauen, Klevert eine Falle zu stellen, die dieser umschifft, ohne jemals mit dem Prot. zu reden, denn das ist auch typisch. Es gibt ja dann doch auch Kollegen, die melden es beim Chef und trotzdem kommt der andere durch, diskutiert das ganze aber nicht mit dem Denunzianten, denn offensichtlich kalkulieren sie solche Aktionen mit ein.
Aber erst durch den persönlichen Bezug wird es nämlich essentiell. Derzeit geht es um nichts, als um Mutmaßungen und Beobachtungen. Dein Prot. hat keinerlei Nachteile, außer ein paar Blutwallungen, die man abreagiert, indem man über den Kollegen herzieht, wenn er nicht da ist oder ihn irgendwie ärgert. Aber er könnte auch so tun, als ob er Klevert nicht sehen würde und dann ginge alles seinen Gang.

Insofern mein Vorschlag:
Laß die Einleitung mit der Frau und dem Nussknacker weg (Senkung der Erwartungshaltung), sondern zeige in prägnanten Sätzen einen gebrochenen oder wenigstens enttäuschten Prot.,o der sich nie so richtig erholt hat und dann erzähle, wie es dazu kam, indem Du den Preis erhöhst.
Die Steigerung und die Beschreibung der Klevertschen Figur ist große Klasse. Die Wandlung Deines Prots. vom Beobachter zum Betroffenen aber eben noch nicht vollkommen, aber eigentlich perfekt vorbereitet.

Fazit:
Derzeit ist es eine Charakterisierung einer Figur aus interessierten, aber derzeit unbeteiligten Ferne. Nett, aber belanglos. Aber hier steckt ganz großes Drama drin.

Bin gespannt, ob Du es noch mal aus der Mottenkiste holst. Für mich wäre es jedenfalls der Trost, dass ich nicht der einzige bin, der solche Kollegen hat und die Warnung, dass ich mich lieber damit abfinden sollte, denn bevor ein solcher Springer geschlagen wird, gibt es erst eine Menge Bauernopfer ;)

Grüsse
mac

 

Hallo Jan McSoja,

danke, dass du meine Story gelesen hast. Die Geschichte ist nun drei jahre alt, begonnen habe ich damit vor fünf Jahren. Die Person ist gut geschildert, denke ich - deswegen mag ich die Story immer noch.

Mit der Einleitung spiele ich ein bisschen auf Mitleid. Und es klingt wie Poe: Zugegeben! Überreizt, ganz furchtbar überreizt war ich damals und bin es heute noch... So fängt "Das verräterische Herz" an.

Vielleicht hilft es mir, wenn ich Ihnen von ihm erzähle.
Ich würde mich auch nicht mehr an das Publikum wenden - ist so aufdringlich.

Ich fange also gleich mit Klevert an, mit Ich kann nicht sagen, dass mir Hans-Joachim Klevert vom ersten Tag an den Nerv tötete.

Das andere Problem ist wohl der Schluss, das sagen fast alle Leser. Also, den letzten Absatz durch etwas anderes ersetzen. Aber was? Deine Vorschläge in Ehren, aber irgendwie sind sie nicht nach meinem Geschmack, sorry. Etwas Spektakuläres, wie von Trainspotterin erhofft, wäre für mein Gefühl nicht realistisch.

Ich hab eben einen Alternativschluss geschrieben, aber den muss ich nochmal überdenken, bevor ich ihn poste.

Danke für deine Anregung, mich nochmal damit auseinanderzusetzen.

Grüße,
Stefan

 

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