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Hartmut hält dicht
Die Dorfpolizei fuhr auch an diesem sonnigen Samstag im Herbst routinemäßig die Landstraße entlang, die beidseitig mit Büschen und Bäumen gesäumt war. Siegfried, der den Wagen steuerte und so um die fünfzig Jahre alt war, unterhielt sich mit seinem etwa fünfundzwanzig Jahre jüngeren Kollegen Hartmut, der wegen der gestrigen Party mit seinen Freunden einen „dicken Kopf“ beklagte.
Am Straßenrand entdeckten sie nun ein verlassenes Auto, das mit weit geöffneter Beifahrertür halb im Straßengraben stand. Siegfried hielt an.
„Merkwürdig, der Wagen ist nicht beschädigt, und sogar der Schlüssel steckt, aber ein Fahrer ist weit und breit nicht zu sehen“, wunderte Hartmut sich. Gleichzeitig schlich sich ein Verdacht in sein Bewusstsein, den er besser für sich behielt...
„Jaja“, gab Karl zu, als er auf der Polizeiwache erfuhr, dass sein Auto bereits wieder aufgetaucht war, „ich habe den Wagen gestern gebraucht gekauft und dummerweise den Schlüssel stecken lassen. Wer ahnt denn auch, dass sich nachts jemand auf unserem Bauernhof herumtreibt und ein abgemeldetes Auto klaut? Möchte nur wissen, warum das Mistvieh von Hund nicht angeschlagen hat.“
„Also gut“, schlug Siegfried vor und holte eine Flasche und zwei Schnapsgläser aus dem unteren Schreibtischfach, „du hast dein Auto wieder und verzichtest wegen des steckenden Schlüssels vielleicht besser auf eine Anzeige. Das erspart dir dumme Fragereien und uns eine Menge Papierkram. Wahrscheinlich waren es irgendwelche Bengel aus dem Dorf, die wir sowieso nicht erwischen.“
Nach dem zweiten Doppelkorn hatte man sich auf diese Lösung geeinigt, und die Flasche verschwand wieder im Schreibtisch.
Hartmut lag indes mit seinem Verdacht goldrichtig. Zwei seiner Freunde waren letzte Nacht reichlich betrunken von der Party nach Hause getorkelt, wobei sie die Abkürzung über Karls Bauernhof nahmen. Einer fasste aus Jux an die Autotür: „Hey, die ist ja offen...“
Dass der Vorbesitzer den Wagen mit fast leerem Tank verkauft hatte, merkten die beiden erst etwa zwei Kilometer weiter.