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Heiß-Kalt, starker Mann!
Sicher hat ein wohlgeformter weiblicher Körper seine Reize. Aber dass es Männer gibt, die sich wegen so etwas um den kleinen Finger wickeln lassen, finde ich vollkommen lächerlich.
"Schatzi, was hältst du davon, wenn wir heute Abend mal wieder eine Kerze anzünden, ein Gläschen Rotwein trinken und eine Kuschel-Rock-CD auflegen?" flötet meine Liebste und zwinkert mir verheißungsvoll zu. Mir ist natürlich klar, worauf sie hinaus will. Dieses Zwinkern ist eindeutig genug. Es widerstrebt mir in solchen Momenten an etwas nicht Jugendfreies zu denken. Das gehört sich nicht.
Außerdem kann es dazu führen, dass man sich in Erwartung einer gewissen Situation, zu Dingen hinreißen lässt, die man sonst nicht tut. Zum Beispiel sinnlos Geld ausgeben für Kerzen, Rotwein, Blumen, neuen Ohrschmuck und eine Biedermeier-Kommode, von der mein herrliches Weib schon lange schwärmt. Nur weil ich für den Abend noch nichts anderes geplant habe, antworte ich meinem Rehlein: "Das ist eine ausgezeichnete Idee, Liebling. Welchen Rotwein soll ich besorgen?"
"Nun, starker Mann", haucht meine Süße mit tiefer Stimme, "ich denke ein Cabernet Sauvignon passt sehr gut. Sein langer Abgang, die intensive Kirschfrucht und die leicht süße Pralinennote sind ein echtes Erlebnis für die Sinne."
Ich packe sie an den Hüften und hauche zurück: "Oh ja. Und er mundet hervorragend zu jungem Gemüse, heißen Früchten oder nackten Amazonen." Dabei spüre ich ihre Brüste, denke an dies und jenes am Strand oder auf dem Kanapee und werde jäh aus meiner Phantasie gerissen, weil mich meine Sahneschnitte abrupt zurückstößt.
"So, nun ist wieder gut. Geh und besorg den Rotwein und die Kerzen. Ich habe noch zu tun. Ach ja", sie senkt nochmals ihre Stimme und pirscht sich an mich heran, "ich würde heute Abend gerne mein neues Ohrgeschmeide tragen."
"Ja, bitte gerne. Nett, dass du mich vorwarnst.", erwidere ich. Sie schlingt ihre Arme um mich: "Es liegt noch beim Juwelier Meyer im Schaufenster auf der rechten Seite. Das mit dem Schild Joop. Du musst es nur abholen, du großer starker Mann."
"Ja, sicher, selbstverständlich, natürlich, das mache ich sofort. Sonst noch irgendwelche Wünsche, Gnädigste?" entgegne ich und meine Herzdame antwortet: "Nein. Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn du mich überraschen möchtest.", und sie setzt mit dem Colombo-Effekt nach "Ach ja und vergiss deine Kreditkarte nicht sonst bekommst du den Ohrschmuck nicht. Aber jetzt geh."
"Dich überraschen. Jawohl, das werde ich. Geht in Ordnung."
Völlig klar im Kopf, ganz unaufgeregt, erledige ich den Einkauf für die private Abendvorstellung, im Gedanken immer auf meiner schönen Couch neben meinem braven Weib. So erwerbe ich eine Kiste Cabernet Sauvignon, ein Paar Ohrringe, dazu die restlichen passenden Schmuckstücke wie Kette, Armreif, Brillantring, Fußfesseln und Handschellen. Bei Blumen-Köhler hole ich außerdem 99 Rosen sowie einen Kaktus und im Möbel-Antik-Laden die Biedermeierkommode.
In der Buchhandlung fesselt mich der Titel "Wie werde ich ein perfekter Liebhaber - Die geheimsten Wünsche der Frauen und wie ich sie befriedige" Nach zweieinhalb Stunden geht plötzlich das Licht im Geschäft aus. Es ist 20 Uhr und der Besitzer spricht mich an: "Wir schließen jetzt. Wollen sie nun das Buch kaufen?"
"Nein danke", sage ich, "so wichtig ist es nicht.", steige in meinen Lastkraftwagen, um den Einkauf nach Hause zu bringen und freue mich auf den gemütlichen Abend in den Armen meiner Amazone.
An der Tür empfängt sie mich: "Mein Gott warst du in Paris einkaufen. Ich warte seit Stunden. Wo hast du den Schmuck und die Kerzen?"
"Auf dem LKW vor der Tür, Liebste. Ich hole nur noch schnell den Kran und bringe alles ins Wohnzimmer. Mach's dir ruhig schon auf dem Sofa gemütlich."
In Windeseile bestücke ich den Wohnzimmertisch mit 33 Rosen, zwei Weinkelchen, drei Kerzen und einer geöffneten Flasche Cabernet. Von den restlichen Rosen reiße ich die Blütenblätter ab und verstreue sie auf dem Boden und auf der Couch. Die Ohren meiner Süßen bekommen ihr Geschmeide, der Hals die Kette, ihre Seele bekommt den Ring und ihr Libido die Kommode.
"Oh, das ist ja herrlich mein Bärchen. Ich danke dir. Wie kann ich das wieder gut machen?", freut sie sich.
"Ach nicht doch, Schatzi, ist nicht der Rede wert. Mir war eben danach. Ich bezwecke damit rein gar nichts. Setz dich nur recht entspannt auf das Sofa und lass deine Sinne in die Ferne schweifen. Wenn ich deine Lieblings-CD aufgelegt habe, komme ich zu dir und wir können an dieses oder jenes oder etwas anderes denken."
Kurze darauf knie ich vor ihr, zieh ihr die Hauspantoffeln von den Füßen und beginnen ihre Fußsohlen zu massieren. In dem Buch "Wie werde ich ein perfekter Liebhaber" steht nämlich, dass irgendwo dort der Zugang zum G-Punkt liegt. Was auch immer das ist, es muss die Frauen wild machen. Der Autor beschreibt einen Fall, in dem eine völlig frigide Frau nach einer erotischen Fußmassage zur Nymphomanin wurde.
"Ja", denke ich, "etwas nymphomanischer könnte ich sie jetzt schon gebrauchen. Vielleicht öffnet sie ihr Herz und ihre Bluse und dann…" Ich knete entschlossener, kräftiger, in der Hoffnung, den Zugang zu besagten Punkt zu finden. Aber anstatt ihr Herz, öffnet sie ihren Mund und lacht: "Hi, hi, hi, das kitzelt aber."
Na bitte, da haben wir's wieder. Wie man kitzlige Frauenfüße auf 180 massiert, davon steht nichts in dem perfekten Buch. Es ist ein Last als Mann. Da gebe ich hunderte Euro aus, studiere Fachbücher perverser Autoren und am Ende hat die Dame des Hauses kitzlige Quanten. Aber mir ist's gleich. Ich bin schließlich nicht so ein geiler Bock wie der Schulze. Er sabbert jedem Rock hinterher. Pfui.
"Nein, ist okay, wenn du kitzlig bist.", sage ich. "Ich dachte nur, du würdest da so ein Kribbeln spüren. Willst du noch etwas Wein, schöne Frau?"
"Ja einen kleinen Schluck bitte."
"Im Glas oder im Bauchnabel?", greife ich erneut an. Angeblich bringt das die Frauen um den Verstand. Sie würden ihre letzten Hemmungen ablegen und rhythmisch genommen werden. Hoch und runter, hoch und runter, nehme die Flasche, kippe Wein in den Nabel, wundere mich, wie viel da hineinpasst, plötzlich schreit mein Weinkelch auf: "Igitt ist das kalt!", und ich komme aus dem Rhythmus und finde die Kommode und die Ohrringe gar nicht mehr so schön. Ob der Buchautor überhaupt weiß, was Frauen wollen oder ist die Meine nicht von dieser Welt? Na gut. Egal. Ich will nichts erzwingen. So nötig habe ich's nicht.
"Oh, ich wollte dich nicht erschrecken, mein Schatz.", entschuldige ich mich "ich dachte die Flüssigkeit würde deine Fantasie beflügeln. Tut mir leid."
"Ach ist nicht schlimm. Bin gleich wieder da. Muss nur kurz auf Toilette."
Nun weiß ich, wenn sie das sagt, macht sie sich frisch für die schönste Sache der Welt. Ich klappe das Sofa um, richte die Kissen her. Sie und ich zusammen vereint, so wie der Herr uns geschaffen hat. Bestimmt kommt sie halb nackt wieder zurück und dann... Sie kam auch zurück, im Negligee. Eine Augenweide.
"Ach, ich weiß gar nicht, was ich morgen zu Essen machen soll.", sinniert sie, gähnt und streckt sich gedankenverloren aufs Sofa. Ich schmeiße mich auf sie und zische: "Vielleicht Rollbraten oder Hackfleisch oder Nudeln mit Sahnesoße, du Luder."
"Herbert was ist los? Bist du betrunken?", fragt sie. "Du hast so rote Augen."
Danach verliere ich den Verstand, reiße ihr das Negligee vom Leib und tauche mit ihr für Augenblicke in eine andere Welt. Sekunden später tauche ich ernüchtert wieder auf und denke "Wegen so etwas machen sich manche Kerle zum Affen. Unglaublich."