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Herbst

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23.12.2005
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Herbst

Die Blätter beginnen allmählich sich zu färben: Purpurn, weinrot, orange, sonnengelb und braun. Du hast den Herbst immer besonders gemocht. „Der Herbst verspricht, dass ein neuer Frühling kommen wird“, hast du gesagt. Deswegen besuche ich dich in letzter Zeit immer öfter. Goldenes Licht fällt durch das noch immer dichte Blätterdach ...
... auf die kleine Lichtung. Stundenlang haben wir im See herumgeplanscht, nun liegen wir erschöpft im saftigen Gras und lassen uns von der Sonne trocknen. Im Wald ist es vollkommen still, nur der Wind spielt mit den Blättern, weht den Duft der Blumen herüber. Und plötzlich bist du da, deine Lippen, deine Wärme ...
... Ein Windstoß lässt mich frösteln, die Jacke enger um mich ziehen. Am Horizont ziehen Regenwolken auf - du hast dem Regen immer gern gelauscht, das Tröpfeln und Plätschern hatte in deinen Ohren eine besondere Melodie - ich sollte mich beeilen, aber es ist ja nicht mehr weit ...
... also laufen wir schneller und schneller, um vor dem Regen zu Hause zu sein. Es wird dunkler, der Wind pfeift nun durch die Wipfel und die Luft ist feucht; dann bricht der Regen los. Doch du lächelst nur, nimmst mich in den Arm und so tanzen wir durch den Sommerregen. Zu Hause kuscheln wir uns zusammen und lauschen dem Regen, dem Tröpfeln und Plätschern, und von dir lerne ich sein Lied ...
... Ich bin da, gehe durch das Tor. Ich habe dir keine Blumen mitgebracht, sondern Zweige; bunte Zweige, denn du hast die leuchtenden Farben so geliebt. Auch hier haben die Bäume bereits ihr Festtagskleid angelegt, kannst du sie sehen? Gefallen sie dir? Ich glaube in diesem Herbst sind sie besonders schön ...
... Unser erster Herbst. Wir gehen zusammen durch den Wald und bewundern die Farben. Und die Zweige, die besonders purpurne, weinrote, orangefarbene oder sonnengelbe Blätter tragen, nehmen wir mit und binden sie zu einem Strauß für unsere kleine Wohnung. Sie sind besonders schön in diesem Jahr, so wie alles besonders schön ist, wenn du bei mir bist ...
... Nun gehe ich die Reihen entlang, Reihe um Reihe kalter grauer Steine zieht an mir vorüber, bis ich endlich bei dir bin, an deinem Stein. Die Zweige in meiner Hand glänzen im letzten Licht dieses Tages und ich frage mich, ob sie dir gefallen. Der Himmel färbt sich unter dem heranziehenden Gewitter rot ...
... rotes Blut. Überall Blut. Du atmest nicht mehr. Ich flehe dich an nicht zu gehen, mich nicht zu verlassen. Uns nicht zu verlassen. Küsse deine kalten blutigen Lippen, verzweifle an meiner Machtlosigkeit. Der andere Fahrer ist tot, glaube ich. Es interessiert mich nicht. Ich will, dass du lebst. Sie bringen dich ins Krankenhaus, doch es ist zu spät ... zu viel Blut bedeckt die Straße, meine Hände, mein Gesicht. Schreie gellen in meinen Ohren, meine Schreie? Ich weiß es nicht, weiß nur, dass du nicht mehr da bist ...
... Auf meinen Wangen vermischt sich der Regen mit meinen Tränen; ich lausche seiner Melodie, dem Spiel des Windes mit den herbstlichen Blättern, schaue ihr Fallen an und mir ist, als hörte ich deine Stimme im Wind singen ...
... vor Freude. Du singst vor Freude über diese Nachricht. Legst deine warme Hand auf meinen Bauch und singst. Im Herbst wird es soweit sein, wenn die Blätter der Bäume sich wieder purpurn, weinrot, orange, sonnengelb und braun färben. Voller Vorfreude beginnen wir nun schon am Ende des Winters die Vorbereitungen für den nächsten Herbst. Immer wieder legst du deine Hand auf meinen Bauch und singst, singst von deinen Träumen, meinen Träumen, unseren Träumen ...
... Ein Donnerschlag zerreißt die Stille. Ich sollte jetzt besser gehen, doch ich will noch nicht gehen, kann mich nicht von dir trennen. Zitternd sitze ich im Regen, starre ins Leere, bin selbst leer, warte. Warte, dass auch ich kalt werde.
Doch ich werde nicht kalt, sondern warm. Zum ersten Mal lausche ich dem Regen wirklich, dem Wind, betrachte die purpurnen, weinroten, orangefarbenen und sonnengelben Zweige mit anderen Augen und liebe sie, wie du sie geliebt hast. Und dann lege ich meine Hand auf meinen Bauch- mittlerweile ist er kugelrund- und spüre unseren kleinen Traum. Nun verstehe ich, was du mir damals gesagt hast ...
... “Der Herbst bedeutet nicht den Tod, denn unter dem Schnee des Winters reifen die neuen Triebe heran. Und so gehört bereits der Herbst den Knospen.“ Man kann die neuen Triebe wirklich erkennen, wenn man den Schnee abstreift. Ich male mir aus, wie diese Zweige im nächsten Sommer Früchte tragen werden, um im Herbst zu sterben und neue Knospen zu hinterlassen. „In jedem neuen Trieb steckt auch ein Teil des alten, keiner verschwindet ganz“, sagst du ...
... Du hattest recht. Jetzt weiß ich, dass du immer bei mir bist. In der Melodie des Regens, dem Rascheln der purpurnen, weinroten, orangefarbenen, sonnengelben und braunen Blätter und dem neuen Frühling in mir ...

 

Hallo.
Ich bitte um Nachsicht, falls dies die falsche Rubrik für die Geschichte sein sollte, ich habe versucht, die passende auszuwählen.
Im Übrigen freue ich mich über alle Arten von Kommentaren.
Liebe Grüße
Romilly

 

Hallo Romilly,

bis auf die Gliederung des Textes (Absätze und auch Leerzeichen bei den Punkten), also dem rein Äußerlichen, habe ich nichts zu meckern.
Ein schöner Text.

Die Blätter beginnen langsam sich zu färben
Ist die einzige Stelle, wo ich hängengeblieben bin.
Ist bestimmt richtig, aber ... beginnen sich langsam ... liest sich besser, denke ich.
Doch, doch, der Text ist hier richtig.
Und ich habe ihn gerne gelesen.

Gruß Charly

 

nette Geschichte

Hallo Romilly.

Eine Frau hat ihren Freund, von dem sie schwanger ist, bei einem Autounfall verloren. Sie besucht sein Grab, hat für ihn aber keine Blumen, sondern Zweige buntes Herbstlaub. Sie nimmt die Athmosphäre ihres Weges, die Athmosphäre ihres Friedhofsbesuches wahr, und ihr kommen Erinnerungen aus der Zeit, als er noch lebte, als er sie noch liebte, als er mit ihr noch über Herbstlaub, Farben, die alljährliche Vergänglichkeit und das Wiederauferstehen der Natur sinnieren konnte.

Ein sehr gefühlsgeladener, romantischer Text, athmosphärisch und ziemlich stilsicher. Meines Erachtens ist er aber in Romantik/Erotik besser aufgehoben, schließlich handelt es sich um ein Liebespaar, unabhängig davon, ob ein Partner ums Leben gekommen ist. Wenn du magst, schreib einfach einen Moderator der R/E-Sparte an, dass er die Geschichte verschieben soll.

Anbei ein paar Anmerkungen zu aus meiner Sicht verbesserungswürdigen Textstellen:
Beachte, alles nur Vorschläge!

Die Blätter beginnen langsam sich zu färben; purpurn, weinrot, orange, sonnengelb und braun.
  • Semikolon passt hier nicht >> Doppelpunkt

Du hast den Herbst immer besonders gemocht, „Der Herbst verspricht, dass ein neuer Frühling kommen wird.“, hast du gesagt.
  • Nicht Komma, sondern Punkt vor wörtlicher Rede, da diese einen vollständigen Satz darstellt
  • Wörtl. Rede wird nicht mit einem Punkt abgeschlossen, wenn es dahinter nach einem Komma weiter geht >> ... kommen wird", hast du gesagt.

Diese Art des Wechsels zwischen gegenwärtiger Realität und der Erinnerung gefällt mir nicht, die doppelten Dreipunkte sind irgendwie zu viel. Dreipunkte werden übrigens nur dann direkt an das Wort "geklebt", wenn dies nicht vollständig ist. Stehen sie hingegen für einen unvollständigen Satz, wie es in deiner Geschichte der Fall ist, kommt links und rechts von ihnen jeweils ein Leerzeichen. >> Blätterdach_...

Ein Windstoß lässt mich frösteln, die Jacke enger um mich ziehen.
  • Klingt so, als ob sie ihre Jacke unbewusst enger um sich zieht. >> Der Wind lässt mich frösteln, ich ziehe meine Jacke enger.

Am Horizont ziehen Regenwolken auf- du hast dem Regen immer gern gelauscht, das Tröpfeln und Plätschern hatte in deinen Ohren eine besondere Melodie- ich sollte mich beeilen,
  • Gedankenstriche sind eigentlich länger als der normale Bindestrich (gut, bekomme ich auch nicht hin hier), und sie haben auf jeden Fall beiderseits von sich ein Leerzeichen >> Regenwolken auf_-_du hast
  • Ich sehe übrigens keinen Grund, die Erinnerung einzuschieben. Warum nicht ein normaler Satz?

aber es ist ja auch nicht mehr weit...
  • auch ist hier überflüssig in meinen Augen.

also laufen wir schneller und schneller, um vor dem Regen zu Hause zu sein. Es wird dunkler, der Wind pfeift nun durch die Wipfel und die Luft ist feucht; dann bricht der Regen los. Doch du lächelst nur, nimmst mich in den Arm und so tanzen wir durch den Sommerregen.
  • hier ist ein Widerspruch drin, findest du nicht? Erst flüchten sie vor dem Regeln, dann tanzen sie durch ihn.

und ich frage mich, ob du sie sehen kannst
  • bereits zum zweiten Mal ;)

Ich flehe dich an nicht zu gehen, mich nicht zu verlassen, uns nicht zu verlassen.
  • Hm, das hört sich für mich auch nicht gut an, ich schlage vor: Entweder du eliminierst die Wiederholung "nicht zu verlassen", oder du machst aus letzterem einen Satz >> mich nicht zu verlassen. Uns nicht zu verlassen.

Ich will das du lebst.
  • Z.setz/RS >> Ich will, dass du lebst.

und mir ist als hörte ich deine Stimme im Wind singen
  • Z.setz >> und mir ist, als hörte

Voller Vorfreude beginnen wir nun schon am Ende des Winters die Vorbereitungen für den nächsten Herbst.
  • Ausdruck >> Kaum ist der Winter zu Ende, beginnen wir schon vorfreudig mit den Vorbereitungen für den nächsten Herbst

singst vom deinen Träumen,
  • Gram >> von deinen Träumen

Und dann lege ich meine Hand auf meinen Bauch- mittlerweile ist er kugelrund- und spüre unseren kleinen Traum.
  • Ich denke, der Einschub ist nicht nötig, das kann sich der Leser selbst denken. Wenn doch - zu den Gedankenstrichen hab ich dir ja schon was gesagt.

„In jedem neuen Trieb steckt auch ein Teil des alten, keiner verschwindet ganz“, antwortest du...
  • antworten auf was?

und dem neuen Frühling in mir...
  • ergo lese ich: Du bist immer bei mir, in dem neuen Frühling in mir. Liest sich nicht ganz gut. Wie wäre es mit >> du bist der neue Frühling in mir.

FLoH.

 

Pardon, FLoH,

ich verstehe den Text als TRAUERARBEIT und insofern ... :hmm:

Gruß Charly

 

Hallo!

Danke erstmal für die Kritiken :)

Die Blätter beginnen langsam sich zu färben

"langsam" durch "allmählich" ersetzt

Die Blätter beginnen langsam sich zu färben; purpurn, weinrot, orange, sonnengelb und braun.

Doppelpunkt gemacht, hast Recht.

Wörtliche Rede überprüft.

Ein Windstoß lässt mich frösteln, die Jacke enger um mich ziehen.

Sie zieht die Jacke unbewusst enger, denn sie ist mit ihren Gedanken woanders; sie registriert ihre Handlung also lediglich.

Gedankenstriche hab' ich auch überprüft.

Ich sehe übrigens keinen Grund, die Erinnerung einzuschieben. Warum nicht ein normaler Satz?

Sollte eigentlich zeigen, wie sie in allen möglichen Situationen an ihn erinnert wird...

aber es ist ja auch nicht mehr weit...

"Auch" entfernt.

also laufen wir schneller und schneller, um vor dem Regen zu Hause zu sein. Es wird dunkler, der Wind pfeift nun durch die Wipfel und die Luft ist feucht; dann bricht der Regen los. Doch du lächelst nur, nimmst mich in den Arm und so tanzen wir durch den Sommerregen.

Sie waren eh nass, deswegen konnte er auch mit ihr durch den Regen nach Hause tanzen.

und ich frage mich, ob du sie sehen kannst

Entfernt.

Ich flehe dich an nicht zu gehen, mich nicht zu verlassen, uns nicht zu verlassen.

"[...] mich nicht zu verlassen. Uns nicht zu verlassen."

Finde ich auch besser. :)

Ich will das du lebst.

Ganz schnell verändert. Peinlicher Fehler, da werd' ich ja ganz rot. Kommafehler ebenfalls verbessert. :D

Kaum ist der Winter zu Ende, beginnen wir schon vorfreudig mit den Vorbereitungen für den nächsten Herbst

Finde ich nicht so toll.

singst vom deinen Träumen

*haarerauf*kopfschüttel* Natürlich auch verbessert. :D

„In jedem neuen Trieb steckt auch ein Teil des alten, keiner verschwindet ganz“, antwortest du...

Ja, das war unglücklich gewählt. Hab' das antworten durch sagen ersetzt.

Zitat:
und dem neuen Frühling in mir...

ergo lese ich: Du bist immer bei mir, in dem neuen Frühling in mir. Liest sich nicht ganz gut. Wie wäre es mit >> du bist der neue Frühling in mir.


Nein, er ist nicht der neue Frühling in ihr. Ich möchte ja jetzt keine religiöse Diskussion auslösen, aber er wird nicht in seinem Kind wiedergeboren. Natürlich "lebt" ein Teil von ihm in seinem Kind weiter, aber das Kind ist nicht er selbst.
Darum ist er zwar in dem neuen Frühling enthalten, aber er ist nicht der neue Frühling.

Danke für die ausführliche Kritik, sie hat mir auf jeden Fall geholfen.
Und ja, der Text kann als Trauerabreit aufgefasst werden; ich wollte in der Geschichte zum Ausdruck bringen, dass sie ihre schrecklichen Erlebnisse verarbeitet hat und sich nun von der Vergangenheit, die sie bisher ständig verfolgt hat, lösen kann. Durch die Liebe zu ihrem Kind und die liebevolle Erinnerung an ihren Partner gewinnt sie neuen Lebensmut.
Trotzdem werde ich gleich mal den Moderator dieser Rubrik anschreiben und mich erkundigen.
Bis dann, viele Grüße
Romilly

 

Charly: Du meinst, da es sich - aus deiner Sicht - um Trauerarbeit handelt, darf ich es nicht als normale fiktive Geschichte auffassen und kommentieren?

;) Frohes Neues,
FLoH.

 

Auch eine frohes Erwachen im neuen Jahr und alles Gute für den weiteren Verlauf!

FLoH schrieb:
Charly: Du meinst, da es sich - aus deiner Sicht - um Trauerarbeit handelt, darf ich es nicht als normale fiktive Geschichte auffassen und kommentieren?

;) Frohes Neues,
FLoH.


An deiner Art zu kommentieren, FLoH, gibt es überhaupt nichts zu meckern!
:thumbsup:
Mein Fehler. Ich hätte deutlicher sein sollen.
Aber jetzt klappt das mit den Hilfsmitteln.
Das war wegen dem Verschieben gemeint.

Ein sehr gefühlsgeladener, romantischer Text, athmosphärisch und ziemlich stilsicher. Meines Erachtens ist er aber in Romantik/Erotik besser aufgehoben, schließlich handelt es sich um ein Liebespaar, unabhängig davon, ob ein Partner ums Leben gekommen ist. Wenn du magst, schreib einfach einen Moderator der R/E-Sparte an, dass er die Geschichte verschieben soll.

Gruß Charly

 

Hallo.
Frohes neues Jahr!!!
Habe eine Antowort von Maus bekommen und werde die Geschichte jetzt erstmal hier lassen; sie passt wohl in beide Rubriken.
Bis dann
Romilly

 

Hallo Romilly,

mir hat die Geschichte recht gut gefallen. Sie ist sehr gefühlvoll geschrieben und man kann sich in die schwangere Frau hineinversetzen.

Noch eine Anmerkung:
Im letzten kursiv geschriebenen Absatz kommt mir das Wort TRIEB etwas zu oft vor. Vielleicht kannst du da ab und zu ein Synonym verwenden.

Warte, das auch ich kalt werde.
dass

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu.

Danke für die Anmerkung, das war mir noch gar nicht aufgefallen; ich habe die Triebe teilweise ersetzt.
Und schon wieder so ein peinlicher Rechtschreibfehler...nein, was ist denn mit mir los?*wiederrotwird* :D
Romilly

 

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