- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 4
Herr Berger pflückt Blumen für Frau V.
Herr B. hatte volle zwei Stunden gebraucht, um vom Bett ins wohlig warme Wohnzimmer zu gelangen. Herr Berger war in Pension, was ihn umso mehr freute, da ihm nun die Last der täglichen Arbeit erspart blieb und er trotzdem Geld aus seiner Rente bekam.
Doch leider wusste Herr B. nicht viel mit seiner Zeit und seinem Geld anzufangen. Ihm fiel nur ein, die täglichen Besorgungen wie Kontoauszüge einholen, Wäsche waschen, mit dem Hund spazieren gehen, einkaufen und ja zuletzt auch noch Blumen für Frau Vaseline pflücken.
Nun, Herr B. war schon etwas in die Tage gekommen und er benötigte doppelt so lang die Verrichtungen auszuführen, wie als er noch ein strammer Bursche war.
Herr B. hatte es nach zwei Stunden also bis ins Wohnzimmer geschafft. Dort frühstückte er erstmal. Zur Mittagszeit nahm er das Morgenbrot zu sich. Er tunkte das Brot in die Marmelade und schob es gierig in den Mund. Da er sich vor einer Woche fast an der Brotkruste einen Zahn ausgebissen hatte, liess er das Brot vorher mit ein bisschen Milch aufweichen. Jawohl, vorsichtiger war er geworden.
Nachdem er sich nun mit frischen Kleidern versehen und auch die Strümpfe angezogen hatte, ging er hinaus auf das Treppenhaus. Auch hier im Treppenhaus musste er aufpassen, da der Aufzug für einige Tage ausser Betrieb und noch kein Ersatz für ihn gefunden worden war.
Sein Weg führte zur Bank, um die Kontoauszüge drucken zu lassen.
Es hatte sich eine Schlange um den Kontoauszugsdrucker gebildet. Herr B. wollte gleich anfangen zu mekkern, weil ihm die Wartezeit so lange vorkam. Doch ehe er sich darüber beschweren konnte, war nur noch eine Person vor ihm an der Reihe und Herr B. bekam somit keinen Grund zur Beschwerde.
Endlich war er an der dran und seine Auszüge wurden gedruckt.
Herr B. der keine grösseren Ausgaben hatte, hortete das Geld auf der Bank. Somit war er auch diesmal mit seinen Bargeldstand sehr zufrieden und machte sich zurück auf den Heimweg.
Zu Hause angekommen klingelte erstmal das Telefon:" Guten Tag", meldete sich eine zierliche Frauenstimme", " Fischer von der Zentrale der deutschen Telekom, sprech ich mit Herr Berger ?
"Ja, was wollen Sie ?", antwortete Herr Berger in knappem,barschem Tonfall.
" Es geht um die Preissenkungen, die wir Anfang des Jahres durchgeführt haben, telefonieren Sie viel ?"
" Das geht Sie nichts an!" fauchte er zurück und legte auf.
" Meine Güte, was für Menschen es doch gibt, versuchen mir den letzten Groschen aus der Tasche zu ziehen," sagte Herr B. zu sich.
Herr B. wollte sich gerade auf die Couch zur Ruhe legen, als ihm einfiel rasch noch Blumen für Frau Vase zu pflücken.
Gesagt- getan- Herr Berger plückte noch rasch ein paar Blumen aus dem Vorgarten und legte diese mit ein bisschen Wasser in eine Vase.
Der Anblick erfreute ihn sehr und beruhigt nahm er sich Zeit für ein Mittagsschläfchen.