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Herzeleid

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11.01.2008
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Herzeleid

Herzeleid

Er blies die Kerze aus, sie war die letzte und einzige Lichtquelle in seinem Zimmer. Dunkelheit empfängt ihn, es ist keine kalte, angsteinflößende Dunkelheit. Eher eine warme, traurige Dunkelheit.
Die Heizung hinter seinem Schreibtisch ist voll aufgedreht, und gluggert hin und wieder leise. Es ist ruhig, bis auf seinen Atem und die leise Musik. Auch sie ist traurig, und das soll sie auch. Er trauert. Vor weniger als 10 Stunden stieg er in einen Zug, er sollte ihn nach Hause bringen, was normalerweise etwas Gutes ist.
Jedoch nicht für ihn, dieser Zug entriss ihn mit 300 Stundenkilometern der warmen Umarmung einer Frau die er mehr liebte als alles andere. 5 Stunden Fahrt lagen zu diesem Zeitpunkt vor ihm. Auf der gesamten Fahrt sage er nicht ein Wort, bewegte sich nicht mehr als nötig und dachte auch, sofern das überhaupt möglich ist an nichts, nichts anderes als sie. Er wurde von seiner Mutter abgeholt. Sie begrüßte ihn überschwänglich, und er ließ sich von ihrer fröhlichen Art ein Stück mitreißen, bis sie im Auto saßen, und die Lichter ausgingen. Auf der gesamten Fahrt im Zug war immer alles hell erleuchtet gewesen, das erste Mal, nachdem er sich von ihr verabschiedet hatte, war er im Dunkeln, und er begann wirklich zu trauern. Das Radio spielte fröhliche Musik, sie passte nicht zu seiner Stimmung, jedoch wollte er nicht reden und seine Muter bitten das Radio auszuschalten, was ihm am besten Gefallen hätte. Kurze Zeit später kam er Zuhause an, ihm wurde aufgeschlossen und ihm schlug die warme Luft aus dem Haus entgegen.
Im Haus riecht es nach Vanille, ein Geruch, den seine Mutter sehr zu schätzen weis, ihm jedoch schon oft Kopfschmerzen und Übelkeit beschert hat. Er zieht sich die Schuhe und die Jacke aus, welche er über das Geländer der Treppe wirft, wie er es immer tut. Er geht ohne ein Wort nach oben, ins Dachgeschoss. Er ruft sie an, sie geht ans Telefon, man hört an ihrer Stimme das sie geweint hat, er konnte es bis jetzt noch verhindern und er schafft es auch noch jetzt. Er möchte vor ihr nicht schwach erscheinen, er glaubt ohnehin schon zu sensibel zu sein. Sie fragt ihn wie die Fahrt war, er, was sie in der Zeit gemacht habe.
Sie habe gelesen, und noch während sie erzählt erinnert er sich daran wie ihr beim Lesen immer eine Strähne ihrer wundervoll riechenden Haare ins Gesicht fällt und sie die Strähne aus ihrem Gesicht hinauspustet, und das in einer Minute ungefähr zweimal.
Doch es stört sie nicht. Sie las immer weiter und wieder und wieder pustete sie sich ihre Strähne aus dem Gesicht, sie verschwendet nicht einen kurzen Gedanken daran, sich die Strähne vielleicht mit einer Spange festzumachen. Nein, sie ist einfach immer viel zu sehr in ihr Buch vertieft.
Ein Rufen reißt ihn aus seinen Gedanken. Sie fragt ihn am Telfon ob er noch da sei.
Er erwidert, er wäre mit den Gedanken ganz wo anderes gewesen. Sie lacht. Es erfüllt sein Herz mir großer Freude sie Lachen zu hören. Ihr Lachen, sein ganzer Verstand wird auf einmal von ihrer Freude und ihrem Lachen durchströmt. Dieses Mal findet er allein zurück von dem Ort, den er seinen Verstand nennen darf. Sie wünscht ihm eine gute Nacht, er sagt ihr wie sehr er sie liebt, und das er hofft, sie bald wieder in den Arm nehmen zu können. Er hört ein leises Schluchzen auf der anderen Seite der Leitung. Sie sagt ihm, dass sie ihn auch liebt, und legt auf.
Er ist wieder ohne sie, kann nicht einmal ihre Stimme hören. Zwischen ihnen liegen jetzt wieder mehrere hundert Kilometer. Dabei haben sie heute Mittag noch zusammen in ihrer Küche gesessen und Lasagne gegessen. Er schmunzelt bei dem Gedanken daran, wie sie ein zu großen Bissen genommen hatte und ihr ein langes Stück Nudel halb aus dem Mund fällt, sie es schnell wieder in den Mund nimmt und loslacht.
Es ist kein romantischer Gedanke, doch die Alltäglichkeit daran erfreut ihn. Für eine kurze Zeit konnte er ganz normale Tage mit ihr erleben, bei ihr sein, wenn sie sich die Zähne putzt, wie sie mit dem Hund geht, all das, was ganz und gar normal ist, das ist, was ihn wirklich erfreut.
Er schaltet Musik ein, das Licht aus, und zündet sich eine Kerze an, das Teelicht steht in einem roten Glas, rot ist ihre Lieblingsfarbe, und sie liebt Kerzen.
Er kann es nicht mehr zurückhalten, er ist allein, er wiegt sich in Sicherheit, keiner sieht ihn, er beginnt zu weinen, leise, aber doch ehrlich, er trauert, er sehnt sich nach ihrer Wärme, ihrer Stimme, nach all dem, was er in den letzten Tagen hatte. Er wirft einen letzten Blick auf ein Bild von ihr, auf dem Bild steht ihn ihrer Handschrift:„Träum von Dir“. Eine letzte Träne rollt über seine heiße Wange. Er bläst die Kerze aus. Sie war die letzte Lichtquelle in seinem Zimmer. Dunkelheit umfängt ihn. Dunkelheit...sie liebt die Dunkelheit.

 

Hallo Hannibal!

Dann sende ich dir mal ein verspätetes, aber trotzdem herzliches: Willkommen auf kg.de.

Ein paar Ratschläge in formalen Dingen: Zahlen solltest du ausschreiben, Kommasetzung und Rechtschreibung überprüfen, ebenso den Tempus.
Hier Stellen, die mir ins Auge gesprungen sind:
"gluggert"
"gesamten Fahrt sage er nicht ein Wort"
"sofern das überhaupt möglich ist an nichts" => Komma nach ist.
"Im Haus riecht es nach Vanille," => Bisher hast du in der Vergangenheit geschrieben (und in der Wohnung ist er ja schon).
"sehr zu schätzen weis" => weiß
"Stimme das sie geweint hat," => Stimme, dass
"noch während sie erzählt erinnert er sich daran wie ihr beim Lesen" => noch während sie erzählt, erinnert er sich daran, wie ihr beim Lesen
"ihn am Telfon ob er noch" => RS, Komma
"Ihr Lachen, sein ganzer Verstand wird auf einmal von ihrer Freude und ihrem Lachen durchströmt." => Satzbau, das liest sich schrecklich.
"Er schaltet Musik ein, das Licht aus," => Aber das hatte er am Anfang des Textes doch schon alles getan.

Als sehr merkwürdig empfinde ich, dass die angeblich so Geliebte, Vermisste, nicht ein einziges Mal mit Namen genannt wird. Sie ist immer nur die unpersönliche "sie". Ja, insgesamt kommt der ganze Text sehr unpersönlich rüber, die trauernden Gefühle, die er empfinden muss, kommen bei mir nicht an.
Vielleicht liest du jetzt, mit Abstand, noch mal rüber und findest einen Weg, das zu ändern.

Grüße
Chris

 

Hallo Hannibal,

Dunkelheit empfängt ihn, es ist keine kalte, angsteinflößende Dunkelheit. Eher eine warme, traurige Dunkelheit.
Hinter das "ihn" würde ich ein "doch" oder einen Gedankenstrich setzen - oder gleich einen Punkt und den Rest des Satzes dann mit dem nächsten zusammentun. Denn so hat man im ersten Satz lediglich diese Aussage darüber, wie die Dunkelheit nicht ist, die aber im Stil einer positiven Beschreibung daherkommt.

Auch sie ist traurig, und das soll sie auch.
Die "auch"-Ballung klingt nicht. Und- vielleicht ist das ja nur mein sehr persönliches Empfinden - der Satz klingt für mich unkomplett, ich würde hinter das zweite auch ein "sein" setzen.

5 Stunden Fahrt
Zahlen bis zwölf schreibt man für gewöhnlich aus.

Auf der gesamten Fahrt sage er nicht ein Wort
sagte

bewegte sich nicht mehr als nötig und dachte auch
Das "auch" kannst du dir, denke ich, sparen.

Das Radio spielte fröhliche Musik
Eben war die aber noch traurig...

jedoch wollte er nicht reden und seine Muter bitten das Radio auszuschalten, was ihm am besten Gefallen hätte.
mutter;gefallen

Im Haus riecht es nach Vanille, ein Geruch, den seine Mutter sehr zu schätzen weis
weiß

ihm jedoch schon oft Kopfschmerzen und Übelkeit beschert hat.
Vor ihm fehlt ein "der".

Es erfüllt sein Herz mir großer Freude sie Lachen zu hören.
lachen

Kurz und geradeaus: Hat mir leider nicht gefallen, der Text. Der Inhalt ist ja eher banal, alltäglich, ohne große Schlenker, Wendungen und Kniffe. Dazu ist die Geschichte noch sehr kurz, was insgesamt ein hohes Maß an Verdichtung und erzählerischer Intensität nötig machen würde, damit sie den Leser emotional mitnehmen könnte. Aber darauf vergibst du dir gleich jede Chance: Die häufigen und völlig unnötigen Sprünge durch Zeit und Raum nötigen den Leser, sich ständig neue Szenen zu vergegenwärtigen, die dann aber wiederum all zu schnell abgelöst werden. Erschwert wird das Lesen zusätzlich durch eine rechte Schlamperei mit den Zeiten. Ein Beispiel:

Doch es stört [Präsenz]sie nicht. Sie las [Imperfekt]
immer weiter und wieder und wieder pustete [Imp] sie sich ihre Strähne aus dem Gesicht, sie verschwendet [Präs] nicht einen kurzen Gedanken daran, sich die Strähne vielleicht mit einer Spange festzumachen.
Dabei sollte das alles in einer Zeit stehen!
Die anderen Fehler und Ungereimtheiten, teilweise oben aufgelistet, machen die Verwirrung dann komplett.
Auch die Charaktere bleiben leider ziemlich beliebig - ein, zwei Momentaufnahmen bekommen wir etwa von der Geliebten, das war es dann auch schon.

So, ich hoffe du nimmst mir meinen kritischen Rundumschlag nicht übel, aber so ist's halt mit den Kritikern auf kg.de: Sind sie zu hart bist du zu schwach! ;)


Gruß,
Abdul

 

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