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03.07.2020
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Ich zittere. Liegt es am Regen und der Kälte? Oder ist es doch die Aufregung? Verdammt, es ist so lange her dass ich die Dunkelheit des späten Herbst so genutzt habe. Dabei müsste ich nicht nervös sein, mein schlechtes Gewissen ist fast schon unangebracht, schließlich kennt sie mich. Sie weiß von der jahrelangen Therapie und sie weiß um meinen Drang, der so lange mein Leben bestimmt hatte.

Ich sehe sie, die langen blonden Locken sind fast nicht zu erkennen. Sie liegt im Bett, natürlich. Es muss schon spät sein, aber sie ist wach, ihre dunklen Augen sind neugierig auf den Laptop gerichtet, der vor ihr steht. Bestimmt schaut sie einen Film, einen Liebesfilm, das erkenne ich an ihrem Lächeln. Werde ich ihr von diesem Abend erzählen? Schließlich redet sie von Liebe, ist die nicht bedingungslos?

Noch nie zuvor konnte ich einer Frau so nah sein, seit der Pubertät reichte mir die große Distanz, die durch heimliches Beobachten zwischen mir und meinen Angebeteten lag, vollkommen aus.
In dem Zimmer regt sich was, steht sie auf? Das würde den Abend ja noch besser machen, vielleicht trägt sie das kurze Nachthemd, dass ich ihr geschenkt habe?

Lisa und ich sind jetzt schon einige Monate zusammen. Sie hat mich einfach angesprochen, während ich ihre Einkäufe kassierte. Sie kam häufig kurz vor Feierabend. Ob ich mit ihr Kaffee trinken wollen würde. Ihr Lächeln hellte ihr ganzes Gesicht auf, in ihren Augen blitze Unsicherheit, was wenn ich "nein" sagen würde? Natürlich wusste ich, wo sie gern Kaffee trank, sie kam seit vielen Jahren zu uns in den Supermarkt und wohnte nicht weit entfernt.

Mein Arzt hatte mir in der Theapie empfohlen, mit Dates noch zu warten, bis wir sicher sein können, dass ich wirklich geheilt bin. Aber warum hätte ich Lisa die Schmach eines Korbes auferlegen sollen, wenn ich mich so gut fühlte? Wir waren Kaffee trinken, zwei mal sogar, beim ersten Treffen brachte sie eine Freundin mit, ihren Namen habe ich vergessen. Unser zweites Treffen war dagegen fast magisch, ich spürte die tiefe Verbindung, sah das Leuchten in ihren Augen, wenn ich sie zum Lachen brachte und bekam eine Gänsehaut, als ihr Arm meinen wie zufällig streifte.
Und nun stehe ich hier, vor ihrem Fenster. Ist es noch Stalking wenn sie Bescheid weiß, wie ich bin? Sie steht tatsächlich auf, aber mein Nachthemd trägt sie nicht, sondern einen kurzen Pyjama. Fast so kurz wie das Nachthemd.

Mein Arzt sagt, ich muss ehrlich zu meiner Vergangenheit stehen, darf sie neuen Bekanntschaften nicht verschweigen, nur so kann ich ganz gesund werden. Also habe ich Lisa schon nach unserem dritten Date alles erzählt. Wir waren im Kino. Sie hat den Film ausgesucht und während des ganzen Films konnte ich nur den Geruch ihrer Haare wahrnehmen, Lavendel, als wäre sie gerade aus der Dusche gestiegen. Ihre Karte durfte ich allerdings nicht bezahlen, sie hat mich ganz verwirrt angesehen, aber genau das mag ich so sehr an ihr, ihre Selbstständigkeit!
Der Heimweg war lang, es war dunkel und für Spätsommer sehr frisch. Obwohl ich sie nach Hause brauchte, schaute sie sich häufig um, wenn sie Geräusche hörte, so als hätte sie Angst. Dabei war ich doch da, um sie zu beschützen.

Sie geht ins Bad, vielleicht duschen? Ich liebe es,wenn sie mit nassen Haaren aus der Dusche kommt, meine Schwäche sind immer schon Haare gewesen. Nichts berühre ich lieber als die weichen Haare einer Frau. Ich stehe nicht zum ersten Mal vor ihrem Fenster. Nach unserem Kino-Date wusste ich ja wo sie wohnt, reingebeten hat Lisa mich da noch nicht, ich denke sie war zu schüchtern. Die darauffolgenden Treffen waren wie aus einem Märchen, sie lachte über meine Witze, wir hatten uns unendlich viel zu erzählen, und es wurde nie langweilig. Immer häufiger wurden unsere Verabredungen, oft wartete ich vor dem Supermarkt, wenn ich nicht arbeiten musste, auf Lisa und wir unternahmen noch etwas, war das Wetter schön, verbrachten wir den Abend draußen im Park. Ich lernte viele ihrer Freunde kennen, die sie gern zu unseren Verabredungen mitbrachte.
Heute waren wir noch verabredet. Ich sollte nach dem Essen bei meiner Mutter zu ihr kommen. Das Essen hatte ich ausfallen lassen, ich wollte sie beobachten, konnte gegen das Verlangen nichts tun, dass mich nun wieder immer häufiger überkam. Langsam wartet sie bestimmt bereits auf mich. Als sie aus dem Bad kommt, sehe ich ihren Blick auf die Uhr. Sie war nicht duschen, wahrscheinlich hat sie sich die Zähne geputzt.
Wir haben sogar schon unseren ersten Streit überstanden. Einmal wollte ich sie überraschen, wartete mit Blumen vor dem Supermarkt. Anscheinend ist sie allergisch auf Blumen, denn sie reagierte sehr wütend auf meinen unangekündigten Besuch. Aber wir haben uns wieder vertragen, Lisa ist sehr verständnisvoll.

Langsam gehe ich auf die Tür zu, länger kann ich sie nicht warten lassen. Ich kann noch ein wenig ihres Schlafzimmers von der Haustür aus sehen. Die Klingel schrillt laut, fast schon bedrohlich durch die Stille der Nacht. Ich sehe nur ihren Schatten, der hektisch auf das plötzliche Geräusch reagiert, als hätte sie sich erschrocken. Dabei wusste sie doch, dass ich kommen wollte! Eine kleine Enttäuschung regte sich in meinem Bauch. Ihre Stimme ertönt an der Gegensprechanlage und klingt anders als sonst, vielleicht müde? Überrascht? Hat sie wirklich unsere Verabredung vergessen?? Die Enttäuschung fühlt sich nun größer an, ich hoffe Lisas Anblick macht, dass das Gefühl verschwindet.

Viele Stunden später beschließe ich, dass es Zeit für mich ist, mich fertig zu machen und zu gehen. Eine Dusche würde mir trotzdem nicht schaden. Lisa liegt regungslos neben mir in dem großen Bett. Leise stehe ich auf und gehe ins Bad. Ihr Lavendel-Shampoo sehe ich als erstes,als ich die Duschkabine betrete. Ich benutze es, es riecht einfach zu sehr nach Lisa. Sie hat vergessen, mir ein Handtuch bereitzulegen, also nehme ich ihres. Es ist warm und weich wie Lisa selbst. Schließlich ziehe ich mich an und verabschiede mich von Lisa. Noch immer keine Reaktion von ihr, schade. Es ärgert mich. Wie tief kann man denn schlafen, das man nicht mal bemerkt, wie der Freund sich verabschiedet? Ich rüttle leicht an ihrem Arm, noch immer nichts. Langsam merke ich alte Wut in mir aufsteigen. Doch ich reiße mich zusammen. Kurz vor der Haustür bleibe ich stehen. Meine Hand liegt schon auf der Türklinke, als ich beschließe, ihr Shampoo mitzunehmen.

Endlich auf der Straße legt sich mein Ärger. Die Shampooflasche liegt schwer in meiner Hand. Vielleicht hat mein Arzt recht, vielleicht ist es zu früh für eine Beziehung, ich hätte nicht so wütend werden dürfen! Ich beschließe, dass es das Beste ist, wenn Lisa und ich uns nie wieder sehen.

 

Ja gut, wenn mir dafür aber akut die Zeit fehlt, lebe ich wohl damit dass der einzige Kommentar der Hinweis ist, dass nur posten nicht reicht :) habe nur die Empfehlung bekommen, meine Geschichte hier mal zu zeigen aber dann ist es so

Lg und danke für den Hinweis

 

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