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Copywrite Himmel und Erde

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01.01.2015
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Himmel und Erde

Meine Daumen tippen rastlos eine Nachricht in den Wind. Wieder taste ich meine Hosentaschen und die pinke Sportjacke ab, schaue meiner Mutter böse ins Gesicht. Mit einem Schnauben atme ich die Märzluft aus, schlage die Arme um meine Schultern und wünsche, es wäre nur ein Spiel.
„Warum können wir nicht alle mit dem Auto auf die verdammte Insel fahren und warum kriege ich nicht wenigstens hier noch mein Handy?“
„Weil wir es so ausgemacht haben.“
Seit über einer Stunde wandern wir auf der Betonspur durch kurzes Gras und die Hinterlassenschaften der Schafe, die uns missmutig beobachten. Entlang des schmalen Fahrdamms, inmitten von Nichts. Es ist so platt, nichts Interessantes, bloß Wiesen, Matsch, aufgeschüttete Steine und das ewige Gekreische der Möwen. Der Wind kommt gefühlt immer von vorne, egal wie ich mich drehe.
„Wie lange noch?“
„Da hinten, siehst du die drei Häuser? Das ist die Hamburger Hallig.“ Meine Mutter reicht mir die Thermoskanne mit dem heißen Kakao. „Trink was, dann wird dir wärmer.“
Ganz weit im Dunst kann ich die Umrisse von einigen weißen Häusern erkennen, die sich ins Gras ducken, nicht viel größer als die Schafe mit ihren Lämmern, die jedes Mal davonlaufen, wenn wir uns nähern. „Mir ist nicht kalt, mir ist langweilig.“
„Vielleicht hättest du vorhin ins Ausstellungshaus mitgehen sollen?“ Dort hat uns mein Vater, nach der Autofahrt von Stuttgart, eine letzte Pause gegönnt und ist dann alleine mit dem Auto weiter. Mama bestand auf die Wanderung.
„Da waren nichts als Bilder und Texte, voll langweilig.“ Ich klopfe meine Hosentaschen ab, lasse die Hände wieder sinken. „Außerdem stinkt es hier.“
Meine Mutter atmet tief ein und aus. „Das ist das Watt, das Salz und die Nordsee – wird dir gut tun.“ Besorgt schaut sie mich an. „Ich freue mich drauf, dich braungebrannt und mit Pausbacken wieder abzuholen.“
„Braungebrannt im März? Alles klar! Sechs Wochen ohne Handy, das geht einfach nicht.“
„Das geht! Vielleicht bist du ja die erste Zwölfjährige in Deutschland, die so was Hartes übersteht.“
Meine Mutter streichelt mir über die Wange und geht mit federnden Schritten weiter. Ich schleiche ihr hinterher und bin allmählich sicher, dass sie diese dämliche Idee des Psychoheinis durchziehen wird.
Der Wind reißt an meinen Haaren. Ich lasse mich ins Gras fallen, ob da nun Schafködel liegen oder nicht. Egal! Wenn ich nicht weiterlaufe, was will sie machen? Es ist so ungerecht! Alle in meiner Klasse haben ein Handy, alle sind ständig im Netz, allein bei mir gibt es so einen Affentanz. Sie haben behauptet, ich würde online leben. Völliger Quatsch, ich bin ja noch in mein Bett gegangen und zur Schule auch, jedenfalls meistens oder manchmal.
„Komm Moni, zurück ist es doppelt so weit wie zu Tante Rosemarie.“ Meine Mutter lächelt ihr ‚Keine-Chance-Lächeln’ und zieht mich hoch.

Tante Rosemarie, Mamas Cousine, kommt gerade mit einem Korb Wäsche aus dem Garten, als wir vom Wind getrieben über den kleinen Deich stolpern. Ein Lächeln für meine Mutter, ein kurzer Blick auf mich, ein „Moin zusammen!“ und mit schnellen Schritten verschwindet sie ins Haus. Ich kann sie jetzt schon nicht leiden. Wir folgen ihr, ich passe gerade so durch die niedrige Tür. Staunend betrachte ich die niedrigen Decken und den Schaukelstuhl vor dem grünen Kachelofen. Ansonsten ist es eine ganz normale Küche.
„Kommt rein! Ist heute zwar nicht windig, aber für euch ...“
Wir werden in eine Stube mit blau-weiß gefliesten Wänden geschoben. Der Tisch vor dem Fenster ist mit einer weißen Tischdecke und Kerzen eingedeckt. Sieht richtig vornehm aus, wie an einem großen Geburtstag. Alles im Raum ist alt, alles schimmert im durch das Fenster brechenden Sonnenlicht und es ist total unheimlich. Hier leben garantiert Spinnen und diese ekligen Staubmilben und wer weiß, was noch. Und von WLAN ist nur zu träumen. Neben der Zimmertür, vom Tisch aus gut zu sehen, steht eine riesige Uhr. Sie ist so groß wie mein Papa, der jetzt mit geneigtem Kopf durch die Tür tritt. Eine große, goldfarbene Scheibe schwingt hin und her, meine Augen folgen ihr wie der Schlange Ka im Dschungelbuch. Ein dreifacher, tiefer Glockenton lässt mich zusammenzucken. Gerne würde ich die Uhrzeit mit meinem Handy abgleichen, aber das hat Papa in der Hand.
„Hier, Rose, zur sicheren Verwahrung.“ Ein warnender Blick in meine Richtung, als ich aufspringe.
„Abgemacht ist abgemacht!“, sagt Papa.
„Aber ...“
„Nein, mein Schatz. Drei Wochen ganz ohne, du hast es versprochen.“
Ich sacke wieder auf die Couch, die Tränen wollen kullern, aber nicht hier. Mittlerweile sitzen Rosemaries Schwiegervater Karl und ein großer, blonder Junge am Tisch. Das ist dann wohl mein Cousin Eugen. Die hingehaltene Hand habe ich übersehen, das Grinsen des blonden auch. Ich nicke nur, doch von der Tür kommt Mutters hartes ‚Monika’. Also murmle ich „Guten Tag“ und verstecke mich hinter meinen Haaren. Eugen sagt sehr langsam: „Man seggt Moin!“, und schaut beifallhaschend zu seinem Opa.
Tante Rosemarie lässt mein Handy in die Kitteltasche rutschen und zieht meine Mutter hinter sich her. „Ich hol die Torte, du kannst den Kaffee bringen.“
Ich höre noch die Worte Internet und Suchtverhalten. Jetzt reden sie also über mich, als sei ich krank. Denen werde ich es zeigen, die paar Wochen schaffe ich irgendwie. Hoffe ich. Mein Blick irrt durch den fremden Raum.

An der Wand hängt noch eine Uhr, wozu braucht man denn zwei? Das alte Holzgehäuse ist geschnitzt, wie ein Blick in den Wald – Äste, Zapfen, Eicheln, sogar ein Eichhörnchen kann ich entdecken. Das Ziffernblatt ist bunt bemalt und unten hängen zwei Ketten heraus. Das muss die Kuckucksuhr aus Muttis Kindheit sein, gespannt beobachte ich die kleine Klappe im Giebel. Um Viertel nach drei öffnet sich das Türchen, nichts geschieht. „Verarschung!“ Bevor ich Ärger bekommen kann, erscheinen Tante Rosemarie und meine Mutter in der Tür. Ich steure wie magnetisch angezogen auf die Torte zu, setze mich ohne weiteren Kommentar, die Augen nicht von dem zehn Zentimeter hohen Zuckerberg lassend, an den Tisch.
„Na, meine Friesentorte à la Rosi scheint dir zu gefallen, wenn du magst, backen wir mal eine gemeinsam.“ Tante Rosemarie legt mir ein Riesenstück auf den blauweiß gemusterten Teller, der aus so dünnem Porzellan ist, dass ich ihn bestimmt mit der Gabel zersteche. Warum gibt es hier keine Keramikteller von Ikea?

Nachdem meine Eltern sich verabschiedet haben, winkt Tante Rosi mich hinter sich her und wir steigen eine steile Treppe ins Dachgeschoss hinauf.
„Dort schlafen wir, dahinten ist Eugens Zimmer und hier kannst du dich einrichten.“ Sie öffnet eine niedrige Tür, schiebt mich ins Zimmer und ich stürze regelrecht auf das halbrunde Fenster zu, durch das ich endlich die Nordsee sehen kann.
„Ja, auf dieser Seite ist auch bei Ebbe immer Wasser, der Priel ist gleichzeitig Fahrrinne, ziemliche Strömung, das kann dir Eugen alles zeigen.“
Erst jetzt drehe ich mich langsam in den kleinen Raum. Das Bett steht an einer Wand, fast hinter zwei Türen verborgen. In der Ecke eine Kommode mit funkelnden Griffen und darauf eine altmodische Waschschale und ein Wasserkrug. Mit einem Zucken nehme ich darunter einen Emailletopf wahr. Ich bin mir sicher, das ist ein richtiges Töpfchen. Tante Rosi hat mein Erschauern gesehen und schüttelt den Kopf.
„Nee, der Pisspot ist Deko, dein Bad ist dort hinter der Tür.“
Ich traue mich nicht nachzuschauen, nicke vorsichtig.
„Richte dich ruhig ein, ich rufe zum Abendbrot.“ Sie schiebt mir meinen Koffer zu und schließt die Tür hinter sich.
„Ach!“ Rosis Kopf schaut noch einmal durch den Türspalt. „In der Ecke ist ne olle Seemannskiste, da kannst du ruhig beigehen, falls du magst.“
Ich packe meine Sachen in den Schrank, liebe es, wenn alles ordentlich übereinander liegt und überlege die ganze Zeit, was ich hier machen soll. Sechs Wochen ohne Internet, ohne Chats, ohne meine Welt – ich sterbe. Ich habe mir ganz fest vorgenommen nicht zu heulen, jetzt wische ich mir dennoch wütend die feuchten Spuren von den Wangen.
Meine Hände tasten wieder nach dem Handy. Nachdem der Psychofritze mir das in einem Video gezeigt hat, erwische ich mich oft selbst dabei. Ist ziemlich blöd, den eigenen Körper nicht richtig im Griff zu haben. Das mit dem Essen vergessen und nicht alles mitkriegen, finde ich nicht so schlimm, aber wer will schon ‚zwanghaft‘ sein?

Tief durchatmend bücke ich mich nach der Seemannskiste. Ich nehme jedenfalls an, dass die graue Holzkiste mit den Metallkanten gemeint ist, ein richtig cooles Teil. Unter einigen Kuscheltieren liegen ein Aquarellblock und ein Metallkasten mit Buntstiften. Nicht so ein kleiner, für Schulkinder. Ne, mein absoluter Traum-Wunsch-Haben-Müssen-Kasten, der 120er Polychromos, den ich mir vor Jahren gewünscht habe, als ich noch kein Handy hatte. Vorsichtig streiche ich mit der Hand über das zerkratzte Metall, klappe ihn argwöhnisch auf und staune. Die Stifte sind benutzt, aber sorgfältig angespitzt. Neugierig blättere ich durch den Block und sehe Schafe, Wellen und Segelschiffe. Ob ich auch so gut zeichnen kann? Lange ist es her. Ich lege die Zeichensachen achtsam auf den kleinen Flickenteppich vorm Bett und schaue nochmal in die Kiste. Auf dem Boden liegt ein dicker Rahmen aus Holz, doch anstelle eines Bildes enthält er eine Collage aus lauter Fundstücken, die nach Meer riechen. Verschiedene Muscheln, Glasscherben, Holzstücke, schwarzes Gestrüpp und Sand rieseln mir entgegen, als ich das Gebilde aus der Kiste fische. Der Rahmen zerfällt in meiner Hand in zwei Hälften und bestürzt schaue ich auf den kleinen Strand vor meinem Bett. Ob ich den Teppich darüber legen kann? An der Rahmenleiste ist ein Band befestigt, daran ein aus Papier gefaltetes Ding. Als ich vorsichtig meine Finger hineinstecke, öffnet es sich mal rot, mal blau. Witziges Teil, aber wozu?

Den Rucksack voller Bücher von Mama lasse ich gleich hinter der Tür stehen, lesen mag ich seit langem nicht mehr. Es dauert zu lange, in der Zwischenzeit passiert online so viel. Mein Blick fällt auf den Zeichenblock, ich setze mich an den kleinen Tisch und skizziere die Umrisse eines Handys. Wie von selbst entsteht mein derzeitiges Hintergrundbild, eine Eule mit dicken Brillengläsern. Meine Hand streicht über das Display, tippt automatisch auf die Touchscreenfelder. Neben der Handyskizze ist genügend Platz für kleine Quadrate in Sprechblasenform. Erst eine Nachricht an Maria, meine beste Freundin ‚Du fehlst! Saualtmodisch hier, nur Schafe, auch zweibeinige.‘ Als Status zeichne ich ein strohgedecktes Haus und viele Schafe unter Wasser. Ich fülle das Blatt mit Bildern von Spielen, meinem Lieblingschat, doofen Fragen von Kumpeln und noch dooferen Antworten. Den Ruf meiner Tante ignoriere ich, Familie interessiert mich nicht.

Als der Lichtkreis auf meinem Tisch immer schummriger wird, schaue ich in den dunkler werdenden Himmel und merke, wie müde ich bin. Ich nehme meine Waschtasche, öffne vorsichtig die kleine Tür, hinter der sich laut Tante Rosi mein Bad befinden soll. In Gedanken sehe ich ein Plumpsklo und fette Spinnen vor mir. Meine Hand tastet nach dem Lichtschalter und staunend schaue ich in den kleinen Raum. hellblau-weiße Kacheln, altes Holz, eine freistehende Badewanne vor einem riesigen Spiegel und, ich setze mich grinsend auf die Fliesen – eine Fußbodenheizung. Dieses Bad ist der absolute Luxus, toller als zu Hause. Oh, wie gerne würde ich Maria ein Bild schicken. Das Lächeln in meinem Gesicht begleitet mich bis in das seltsame Schrankbett. Ich kuschle mich in die schwere, flauschige Bettdecke und schlafe wohl schon, bevor ich über die Änderung meines Status nachdenken kann.

Am nächsten Morgen werde ich früh vom Knurren meines Magens geweckt. Ich ziehe mich an und schleiche die steile Treppe hinab. Ein ungewohnter Duft zieht durchs Haus und mich magisch an. Von der Küchentür aus beobachte ich, wie Onkel Karl, mit der linken Hand schwer auf den Stock gestützt, sich am Herd zu schaffen macht. Der alte Mann schwenkt eine Pfanne, in der es brutzelt. Neben ihm ein tiefer Teller mit einem hellen Mus. Das muss es sein, was hier so fruchtig duftet. Bevor ich richtig darüber nachgedacht habe, stehe ich neben Onkel Karl und frage: „Was wird das?“
Er guckt mich prüfend an. „Moin! Ausgelassener Speck.“
Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Irgendwo in meinem Kopf höre ich Mamas Stimme ‚Speck ist ungesund’ sagen.
„Wofür?“
„Himmel und Erde. Willst du?“
Ich nicke ohne ein Wort. Was auch immer es ist, es riecht unglaublich lecker.
Der alte Mann zeigt auf ein Regal an der Wand, in dem Teller und Schälchen stehen, einige mit blau-weißem Muster, einige mit Blümchen und ein Schälchen mit rosa Punkten.
Schweigend löffeln wir unser Frühstück, waschen gemeinsam das Geschirr ab. Mit einem Nicken verschwindet Onkel Karl.

Am zweiten Morgen steht auf dem Küchentisch die rosagepunktete Schale mit einer großen Portion Himmel und Erde und viel knusprigem Speck. Der alte Fischer ist noch schweigsamer als ich, spuckt oft braunen Priem in ein kleines Töpfchen, dass er fast ständig in seiner rechten Hand verborgen hält. Wir nicken uns kurz zu, seine Mundwinkel zucken und seine Augen blitzen, als er mich sieht. Tante Rosi erklärt mir, dass für mein neues Leibgericht Kartoffeln und Äpfel gemeinsam gekocht werden und der Speck die Würze und das Salz mitbringt. Eigentlich ist es ein Mittagessen, aber ich könne ein wenig mehr auf den Rippen vertragen.
„Ach, Moni, hab ich gestern vergessen!“ Tante Rosi dreht sich noch einmal zu mir um. „Mach die Zimmertür nachts ordentlich zu, der Hund ist auf dem Hof, aber die Katzen schleichen sich gerne mal ins Bett.“ Von da an lasse ich die Tür immer einen Spalt auf und nachts schnurren mich mindestens zwei Katzen in den Schlaf.

Alles ist ungewohnt. Ich soll viel draußen sein, daher nimmt Tante Rosi mich bei gutem Wetter mit in den Garten, ich helfe beim Aufräumen und Säen. Wenn es zu kalt dafür ist, gehen wir in den Gastraum des Restaurants und polieren Gläser, falten Servietten oder sehen Geschirr durch. Und mindesten einmal am Tag sagt sie zu Eugen: „Geht mal beide das Ufer ab, vielleicht findet sich was.“
Den ersten Tag bin ich einfach planlos hinterher gelaufen. Als Eugen anfing, im trockengefallenen Watt Muscheln, Holzstücke, aber auch Puppenarme, Anglerposen und Korken aufzusammeln, wurde ich neugierig. Jetzt ist es ein tägliches Ritual. Wir sammeln einträchtig miteinander alles in einen Stoffbeutel. Danach werden unsere Schätze im Garten auf dem ollen Blechtisch ausgebreitet, gewaschen und sortiert. Ich habe Eugen den kaputten Rahmen aus der Seemanskiste gezeigt. Am nächsten Tag hielt er mir stolz einen Rahmen mit Hintergrund hin, bestimmt einen Quadratmeter groß. Mit den Händen ist Eugen richtig gut, aber bei Wörtern und Zahlen braucht er viel Zeit. Wir kleben täglich die besten Funde als Collage hinein. Tante Rosi meint, es wird ein echtes Kunstwerk.

Eugen lässt mich selten aus den Augen. Manchmal liegt irgendwo ein Handy herum, doch bevor ich es erreiche, steckt er es in die Hosentasche. Als ich die offene Tür zu Tante Rosemaries Büro entdecke, kann ich nicht widerstehen. Der Computer zieht mich unwiderstehlich an. Aber er lässt sich nicht hochfahren und Eugen deutet mit einem Grinsen auf die fehlenden Kabel. Ich habe ihn um sein Handy gebeten, nur für ganz kurz. Er jedoch hat den Kopf geschüttelt und etwas von „Brauch nicht“ und „Sollst nicht“ gebrummelt. Ich glaube, er hat tatsächlich gar keines. Während ich mit Tante Rosi Radieschen aussäe, Salat in den Frühbeetkasten pflanze und immer wieder meinen Lieblingsplatz auf dem Dach der Gartenlaube besteige, vergeht die Zeit. Wenn es ganz schlimm ist, zeichne ich immer noch ein Handy und streiche über die Tasten, lasse imaginäre Chats entstehen und beantworte die ausgedachten Fragen meiner Freunde. Dann zerreiße ich die Blätter und werfe sie in den Wind.

An einem erstaunlich milden Tag ist Tante Rosi vorm Frühstück im Garten. Ich habe gleich beim Betreten der Küche ihr Handy im Regal über dem Spülbecken entdeckt. Es erfordert meine ganze Konzentration, nicht auffällig darauf zu starren. Zum Glück ist Onkel Karl an unser schweigsames Frühstück gewöhnt.
„Willst mit?“
Ich gucke ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Festland“, antwortet er.
„Länger?“ Das letzte Mal sind wir rüber gefahren, haben einmal an der Sparkasse angehalten und anschließend ging es zurück auf die Hallig.
„Ne.“
„Dann nicht.“
Onkel Karl nickt und steht auf. Ich lausche, schleiche zur Abwäsche und greife hastig nach dem Handy. Ein leichtes Zittern durchläuft mich, ich halte den Atem an und streiche über das Display – nicht gesperrt. Tief ausatmend setze ich mich an den Tisch und gehe online in mein Lieblingsforum. Schnell checke ich, wer online ist und meine Daumen hämmern auf die Tastatur ein.
Eine große Hand legt sich über das Display, zieht das Handy ohne Anstrengung aus meiner Reichweite und ich höre Eugen brummeln: „Sollst nicht!“
„Gib es wieder her, nur ganz kurz.“ Meine Stimme überschlägt sich vor Aufregung.
Eugen schüttelt den Kopf.
Ich versuche, es ihm abzuringen, greife in seinen Pullover, kneife in seinen Arm. Er dreht sich einfach weg. „Sollst nicht!“
Mir laufen die Tränen über die Wangen, ich bettle und schlage gleichzeitig mit Fäusten nach ihm. Erst da fällt mein Blick auf die Tür, in der Tante Rosi mit einem Wäschekorb steht und uns beobachtet. Eugen legt das Handy in den Korb und sagt nochmal: „Soll nicht.“
Ich rede drei Tage kein Wort mit ihm.

Heute Morgen hat Tante Rosi mir mein Handy hingehalten. „Möchtest du mit deiner Mutter telefonieren?“ Sind die drei Wochen tatsächlich vorbei? Unsicher greife ich nach meiner Nabelschnur zur Welt, streiche darüber, gebe meinen Code ein. Ich sehe meine Startseite, die vielen roten Zahlen zu Nachrichten und Anrufen. Meine Daumen schweben über dem Touchscreen.
Tante Rosi fasst mich leicht am Ellenbogen. „Du hast einen Anruf zu Hause und eine Nachricht frei, so ist die Absprache.“
„Aber …“
Sie hält ihre Hand auf und fragt: „Soll ich es wegstecken?“
Meine Hand versteckt das Handy ruckartig hinter dem Rücken, dennoch, ich bleibe stehen und schaue Tante Rosi in die Augen.
„Darf ich alleine telefonieren?“
„Wenn ich mich auf dich verlassen kann.“
Ich nicke, gehe in den Garten und klettere auf das Laubendach. Hier oben liegen harte Holzschindeln und es ist immer windig, aber ich liebe die Aussicht – endlos, nie gleich. Zwei Fähren begegnen sich in Höhe Langeneß, die Schafe sind noch auf der Südseite unserer Hallig und Eugen scheint etwas in der Werkstatt zu bauen. Andächtig drücke ich die Kurzwahltaste für das Handy meiner Mutter. Sie ist sofort dran, als hätte sie auf meinen Anruf gewartet. Nach einigen Sekunden gegenseitigem Schweigen, um der anderen den Vorrang zu lassen, plappern wir beide durcheinander. Es ist so schön, ihre Stimme zu hören, sie scheint stolz auf mich zu sein, will alles wissen, was wir so machen. Nur das Wort Internet umschiffen wir beide, aber das fällt mir erst später auf. Sie werden mich in drei Wochen, wie versprochen, abholen. Diesmal ohne Wanderung. Und ich darf einmal die Woche anrufen, obwohl ich mir sicher bin, dass wir schon heute alle Silben verbraucht haben.
Ich öffne WhatsApp, ignoriere alle Nachrichten außer Marias. Schnell überfliege ich die Texte der letzten Wochen. Wie es aussieht, hat sie jeden Tag ein paar Zeilen hinterlassen. Anscheinend habe ich außer Unmengen von Hausaufgaben nicht viel verpasst. Ich tippe ihr eine kurze Nachricht, mache ein Foto mit Halligküste, Nordsee und Sonnenschein und weiß nicht, was ich noch schreiben soll. Es fühlt sich seltsam an, als wäre ich auf einem ganz anderen Planeten, den man nicht beschreiben kann. Ihr geht es wohl nicht anders, denn außer dem Hinweis, dass ich es toll hätte, so lange ohne Schule, fällt ihr nichts Neues ein. Dafür werde ich die Klasse wahrscheinlich wiederholen müssen, meine Noten reichten auch vor der Zwangspause nicht für die Versetzung. Ich habe bereits ein neues Foto gemacht und will gerade meinen Status ändern, als mein Blick auf Tante Rosi in der Gartentür fällt. Ich beiße die Zähne zusammen, klettere vom Dach und gehe Richtung Haus. Im Vorbeigehen lege ich das Handy in den Klammerkorb, den sie unter dem Arm trägt. Nein, ich werde nicht weinen.

Jeden Montag liegt jetzt das Handy neben meinem Frühstücksschälchen. Über Fische räuchern, Netz flicken, Fliegenfänger wechseln und Schafe zeichnen, merke ich gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht.
Heute backen Tante Rosi und ich endlich die Baisertorte. Als erstes muss ich einen Biskuitteig anrühren, streng nach Rezept. Dann soll ich die Baisermasse zubereiten, während meine Tante Pflaumenmus aus der Vorratskammer holt. Beim ersten Versuch scheint irgendetwas nicht zu klappen, die Masse wird nicht steif. Skeptisch stochere ich in der Schale herum, versuche es mit einer anderen Geschwindigkeit des Mixers. Tante Rosi blickt in die Rührschüssel, runzelt die Stirn und schaut auf die Zutaten.
„Wann hast du den Zucker reingetan?“, fragt sie.
Ich antworte: „Gleich nach dem Eiweiß.“
„Erst das Eiweiß steif schlagen, danach den Zucker einrieseln, sonst waat dat nichts.“
„Dann löst sich der Zucker nicht auf.“
„Doch, musst du länger rühren.“
Also das Ganze nochmal. Dafür wird der Eischnee jetzt richtig fest und glänzt seidig. Ich tauche meine Finger hinein und lecke sie genussvoll ab.
Wir backen zwei Böden, erst kommt die Hälfte des Biskuits in die Form, darauf die Hälfte der Baisermasse. Ich darf die Backformen in den heißen Ofen schieben, dann bleibt nur der Blick durch die Glastür. Tante Rosi schiebt mir die Teigreste zu.

„Die müssen jetzt erst mal abkühlen. Da könnt ihr euren Rundgang machen, die Collage hat bestimmt noch ein paar Löcher, oder?“
Eugen hat schon dreimal nach mir gerufen, ich gehe ihn suchen. Zu zwei Dritteln ist der Rahmen gefüllt, ein Puppenkopf als Mittelpunkt, drei Arme winken aus den Muschelflächen, Tang und ganz viele abgeschliffene Glasscherben haben wir gefunden. Am liebsten mag ich das vom Wasser geformte, rundgeschliffen Holz. Manchmal hat es dicke Löcher und ich will mir die Würmer dazu nicht vorstellen, aber es riecht nach Salz und ganz tiefem Luftholen. Heute finden wir bloß einen dicken, abgeschliffenen Flaschenboden in Knallblau, der passt perfekt in eine obere Ecke. Ich schaue sehnsüchtig übers Watt, genieße die Weite.

Onkel Karl hält mir ein Tablet hin. Ich bin so verwirrt, das ich ihn mit offenem Mund anschaue.
„Kannst du damit?“, fragt er mich.
Ich nicke.
„Zeigst du mir, wie?“
Wir sitzen nun seit einer Stunde im Windschatten der Küchenterrasse und Onkel Karl und Eugen schauen mich mit leicht glasigen Augen an. Irgendwie scheinen sie nicht mehr zuzuhören, dabei habe ich erst die Hälfte aller Chats, Fotogalerien, Spiele und Apps gezeigt, die mir so spontan eingefallen sind. Ich schließe meinen trockenen Mund und schaue fragend zu Onkel Karl. Der schüttelt sich und legt das Tablet mit einem angewiderten Blick hin.
„Das will ich nich!“
„Was willst du dann?“ frage ich.
Er holt tief Luft, überlegt und kaut anscheinend auf der Antwort noch einmal herum.
„Ich will lesen und schauen, was mein Freund Paul in Norwegen macht. Er sagt, das geht.“
„Hat er ein Smartphone?“
„Sowas“, sagt Onkel Karl und zeigt auf das Tablet.
Also richte ich ihm WhatsApp ein, installiere eine Nachrichtenapp und die Seite von Nordfriesland. Eugen hat uns neugierig zugeschaut und fragt, was er davon hat. Ich zeige ihm den Fotoapparat und wie man die Bilder verschickt.
„Kannst du auch noch Dinge mit mir sammeln, wenn du weg bist?“
Ich nicke nur, denn mein Hals ist wie zugeschnürt. Eilig gehe ich in die Küche zu Tante Rosi. Sie schaut mir kurz ins Gesicht, schiebt mir das Pflaumenmus zu und nickt zu dem ersten Tortenboden hin. Erst streiche ich eine dicke Schicht Pflaumenmus auf den unteren Boden, dann steifgeschlagene Sahne und als Deckel setzen wir den zweiten Biskuit-Baiser obendrauf. Ein gut zehn Zentimeter hoher Zuckerschock, der mir tröstlich das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.

Tante Rosmarie ruft zu Kaffee und Kuchen und die Männer zeigen ihr stolz das Neugelernte. Ich rufe Instagram und hunderte von tollen Tortenbildern für meine Tante auf.
Es fällt mir gar nicht schwer, das Tablet aus der Hand zu legen, denn jetzt müssen wir uns warm anziehen, heute ist Nachtangeln weit draußen angesetzt. Es ist toll auf dem Meer, so ruhig und doch so ungestüm. Ich höre nur Wind und Wellen, spüre die Kraft, die alles bedrängt, an dem Kutter saugt und zerrt. Der Kapitän überlässt Eugen und mir das Steuerrad, Peilung ist der Leuchtturm von Pellworm. Nicht so einfach, aber gemeinsam schaffen wir es. Hier draußen ist es so eindeutig, was wichtig ist. Ich komme gar nicht dazu, mein Handy zu vermissen, habe alle Hände voll mit Angelködern, Fischschuppen und Gischt aus dem Gesicht wischen.

Auf ein Mal sind die sechs Wochen um. Obwohl der Wind an meinen Haaren zerrt, empfinde ich ihn eher als laue Brise. Tausende Spiegelungen lassen die Nordsee blenden und meine Augen in den blauen Himmel flüchten. Tante Rosie steckt mir mein Handy in die Rucksacktasche und nimmt mich nach kurzem Zögern in den Arm. „Schickst du mir eine Nachricht, wenn ihr zu Hause seid?“
Ich nehme mein Handy in die Hand, meine Finger huschen über das Display. Mit einem Blick in die Runde verharre ich und stecke das Handy dann wieder ein.
„Wenn noch etwas von meiner einen Stunde Internet übrig ist.“ Ich grinse sie an, schiebe die Katze, die um meine Beine streicht, vorsichtig beiseite.
Onkel Karl hält mir das rosagepunktete Schälchen hin.
„Passt auch Müsli rein.“ Er dreht sich um und brummelt im Weggehen: „Du schaffst das!“
Eugen bringt mich zum Auto, in dem meine Eltern warten. Ich muss mir die Rückbank mit dem riesigen Rahmen unserer Collage teilen, im Fußraum liegt bereits ein Häufchen Sand und eine dicke Muschel.
„Vielleicht passt das ja noch irgendwo mit rauf“, ruft Eugen und wirft mir das gefaltete Papierding aus der Seemannskiste in den Schoss.

 

Moin, moin @peregrina ,

Wie toll, das Du bei mir vorbeischaust, es sind zur Zeit so viele Geschichten online, man kommt kaum hinterher. Alleine die Copys waren/sind so spannend abwechslungsreich, war eine tolle Idee, die Runde mitzumachen.

deine Geschichte hatte ich gleich nach dem Einstellen gelesen und es gab keine Hindernisse, ich habe vom Anfang bis Schluss alles verstanden.
He, he, das nehme ich wirklich als Lob, immerhin war das bei meiner letzten Geschichte absolut nicht so. Du weist doch, bei der eigenen ist man meist total betriebsblind. Aber mit ein wenig Möbelrücken lässt sich ja vieles beheben.


Ja, das ist die Gumpen-Geschichte von @wieselmaus. Eine gute Wahl, eine interessante Umsetzung.
Dankeschön! Für mich passte die Geschichte so in meine Sommerfeeling, ich habe in meiner Urlaubswoche angefangen zu schreiben, daher wohl auch so "lieb"

Ich gestehe, manchmal werden mir die Beschreibungen etwas zu viel, die bremsen stark die Handlung aus. Das Uhren-Ding hätte ich nicht gebraucht, auch ohne würde der Geschichte nichts fehlen.
ja, der Hinweis kommt nicht zum ersten Mal. Ich habe halt doch sehr an Wieselmaus´s toller Vorlage geklebt, das mit dem Freischwimmen übe ich noch. Aber allmählich ist der Abstand groß genug und ich denke über die Streichungen ernsthaft nach. Und dann vielleicht ein wenig mehr Konflikt hinein ...

Gibt es dass Gericht wirklich?
jo, haben meine Freundinnen und ich uns früher nach der Arbeit in der Gartenlaube gekocht, mhh ich kann es riechen ..

Armes Kind! Kann die Abgeschiedenheit und der erzwungene Entzug wirklich Erfolg haben?
Zurück im Alltag wird es doch sowieso wieder von vorne losgehen. Da greift der Psychofritze wieder ein?
Zugegeben, es ist nur ein Ausschnitt und über die Langzeitwirkung wage ich auch nur zu spekulieren. Aber irgendwo muss man ja ansetzen.

nach intensiven Recherchen behaupte ich, anderen immer klein, gibt nur wenig Ausnahmen
Tja, mich überzeugt meine Recherche noch nicht ganz,aber ich bin ein echter Rindvieh auf der Strecke, also ändere ich es mal ein.

Diesen ganzen Abschnitt hätte ich nicht gebraucht. Du willst zeigen, nicht nur behaupten, auf welche Weise Moni von ihren Problemen abgelenkt wird
okay, ich gebe es ja zu. Der ist über, hat mir nur einfach viel Spaß beim Schreiben gemacht. Ich schreibe halt so, wie ich spreche - viel und etwas langgezogen. Also setze ich mal auf meinen Hausinternen-Wortkrieger-Auftragszettel: eine ganz kurze Geschichte schreiben (aua, das wird hart)

bei aller Liebe zum Happy End, diese Gedankengänge nehme ich der Hauptfigur nicht ab
Fliege hatte das so schön zusammengefasst: ich mag meinen Figuren nicht weh tun (ich verspreche Besserung, ich werde härter, irgendwann)

Du kennst dich in der Gegend wohl gut aus?
ja, das ist Heimat, also nicht die Hallig, aber die Küste

Das ist keine Kritik, mehr ein Empfinden, das meiner Vorliebe für kurze Kurzgeschichten entspringt. Außerdem steckt da eine Schweinearbeit drin, warum also streichen?
Wie gesagt, langsam reicht der Abstand, um dranrumzustreichen.

Im Gesamteindruck ist mir allerdings alles etwas zu friedlich, zu liebenswert, was dafür sorgt, dass die Gefährlichkeit und das Bedrohliche diese Abhängigkeit zugedeckt wird.
Da hast Du sicherlich Recht, aber ich wollte das Handy und das Internet gar nicht verteufeln. Auch nicht gleich mit harter Abhängigkeit und Folgen fürs Leben drohen. Mehr so Richtung Alltag, einfach mal drüber nachdenken, die andere Seite im Leben nicht vergessen, auch die Vorteile mit einbeziehen. Außerdem suche ich immer noch nach einer Variante, eine Geschichte über positive Gefühle zu schreiben, die halt nicht langweilig ist, die eine trotzdem packt. Bisher geht sowas bei mir nur über die negative Version und das gefällt mir nicht immer.

wann der Schreib-Marathon beginnt? Das krieg ich nicht mit, weil, so oft bin ich nicht im Netz.
Meinst Du den Na-No-Wri-Mo? Start ist der 1. November (bis zum 30.) Aber ich sage gerne bescheid, bzw. es machen bestimmt wieder einige Wortkrieger mit ...
Liebe Grüße aus einem endlich beregneten Stückchen Deutschlands
witch

 

“Must be the season of the Witch“
Donovan (Leitch),
hörenswert die Interpretation
durch Dr. (Mac) John (Rebennack)​

Meine Hand tastet nach dem Lichtschalter und staunend schaue ich in den kleinen Raum. Hellblau-weiße Kacheln, altes Holz, eine freistehende Badewanne vor einem riesigen Spiegel und, ich setze mich grinsend auf die Fliesen – eine Fußbodenheizung. Dieses Bad ist der absolute Luxus, toller als zu Hause. Oh, wie gerne würde ich Maria ein Bild schicken. Das Lächeln in meinem Gesicht begleitet mich bis in das seltsame Schrankbett.

Ach, wat is dat ewigsmooi vanet Fryslan bis Nordfreesland anet Watt – und was wären Nordfriesen ohne die Niederländer (wie ja auch Langeoog nur ein verkleinertes Abbild Amelands ist – bedingt durch vorherrschende Westwinde). Also kein Problem für mich, hier nochmals reinzuschauen,

liebe witch,

und ohne die Absicht, ein betreutes Schreiben daraus zu machen. Aber aus Erfahrung weiß ich, dass von der kleinsten Änderung bis zur größten Umschreibung der Fehlerteufel mitwirkt und zum zwotbesten, aber hartnäckigsten Freund sich aufschwingen kann – und den schlagen wir jetzt einfach tot, bin allzu gern auf Ameland und in Harlingen, Greetsiel oder auf Langeoog – was ich noch nie geschafft hab, ist Husum, die graue Stadt am Meer und Ort des besten Brieffreundes vonnet Gottfried/richard, dem kleinen Keller mit dem Königspudel, Storms Theo – der mit dem Schimmel am Reiter … Also nicht erschrecken, denn eigentlich geht‘s ganz harmlos los mit einem Komma zu viel

Alles im Raum ist alt, alles schimmert[...] im durch das Fenster brechenden Sonnenlicht und es ist total unheimlich.
Und noch eines, das weg muss
Eine große, goldfarbene Scheibe schwingt hin und her, meine Augen folgen ihr[…] wie der Schlange Ka im Dschungelbuch.
„wie“ leitet halt keinen vollständigen Satz ein und vergleicht halt nur ...

„Hier[,] Rose, zur sicheren Verwahrung.“

Mittlerweile sitzen Rosemaries Schwiegervater Karl und ein großer, blonder Junge am Tisch. Die hingehaltene Hand habe ich übersehen, das Grinsen des Blonden auch.
„des blonden“ würde ich als verkürztes Attribut/Adjektiv zum „Jungen“ zuvor ansehen … Stünde da „ein großer Blonder“ (ob mit oder ohne schwarzem Schuh, wer das schon), ich behauptete einfach das Gegenteil von gerade eben ...

„Na, meine Friesentorte á la Rosi scheint dir zu gefallen, …
Trotz schlechter Französisch-Kenntnisse (mein Standardsatz zu einem jeglichen, der frz. mit mir parlieren will „exküsee moa, che ne parl pa franzäs, mäh allemangel u angläs“ - und Du weißt, ich scherze nie!, mein dritter Vorname lautet nämlich „Ernst“!) immer den Akzent in die andere Richtung, als man gerade denkt; „à la“

Flüchtigkei...

Tante[...] Rosis Kopf schaut noch einmal durch den Türspalt.
Tante Rosi fast mich leicht am Ellenbogen.
Muss an Tante Rosi liegen, warum nicht mal "Tante" und dann wieder nur "Rosi"?

Es fühlt sich seltsam an, als sei ich auf einem ganz anderen Planeten, den man nicht beschreiben kann.
Hier ist eine unwirkliche Situation, also warum Konj. I statt des passenden Konj. irrealis, Konj. II, „ich wäre ...“?

..., aber es riecht nach Salz und ganz tiefem Luft holen.
„Luftholen“

Und noch'n Abschlusszitat, über das ich nachdenke

Das mit dem Essen vergessen und nicht alles mitkriegen, finde ich nicht so schlimm, aber wer will schon ‚zwanghaft‘ sein?
Eine gute Frage,

liebe witch,

aber was nützt mir die Insel, wenn Flensburger und Jever schmecken (seit einiger Zeit auch Stralsunder Mischpoke, selrsam genug, vor Jahr und Tag ausgerechnet in Greetsiel auf dem Weg zum Dollart kennengelernt.)

Wie immer - gern gelesen vom

Gottfriedrichard ohne Königspudel aber ...

 

Hallo @greenwitch,

schon wieder ich.

Im Gesamteindruck ist mir allerdings alles etwas zu friedlich, zu liebenswert, was dafür sorgt, dass die Gefährlichkeit und das Bedrohliche diese Abhängigkeit zugedeckt wird.
Da hast Du sicherlich Recht, aber ich wollte das Handy und das Internet gar nicht verteufeln.
Hast du auch nicht. Du zeigst sehr ausgewogen Segen und Fluch der technischen Möglichkeiten. Als der Opa Moni um Hilfe beim Einrichten des Tablets bittet, ist das ja eine Art Beweisführung, dass auch Senioren nicht ohne Social Media auskommen.

Auch nicht gleich mit harter Abhängigkeit und Folgen fürs Leben drohen. Mehr so Richtung Alltag, einfach mal drüber nachdenken, die andere Seite im Leben nicht vergessen, auch die Vorteile mit einbeziehen.
Ja, das sind alles Aussagen, die die KG transportiert. Ist so bei mir angekommen.

Außerdem suche ich immer noch nach einer Variante, eine Geschichte über positive Gefühle zu schreiben, die halt nicht langweilig ist, die eine trotzdem packt. Bisher geht sowas bei mir nur über die negative Version und das gefällt mir nicht immer.
Positiv denken, aha!
Aber „böse“ sein trägt nun mal mehr Potential in sich, ist interessanter und geheimnisvoller als „gut“sein. Noch besser ist eben, wenn sich die Gegensätze aneinanderreiben.

Meinst Du den Na-No-Wri-Mo? Start ist der 1. November (bis zum 30.) Aber ich sage gerne bescheid, bzw. es machen bestimmt wieder einige Wortkrieger mit ..
Genau den. 1. November, ist ja noch Galgenfrist. Danke! Diesmal will ich es auch wissen.

Liebe Grüße von peregrina

 

Lieber @Friedrichard

Also kein Problem für mich, hier nochmals reinzuschauen,
...
und ohne die Absicht, ein betreutes Schreiben daraus zu machen.
Ich nehme hinsichtlich der doofen Flusen auch "betreutes Schreiben", man soll nicht zimperlich sein, wenn es besser wird ... Falls ich also noch an ein paar größere Umbauten gehe, erlaube ich mir ein Ping in Deine Richtung, ich gebe zwar immer mein Bestes, aber man sieht ja, was dabei heraus kommt ...

und den schlagen wir jetzt einfach tot, bin allzu gern auf Ameland und in Harlingen, Greetsiel oder auf Langeoog
Da habe ich ja wirklich Glück, Verbundenheit tröstet Dich dann hoffentlich über wiederkehrende Baustellen hinweg.

immer den Akzent in die andere Richtung, als man gerade denkt; „à la“
auf was man alles achten soll ...

Flüchtigkei...
Mit Dank behoben, bzw. mache ich gleich

seit einiger Zeit auch Stralsunder Mischpoke,
Dein Ernst? Danach kommt nur noch Rostocker, aber zugegebenermaßen ist es um Längen besser geworden, als vor dreißig Jahren

Ich Danke Dir sehr für Deinen Einsatz, ich sehe tatsächlich deutliche Verbesserungen, die Wortkriegerschule hilft eindeutig
Schönen Sonntagabend
witch

Liebe @peregrina ,

Dankeschön, das Du mir das Ankommen meiner Idee bei Dir noch einmal bestätigst. An dem Profil der Prots muss ich halt wirklich noch schleifen, beziehungsweise ein paar Ecken und Kanten dazubasteln.

Positiv denken, aha!
Aber „böse“ sein trägt nun mal mehr Potential in sich, ist interessanter und geheimnisvoller als „gut“sein. Noch besser ist eben, wenn sich die Gegensätze aneinanderreiben.
Ja, aber ich bleibe dran ..

Genau den. 1. November, ist ja noch Galgenfrist. Danke! Diesmal will ich es auch wissen.

ich weiß noch nicht so recht, der erste Versuch wartet ja dringend auf eine Überarbeitung, vielleicht wird das mein ganz Hausinterner Na-No-Wri-Mo

Schönen Abend
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo greenwitch,

steigen wir mal gleich ein:

„Weil wir es so abgemacht haben.“
ausmachen käme mir stimmiger vor

Es ist so platt, kein sehenswerter Punkt, bloß Wiesen, Matsch, aufgeschüttete Steine und das ewige Gekreische der Möwen.
"kein sehenswerter Punkt" - das liest sich etwas ungelenk.
Vielleicht eher: nichts Interessantes zu sehen

Dort hat Papa uns, nach der Autofahrt von Stuttgart, eine letzte Pause gegönnt und ist dann alleine mit dem Auto weiter.
Fließender fände ich: Dort hat uns Papa ...

Meine Mutter atmet tief ein und aus. „Das ist das Watt, das Salz und der ungewohnte Sauerstoff – wird dir gut tun.“
Sauerstoff würde ich durch: ungewohnte Luft ersetzen, wer spricht denn von Sauerstoff in dem Zusammenhang? Ich kenne das nur, wenn irgendwo dicke Luft in einem Raum ist und man sagt, dass der Sauerstoff ausgeht.
Zudem ist der Sauerstoff nicht anders in seiner Zusammensetzung, egal wo.

„Das geht! Vielleicht bist du ja die erste zwölfjährige in Deutschland, die so was Hartes übersteht.“
Zwölfjährige


Meine Mutter streichelt mir über die Wange und geht mit federnden Schritten weiter. Ich schleiche ihr hinterher und bin allmählich sicher, dass sie diese dämliche Idee des Psychoheinis durchziehen wird.
Der Wind zieht an meinen Haaren.
sehr nahe beieinander, die zwei ziehen

Es ist so ungerecht, alle in meiner Klasse habe ein Handy, alle sind ständig im Netz, allein bei mir gibt es so einen Affentanz.
Vielleicht auch so: Es ist so ungerecht! Alle in meiner Klasse habe ein Handy, alle sind ständig im Netz, allein bei mir gibt es so einen Affentanz.

Völliger Quatsch, ich bin ja noch in mein Bett gegangen und zur Schule auch, jedenfalls meistens oder manchmal.
Sehr schön beschrieben.

„Komm Moni, zurück ist es doppelt so weit wie zu Tante Rosemarie.“ Meine Mutter lächelt ihr ‚Keine-Chance-Lächeln’ und zieht mich hoch.

Ich kenne nur Monikas, die 50+ alt sind. Trotz Vorlage, das passt für mich nicht in die Zeit, in der die Geschichte spielt.

„Kommt rein! Ist heute zwar nicht windig, aber für Euch wohl doch.“
euch


Wir werden in eine Stube mit blau-weiß gefliesten Wänden geschoben. Der Tisch vor dem Fenster ist mit einer weißen Tischdecke und Kerzen eingedeckt. Sieht richtig vornehm aus, wie an einem großen Geburtstag. Alles im Raum ist alt, alles schimmert im durch das Fenster brechenden Sonnenlicht und es ist total unheimlich. Hier leben garantiert Spinnen und diese ekligen Staubmilben und wer weiß, was noch.
War sie noch nie bei ihrer Tante auf Besuch? All' die Jahre nicht?

„Aber ...“
„Nein, mein Schatz. Drei Wochen ganz ohne, du hast es versprochen.“
So ganz verstehe ich das nicht. Sie darf danach ja auch nur telefonieren, wieso das dann nicht mit einem Festnetztelefon? Oder steckt noch die Idee dahinter, dass sie das Handy in der Hand hat, aber außer Telefonieren nichts damit macht? So wie die Wurst, die dem Hund zu hoch an der Angel hängt?
Ich sacke wieder auf die Couch, die Tränen wollen kullern, aber nicht hier. Mittlerweile sitzen Rosemaries Schwiegervater Karl und ein großer, blonder Junge am Tisch. Die hingehaltene Hand habe ich übersehen, das Grinsen des blonden auch. Ich nicke nur, doch von der Tür kommt Mutters hartes ‚Monika’. Also murmle ich „Guten Tag“ und verstecke mich hinter meinen Haaren. Der Blonde, ich glaube er heißt Eugen, sagt sehr langsam: „Man seggt Moin!“ und schaut beifallhaschend zu seinem Opa.
Also einerseits redet sie von einem großen, blonden Jungen (als würde sie ihn nicht kennen) und dann ist es aber der Enkel, also ihr Cousin. Das finde ich etwas merkwürdig.
Besser fände ich sowas wie: Der große, blonde Junge ist dann wohl mein Cousin

Tante Rosemarie lässt mein Handy in die Kitteltasche rutschen und zieht meine Mutter hinter sich her. „Ich hol die Torte, du kannst den Kaffee tragen.“
vielleicht: ... den Kaffee bringen?

„Ja, auf dieser Seite ist auch bei Ebbe immer Wasser, der Priel ist gleichzeitig Fahrrinne, ziemliche Strömung, das kann Eugen dir alles zeigen.“
... kann dir Eugen alles ...


Das Bett steht in einem Schrank,
Wie soll ich mir das vorstellen? :D


Ich packe meine Sachen in den Schrank,
da ist doch das Bett :shy:

Ich habe mir ganz fest vorgenommen nicht zu heulen, jetzt wische ich mir dennoch wütend die feuchten Spuren von der Wange.
Wangen?

Das mit dem Essen vergessen und nicht alles mitkriegen, finde ich nicht so schlimm, aber wer will schon ‚zwanghaft‘ sein?
:D

Nicht so ein kleiner, für Schulkinder, Ne, mein absoluter Traum-Wunsch-Haben-Müssen-Kasten, der 120er Polychromos, den ich mir vor Jahren gewünscht habe, als ich noch kein Handy hatte.
Das "Ne" ist groß. Vielleicht davor ein Punkt?

Ob ich auch so gut zeichnen kann, es ist lange her.
Ob ich auch so gut zeichnen kann? Lange ist es her.

Wie von selbst entsteht mein derzeitiges Hintergrundbild, eine Eule mit dicken Brillengläsern. Meine Hand streicht über das Display, tippe automatisch auf die Touchscreenfelder – nichts. Neben der Handyskizze ist genügend Platz für kleine Quadrate in Sprechblasenform.
Schöner Absatz.
Das muss es sein, was hier so fruchtig duftet.
Für mich duftet Speck deftig :D

Mit einem Nicken verschwindet Onkel Karl.

Hier geht es mir zu schnell weiter - da fehlt ja grade der erste ganze Tag.
Am zweiten Morgen steht auf dem Küchentisch die rosagepunktetet Schale mit einer großen Portion Himmel und Erde und viel knusprigem Speck.

Es gibt nicht viel, was Eugen mit den Händen nicht richten kann
ein wenig umständlich - vielleicht: Mit den Händen ist Eugen sehr geschickt, aber bei Wörtern ...

Es fühlt sich seltsam an, als wäre ich auf einem ganz anderen Planeten, den man nicht beschreiben kann. Ihr geht es wohl nicht anders, denn außer dem Hinweis, dass ich es toll hätte, solange ohne Schule, fällt ihr nichts Neues ein.
Nach dem Punkt ist ein Leerzeichen zuviel

Man ahnt, dass Moni nach sechs Wochen guten Mutes, geläutert, wieder von dannen ziehen wird.
Nur: daheim ist nicht bei Tante Rosemarie und die Gefahr, wieder in alte Fahrwasser zu kommen, sicher groß. Mir hätte es besser gefallen, wenn sich innerhalb der Zeit nicht alles ins Gute ändert, das ist so vorhersehbar.
Es ist auch verwunderlich, dass Moni einfach so mitten im Schuljahr sechs Wochen zu einer Tante darf. Ich denke, dass es eines ärztlichen Attests bedürfte und dann müsste sie sicher in eine Reha mit Fachkräften, damit das bewilligt wird.
Von daher hätte ich diese Zeit in die Ferien verlegt, um das zu umschiffen. Sitzengeblieben ist sie dann sowieso schon.

Sehr irritiert hat mich die Tatsache, dass das Mädel mit sagen wir 13-15 Jahren noch nie die Tante gesehen hat.

Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen, mir hat sie gefallen, die Stimmung der Gegend kam sehr gut rüber, der Menschenschlag auch.

Einiges, was ich angemerkt habe, ist auch Geschmackssache. Nimm mit, was dir gefällt.

Die Bezüge zum Original sind sehr schön, man entdeckt vieles, was du stimmig neu (außer dem Namen Moni) aufgenommen hast. Wenn es überhaupt möglich ist, zu vergleichen (was man doch versucht ist, weil der rote Faden der gleiche ist) fand ich es einfacher, mit dem Eugen von wieselmaus Geschichte klarzukommen.
Es gibt schöne Details, wie das Himmel/Hölle-Spiel, das sie wiederentdeckt und du auch noch einen Bezug zum Essen schaffen konntest. Ein nahe interpretiertes, aber dafür in Details sehr überzeugendes Copywrite, besonders aktuell auch das Thema mit der Sucht


Liebe Grüße aus momentan der Schweiz
bernadette

 

Moin, moin @bernadette ,

was für eine Freude, so einen langen Kommentar von Dir zu bekommen. Da ich von meiner letzten Geschichte an Deine Genauigkeit gewöhnt bin, mache ich mich auf einiges gefasst.

Wenn ich nichts dazu sage. habe ich Deine guten Vorschläge einfach übernommen, Dankeschön!

Fließender fände ich: Dort hat uns Papa ...
komisch, ist wohl was regionales oder ich hatte mal einen Blitzeinschlag, solch Wortreihenfolgendreher mache ich nicht selten, ich behalte es im Auge bzw. diese hier werden heute Abend geändert.

Zudem ist der Sauerstoff nicht anders in seiner Zusammensetzung, egal wo.
Das lässt sich chemisch wohl kaum bestreiten. Trotzdem reicht es ja an der Nordsee anders, es ist sehr viel freier Sauerstoff in der Luft, ich schau mal, wie ich beides hinkriege ...

sehr nahe beieinander, die zwei ziehen
immer doof, solch Stellen, ich bastle heute Abend mal dran rum

Sehr schön beschrieben.
:bounce:

Ich kenne nur Monikas, die 50+ alt sind. Trotz Vorlage, das passt für mich nicht in die Zeit, in der die Geschichte spielt.
Ja, da hast Du natürlich Recht. Ich klebe bei diesem, meinem ersten Copy noch sehr am Original, und möchte daher auch die Namen nicht ändern. Aber die vielen tollen Varianten in dieser Runde haben mich natürlich auch schon auf andere Ideen gebracht, also beim nächsten Mal mache ich dann meinen "Freischwimmer"

War sie noch nie bei ihrer Tante auf Besuch? All' die Jahre nicht?
Nö, die haben immer alle viel zu viel zu tun, es gab nur Familientreffen irgendwo in der Mitte oder im dunklen Schwarzwald

Oder steckt noch die Idee dahinter, dass sie das Handy in der Hand hat, aber außer Telefonieren nichts damit macht? So wie die Wurst, die dem Hund zu hoch an der Angel hängt?
Vielleicht nicht gerade letzteres, aber doch die Idee, das ein Handy dazu gehört, aber nicht das Leben bestimmt. Also nicht alles damit zu machen ist. Sie wollen es langsam angehen, drei Wochen "Entzug", dann ein Anruf und eine Nachricht. Zu Hause dann eine Stunde Internet, ...

Besser fände ich sowas wie: Der große, blonde Junge ist dann wohl mein Cousin
Ja, die Idee gefällt mir, gekauft

Wie soll ich mir das vorstellen? :D
Du musst dann wohl mal Urlaub in Friesland machen? In den alten Häusern standen die Betten hinter Türen, erinnert sehr an Schänke. Aber meine Beschreibung ist natürlich auch sehr ... platt? Ich schau mal.

da ist doch das Bett :shy:
wir könne uns hier sogar zwei Schränke in einem Zimmer leisten :lol:

Für mich duftet Speck deftig :D
Duften tut bisher nur der Apfel-Kartoffelbrei. Den Speck fängt er ja gerade erst an zu braten. Lässt sich aber vielleicht noch besser formulieren.

Ich habe die Geschichte sehr gerne gelesen, mir hat sie gefallen, die Stimmung der Gegend kam sehr gut rüber, der Menschenschlag auch.
Dann habe ich doch schon einen großen teil richtig gemacht

Es gibt schöne Details, wie das Himmel/Hölle-Spiel, das sie wiederentdeckt und du auch noch einen Bezug zum Essen schaffen konntest. Ein nahe interpretiertes, aber dafür in Details sehr überzeugendes Copywrite, besonders aktuell auch das Thema mit der Sucht
Auch über diesen teil freu eich mich sehr. Meinen Teil Kritik zu dem doch recht braven verlauf und den zu harmlosen Prots habe ich ja auch schon abbekommen, zur Zeit fehlt mir die Zeit für eine größere Renovierung. Also freue ich mich einfach über die Dinge, die schon mal gelungen sind.
Liebe Bernadette, danke sehr, das Du reingeschaut hast, vielleicht verschlägt es Dich ja mal in den Norden, obwohl die Schweiz natürlich auch ihren Charme hat.
Liebe Grüße
witch

 

Hallo @greenwitch,
hab deine Geschichte schon nach dem Einstellen gelesen und auch die Komms. Jetzt habe ich die Geschichte nochmal gelesen und keine Komms. Du bekommst also einen halbwegs unbeeinflussten Leseeindruck.

Deinen Schreibstil finde ich sehr elegant. Figuren und Umgebung fließen in das Geschehen ein, ohne dass ich mich überladen fühle, die Handlung steckenbleibt, oder ich womöglich gar kein Bild kriege, wo und mit wem ich mich da befinde.
Weil ich selber meine gesamte Kindheit über immer mit meinen Eltern an die Nordsee musste, bin ich auch gleich im Geschehen drin. (Gab zwar damals noch keine Handys, aber es war auch so alles öde.) Du schaffst es für mich wunderbar, Figuren und Atmosphäre zu zeichnen, ich schwinge so mit. Also dafür ein fettes Kompliment!
Die Handlung tritt für mich aber leider irgendwann auf der Stelle.

Ab da, wo du den Alltag beschreibst, wird es für meinen Geschmack zu beliebig und ich warte, dass irgendwas passiert. Am Anfang bist du sehr detailliert und lässt mich die Umgebung mit den Augen deiner Prota wahrnehmen. Wie sie die Kiste entdeckt und das Handy malt, das fand ich sehr originell. Aber dann habe ich gewartet, dass sich darauf irgendwas aufbaut. Weil sie sich daran erinnert, wie gern sie früher gemalt hat, hab ich erst gedacht, sie entdeckt ihre Leidenschaft zum Malen wieder und entwickelt eine neue Manie, sozusagen als Ersatzbefriedigung - und sich damit vielleicht eine neue Tür öffnet, die sie auch in Zukunft etwas vom Handy wegziehen könnte. Das alleine würde zwar nicht viel hergeben, aber es könnte deiner Prota eine neue Sichtweise eröffnen, auf die du aufbauen könntest. Oder Eugen zeigt ihr seine Sicht der Dinge und so hat sie das noch nie betrachtet. Es muss kein großer Knall sein, aber irgendetwas, dass der Prota wirklich nahe geht oder sie zumindest nachdenklich macht.
Sonst gehe ich aus der Geschichte raus und denke, jetzt wird doch bestimmt alles wieder wie vorher. Einerseits finde ich das ja gut, soll ja kein Märchen sein, aber von mir aus könnte deine Prota noch irgendwas Existentielleres daraus mitnehmen als die Erkenntnis, dass es ja doch netter sein kann als gedacht, mal so ohne Handy.


Meine Daumen tippen rastlos eine Nachricht in den Wind.
:thumbsup:

Entlang des schmalen Fahrdamms, inmitten von Nichts. Es ist so platt, nichts interessantes, bloß Wiesen, Matsch, aufgeschüttete Steine und das ewige Gekreische der Möwen. Der Wind kommt gefühlt immer von vorne, egal wie ich mich drehe
Das ist so schön beschrieben und ich bin ganz bei ihr. Bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, es müsste Interessantes heißen.

Ganz weit im Dunst kann ich die Umrisse von einigen weißen Häusern erkennen, die sich ins Gras ducken, nicht viel größer als die Schafe mit ihren Lämmern, die jedes Mal davonlaufen, wenn wir uns nähern.
Toll!

„Das ist das Watt, das Salz und die Nordsee – wird dir gut tun.“
Aaaaargh - wie oft ich mir das selbst anhören musste ...

Ich kann sie jetzt schon nicht leiden.
Hehe

mein Papa
Das hat mich irritiert. Sie will sonst so cool sein, aber hier klingt sie wie 'ne Vierjährige. Erst dachte ich, das soll ein besonderes Verhältnis zum Vater zeigen, denn an anderer Stelle sagt sie meine Mutter - also ihrem Alter entsprechend :D

Sechs Wochen ohne Internet, ohne Chats, ohne meine Welt – ich sterbe.
Das Fette würde ich weglassen, denn das hast du vorher schon oft gesagt.

An der Wand hängt noch eine Uhr, wozu braucht man denn zwei?
Diese kleinen Details haben mir sehr gefallen. Und ich hätte hier am liebsten zu ihr gesagt: Messenger und WhatsApp - wozu braucht man denn zwei?

Das mit dem Essen vergessen und nicht alles mitkriegen, finde ich nicht so schlimm, aber wer will schon ‚zwanghaft‘ sein?
:lol:

Liebe Grüße,
Chai

 

Moin, moin @Chai ,

oh wie schön, Besuch aus Indien :kuss: Das ist aus meiner Sicht so ein Riesendings...vorteil des Internets, das wir uns einfach so austauschen können, egal wo wir stecken. Also da kann man schon mal an den Rand einer Sucht kommen ...

Du bekommst also einen halbwegs unbeeinflussten Leseeindruck.
Super! Ich habe oft das Gefühl, das ich irgendwann nicht mehr ganz objektiv bin, die anderen Kommentare hinterlassen ja auch Eindrücke. Andererseits lerne ich immer was beim Mitlesen und sei es, das ich genau das gedacht habe, es nur nicht so gut ausdrücken konnte.

Deinen Schreibstil finde ich sehr elegant.
:huldig: Okay, ich backe Dir lebenslang Torte! Ne, Spaß beiseite, Du macht mich mit Deiner Meinung gerade sehr glücklich. Selbst, wenn ich Deinen subjektiven Eindruck abziehe, ist anscheinend eine Entwicklung zu spüren. Es ist noch gar nicht so lange her, das hat @josefelipe mir geraten, doch lieber Betriebsanleitungen zu schreiben. Und er hatte nur bedingt unrecht! Aber es hat mich auch richtig getriggert, da muss doch was zu machen sein. Also macht die Wortkriegerschule sich bemerkbar, super!

Weil ich selber meine gesamte Kindheit über immer mit meinen Eltern an die Nordsee musste, bin ich auch gleich im Geschehen drin.
Dann bist Du ja meine Ideal-Leserin. Aber komm, so schlimm ist es hier doch gar nicht ...

Du schaffst es für mich wunderbar, Figuren und Atmosphäre zu zeichnen, ich schwinge so mit. Also dafür ein fettes Kompliment!
Okay, den Satz nehme ich gerne noch mit, denn ich höre das dicke Aber schon über mir donnern.

Die Handlung tritt für mich aber leider irgendwann auf der Stelle.
Ja, da kann ich absolut nicht widersprechen. Ich habe bei meinem ersten Copwrite sehr am Original geklebt und habe Wieselmauses Erinnerung als gemütlich, langsam fließend empfunden. Nur, dann kam die herzzerreißende Geschichte mit dem ertrunkenen Kind und der Reaktion des zurückgebliebenen Eugen - und ich wollte auf keinen Fall etwas in die Richtung schreiben. Über das Grübeln des weiteren Handlungsverlaufes oder doch eine Copy von der tragischen Situation einzubauen, lief mir dann die Zeit weg und ich bin den Weg des geringsten Widerstandes gegangen - einfach weglassen. Und nun ist es eindeutig "Handlungsseicht". Mittlerweile habe ich ein paar Lösungsansätze, die ich ausprobieren will, mag aber die Copygeschichte nicht völlig verändern. Also werde ich wohl ein, zwei Versionen für mich schreiben und mal schauen, wie es sich anfühlt.

sie entdeckt ihre Leidenschaft zum Malen wieder
Und Deine Idee steht auch schon auf meinem Zettel, ich hatte da ein Bild vor Augen, das sie alles und jeden skizziert und zum Zeichen immer wieder auf das Schuppendach klettert.

Eugen zeigt ihr seine Sicht der Dinge
Vielleicht lasse ich ihn diesmal doch zum Helden werden ...

Prota wirklich nahe geht oder sie zumindest nachdenklich macht
gib mir etwas Zeit, im Moment bin ich etwa durch das wahre Leben blockiert, aber dann!

Bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, es müsste Interessantes heißen.
gekauft, blöder Fehler!

Aaaaargh - wie oft ich mir das selbst anhören musste ...
:rolleyes:

Erst dachte ich, das soll ein besonderes Verhältnis zum Vater zeigen, denn an anderer Stelle sagt sie meine Mutter - also ihrem Alter entsprechend :D
ich habe es jetzt geändert. Das ist aber für mich so eine typische Stelle, wo unser eigenes Erleben stark reinspielt. Ich bin von kleinst an mit den Bezeichnungen Mutti/Vati aufgewachsen, im Älterwerden dann Mutter/Vater. (Papa und Mama fand ich ober doof)
Bei unserem Jüngsten war es aber, warum auch immer, Mama und Papa, und dass bringt er auch mit dreiundzwanzig aus reiner Gewohnheit.

Das Fette würde ich weglassen, denn das hast du vorher schon oft gesagt.
gekauft!

Ach Chai, Du hast mich wieder gut zum Nachdenken gebracht, vielen Dank dafür. Hab eine gute Zeit
Beste Wünsche
witch

 

Okay, ich backe Dir lebenslang Torte!
Ich nehm dich beim Wort! Aber dann ...
Ne, Spaß beiseite,
:(

Zum Kuchenessen bin ich aber nicht nochmal hier, liebe @greenwitch, sondern wegen Mama und Papa:

Bei unserem Jüngsten war es aber, warum auch immer, Mama und Papa, und dass bringt er auch mit dreiundzwanzig aus reiner Gewohnheit.
Ich sag das auch zu meinen Eltern, aber nicht Freunden oder Fremden gegenüber. Und sie erzählt die Geschichte ja uns, und wir gehören nicht zur Familie. Deshalb klang es für mich komisch, dass sie von Papa redet und nicht von meinem Vater. Ich hätte das mit zwölf nicht mehr gesagt und (fast) alle meine Freunde ebenfalls. Die, die uns gegenüber von Papa&Mama gesprochen haben, waren uns immer suspekt, es sei denn, es waren unsere Geschwister. Weißt du, was ich meine? Vielleicht ist das heute ja anders, aber für mich klingt das irgendwie komisch.

Liebe Grüße,
Chai

 

Liebe @Chai ,

Ich nehm dich beim Wort! Aber dann ...
:(
Wie wäre es mit einem Zwischenschritt? Einmal Torte, bei der nächsten Gelegenheit?

Ich sag das auch zu meinen Eltern, aber nicht Freunden oder Fremden gegenüber.
Weißt du, was ich meine?
Ja, ich weiß genau was Du meinst und natürlich hast Du mit dieser Ansicht recht, ich hab nur so herum einfach nicht darüber nachgedacht. Ich schau nochmal nach, ob ich noch so eine Mama/Papa-Stelle im Text habe, Danke erst mal fürs Erhellen.

 

greenwich: schrieb:
Es ist noch gar nicht so lange her, das hat @josefelipe mir geraten, doch lieber Betriebsanleitungen zu schreiben.

Hola @greenwich,

rückblickend tut mir diese Grobheit leid, aber wie sonst sollte ich Deinen Ehrgeiz anstacheln:D?
Aber, das steht außer Frage, mit der Schreiberei kommst Du zielstrebig voran – das kann man lesen. Kompliment!

Ich wünsche Dir einen nie versiegenden Ideensprudel, immer Starkstrom und die richtigen Schwingungen beim Schreiben.
Beste Grüße!
José

 

Alles gute @josefelipe ,

hat ja gut geklappt und wenn ich irgendwann mal wieder eine richtig konstruktiven (auch gerne negativlastigen) Kommentar unter einer meiner Geschichten finde, werde ich mich immer an die Anfänge erinnern. Und Fehler mache ich ja durchaus auch noch ausreichend.

Man liest sich
witch

 

Hi @greenwitch

Ich steige mal ganz behutsam wieder ins Kommentieren ein und lasse Dir die lange versprochene Rückmeldung da. Wir haben ja schon beim Stammtisch über Deine Geschichte gesprochen.

Auch nachdem ich sie ein zweites Mal gelesen habe, bin ich nicht der Meinung, dass sie irgendwie einen Höhepunkt, ein Drama, mehr Spannung oder so bräuchte. Tatsächlich genieße ich es sehr, die Leute kennen zu lernen, wie Du mit Dialogen umgehst (die Dialoge möchte ich ausdrücklich loben) und einfach so ein umfassendes, authentisches Bild von Land und Leute zeichnet. Das reicht mir völlig. :D

Ich habe nochmal Kleinigkeiten vom Strand aufgesammelt:

Seit über einer Stunde wandern wir auf der Betonspur durch kurzes Gras und die Hinterlassenschaften der Schafe, die uns missmutig beobachteten.

Hier wechselst Du plötzlich vom Präsens ins Präteritum. Es müsste doch "beobachten" heißen.

Mama bestand auf der Wanderung.

"auf die Wanderung" statt "auf der Wanderung".

Alle in meiner Klasse habe ein Handy, alle sind ständig im Netz, allein bei mir gibt es so einen Affentanz.

"haben" statt "habe".

Eugen sagt sehr langsam: „Man seggt Moin!“ und schaut beifallhaschend zu seinem Opa.

Hier würde ich nach der wörtlichen Rede ein Komma setzen. Aber das kann auch Geschmackssache sein.

Denen werde ich es zeigen, die paar Wochen schaffe ich irgendwie, hoffe ich.

Diesen Satz finde ich total beeindruckend, weil ich quasi in Echtzeit sehe, wie Monis Entschlossenheit verpufft. Von "Denen werde ich es zeigen!" über "... irgendwie" zu "... hoffe ich." Ich möchte vorschlagen, dem Ganzen noch etwas mehr Rhythmus zu geben, indem Du entweder einen Gedankenstrich oder einen Punkt vor das "hoffe ich" setzt, also eine kurze Pause vor das endgültige Verpuffen baust. Ist aber natürlich nur so eine Idee von mir.

Warum gibt es hier keine Keramikteller von Ikea?

Das finde ich übertrieben kommerzverhaftet. So blöd ist Moni nicht, oder? "Uuuuh, warum kauft nicht jeder bei Ikea ein?" Also, nee, sorry, das geht gar nicht. Besser fände ich so etwas: "Dabei wären Keramikteller viel praktischer." Irgendwas, was diese ignorante Haltung rechtfertigt.

Ich bin mir sicher, dass ist ein richtiges Töpfchen.

"das" statt "dass". Lässt sich leicht daran erkennen, dass das konjugierte Verb ("ist") an zweiter Stelle und nicht am Ende des Satzes steht. Ergo ist es kein Nebensatz, und deshalb kann es sich gar nicht um ein "dass" handeln, was den Satz einleitet. Denn: "dass" leitet einen Nebensatz ein. Das hier ist aber offensichtlich keiner.

„Nee, der Pisspot ist Deko, dein Bad ist dort hinter der Tür.“

Lustig, diese Deko hat meine Oma auch.

Das mit dem Essen vergessen und nicht alles mitkriegen, finde ich nicht so schlimm, aber wer will schon ‚zwanghaft‘ sein?

Ein kniffliger Satz. Ich vermeide solche Sätze häufig, weil ich nicht weiß, wie es dort mit Groß- und Kleinschreibung und Kommasetzung aussieht. Denn eigentlich müssten "Essenvergessen" und "Nicht-alles-mitkriegen" ja nominalisiert sein (das erkennt man am Artikel "dem", denn nur Nomen haben Artikel). Das heißt, sie müssen groß und zusammengeschrieben werden. Das Komma vor "finde" käme folglich raus. Sähe aber schlimm aus, wenn Du es so schreiben würdest, findest Du nicht?

Meine Lösung ist immer, solche Nominalisierungen einfach zu vermeiden, indem ich daraus eindeutig Verben mache. Beispiel: "Dass ich manchmal das Essen vergesse oder nicht alles mitkriege, finde ich nicht so schlimm", oder: "Manchmal das Essen zu vergessen oder nicht alles mitzukriegen, finde ich nicht so schlimm".

Mein Lieblingsschreibratgeber ("Deutsch für Profis" von Wolf Schneider) rät auch von solchen Nominalklammern ab. Nicht nur geraten wir in Konflikt mit hässlich nominalisierten Verben, viel zu wenigen Kommata, als es unserem Sprachgefühl entspräche, sondern Sätze mit ultravielen Nomen sind auch passiver und schwerer zu begreifen als Sätze mit mehr Verben. Deshalb würde ich Dir nicht zur Großschreibung raten, sondern dazu, die Nominalisierungen wieder zu Verben zu machen.

Mein Blick fällt auf den Zeichenblock, ich setze mich an dem kleinen Tisch und skizziere die Umrisse eines Handys.

"an den" statt "an dem"

Meine Hand streicht über das Display, tippe automatisch auf die Touchscreenfelder – nichts.

Erstmal ist das Subjekt in diesem Satz "Meine Hand", deshalb muss es auch "tippt" statt "tippe" heißen. Außerdem finde ich das "nichts" wieder so abgrundtief dumm, also so blöd kann Moni doch nicht sein. Natürlich passiert nichts, wenn sie auf einen gezeichneten Touchscreen drückt. Musst Du mir das echt so runter die Nase reiben? Ich würde das Wort streichen.

Der alte Mann zeigt auf ein Regal an der Wand, in dem Teller und Schälchen stehen, einige mit blauweißem Muster, einige mit Blümchen und ein Schälchen mit rosa Punkten.

Hier fällt mir Inkonsistenz auf. Guck mal:

Hellblau-weiße Kacheln
blau-weiß gefliesten Wänden

Wieso mal mit und mal ohne Bindestrich? Ich würde es immer ohne Bindestrich schreiben. Wenn Du es lieber mit Bindestrich hättest, dann muss es aber auch eine rosa-gepunktete Schale sein. :p Konsistenz ist das größte Geheimnis der RGZ. Du kannst Dir problemlos eigene Regeln ausdenken oder Gestaltungsentscheidungen machen, aber dann musst Du Dich konsequent daran halten.

Der alte Fischer ist noch schweigsamer als ich, spuckt oft brauen Priem in ein kleines Töpfchen, dass er fast ständig in seiner rechten Hand verborgen hält.

"braunen" statt "brauen".

Von da an, lasse ich die Tür immer einen Spalt auf und nachts schnurren mich mindestens zwei Katzen in den Schlaf.

Komma weg.

Als Eugen anfing im trockengefallenen Watt Muscheln, Holzstücke, aber auch Puppenarme, Anglerposen und Korken aufzusammeln, wurde ich neugierig.

Hier würde ich ein Komma vor "im" setzen.

Ich habe Eugen den kaputten Rahmen aus der Seemanskiste gezeigt und am nächsten Tag hielt er mir stolz einen gut Quadratmeter großer Rahmen mit Hintergrund hin.

"einen gut Quadratmeter großen Rahmen mit Hintergrund" ist ein gutes Beispiel für eine Nominalklammer, die das Verständnis extrem erschwert. Bei Dir wahrscheinlich auch, denn es heißt natürlich "großen" statt "großer". Ich würde aber sowieso versuchen, die ganzen Nomen von dem Haufen wegzubekommen, auf dem sie sich gerade tummeln, denn diese Fülle an Informationen auf allerwinzigstem Raum macht es mir schwer, den Satz einfach durch mich hindurchfließen zu lassen.

Möglichkeiten: "hielt er mir stolz einen Rahmen mit Hintergrund hin. Wie der, den ich in der Seemanskiste gefunden habe, nur viel größer - bestimmt einen Quadratmeter groß." Oder: "hielt er mir stolz einen Rahmen mit Hintergrund hin, der bestimmt einen Quadratmeter groß war." Und so weiter. Einfach etwas entzerren, die Nomen besser verteilen.

Er jedoch hat den Kopf geschüttelt und etwas von „Brauch nicht,“ und „Sollst nicht,“ gebrummelt.

Die Kommata an der wörtlichen Rede würde ich streichen. Wenn Du sonst die wörtliche Rede einfach so in den Satz einfließen lässt (und Du machst das hier ja sehr häufig), machst Du das ja auch nicht.

„Festland,“ antwortet er.
„Sowas,“ sagt Onkel Karl und zeigt auf das Tablet.
„Vielleicht passt das ja noch irgendwo mit rauf,“ ruft Eugen und wirft mir das gefaltete Papierding aus der Seemannskiste in den Schoss.

Komma nach dem Anführungszeichen, nicht davor.

Übrigens ist das gefaltete Papierding ein "Himmel und Hölle", oder? Das finde ich einen total coolen Verweis auf Titel dieser Geschichte und der Ursprungsgeschichte.

Ich versuche es ihm abzuringen, greife in seinen Pullover, kneife in seinen Arm.

Hier würde ich ein Komma vor "es" setzen.

Ihr geht es wohl nicht anders, denn außer dem Hinweis, dass ich es toll hätte, solange ohne Schule, fällt ihr nichts Neues ein.

"so lange" statt "solange", würde ich vermuten. Zumindest, wenn ich beides laut sage, klingt "solange" falsch.

Heute finden wir bloß einen dicken, abgeschliffenen Flaschenboden in knallblau, der passt perfekt in eine obere Ecke.

"Knallblau" würde ich groß schreiben.

Er dreht sich um und brummelt im Weggehen „Du schaffst das!“

Doppelpunkt vor der wörtlichen Rede.

Das war's auch schon von mir. Morgen düse ich zurück nach Deutschland, und in einer Woche sollte ich dann wieder back on track sein, was das Wortkriegern angeht. :bounce:

Cheers,
Maria

 

Moin, moin Du Liebe @TeddyMaria ,

Ich steige mal ganz behutsam wieder ins Kommentieren ein und lasse Dir die lange versprochene Rückmeldung da.
Na, dann freue ich mich doch umso mehr, das einer Deiner derzeit seltenen Kommentare bei mir landet.

Tatsächlich genieße ich es sehr, die Leute kennen zu lernen, wie Du mit Dialogen umgehst (die Dialoge möchte ich ausdrücklich loben) und einfach so ein umfassendes, authentisches Bild von Land und Leute zeichnet.
Das ist eine schöne Zusammenfassung und hört sich wirklich auch nach einer lesenswerten Geschichte an. Ich gerate einfach immer schnell in "Panik", wenn ich hier die vielen Geschichten mit starker Aussage, extremen Charakteren und super Plotwendungen lese. Fühlt sich, mit Blick auf die Münchenener Erotik-Challenge, irgendwie wie Blümchensex an. Aber zumindest kriege ich diese Version schon mal ordentlich hin. Dann kann ich die Latte ja mal höher hängen ...

Kleinigkeiten vom Strand aufgesammelt:
Kleinigkeiten ist gut, oh wie peinlich viel. Hab schonmal aufgeräumt, nur zu einigen Punkten möchte ich etwas sagen (mich rausreden :sick:)

"auf die Wanderung" statt "auf der Wanderung".
@Friedrichard ? Ich bin hier echt überfordert, also macht Ihr beiden Profis dies bitte unter Euch aus. Meine Version (rein nach Gefühl, alà Loriot) war "Die Wanderung". Aber ich möchte es gerne kapieren, als stuft die Erklärung runter auf Rechtschreib-Rindvieh, Bitte, Bitte!

Ich möchte vorschlagen, dem Ganzen noch etwas mehr Rhythmus zu geben, indem Du entweder einen Gedankenstrich oder einen Punkt vor das "hoffe ich" setzt, also eine kurze Pause vor das endgültige Verpuffen baust.
tolle Idee, habe mich für den Punkt entschieden.

Das finde ich übertrieben kommerzverhaftet. So blöd ist Moni nicht, oder?
Interessanter Blickwinkel. Ich meinte es eher so Richtung "Menscheneinsortieren" - ein bestimmter Typ kauft halt alles bei Ikea, oder hat alles von Tupper, kauft nur auf dem Flomarkt, kauft nur beim Designer, ... Noch mag ich mich nicht davon trennen, aber ich behalte es im Auge ...

Denn: "dass" leitet einen Nebensatz ein. Das hier ist aber offensichtlich keiner.
Gut erklärt, schauen wir mal, ob das nun in meinem Köpfchen bleibt :drool:

Meine Lösung ist immer, solche Nominalisierungen einfach zu vermeiden, indem ich daraus eindeutig Verben mache.
Ja, da hast Du eindeutig Recht, die eingebauten Fehler beweisen es ja. Aber noch mag ich den Satz, gib mir bitte noch etwas Denkzeit.

Nicht nur geraten wir in Konflikt mit hässlich nominalisierten Verben, viel zu wenigen Kommata, als es unserem Sprachgefühl entspräche, sondern Sätze mit ultravielen Nomen sind auch passiver und schwerer zu begreifen als Sätze mit mehr Verben.
Ich schreib mir das mal auf meine hausinternen Überarbeitungszettel, ist ja nicht das erste Mal, das Du mir das erklärst (und bestimmt auch nicht die letzte Runde)

Musst Du mir das echt so runter die Nase reiben? Ich würde das Wort streichen.
stimmt, aber ich mochte hier den Rhythmus, hab es trotzdem gekillt.

Inkonsistenz
Das leuchtet ein!

"einen gut Quadratmeter großen Rahmen mit Hintergrund" ist ein gutes Beispiel für eine Nominalklammer, die das Verständnis extrem erschwert.
Oder: "hielt er mir stolz einen Rahmen mit Hintergrund hin, der bestimmt einen Quadratmeter groß war."
Müsste es hier nicht "ist" heißen? Wegen der Dopplung habe ich es stark eingekürzt, ich hoffe, es passt jetzt.

Komma nach dem Anführungszeichen, nicht davor.
blöder Fehler

Das finde ich einen total coolen Verweis auf Titel dieser Geschichte und der Ursprungsgeschichte.
schön, so war es gedacht!

"so lange" statt "solange", würde ich vermuten. Zumindest, wenn ich beides laut sage, klingt "solange" falsch.
Ich hab jetzt bei Duden.de nach einer Erklärung gesucht und bin genauso schlau wie vorher. ist geändert, warum auch immer.

"Knallblau" würde ich groß schreiben.
Toll und wie war das mit der Konsistenz

Morgen düse ich zurück nach Deutschland, und in einer Woche sollte ich dann wieder back on track sein, was das Wortkriegern angeht. :bounce:
Oh, wie schön, Dich wieder in der Nähe zu haben. Ich bastle im Kopf an gleich zwei neuen Geschichten - das geht dann auch nur mit Dir und den Wortkriegern.
Applaus zu den fertigen Teilen Deiner Aufgaben (Masterarbeit, Bewerbung, ...)
Liebe Grüße
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Meine Version (rein nach Gefühl, alà Loriot) war "Die Wanderung". Aber ich möchte es gerne kapieren,

Er besteht auf seinem Recht oder auf sein Recht? – Dativ oder Akkusativ nach verbbestimmten Präpositionen
Für eilige Leser ist die Frage im Titel schnell zu beantworten: Sie können die eine oder die andere Form wählen. Zwar kommen Formen vom Typ auf seinem Recht bestehen (Dativ) wesentlich häufiger vor als solche vom Typ auf sein Recht bestehen (Akkusativ), doch trifft man auch auf Akkusativformen so häufig, dass diese als unkorrekt zu werten unbegründet ist, zumal keine verbindliche Norm besteht.
usw.
(aus „Grammatik in Fragen und Antworten“ von Bruno Strecker,
Institut für Deutsche Sprache)​

So beginnt eine gut vierseitige (und überaus interessante) Abhandlung zu dem Thema, die ich auf die Schnelle im www gefunden habe. Aber schon diese ersten wenigen Zeilen sollten deine Frage eigentlich beantworten, greenwitch.

Gern geschehen :D
offshore

 

Oh man @ernst offshore ,
nun hab ich mal ganz kurz Herzflattern gehabt - ein Kommentar von Offshore unter einer meiner Geschichten ...

und dann ist es ein Grammatiklink (der mich irgendwie auch noch nicht schlauer macht, ich hab da irgendwo eine Sperre im Kopf.
Ich neige hier zur "Richtungsangabe" also Akkusativ (dann ja wohl "der Wanderung"), aber habe ich es nun richtig?
Oder ich nehme diesen Teil ...
"Während es sich bei wegen um - überwiegend groß-regionale - Varianten ohne Unterschied in deren Bedeutungen handelt, sind bei bestehen auf mit Dativ versus bestehen auf mit Akkusativ zum einen signifikante regionale Unterschiede im Gebrauch nicht zu erkennen, zum anderen bleiben die Überlegungen, die zur Wahl des einen oder des anderen Kasus führen können, dauerhaft wirksam. Spätestens, wenn man auf eine Form gestoßen ist, die vom eigenen, noch unbedachten Sprachgebrauch abweicht, wird man sich fragen, welcher Kasus denn nun korrekterweise zu wählen sei, und man wird keine eindeutige Antwort darauf finden.
Oh man, ihr schafft mich ...
Trotzdem natürlich Dankesschön! Du kannst ja nix für meine Dummheit.
witch

 

Das IdS Mannheim ist an sich die Quelle allen Dudendaseins im Rat für deutsche Rechtschreibung (IDS : Grammatik: Grammatik), da kannstu auch dran teilhaben, einfach mal ausprobieren,

witch,

nur keine Hemmungen!, und unfehlbar sind wir alle nicht, ob mit professoraler, haatiger oder sonstigen Ausfallerscheinungen.

Bis bald und @ernst offshore gedänkend!,

Friedel,
der mal gerade Enkelpause hat

 

Hi @greenwitch

ich bin zur Zeit einfach zu viel unterwegs, schaff's grade mal mit dem eignen Zeug bisschen vorwärts zu kommen und hey, zugegeben häng ich auch zu viel an der Smartphone-Nadel, kann da zur Ehrenrettung bestenfalls anführen, dass ich ja auch Stories online lese. :D Zur Entspannung, Anregung, Aufregung.
Dein Text gefällt mir sprachlich ganz gut. Du hast die eine oder andere Finesse (:lol:) untergebracht, die Geschichte liest sich flüssig, unterhält mich, kitzelt das Gutmenschengewissen. Ich scrolle nicht mal nach unten, um zu schauen, wie viel ich noch vor mir habe.
Kritisch sehe ich allerdings das, was erzählt wird. Das klingt mir zu rosagefärbt. Nach sechs Wochen gesundem Landleben auf der Heidi-Alm, äh, dem Nordseeinselidyll, ist der Smartphonedämon weitgehend besiegt. Na ja, wenn's denn klappt. Schon bisschen plakativ. Andererseits braucht's Geschichten zu der von dir geschilderten Thematik.

Paar Textstellen:

Mit einem Schnauben atme ich die feuchtkühle Märzluft aus,
wenn du feuchkühl weglässt, bekommt die Verbindung Märzluft mehr Kraft.

Meine Mutter lächelt ihr ‚Keine-Chance-Lächeln’ und zieht mich hoch.
ich mag substantivierte Sätze! Die Anführungszeichen kann man mMn weglassen.

Eugen sagt sehr langsam: „Man seggt Moin!“, und schaut beifallhaschend zu seinem Opa.
ei, gude wie, heißt das:D

Am zweiten Morgen steht auf dem Küchentisch die rosagepunktetet Schale mit einer großen Portion Himmel und Erde und viel knusprigem Speck.

spuckt oft braunen Priem in ein kleines Töpfchen,
wat'n dat?

Er jedoch hat den Kopf geschüttelt und etwas von „Brauch nicht“ und „Sollst nicht“ gebrummelt.
klingt falsch, obwohl du es wegen des Rhythmus(es?) vermutlich so angeordnet hast

ich halte den Atem an und streiche über das Display – nicht gesperrt. Tief ausatmend setze ich mich an den Tisch und gehe online in mein Lieblingsforum. Schnell checke ich, wer online ist und meine Daumen hämmern auf die Tastatur ein.
warum nur die Daumen?

Ich tippe ihr eine Nachricht, mache ein Foto mit Halligküste, Nordsee und Sonnenschein und weiß nicht, was ich noch schreiben soll.
widerspricht sich bisschen, was steht in der Nachricht, obwohl ihr nichts einfällt.

Hier draußen ist es so eindeutig, was wichtig ist.
klingt gut, aber auch nach Wanderphilosophen wie Hape Kerkeling.

liebe Grüße auf dem Bembelland
Isegrims

 

Moin @Isegrims ,

kann da zur Ehrenrettung bestenfalls anführen, dass ich ja auch Stories online lese. :D Zur Entspannung, Anregung, Aufregung.
na, dann hab ich ja Glück, das Du meine Copyversion gelesen hast. Ich denke, zumindest "Entspannung" konnte ich liefern.

die Geschichte liest sich flüssig, unterhält mich, kitzelt das Gutmenschengewissen.
ist doch gar nicht soooo schlecht

Ich scrolle nicht mal nach unten, um zu schauen, wie viel ich noch vor mir habe.
das finde ich bei ca. 7-9 A4 Seiten sogar richtig gut

Das klingt mir zu rosagefärbt. Nach sechs Wochen gesundem Landleben auf der Heidi-Alm, äh, dem Nordseeinselidyll, ist der Smartphonedämon weitgehend besiegt.
eindeutig eine Auswirkung der Tiefenentspannteheit in einer Woche Ostseeurlaub auf der Insel, da ging nix spannendes oder gesellschaffskritisches. Aber mal ganz ehrlich, ich glaube schon, das es im normalen Leben halt oft genauso ist, gerade nochmal die Kurve gekriegt, ohne dickes Drama. Ja, man hätte hier sicherlich viel mehr machen können, ich wollte (und konnte) halt Charaktere und viel Landschaft/Stimmung. Beim nächsten Mal versuche ich vielleicht mehr? Ach ne, die derzeitige Geschichte ist auch noch Urlaubsergebnis ...

wenn du feuchkühl weglässt, bekommt die Verbindung Märzluft mehr Kraft.
Das probiere ich glatt mal aus

ich mag substantivierte Sätze! Die Anführungszeichen kann man mMn weglassen.
und ich mag das herausheben mit den Anführungszeichen :Pfeif:

wat'n dat?
das erste natürlich ein Flüchtigkeitsfehler, Dankeschön fürs aufsammeln. Der "Priem" ist ein Stück Kautabak, schon recht Norddeutsch, aber der Duden kennt es zumindest ...

warum nur die Daumen?
achte mal drauf, wenn junge Leute richtig viel und schnell schreiben ....

widerspricht sich bisschen, was steht in der Nachricht, obwohl ihr nichts einfällt.
ich setze mal ein "kurz" dazwischen, ist wohl eindeutiger

klingt gut, aber auch nach Wanderphilosophen wie Hape Kerkeling.
na, ich hatte schon schlimmeres unter meinen Geschichten, das kann ich akzeptieren und schlucken

Vielen Dank fürs kommentieren
Grüße aus dem echten Norden
witch

 

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