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Himmelsscheibe
Die Sonne geht auf. Der Himmel über dem Horizont erglüht in klarem Rot.
Ich lebe auf der Himmelsscheibe von Nebra. Heute hat die Sonne fast die Spitze des Bogens erreicht; nur noch wenige Tage, dann wird sie wieder nach Norden wandern, ihre Brücke höher und höher über den Himmel spannen, langsam, unaufhaltsam, ewiger Kreis, bis der Zenit erreicht ist und die Bögen wieder flacher werden im Herbst. Zu keiner Zeit erhebt sie sich an der gleichen Stelle wie tags zuvor, sie wandert weiter mit jedem Morgen, bis ihr Lauf vollendet ist; dann kehrt sie zurück.
Vor kurzem noch blickte Orion in mein Fenster, die Plejaden, das Siebengestirn.
Jetzt, in klaren Winternächten, schwimmt die helle Barke des Mondes vorüber. Manchmal, bevor er sich für kurze Zeit meinen Blicken entzieht, formt er am frühen Morgen eine Schale aus silbernem Licht, so, als wolle er Venus aufnehmen, wolle sie schützen bis zu seiner Wiederkehr.
Die Venus ist mein Morgenstern, Aphrodite.