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Hineinversetzen
Hineinversetzen
Von der Liebe getragen werden. Dieses Gefühl empfand er jetzt. Ein Gefühl, nach dem er sich so gesehnt hatte. Heute erfuhr er selbst, was er bisher nur aus Erzählungen kannte.Der Weg nach Hause war ein Laufsteg und er das einzige Model. Er war der Mittelpunkt der Welt, das Zentrum des Universums, um das sich alle Sterne drehten.
Die Dunkelheit war sein Spotlight, der Regen sein Applaus.
Er breitete die Arme aus, um sich von den leichten Windböen noch höher tragen zu lassen, nahm Anlauf, um richtig abzuheben.
Dann tanzte er wieder zur Musik des Orchesters, das nur für ihn spielte, und tat dabei, als hielte er sie im Arm, als führte er sie sicher.
Hin und wieder sprang er und schlug die Hacken zusammen, so wie es Gene Kelly in den alten Liebesfilmen immer tat.
Er hatte noch nie solch ein erfüllendes Kribbeln gespürt, nie solch ein tiefes Feuer.
Plötzlich hielt er inne, ging jetzt langsam. Er lächelte.
Liebe, dachte er, die Leute hatten recht, dass es sich lohnte, nach ihr zu suchen, und dass es das Größte war, sie dann endlich zu finden.
Gesucht hatte er sie sein Leben lang. Bei seinen Eltern, vergeblich. Bei seinen Freunden, aussichtslos. Bei der einen oder anderen Frau, enttäuschend und schmerzvoll.
Doch heute hatte er sie gefunden, auf seine Weise, sicher, aber es war unbeschreiblich. Mehr Gefühl, als er sich je erhofft hatte. Erregend.
Er hatte heute die Worte gehört, die ihm die Welt bedeuteten.
Nicht aus Berechnung, nicht aus Pflicht oder einer Laune heraus waren sie ihm gesagt worden, sondern aus reiner Emotion, von der seine Angebetete heute so erfüllt gewesen war, wie er jetzt selbst.
War auch die Art eine andere, die unglaubliche Kraft war dieselbe, und deshalb für ihn mehr als ausreichend.
Es hatte auch gar nicht lange gedauert.
Davor hatte er nämlich zuvor die meiste Angst, dass er sie zu oft bitten müsste, oder dass sie es gar überhaupt nicht sagen würde.
Aber dann war es doch recht schnell gegangen.
Und nachdem es dann endlich so weit gewesen war, nachdem sie ihm mit bebender Stimme, fast flüsternd, aber gut verständlich, und aus reinem, unsagbar mächtigen Gefühl heraus, aus Angst, endlich die Worte gesagt hatte, hatte er ihren Kopf ein letztes Mal auf den harten Asphalt geschlagen und diesmal mit solcher Wucht, dass sie nie wieder etwas anderes sagen würde.
Nur so konnte ihr "Ich liebe dich" für ihn auf ewig Gültigkeit besitzen.