(Hinter)gedanken
Ich stehe an der Ecke und starre nach oben. Der eisige Wind, den ich eigentlich spüren sollte, ist nichts weiter als ein Lüftchen. Wie ich hierher gekommen bin, weiß ich nicht mehr so genau. Es ist auch egal. Alles was zählt ist, dass ich hier bin. Alles was nicht zählt ist, warum ich hier bin. Wen belüge ich hier eigentlich? Nur mich. Warum ich hier bin zählt am meisten.
Irgendwo da oben ist er. Wahrscheinlich sitzt er vor dem Fernseher. Oder er liegt auf der Couch und hört Musik. Auf der Couch, die wir gemeinsam ausgesucht haben. Ob er an mich denkt? Wahrscheinlich. Nur nicht so, wie ich es gerne hätte. Aber daran bin ich selber schuld. Nur ich und niemand anders.
Soll ich hochgehen und vielleicht an seine Tür klopfen? Ob er mich hineinlässt? Vielleicht ist er gar nicht da. Wo ist er dann? Ich hoffe, es ist ihm nichts passiert. Wahrscheinlich würde er nur sagen, dass mich das nicht mehr zu kümmern braucht. Nicht mehr. Das tut weh. Daran hättest du früher denken müssen. Hab ich auch. Nur war das in diesem Moment irgendwie nicht so wichtig. Denn da waren diese dunkelblonden Locken, die braunen Augen, die Hände, der Mund. Irgendwie hätte der Himmel in Flammen stehen können und ich hätte nichts bemerkt.
Aber was vorbei ist, ist vorbei. Wenn nur alle wüssten, dass es vorbei ist, oder es auch nur wahrhaben wollten. Was mache ich eigentlich hier, in dieser Eiseskälte hole ich mir noch den Tod. Ich werde nach Hause gehen, mich in mein Bett verkriechen und nie wieder herauskommen. Oder vielleicht doch. Ich sollte morgen wieder kommen und nach ihm sehen.