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Hoffnung

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26.11.2010
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Hoffnung

Ihre Hand an meiner Hüfte, ihr Kopf an meiner Schulter, ihr Körper dicht an meiner Seite. Sie fühlt sich gut an, warm und vertraut. Ihre Hand streichelt meinen Kopf, kämmt mein Haar, kitzelt meinen Nacken, krault meinen Rücken. Es fühlt sich gut an, sanft und vertraut. Wir gehen durch die Stadt, die Sonne liebkost unsere Gesichter, es ist fast perfekt. Aber Blicke, die sagen, uns anschreien, wir seien widerlich, ekelhaft, abnormal, unmoralisch, die stechen in unseren Herzen. Sie schneiden Löcher, groß wie Teller, in unsere Seelen, hemmen das Glück. Nur noch selten nimmt sie meine Hand. Und noch viel seltener küsst sie mich. In der Öffentlichkeit. Aber es sind immer nur fllüchtige Berührungen, kurze Küsse, ängstlich und beschämt. Wir gehen durch die Stadt, trinken einen Kaffee, schauen uns an und wünschen uns eine andere Welt. Dann unterbrechen Rufe diese Träume, iiiih seid ihr eklig, wir sind sie gewohnt, aber jedes Mal tut es weh. Oft weint sie, wenn wir allein sind. Sie ist sensibel, es trifft sie mehr als mich. Manchmal kann ich sie trösten, manchmal will sie sich trennen. Aber meistens weiß sie einfach nicht weiter. Ich weiß auch nicht weiter. Doch wir verlieren den Mut nicht, denn die Liebe, die Leidenschaft, die Hoffnung halten uns über dem Wasser, das Wasser ist kalt und gefährlich, Wellen, hart und scharf, drohen über unseren Köpfen zusammenzubrechen. Wir klammern uns aneinander, um gemeinsam durch das Meer des Lebens zu schwimmen, unsere Kleider sind vollgesogen und ziehen uns nach unten, doch wir schwimmen weiter, immer weiter, bis wir Land erreichen. Das Land ist unsere Rettung, hier sind wir sicher, niemand kann uns hier angreifen, verletzen. Doch noch ist dieses Land weit entfernt, der Weg ist schwer. Irgendwann werden wir da sein, unsere Kleider zum Trocknen auf dem warmen Sand des weißen Strandes ausbreiten, wir werden nackt sein, aber niemanden wird es stören. Die Kleider sind nur ein Relikt der Welt und der Zeit, die wir hinter uns gelassen haben, wir brauchen sie nicht mehr. Denn hier können wir uns lieben, so wie wir sind. Du bist eine Frau und ich bin eine Frau. Aber eigentlich ist es egal, denn zusammen sind wir glücklich. Kein Mensch starrt uns an, weil wir absonderlich sind, nein, wir werden freudig empfangen, hier in der Freiheit, wo Lebendigkeit wie ein sanfter Rauch alles einhüllt, wie ein Tuch umgibt, alles bedeckt; das Atmen fällt so leicht, das Sehen, das Hören, das Schmecken, das Fühlen ist so leicht und schön, ich möchte gar nicht aufhören, mit dir an meiner Seite. Passt doch auf!, schreit jemand wütend hinter uns, du zuckst zusammen, ziehst mich zur Seite, fast hätte ein Auto uns angefahren. Du nimmst meine Hand, drückst sie leicht, Hoffnung.​

 

Shalom Shalom,

ich bin mir nicht sicher, ob Kritik überhaupt an dieser Stelle erwünscht ist.
Da ich jedoch der Auffassung bin, das Kritik immer etwas bringt, schreibe ich dir mal etwas zu deinem Text, den ich nicht als Geschichte auffasse.

Fange ich mal mit den Kleinigkeiten an:

... nur fllüchtige Berührungen ...
Dann unterbrechen Rufe diese Träume, iiiih seid ihr eklig, wir sind sie gewohnt, aber jedes Mal tut es weh.
den kursiven Ausruf kann man ruhig auch als Ausruf kennzeichnen. Du hast schon mehr als genügend Gedankengänge als Satzfetzen eingeschoben, da reichen mir die Kommata an dieser Stelle nicht aus.
Passt doch auf!, schreit jemand wütend hinter uns,
s.o.

Nun ans Eingemachte: Ick wees nich recht.

Ich mag weder die Verpackung (zentrierter Text ohne Absätze, Einschübe oder sonstige Übersichtshilfen), noch den Stil.
Letzterer ist ein defuses Durcheinander von Haupt- und Nebensätzen, Einschüben und Aufzählungen. An diversen Stellen wären Punkte mehr als angebracht gewesen und genauso häufig hätten so einige Einschübe ihren eigenen Satz verdient.
Auch wenn ich erkennen kann, dass dies mit voller Absicht geschieht, so fehlt es mir einfach an einer Struktur.

Mir ist bewusst, dass du das Abdriften in die Gedankenwelt deiner Prot nicht nur beschreiben willst, sondern den Leser dorthin entführen willst. So eine Gedankenwelt hat selten eine klare Struktur (besonders dann nicht, wenn sie so emotional ist), dennoch krankt dein Text daran. Ich weiß leider gar nicht, welche Stellen punktiert sein sollen und welche im Fluss dahintreiben möchten, da an zu vielen Stellen mein Lesegefühl nicht mit deiner Interpunktion übereinstimmt.
Hier ein paar Stellen, wo es mir besonders aufgefallen ist:

Aber Blicke, die sagen, uns anschreien, wir seien widerlich, ekelhaft, abnormal, unmoralisch, die stechen in unseren Herzen.
bricht diesen Satz in tausend Stücke. Lass die Blicke doch gleich schreien.

Nur noch selten nimmt sie meine Hand. Und noch viel seltener küsst sie mich. In der Öffentlichkeit.
Lass den zweiten Punkt doch einfach weg. Du brauchst ihn hier nicht für die Hervorhebung.

Doch wir verlieren den Mut nicht, denn die Liebe, die Leidenschaft, die Hoffnung halten uns über dem Wasser, das Wasser ist kalt und gefährlich, Wellen, hart und scharf, drohen über unseren Köpfen zusammenzubrechen.
Das sind mindestens zwei Sätze, besser drei.
Nebenbei reicht auch über Wasser ohne dem.

Kein Mensch starrt uns an, weil wir absonderlich sind, nein, wir werden freudig empfangen, hier in der Freiheit, wo Lebendigkeit wie ein sanfter Rauch alles einhüllt, wie ein Tuch umgibt, alles bedeckt; das Atmen fällt so leicht, das Sehen, das Hören, das Schmecken, das Fühlen ist so leicht und schön, ich möchte gar nicht aufhören, mit dir an meiner Seite.
13 Kommata und ein Simmikolon. Donnerwetter.

Und das sind nur die dramatischsten Stellen.
Dennoch gefällt mir deine emotionale Herangehensweise und diese passt natürlich zum Thema.
Ich bin mal so dreist zu sagen: schreib doch ein Gedicht darüber.
Ich glaube, dass so ein Gedicht dir einen schöneren Rahmen bieten könnte, als eine Kurzgeschichte. Und so ein Gedicht muss sich auch nicht reimen. Es würde aber mit Sicherheit mehr Struktur hineinbringen, die deine Emotionalität nicht behindert.
Mögleicherweise sind beim Chillaxed-Team auch Gedichte gerne gesehen, weswegen dein Beitrag zum Projekt nicht unverrichteter Dinge bleiben muss.

Auf jeden Fall fehlt es meiner Meinung nach an Struktur und Geschichte, um sich als letzteres bezeichnen zu können. Der Beinah-Unfall reicht mir als einziges Handlungselement nicht aus.

LG Tiltik

 

Hallo Shalom,

mich hat an deiner Geschichte überrascht und ursprünglich sogar zu "Das gibts jetzt aber nicht wirklich"-Gedanken geführt, dass es Lesben in Deutschland scheinbar wirklich nicht leicht haben (aber Jynx' Geschichte bestätigt das)
Aber vielleicht trage ich ja nur eine rosa Brille oder Österreich ist ausnahmsweise wirklich eine Insel der Seligen
Mit diesem Fazit denke ich: eigentlich gelungen, obwohl mir die Form nicht sehr gefällt, aber das tut der Umsetzung des Textes keinen Abbruch.

lg
lev

 

Hallo Shalom,

ich habe auch ein Problem mit der Formatierung: Das ist unangenehm zu lesen. Das ganze noch als Pointe aufzuziehen, macht den Text auch nicht besser. Ich habe mir die ganze Zeit gedacht: Was ist das wohl für ein unterschiedliches Paar? Sie 90 und er 17? Dabei sind sie nur lesbisch!

Ganz kann ich auch nicht diese Problematik nachvollziehen, da ich ganz anderes kennengelernt habe: In der Klasse meines Sohnes ist ein verheiratetes Lesbenpaar Eltern mit drei Kindern (Samenspenderkinder), und da hat sich noch nie irgendjemand negativ dazu geäußert, die sind einfach Eltern wie die anderen auch, wo ist das Problem?

Deine Geschichte kann ich dir überhaupt nicht abnehmen, sorry.

Viele Grüße
bernadette

 

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