Hoffnung
Ihre Hand an meiner Hüfte, ihr Kopf an meiner Schulter, ihr Körper dicht an meiner Seite. Sie fühlt sich gut an, warm und vertraut. Ihre Hand streichelt meinen Kopf, kämmt mein Haar, kitzelt meinen Nacken, krault meinen Rücken. Es fühlt sich gut an, sanft und vertraut. Wir gehen durch die Stadt, die Sonne liebkost unsere Gesichter, es ist fast perfekt. Aber Blicke, die sagen, uns anschreien, wir seien widerlich, ekelhaft, abnormal, unmoralisch, die stechen in unseren Herzen. Sie schneiden Löcher, groß wie Teller, in unsere Seelen, hemmen das Glück. Nur noch selten nimmt sie meine Hand. Und noch viel seltener küsst sie mich. In der Öffentlichkeit. Aber es sind immer nur fllüchtige Berührungen, kurze Küsse, ängstlich und beschämt. Wir gehen durch die Stadt, trinken einen Kaffee, schauen uns an und wünschen uns eine andere Welt. Dann unterbrechen Rufe diese Träume, iiiih seid ihr eklig, wir sind sie gewohnt, aber jedes Mal tut es weh. Oft weint sie, wenn wir allein sind. Sie ist sensibel, es trifft sie mehr als mich. Manchmal kann ich sie trösten, manchmal will sie sich trennen. Aber meistens weiß sie einfach nicht weiter. Ich weiß auch nicht weiter. Doch wir verlieren den Mut nicht, denn die Liebe, die Leidenschaft, die Hoffnung halten uns über dem Wasser, das Wasser ist kalt und gefährlich, Wellen, hart und scharf, drohen über unseren Köpfen zusammenzubrechen. Wir klammern uns aneinander, um gemeinsam durch das Meer des Lebens zu schwimmen, unsere Kleider sind vollgesogen und ziehen uns nach unten, doch wir schwimmen weiter, immer weiter, bis wir Land erreichen. Das Land ist unsere Rettung, hier sind wir sicher, niemand kann uns hier angreifen, verletzen. Doch noch ist dieses Land weit entfernt, der Weg ist schwer. Irgendwann werden wir da sein, unsere Kleider zum Trocknen auf dem warmen Sand des weißen Strandes ausbreiten, wir werden nackt sein, aber niemanden wird es stören. Die Kleider sind nur ein Relikt der Welt und der Zeit, die wir hinter uns gelassen haben, wir brauchen sie nicht mehr. Denn hier können wir uns lieben, so wie wir sind. Du bist eine Frau und ich bin eine Frau. Aber eigentlich ist es egal, denn zusammen sind wir glücklich. Kein Mensch starrt uns an, weil wir absonderlich sind, nein, wir werden freudig empfangen, hier in der Freiheit, wo Lebendigkeit wie ein sanfter Rauch alles einhüllt, wie ein Tuch umgibt, alles bedeckt; das Atmen fällt so leicht, das Sehen, das Hören, das Schmecken, das Fühlen ist so leicht und schön, ich möchte gar nicht aufhören, mit dir an meiner Seite. Passt doch auf!, schreit jemand wütend hinter uns, du zuckst zusammen, ziehst mich zur Seite, fast hätte ein Auto uns angefahren. Du nimmst meine Hand, drückst sie leicht, Hoffnung.