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Hoffnung

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15.03.2021
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Hoffnung

Es ist schwieriger geworden. Noch vor einigen Jahren hatte Konversation für mich einen Beiklang von Vergnügen und Leichtigkeit. Ich unterhielt mich gern über die interessanten Themen der Zeit, mit Freunden und Bekannten, mit Familienmitgliedern oder auch mit Fremden, denen ich zufällig begegnete.
Heute ist es nicht mehr möglich, die großen Probleme zu diskutieren und dann beiseite zu legen, ohne dabei das Gefühl zu haben, sich schuldig zu machen. Schuldig, schuldig, für jedes Wegschauen von all den drängenden Fragen, die die Zukunft unserer Kinder betreffen, für jedes Reden ohne Handeln.
Merkwürdigerweise scheint es trotzdem salonfähiger geworden zu sein, egoistisch zu sein. Man kann allein die Welt nicht retten, sollte nicht blind vertrauen, sich selbst nicht gefährden oder übers Ohr hauen lassen und verzichtet haben wir durch Corona nun wirklich lange genug. Wir sind nett, sorgen uns um unsere Familie und pflegen Umgang mit Unseresgleichen. Ansonsten tun wir, wozu wir Lust haben. Wir haben die Mittel, also haben wir das Recht. Im Grunde glauben wir das und leugnen die Realitäten oder gucken verzagt, je nachdem.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich der Himmel über der Welt immer mehr zuzieht, dass es dunkler wird, trotz der wohl durchdachten Spenden, die wir von der Steuer absetzen können und die unser Gewissen beruhigen. Wenn ich Gott wäre, wäre ich schon längst verzweifelt an der Krone meiner Schöpfung. Schon oft habe ich mich gefragt: Worauf hofft er nur?

Doch gestern ist mir etwas Besonderes passiert und ich staune noch immer darüber.

Mein Mann ließ mich am Supermarkt aussteigen, denn es fehlten uns noch zwei, drei entscheidende Zutaten für unser geplantes Essen. Ich selbst hatte keine Tasche mitgenommen, also überließ er mir 20 Euro aus seinem Portemonnaie und eine Plastiktüte aus dem Seitenfach der Autotür. Natürlich fielen mir im Laden noch etliche andere Dinge ein, die auch gekauft werden mussten. Vielleicht waren die zwei Packungen Minipizzen nicht lebensnotwendig, aber die Kinder hatten schon so oft davon gesprochen und diesmal dachte ich eben daran. Auch die Äpfel waren alle, das Geschirrspülmittel fast, das Vanilleeis und die Taschentücher ebenfalls. Salzbrezeln brauchte ich für das Schulfrühstück meiner dünnen Tochter, die lieber nichts als ein normales Schulbrot aß. Schafskäse, Zwiebeln und Cocktailtomaten hatte ich. Ach du Schreck, das Toilettenpapier hätte ich fast vergessen... Wahrscheinlich war ich nun über mein momentanes Budget geraten.
„Ich bin mir nicht sicher, ob meine 20 Euro reichen“, kündigte ich der Verkäuferin an der Kasse gleich an. „Notfalls tue ich was zurück.“ Die unwichtigeren Sachen schob ich schon einmal nach hinten.
Natürlich war es auch so. Ärgerlich. Doch das Eis konnte noch warten. Die Taschentücher reichten noch übers Wochenende und auch die Kokosmilch brauchte ich nicht jetzt.
„Sie müssen das Eis aber bitte zurückbringen, das verdirbt mir hier an der Kasse.“
„Kein Problem, das mache ich.“ Etwas verlegen lächelte ich den hinter mir stehenden Leuten zu und bezahlte. Andere hätten vielleicht mitgerechnet.
„Wieviel fehlen Ihnen denn?“, fragte plötzlich die Frau hinter mir. Sie hatte nur drei Sachen auf dem Band liegen. Ich war etwas erschrocken, denn normalerweise bot mir niemand Almosen an. Ich hatte sie auch nicht nötig.
„Das ist doch egal, ich kann das beim nächsten Mal kaufen“, versicherte ich ihr. "Vielen Dank!"
„Ja, aber wegen ein paar Euro ist das kein Problem!“ Sie suchte im Münzfach ihrer Geldbörse.
„Nein danke, es ist alles in Ordnung!“ Ich lächelte, ließ meinen Einkaufswagen hinter der Kasse stehen und brachte das Eis zurück in den Gefrierschrank.
Als ich zurück kam, war auch der Mann hinter der freundlichen Frau schon am Bezahlen. Auf dem Weg zum Ausgang überholte er mich und plötzlich lagen 20 Euro auf meiner Einkaufstasche.
„Hallo, Sie haben hier gerade Geld verloren!“, rief ich ihm nach. Er hörte mich nicht.
„Hallo“, rief ich noch einmal, dann war ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob er mich wirklich nicht hörte. Was war denn das? Sollte ich das Geld einfach behalten? Aber weshalb? Nein, das ging nicht! Ich rannte los und rief ihn draußen zum dritten Mal. Diesmal drehte er sich um.
„Es ist schon okay“, lachte er mich an.
„Nein, ich brauche es aber nicht“, versuchte ich mich wieder zu erklären.
„Keine Ahnung, vielleicht haben Sie nicht genug Geld dabei gehabt. Ist doch okay!“
Ich war nun fast verzweifelt und sah an mir herab. Hatte ich heute komische Sachen an? Sah ich irgendwie wie eine Obdachlose aus? Lag es an der Plastiktüte und dem losen Geldschein?
„Es ist wirklich nett von Ihnen,“ holte ich nun etwas weiter aus, „aber ich brauche es wirklich nicht! Geben Sie es jemandem, der es nötig hat! ... Es gibt so viele“, setzte ich nach.
Wir sahen uns an und lächelten. Dann nahm er den Schein zurück. Er nickte.
„Okay. Das stimmt, es gibt Vieles und Viele.“ Sein Lächeln war eindeutig strahlend. Tat er so etwas öfter? Oder etwas anderes, er schien ein Mann der Tat zu sein, auch auf die Gefahr hin, einmal daneben zu liegen. Er drehte sich um und lief auf den Parkplatz. Ich sah ihm nach mit seiner Flasche Wein unter dem Arm und musste ein bisschen lachen. Und den Kopf schütteln. Das glaubte mir keiner!

Und plötzlich dachte ich: Vielleicht hofft Gott auf auf solche Leute. Vielleicht hoffe ich auch auf sie. Ich will nicht verzagen, sondern mutig sein. Solange es Menschen gibt, bei denen Sehen, Lächeln und Handeln zusammengehört, gibt es Hoffnung, jeden Tag neu.

 
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Hallo @Palawan ,

na, du hast ja Nerven, mich zu taggen! :lol:;) Eigentlich kommentiere ich keine User, die bei Kritik um sich schlagen, aber okay.
Ich sehe, dass du einige Formulierungen geändert und wohl etwas gekürzt hast, aber strukturell hat sich nichts geändert, und das ist das Hauptproblem.

Kurz und völlig unpersönlich noch mal aus meinen Komms oben wiederholt: Der Text ist keine Kurzgeschichte und ich sehe nicht, wie du ihn verbessern kannst, wenn du ihn nach KG-Aspekten kommentieren lässt.

Gründe für 'keine KG':
Intro - Ist nicht als innerer Monolog oder SoC (= Prosa) konzipiert, sondern im Stil eines Social-Media 'Karen-rants'. Abgesehen davon fehlt mir eine stringent geführte Argumentation.

Hauptteil - Ist nicht als KG / Prosa konzipiert, sondern als Glosse = andere Textart. Es passiert etwas im Sinne von 'Handlung' (X macht das, dann das ...), aber es fehlen die Bestandteile einer Erzählung:
- Prämisse
- Plot
- Erzähler & Figuren (im Sinne von Literatur)
- deutlich ausgearbeitetes Thema
- eine innere Entwicklung oder Wendung
- Konsequenz/en aus alldem (angedeutet in einem offenen Ende oder tatsächlich auserzählt)

Was das alles ist und welche Funktion es hat lässt sich schön nachlesen in:
James Wood: How Fiction Works | Die Kunst die Kunst des Erzählens (deskriptiv-analytisch)
und
Jeff VanderMeer: The Wonderbook (Thematisch auf spekulative Lit. ausgerichtet, aber kann genauso gut für Sozialrealismus verwendet werden).

Schreibblogs, 5-Punkt-Schreibtipps o.ä. würde ich zumindest für den Anfang meiden, da ist zu viel Schrott drunter.

Ich rate dir: Mach dich bissl beim Handwerklichen schlau und schreib dann eine echte KG ohne jegliche autobiographische Bezüge und ohne ein Thema, das dir so nahegeht. Dann musst du zwangsläufig mehr an der Konzeption arbeiten und behälst später bei der Textarbeit einen kühleren Kopf. Diesen Text würde ich an deiner Stelle löschen lassen, weil man ihn nicht im Sinne diesen Forums besprechen kann. Ich wünsche dir viel Erfolg.

Viele Grüße,
Katla

p.s.

Wir (ich schließe die anderen Kommentatoren jetzt mal frech mit ein ;)) sagen ja nicht, dass das ein schlechter Text ist,
Moi Pantoholli, immer langsam mit den jungen Pferden! *gn* Da sag ich mal frech zurück: "Please speak for yourself, Sir!"

 

„Ich bin mir nicht sicher, ob meine 20 Euro reichen“, kündigte ich der Verkäuferin an der Kasse gleich an. „Notfalls tue ich was zurück.“ Die unwichtigeren Sachen schob ich schon einmal nach hinten.
Natürlich war es auch so. Ärgerlich. Doch das Eis konnte noch warten. Die Taschentücher reichten noch übers Wochenende und auch die Kokosmilch brauchte ich nicht jetzt.
„Sie müssen das Eis aber bitte zurückbringen, das verdirbt mir hier an der Kasse.“

Hallo,

hier beginnt die Geschichte. Alles andere ist Agenda, wie auch immer.

„Keine Ahnung, vielleicht haben Sie nicht genug Geld dabei gehabt. Ist doch okay!“
Ich war nun fast verzweifelt und sah an mir herab. Hatte ich heute komische Sachen an? Sah ich irgendwie wie eine Obdachlose aus? Lag es an der Plastiktüte und dem losen Geldschein?
„Es ist wirklich nett von Ihnen,“ holte ich nun etwas weiter aus, „aber ich brauche es wirklich nicht! Geben Sie es jemandem, der es nötig hat! ... Es gibt so viele“, setzte ich nach.

Das ist der Konflikt. Sie denkt, er gibt ihr das Geld, weil sie aussieht wie eine Obdachlose. Sie denkt, sie hat das nicht nötig. Er will einfach nur freundlich sein. Das löst sich aber alles in Wohlgefallen auf. Sie müsste doch richtig Terz machen, und vollkommen ausflippen, weil sie sich beschämt fühlt, und die Verkäuferin sagt dann: Äh, hören Sie mal, der wollte nur nett sein, warum rasten Sie denn so aus? Es gibt keinen Punch in dem Text, keine Ecke, keine Kante, keinen Abgrund.

Und plötzlich dachte ich: Vielleicht hofft Gott auf auf solche Leute. Vielleicht hoffe ich auch auf sie. Ich will nicht verzagen, sondern mutig sein. Solange es Menschen gibt, bei denen Sehen, Lächeln und Handeln zusammengehört, gibt es Hoffnung, jeden Tag neu.
Wenn nix geht, geht Gott. Was hat Gott mit dem Text zu tun? Mal ehrlich.

Katla hat sehr Recht: das ist keine Geschichte. Eine Glosse oder so, das ja. Aber versuch doch mal in Szenen zu denken, welche Handlung würde das, was du wortreich erklärt hast, wirklich erzählen, Emphase auf erzählen!

Gruss, Jimmy

 
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Hallo @Palawan

habe an der Geschichte nun gearbeitet. Natürlich würde mich interessieren, ob Ihr findet, dass sie stimmiger geworden ist.
ok . dann schauen wir nochmal.

mhm - Ich kann mich nicht mehr genau an einzelne Sätze erinnern, aber im groben ist der Text ja gleich geblieben.
Daher bleibt (wie bei den anderen anscheinend auch) meine Meinung dazu gleich: Die Geschichte als solche ist nicht besser geworden.

Du hattest mir schon im ersten Kommentar folgendes geantwortet:

Aber es ist so: Ich habe neulich dieses Erlebnis gehabt ...
Dies ist so ein totschlag-Argument. "Ich hab das so erlebt - deshalb kann ich auch nichts ändern"
Und anscheinend gehören Deine Gedanken, die als Einleitung für diese kurze Szene als Geschichte viel zu mächtig ist, für dich zum Erlebten dazu.
Wir (ich schließe die anderen Kommentatoren jetzt mal frech mit ein ;)) sagen ja nicht, dass das ein schlechter Text ist, wir sagen nur, dass es als Kurzgeschichte nicht funktioniert. Du stellst ihn aber hier unter "Kurzgeschichten" ein - daher kommen wir immer wieder an den gleichen Punkt: Als Kurzgeschichte taugt die Art, wie du den Text geschrieben hast, nicht.
Ein Beispiel: der Film "Bohemian Rhapsody", ja ich bin Queen-Fan. Und es sind einige Dinge, die der Film erzählt, nie so passiert. Aber die Queen-Jungs haben sich dafür entschieden, die Geschichte so zu erzählen, weil so die Geschichte als Film besser funktioniert. So ähnlich ist das auch hier: Wenn Du Dein Erlebtes unbedingt in eine Kurzgeschichten packen willst, dann mach eine Kurzgeschichte draus - aber ich vermute, dann musst Du dich von einigen Dingen trennen, die Dir anscheinend aktuell an dem Text noch zu wichtig sind.

Und nu' stehen wir wieder am Anfang der Diskussion :D

Gruß
pantoholli

ps: @Katla

Moi Pantoholli, immer langsam mit den jungen Pferden! *gn* Da sag ich mal frech zurück: "Please speak for yourself, Sir!"
Sorry. Hatte nur versucht etwas zu verdeutlichen.wohl „too much“ ;)

 

Na gut, danke Euch. Dann ist das wohl irgendwie ein schwieriger Text.

 

Dein Erlebtes unbedingt in eine Kurzgeschichten packen willst, dann mach eine Kurzgeschichte draus - aber ich vermute, dann musst Du dich von einigen Dingen trennen, die Dir anscheinend aktuell an dem Text noch zu wichtig sind.

Hi @Palawan

mit diesem Zitat von Pantoholli will ich Dich nach langer Abwesenheit heraus kitzeln. Und ich hoffe Du machst an der Geschichte weiter, auch wenn sie in Kritik geraten ist. Ja, es wäre schön wenn Du dich von deinen ersten Eindrücken lösen könntest und eben die Magie (Gott "den ich nicht so genau benennen würde" denn wir haben zu "ihm" so persönliche Bezüge, so dass ich es schön fände ihn unbenannt zwischen den Zeilen in der Geschichte zu finden).
Doch er fehlt mir immer noch und das ist es was ich bemängeln wollte, ich glaube der Leser braucht hier mehr als dein Erlebnis um die Kurzgeschichte als eine solche zu empfinden. Meine Bitte an Dich hört sich sehr komisch an, nicht? Ich würde mich über einen kreativen Einfall der mir dein Erlebnis bildlich erklärt freuen... ich will Poesie... ich will etwas kleines aber außerhalb der Welt in der wir uns zu bewegen scheinen.

Na gut, danke Euch. Dann ist das wohl irgendwie ein schwieriger Text.
sicher ist er schwer... sicher, denn er ist erlebt... doch da kommt die Kunst... "was machst Du aus dem Erlebten" und genau da kannst Du ansetzen... du lügst nicht wenn Du die Geschichte so erzählst, dass wir Leser die Magie des Augenblicks auch empfinden können, auch wenn Du dafür von deinem Erlebnis abrückst und sie mit Phantasie nährst.

Viele liebe Grüße aus der Tiefe des Alltags

G.

 

Hi, @G. Husch,
herzlichen Dank für Deine Anregungen, lieber Günter. Im Moment habe ich nicht so richtig Lust, noch was an der Geschichte zu machen, aber Deine und manch andere Anregungen führen vielleicht zu einem etwas späteren Zeitpunkt dazu, dass ich sie nochmal in Angriff nehme. Manchmal ist es schwierig, sich von seiner ursprünglichen Idee zu lösen. Jetzt geht es erstmal auf den Urlaub zu. Vielleicht stelle ich noch eine andere Geschichte aus meiner Sammlung vorher rein, mal sehen, ob ich noch genug Zeit habe. Ich schreibe noch was in die Mail...
Beate

 

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