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Human-Ressourcen
Die Lippen des Mannes bewegen sich. Der Flaum auf seiner Oberlippe sieht wie Milchschaum aus. Oder wie eine Reihe Grashalme, wie ganz kleine. Man hat vergessen, sie zu schneiden. Die Lippen des Mannes bewegen sich. Er hat schlechte Zähne. Deshalb macht er den Mund nicht richtig auf, bei den Zisch-Lauten. Wahrscheinlich raucht er. Das greift die Zähne an.
„Hören Sie mir überhaupt zu?“
Sicher.
„Haben Sie Erfahrungen damit?“
Klar.
„Kann ganz schön einsam hier draußen werden.“
Mache mir nichts aus.
„Keine Frau oder Freunde?“
Nichts Erwähnenswertes.
„Es ist nur wichtig, dass Sie um zwei Uhr nachts die Flüssigkeit nachfüllen und um vier und um sechs Uhr die Fabrikate aus der Luke holen. Ansonsten können Sie eigentlich machen, was Sie wollen.“
Ich frage, was fabriziert werde.
„Handtaschen vor allem.“
Komplett automatisiert, frage ich.
„Keine Ahnung. Das sind so die Fragen, die man sich nicht stellen darf hier draußen. Haben Sie sich ein Radio mitgebracht? Meins können Sie nicht haben.“
Das gehe schon, sage ich und schaue aus dem Fenster. Ein Baum steht da und irgendwo ist auch eine Landstraße. Sonst nichts.
„Viel Erfolg“, sagt er, steht auf, klopft mir auf die Schulter und murmelt: „Tut mir leid wegen den Hühnchen, ich steh halt auf Hühnchen.“ Und während ich mich noch frage, was er meint, nimmt er sein Radio und geht.
Ich setze mich auf seinen Platz hinter dem Schreibtisch. Er ist noch warm. Mir gegenüber hängt eine Uhr. Zwei Uhr Mittags. Ich sehe mich um: Neben dem Schreibtisch ist ein Feldbett aufgebaut und auf dem Boden stehen ein paar Kartons mit Fertiggerichten, die sich wahrscheinlich chemisch selbst erhitzen oder so.
Ich nehme mir so ein Ding und betrachte es von allen Seiten. Irgendwas steht da, aber ich kann es nicht lesen. Dort ist auch eine kleine Schnur, ich ziehe an ihr und etwas zischt. Ich nehme den Löffel, der auf dem Tisch liegt, wische ihn an meiner Hose ab, öffne das Fertiggericht und löffle ein wenig in der gelb-roten Pampe herum. Könnte mexikanisch sein.
Danach nehme ich eine meiner Pillen, lege mich aufs Bett, falte die Hände hinter meinem Kopf zusammen und starre an die Decke. Sie erinnert mich an einen zugefrorenen See. Wie gut, dass ich die Pillen habe.
Ich wache auf und mein Mund ist trocken. Auf meiner Brust liegt das Fertiggericht. Als ich aufstehen will, fällt es herunter und landet auf dem Boden. Betonboden. Sieht aus wie Paella. Aber wer weiß schon, wie Paella aussieht? Ich schaue auf die Uhr. Es ist eine vierundzwanzig Stunden Uhr. Ziemlich ungewöhnlich. Muss man sich erst dran gewöhnen. Wenn es sechs Uhr ist, ist es hier zwölf Uhr. Und oben rechts bei zwei, vier und sechs Uhr in der Früh sind Punkte. Bei zwei Uhr ein roter, bei den anderen gelbe. Vielleicht sind das Leuchtdioden.
Jetzt ist es achtzehn Uhr, also eigentlich Neun.
Ich stehe auf und strecke mich. Die Pille hat meinen Mund trocken werden lassen. Der Schreibtisch ist leer. Die Kartons sind noch voll und meine Pillen reichen für die Zeit. Da bin ich mir sicher. Ich gehe aus der Tür und sehe den einsamen Baum. Vom Schreibtisch aus hat er irgendwie echter gewirkt. Jetzt, wo ich davor stehe, sieht er wie ein Baum aus, der im Hintergrund eines zugefrorenen Sees stehen könnte.
Ich gehe um das Häuschen herum. Auf der Rückseite ist ein Einfüllstutzen wie bei einer Öl-Heizung. Und auch eine große Luke wie ein überdimensionierter Speiseaufzug. Vielleicht einer für Riesen.
Neben der Luke sehe ich eine Palette mit Handtaschen. Sie riechen nach Plastik und sind alle beige und haben so einen albernen Henkel oben dran.
Ich atme zweimal ein und höre Motorengeräusche. Dafür gibt es keine Leuchtdiode.
Ich gehe um das Haus herum und sehe in die Ladefläche eines schwarzen Kleinbusses. Wie ein Paketwagen von UPS. Die Fahrertür schwingt auf und ein massiger Mann steigt aus.
Er läuft an mir vorbei, ohne mich anzusehen. Ich gehe zurück ins Haus, setze mich an den Schreibtisch und betrachte die mexikanische Pampe auf dem Boden. So ähnlich hatten ihre Wangen ausgesehen. Es war ein kalter Tag und der Frost hatte Muster in ihre Wangen gemalt, mit Rot.
Nach einer Weile höre ich, wie der Wagen wegfährt.
Ich nehme noch eine Pille.
Ich werde von einem schrillen Kreischen wach und von Neonlicht, das von der Decke fällt. Mein Mund ist trocken. Die Pillen trocknen meinen Mund aus. Die rote Lampe leuchtet noch nicht, aber ich sehe, dass es schon zehn Minuten vor Zwei ist. Vielleicht liegt es daran.
Ich stehe auf und trete in die Paella-Pampe. Es riecht nach Kompost.
Ich gehe nach draußen. Es ist kalt. Ich merke es an meinen Wangen. Ich gehe um das Haus herum und klappe den Deckel des Einfüllstutzens hoch. Es riecht modrig heraus.
Wo sind die Behälter, die ich da einfüllen soll? Hat er das gesagt?
Es ist ziemlich dunkel. Nur wenig Neon-Licht fällt aus dem Haus nach draußen. Ich schaue auf den Boden. Dort auf der Palette steht etwas. Muss der UPS-Mann gebracht haben. Ich greife danach, es ist schwer und etwas darin schwappt hin und her, als ich es hochhebe.
Woher weiß ich, ob es zwei Uhr ist?
Mein Mund ist trocken. Die Pillen trocknen ihn aus.
Das Ding ist schwer. Ich stelle es ab. Meine Arme tun weh. Das schrille Kreischen wird lauter. Das Neonlicht flackert drinnen. Ich wische über meine Stirn. Kalter Schweiß. Ich wünschte, ich hätte ein Radio.
Ich gehe in das Haus zurück und schaue auf die Uhr. Noch fünf Minuten. Ich setze mich an meinen Tisch und warte. Und denke. Und friere.
Eine Minute vorher stehe ich wieder auf, gehe ums Haus herum, nehme das Flüssigkeit-Dings auf, halte es an den Einfüllstutzen und warte darauf, dass irgendetwas passiert.
Das Kreischen reißt ab. Ich kippe das Ding und höre wie Flüssigkeit nach unten rauscht und gluckernd versinkt.
Ich setze mich an meinen Schreibtisch, starre auf die Uhr und warte. Jemand schreit mäuschenleise „Papa“. Dabei hat damals keiner ein Wort gesagt. Ich wünsche mir, ich hätte ein Radio mitgebracht. Das nächste Mal. Sind nur Drei-Wochen-Schichten.
Zehn Minuten vor Vier wieder das Kreischen. Ich halte mir die Ohren zu. Neonlicht fällt auf die Paella. Sieht eklig aus. Wie Designer-Kotze. Ich frage mich, ob eine Putzfrau vorbeikommt. Ich gehe aus dem Haus, vertrete mir die Beine, laufe die paar Schritte zum einsamen Baum und pisse gegen seine Rinde. Als ich nichts mehr kreischen höre, schüttle ich ab, schließe meinen Reißverschluss, trabe zurück an die Hinterseite des Hauses und öffne die Luke. Handtaschen stehen darin. Ich nehme immer vier auf einmal und stelle sie auf die Palette neben mich. Es dauert einige Zeit. Es sind bestimmt zweihundert. Oder mehr.
Als ich damit fertig bin und die Luke leer ist, schließe ich sie wieder. Meine Arme tun weh und mein Mund ist trocken. Ich gehe zurück ins Haus. Ich setze mich an meinen Schreibtisch. Es ist zwanzig nach Vier. Zu viel Zeit.
Gegen fünf Uhr mache ich mir das nächste Gericht warm. Hühnchen mit Reis. Ich wische den Löffel an meiner Hose ab und beginne zu löffeln. Als um zehn vor Sechs die Sirene losgeht, bin ich vorbereitet. Es sind weniger Handtaschen diesmal, nur hundertvierzig. Genau hundertvierzig.
Ich nehme jeweils vier und werfe sie alle auf die Palette. Das mache ich fünfunddreißig Mal. Danach nehme ich eine Pille und lege mich schlafen. Es ist schon spät.
Als ich aufwache, ist es elf Uhr mittags. Die Paella stinkt fürchterlich, ich schaue mich um, und da ist noch eine kleine Tür. Ich höre leises Ächzen und Stöhnen hinter der Tür. Dort ist auch ein Mob. Ich schließe die Augen, taste nach der Türklinke und ziehe sie mit einem Ruck auf. Ein eisiger Hauch küsst meine Wangen. Ich öffne die Augen. Es ist eine Abstellkammer. Dort ist ein Mob, aber kein Radio. Und Wasser ist da auch keins. Also wische ich trocken. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und schaue dem Baum eine Weile zu. Dann stehe ich auf, gehe hinaus und sehe mir die Rinde an. Sie ist ganz nass und verätzt. Es riecht modrig.
Ich lege mich ins Bett und nehme eine Pille.
Ich schlafe nicht mehr, bleibe aber liegen und lasse die Augen geschlossen. Ich hab noch keinen Hunger. Mein Mund ist trocken, meine Arme tun weh. Muskelkater, damit kann man arbeiten, darauf kann man sich konzentrieren.
Ich höre Motorengeräusche und warte.
Als ich sie zum zweiten Mal höre, stehe ich auf und gehe um das Haus herum. Auf der Palette steht eine Flasche. Zwanzig Liter, schätze ich. Sie ist aus nicht durchsichtigem Plastik. Ich hebe sie an, sie ist voll. Ich drehe den Verschluss ab und linse hinein, aber es ist dunkel und ich kann nichts sehen.
Ich rieche daran. Sie riecht nach nichts. So wie ein kalter Novembertag an einem zugefrorenen See riecht, wenn man einer schönen Frau gegenübersitzt und sich in den Mustern auf ihrer Wange verliert.
Ich stelle sie ab, lege mich aufs Bett und nehme eine Pille.
Als ich aufwache, ist mein Mund nicht trocken. Ich überlege, ob ich alle chemischen Dinger gleichzeitig zischen lassen kann und ob dann das Haus explodiert. Entscheide mich aber dagegen, nehme zwei Pillen und lege mich schlafen. Ich muss heute Nacht wieder arbeiten.
Ich werde wach. Habe geträumt. Von einer Bohrinsel. Habe mir letzte Woche erst gesagt, ist wie mit einer Bohrinsel. Ein halbes Jahr arbeiten, ein halbes Jahr richtig leben. Und hier nur drei Wochen. Es ist so leise, dass ich mein Herz schlagen höre. Unter mir rumpelt, ächzt und stöhnt es. Wie Eisklirren. Gefrorene Haut, die zerspringt. Nehme zwei Pillen und schlafe ein.
Nacht verläuft ohne Probleme. Nehme nur noch eine Tasche statt vier. Dauert länger. Nachteil: Arme tun nicht mehr so weh. Nehme zwei Pillen.
Schlecht geträumt. Paella. Nehme drei Pillen.
Mund nicht mehr trocken. Nehme drei Pillen.
Von Estelle geträumt. Nehme vier Pillen.
Der massige Mann im Lieferwagen macht mir Angst. Verstecke mich in Abstellkammer, wenn ich ihn höre. Pech mit Essen. Nur Paella. Gebe es dem Baum. Nehme Pillen.
Rotes Licht weckt. Stehe mit Flasche vor Luke. Frage mich, was passiert, wenn -
Fülle Flasche rein, höre „Papa, Papa“ aus dem Stutzen. Nehme Pillen.
Kann nicht schlafen. Gehe ums Haus. Nehme Handtasche auf. Am Henkel eingraviert: Made in Taiwan. Sind doch in Deutschland. Nehme mehr Pillen.
Massiger Mann kommt rein. Sagt kein Wort. Ich frage, wie lange noch. Stellt Radio auf den Schreibtisch. Geht wieder.
Ich wache auf. Mein Mund ist nicht mehr trocken. Das Radio dudelt. Ich schaue auf die Uhr. Ich ziehe an der Schnur von einem Fertiggericht. Vielleicht habe ich Glück. Ich überlege mir, was wohl drin ist. Jägerschnitzel wär toll. Oder Pizza. Oder Ente.
Wieder nur Paella. Ich hasse Paella. Ich greife in mein Pillenröhrchen. Es ist leer. Wie lange schon? Ich hätte nicht so viele nehmen sollen.
Ich kann nicht mehr schlafen. Nicht mehr so wie früher. Ich frage mich Fragen. Ich höre Dinge. Das ist nicht gut. Morgen sage ich dem Mann, dass ich mehr Pillen brauche. Aber was, wenn das meine Pillen waren und nicht ihre? Wo hatte ich die Pillen her? Waren das dieselben, die ich früher genommen habe? Vielleicht Gewöhnung. Das ist nicht gut. Sie ruft nach mir. Von unten. Lauter.
Ich springe aus dem Bett, obwohl noch kein Neon-Licht an ist und durchwühle den Berg von Abfällen. Alles nur Paella. Ich hasse Paella.
Da endlich die Folie von dem Hühnchen mit Reis. Ich halte sie vor meinen Mund und lecke sie ab.
Als die Sirene losgeht, stehe ich schon am Einfüllstutzen und lausche mit einem Ohr hinein.
Aber ich hab vorher nichts gehört und jetzt höre ich die Sirene. Ich warte, bis sie zu Ende sirent. Mein Magen ist ganz leer und Speichel sammelt sich in meinem Mund. Ich lecke über meine Lippen. Die Fragen, die ich nicht fragen soll, tummeln sich in meinem Kopf. Ich höre Ächzen. Ächzen Maschinen? Etwas klappert und stöhnt. Ich richte mich auf, schnappe mir die Flasche und fülle sie ein. Es gluckst, als das Zeug hinunterläuft. Welches Zeug? Das ist nicht gut.
Ich sitze wieder auf meinem Stuhl und halte den Kopf mit beiden Händen. Meine Augen tränen und mein Magen rumort. Ich nehme mir fünf Fertiggerichte und lasse eins nach dem anderen aufzischen. Öffne jedes Einzelne und: Immer nur Paella. Ich nehme einen Bissen vom äußerst linken. Schmeckt gar nicht so schlecht. Kann man sich dran gewöhnen. Ich esse es auf, und dann noch das aus der Mitte und das ganz rechts und die anderen beiden auch noch, bis ich ganz voll bin mit Paella. Ich habe auch das Gefühl, als hätte jede einzelne Packung irgendwie anders geschmeckt. Also nicht ganz anders, sondern ähnlich, aber doch anders. Variationen sozusagen. Innerhalb eines gewissen Spektrums. Mein Mund ist feucht mit Paella und ich frage mich, wie viel Paella man essen kann und dabei noch Mensch bleibt und nicht auf einmal zur Paella wird. Weil wenn man soviel Paella isst, also richtig viel, mehr als fünf Packungen, dann besteht man ja irgendwann mehr aus Paella als aus Mensch. Ich schließe die Augen und muss aufstoßen. Das Radio dudelt. Wenigstens denk ich nicht mehr an Estelle oder stelle mir Fragen, die ich mich nicht fragen darf. Paella: Damit kann man arbeiten.
Um zehn vor Vier stehe ich schon an der Luke und mache sie auf und ich beobachte diesmal ganz genau, wie der Aufzug zu mir hochfährt mit den ganzen Handtaschen. Ich nehme wieder vier auf einmal, das geht schneller. Aber ich muss ständig aufstoßen dabei und würgen von der vielen Paella, aber doch, es ist besser so.
Mir wird so schlecht, dass ich in eine Handtasche kotze. Ich lege sie zu den anderen, aber ganz nach unten. Ob man sie mir vom Gehalt abzieht? Ich beobachte wie der leere Fahrstuhl nach unten fährt. Zu den Maschinen.
Nein! Diese Frage darf ich mir nicht stellen. Das ist nicht gut.
Ich sitze zwei Stunden lang hinter meinem Schreibtisch und stelle mir Fragen, die ich mir nicht stellen darf. Eine leise Stimme ruft nach mir. Von unten.
Die Sirene! Ich springe auf, renne ums Haus herum und wühle in den Taschen herum, wie ein Hund, der einen Knochen ausbuddelt. Werfe sie einfach hinter mich. Buddel sie aus der Luke heraus, mehr, immer mehr, bis die Luke ganz leer ist, dann spring ich in sie hinein, knäule mich zusammen, halte meine Knie fest und der Fahrstuhl setzt sich unter mir in Bewegung. Ich zittere. Vor meinen Augen wird es schwarz.
Schnee fällt, rieselt auf einen zugefrorenen See. Ich sitze auf einer Bank davor mit einer Frau. Sie hat einen Schal um ihren Hals gewickelt, der ihren Mund bedeckt. Aber ich sehe ihre Wangen und die Paella-Muster auf ihren Wangen. Ich verliere mich in ihren Schneeflocken-Augen. Dann höre ich Schreien. Ich schaue auf den See und dort, wo Estelle eben noch auf Schlittschuhen ihre Kreise gezogen ist, ist nichts mehr.
Ich presse meine Augen zu, drücke mich an die Fahrstuhlwand, mache mich ganz klein, fahre mit den Händen die Wände entlang, suche nach dem Knopf, nach dem Weg nach oben. Aber da ist nichts.
Der Fahrstuhl kommt zum Stehen. Ich zittere am ganzen Körper. Hände packen mich. Es riecht modrig. Ich lasse die Augen aufeinandergepresst. Ich lausche. Niemand ruft mich. Ich höre Schmatzen. Ich öffne die Augen und sehe in die abblätternde Teigmasse eines menschlichen Gesichts. Die Adern unter den Wangen liegen frei und bilden Muster wie Paella. Mein Kopf wird nach hinten gepresst, die Knochen in meinem Genick knacken. Ich sehe auf Nähmaschinen in flackerndem Neon-Licht. Und auf ein Becken mit Blut, direkt unter einer Röhre. Es sieht aus wie ein gefrorener See. Aber aus Blut.
Eine Frau steht davor und schöpft daraus mit zwei vermoderten Händen. Sie schaut hoch und ich sehe ihre Augen. Schwarze Eiskristalle.
Ich schreie und lache und frage – gurgelnd, weil mir der Hals zugepresst wird -, ob sie wenigstens ein Radio hätten. Oder noch ein paar von den Pillen. Die machten den Mund so schön trocken.
Aber die letzten Fragen, die ich habe, kann ich nicht mehr stellen, weil sich eine ledrige Teighand zwischen meinen Zahnreihen hin und herbewegt und nach meinem Gaumen und nach meinen Mandeln tastet. Die Frage, ob ich für sie wohl so etwas wie Hühnchen mit Reis bin?
Und ob sie, wenn es ganz still ist, ob sie mich dann rufen hören.