- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 2
Hurra, endlich Ferien
Hurra, endlich Ferien. Schnell nach Hause, die Schulsachen in die Ecke geschmissen und ab in den Schnee. Na ja, wenn da nicht noch dieses leidige Thema mit dem Zeugnis wäre. Ma hat ja schon im Vorfeld angedroht, dass ich, wenn das Zeugnis nicht so ausfällt, wie sie es sich wünscht, erst einmal zuhause bleiben muss. Die Vier in Mathe wird ihr sicherlich nicht so gut gefallen und der Fünfer in Musik ist auch so ein Problem. Obwohl Ma von sich selber sagt, dass sie völlig unmusikalisch ist. Da muss sie doch eigentlich die Fünf auch verzeihen können. Und überhaupt, ist doch nur ein Zwischenzeugnis. Bis zum Sommer habe ich die Zensuren bestimmt wieder ausgeglichen.
Pustekuchen, kaum hat sie das Zeugnis in der Hand, schimpft sie auch schon los. „ Eine Fünf in Musik, das ist ja wohl das Allerletzte. Musikalisch muss man ja nicht unbedingt sein, aber Noten lernen ist eine reine Fleißaufgabe und daran scheint es bei dir ja zu mangeln. Und auch die Vier in Mathe kann ja wohl nicht dein ernst sein. Das werden wir ändern mein Sohn. Ab morgen fangen wir mit dem Lernen an, und heute hilfst du mir erst einmal beim Renovieren. Wir beide werden nach dem Mittagessen den Flur streichen. “Au backe, das kann ja heiter werden. Ich hatte mich so auf diese Ferien gefreut und jetzt das. Na vielleicht legt sich das alles noch bis morgen. Heute allerdings werde ich wohl nicht um die Malerei herumkommen. Nach dem Mittagessen sagt Ma dann auch gleich:“ Junge wir beide legen jetzt mal richtig los.“„ Aber Mama“, beginne ich, “ kann ich nicht wenigstens heute mit Torben und Michael zum Skifahren? Wir wollen uns um Zwei an der Gondel treffen.“ Aber Ma ist unerbittlich und schüttelt nur den Kopf.“ Du brauchst gar nicht weiter reden, in fünf Minuten sehen wir uns im Flur.“
Nachdem wir etwa eine Stunde mehr oder weniger schweigsam nebeneinander her gearbeitet haben, schickt Mutter mich auf mein Zimmer. „Mach dir schon mal Gedanken, wie du von den schlechten Zensuren wegzukommen gedenkst“, gibt sie mir mit auf den Weg, “ich gehe noch mal ins Dorf. Kann etwas dauern bis ich wieder zurück bin. Heute Abend reden wir noch mal darüber. Bis dahin kannst du schon mal in die Bücher schauen“.
„Puh, erst mal weg hier. In meinem Zimmer angekommen, überlege ich angestrengt, wie ich es schaffen könnte meine Mutter zu überreden, mich doch noch zu den Freunden auf den Berg zu lassen, aber mir fällt einfach nichts ein.
„Warum eigentlich nicht“, denke ich, “ ich könnte doch durch das Fenster hinaus. In den Keller. Die Skier auf die Schulter und weg. Gibt aber bestimmt riesigen Ärger, wenn Ma dahinter kommt. Ich könnte allerdings auch warten, bis Ma gegangen ist. Sie muss noch ins Dorf hat sie gesagt.Aber das kann auch noch dauern. Also dann, Schuhe an, Jacke übergezogen, die Skier auf die Schulter und los. Mit den Noten wird mir schon noch was einfallen“, denke ich und mach mich auf den Weg zur Seilbahn.
Mittlerweile hat es wieder angefangen zu schneien, und auf der Anzeigetafel kann man lesen, dass oben ein ganz schön starker Wind weht. Auf dem Berg angekommen, bläst mir der starke Wind eisige Flocken ins Gesicht. Man sieht kaum ein Meter weit Unser Treffpunkt ist die kleine Hütte oberhalb der Station. Sie gehört Torbens Eltern.
Nachdem ich es, trotz des heftigen Schneetreibens, geschafft habe, mich bis dorthin vorzuarbeiten, öffne ich die Tür und klopfe mir den Schnee von den Kleidern.
Drinnen sitzen die Freunde im halbdunklen Raum an einem Ecktisch. Es duftet nach Heu und auch wenn drinnen keine Heizung an ist, kommt es mir warm und behaglich vor.
"Hallo Toddy!" begrüßen mich meine Freunde Torben und Michael.
Michel fügt hinzu: "gut dass du da bist. Wir wollen gerade los. Gibt nur noch ein kleines Problem mit meiner Cousine Petra. Wir müssen ihr noch etwas Mut zusprechen. Sie hat wegen dem Wetter Angst vor der Abfahrt."
"Aber sonst scheint sie pfiffig zu sein!" fügt Torben hinzu.
„Hallo Petra“ sage ich und nicke mit dem Kopf in ihre Richtung. „So ganz ohne ist es ja auch nicht, ihr habt doch bestimmt noch nicht den Unfall vom letzten Jahr vergessen, als Katrins Bruder sich verfahren hat, obwohl er hier aus dem Dorf kommt und alle Abfahrten gut kennt. Nur wegen dem starken Schneetreiben ist er dann neben die Piste gekommen und wäre beinahe die Schlucht hinunter gestürzt.“
„Siehst du Michael“, sagt Petra, „ist doch nicht so ungefährlich wie du immer sagst. Ich bekomme gewaltigen Ärger, wenn ich bei dem Wetter mit den Skiern runter fahre. Lass uns die Gondel nehmen.“
Torben kommt auf mich zu und fragt: “Was meinst du, sollen wir mit der Gondel, oder mit den Skiern abfahren? Ich glaube wir sollten die Gondel nehmen“, fügt er noch hinzu und schaut mich fragend an.
“Ihr seid gut, jetzt soll ich das entscheiden. Wie gut fährt deine Cousine denn? Traust du es ihr zu, bei dem Wetter die Abfahrt zu nehmen?“, frage ich Michael. Auch Torben schaut fragend zu Michael hinüber und wartet auf eine Antwort.
„Natürlich kann sie mit uns runterfahren. Ich weiß gar nicht, warum ihr solch eine Geschichte wegen dem bisschen Schneetreiben macht. Wir sind doch schon bei ganz anderem Wetter unterwegs gewesen und wenn ihr noch lange so feige rum steht, fahre ich allein ins Tal.“
Damit ist die Sache klar. Keiner von uns will sich nachsagen lassen, ein Feigling zu sein.
„Na gut, dann fahren wir eben“, sagt Torben. Michael geht zur Tür und öffnet sie. Aus dem Sturm ist ein Unwetter geworden. Man kann kaum noch die Hand vor Augen sehen. Aus dem Hintergrund ertönt Petras Stimme:“ Auch wenn ihr mich einen Feigling nennt, ich fahre mit der Gondel.“
„Du bist vielleicht eine Memme“, ruft Michael, “na ja Weiber eben“, und schon ist er weg. Torben und ich sehen uns an. Was sollen wir machen? Eigentlich hat Petra Recht, aber wir können doch Michael bei diesem Wetter nicht einfach alleine ins Tal fahren lassen. „Ich rede noch mal mit ihm“, sage ich und gehe nach draußen. Aber Michael ist nicht mehr zu sehen. „Michael, Michael wo bist du? Ich glaube auch nicht, dass es so eine gute Idee ist, bei dem Wetter noch mit den Skiern abzufahren“, rufe ich. Keine Antwort. Ich rufe noch mal, diesmal schon etwas lauter, aber von Michael ist nichts zu sehen oder zu hören. Torben und Petra kommen zur Tür raus und sehen mich fragend an. „Ist er schon los?“, fragt Torben. „Keine Ahnung, er antwortet nicht, sage ich. Ich fürchte er ist einfach losgefahren. Lasst uns zur Gondel gehen, vielleicht ist er dort und wartet schon.“ Wir nehmen unsere Skier auf die Schulter und stampfen durch den tiefen Schnee. Das Schneetreiben ist inzwischen stärker geworden. Wir sind schon eine ganze Weile durch den Schnee gestampft, als plötzlich, wie aus dem Nichts, eine Gestalt vor uns auftaucht. Im ersten Moment denke ich erleichtert, es ist Michael, aber dann erkenne ich den roten Skianzug der Bergwacht. Es ist Herr Steinbach, der Mann von der Rettungswache.
„Jungs, was treibt ihr den noch bei diesem Wetter hier draußen?“ Jetzt wird es aber höchste Zeit, dass ihr zur Gondel kommt und runter fahrt. Habt ihr noch jemanden hier oben gesehen?“, fragt er. Bevor ich antworten kann, ruft Petra aus dem Hintergrund. „Ja, mein Cousin der Michael ist noch irgendwo. Er wollte mit den Skiern abfahren und ist einfach verschwunden“.
„Das kann ja wohl nicht wahr sein. Bei diesem Wetter kann man doch nicht mehr die Abfahrt nehmen. Das ist bodenloser Leichtsinn Genau in diesem Augenblick pfeift sein Funkgerät und er meldet sich. Wir hören nur seine Antworten“ Ja die drei sind hier bei mir. Sie sind auf dem Weg zur Station. Ok, ich bringe sie euch. Roger und out“, meldet er sich. „So Jungs, euer Freund Michael konnte an der Station von meinen Kollegen abgefangen werden. Er hat tatsächlich versucht, die Piste runter zu fahren. Dabei wäre er beinahe mit einem Schneeschieber zusammengestoßen. Im letzten Moment konnte noch schlimmeres verhindert werden. So ein Leichtsinn. Ihr kommt jetzt mit mir. Ich bringe euch zur Gondelstation und dann fahrt ihr ganz schnell nach Hause. Eure Eltern werden sich bestimmt schon Sorgen machen.“
Unten an der Talstation treffen wir Michael. Er wirkt sehr zerknirscht und spricht kaum auf dem Nachhauseweg. Wahrscheinlich haben die Bergwachtleute ihm ordentlich die Meinung gesagt, denn kurz bevor wir uns verabschiedeten, sagt er: “War wohl nicht so`ne gute Idee mit der Abfahrt .Hoffentlich bekomme ich zu Hause keinen Ärger. Sehn wir uns dann morgen?“ „Na klar“, kommt es bei uns drein, wie aus einem Mund, „ morgen nehmen wir die Abfahrt“.
Wobei, morgen, daran mag ich gar nicht denken. Ich hoffe Ma ist noch nicht zu Hause, denn sonst kann ich die nächste Zeit das Ski fahren vergessen.
Zu Hause angekommen, schleiche ich mich ganz leise durch den Keller hinauf in mein Zimmer.
„Puh, scheint ja noch mal gut gegangen zu sein. Ma ist noch nicht wieder zurück“.
Also schnell die Schuhe aus, die Jacke in die Ecke geschmissen und ein Buch auf den Tisch gelegt.
Es dauert gar nicht lange und ich höre Ma unten die Tür aufschließen.
„Man ist das ein Sauwetter“, höre ich sie sagen, „Toddy, ich bin wieder da“ , ruft sie nach oben.
„Alles klar Ma, ich lese noch ein bisschen“, rufe ich zurück.