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Bühnenstück Ich bin Gott, deswegen!

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19.05.2015
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Anmerkungen zum Text

"Bühnen"-Version für die Literaturzeitschrift "Johnny"

Ich bin Gott, deswegen!

Prolog

Ein Sternenfunkelteppich glänzt am Sommernachthimmel. Der Mond fehlt seit Tagen, verschluckt, verschwunden, womöglich nichts als ein Märchenbild. Dabei müsste er schimmern, Mondanbetungsträume und Vollmondliebesnächte hervorzaubern. Genaues weiß keiner. Die Medien schweigen, warten ab und bereiten eine Kampagne vor, um klarzustellen, dass es nie so etwas wie einen Mond gegeben hat. Verschwörungstheorien geistern bereits durch digitale Scheinwelte.

Sieben mondlose Nächte verstreichen. Am Montagmorgen treffen sich drei Freunde zum Frühstück im Waschsalon. Frankfurt-Bornheim. Hipstergegend. Altbauten. Restaurants. Multikulti.

Im Waschsalon

Auf einer Seite stehen die Maschinen, auf der anderen gibt es Sitzgelegenheiten auf dem Fensterbrett und Plastikstühle. Es riecht nach Weichspüler, Essensresten und Schweiß. Eine RUNZELOMA sitzt vor einer Waschtrommel, träumt und starrt in die Luft. Ein JUNGES PÄRCHRN stopft im Gleichklang ihrer Verliebtheit Wäsche in eine der Maschinen. Die Trockner brummen und schütteln den Inhalt durch, der im Vakuum schwebt wie in einer schaumatisierten Weltraumstation. Wer genau hinschaut, kann einen Astronauten erkennen, der grinsend erklärt, wie schön die Erde vom All aus betrachtet aussieht.
JAMES ist der erste. Er trägt Jeans, Budapester, ein strahlendweißes Hemd und Boss-Blazer. Er öffnet den Koffer, den er hinter sich herzieht, befüllt eine Waschtrommel. Kurz danach erscheint AYSE im Anzug, mit obszönrotenLippen, als wolle sie an einem Casting teilnehmen. James steht auf und begrüßt sie mit Küsschen.

JAMES: Ayse, Engel, du siehst zauberhaft aus.
AYSE: Findest du?
JAMES: Absolut!
AYSE: Schmeichler. Aber süß von dir.

Sie streckt JAMES die Reisetasche hin, wartet, bis er für sie den Waschgang gestartet hat, stellt den Picknickkorb ab und packt Silberbesteck, Porzellan, eine rosenbestickte Tischdecke, sowie Servietten aus. Der Kaffee aus der Thermoskanne dampft, der Duft breitet sich im Raum aus. Die RUNZELOMA wirft ihnen einen Blick zu und senkt den Kopf.
AYSE: Hast du Brötchen?
JAMES: Na klar. sogar Croissants. Voilá, Madame!
AYSE: Guido kommt gleich und bringt Wurst und Käse. Wie läuft‘s bei dir?
JAMES: Großartig. Hab ein paar Projekte am Laufen.
AYSE: Was denn genau?
JAMES: Ich sag nur: Internet Startups.
AYSE: Wow, klingt gut. Erzähl mal!
JAMES: Kann ich nicht, ist geheim. Du erfährst es als erste, wenn es spruchreif ist. Und wie ist es bei dir, meine Liebe?
AYSE: Naja, ich brauch eine neue Wohnung.
JAMES: Wieso? Du bist doch erst vor einem halben Jahr eingezogen.
AYSE: Zu groß für mich, drei Zimmer, muss entschleunigen. In zwei Wochen muss ich raus sein.
JAMES: Oh, warum so schnell?
AYSE: Hab mir gedacht, wenn ich die Miete nicht zahle, gibt’s auch keine Kündigungsfrist.
JAMES: Sorry, Ayse, aber das war dämlich.
AYSE das Croissant in den Kaffee tauchend und daran saugend: Ist eh zu teuer. Ay, die sind richtig super, weich und warm, ich liebe Croissants.

GUIDO erscheint. Er sieht abgehetzt aus. Die Hoodiekapuze verdeckt die Haare, schemenhaft lugt das Gesicht hervor, die Augen irren umher.

GUIDO: Hi Leute! Bin ich zu spät?
JAMES: Warst du jemals pünktlich?
GUIDO: Mm. Termine. Stress.
AYSE: Egal, hast du was vom Metzger mitgebracht?
GUIDO: Klar. Lass mal schnell die Wäsche verstauen. Hat einer von euch Kleingeld für den Automaten?
AYSE: Hab selbst nix mehr.
JAMES ihm ein paar Münzen gebend: Hier.
Nachdem GUIDO den Inhalt seines Rucksacks in der Trommel gekippt hat, streckt er AYSE die Tüte entgegen. Sie garniert Wurst und Käse auf einen Teller mit Salatblättern und Minitomaten.
AYSE: Kann losgehen!
JAMES: Warum schaust du dich ständig um?
GUIDO: Keine Ahnung.
JAMES: Gibt‘s was?
GUIDO: Bisschen Ärger.
AYSE: Wieso das?

GUIDO: Stress mit’n paar Typen.
AYSE: Oh, mit wem?
GUIDO: Leute, die mich nicht mögen. Uwe, Erich und so.
JAMES: Aha, und warum?
GUIDO: Blöde Frage: ich schulde denen Geld.
JAMES: Wieviel?
GUIDO: Zweitausend.
JAMES: Mm, würd’s dir ja gern geben, geht aber gerade nicht, alles investiert.
GUIDO: Danke, sehr nett, aber krieg ich hin. Uwe kennt mich doch.
AYSE: Uwe, sagst du?
GUIDO: Ja.
AYSE: Meinst du den Uwe mit der Glatze und dem Tattoo am Hals?
GUIDO: Ja. Scheiße, genau den.
AYSE: Geiler Kerl. Der macht dich platt, wenn du ihm das Geld nicht gibst, fürchte ich.
GUIDO: Tröstlich.
AYSE: Könnte mit ihm reden.
GUIDO: Aha. Kennst du ihn?
AYSE: Nicht richtig. Ich war letzte Woche ihm und seinem Buddy Erich beim Schöneberger essen.
GUIDO: Und?

AYSE: Nix und. Essen und danach einen Drink bei ihm.
JAMES: Was ist jetzt mit Uwe?
GUIDO: Das verfickte Ultimatum ist abgelaufen.
JAMES: Was für ein Ultimatum?
GUIDO: Wegen der 2000 €, die ich ihm schulde.
JAMES: Scheiße!
AYSE: Wird sich eine Lösung finden. Lass uns erst mal in Ruhe frühstücken und nachdenken.

Die RUNZELOMA kratzt sich am Hals, wackelt mit dem Kopf und sitzt so schief, als kippe sie gleich vom Stuhl. Das JUNGE PÄRCHEN sitzt nahe beieinander, beide halten ihr Smartphone in der Hand. Sie kichern und deuten auf die Displays.Drei BÄRTIGE MÄNNER in Arbeiterlatzhosen betreten den Waschsalon, unterhalten sich in ihrer Sprache, werfen einen Blick auf die Frühstücksfreunde, lachen und laufen vor dem Trockner auf und ab. GUIDO beruhigt sich, grinst und kaut. AYSE erklärt einer Freundin am Handy, dass ihr Lieblings-Prosecco beim Rewe um 30% reduziert sei.
JAMES: Mir fällt nichts ein, Guido. Besorg dir irgendwie das Geld, geh zu deiner Bank oder fang an zu beten.
GUIDO: Beten?
AYSE das Handy wegsteckend: Ja, beten, warum denn nicht?
Die RUNZELOMA horcht auf, schnüffelt, als nehme sie Witterung auf, erhebt sich. Mit einem Panthersprung jagt sie zu den drei Freunden. Eine Art Flammenhauch geht von ihr aus. Ihre Augen bohren Löcher in die Luft.

RUNZELOMA: Vergesst das mit dem Beten! Ich habe keine Zeit für euren Scheiß!
AYSE: Aha, und was haben Sie damit zu tun?
RUNZELOMA; Ich bin Gott, deswegen!

Die drei Freunde schauen die Frau verdutzt an. JAMES lacht und sabbert, GUIDO hört auf zu kauen und hält das Vollkornbrötchen wie ein Schutzschild vor die Brust. AYSES Stirn glänzt, ihr Mund steht offen. Eine merkwürdige Wärme erfüllt die Freunde. Keiner von ihnen zweifelt an den Worten der alten Frau.

GOTT (vormals RUNZELOMA): Ihr habt keine Ahnung von gar nichts, quatscht vom Beten, während ich mich abmühe! Wisst ihr zufällig, wo der Mond ist?
GUIDO: Was interessiert mich der Mond? Ich habe Ärger mit Uwe und Erich und brauche 2000 €! Und zwar schnell.
AYSE: Da darf er doch beten. Wofür ist Gott sonst da.
GOTT: Ha, so seid ihr! Das ist die Menschheit! Geld! Was denkt ihr, wie oft ich das höre. Allesamt Jammergestalten. „Lieber Gott, ich ändere mein Leben, ich mache alles, um dir zu dienen, aber hilf mir, gib mir Geld, gib mir Macht, mach mich reich, mach mich gesund.“ Was anderes fällt euch nicht ein!
GUIDO: Mal langsam. Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft! Service ist alles! Und du, was bietest du? Da bringt ja der Dalai-Lama mehr, der stellt sich in ein Fußballstadion und macht eine anständige Show. Schau dich dagegen an. Alt, verschrumpelt und genervt.
GOTT hört gar nicht hin und fährt fort: Ach ja, und die Liebe, auch danach fragt ihr. „Mach, dass er oder sie mich liebt; mach, dass ich glücklich bin und ohne Sorgen!“Wisst ihr überhaupt, was Liebe ist? Ihr schreit nach mir, wenn es euch dreckig geht. Ich habe derart die Schnauze voll von euch!
GUIDO: Ich geh den Mond suchen, zum Teufel.

GOTT spricht weiter, murmelt, schreit, wechselt die Sprachen. Niemand versteht, was GOTT sagt. Die Maschinengeräusche verkriechen sich hinter der Stimme GOTTES. Dann ertönt ein Knall, der wie ein Peitschenhieb klingt. Die Feueraugen GOTTES suchen die Ursache. Die Tür eines Trockners springt auf. Eine Gestalt in Anzug und klobigen Stiefeln kriecht aus dem Gerät, richtet sich auf und streckt sich. Das linke Auge des Mannes erinnert an Meeresazur, das rechte an einen Novembertag. Er verbirgt einen Gegenstand unter dem Sakko, umklammert ihn mit beiden Armen, schüttelt die Haare und schaut sich um.

TEUFEL: Wer hat nach mir gerufen?
GOTT ihn anlächelnd: Da bist du ja, hab mir gleich gedacht, dass du da steckst.
TEUFEL: Übrigens hast du bei deiner Ansprache die Idioten vergessen, die sich bei dir bedanken, für ihr Leben, für ihr Glück und den ganzen Kram. Die sind mir persönlich die Liebsten.
GOTT: Ach, die. Was anderes: Kannst du mir bitte zeigen, was du da unter dem Mantel versteckt hast?
TEUFEL: Mm, jetzt nicht. Muss das Ding ruhigstellen. Was denkst du, warum ich im Trockner war?
GOTT: Du musst den Mond frei lassen, mein Lieber.
TEUFEL: Warum? Ich habe ihn mir geholt. Er gehört mir. Du weißt doch. Der Geist, der stets verneint und so.
GOTT: Dichtergeschwätz. Komm mir nicht damit.
TEUFEL: Ach was. Muss ich dich etwa daran erinnern, dass du ohne mich nichts wärst, rein gar nichts, Liebste!

Die unter dem Sakko verborgene Kugel bewegt sich und Mondlicht funkelt durch. Unterdessen verwandelt sich GOTT, zeigt sich als junge Frau. Goldglanzverströmende Haare fließen in Wellen den Rücken herab, die Haut schimmert wie Milch, Saphire blitzen in ihren Augenhöhlen. Teufel und Gott schweigen, starren sich schweigend an, stehen sich bewegungslos gegenüber.

GOTT flüsternd: Ich bin keine alte Frau, das weißt du genau.

Während all dem staunen die drei Freunde. Als das junge Pärchen aufsteht, hastig die Taschen packt und sich anschickt, den Salon zu verlassen, erhebt sich GUIDO, um ihnen zu folgen, winkt den Freunden zum Abschied zu, wird aber an der Tür von UWE und ERICH - zwei glatzköpfigen Männern - aufgehalten. Sie stürmen herein, packen GUIDO am Kragen und ziehen ihn hinter sich her zurück in den Salon.
AYSE: Erich, du hier. Wie toll!.

AYSE läuft zu dem großen Mann mit den Springerstiefeln und fällt ihm um den Hals. ERICH schüttelt sie verlegen ab und nickt ihr zu.

UWE zu GUIDO: Du wolltest abhauen, was? Was sollen wir bloß mit dir machen, Bruder?

UWE nimmt GUIDO in den Schwitzkasten.

ERICH: Wo hast du das Geld?
AYSE: Mann, Uwe, der Guido hat euer Geld gerade nicht. Er kann ja nicht mal antworten, wenn ihr ihn so würgt. Lasst ihn los, bitte!
UWE, AYSE anlächelnd: Was denkst du, Erich? Wir stecken ihn in die Waschmaschine und warten, was danach von ihm übrig ist.
TEUFEL sich zu ihnen gesellend: Kann ich nicht empfehlen.
UWE, GUIDO loslassend: Du bist auch hier.
TEUFEL: Bringt nichts, wenn ihr ihn da reinsteckt. Da findet er kein Geld und seine Gehirnzellen werden unnötig durchgeschüttelt. Sag mal, Guido. Was, wenn ich dir etwas Geld vorschieße?
GUIDO: Hm, super wäre das, klar.
TEUFEL: Wie viel brauchst du?
GUIDO: Na ja, das Geld für die Jungs hier und ein bisschen Taschengeld.
TEUFEL: Zehntausend, hunderttausend, eine Million, sag’s einfach.
GUIDO: Echt?
TEUFEL: Na klar. Kommt auf die Gegenleistung an.
GUIDO: Gegenleistung?
TEUFEL: Mach dir keine Sorgen, nichts Schlimmes.
GOTT, sich einmischend: Du gibst jetzt erst mal den Mond raus, mein Liebster.
TEUFEL: Okay, okay, aber lass mich das Geschäft regeln, bitte. Die Seelen von den beiden Halunken gehören mir bereits. Wenn ich die von Guido und die von der reizenden Dame mit der Kaffeetasse in der Hand samt Begleiter bekomme, habe ich das Wochenziel erreicht und gehe auf Incentive-Reise.
Gott wie ein Kind kichernd: Ich hole mir den Bonus, wenn der Mond wieder am Himmel ist.
TEUFEL: Was ist jetzt, Herr Guido?
GUIDO: Ich bin mit allem einverstanden, wenn sie mir die Bedingungen ein wenig erklären.
TEUFEL: Für zehntausend gehörst du mir drei Monate, für hunderttausend ein Jahr, für eine Million für immer.
GUIDO: Was muss ich dafür tun?
TEUFEL: Im Wesentlichen geht es darum, Menschen zu beeinflussen, damit sie werden, was sie ohnehin sind.“
GUIDO: Okay, bin dabei. Wann gibt es die Kohle?
TEUFEL: Sofort, wenn du willst.
GOTT: Überleg’s dir gut.
TEUFEL zu GOTT: Das sagst ausgerechnet du! Lassen wir den jungen Mann frei entscheiden.
GOTT: Du gibst jetzt endlich den Mond frei, ja?
TEUFEL: Ja, sicher, Liebste. Wird eine Win-Win-Situation, wirst schon sehen. Also, Guido? GUIDO: Ich bin dabei.
TEUFEL: Was denkst du, Guido? Das volle Programm, oder?
GUIDO: Ich denk halt, was ich denken kann. Eine Million wäre optimal.
TEUFEL zu GOTT: Prima. Kannst du den Vertrag mit Guido bitte beglaubigen, Liebste, dann brauchen wir den Oldschool-Kram nicht mit Blut und so weiter.

Gott holt eine Kladde aus der Handtasche, schlägt sie auf, nimmt den Bleistift in die Hand, kratzt und kratzt über das Papier.

GOTT: Erledigt. Das war’s dann Guido!

TEUFEL, das iPhone ans Ohr haltend: Ja, eine Million. Guido Hauser heißt der Mann. Ja, wie immer, Platincard, Sofortlieferung per Boten. Plus 2000 € in bar. Ich gebe Ihnen noch mal den Herrn Hauser.“

Guido nimmt das iPhone, hört zu, nickt und strahlt.

GOTT: So, das ist erledigt. Ich sag euch jetzt, wie es läuft. Der Mond muss an den Himmel. Das funktioniert ganz gut über die Großwaschmaschine, die hinten in der Ecke steht. Damit er nicht fehlgeleitet wird, muss jemand mitfliegen.
TEUFEL: Uwe und Guido, die machen das. Aber was habe ich davon?
GOTT: Die Jungs suchen auf dem Mond nach Gold, schnappen sich einen vorbeifliegenden Stern, was weiß denn ich, streng deine Fantasie an.
TEUFEL: Gute Idee!
UWE: Und wie kommen wir wieder zurück?
TEUFEL: Ihr müsst euch bloß den Tunnel merken, dann kommt ihr hier wieder raus.
GUIDO: Aha, okay. Spätestens nächsten Montag muss ich nämlich wieder da sein.

TEUFEL und GOTT gleichzeitig: Kein Problem, auf geht’s!

Der BOTE trifft ein. GUIDO küsst das Zauberkärtchen. UWE nimmt die Scheine entgegen. Die Freunde verabschieden und umarmen sich. AYSE küsst UWE und GUIDO auf die Stirn und hinterlässt den Abdruck ihres Lippenstiftes. JAMES lächelt verklärt.

GUIDO: Wir sehen uns kommenden Montag und ich bringe Champagner mit.

Es dauert eine Weile, bis UWE den Mond umklammert hat, den der TEUFEL unter dem Sakko hervorzwängt. GOTT und der TEUFEL drücken, stauchen, verstauen die zwei Männer mitsamt dem Mond in der Trommel. Sie müssen sich gegen die Türöffnung stemmen, um sie zu schließen. Mit einem Knopfdruck und GOTTES Hilfe geht es dann los.

Vor dem Waschsalon

Alle eilen nach draußen, JAMES, AYSE und ERICH, der TEUFEL und GOTT, selbst die Latzhosenträger bewundern den Schweif, der über die Häuser der Stadt und zum Himmel jagt wie ein Feuerwerkskörper.
TEUFEL: Das war’s dann für heute. Lass uns was trinken gehen, Liebste!

Der TEUFEL nimmt GOTT Huckepack und reitet durch die Luft davon. JAMES versucht, dem Paar zu folgen, verliert es aber schnell aus den Augen. AYSE und ERICH halten sich an den Händen, lächeln sich an und schauen von Zeit zu Zeit zum Mond, der wie ein Tagtraumzauber am Himmel pulsiert.

 

Hallo GoMusic

lieben Dank für die Zeit und deinen super Kommentar :thumbsup:

vier Punkte kann ich dir geben. Und dann vermute ich, dass du ein Samsung-Handy hast.
vier Punkte von wie viel, hä? iPhone 6s und glücklich damit, aber ich korrigiere die Schreibweise.

Nur kann ich mir nicht vorstellen, dass „die Medien“ eine gemeinsame Gangart einschlagen würden. Die Zeitung mit den vier Buchstaben würde doch für eine fette Auflage zuerst nach dem Mond suchen und mit ihm sprechen wollen.
schau dir doch mal unsere Medien an, die kriegen das hin, da sind bloß Nuance unterschiedlich im Mainstream. Hast du mal was von postfaktisch gehört? Anfangs wollte ich das Wort in den Titel der Geschichte integrieren. Den Hinweis auf die Medien, den habe ich ganz bewusst gemacht.

Die Menschen wunderten sich, hielten die Leere des Himmels aber für eine Illusion,
Das verstehe ich nicht. Entweder sie sehen einen leeren Himmel, dann ist es keine Illusion oder sie wissen nicht genau, was sie sehen.
das ist vielleicht schwer zu verstehen, ist aber so. :Pfeif:im Grunde ein Querverweis auf ein Gedicht von Puschkin. Das sitzt ein Häftling in seiner Zelle und schaut nach draußen zum Himmel und sagt, er blicke auf den leeren Himmel.

Wer genau hinschaute, konnte auch den Astronauten erkennen,
In der Waschmaschine?
jawohl :D

Doch nicht etwa eine App für Restaurants? Das scheint dich nicht loszulassen, Isegrims, hast du das doch schon in zwei anderen Geschichten verwurstet
fällt mir derzeit nichts besseres ein und wolltest du dich nicht an einer solchen App beteiligen?

Und überhaupt: Wer spricht in der wörtlichen Rede eigentlich? An ein, zwei Stellen war ich raus.
das hat RinaWu schon angemerkt, daran muss ich arbeiten, weiß ich

[QUOTEIst das der Astronaut von vorhin? Wenn nicht, was ist aus dem Knaben geworden?
Wie kann man bei einem solch kleinen Männchen die Augenfarbe so gut erkennen? Und dann noch einen verregneten Novembertag darin sehen?
Er dürfte doch nicht größer als ein Teddybär sein.][/QUOTE]du denkst dir das zu realistisch, weißt du überhaupt wie riesig die Maschinen dort sind? Und: wer sagt, dass er nicht sofort wächst, wenn er der Trommel entsteigt?

Uwes Reaktion ist merkwürdig.
Hat Uwe den Teufel erkannt? Woran?
Oder kannte er ihn schon?
tsts; erkennst du den Teifel etwa nicht?

Ich habe den Fantasy-Tag vermisst. „Humor“ hättest du m.E. ruhig streichen können. Ich fand es an keiner Stelle lustig. Macht aber nichts, dafür war ich vom Fantasy-Touch recht begeistert und ich störe mich überhaupt nicht an der fehlenden Logik.
ich habe jetzt zwar den Fantasy-Tag drin, aber Humor fehlt mir, da muss ich noch was dran machen, denke ich.

War mir ein Vergnügen :Pfeif:

liebe Grüße
Isegrims

wird fortgesetzt

 
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Hi ernst offshore

blöd findest du das also, blöd und am Ende quasselst du was von Thomas von Aquin, dem ontologischen Gottesbeweis und so Kram und schlägst mir quasi einen Philosophie-Tag vor. Pah. :sleep:
Wenigstens relativierst du

Herrlich blöd, herrlich absurd und großteils herrlich sprachwitzig.
klingt schon besser :kuss:
Das ist auch eine hübsche Idee. Weil es so klingt, als gäbe es über Gott noch eine Ebene (in der Firmenhierarchie?), als wäre er offenbar nicht die letzte Instanz, nicht „Die Ursache ohne Ursache“, wie es Thomas von Aquin in seinen Gottesbeweisen einstens (zwar haarsträubend logikfrei, dafür umso apodiktischer) darzustellen versuchte. Und mit dieser Andeutung rührt deine Geschichte tatsächlich an ganz wesentliche philosophische, um nicht zu sagen, ontologische Fragen.
weiß doch jeder, dass es über Gott was geben muss, schon wegen des "Bonusses" :Pfeif:

Zur Textkritik:

Trotz wolkenloser Nacht war am Firmament nichts vom Vollmond zu sehen. Nur die Sterne schimmerten blass. Tag und Nacht trennten sich deshalb ohne Übergang in zwei Sphären.
Hä? Was heißt das? Nix Dämmerung oder so?
Kapier ich nicht. Und was hätte der anscheinend übergangslose Tag/Nacht-Wechsel mit der Nichtsichtbarkeit des Mondes zu tun?
Habe ich geändert:
Trotz wolkenloser Nacht war am Firmament nichts vom Vollmond zu sehen. Er war weg, verschwunden, unsichtbar, nie da gewesen. Genau wusste das keiner. Die Sterne schimmerten blass, das war alles.
und by the way auch das mit dem leeren Himmel:
Die Menschen wunderten sich, hielten den öden Himmels für eine Illusion,

Das Studentenpärchen lehnte sich aneinander.
Ja, das verdammte „Pärchen-Problem“ ... (Erinnert mich an das leidige „Das Mädchen, die …-Dilemma“)
Das Pärchen besteht zwar aus zwei Personen, ist aber trotzdem nur ein Ding. (Deshalb auch das Prädikat in der Singularform.) Und wie sich ein Ding aneinander (= an sich selber) lehnt, das musst du mir einmal vorhupfen.
ja, das altbekannte Pärchenproblem:D
Jetzt so:
Die Studenten lehnten sich verliebt aneinander, schauten auf die Displays ihrer Smartphones und kicherten.
na ja. klingt auch nicht besser

in Mann, dessen eines Auge dem Azur des Meeres und das andere einem verregneten Novembertag glich.
Ein Mann, dessen wer oder was?, fragt man, oder? Ergo: Nominativ, ergo: ein Auge

Äh, oder doch nicht? Man schreibt ja auch nicht: Ein Mann, dessen blau Auge, sondern dessen blaues Auge.
Hm, das Adjektiv wird flexiert, logisch. Und "ein" ist in deinem Satz ja kein unbestimmter Artikel, sondern ein Zahladjektiv ...

okay, auch das habe ich geändert
Folgendermaßen:
Ein Auge des Mannes glich dem Azur des Meeres und das andere einem verregneten Novembertag.

Vielen Dank, Ernst, war mir ein großes Vergnügen.
lieben Gruß
Isegrims

geht bald weiter

 

Hallo Friedrichard,

lieben Dank für die Zeit und deinen Kommentar.

Gott, als junge Frau, deren blendende Schönheit jeder sah, der sehen konnte, ritt auf dem Rücken des Mannes mit dem dunkelgrünen Anzug, den feinen, ebenmäßigen Gesichtszügen, den man gemeinhin Teufel nennt.
Das nenn ich Emanzipation,
na ja. der in der Geschichte beschriebene Gott ist eine Frau, normalerweise natürlich genderneutral :D

und empfinde zum ersten Mal Ironie bei Dir (wurd ja auch mal Zeit, gelle?), sozusagen das etwas andere Nightwash, diesmal bei Tage und nicht mit Knacki Deuser midnight‘s wash
Ironie? Also, das war nicht meine Absicht :Pfeif: aber sag mal, wer oder was ist Knacki Deuser und midnight wash? Hip-Hop?

auch so was wie Nahtod-Erfahrung, wenn es heißt
„Ihr müsst euch nur den Tunnel merken, dann kommt ihr hier wieder raus.“
da muss es einen Tunnel zwischen Erde und Mond geben, wahrscheinlich ein schwarzes Loch, ist doch klar.

Liebe Grüße
Isegrims

geht später weiter

 
Zuletzt bearbeitet:

und empfinde zum ersten Mal Ironie bei Dir (wurd ja auch mal Zeit, gelle?), sozusagen das etwas andere Nightwash, diesmal bei Tage und nicht mit Knacki Deuser midnight‘s wash
schrieb ich anno tobak oder so,

liebe Isegrimmin,

und Du fragtest kürzlich

Ironie? Also, das war nicht meine Absicht aber sag mal, wer oder was ist Knacki Deuser und midnight wash? Hip-Hop?
night wash eine Comedy-Veranstaltung zu Kölle in einem Waschsalon, wo talentierter Blödsinn verzapft wird. Knacki Deuser war mit einer der Begründer dieses Waschsalons, tritt aber auch schon mal in Straßenbahnen auf ... Schräger Junge!

Ach so, wollt ich auch noch loswerden, Gott war, bevor er den Bart durchs Patriarchat angeklebt bekam, geschlechtslos, wäre also in westgermanistischer Zunge ein "das Gott", vielleicht eine Ableitung des "Guten" (thinking about Begoods!)

Tschüssikowski (beinahe hätt ich Tchechowkowski geschrieben ...)

Friedel

Mögen wir nie im Schwarzen Loch braten!

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe barnhelm

ach, es freut mich sehr, dass ich dir Vergnügen bereitet habe. Mist, den Humor-Tagt, den habe ich raus genommen, aber kann ich ja wieder ändern. Und luftig-schräg sollte das Stück sein. Warum hat noch keiner Shakespeare als Vorbild erwähnt? In den Komödien gibt es Verwirrung, die Figuren werden durchgerüttelt und am Ende löst sich alles im Wohlgefallen auf.

Ein schön-schräges Erlebnis, dieses Hin- und Her im Waschsalon, in dem sich Gott und Teufel auf der Suche nach dem Mond treffen.
:Pfeif: klingt wie ein Klappentext für einen Roman, das merke ich mir.

Deine Woody-Allan-like Groteske hat mir Spaß gemacht,
Woody Allen ist sehr cool, der Vergleich gefällt mir.

habe mich amüsiert und gestaunt, was da so alles durch deinen Autorenkopf gewabert und geblitzt ist.
:Pfeif: derzeit überlege ich, ob Gott und Teufel zwar iPhones besitzen, aber die Straßen von Kutschen bevölkert sind, die von unterschiedlichen Tieren gezogen werden :schiel:

Na, dann nehme ich das ganz schnell zurück.
Das könnte ja zu Konsequenzen auf höchster Ebene führen.

Gib das bitte weiter

mm, ich habe eine Weile gebraucht, um mich durchzufragen bei den höchsten Instanzen und wollte wiessen, wie sie es mit Wortkriegern halten. Antwort: lustiges, infantiles Volk, könnten wir gebrauchen, um Sterne zu sammeln - die mit dem schönsten Schimmer. Bist du dabei? Gibt auch Bonus.

viele Grüße und willkommen im Gefrierschrank-Deutschland
Isegrims

wird fortgeführt

 

Hallo Isegrims,

dein Titel lässt mich sofort an Irving denken, den ich sehr schätze, mit dem ich aber auch ein Problem habe: In mehreren seiner Werke tue ich mit Passagen schwer, die mir viel zu langatmig sind. Das war bei deiner Geschichte ganz und gar nicht der Fall! Ich fand das so herrlich abstrus, dass ich die Geschichte in einem Rutsch gelesen habe. Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast, aber ich habe dir alles abgenommen, nichts kritisch hinterfragt, sondern einfach nur das Verrückte genossen. War ein interessantes Leseerlebnis, das mir viel Freude bereitet hat.

„Ich bin keine alte Frau“, flüsterte Gott dem Teufel ins Ohr.
Großartiger Satz! Sagt viel über das Verhältnis von Gott und Teufel aus bzw. man könnte viel hineininterpretieren, wenn man denn möchte. :shy:

Wie du Ayse gezeichnet hast, finde ich sehr authentisch. Nicht, dass ich sie mögen würde, aber ich hatte sie beim Lesen echt vor Augen. Hut ab dafür, wie greifbar dir die Figur gelungen ist.

Er hat kein Geld. Seid doch nicht so böse mit ihm. Er kann ja nicht mal antworten, wenn ihr ihn würgt. Lasst ihn los, bitte!“
Das passt allerdings nicht so ganz, finde ich. Wirkt im Gegensatz zu ihrem sonstigen Auftreten alles andere als abgeklärt.

Die Menschen wunderten sich, hielten den öden Himmel für eine Illusion, eine der Verschwörungstheorien, die in dunklen Nischen des Internets kursierten und ebenso falsch waren, als verkündete jemand die gleichzeitige Wiederauferstehung von Michael Jackson, Amy Winehouse und Kurt Cobain auf dem Mount Everest.
Den Anfang finde ich sehr gelungen, blicke aber nicht ganz durch, was die Verschwörungstheorie ist. Dass der öde Himmel eine Illusion ist? Ich hab das mehrfach gelesen, leider aber nicht verstehen können.

glänzend dunkelblaue Plastikstühle
Wenn die Plastikstühle "dunkelblau" glänzen sollen, würde ich "dunkelblau glänzende Plastikstühle" schreiben. Wenn sich das Glänzen nicht auf die Farbe bezieht, "glänzendE dunkelblaue Plastikstühle".

den man gemeinhin Teufel nennt.
Hier hätte ich "nannte" erwartet.

Mehr habe ich nicht zu sagen. :)

Liebe Grüße,
JackOve

 

Hallo RinaWu

nur ein kurzer Gedanke am Morgen, den ich im benebelten Ahrtal verbringe. Wabernde Schwaden, roas Streifen dazwischen.

Die Punkte, die ich dir aufgezählt habe, sind eine Mischung aus dem, was ich mir angelesen habe und dem, was ich persönlich wichtig finde. Klar wiederholt man sich im wahren Leben oft, aber muss das deshalb 1:1 in einem geschriebenen Dialog umgesetzt werden? Diese Frage stelle ich in den Raum. Wie schafft man es, authentisch zu klingen, ohne zu sehr in die Umgangssprache, ins Geschwätzige abzudriften?
Ich denke, dass das ja grundsätzlich stimmt und seine Berechtigung hat. Dialoge führen die Figuren und es lohnt sich, die Ausschnitte zu zeigen, die etwas transportieren. In meinem Text ist es das wabernde Geschwätz der Figuren, die sich selbst auf diese Weise zeigen. Selbst die Wiederholung zeigt ja,wie sehr sie sich um sich selbst drehen, mal hierhin, mal dahin bewegen. So habe ich mir das zumindest gedacht. Authentisch sind die schon, nur vom Teufel und von Gott gibt es eben unterschiedliche Vorstellungen.

Muss jetzt diese Konferenz überstehen, immerhin anschließend Weingutsbesuch.

viele Grüße
Isegrims

geht bald weiter

 

Hallo Isegrims und RinaWu,

nachdem ich gerade bei meiner Überarbeitungen im Thema "Dialoge" stecke, weil meine fürchterlich waren, klinke ich mich in frecher Weise einfach mal kurz mit ein. Hoffentlich galt das nicht als feindlicher Angriff (ich kenne mich in den Forumsgepflogenheiten noch nicht so gut aus).

Aus meiner (Anfänger-)Sicht scheint ein weiterer Punkt wichtig zu sein. Drauf gekommen bin ich durch einen Kommentar von Achillus, der sinngemäß meinte, in der modernen Literatur schreibt man realistisch klingende Dialoge.

Jetzt könnte einem ja irgendeine Modeerscheinung völlig egal sein, aber man schreibt nicht für sich selbst, sondern für (den) Leser. Und wenn der Leser, z. B. weil es gerade üblich ist oder zur Geschichte oder zum Stil passt, realistische Dialoge erwartet, dann spricht nichts dagegen, ihm seine Erwartung zu erfüllen.

Und letztlich zielen alle Ratschläge, die ich bisher zur Funktion von Dialogen gelesen habe, darauf ab, den Leser bei der Stange zu halten, sei es, weil der Dialog wichtige Dinge erzählt, weil man Charaktereigenschaften zeigt, weil etwas passiert, weil es eine Abwechslung zu Erzählabschnitten sind, etc.

Daher denke ich gerade bei meiner Überarbeitung nicht nur darüber nach, welche Funktion ein Dialog haben soll, sondern viel stärker, was meinen Leser jetzt bei der Stange halten könnte, in welche Stimmung ich ihn versetzen will oder in welcher er gerade ist, was er erwartet und was vielleicht nicht.

Ob mir das dann im Dialog gelingt, steht auf einem völlig anderen Blatt.

Die Frage ist für mich also weniger ob, man z. B. Wiederholungen machen darf oder nicht, sondern mehr, ob es dem Leser an dieser Stelle gefällt oder nicht, ob es ihn nervt oder ob er schmunzelt, ob es ihn in die Geschichte weiter reinzieht oder ob er aufhört zu lesen.

Und eins stimmt wirklich. Niemand versucht krampfhaft im täglichen Leben Wörter zu vermeiden, die der Vorredner verwendet hat, sondern man macht das genaue Gegenteil.

Und nachdem ich mich gerade in Deinem Geschichtenfade befinde, zwei Worte zur Geschichte: herrlich abgedreht.

Lieber Gruß

Geschichtenwerker

 

Hallo Isegrims und Geschichtenwerker,

da ich noch einmal angesprochen wurde, äußere ich mich auch noch einmal ;)

Grundsätzlich ist das wohl Geschmackssache. Ich persönlich finde, das habe ich unten schon beschrieben, Dialoge müssen gut klingen, eine Mischung aus realistisch und dennoch literarisch. Mir geht es einfach so, wenn das zu flapsig wirkt (was sich nicht unbedingt widerspricht mit realistisch), geht mir das auf die Nerven, ich lese das schlichtweg nicht gerne. Für mich liegt die Kunst eben darin, authentisch zu klingen, ohne zu sehr in Alltagssprache zu verfallen. Wenn es sich um eine Milieustudie handelt, wo die Sprachgewohnheit jedes einzelnen sehr wichtig ist, liegt der Fall wieder ein bisschen anders. Aber eine Milieustudie ist diese Geschichte für mich nicht. Und selbst da ist es eine Kunst, das Gleichgewicht zu finden. Nicht jede Antwort muss aus Wiederholungen des vorher Gesagten oder nur aus Satzbruchstücken bestehen. Da darf auch ruhig mal ein Satz ausformuliert sein und gut klingen. Dann mal wieder ein Abbruch, eine Wiederholung. Die Mischung macht's. Dialoge schreiben ist einfach echt eine harte Nummer, ich behaupte auch von mir nicht, dass ich das sehr gut beherrsche, ich arbeite ständig daran.

Bei dieser Geschichte hier haben mich bestimmte Dialogszenen einfach gelangweilt oder ich bin durcheinander gekommen, weil die einzelnen Dialogteile einfach nur untereinander stehen. Und genau das habe ich geäußert. Vielleicht ist dieses wabernde Geschwätz einfach nichts für mich, ich bin eine der Leserinnen, die dadurch eher zum Überfliegen des Textes neigt, weil ich für mich persönlich keinen Reiz in dem Gespräch entdecke.

Geschichtenwerker, du schreibst:

Daher denke ich gerade bei meiner Überarbeitung nicht nur darüber nach, welche Funktion ein Dialog haben soll, sondern viel stärker, was meinen Leser jetzt bei der Stange halten könnte, in welche Stimmung ich ihn versetzen will oder in welcher er gerade ist, was er erwartet und was vielleicht nicht.
Wenn du deine Leser mit deinem Dialog bei der Stange halten möchtest, ist doch genau das eine Funktion deines Dialogs, oder?

Wie gesagt, ich meine das alles ja nicht böse, aber ich glaube, hier sind wir einfach nicht hundertpro der gleichen Meinung, bzw. lesen Texte unterschiedlich.

Dennoch, Isegrims, muss ich jedes Mal schmunzeln, wenn ich an einem Waschsalon vorbeilaufe :D

Liebe Grüße an euch
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

gutes Timing, wurde sowieso gerade gestört, daher ganz schnell:

Den Leser bei der Stange zu halten ist das Ziel bzw. die erhoffte Wirkung, aber nicht die intrinsische Funktion des Dialogs. Der Dialog kann Information, Gefühl, Stimmung oder dergleichen zum Leser transportieren mit dem Ziel, den Leser bei der Stange zu halten bzw. eine bestimmte Wirkung beim Leser zu erzielen. Zum Beispiel hat ein Skalpell die Funktion zu schneiden. Ob jemand damit getötet wird oder jemandem das Leben gerettet wird, hängt von der konkreten Wirkung des Schnitts auf die Person ab.

Das Spannende ist, dass man die Wirkung beim konkreten Leser im Vorhinein nicht kennt und sie sich von Leser zu Leser unterscheidet. Die Wirkung des Dialogs, der nach Isegrims eine "wabernde Funktion" hat, ist auf Dich RinaWu offensichtlich nicht diejenige, die sich Isegrims vorgestellt hat.

Mit anderen Worten, Du liebe RinaWu bist, was das Gewaber angeht, daher in meiner Überlegung nicht der Leser, der davon angesprochen wird.

Damit kämpfe ich übrigens auch bei jedem Kommentar, den ich hier lese. Kommentiert derjenige als Autor oder als Leser?

Ich ertappe mich selbst dabei, dass ich ganz oft aus Lesersicht kommentiere. Was nicht schlecht sein muss. Schwierig wird es nur, glaube ich, wenn sich die Leser- und die Autorensicht vermischen, weil dann z. B. ein Grünling wie ich nicht mehr weiß, ob ein Kritikpunkt kommt, weil der Autor sich in der Funktion als Leser nicht angesprochen gefühlt hat oder weil der Autor in der Funktion als Autor erkannt hat, dass etwas handwerklich begründbar schlecht umgesetzt ist.

Klarer wird es leider auf die Schnelle nicht.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hej Isegrims,

deine temporeiche Challenge-Story verwundert mich im Grunde die ganze Zeit. Dieser endlos wirkende Schlagabtausch deiner Protagonisten, die Lokation, Gott, Teufel, dies das. Ich bin erschlagen.

Und am Anfang steht die Frage: wieso? Wieso treffen sich viele unterschiedliche Menschen (den Namen nach auch unterschiedlichen Alters) zum aufwendigen Frühstück im Waschsalon, wieso sind Gott und Teufel schon da? Wieso personifiziert ? Wieso bräuchte es so viele Protagonisten? Wieso Croissant und Vollkornbrötchen? Wieso die ausführliche Kleidungsbeschreibung? Für mich ist das alles viel zu viel.

Diese bizarre Inszenierung erscheint mir wie ein ambitioniertes Theaterstück und ich lerne: Mach keinen Deal mit dem Teufel, der steckt mit einer Göttin unter einer Decke. :Pfeif:

Vielleicht benötige ich eine andere emotionale Voraussetzung, um dir folgen zu können - ich versuche es nach Weihnachten noch einmal. :shy:

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Lieber Isegrims

Ich hab das Ding gern gelesen, auch wenn ich den einen oder anderen Vorbehalt habe.

„Aha, und was haben Sie damit zu tun?“, fragte Ayse.
„Ich bin Gott, deswegen.“

Die Tür eines Trockners sprang auf. Eine Gestalt in einem dunkelgrünen Anzug und klobigen, roten Schuhen kroch aus dem Gerät, richtete sich mühsam auf und streckte sich. Ein Auge des Mannes glich dem Azur des Meeres und das andere einem verregneten Novembertag.

Klasse Auftritte hast du den beiden gegönnt. Ich nehm das mal als Beispiel für die Stärke des Textes. Ich finde, du hast ein Flair fürs Abgedrehte und echt gute Ideen (kannst aber auch "normale" Geschichten erzählen, das ist schon eine beachtliche Bandbreite), die du hier mit diesen Auftritten auch wunderbar dezent-trocken umsetzt - ich bin Gott, deswegen, das funktioniert sehr gut, ich musste wirklich lachen.

Die Dialoge zu Beginn fand ich ebenfalls witzig, ich finde die auch gut gemacht, also das hatte Saft drin und bis zum Auftritt von Gott und Teufel hatte ich echt Spass an der Geschichte.

Dann hatte ich allerdings etwas den Eindruck, dass das Pulver verschossen war. Jetzt stehen die alle rum, du hast es jetzt mit viel Personal zu tun, kümmerst dich auch um alle, was aber ein Stück weit dazu führt, dass ich das plötzlich als Theaterstück gelesen habe, mit eingestreuten Regieanweisungen:

Der Bote mit der Bankkarte und dem Bargeld traf ein. Guido herzte das bunte Kärtchen vor Freude. Uwe nahm die Scheine entgegen. Die Freunde verabschiedeten und umarmten sich. Ayse küsste Uwe und Guido auf die Stirn und hinterließ den Abdruck ihres Lippenstiftes. James lächelte so verklärt, als erlebte er eine Erscheinung, als wäre sein Leben nunmehr Teil eines größeren Sinns.

Fand ich an sich nicht schlimm. Aber ja, der Zug ging irgendwie aus der Geschichte, auch weil diese ganze Verhandlungsgeschichte, das Ringen um die Seele nicht mehr überrascht.

Ein paar Ideen, an welchen Stellen du entschlacken könntest (Alles Fettmarkierte):

Auf der anderen Seite befanden sich bodentiefe Fenster mit Sitzgelegenheiten, eine Bank und ein paar glänzend dunkelblaue Plastikstühle aus dem Baumarkt.

„Guido wird gleich da sein. Der ist immer zu spät, weißt du doch. Nimm dir ein Croissant.“

„Scheiß drauf. Ich muss da raus. Ist eh zu teuer. Wenn du was weißt, wär echt toll. Eh, die Croissants sind super knusprig.“

Blöde Frage, Guido. Warst du jemals pünktlich?“, fragte James.
„Mm. Termine. Stress. Bin ein vielbeschäftigter Mann.
„Egal, bist ja gekommen. Hast du was vom Metzger mitgebracht?“, fragte Ayse.
„Klar. Für Freunde mache ich alles. Wisst ihr doch. Lass mal schnell die Wäsche verstauen. He, hat einer von euch Kleingeld für den Automaten?“

„Nö, alles bestens. Bisschen Ärger.“
„Wieso das?“
„Hab Stress mit paar Typen.“
„Oh, mit wem?“
„Leute, die mich nicht mögen. Uwe, Erich und so.“
„Aha und warum?“
„Blöde Frage, ich schulde ihnen Geld.“
„Wie viel?“
„Zweitausend.“
„Das ist nicht viel. Würd’s dir ja gern geben, geht gerade nicht, alles investiert“, sagte James.
„Geht schon, krieg ich hin. Uwe kennt mich doch.“
„Uwe, sagst du?“, fragte Ayse.
„Ja, der.“
„Meinst du den Uwe mit der Glatze und dem Tattoo am Hals?“
„Ja, scheiße, genau den meine ich.“
„Mm, geiler Kerl. Der macht dich platt, wenn du ihm das Geld nicht gibst, fürchte ich.“
„Tröstlich.“
„Könnte mit ihm reden.“
„Aha: Kennst du ihn?“
„Nicht richtig. Ich war letzte Woche mit seinem Buddy essen.“
„So. Wie heißt der?“
„Erich.“
„Und?“
„Nix ‚und‘. Essen und nen Drink bei ihm danach.“
„Ah.“
„Was ist jetzt mit Uwe?“, fragte James.
„Hat mir eine Frist gesetzt, mit Kreide was auf die Mauer vor meinem Haus gekritzelt.“

Nix fett markiert. Der hat Zug. Echt gut.

„Ha, so seid ihr, das ist die Menschheit. Geld! Was denkt ihr, wie oft ich das höre. Allesamt Jammergestalten. Lieber Gott, ich ändere mein Leben, ich mache alles, um dir zu dienen, aber hilf mir, gib mir Geld, gib mir Macht, mach mich reich, mach mich gesund. Wünsche, Träume. Ich will. Was anderes fällt euch nicht ein.“

Hehe, langsam. Hast du nie was von Dienstleistungsgesellschaft gehört? Service ist alles! Und du, was bietest du? Verschissenes Blabla. Da bringt ja der Dalai Lama mehr, der stellt sich in ein Fußballstadion und macht ne anständige Show. Schau dich dagegen an. Alt, zerzaust und genervt“, sagte Guido.

Ich würde den trocken-knackigen Stil beibehalten. Ab hier wurde es mir zu ein klein wenig zu schwafelig.

„Ah ja, und Liebe, danach fragt ihr auch. Mach, dass er, dass sie mich liebt, mach, dass ich glücklich bin und ohne Sorgen. Wisst ihr, was Liebe ist, wisst ihr das, wisst ihr irgendetwas? Ihr schreit nach mir, wenn es euch dreckig geht. Ich hab derart die Schnauze von euch voll, ich kann es kaum ertragen.

Während all dem knabberten die drei Freunde an ihren Brötchen und beobachteten das Geschehen wie Zuschauer in einem Theaterstück.

Trägt nichts bei und ist auch nicht besonders originell dieser Vergleich (im Unterschied zu einigen anderen, die du im Text platziert hast).

Ja, und dann, wie gesagt, würde ich schauen, ob du im letzten Drittel noch verschlanken kannst, das war mir etwas zu zäh.

Sprachlich hast du offenbar schon gut geputzt, mir sind keine störenden Adjektive aufgefallen, ich habe nur eine kleine Holprigkeit gefunden:

Nach einer orangeroten Dämmerung, trafen sich drei Freunde an einem Montagmorgen zu ihrem gemeinsamen Frühstück im Waschsalon.

Kein Komma nach Dämmerung, oder? Und dieses "nach x trafen sie sich an einem Montagmorgen klingt schräg, weil x zum Montagmorgen dazugehört.

"schaumatisiert" find ich super.

Gern gelesen!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Isegrims,

deine Geschichte liegt jetzt auch schon eine Weile und wartet auf den Kommentar. Ich hab hier so einen Stapel und einfach keine Zeit. Nu aber!

Ich fand die Waschsalon/Edelfrühstückssache ziemlich cool, ich fand die - Teufel klaut den Mond Idee genial, ich fand Gott in allerlei Gestalt (nicht unbekannt) sehr hübsch, ich mochte viel an dem Text und hatte beim Lesen auch echt viel Spaß. Und ich fand, zum Ende hin ging der Geschichte bisschen die Luft aus. Aber der Reihe nach ...

Trotz wolkenloser Nacht war am Firmament nichts vom Vollmond zu sehen. Er war weg, verschwunden, unsichtbar, nie da gewesen. Genau wusste das keiner. Die Sterne schimmerten blass, das war alles. Die Medien berichteten nichts darüber, warteten ab und bereiteten für alle Fälle eine weltweite Kampagne vor, die glaubhaft machen sollte, dass es nie einen Mond gegeben habe.

Du hast da einen Satz rausgenommen, der bei mir auch nur Fragezeichen verursacht hat. Sehr gut. Jetzt ist viel klarer und besser.

... der in einer bunten Masse im luftleeren Raum flog wie in einer schaumatisierten Weltraumstation.

hübsch!

Wer genau hinschaute, konnte auch den Astronauten erkennen, der seinen Daumen hob und grinsend erklärte, wie schön die Erde aussähe vom All aus betrachtet.

Das es schräg wird, darauf stimmt der Anfang ja ein, aber hier wieder so Hä?? Brauchts das?

„Scheiß drauf. Ich muss da raus. Ist eh zu teuer. Wenn du was weißt, wär echt toll. Eh, die Croissants sind super knusprig.“

Knusprige Croissants? Die knacken doch nicht, die sind soft! Für mich sind die Coissants super, super knusprig da sind die bei mir schon paar Wochen alt.

James tauchte sein Croissant in den Kaffee und saugte genussvoll daran.

na ja, auch nicht so meins, aber ist auch kein Killer

Die alte Frau horchte auf, schnüffelte, als wollte sie Witterung aufnehmen, und stand auf. Ein Feuerhauch ging von ihr aus, Ihre Augen bohrten Löcher in die Luft. Mit einem Panthersprung jagte sie zu den drei Freunden.

klein, oder?

„Vergesst das mit dem Beten! Ich habe keine Zeit für euren Scheiß!“
„Aha, und was haben Sie damit zu tun?“, fragte Ayse.
„Ich bin Gott, deswegen.“

lol - sehr, sehr cool!

„Da kann man ruhig beten. Mit denen ist nicht zu spaßen. Für was ist Gott sonst da“, sagte Ayse.

Dito!

„Ha, so seid ihr, das ist die Menschheit. Geld! Was denkt ihr, wie oft ich das höre. Allesamt Jammergestalten. Lieber Gott, ich ändere mein Leben, ich mache alles, um dir zu dienen, aber hilf mir, gib mir Geld, gib mir Macht, mach mich reich, mach mich gesund. Wünsche, Träume. Ich will. Was anderes fällt euch nicht ein.“
„Hehe, langsam. Hast du nie was von Dienstleistungsgesellschaft gehört? Service ist alles! Und du, was bietest du? Verschissenes Blabla. Da bringt ja der Dalai Lama mehr, der stellt sich in ein Fußballstadion und macht ne anständige Show. Schau dich dagegen an. Alt, zerzaust und genervt“, sagte Guido.
Die alte Frau hörte gar nicht hin, die Haare standen ihr zu Berge, ihre Haut glänzte und tiefe Furchen zeigten sich auf dem Gesicht.
„Ah ja, und Liebe, danach fragt ihr auch. Mach, dass er, dass sie mich liebt, mach, dass ich glücklich bin und ohne Sorgen. Wisst ihr, was Liebe ist, wisst ihr das, wisst ihr irgendetwas? Ihr schreit nach mir, wenn es euch dreckig geht. Ich hab derart die Schnauze von euch voll, ich kann es kaum ertragen.“

Inhalt sehr gut, Ausführung viel zu lang und erklärend. Knackig und richtig fies hät' ichs gern.

„Mm, jetzt nicht. Muss das Ding ruhig stellen. Was denkst du, warum ich im Trockner war.“

Wie jetzt ruhig stellen? Und wieso war er deshalb im Trockner? Ich dachte der Trockner ist so 'ne Art Stargate für Teufel und Gott.

„Aber stimmt doch, ohne mich bist du nichts, alte Frau!“

Stimmt!

„Ich bin keine alte Frau“, flüsterte Gott dem Teufel ins Ohr.

Brauchts nicht, "sieht" Leser ja selbst

... wurde aber an der Tür von zwei glatzköpfigen Männern aufgehalten. Uwe und Erich stürmten herein, packten den widerwilligen Guido am Kragen und zogen ihn hinter sich her zurück in den Salon.

Ich weiß gar nicht, warum die jetzt wirklich kommen müssen. Ich mag die nicht in der Geschichte. Die Bedrohung ist ja da, seine Not auch, ich finde die doof hier, lieber seine Panik und das ständige umdrehen und so - gefühlte Angst ist schon auch echt fies und Du hättest weniger Personal von denen Du ja auch schon reichlich hast. Das bläht den Text auch so unnütz auf. Ich finde, die Idee trägt über eine so lange Strecke nicht.

... Sag mal, Guido. Was, wenn ich dir etwas Geld vorschieße?“, richtete sich der Teufel an Guido.

Der Teufel kann ihm ja auch so sein Angebot machen. Er macht das ja nicht ganz uneigennützig. Und für eine Million, macht so mancher komische Dinge. Z.B. den Mond zurückbringen. Find ich einen tollen Tausch.

„Du wirst erst mal Lehrling bei Uwe, wird am besten sein.

Das fand ich wirklich ganz uninspiriert, oder einfach langweilig. So tolle Ideen und dann so was banales.

Bote kommt, Geldübergabe, Mondübergabe, Guido in die Waschmaschine und ins All, Teufel und Gott gehen Händchenhaltend hinaus - all das hübsch knackig verpackt - das wäre es gewesen und ich wäre ein riesen Fan. So aber ist bisschen zäh auch für meinen Geschmack.

Trotzdem viel Freude an den Ideen und Wortwechseln gehabt!
Beste Grüße, Fliege

 

Hey Isegrims,

ich weiß gar nicht, was ich jetzt groß zu deiner Geschichte sagen soll. Sie ist skurill und witzig, aber auch so abstrus. Mondraub, Früchstück im Waschsalon (also wirklich), Gott als Frau (schrumpelig und jung) und der Teufel als eine Art Kobold. Da hast du dir ja echt was einfallen lassen. Ich wollt erst was zur Story schreiben, habe aber schnell eingesehen, dass man sie einfach hinnehmen muss, wie sie ist. Nicht viel darüber nachdenken, einfach lesen. Und ich muss sagen, das hat Spaß gemacht.

Sprachlich souverän, ulkige Charaktere, die allesamt nicht unsympathisch sind, und eine unterschwellige Gesellschaftskritik. Geld regiert die Welt, alles andere? Scheiß drauf. Sogar in den Weltraum will keine Sau mehr, weil es zu teuer ist. Man braucht das Geld für Kriege und ökonomische Schwanzvergleiche, der Mond rückt gefühlt immer ferner. Das wolltest du doch sagen, oder? :D ;)

Tja, also eigentlich habe ich nicht viel zu meckern und nicht sonderlich was beizutragen zu deinem verrückten Beitrag zum TdM hier. Der Seltsam-Tag ist hier sowas von angebracht, und wenn man sich auf den abgefahrenen Ritt vom Waschsalon zum Mond einlässt, wird man mit einer unterhaltsamen Geschichte belohnt.

Paar Kleinigkeiten:

„Ich sag nur: Internet Start-ups.“

Müsste man das nicht komplett zusammenschreiben?

„Aha: Kennst du ihn?“

Warum der Doppelpunkt?

„Ja. He, echt, und das wegen 2000 €.“

Warum schreibst du es vorher aus und hier nicht? ;)

Ein Feuerhauch ging von ihr aus, Ihre Augen bohrten Löcher in die Luft.

ihre, oder ist das eine Anspielung auf die Tatsache, dass alle Personalpronomen des HERRN groß geschrieben werden? :D

James lachte und sabberte, Guido hörte auf zu kauen und hielt das halbe, dick mit Schinken belegte Vollkornbrötchen, Kein Komma vor die Brust, als wollte er sich schützen.

Ayse und Erich hielten sich an den Händen, lächelten sich an und schauten von Zeit zu Zeit zum Mond, der wie ein Traumgebilde pulsierte.

Am hellichten Tag? Ich weiß, man kann den Mond sehen, aber kann man auch erkennen, dass er pulsiert?

Ja, so wirklich konstruktiv war das jetzt nicht, aber deine Geschichte ist auch sehr ... unkonventionell. Aber ich hatte Spaß beim Lesen und habe mich gut unterhalten gefühlt. Und ich glaube, ich werde diese Geschichte nicht so schnell vergessen. ;)

Liebe Grüße
gibberish

 

Hi Isegrims,

bei deiner Geschichte ist mir wieder mal richtig deutlich geworden, wie wichtig der Titel ist. Der hat mich bis heute vom Lesen abgehalten. Ich hatte dauernd Irvings Gottes Werk und Teufels Beitrag vor Augen.

Da ich grundsätzlich eine Aversion gegen Titel habe, die den Leser an andere (bekannte) Titel erinnern (sollen), war meine Bereitschaft, den Text zu lesen, recht klein.

Ich mag so Skurilles eigentlich auch gerne, aber mir war es dann fast ein wenig zuviel des Guten. Für meinen Lesegeschmack wären die Gestalten noch besser herausgekommen, wenn es noch ein paar Normalos gegeben hätte, dann wäre der Kontrast größer geworden.

Wie andere schon anbemerkt haben, wiederhole ich mich gerne nochmal, was die Dialoge betrifft:

„Fehlt noch Wurst und Käse.“
„Guido wird gleich da sein. Der ist immer zu spät, weißt du doch. Nimm dir ein Croissant.“
Das ist so ein Teil des Dialoges, der richtig sperrig daherkommt. Da werden Infos sehr offensichtlich weitergegeben.

Nach einer orangeroten Dämmerung, trafen sich drei Freunde an einem Montagmorgen zu ihrem gemeinsamen Frühstück im Waschsalon. In dem langgezogenen, schmalen Raum standen die Maschinen auf einer Seite eng beieinander. Auf der anderen Seite befanden sich bodentiefe Fenster mit Sitzgelegenheiten, eine Bank und ein paar glänzend dunkelblaue Plastikstühle aus dem Baumarkt. Es roch nach Weichspüler, Essensresten und Schweiß. Eine alte Frau mit grauen Haaren und Schokoladenhaut saß zusammengesunken vor einer Waschtrommel, träumte und starrte in die Luft. Ein junges Pärchen zog Wäsche aus einem Koffer und stopfte sie in eine der Maschinen - im Gleichklang der Bewegungen, um sich ihrer Liebe zu versichern. Die Trockner brummten und durchschüttelten ihren Inhalt, der in einer bunten Masse im luftleeren Raum flog wie in einer schaumatisierten Weltraumstation. Wer genau hinschaute, konnte auch den Astronauten erkennen, der seinen Daumen ]hob und grinsend erklärte, wie schön die Erde aussähe vom All aus betrachtet.

James war der erste.
Du beziehst der erste auf eine Information, die viel weiter vorne steht. Zwischendurch kam dann noch die Schokofrau und das Pärchen, also das ist sehr verwirrend.

Ich dachte nach dem Lesen: Etwas weniger an Anzahl (verrücktes) Personal wäre mir noch lieber gewesen.
Ansonsten ein liebevolles Setting, bitte noch an den Dialogen feilen, dann wird die KG für Leute, die sowas mögen, attraktiver.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Isegrims,
eine schöne skurrile Geschichte hast Du geschrieben, in der ich Motive aus dem Faust, aus Orffs Mond und der Levi's Stonewashed-Werbung entdecken kann. Wenn man sich in die Absurdität eingelesen hat, ist es ein herrlich verrücktes Spektakel.
Herzlich
rieger

 

Hallo Isegrims,

durch den geänderten Titel habe ich mich erst mal gewundert, ob mir etwa doch eine der Challenge-Geschichten bisher völlig entgangen ist, aber dann habe ich gesehen: Ach, die war das. Das Feuerwerk.

Feuerwerk gefällt vielen Leuten, und ich finde bunte Funken vor dem Hintergrund des Nachthimmels (mit oder ohne Mond) an sich ja auch sehr hübsch – aber alles in allem ist es mir dann doch oft zuviel. Zu laut, zu bunt, zu viele Schnipsel, die hinterher herumliegen.
Und bevor ich mir vollends vorkomme wie eine von den Schwestern aus svgs Geschichte, muss ich sagen, das ist natürlich bloß ein subjektives Gefühl und spricht gar nicht gegen deinen Text. Aber so ist es mir halt mit der Geschichte ergangen. Eigentlich hat die vieles zu bieten, was mir theoretisch gefallen müsste – aber am Ende habe ich mich erschöpft und leicht frustriert gefühlt.

Der Text ist schön geschrieben, und es stecken viele witzige und originelle Ideen drin. Aber die werden gefühlt halt alle irgendwie verpulvert, da wird eine nach der anderen abgefeuert und verglüht, und es bleibt sehr wenig an Substanz zurück.

Vielleicht bin ich gerade einfach nicht in der richtigen Stimmung für so eine Geschichte. Die Vorweihnachtszeit sorgt halt schon für eine gewisse Reizüberflutung mit all den Lichtern und Gerüchen und Sachen, die man dringend noch dieses Jahr erledigen muss. Vielleicht würde ich die Geschichte viel mehr zu schätzen wissen, wenn ich gerade entspannter und ausgeruhter wäre.

Aber sicher bin ich mir da nicht. Denn gerade bei solchen absurden und ein bisschen, ich sage mal „hyperaktiven“ Geschichten finde ich es wichtig, dass trotzdem noch eine Art zugrundeliegende Logik vorhanden ist, damit das Ganze nicht völlig die Bodenhaftung verliert. Dass die Antwort auf „Warum-Fragen“ zur Handlung der Geschichte (wie zum Beispiel „Warum stiehlt der Teufel den Mond?“, „Warum geht Gott in einen Waschsalon?“, „Warum kann eine Waschmaschine den Mond wieder an seinen Platz befördern?“ etc.) nicht einfach bloß „Warum nicht?“ lautet.

Ich weiß nicht, ob dir das in irgendeiner Weise weiterhilft – ich stelle es mir zumindest sehr schwierig vor, wenn man einmal so ein Feuerwerk geschrieben hat, dann zu entscheiden: Hmm, an welcher Stelle wäre es denn besser, eine Rakete weniger abzufeuern? Zu der Frage kann ich dir auch nicht wirklich eine Rückmeldung geben. Jede/r der vielen Ideen und Gags für sich genommen ist hübsch und passt zur Geschichte – nur insgesamt ist es halt nach meinem Empfinden zuviel. Und die Frage ist natürlich auch, ob du daran überhaupt etwas ändern willst. Ich bin sicher, das Schreiben hat viel Spaß gemacht und viele werden den auch beim Lesen haben.

Grüße von Perdita

 

Oh je, jetzt bin ich ziemlich in Verzug mit dem Beantworten und Würdigen der Kommentare und den womöglich notwendigen Änderungen. Schließlich will ich im Wechsel auch die anderen Challenge-Geschichten lesen und besprechen. Also: bitte verzeiht mir, ich mache das alles nach und nach.

Hallo Bjoern Klaras

die Überschrift ist gelungen, denn sie macht mich neugierig. Sie wirkt auch zwiegespalten, Gott und Teufel auf der einen, der Guido (welcher Guido?) auf der anderen Seite.
mm, die Überschrift habe ich geändert. Das Argument von bernadette war schlüssig und ich war nie ganz glücklich damit. Titel können fehlleiten und oft überlege ich lange, was der beste Titel ist. Freut mich natürlich, dass dir der ursprüngliche Titel gefallen hat.

Ich sehe ein wenig Milieustudie, ein wenig Surreales und auch Spaß (warum nicht doch Humor als Stichwort?). Am Ende des Tages ist es dann sogar Philosophie. Gefällt mir!
wenn ein vierter Tag erlaubt wäre, hätte ich Humor dazu genommen. :D

vielen Dank für deine Zeit :Pfeif:
Isegrims

Lieber Friedrichard

Ironie? Also, das war nicht meine Absicht aber sag mal, wer oder was ist Knacki Deuser und midnight wash? Hip-Hop?
night wash eine Comedy-Veranstaltung zu Kölle in einem Waschsalon, wo talentierter Blödsinn verzapft wird. Knacki Deuser war mit einer der Begründer dieses Waschsalons, tritt aber auch schon mal in Straßenbahnen auf ... Schräger Junge!
klingt super interessant, werde ich mir auf youtube anschauen. Überhaupt habe ich das Gefühl, dass ich für diese Geschichte alles mögliche unbewusst verarbeitet habe, was ich irgendwie aufgesaugt habe.

Gott war, bevor er den Bart durchs Patriarchat angeklebt bekam, geschlechtslos, wäre also in westgermanistischer Zunge ein "das Gott", vielleicht eine Ableitung des "Guten" (thinking about Begoods!)
man sagt ja auch, das Christentum, der Islam und das Judentum seien patriarchalischen Religionen, obwohl das bloße Exegese ist. (ist das Wort richtig verwendet?)

viele Grüße und einen schönen Adventssonntag
Isegrims

wird fortgesetzt, lieben Dank für eure Kommentare

 

Perdita schrieb:
Der Text ist schön geschrieben, und es stecken viele witzige und originelle Ideen drin. Aber die werden gefühlt halt alle irgendwie verpulvert, da wird eine nach der anderen abgefeuert und verglüht, und es bleibt sehr wenig an Substanz zurück.

Mir ging es ja auch ein wenig so, ich habe das in meinem Kommentar zwar auf das Personal beschränkt, aber im Grunde war es mir auch von allem etwas zuviel, das hast du nur viel besser herausgeschält, Perdita. Danke dafür.

 
Zuletzt bearbeitet:

Vergesst das mit dem Beten! Ich habe keine Zeit für euren Scheiß!“
„Aha, und was haben Sie damit zu tun?“, fragte Ayse.
„Ich bin Gott, deswegen.“

Ich nochma‘,

Isa,

wegen des Titels, der mir an sich besser gefällt als der ursprüngliche.

Warum „an sich“?

1) Sofern jenes unbekannte höhere Wesen, ob weibl. oder männl., Rock wie Hose, Jacke wie Bluse, das unbekannte höhere Wesen also, dass jeder kennt, weiblich wäre, müsste dann nicht derhalben statt „des“ ein „deren“, statt „deswegen“ also „dere(n)twegen“ stehen?

Fragen kann man Herr(n)gott so wenig wie Fraugott, von dem/der bestenfalls ein müdes „meinetwegen“ käme. Wie sähes es denn da aus, wenn das Adverb tatsächlich, wie sein Name behauptet, beim Verb stünde: „Meinetwegen bin ich Gott!“, warum auch sonst anderes als ihret- oder seineswegen?

2) Üblicherweise führen Überschriften im deutschsprachigen Raum keinen Punkt am Ende. Hier sind es gleich zwo.Um den Tadel zu entschärfen, schlage ich ein Ausrufezeichen vor, weil dem Autor/Leser die Erleuchtung im Wort des Jahres gekommen ist und die Lüge (das engl. Mutterwort ist da genauer als das Merkelsche Wort vom Postfaktischen, ein Zweiteiler quasi: “post truth“ (was mehr als das Faktische bezeichnet).

Mein Vorschlag also

Ich bin Gott, meinetwegen -
eine postfaktische Illusion!​

da wäre dann gleich alle Religionskritik in sieben Worten zusammengefasst und müsste, um selbst unter den Acht-Wort-Geschichten noch ein überflüssiges Füllsel mitführen ...

Zwo letzte Flusen

„Aha[,] und warum?“

Guido nahm das I[-P]hone, hörte zu, nickte und strahlte über beide Ohren.

Gern gelesen vom

Friedel,

der noch eine Frage von Dir beantworten muss

... man sagt ja auch, das Christentum, der Islam und das Judentum seien patriarchalischen Religionen, obwohl das bloße Exegese ist. (ist das Wort richtig verwendet?)
Wenn man die ursprüngliche Bedeutung meint, klar doch.

 

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