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Ich liebe dich, ich töte dich

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02.01.2005
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Ich liebe dich, ich töte dich

Tödliche Wahrheit

Tödliche Wahrheit

Tränen rannen hastig sein Gesicht hinunter, während das Leben aus dem Körper, auf dem er noch immer saß, scheinbar sichtbar verschwand. Er war sich nicht sicher, aber in einem kurzen Augenblick seines Schockzustandes hätte er schwören können, dass er etwas gesehen hat, kurz nachdem er sie erwürgt hat. Der Plattenspieler, der auf dem kleinen Regal neben dem Bett seinen Platz fand, hat sich ironischerweise bei einer Platte von Johnny Cash verheddert und ließ den Sänger die Zeilen `what have i become, my sweetest friend` in regelmäßigen Abständen wieder und wieder singen. Seine kräftigen Hände klammerten sich noch immer um ihren Hals, wie sich eine Schlange um ihre Beute klammern würde und er merkte nicht einmal mehr, dass seine schwarz lackierten Fingernägel schon seit geraumer Zeit rötliche Spuren an ihrem Nacken hinterließen. Wenn er sich seine Schwester so anschaute, wenn er sah, wie hilflos und leblos ihre Augen seine eigenen anstarrten, empfand er ein gewisses Maß an Mitleid mit ihr. Du hättest es mir nicht sagen dürfen, mein Schatz. Warum musstest du deinen Mund bloß aufmachen? Ihre zarten Arme, die er immer so an ihr mochte, lagen bewegungslos neben ihrem stummen Körper, der sich in entsetzlicher Weise seiner letzten Gase entledigte. Genauso plötzlich, wie er das Leben seiner Schwester mit seinen Händen vor einer schier endlosen Zeit beendete, ließ er von ihr ab und wich, auf dem Boden krabbelnd, von ihr zurück. Der Grund dieser Tat war der Blick unter sein Bett. Das Jesuskreuz, das ihm seine Mutter zu seinem 15. Geburtstag geschenkt hat, lag von der Schreibtischlampe erleuchtet neben einem Stapel Horrorcomics in einer grünliche Masse, die wie Erbrochenes aussah. Es erinnerte ihn plötzlich daran, wie enttäuscht seine Mutter wohl von ihm wäre, wenn sie erführe, was er gerade getan hatte.

Die dunkle und makaberen Atmosphäre, die ein Teil des Zimmers zu sein schien, wurde durch das laute Motorengeräusch, dass nun vor der Haustür zu hören war, so angsteinflößend, dass er sich schon reflexartig mit seinen Gedanken an die Pistole seines Vaters klammerte. Während er seinen langen Körper zum Aufstehen zwang, hörte er noch die Tür des alten Dodge’ s zufallen und er realisierte erst jetzt, wie sehr er dass Geräusch eigentlich hasste. Es war ein Geräusch, das er schon als kleines Kind mit seiner Mutter assoziierte und eigentlich hasste er sie ebenfalls. Die Wunden an seinem Körper, welche sich mehr und mehr in wulstige Narben verwandelten, erinnerten ihn immer wieder an die Bestrafungen seiner Mutter und in diesem Moment schienen alle Wunden erneut aufzureißen. Die alte Tür schrie laut auf, als er sie mit aller Kraft öffnete. Er rannte in das Büro seines Vaters um den Schlüssel für die Vitrine zu suchen, der für ihn die einzige Möglichkeit darstellte, aus der sinnlosen Situation, in der er sich befand, zu entfliehen. Während er die teuren Regale seines Vaters durchsuchte, hörte er, wie sich langsam die Haustür öffnete. Mutter war einkaufen. Sie machte die Tür immer so langsam auf, wenn sie viele Taschen trug. Das gab ihm ein wenig Zeit. Er verwandelte das Arbeitszimmer in ein Chaos, auf welches seine Mutter wieder mit einer gehörigen Strafe reagieren würde, aber die Schlüssel fand er trotz seines Engagements nicht. Es musste anders gehen, er musste die Vitrine gewaltsam öffnen.

„Junge?“ Die Stimme seiner Mutter hallte durch das ganze Haus und bündelte sich scheinbar in seinem Ohr, denn er hörte die Stimme so laut, wie er vorhin die röchelnden Schreiversuche seiner Schwester vernahm. Die Vitrine lachte ihn förmlich an, als er sich mit seiner schweißdurchtränkten Hand durch seine langen, dichten Haare fuhr. Sie glänzte, indem sie die Strahlen der Sonne, die durch das große Fenster ihren Weg in das Zimmer fand, reflektierte. „Ich habe für euch beide eingekauft“, schrie seine Mutter zu ihm hinauf. Obwohl ihre Worte wie durch einen unsichtbaren Verstärker an seinem Ohr an Lautstärke gewannen, realisierte er den Kommentar kaum, denn die Vitrine verdiente momentan eindeutig seine ganze Aufmerksamkeit. Was, wenn ich es nicht schaffe? Mutter wird bestimmt sauer auf mich werden, und dann… Als er endlich nahe genug an sie herangekommen war, erhob er seine starke linke Hand und ballte seine Hand zu einer Faust. Er schloss seine Augen und versuchte die Schritte seiner Mutter, die auf der Treppe zu hören waren, zu ignorieren. Du wirst es schaffen, du musst! Er steckte all seinen Kummer und seine Angst in diesen schmerzvollen Schlag, der die goldumrahmte Vitrine zerstörte. Der Schrei, der die Konsequenz seines Schlages war, deckte sich mit dem Schrei seiner Mutter, die anscheinend einen Blick in sein Zimmer geworfen hatte. Seine zitternden Finger bluteten, als er den Riegel innerhalb der Vitrine hastig zur Seite schob und die beiden kleinen Türchen aufmachte. In den letzten Sekunden seines kranken Lebens stellte er fest, dass sich der Plattenspieler wieder gefangen hatte. Johnny Cash sang sein Lied endlich weiter und zu den Versen `everyone I know goes away` entsicherte er die Pistole. Die Silhouette seiner Mutter, welche vergeblich versuchte einen Schrei aus ihrer Kehle zu pressen, war das Letzte, was seine weinenden Augen in diesem Leben betrachteten. Mit ruhiger Stimme sprach er seinen letzten Satz. „Sie war schwanger Mom, sie war schwanger von mir!“ Bevor er seine Lieder schloss und sich den Lauf der Pistole in seinen Mund schob, dachte er noch an seine Schwester und ob er sie je wieder sehen würde. Er drückte ab.

 

N'Abend syscolin!

Heilige Scheiße! Da kriegt man es ja mit der Angst zu tun!
Die is hier jenau richtig. Sowat mag ick! Da schüttelt es einen. Konstruktive Kritik zur Rechtschreibung und Grammatik wirste von mir nicht bekommen, da ich es selber nicht besser weiß, aber dafür bekommste Lob zum Grusel- und Verwirrungsfaktor deiner Geschichte. Toll!

Weiter so!

 
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Hallo Syscolin,

herzlich willkommen an Bord.

Diese Geschichte hat mir leider überhaupt nicht gefallen. Wenn ich den Inhalt richtig verstanden habe, fängt es schon beim ersten Satz an:

Tränen rannen hastig sein Gesicht hinunter, während der Verwesungsgeruch langsam schärfer wurde.

(Die Schwester scheint tot zu sein, frühestens nachdem die Mutter einkaufen gegangen ist. Trotzdem riecht sie bei deren Wiederkommen schon verwest? Das braucht ein paar Tage, denke ich.)
EDIT: Aber wahrscheinlich kam die Mutter von einer längeren Reise zurück und hatte für ihre beiden Kinder eingekauft. Sollte dem so sein, entfällt der Kritikpunkt natürlich. Bin ich gerade erst drauf gekommen, sorry.

In Kombination mit der dunklen und makaberen Atmosphäre, die ein Teil des Zimmers zu sein schien,

Was für ein grauenhaft schlechter Satz! Show, don't tell! Wenn du dem Leser eine makabere Atmosphäre rüberbringen willst, solltest du nicht einfach schreiben "Es herrschte eine makabere Atmosphäre", sondern sie zu umschreiben versuchen. Z.B. "Das Zimmer schien im Rhythmus seines Herzschlags zu pulsieren, das Dröhnen des Autos seiner heimkehrenden Mutter fräßte sich in seinen Schädel wie ein Preßlufthammer."

Die alte Tür quietsche schrecklich, als er sie mit aller Kraft öffnete.

Es gibt ein paar Adjektive, die in Horrorgeschichten nichts verloren haben. Dazu gehören z.B. "gespentisch", "grauenhaft", "unheimlich" und eben auch "schrecklich". Grund: Sie sagen im Grunde gar nichts aus, es sind einfach nur Füllwörter, die den Lesefluß stören. "schrecklich" kann vieles sein, du solltest das konkretisieren. Oder lass es einfach weg und ersetze es durch einen Vergleich, z.B. "Das Quietschen der Tür hallte durch den Flur, die Wände warfen es zurück wie zuvor (Name der Schwester)s Schreie."

Die Stimme seiner Mutter hallte durch das ganze Haus und bündelte sich scheinbar in Robbies Ohr, denn er vernahm die Stimme lauter, als die Physik es hätte zulassen dürfen.

In solchen Augenblicken denkt man normalerweise nicht über Physik nach. Diese Formulierung passt nicht zu der Stimmung, die du aufzubauen versuchst (denke ich).

Der Inhalt sagt mir auch nicht zu, es ist halt die alte "depressiver Killer mit schlimmer Kindheit oder so" - Geschichte in unorigineller Verpackung.

Tja, leider ein Verriß, du merkst es schon. Denke am besten noch mal über die Formulierungen nach. Versuche z.B., dem Leser etwas von der Psyche des Jungen zu vermitteln, das über "er hatte eine schlimme Kindheit" hinausgeht (was die Angst vor der Mutter ja vermuten lässt). Beschreibe z.B. etwas konkretes in seiner Kindheit, das ihn schwer mitgenommen hat. Warum wurde eigentlich die Schwester das Opfer? Als Leser erfährt man nichts darüber.

Auch wenn's vielleicht hart klingt, nicht aufgeben, einfach weiterschreiben. :)

Gruß

MisterSeaman :cool:

 

Hab die Geschichte übrigens aufgrund von wirklich guten Vorschlägen grad geändert. Ich hoffe sie gefällt euch

 

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