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Ich wäre gerne stärker

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18.01.2006
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Ich wäre gerne stärker

Heute kommt Stefan vorbei. Wir wollen noch ein bißchen was trinken und dann los Richtung City. Er kommt bekifft, sieht abwesend aus und lächelt, wie ein erfahrener Kiffer eben lächelt. Das kann ja heiter werden...

Im Taxi verbreiten wir unsere Rum-Fahnen und mäkeln am Radiosender herum. Der Fahrer versteht uns eh nicht. Wo wir hin wollen, ist uns nicht so ganz klar. Es gibt in der Innenstadt zu viele Läden. Die meisten sind Mist, die Oasen der Synapsenmassage wollen nach und nach entdeckt werden. In einen solchen Schuppen lassen wir uns bringen. "Ray`s Box" ist für die nächsten Stunden unsere Heimat. Jemand aus England legt auf und es ist voll. Reicht schon, wenn auf den Flyern was von DJ AUS LONDON steht und die Leute strömen hin. Aber der Mann ist wirklich gut! Wir drängen zum Tresen, man möchte schließlich gelockert durchstarten. Heiner bedient heute und die ersten Drinks kosten nichts. Dafür schwallert er uns mit seinen Homo-Geschichten zu. Ich hatte mir hundertfach vorgenommen, ihn zu fragen, wann er mal vorhabe, sein durchsichtiges Perlonhemdchen zu entsorgen. Man ist aber nicht unhöflich...

Viele Schnecken sind hier, die meisten tragen Klamotten im Used-Look und hoffen alle, dass aus ihrem verkackten Leben mal was wird. Volontariate in "renommierten" Werbeagenturen, einhergehend mit beschissenen Arbeitszeiten und wenig Geld, aber man ist ja in der Medienbranche...

Stefan schleppt eine Braut an, deren Lebenslauf vorgezeichnet scheint: Bis 37 gut aussehen, dann stark nachlassen, weil die Kinder an die Substanz gehen. Ihr Mann arbeitet auffällig viel und alle Welt weiß, dass er seine Bediensteten durchbürstet. Dieser Mann wird nie Stefan B. heißen, denn einen Beamten wollen solche Frauen nicht. Er stellt mir "Katrin" vor und man spult seine Höflichkeitsfloskeln herunter. Sie scheint doch was in der Birne zu haben, weiß ganz gut über Musik bescheid. Das Gespräch beginnt interessant zu werden, da pfeift Heiner rüber: "Hey, komm mal her! Ich hab geile News." Was der wohl wieder will? Soll ich ihm seine Schweißflecken trocknen? Hat er nen leprakranken Freund? Nee: "Das Weib, mit dem ihr euch da unterhaltet, is ne Transe. Weiß hier jeder und ihr Deppen merkt das nich`... könnt ihr ja mal ausprobieren. Aber ich glaube, darauf steht ihr nicht." Oh.

"Stefan, komm mal mit, ich muß dir was sagen." "Warte mal, is gerade interessant."

Ok, er wollte es nicht anders. Soll er sie ruhig mitnehmen und beim Auspacken auf ein männliches Geschlechtsorgan stossen.

Mein Kumpel Mike, der soeben eingetroffen ist, erzählt was von nem Auflegejob in einem House-Laden. 200 Flocken pro Nacht und ein bißchen Plattengeld obendrauf. Klingt gut, Kohle benötigt man immer. Ich soll ne Demo an die und die Adresse schicken. Dann kann`s schnell losgehen. Ein ruhiger Track läuft gerade und ich schwelge in Erinnerungen an damals, als es gerade losging mit der Elektro-Welle. Kleine, feine Clubs, ein erlesenes Publikum und viel gute Musik. So wie ich müssen sich die Hippies gefühlt haben, die Rocker und die Jazzer, denen irgendwann bewußt wird, das aus guter Musik schnell Mainstream wird; und spätestens beim Erscheinen der ersten Klingelton-Remixe sollte man sich einen neuen Musikgeschmack zulegen oder seine ganz alten Scheiben hören, bis man in die Kiste hüpft. Die Inflation beschränkt sich eben nicht nur auf den Geldmarkt.

Genug geträumt, in der "Bar Extar" sollte es jetzt gut abgehen. Stefan bleibt zurück, will sein Ü-Ei später mitnehmen. Mike kommt überall umsonst rein. Auch hier kennt man ihn. Die Räumlichkeit ist gerammelt voll. Ich ziehe mir einen Havanna Club auf Eis rein und beobachte die Leute. Angenehme Atmosphäre. Gemischtes Volk, von allem etwas dabei.

Mich rempelt einer an. Guckt blöd und murmelt was von ´Tothauen´. Und schon hab ich seine Faust in der Fresse. Ich gehe zu Boden und merke nicht mehr viel. Nur, dass der Macker auf mich eintritt und meine Visage warm wird. Kollege Mike greift ein und das ist nicht gut. Vorbestraft, äusserst gewalttätig und stets auf Drogen...aber für Freunde ist er da. Ich richte mich auf und will zum Tresen flüchten aber Mike bearbeitet den Irren mit einem Bushammer oder sowas und wird von einer Menschentraube bedrängt, die ihn scheinbar von einem Mord abzuhalten versucht. Mir wird schlecht, dennoch schreie ich auf Mike ein. "Hör auf du Penner! Der hat genug, Mann!" Aus mehreren Platzwunden am Kopf seines "Opfers" strömt Blut und sein Gesicht dürfte mittlerweile meine Entstellung bei weitem übertreffen. Mike haut ab. Die Bullen werden jeden Moment hier aufschlagen. Ein Mensch liegt regungslos auf dem Boden und allen Anwesenden wird klar, dass soeben jemand das Zeitliche gesegnet hat. Ich kotze spontan. Zuviel für mich. Der DJ hat scheinbar nicht bemerkt, dass eine nicht alltägliche Situation herrscht. Es läuft gerade irgendeine Scheibe, die ich auch zuhause habe...

Nach und nach leert sich der Laden; mit der Polizei haben sie`s hier nicht so. Ich bleibe da, nehme die Sache auf meine Kappe. Mike wäre gleich für Jahre in den Knast abgewandert. Die nehmen mich mit und bringen mich direkt in das örtliche Marien-Krankenhaus. Da war ich das letzte Mal zur Blinddarm-OP. Und das war mit 13. Ich soll am nächsten Tag meine Aussage machen, wenn sie mich dann aus dem Krankenhaus lassen sollten. Ok.

Eine Selbstentlassung ist nicht weiter kompliziert. Unterschrift und zack - raus ist man. Ich sehe aus wie ne Mumie, jedenfalls um die Kopfpartie. Nasenbeinbruch, Jochbeinbruch, Schädelfraktur. Schöne Sache...

Erstmal auspennen. Nächster Morgen: Die Typ auf der Wache schickt mich zu irgend so nem Psychoarzt. Dort angekommen blubbert der was von Kennenlernen und fragt mich aus. Schließlich behauptet der Penner, Mike gäbe es nicht und ich hätte ein Problem. Hat wohl nicht alle Nadeln an der Tanne...

 
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Hi Magnus

Ich muss dir leider mitteilen, dass mir dein Text absolut nicht zusagt!
Ich frage mich, was dich dazu getrieben hat so einen Schund zu posten!
Wenn ich mal deinen Nick mit der Kg verbinde, schreibst du hier nicht Gesellschaftskritisch. Dann hättest du vielleicht auch in Gesellschaft gepostet. Sondern du findest deinen Prot und seine Handlungen, wie schon in der ersten KG, gut.
Dein Prot ist für mich ein Wohlstandsopfer. Er ist diskreminierend Frauen, SChwulen usw. gegenüber.
Es fällt mir sehr schwer, nur deinen Text zu bewerten, da ich die Intentionen so etwas zu veröffentlichen abstoßend finde.
Sag mir bitte, warum du so etwas veröffentlichst. Vielleicht unterstelle ich dir auch falsche Absichten. Aber ich glaube tatsächlich, dass du dich mit dem Prot verbindest. DAs schließe ich aus der ersten KG und deinem Nick.

Du schreibst wie ein schlechter Teenyfilm.
Wenn Leute Transen für "echte" Frauen halten und so was: Das passierte in so vielen Filmen so oft und es war noch nie und wird auch nie witzig sein.

Entschuldige bitte, aber das ist für mich schlicht Müll. keine Tiefe, keine Erkenntnisse, keine originellen Formulierungen oder Umschreibungen. keine interessanten charaktere. nichts!

 

Hallo Magnus,
mir hat die Geschichte leider nicht so gut gefallen. Zwei Typen, mindestens einer davon bekifft, gehen in einen Club, trinken, tanzen, reißen vermeintliche Frauen auf, machen sich über den homosexuellen Barmann lustig. Dann kommt ein neuer Kumpel, der erste geht, der Prot wird verprügelt, sein Kumpel schlägt den Angreifer tot, der Prot nimmt das auf seine Kappe und am Ende steht die Pointe, dass der Prot eine gespaltene Persönlichkeit ist und den Mord selber begangen hat. Hm.
Die Umgangssprache des Prots bringt zwar eine gewisse Authentizität rein, das ist für mein Empfinden aber auch schon alles. Irgendwas stört mich an der Geschichte. Vermutlich, dass die Handlung ohne Pointe mich weder vom Hocker reißt noch sonst überzeugt. Im Nachhinein ist alles sehr auf das Ende ausgerichtet und das ist mir persönlich zu abgegriffen. Ich erinnere mich, hier schon mehrere Geschichten mit der gleichen Pointe gelesen zu haben. Darunter auch welche, die mir gut gefallen haben, weil sie mir der Problematik der gespaltenen Persönlichkeit gerecht zu werden schienen. In deiner Geschichte ist das nicht der Fall, es geht nur um ein kerniges Ende, zumindest ist das mein Eindruck.
Die Geschichte ist wohl einfach nicht mein Fall, sorry. Mal sehen, was andere sagen. Es ist allerdings auch nützlich, andere Geschichten zu kritisieren - im Normalfall muss man dann nicht mehr um Kritiken betteln.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

...

Hallo ihr,

warum muß denn das Geschriebene ausgerechnet immer meine Meinung spiegeln?
Wer sagt, dass ich was gegen Transen, Homos und sonstwas habe? Sowas gibt es genauso, wie es Leute gibt, die das nicht mögen.

Wie ich sehe, hat das "Alter-Ego"-Ende bei euch nicht den gewünschten Effekt erzielt. Würde ich es im Text mehr herausstellen, fühlte ich mich selbst-vergewaltigt.

Auch hier scheinen die Umstandsbeschreibungen eines "Szeneabends" nicht auf allzu viel Gegenliebe zu stoßen. Das muß auch wirklich nicht jeder mögen. Jedenfalls habe ich mich bemüht, authentische Geschichten zusammen zu bringen.

Aber es freut mich, dass ihr eure ehrliche Meinung kundgetan habt.

Gruß

Magnus

 

Guten Tag Magnus,

Die Geschichte ist angenehm leicht geschrieben. Den Inhalt fand ich wie das Ende etwas "abgegriffen", aber Langeweile kam bei mir nicht auf.
Dass Jargon-Begriffe wie Schnecken, Braut abschleppen, durchbürsten usw. nicht bei jedem gut ankommen, kann ich verstehen. Aber als Charakterisierung des Erzählers passen sie gut. Man sollte hier aber nicht vom Erzähler auf den Autor schließen, was wohl ein Allgemeinplatz ist.
Also meiner Meinung nach eine gut geschriebene leichte Kost ohne große Aussage.

Gruß,
LarValIs

 
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Hi Magnus!

Die Beschreibung eines Szeneabends aus der Ich-Perspektive eines leicht versifften Partygängers? Hm, von der Idee her schon mal nicht schlecht, und auch die Sprache hast du sehr authentisch rübergebracht. Sie fügt sich perfekt in das dargestellte Milieu ein.
Das ist aber auch schon alles. Denn was du da erzählst, ist noch nicht einmal eine zusammenhängende Geschichte. Ich kann nicht erkennen, was die Transen-Szene mit der Mike-Szene zu tun haben soll, und dass der Mike eine schizophrene Abspaltung von der Persönlichkeit des Prots sein soll, wird, wenn man sich den Text noch mal durchliest, in keinster Weise plausibel gemacht und wirkt angeklebt, so als wäre es dir kurz vor dem Ende eingefallen.
Wenn es dir beim Schreiben wirklich um dieses Ende gegangen wäre, hättest du die Geschichte um Mike kreisen lassen müssen. Hättest es vorbereiten müssen durch Einstreuung dezenter Andeutungen. In diesem Text ist Mike aber nur eine Nebenfigur, und nichts am Verhalten des Prots deutet darauf hin, dass irgendetwas in seiner Realitätswahrnehmung unstimmig wäre.

Ganz davon abgesehen: Wenn er den Totschlag auf seine Kappe nimmt, sollte er Mike doch gar nicht erwähnt haben, oder? Woher kennt ihn dann der Psychiater?

Fazit: Eine interessante Idee, sprachlich brauchbar präsentiert, aber leider völlig konzeptlos umgesetzt. Es gibt nicht einmal ein zentrales Motiv oder Thema. Schade.

Ciao, Megabjörnie

P.S.: Was der Titel mit der Geschichte zu tun hat, ist mir auch schleierhaft. Auch darüber hast du dir offenbar keine Gedanken gemacht.

 

...

Moin,

der Titel war eigentlich als das Bekenntnis des Prots gedacht, dass er im Alltag nicht wahrnimmt/lebt.

Das zentrale Motiv? Szene, Oberflächlichkeit, Persönlichkeitsspaltung bei einem Party-Tier.

Ich wollte die Mike-Sache nicht zu offensichtlich gestalten. Daher gibt es viel drumherum, was die Geschichte eigtnlich interessanter machen sollte. Es passieren einige Dinge, die recht oft passieren. Sind sie deshalb nicht interessant? Warum hätte ich von Anfang an auf die schizophräne Anwandlung abzielen sollen. Ich mag es, wenn Geschichten eine 180-Wende vollziehen.

Aber dennoch: Danke fürs Lesen!

Gruß

Magnus

 

Das Problem ist nur, dass die Pointe und die Geschichte davor thematisch nichts miteinander zu tun haben. Wenn am Ende der Aha-Effekt da wäre: "Ach so, die Drogen haben eine Persönlichkeitsspaltung verursacht" oder so was Ähnliches, dann wäre es eine gute Geschichte geworden. So steckt einfach kein Gehalt drin.

 

...

Hallo Mega,

wie gesagt, die Geschichte ist aus der Sicht des "Gestörten" geschrieben. Der wird seine Problemchen in dem Fall wohl kaum erkennen und auf Drogenkonsum zurück führen.

Gibt es weitere Kommentare zu der Geschichte?

Für Kritiken bin ich immer dankbar!

Gruß

Magnus

 

Magnus,

mir gefällt deine Geschichte. Die Sprache passt exakt, der Rythmus hat was von den diversen Clubs.
Ich finde deine Erzählung auch nicht schwulen- oder transsexuellenfeindlich, sondern sie geben die Empfindugen des Prot. wider. Der schwule Barmann kommt selber aber nicht unsympathisch rüber, sondern wirkt spendabel, freundlich und gutmütig. Das gleiche gilt für den Transsexuellen: er wird als gutaussehend und interessant dargestellt.

Die Geschichte wirkt auch ohne der Pointe am Ende, da sie mehr Gefühl rüberbringen soll, als Inhalt.

Es könnte vielleicht der Anfang einer Geschichte sein, die vielleicht so gehen könnte: Mike gibt es doch und der Erzähler gerät nun in einen argen Erklärungsnotstand: war es Notwehr, Notwehrüberschreitung, kommt er in Psychiatrie, weil ihm niemand Mike abnimmt? Kommt frei bis zur Gerichtsverhandlung, hängt in Bars rum, kifft und da ihm niemand Mike abnimmt, entwickelt sich erst eine psychische Störung.. ok, das ist vielleicht jetzt doch zu weit hergeholt.

wie auch immer, deine KG kommt echt leicht und gut rüber, und braucht keinen bedeutungsschweren Inhalt, es ist wie Musik und man kann sich treiben lassen und in die Clubs der Erzählung abtauchen.

LG
Mac

 

...

Hallo MAC,

danke für deinen Beitrag!

Die Idee mit der "Fortsetzung" ist nicht schlecht. Werde mir mal am Wochenende Gedanken dazu machen. Ich hoffe, es finden sich genug Leute, die daran Interesse hätten.

Gruß

Magnus

 

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