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- 31.08.2008
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- Anmerkungen zum Text
Vor 100 Jahren wurde Felix geboren, darum stelle ich hier diese Geschichte ein. Geschichten aus dem Leben von Felix erzählen auch schon "An der Alster" und "Nicht geliefert".
Ick bün all door!
„Die französische Raumfahrt ist die erfolgreichste in Europa. Da können die Briten nie mithalten. Das wissen Sie doch, oder?“ Francois sah in die Runde. Brian blickte für einen Augenblick indigniert, dann entschied er sich, diese Albernheiten abperlen zu lassen. Felize und Silvio waren diese Dinge egal. Sie wussten um die Stärken der spanischen und italienischen Firmen und sahen dem anstehenden Treffen in den USA entspannt entgegen. Felix versuchte, die Spannung zu lösen. „Wir sollten uns gemeinsam vorbereiten, ein Konzept haben. Einen abgestimmten europäischen Beitrag liefern. Ich denke, damit fahren wir alle am besten.“ Brian entgegnete: „ Haben Sie schon erlebt, dass Europäer zusammenhalten? Eher schaffen das die Araber … aber, sagen Sie, kommen Sie denn mit zu dem Treffen mit Hartman?“
„Natürlich.“
François wunderte sich: „Wie sind Sie denn an die Einladung gekommen? Welches Unternehmen repräsentieren Sie denn? Die deutsche Raumfahrtindustrie lässt sich doch nicht etwa von einem Mittelständler vertreten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Hartman Ihnen Interesse entgegenbringt.“ François hatte den Nagel auf den Kopf getroffen, Felix war der einzige selbständige Unternehmer in diesem illustren Kreis, alle anderen waren hochstehende Manager von Konzernen. Silvio wandte ein: „Wir repräsentieren einige zigtausend Beschäftigte, einige Milliarden Umsatz, aber Felix hat wohl etwas, was wir nicht haben…“
„Und das wäre?“
„Vielleicht Ideen?!“
„Haben wir auch. Große Abteilungen, die Ideen produzieren, geordnet, geplant sozusagen. Ideen am Fließband. Es kommt darauf an, sie umsetzen zu können, auf die Power, die dahinter steht…“
„…die nötig ist, um die Abgeordneten und die Beamten auf Kurs zu bringen“, deutete Felix an, worin die Stärke der Konzernvertreter wohl bestand. „Wie wollen Sie Hartmann überzeugen, eine europäisch-amerikanische Kooperation in Gang zu bringen?“
Felix dachte daran, das Gespräch vorzubereiten. Etwas Abstimmung wäre für alle vorteilhaft. Die anderen sahen das anders, jeder hatte seinen Auftrag, für seine Firma, gemeinsames Vorgehen war ein Fremdwort. Die Runde würde gleich aufbrechen und von der internationalen Luftfahrtmesse in Le Bourget nach Washington fliegen, um sich mit dem amerikanischen Repräsentanten zu treffen, der die neue Kooperation koordinieren sollte. Es ging um viel, große Aufträge waren zu erwarten. Umso merkwürdiger, dass der Vertreter des deutschen Raumfahrtkonzerns noch nicht dabei war. Aber da kam er schon, Wolfgang kam geschniegelt daher, blickte strahlend in die Runde, „Hallo, die Herren!“, grinste, dann fiel sein Blick auf Felix: „Sie auch hier?“ Die Ansage kündigte den Flug an, „All passengers for flight 307 to Washington Gate 12, please“, die Herren erhoben sich. Am Gate standen sie in einer Schlange, als Felix sein Ticket zeigte, stutzte die Stewardess „Das Ticket ist nicht gültig, tut mir leid“, sagte sie. „Aber das ist doch mein Boarding Pass, ich habe doch vorhin eingecheckt und alles war klar!“, empörte sich Felix. „Nach meinen Daten wurde ihr Flug storniert“, entgegnete sie. „Der Platz wurde inzwischen vergeben. Die Maschine ist ausgebucht. Ich kann leider nichts für Sie tun.“ Die anderen wunderten sich, Wolfgang grinste hämisch. Ohne Abschied betraten sie die Maschine, Felix blieb zurück. Das war sie also, die Chance auf die Kooperation, auf Aufträge. Er würde nicht dabei sein. Felix ging zum Schalter der Air France. Man bestätigte ihm, dass der Flug kurzfristig storniert worden sei, von ihm selbst, so sagte es der Computer. „Geht denn noch ein Flug? Die Besprechung beginnt in acht Stunden; wenn nicht innerhalb der nächsten Stunde eine Maschine fliegt, dann ist es zu spät.“
„Glauben Sie mir, ich würde Ihnen auch alle Flüge anderer Gesellschaften vermitteln, angesichts der prekären Situation, aber da fliegt keiner, es sei denn…“
„Es sei denn, was?“
„Sie können natürlich mit der Concorde fliegen, aber die ist viermal so teuer.“
„Wie viel kostet der Flug?“
„Warten Sie, 7300 Dollar.”
“Mache ich, wann fliegt sie?”
„In einer halben Stunde. Boarding hat schon begonnen. An Gate 8. Ich mache Ihnen gleich alles fertig.“
Felix reichte seine Kreditkarte herüber, die Frau tippte, was das Zeug hielt und gab ihm strahlend Ticket und Boarding Pass. „Ich wünsche einen guten Flug!“, sagte sie verbindlich, Felix ging zügig los, Gate 8. Als letzter betrat er die Concorde. Er konnte seinen Sitzplatz wählen, die Maschine war nie ausgebucht. Wenig später hob er ab. „Geschafft!“, dachte er erleichtert. Nun würde er in drei Stunden dort sein, einen Mietwagen nehmen, in das Tagungshotel fahren, ausspannen. Schließlich hatte er nun keine Verspätung, sondern drei Stunden Vorsprung vor den anderen. Statt der sechseinhalb Stunden, die die Kollegen in der Boeing benötigten, ist die Concorde nur dreieinhalb Stunden unterwegs. Glück gehabt.
Er genoss den Flug. Der Himmel war seltsam dunkel, die Wolken lagen tief unter ihnen. 18 Kilometer Höhe erreichte die Concorde, acht Kilometer höher als normale Flugzeuge. Ein bisschen wie im Space Shuttle, dachte er.
Nach einem kurzen Schlaf waren sie schon wieder in den Wolken, Landeanflug. Angekommen. Felix verzichtete auf den Leihwagen und nahm eine Taxe. Er freute sich auf die Pause im Hotel, etwas Zeit für sich zu haben, die Unterlagen durchzugehen. Er gab dem Taxifahrer Trinkgeld, hängte den Mantel über die Schulter und betrat das Foyer des Hotels. Er wollte sich gerade an der Rezeption anmelden, da fiel sein Blick auf Hartman. Strahlend stand er dort, mitten auf dem großen Teppich. „Felix, schön dass Sie schon da sind. Ich habe gehört, Sie sind mit der Concorde gekommen, da dachte ich mir, mit Ihnen wollte ich immer schon mal unter vier Augen reden. Kommen Sie, das andere hat Zeit.“
„Woher wussten Sie, dass ich schon früher da bin?“ Felix staunte.
„Ach, Sie wissen doch, ich war früher bei der CIA – einmal CIA, immer CIA - man behält natürlich seine Connections, die Freunde haben mir von deinem Missgeschick mit der Flugbuchung berichtet, wirklich ein böser Streich von dem … egal von wem, jetzt sind Sie ja da, und wir haben Zeit. Ich habe uns einen Tisch reservieren lassen, wo wir ungestört sind. Einen Sherry?“