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Im Auge des Betrachters

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07.08.2008
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Im Auge des Betrachters

Heute jährte sich das Ereignis zum fünften Mal. Aus den Rinnsalen der Vorfreude in den vergangenen Wochen und letzten Tage war ein Strom gewaltiger Antriebskraft geworden. Gespeist aus Wünschen, Erinnerungen und neuen, ganz anderen Vorstellungen als bisher.
Er fühlte sich so belebt wie selten zuvor, sein Tatendrang ließ ihn immer wieder alles überprüfen. Natürlich lag alles an seinem Platz, wie jeden achtundzwanzigsten Februar in den letzten Jahren.
Doch diesmal war noch einiges Neues dazugekommen und gerade deshalb machte es ihm besonderes Vergnügen, alles immer wieder abzutasten, in die Hände zu nehmen, es zu streicheln und liebevoll wieder hinzulegen.
Seit einer Stunde lief er mit einem nicht enden wollenden Lächeln in diesem Zimmer herum, suchte nach möglichen notwendigen Verbesserungen und fand wie gewohnt nichts. Alles war perfekt.
Sie konnte kommen!
Und sie kam, genau in diesem Augenblick klopfte es.
Sofort verließ er das Zimmer, ging mit seinem Lächeln auf den Lippen zur Tür und bat sie herein. Sein Lächeln übertrug sich auf dieses schüchterne, fast ängstliche Wesen. Beschwingt durch die ihn überrollende Woge seiner Gefühle führte er sie an die kleine Bar, sie stießen die vorbereiteten Gläser fast zärtlich aneinander und tranken.
Er war glücklich und sein Glücksgefühl wirkte ansteckend. Denn auch sie lächelte noch, während sie langsam zu Boden glitt und das Bewusstsein verlor.
Doch die Frage in ihren Augen, die kurz darin aufblitzte, als sie schon am Boden lag, verriet schon ein wenig von der Furcht auf das, was sie erwartete.
Zärtlich hob er sie auf und trug sie in das vorbereitete Zimmer. Ganz sacht legte er sie auf den Boden, sah sich sein Werkstück kurz noch einmal an und ging sich umziehen.
Bevor er das Zimmer wieder betrat, ließ er die tiefroten Wogen der Freude durch seine Gehirnzellen tanzen, er pumpte sich voll mit Verlangen, Begierde und Trieb.
Einmal ließ er noch einen Gedanken an die vergangenen Jahrestage zu, aber auch dieser diente nur der Steigerung seiner Wolllust.
Bisher hatte er es nur gewagt, solange sie bewusstlos waren. Doch heute würde es anders sein. Es würde so sein, wie es schon immer hätte sein sollen, das hatte er endlich erkannt.
Sie würde wach sein wenn er begann und sie konnte schreien so viel sie wollte. Aus diesem Zimmer würde kein Laut dringen.
Zum ersten Mal würden die Kommentare gehört, die er während seiner Arbeit von sich gab. Er würde sein erstes wirkliches Meisterwerk schaffen. Dieses von Hügeln, Spitzen und Wölbungen arme verunstaltete Wesen sollte bald seinen Vorstellungen entsprechen.
Er betrat das Zimmer, schloss die Tür, nahm das Skalpell zärtlich in die Hand und sah das langsam aufwachende Wesen voller Liebe an. Vielleicht, so überlegte er kurz, sollte er jeden achtundzwanzigsten Monatstag zu einem Feiertag machen. Doch dann wurde er endlich Gottes Schnitzer, denn er machte sie alle gleich, perfekt, symmetrisch.

 

Hallo Android,

netter Happen für zwischendurch! Ab und zu waren mir die Formulierungen etwas überspannt, extrem fand ich:

Beschwingt durch die ihn überrollende Woge seiner Gefühle
Das ist doch zu dick aufgetragen. :)

Vielleicht, so überlegte er kurz, sollte er jeden achtundzwanzigsten Monatstag zu einem Feiertag machen. Doch dann wurde er endlich Gottes Schnitzer, denn er machte sie alle gleich, perfekt, symmetrisch.

"Doch" steht für Gegensatz, Einschränkung - passt hier nicht.
Vorschlag: "Erst dann würde er endlich Gottes Schnitzer werden, ..."

Hat mich unterhalten.
Gruß
Kasimir

 

Hi, könntest Recht haben, ist ja auch schwer, die Gefühle von jemandem auszudrücken, der man selber nicht sein möchte. Als ich es schrieb, schien "beschwingt" passend.
Dein zweiter Hinweis ist tatsächlich für mich ein sehr gravierender. Denn der Schlusssatz sollte eigentlich nur ausdrücken, dass er nun, nach allem Überlegen und Genießen, mit seinem Werk anfing. Das kommt nicht gut rüber, mea culpa und danke für die Kritik.

 

Hallo Android!

Okay, diesmal würde ich sagen, dass die Rubrik die richtige ist. (Übrigens, es wäre nett, wenn du auch die Kommentare zu deiner anderen Geschichte beantworten würdest - oder hast du kein Interesse an Kritik?)

Zu diesem Text:
Wieder hast du einen namenlosen Irgendwer. (Protagonisten brauchen Namen und spezifische Eigenschaften, damit sich der Leser mit ihnen identifizieren kann und damit man den Text nicht sofort wieder vergisst!) Der Text ist nicht so kryptisch wie der letzte, im Gegenteil, mir war sofort klar, auf was es hinauslief (ich bin eine sehr erfahrene Krimileserin).
Aber inhaltlich ist da eigentlich gar nichts. Der Typ schlachtet an jedem achtundzwanzigsten Februar eine Frau ab, oder, seiner Meinung nach, macht sie schöner.
Fragen über Fragen bleiben hängen: Was ist das Motiv, warum tut er das, was er tut? Warum am achtundzwanzigsten Februar (das Datum scheint ja eine wichtige Rolle zu spielen)? Warum kommen die Frauen zu ihm (gerade die letzte, die doch fast ängstlich ist)? Hat er ihnen was versprochen? Wenn ja, was? Wo macht er seine "Arbeit"? (So dass das Geschrei von keinem gehört werden kann; beim letzten Opfer überaus wichtig.) Und was macht er mit den Opfer nach der Verschönerungsaktion?

Wenn du den Leser wirklich fesseln willst, dann werde konkreter, gehe näher ran an deinen Protagonisten. Sonst ist alles belanglos und schnell vergessen.

"ist ja auch schwer, die Gefühle von jemandem auszudrücken, der man selber nicht sein möchte." => Daraus schließe ich, dass du die Perspektive des Protagonisten nicht "drauf hast". Unter diesen Umständen kann der Text nicht gut werden und ich rate dir, die Perspektive zu wechseln. Wenn du dich in einen irren Killer nicht hineinversetzten kannst, dann schreibe keine Krimis oder schreibe sie aus der Sicht der "Guten", der Polizei zum Beispiel.

Grüße
Chris

 

Hallo Chris, wenn ich keine Kritik wollte, bräuchte ich meine Texte ja nicht in den Foren zu veröffentlichen. Aber die bisherigen Kritiken waren so niederschmetternd, "dass es mir glatt die Sprache verschlug".
Es ist mir klar, dass man nicht Jedermanns Geschmack treffen kann, aber die beiden Texte haben auch schon ihre Fans und wurden auch schon veröffentlicht, deshalb hat mich die Reaktion darauf einfach überrascht.
Aber jedes Forum ist, bedingt durch die Vielschichtigkeit der Mitglieder, eben anders und das kann ich ohne zu Murren akzeptieren.
Zu dieser Geschichte: Ich versuche manchmal, eine Kurzgeschichte so zu verfassen, dass der Leser sich genau die Fragen stellt und mit seiner Fantasie beantwortet, jeder stellt sich einen Mörder oder den Grund seines Handels usw. anders vor. So gesehen gebe ich nur eine Anregung zum Kreativsein, was mir bei Dir ja sehr gelungen scheint.
Deshalb fiel mir auch das Wort "beschwingt" ein, weil ich mir dieses Gefühl sehr gut für einen derartigen Menschen mit Vorfreude gut vorstellen konnte.
Vielleicht interpretiere ich im übrigen den Sinn einer "Kurz"geschichte eben anderes, ich versuche tatsächlich, den Inhalt so zu kompremieren, dass genügend Freiraum für das eigene Vorstellungsvermögen bestehen bleibt, mag das falsch oder richtig sein, letztlich entscheidet das der/die LeserIn. So wie Du und eben alle anderen auch.

 

Hallo Android!

Dann entschuldige, dass wir dich so verschreckt haben, das war nicht meine Absicht und sicher auch nicht die der anderen.
Allerdings sind wir hier in einem Forum, wo man versucht, ehrlich seine Meinung zu sagen und zu diskutieren. Rede doch mit, sag, was du mit den Kritiken anfangen kannst, oder auch nicht. Und scheue dich nicht davor, an deinen Texten zu arbeiten.

"Zu dieser Geschichte: Ich versuche manchmal, eine Kurzgeschichte so zu verfassen, dass der Leser sich genau die Fragen stellt und mit seiner Fantasie beantwortet, jeder stellt sich einen Mörder oder den Grund seines Handels usw. anders vor. So gesehen gebe ich nur eine Anregung zum Kreativsein, was mir bei Dir ja sehr gelungen scheint." => Nein sorry, du hast meine Kreativität nicht angeregt, ich lese auch nicht, damit meine Kreativität angeregt wird, ich möchte unterhaltsame Geschichten lesen. In deinem Text fehlen mir zu viele Dinge, als das er unterhaltsam sein könnte. Da sind nur schwammige Andeutungen, das reicht mir nicht.
Ich will, dass mit ein Autor eine Geschichte erzählt, nicht, dass er nur etwas andeutet (das finde ich einfach ur nervig).
Kreativ bin ich selbst, ich schreibe selbst, dazu brauche ich keine Stichworte von anderen.

Grüße
Chris

 

Hallo Android,

mir hat deine Geschichte nicht gefallen. Die Formulierungen sind zu umständlich und aufgebläht, als dass bei mir Spannung aufgekommen wäre. Irgendwann war es absehbar, was passieren wird.

Gespeist aus Wünschen, Erinnerungen und neuen, ganz anderen Vorstellungen als bisher.

So etwas zum Beispiel. Was sind "ganz andere" Vorstellungen? Das ist so wage, angedeutet, vielleicht ist es von dir so gewollt, aber ich bleibe hier beim Lesen hängen. Frage mich, von welchen Vorstellungen hier erzählt wird.

Du machst das noch öfter. Wenn ich es überzeichne, dann kommt der Text bei mir etwa so an:

Irgendjemand hat Gedanken gehabt, und jetzt noch welche, die viel weiter in diese Richtung gehen. Dann malt er etwas in einer Farbe an, dann nimmt er noch mehr von der Farbe, so dass es richtig stark wird. Dann kocht er ein Gericht, und nimmt genau die Gewürze, damit es so schmeckt, wie er will. Dann geht er einkaufen und geht genau in das Geschäft, indem er das findet, was er will. Und das schenkt er dann seiner Bekannten, die er kennengelernt hat, nachdem es passiert ist, wovon der die ganze Zeit spricht.

Du schreibst von Dingen, die dir als Autor klar sind, die aber der Leser nicht weiß. So etwas ist in Ordnung, wenn es dem Spannungsaufbau dient. Aber das tut es bei dir leider nicht.

Schöne Grüße,

yours

 

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