Im Fluss
Der Fluss trug mich langsam dahin, er wirbelte mich gemächlich herum, schwenkte mich von Seite zu Seite und ließ mich mal oben, mal unten treiben. Ich genoss es, meinen Körper dem Wasser zu überlassen und nahm jede Sensation mit allen Sinnen in mich auf. Erst allmählich wurde mir bewusst, dass ich nicht atmen konnte. Panik ergriff mich. Ich versuchte zu schwimmen, mit den Armen zu schlagen, um zur Oberfläche zu kommen. Doch mein Körper war wie gelähmt und ließ sich nicht bewegen. Außerdem wusste ich überhaupt nicht, wo oben oder unten war. Um mich herum wirbelte alles in verschwommenen Schemen. Ich schloß die Augen.
Ich sah mich, wie ich zuhause in meinem Bett lag. Durch das hohe Fenster strömte Sternenlicht und tauchte die Szenerie in ruhige Silber- und Blautöne. "Mein Gott, ich schlafe ja. Ich träume!" schoss es mir durch den Kopf. "Ich muss aufwachen, sofort!"
Ich öffnete die Augen, doch nichts geschah. Noch immer wirbelte ich vom Fluss getragen hin und her und noch immer konnte ich nicht atmen. Nun drehte sich auch alles in meinem Kopf. Meine Gedanken rasten, so dass ich sie kaum zu fassen vermochte. Ich konnte nicht atmen, ich konnte mich nicht bewegen, ich konnte nicht aufwachen. Was war nur los mit mir?
Wieder schloss ich die Augen und versuchte, mich zu konzentrieren. Mein Körper krümmte und verkrampfte sich bei den verzweifelten Versuchen, Luft zu holen. Wieder sah ich mich im Schlafzimmer, doch dieses Mal saß ich steif auf dem Stuhl in der Ecke, halb im Schatten verborgen. Erschrocken öffnete ich die Augen wieder.
Das machte alles keinen Sinn. Es musste ein Traum sein, sonst wäre ich schon längst ertrunken. Und wenn es ein Traum war, dann musste es doch auch eine Möglichkeit geben, ihn zu beenden.
Ich spürte, wie ich müde wurde. Meine Glieder wurden schwer und ich schien immer tiefer zu sinken. Erschöpft schloss ich die Augen wieder.
Dunkelheit umgab mich.