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- Anmerkungen zum Text
Das ist meine erste Kurzgeschichte, die ich veröffentliche. Anhand dieses Textes wollte ich einen Schreibstil ausprobieren und testen, ob ich Spannung erzeugen kann. Ich habe bisher noch keine Prosa geschrieben, ich habe Geschichten in anderer Form erzählt (zum Beispiel Drehbücher). Bitte entschuldigt jegliche Rechtschreib-oder Grammatikfehler. Peinlicherweise befürchte ich, dass ich mich wieder mit Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung beschäftigen werden muss.
Im Nebel der Nacht
Die Scheinwerfer des Audi durchdrangen den Nebel in dieser spätherbstlichen Nacht nur kaum. Trotzdem entschied sich Linda dazu, den abgelegenen Feldweg zu nehmen, denn die Bundesstraße wäre ein zehnminütiger Umweg gewesen. Außerdem hatte sie schon ein Sektglas zu viel intus und von der Polizei angehalten zu werden, hätte sie jetzt ganz und gar nicht gebrauchen können.
„Komm doch vorbei, lass uns etwas Spaß haben!“, sagte Lindas beste Freundin, als sie Linda einlud.
Dass Lindas Ex-Freund Stefan auch dort sein würde, hatte sie natürlich nicht erwähnt. Dazu kam noch, dass er mit seiner neuen Freundin dort war. Gelacht und gewitzelt haben sie auf eine ganz heuchlerisch höfliche Art und Weise, sodass Linda hätte kotzen können. Was blieb ihr schon anderes übrig, als sich die Kante zu geben?
Früher oder später wäre es zu einem Aufstand gekommen, also ist sie kurze Zeit darauf lieber gegangen. Ihre Aufregung bereitete ihr jetzt am meisten Frust. Das hatte nur zu bedeuten, dass er wiedergewonnen hatte.
Bevor sie diesen Gedanken allerdings weiterspinnen konnte, musste sie eine Vollbremsung einlegen. Staub und Erde wirbelten auf und nach ein paar Metern kam das Auto zum Stehen. Vor dem Wagen lag ein Haufen großer Äste. Der gestrige Sturm muss sie auf den Weg geweht haben. Ein Wunder, dass Linda sie bei dem dichten Nebel und in ihrer Trunkenheit überhaupt rechtzeitig entdeckt hatte. Ihr Herz pochte in ihrer Brust und sie konnte das Adrenalin förmlich durch ihre Adern kursieren spüren. Das Leder des Lenkrads knarrte in ihren geballten Fäusten. Sie hatte das Gefühl, ihre Hände waren wie festgeklebt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit entspannten sich ihre Arme und ihr Fuß löste sich vom Bremspedal. Sie atmete tief ein und konnte sich wieder fangen. Sie sah sich um, aber entdeckte nichts als Stille und Dunkelheit. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als die Äste aus dem Weg zu räumen. Einen Schritt aus der Tür hinaus und die eiskalte Luft stach ihr in der Brust, Gänsehaut am ganzen Körper. Sich eine Jacke anzuziehen war ihr jetzt zu doof. Sie begann das Holz nach und nach in den Seitengraben zu werfen. Sie wunderte sich, dass diese Ansammlung an Ästen alle auf derselben Stelle gelandet sind, schon fast bewusst gestapelt. In diesem Moment bemerkte sie aus dem Augenwinkel heraus ein Licht und ein entferntes Motorgeräusch. Linda blickte hinter sich und sah die Scheinwerfer eines Autos auf sie zukommen. Zu dieser Uhrzeit würde sonst niemand hier entlangfahren. Das war ihr jetzt zu verdächtigt. Angsterfüllt beeilte sie sich, den Feldweg frei von Hindernissen zu bekommen. Der anfahrende Wagen hielt um die zehn Meter hinter ihrem an.
Ein Mann stieg aus. „Hey!“, rief die dunkle Silhouette. Linda ignorierte die restlichen Baumteile, eilte zurück in ihr Auto, verriegelte die Türen und ließ den Motor an. Im Rückspiegel sah sie den mysteriösen Mann hastig in sein Fahrzeug einsteigen. Ehe sie sich versah, befand sich Linda plötzlich in einer Verfolgungsjagd. Sie raste den Feldweg entlang. Die Sicht war unverändert, der Nebel hatte sich kein Stück gelöst. Es war nun ein reines Glücksspiel, ob Linda irgendwelchen entgegenkommenden Hindernissen ausweichen könnte. Sie warf einen Blick nach hinten. Der Verfolger fuhr ihr schon fast auf, Stoßstange an Stoßstange. Er begann zu hupen. Das Geräusch dröhnte in ihren Ohren. Der Sitz unter ihr vibrierte und als Linda ihren Blick wieder nach vorne richtete, bemerkte sie, dass sie mit der Hälfte des Autos schon im Seitengraben war. Rasch riss sie das Lenkrad nach rechts und der Wagen kam ins Schludern. Bevor das Auto allerdings komplett außer Kontrolle geriet, berührte es Asphalt und es fing sich wieder.
Linda war nun im Dorf angekommen und ihr Instinkt sagte ihr zu ihrem Haus zu fahren, sich dort einzusperren und auf Hilfe zu warten. Allerdings müsste sie erst Abstand zu ihrem Verfolger gewinnen, der ihr immer noch dicht auf den Fersen war. Sie erinnerte sich, dass eine enge Gasse hinter ein paar Häusern direkt zu ihr nach Hause führt. Vielleicht könnte sie ihn dort loswerden.
Nach ein paar Hundert Metern bog Linda plötzlich scharf links ab. Bei der hohen Geschwindigkeit hat sie die Kurve gerade so gekriegt, allerdings mussten ein paar Mülltonnen daran glauben. Sie trat ins Gaspedal, die Reifen quietschten. Im Rückspiegel sah sie, dass das Auto hinter ihr nicht schnell genug abbiegen konnte. Linda fuhr in ihre Straße. Vor ihrem Haus hielt sie an, das Auto schief über dem Gehweg. Sie sprang heraus und rannte zur Haustür, Schlüssel in den Händen. Hinter ihr hörte sie einen Wagen vorfahren, es war der Verfolger. Linda fummelte mit dem Schlüsselbund herum, immer wieder über ihre Schulter blickend, während der Mann auf sie zukam. Als sie feststellte, dass sie die Tür nicht schnell genug aufbekommen würde, nahm sie die Schlüssel zwischen ihre Finger wie eine Waffe, und wandte sich dem Mann in einer Kampfhaltung zu. Die Angst übernahm jegliche Steuerung über ihren Körper. In diesem Moment war sie nichts als Instinkt, zu allem bereit. Der Mann blieb plötzlich ein paar Meter vor ihr stehen und streckte seine Hände in einer beruhigenden Geste aus.
„Keine Angst, ich möchte Ihnen nichts tun. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen!“, sagte er.
Linda sah ihn nur verdutzt an.
„Hinten auf dem Feldweg habe ich gesehen, wie ein Mann bei Ihnen ins Auto gestiegen ist.“
Eine der Hintertüren ihres Audis stand offen.
„Er muss gerade geflüchtet sein“, fügte er hinzu.
Linda ließ locker und nahm den Schlüssel aus ihrer Faust. Sie lief zum Auto und spickte hinein. Dort fand sie eine kurze Schnur und einen schwarzen Handschuh. Der Verbrecher muss sich auf der Rückbank versteckt haben. Von ihm fehlte jede Spur.