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Im Spiegel der Metapher
Ging wandernd zur Dämmerung in der Natur, leise legte sich die Dunkelheit in den Osthimmel, und ein Wind begann zu flüstern in den Büschen, in der Bäume Wipfel, ringsherum. Fast schienen mir die melodischsten Vogelsänge an mein Ohr getragen, einem Gesang der freien, ungehaltnen Geistern gleich, mit denen Bilder schöner Jugendtage und Erinnerung an rote Düfte zu mir getragen wurden.
Die ersten Sterne flackerten am Firmament, Zeichen des Universums, der allumfassenden Energie: nenn es, wie du willst – und wie von Engelshand getragen, geeint mit mir, im Sinne schon da, offenbarte sich der Horizont als Meer der funkelnden Lichter, und in diesem Lichtermeer, da fand ich eine Insel, und auf dieser Insel war ein Wald, und in diesem Wald da sangen Winde, da kreisten flügelschlagend weiße Tauben, eine jede war die Offenbarung einer Frage, eine Antwort auf den Sinn des Seins.
Und wie ich dort auf dieser Insel saß, die Kraft des Augenblicks genoss, merkte ich nicht, wie dunkle Wolken über der Insel aufzogen, wie Sternenlicht um Sternenlicht von ihnen verschlungen und Schatten um Schatten stattdessen geboren wurden. Einem Mantel der Entsinnung gleich, schleichend, legte sich die Dunkelheit über diesen Ort.
Wo seid ihr nur, klare Himmelsfreunde? Wohin entschwunden, freundliche Tauben? Warum mir die geistige Nacht?
Und der Wald ward mir zum Labyrinth, zu einem fremden Organismus. Kein Licht durch knarrende Äste, berstend nur das Unterholz. Schlotternd der Wind. Suchende Augen im Schwarz. Fetzen der Erinnerung. Bracher Verstand. Öde. Verschlungen jene freudige Zeit.
Ich höre das Meer, doch ich finde es nicht.
In einer Fantasie gefangen, ohne sie zu erkennen; einem dunklen Traume gleich, aus dem man nicht erwacht; vor Bildern stehen, die sich kalt und klanglos anfühlen…
So erscheinst du mir, Dezemberzeit, metaphorisch, als Dolmetscherin des Herzens.