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Immer Ärger mit dem Funk
Alexander Müller drückte auf die Klingel mit der Aufschrift N. Schneider. Nach einer Weile meldete sich eine mürrische Stimme.
„Ja, was ist?“
„Ich habe einen Tausendeuroscheck auf der Straße gefunden und wollte wissen, ob er vielleicht Ihnen gehört.“
Ein kurzes Zögern am Ende der Leitung.
„Ich bin sicher das wüsste ich, also verzieh dich, du Scherzkeks.“
Der Hörer wurde aufgeknallt, aber Alexander gab nicht so schnell auf. Er klingelte erneut.
„Was ist?!“
„Würden Sie bitte die Tür aufmachen?“
„Wieso verdammt?“
„Es ist wichtig.“
„Das hoffe ich schwer für dich Freundchen.“
Die Tür wurde geöffnet und Müller ging die Treppen hinauf. Im zweiten Stock wartete ein Mann Mitte 20 an einer der Türen. Er trug schwarze Kleidung und dazu passende Haare, seine Augen waren hellblau und musterten Müller kalt. Das war also Nico Schneider.
„Was?“
„Guten Tag, Herr Schneider, mein Name ist Alexander Müller von der GEZ- Behörde.“ Mit diesen Worten schob er sich schnell durch die Tür, Schneider folgte ihm überrascht.
„Ah, da haben wir den Fernseher ja schon“, Müller war sehr mit sich zufrieden.
„Ich habe jetzt wirklich keine Zeit für so was.“
Es klingelte erneut an der Tür, Schneider verdrehte die Augen und ging zur Sprechanlage.
„Was?“
„Du verdammter Mistkerl“, die weibliche Stimme spie diese Worte heraus. „Wie kommst du dazu die Schlösser auszuwechseln, lass mich sofort rein!“
„Die hat mir grade noch gefehlt“, Schneider zuckte resigniert mit den Schultern und öffnete die Tür. Eine grell geschminkte Wasserstoffblondine kam die Treppe herauf und in seine Wohnung gestürmt und gab Nico eine schallende Ohrfeige.
„Wie konntest du es wagen mit dieser Schlampe rumzumachen, schon mal was von Treue in der Ehe gehört?“
„Und das von Berlins anerkanntem Spermabecken.“
„So bist du immer, total gemein. Nie tust du was für mich, nicht mal meine Mutter konntest du mit mir besuchen.“
„Ich war auf der Flucht vor den Bullen, da kann ich ja wohl schlecht nen kleinen Abstecher zu deiner Mutter machen.“
„Sag ich doch, du bist der totale Egoist!“
„Ach, und was ist mit dir? Du hast doch nichts Besseres zu tun, als meine hart geklaute Kohle auf dem Schwarzmarkt zu verscherbeln. Eine diamantenbesetzte 38iger, so nen Käse hab ich ja noch nie gehört.“
„Paris Hilton hat dieselbe im Nachtschrank.“
„Paris Hilton ist zu blöd so ein Ding geradeaus zu halten, aber wenigstens darin habt ihr was gemeinsam.“
„Ach, und wer hat beim letzten Einbruch im letzten Moment den Sicherheitskasten zerschossen?“
„Ah ja, tolle Leistung, vor allem, da du eigentlich auf den Kopf vom Wachmann gezielt hast.“
„Ich hätte auf meine Mutter, meine Schwester, meine Cousine dritten Grades und meine Nagelpflegerin hören sollen, dann wäre ich jetzt mit einem ehrbaren Steuerhinterzieher verheiratet. Christian Fischer wäre eine bessere Wahl gewesen.“
„Und er ist auch bei der GEZ angemeldet“, unterbrach Alexander nach einem kurzen Blick in seine Unterlagen.
„Maul halten, das ist ein Privatgespräch“, Nico funkelte ihn böse an.
„Hör auf ihn anzuschnauzen, er kann nichts dafür, dass du ein Versager bist.“
„Das ist immer noch meine Wohnung, hier kann ich anschnauzen wen und wann ich will!“
Ein Knall und zersplitterndes Glas waren zu hören, als das Wohnzimmerfenster zerschossen wurde.
„Hier spricht die Polizei, kommen Sie mit erhobenen Händen raus.“
„Verdammte Scheiße“, Nico betrachtete mit großen Augen sein ehemaliges Fenster. Er zog seine Knarre und sah seine Frau an.
„Sarah, jetzt kommt deine Paris Hilton Spielzeugkanone mal zum Einsatz.“
Die Frau kramte in ihrer Handtasche und verzog dann das Gesicht.
„Vergessen“, sagte sie kleinlaut. Nico stöhnte auf.
„Das ihr Scheißweiber nie auf eure Sachen aufpassen könnt.“
„Dann besorg ich uns halt ein Fluchtauto“, Sarah ging auf die Tür zu.
„Vergiss es, bei deinen Autokenntnissen könnten sie dir ein Fahrrad andrehen.“
Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen.
„Das ist mir nur einmal passiert.“
„Der GEZ- Mann besorgt das Auto.“
Alexander, der die ganze Szene bis jetzt fasziniert beobachtet hatte, zuckte zusammen.
„Also das fällt nun wirklich nicht in meinen Zuständigkeitsbereich.“
„Maul halten und losgehen.“
Doch dazu kam es nicht mehr, die Wohnungstür wurde eingetreten und 5 Polizisten stürmten herein. Nico und Sarah wurden an Handschellen abgeführt.
„Alles in Ordnung?“
Einer der Bullen trat zu Alexander und legte ihm den Arm auf die Schulter.
„Die beiden suchen wir schon seit Wochen, sie haben den Juwelier in der Schillerstraße leergeräumt, sie hatten Glück, die beiden sind äußerst gewalttätig, wenn die Frau nicht so schlecht zielen würde, hätte sie schon 6 Leute umgebracht.“
„Ich kann sehr wohl zielen“, rief Sarah von der Tür aus über die Schulter.
Alexander trat auf den Bürgersteig und atmete tief durch. Dann lächelte er und ging mit einem schönen Gedanken seiner Wege.
Vergesst die Polizei, die Stasi und die Kripo, hier kommt der GEZ- Mann.